Bücher mit dem Tag "vater-sohn-beziehung"
242 Bücher
- Carlos Ruiz Zafón
Der Schatten des Windes
(5.814)Aktuelle Rezension von: Alexandra_CIm Mittelpunkt steht der junge Daniel, dessen Vater eine Buchandlung in Barcelona betreibt. Er selbst arbeitet in einer Druckerei und es ranken sich viele Ereignisse in der Geschichte, die Daniel zu Nachforschungen veranlassen, die wiederum nicht ungefährlich sind. Nebenbei ist auch eine Romanze eingeflochten.
- Pascal Mercier
Nachtzug nach Lissabon
(1.384)Aktuelle Rezension von: Tilman_SchneiderRaimund Gregorius macht sich auf eine Reise. Der belesene Lateinlehrer fährt mit dem Nachtzug nach Lissabon. Um sich vorzubereiten hat er ein Werk eines portugiesischen Schriftstellers im Gepäck. So taucht er nicht nur in das Land ein, dass er bald sehen wird, sondern auch in das Leben. Raimund ist begeistert und gefangen von der Geschichte und macht sich auf die Suche. Nach den Spuren des Schriftstellers, er sucht das Leben und Raimund sucht eben auch sich. Pascal Merciers Buch hat Millionen begeistert und dies völlig zurecht. Es ist ein großartiges, ein feines Buch und man kommt selbst zum nachdenken und macht sich auf die Suche.
- Daniel Kehlmann
Die Vermessung der Welt
(3.436)Aktuelle Rezension von: ArgentumverdeWährend Carl Friedrich Gauß zu Hause an einem Buch über die Vermessung der Welt schreibt, bereist sie Alexander von Humboldt kreuz und quer, dokumentiert und erforscht.
Daniel Kehlmann erzählt die Geschichte zweier Wissenschaftler, die jeder auf ihre Art entdecken und verstehen wollen, begreifen und begreiflich machen wollen, deren Wissen und Bücher uns bis heute begleiten und lehren. Es sind zwei ganz außergewöhnliche Gelehrte, Geister ihrer Zeit weit voraus und Kehlmann gelingt es ganz hervorragend Beide dem Leser nahe zu bringen. Dabei schreibt er nicht weniger wortgewandt, geistreich und humorvoll als er seine Protagonisten präsentiert.
Mein Fazit: Ein großartiges Buch, an dem man nicht vorbeigehen sollte. Von mir mehr als eine klare Leseempfehlung.
- Maja Lunde
Die Geschichte der Bienen
(1.055)Aktuelle Rezension von: Rodrik-AndersenIn drei Erzählsträngen, die zu Beginn auf unerklärliche Weise miteinander verwoben sind und sich in verschiedenen Zeitepochen zutragen, wird das Schicksal der Bienen geschildert, welches unmittelbar mit jenem der Menschen verbunden ist. So findet der englische Biologe William im 19. Jahrhundert zu einer neuen Passion, als er sich auf die Fahnen schreibt, den besten Bienenstock der Welt zu bauen. Dagegen hat der US-amerikanische Imker und Bauer George Anfang des 20. Jahrhunderts mit der Nachfolgeregelung seines Hofes zu kämpfen – und mit dem plötzlichen Verschwinden ganzer Bienenvölker. Und Tao, die Ende des 21. Jahrhunderts mit ihrer Familie in China lebt, erfährt jeden Tag als Bestäuberin, was es bedeutet, wenn es keine Bienen mehr auf der Welt gibt.
Auf eine persönliche Empfehlung hin habe ich zu diesem Buch gegriffen, das vor allem aufgrund seines schlichten Einbands mit der am Boden liegenden Biene ins Auge springt. Und in der Tat schaffte es die Geschichte von Anfang an, mich zu fesseln. Das lag einerseits am gelungenen Schreibstil, an der Nähe zu den drei genannten Protagonisten und an der Schilderung, was das Bienensterben am Ende des 21. Jahrhunderts für Auswirkungen nach sich zieht.
Allerdings haben mir nicht alle Erzählstränge gleichermaßen gut gefallen. Besonders mit George’s Werdegang, der in erster Linie Hintergrundwissen zur Entstehung der Bienenstöcke beisteuerte, wusste ich nichts anzufangen. Außerdem vermisste ich eine klare Botschaft, die an den Leser herangetragen wird, obgleich es von der Autorin bestimmt beabsichtigt war, dass sich die Leserschaft selbstständig Gedanken dazu macht. Und ebenso missfiel mir der Abschluss von Taos Handlung, die lange Zeit als Kämpferin in Szene gesetzt wird, um schlussendlich als bleiche Propaganda-Figur zu enden.
Fazit: Die Geschichte der Bienen kommt erfrischend anders daher. Sie regt nicht nur zum Nachdenken an, sondern zeigt auch auf, was geschehen kann, wenn der Mensch weiterhin so rücksichtslos mit seiner Umwelt umgeht. Dabei waren für mich besonders die beiden Erzählstränge aus der Gegenwart und der Zukunft die einprägsamsten, da sich diese beiden mit der aktuellen Ausgangslage und einer bedrohlichen Zukunftsvision auseinandersetzten. Der Schreibstil sowie die Schilderung der Ereignisse aus Sicht einiger weniger Personen erzeugten Spannung und Intimität gleichermaßen. Abgesehen von den bereits erwähnten Aspekten, die mich gestört haben, hat dieser Roman einen positiven Eindruck bei mir hinterlassen, weshalb ich ebenfalls an dieser Stelle eine Leseempfehlung aussprechen möchte. - Joanne K. Rowling
Harry Potter und das verwunschene Kind. Teil eins und zwei (Deutsche Bühnenfassung) (Harry Potter)
(2.069)Aktuelle Rezension von: BlueberryDessertIch habe lang damit gehadert, ob ich es lesen soll oder nicht. Mehrere Jahre tatsächlich. Habe von vielen Leuten gehört, dass sie die Geschichte lieber nicht gelesen hätten. Dann hab ich mich doch getraut und es nicht bereut. Es kann zwar nicht mit den echten Potter-Bänden mithalten, finde ich, aber ich fand es trotzdem gut. Die Hauptstory hätte ich nicht unbedingt gebraucht, aber zumindest fand ich es schön, einige Charaktere neu kennenzulernen (v.a. Severus Snape).
- Jonathan Safran Foer
Extrem laut und unglaublich nah
(1.249)Aktuelle Rezension von: Johann_BaierNach 100 Seiten abgebrochen: die Hauptfigur ist ein 9-jähriger Junge, der altklug wie ein Erwachsener daherredet, der mehr weiß, als die meisten Erwachsenen, der aber gleichzeitig sich auf eine Suche begibt, die so unsinnig ist, dass kein 9-Jähriger das tun würde. Die ein 9-Jähriger in der Riesenstadt New York auch nicht durchführen könnte. Der Protagonist ist eine unrealistische Kunstfigur (ähnlich wie Günther-Grass-Oskar mit der Blechtrommel, der aus Protest aufhört zu wachsen). Mit einer unrealistischen Kunstfigur kann man nicht mitfühlen, sie ist kalt wie eine Science-Fiction-Comic-Figur. Sie erschien mir mehr wie ein abstraktes Fabelwesen, das mir irgendwelche Lebensweisheiten mitteilen soll, ich habe nur nicht verstanden welche.
Bei den unrealistischen (und schwer zu lesenden) Dialogen fragte ich mich: warum sind sie da, warum soll ich sie lesen? Dialoge werden in Romanen eingesetzt, um die Handlung voranzubringen, um die Personen zu charakterisieren, um eine Atmosphäre wiederzugeben, um Konflikte zwischen den Figuren aufzuzeigen – und sie hören auf, wenn diese Ziele erreicht sind. Die Dialoge in dem Roman von Foer dienen keinem dieser Ziele. Sie hören aber trotzdem nicht auf.
Das Buch war angekündigt als Geschichte eines Jungen, der seinen Vater beim 9/11-Anschlag verloren hat. Einen solchen Jungen lernt man aber nicht kennen. Man lernt aber nur eine unrealistische geschwätzige Kunstfigur kennen.
- Khaled Hosseini
Drachenläufer
(2.035)Aktuelle Rezension von: AukjeAfghanistan mitte der 70er. Der zwölf jährige Amir möchte eine Drachensteig-Wettbewerb gewinnen um seinem Vater zu imponieren. Dafür braucht er die Hilfe von Hassan, der mit ihm zusammen aufwächst, obwohl sein Vater der Diener von seinem Vater ist. Am Tag des Wettkampfs gibt es einen schrecklichen Zwischenfall, bei dem Amir beobachtet, das Hassan vergewaltigt wird, ihm aber nicht zu Hilfe kommt. Dadurch kommt es zu einem Bruch in ihrer Freundschaft. Jahre später, nachdem der politische Umbruch in Afghanistan stattgefunden hatte, lebt Amir mit seinem Vater längst in den USA. Nachdem sein Vater verstorben ist und er die Asche seines Vaters in Afghanistan verstreuen soll, reist er dorthin. Doch dort erfährt er die ganze Wahrheit über das traumatische Leben von Hassan.
Eher ein ernstes Buch, aber sehr gut!
- Ursula Poznanski
Saeculum
(1.937)Aktuelle Rezension von: Olaf_RaackHarfenmusik unterbrochen von lautstarker Dudelsackmusik, Schaukämpfe mit Schwert und Axt, Fleisch am Spieß und die eine oder andere mystische Wahrsagung. Mittelalter für den Normalsterblichen, der sich in seiner Alltagskleidung durch das gewandete Volk schiebt und staunend die Auslagen der verschiedenen Händler begutachtet. Doch immer wieder folgt der Blick auf die Armbanduhr oder das Handy. Ein Hauch von Mittelalter und doch nichts weiter als ein Abziehbild dessen, was unsere Vorfahren durchlebt haben.
Wäre es da nicht eine Alternative, auf alles zu verzichten, was nach dem Mittelalter erfunden wurde und sich tief im Nirgendwo der Natur auf ein authentisch mittelalterliches Erlebnis einzulassen? Dafür entscheiden sich die Protagonisten dieses Buches und bilden eine bunt zusammengewürfelte Truppe aus zumeist erfahrenen Rollenspielern. Doch was als Abenteuer beginnt, verwandelt sich bald in einen mysteriösen Albtraum, hinter dem viel mehr steckt, als es den Anschein hat.
Das Buch hat einen guten Spannungsbogen, benötigt aber ein klein wenig Anlauf, was mir aber sehr gut gefallen hat. Durch den seichteren Einstieg hatte ich die Möglichkeit, mich atmosphärisch im Mittelalter einzufinden und die einzelnen Charaktere kennenzulernen. Diese bilden mit all ihren teils skurrilen Eigenheiten die Basis dessen, was später auf sie zukommt.
Dennoch besitzt die Story nicht die gesamte Grausamkeit des Mittelalters, denn es handelt sich hier um einen Thriller im Jugendbuch-Format – was nicht bedeutet, dass es für ältere Kerle wie mich nicht geeignet wäre.
Ich kann »Saeculum« uneingeschränkt empfehlen und habe den Ausflug ins Mittelalter sehr genossen. - John Irving
Gottes Werk und Teufels Beitrag
(1.025)Aktuelle Rezension von: Fynn_AugustusFinde das Buch wirklich sehr gut. Vielschichtige Personen, die die Handlung schon fast unwichtig machen. Der Erzählstil ist sehr langsam, was ich persönlich sehr gerne mag wenn es gut gemacht ist. Es geht um die Personen, ihre Beziehungen zueinander und zu ihrer Umwelt, ihre Persönlichkeiten und ihre Leben. Die Abtreibungsdebatte wird humanisiert. Rassismus ist kein Hauptthema, aber trotzdem weißt der Autor auf einige Probleme hin.
Ich kann das Buch grundsätzlich jedem empfehlen, nicht geeignet ist es meiner Meinung nach für Lese(wieder)einsteiger, da eben wenig passiert und das für Leute, die nicht viel lesen, öde sein kann, vor allem, da das Buch über 800 Seiten hat.
- Simon Beckett
Obsession
(1.216)Aktuelle Rezension von: Gute_NachtInhalt
Ben ist am Boden zerstört, als seine Frau unvermutet stirbt. Allein Sarahs autistischer Sohn Jacob spendet ihm Trost.
Doch während Ben die gemeinsame Wohnung aufräumt, macht er eine ungeheuerliche Entdeckung: Jacob war gar nicht Sarahs leibliches Kind. Offenbar hatte diese den Jungen entführt, als der noch ein Baby war. Ben engagiert fassungslos einen Privatdetektiv, der schnell Jacobs leiblichen Vater ermittelt. Dass damit eine Lawine tödlicher Obsessionen ins Rollen gebracht wird, ahnt keiner.
Fazit
Ein Thriller der anderen Art - dennoch sehr spannend und faszinierend.
- Joanne K. Rowling
Harry Potter and the Cursed Child
(815)Aktuelle Rezension von: Anja_WeinholdDas Skript setzt genau dort an, wo der Epilog von "Harry Potter und die Heiligtümer des Todes" aufhört. Harry und Co. schaffen ihre Kinder zum Hogwarts Express. Für Albus Severus Potter ist es sein erstes Jahr. Entgegen aller Wahrscheinlichkeit kommt der jedoch nach Slytherin und freundet sich mit Scorpius Malfoy, dem Sohn von Harry einstigen Erzrevalen Draco an. Die Jahre vergehen und während Albus von Gryffindors und Slytherins gleichermaßen gehänselt wird, weil er so gar nicht nach seinem Vater kommt halten sich hartnäckig Gerüchte Scorpius sei in Wirklichkeit das Kind von Lord Voldemort, die ihm das Leben zur Hölle machen. Die Jahre vergehen und beide Jungs entfremden sich immer mehr von ihren Vätern. In Albus und Scopius dritten leidgeplagten Jahr in Hogwarts sorgen die familiären Zwiste schließlich dafür, dass die beiden Jungs auf die wahnwitzige Idee einer Zeitreise kommen. Und es geht schief, was nur schief gehen kann.
Als Doctor Who Folge wäre das Theaterstück vermutlich ein großer Spaß, als ernsthafter Beitrag zum HP-Universum ist das jedoch so trashig und fanfictinös, dass es so manchen Fan wohl eher zum weinen bringt. Was schade ist, denn es hat einige interessante Ansätze wie die paralell laufenden Vater-Sohn-Beziehungen von Harry und Draco, die beide Elternteile beinahe maximal verpfuschen, weil sie ihre Kindern gern zu etwas machen würden, was sie nicht sind. Das Skript hat seine größten Momente in diesen charakterstarken Augenblicken. Das große Problem ist die ganze Zeitreise-Story drumherum, die man einfach nur als absolut hirnrissig beschreiben kann. Hier macht absolut nichts Sinn und die Auflösung der vielen Zeitreise-Paradoxas ist einfach nur maximal bekloppt (Delphi!) und zu großen Teilen komplett Out of Character. Das ist schade, denn als Charakterdrama über das Erwachsenwerden hätte das richtig toll sein können. Selbst für so einen Band-7-Epilog-Verächter wie mich, der bei den Kevinismus-Namen selbst 15 Jahre nach erscheinen des letzten HP-Bands immer noch lachen muss.
So bin ich hin und hergerissen zwischen den Figuren mit all ihrem Potential und der komplett bescheuerten Hauptsstory, die ich nicht eine Sekunde ernst nehmen konnte. Unterschwellig habe ich immer darauf gewartet, dass endlich mal die blaue Telefonzelle erscheint. Dieses Zeitreisechaos kann einzig der Doctor noch vernünftig erklären. Muss ich also doch noch mein Harry-Potter-Doctor-Who-Crossover schreiben. Alles andere wäre unlogisch. - Franz Kafka
Die Verwandlung
(1.812)Aktuelle Rezension von: SonmiGregor Samsa verwandelt sich über Nacht in ein Insekt. Dies hat nicht nur Folgen für ihn sondern auch für seine Familie.
Während der Zeit des Zusammenlebens müssen alle Beteiligten aus ihrer gewohnten Routine ausbrechen und einige Hürden meistern. Am Ende hat sich nicht nur Gregor verwandelt sondern auch seine Schwester.
- Joachim Meyerhoff
Wann wird es endlich wieder so, wie es nie war
(366)Aktuelle Rezension von: CountofcountWas für ein schönes Buch... 🥰
Meyerhoff beschreibt ganz liebevoll die Kindheit und Jugend des Protagonisten, der im Schleswig-Holsteinischen Kleinort inmitten der dortigen Psychiatrie aufwächst.
Allmählich klären sich viele Dinge, die anfangs eher diffus unter der Oberfläche schlummern und angedeutet werden, und gerade das macht das Buch für mich so unglaublich charmant und packend.
Neben vielen (scheinbar) belanglosen Begebenheiten verdichtet sich die Geschichte und Erzählung immer mehr auf ihren Höhepunkt zu.
Dass das Ende so ist, wie's ist, fand ich beim Lesen außerordentlich bewegend (und schlüssig), ich hatte komplette Gänsehaut und war wirklich angefasst - gerade auch durch die liebevolle Schreibweise.
Auch wenn ich "Teil 1" noch nicht gelesen habe sondern direkt mit "Teil 2" der "Alle Toten fliegen hoch"-Reihe eingestiegen bin, war alles gut verständlich, weil es keine (für mich erkennbaren) Bezüge auf einen vorherigen Teil gab.
Wirklich ein toller Einstieg ins Lesejahr 2025.
- Charlotte Lucas
Dein perfektes Jahr
(31)Aktuelle Rezension von: lesenbirgitSchönes Hörbuch. Sehr angenehme Stimmen, war gut zu hören. Schade das es schon wieder vorbei ist. Ich hatte das Buch gewonnen und schon vor längerer Zeit gelesen und für gut befunden. Die beiden Protagonisten wie sie nachher zu einander finden einfach genial. Durch Zufälle zueinander gefunden und beider Leben positiv verändert. - Matt Haig
Ich und die Menschen
(767)Aktuelle Rezension von: Schwalbe71Der Autor ist schon ein Besonderer, dass muss man wirklich sagen, im Sinne von großartig und bodenständig. Matt Haig beschäftigt sich mit dem Leben allgemein und erzählt hier eine empfehlenswerte Geschichte, die es durch den Perspektivwechsel schafft, einen beachtlichen Blick auf unsere eigene Spezies Mensch und unser Leben zu werfen, und das macht er - wundervoll menschlich.
Das Buch hinterließ schöne Lesemomente und Zeiten, und man hat den Eindruck, daß es einem irgendwie immer mehr ans Herz gewachsen ist. Ein Eindruck, der wohl bleiben wird und das auch gerne darf.
- J.R. Moehringer
Tender Bar
(409)Aktuelle Rezension von: LesenLiebenLachenTender Bar ist ein kleinformatiger fast siebenhundert Seiten langer Roman auf dünnem, klein bedruckten Papier. Das soll nicht täuschen. Es ist keine ganz leichte Kost, trotzdem unfassbar leichtfüßig erzählt, manche Längen in der Story werden da gerne verziehen. 14 Tage Urlaubslektüre nicht nur für verregnete Abende oder heiße Strandtage. J.R. Moehringer ist einer der unterbewertesten Autoren und Tender Bar ein NEUER Klassiker. Hätte mir eine sorgfältigere und manchmal stimmigere Übersetzung gewünscht.
Die Abzüge gibts ausdrücklich nicht für die Story und den Autor, sondern das Format und die kleine Schrift... Inhalt 5 Sterne, Format 2 Sterne.
- Gavin Extence
Das unerhörte Leben des Alex Woods oder warum das Universum keinen Plan hat
(526)Aktuelle Rezension von: Buechervorhersage3,5 Sterne
In dem Buch erzählt uns der Protagonist Alex Woods von seinem zehnten bis zum siebzehnten Lebensjahr. Wir begleiten ihn durch seine Jugend, wo er ungewollt berühmt wird, mit einer neuen Krankheit zu kämpfen hat und versucht sich in der Schule zurechtzufinden, wo er gerne gemobbt wird. Bei dem Versuch vor seinen Schulkameraden zu fliehen, landet er beim grummeligen Mr. Peterson im Garten. Die beiden gewöhnen sich nach und nach aneinander und werden zu Freunden und als dann Mr. Peterson schwer erkrankt, beginnt für die beiden ein Leben voller Aufregung und kontroverser Entscheidungen.
Ich habe das Buch geschenkt bekommen und wusste nicht, was mich erwartet. Es ist auf jeden Fall sehr außergewöhnlich, voller Wissen und Fakten und die Geschichte ist speziell aber schön. Was mir Probleme bereitet hat ist der Erzählstil. Er ist sehr sachlich, trocken und vollgestopft mit Wissen, die Erzählung wirkt teilweise wirr, ohne roten Faden, zu ausführlich und langatmig und für meinen Geschmack fehlt mir die Gefühlsebene. Es scheint viele Lesende zu geben, die diesen Stil sehr gerne mögen, aber für mich war er leider nichts und ich habe mich leider etwas mühselig durch die ermüdende Geschichte gequält, sehr schade.
- Nicholas Sparks
Das Leuchten der Stille
(1.025)Aktuelle Rezension von: Julia-BronsemaKlappentext:
Gibt es die ewige Liebe, die allen Widrigkeiten trotzt? John ist überzeugt davon. Nichts kann seine Beziehung zu Savannah gefährden, auch nicht der Umstand, dass er mehrere Jahre lang ins Ausland muss. Umso erschütterter ist er, als er ihren Abschiedsbrief empfängt – der ihn vor die schwerste Entscheidung seines Lebens stellt.
Rezension:
"Leuchten der Stille" ist ein absoluter Klassiker für alle Romantikfans! Es ist eine berührende Liebesgeschichte. Die Charaktere sind so liebevoll gezeichnet und ihre Beziehung ist einfach herzergreifend. Nicholas Sparks hat einen fesselnden Schreibstil, der es schafft, die Emotionen der Protagonisten auf den Leser zu übertragen. Ich habe mitgelitten und mitgefiebert, während ich die Seiten umgeblättert habe. Ein absolutes Muss für alle Romantikfans! ⭐️⭐️⭐️⭐️⭐️
- Cormac McCarthy
Die Straße
(700)Aktuelle Rezension von: Lovely_Lila* Spoilerfreie Rezension! *
~ Ja, die „Straße“ hat mich am Ende doch noch gekriegt und zum Weinen gebracht, manche Bilder werde ich vermutlich nie mehr aus dem Kopf bekommen und keine Welt wird jemals wieder so düster und hoffnungslos und finster sein wie Cormac McCarthys – trotzdem habe ich mehr erwartet, denn ein absolutes Meisterwerk und neues Lieblingsbuch ist sie für mich leider nicht geworden. Dafür fand ich den postapokalyptischen Roman sprachlich und emotional nicht überzeugend genug. Wer endlich auch mitreden möchte, kann dieses Buch durchaus lesen – aber ein Must-read ist es meiner Meinung nach nicht… ~
Inhalt
Die Welt ist verbrannt, besteht nur noch aus verkohlten Bäumen, dreckigen Flüssen und Asche. Tiere gibt es keine mehr, dafür gefährliche Stekten und Kannibalen. In dieser geschwärzten Welt folgen ein Vater und sein Sohn einer Straße Richtung Süden, der drohende Tod ist ihr ständiger Begleite – doch noch sind sie am Leben, noch gibt es Hoffnung…
Übersicht
Einzelband oder Reihe: Einzelband
Erzählweise: Figurale Erzählweise, Präteritum
Perspektive: männliche Perspektive
Kapitellänge: keine Einteilung in Kapitel, sondern in kurze AbsätzeInhaltswarnung: Tierquälerei (kurz), Gewalt, Tod, Mord, K+nnibalismus, Sklaverei, s+xualisierte Gewalt und Vergew+ltigung (erwähnt), Suizidgedanken, Depression, Blut, Krankheit
Bechdel-Test (zwei Frauen mit Namen sprechen miteinander über etwas anderes als einen Mann): NICHT bestanden
Frauenfeindliche / gegenderte Beleidigungen: H+re, Schl+mpeDiese Geschichte solltest du lesen, wenn dir folgende Themen/Dinge in Büchern gut gefallen:
- düstere, hoffnungslose Grundstimmung
- Dystopien
- grausame Welt (K+nnibalismus, M+rd, Krankheiten, Sklaverei)
- distanzierter, einfacher Schreibstil
- Routinen und Wiederholungen
- Vater-Sohn-Beziehung
- Überleben im Fokus
- Tod als zentrales Thema
Lieblingszitate
„Dann marschierten sie im stahlgrauen Licht die Asphaltstraße entlang, schlurften durch die Asche, jeder die ganze Welt des anderen.“ Seite 9
„Vergiss nicht, dass das, was du in deinen Kopf lässt, für immer dort bleibt. […]
Aber manches vergisst man doch, oder?
Ja. Was man behalten will, vergisst man, und was man vergessen will, behält man.“ Seite 14„Sind wir immer noch die Guten?, fragte er.
Ja, Wir sind immer noch die Guten.
Und das werden wir auch immer sein.
Ja. Das werden wir immer sein.
Okay.“ Seite 71Meine Rezension
So viele Jahre lag die „Straße“ (übersetzt von Nikolaus Stingl) von Cormac McCarthy, die ja als Meisterwerk und zeitloser Klassiker gilt, auf meinem SUB – und nach und nach wurde der Wunsch, sie zu lesen, um endlich mitreden zu können, größer. Das lag unter anderem daran, dass eines meiner absoluten Lieblingslieder – das berührende „No Sound but the Wind“ von den Editors ♥ – von dieser Geschichte inspiriert wurde. Und auch der Spieleregisseur Neil Druckmann gibt das Buch als maßgeblichen Einfluss für seine großartigen „The Last of Us“-Spiele an. ♥ Dazu kamen dann noch Unmengen begeisterter Rezensionen, die ich über die Jahre gelesen hatte. Im August dieses Jahres (2024) war dann endlich der richtige Zeitpunkt gekommen: Ich organisierte eine Leserunde, damit wir uns gegenseitig auffangen und trösten und miteinander schwärmen oder über „Die Straße“ schimpfen konnten, denn ich hatte gehört, dass der Roman viele Menschen sehr aufgewühlt, traurig gemacht und runtergezogen hatte…
„Und?“, wollt ihr nun sicher wissen. „Ist ‚Die Straße‘ wirklich so gut, wie alle sagen? Ein Meisterwerk? Ein Buch, das dein Leben verändert, dich tief in deinem Kern berührt und nie wieder loslässt?“ Meine (ernüchterte) Antwort lautet: eher nicht. Aber hat es mich trotzdem am Ende gekriegt und zum Heulen gebracht: Jap!
Lasst mich das genauer erklären: Es gibt einiges, was mich an diesem Roman auf ganzer Linie überzeugt hat. Cormac McCarthy zeichnet eine unheimlich düstere, hoffnungslose postapokalyptische Welt – es ist wahrscheinlich die finsterste, deprimierendste Dystopie, die ich lese gelesen habe. Ich vermute auch, dass mir zukünftige dystopische Werke vorkommen werden wie der sprichwörtliche „Ponyhof“, weil es schwer sein wird, DAS zu überbieten – und alleine das ist schon eine Leistung! In „Die Straße“ gibt es außer verkohlten Bäumen, schmutzigen Flüssen und haufenweise Asche nichts mehr. Keine lebendigen Pflanzen, keine Tiere, dafür gefährliche Sekten, K+nnibalismus und kalte, nasse und lichtlose Nächte. Die wahren Schrecken werden oft nur angedeutet, trotzdem zeichnet der Autor eindringliche Bilder, die einen aufwühlen und sich einem ins Gedächtnis brennen: ein vom Blitz getroffener Mann, dem nicht geholfen werden kann, die kopflose Leiche eines Kleinkindes, die sich über einem Lagerfeuer auf einem Spieß dreht, immer wieder die unschuldige Frage des Sohnes an den Vater, ob sie auch WIRKLICH noch „die Guten“ seien, obwohl sie schreckliche Dinge tun müssen, um zu überleben…
Der Autor führt uns ganz nah an menschliche Abgründe, dorthin, wo es wehtut, zeigt uns, was es heißt, in einer solchen Welt zu überleben, was man dafür opfern muss. Er stellt auch immer wieder die philosophische Frage, ob es das überhaupt wert ist. Wofür jeden Tag aufstehen, wenn alles so mühsam ist und es keine Hoffnung auf Besserung gibt? Soll man trotzdem weiterkämpfen, obwohl das geliebte Kind jederzeit von den K+nnibalen gefangen, gequält und gegessen werden kann? Obwohl man ihm beibringen muss, wie es sich im Notfall mit der eigenen Waffe erschießen kann, um sich selbst Schlimmeres zu ersparern? Oder wäre es doch für alle besser, „es“ (das eigene Leben und das des Kindes) zu beenden? Das sind tiefgehende Gedankengänge, die man meist nicht wagt, sich zu stellen, Fragen, die einem noch Tage später schwer im Magen liegen. „Die Straße“ ist deshalb AUCH irgendwie eine Lektion in Dankbarkeit: SO schlecht geht es uns ja doch nicht…
Nach dem „Meisterwerk“ und der vielfach gelobten „Sprachgewalt“ habe ich aber dann leider doch vergeblich gesucht. Ich hatte damit gerechnet, dass mich dieses Buch emotional zerstören, ganz tief runterziehen, mein Leben verändern würde – doch all das blieb aus. Stattdessen erwarteten mich eine (bis auf einzelne Fachbegriffe) sehr einfache, eintönige Sprache, viele sprachliche und inhaltliche Wiederholungen (die Welt ist von Asche überzogen, we get it!), uninspirierte Satzanfänge (ständig „Er“) und minutiöse Schilderungen der immergleichen Abläufe: Essen suchen, Essen finden, Feuerholz suchen, Feuerholz finden, Feuer machen, Essen zubereiten, nach Gefahren Ausschau halten, Decken holen, zudecken, schlafen – und von vorne. Mir ist klar, dass die Sprache bewusst gewählt wurde, um zu zeigen, wie gleichförmig und mechanisch und anstrengend und langweilig und ganz und gar hoffnungslos das Leben des Vaters und Sohns ist – aber müssen die Leser:innen zwangsläufig auch leiden und sich langweilen? McCarthy würde vermutlich antworten: Unbedingt! Ich sage aber: Das geht besser!
Dazu kommt noch, dass die Sprache sehr distanziert und kühl ist, Dialoge weder Anführungszeichen noch Begleitsätze bekommen (die Zuordnung fällt teilweise schwer) und unsere Hauptfiguren nicht einmal einen Namen haben – auch diese schriftstellerischen Entscheidungen sind nachvollziehbar, muss man doch seine Gefühle in einer solchen Welt beseiteschieben, um das alles überleben zu können. Trotzdem hat auch das es für mich und meine Mitleser:innen schwer gemacht, mit den Charakteren mitzufühlen und mitzuleiden (obwohl sie sich glaubwürdig weiterentwickeln!). Am Ende hat mich der Autor aber doch noch gekriegt – gänzlich unerwartet übrigens, ich habe schon die letzten Seiten herbeigesehnt und gar nicht mehr damit gerechnet. In der einzigen Szene, in der dann endlich mal Gefühle gezeigt und besprochen werden, sind dann bei mir doch noch die Tränen gekullert – was mich gefreut hat. Und einem Buch, das mich zum Weinen gebracht hat, kann und will ich nicht weniger als 3,5 Sterne geben. Das Ende selbst war mir dann gleichzeitig zu positiv (und inkonsequent) und auch zu offen – auch wenn es natürlich mehrere Möglichkeiten gibt, es zu interpretieren…
Eine feministische Analyse fällt leider ernüchternd aus. Das Geschlechterverhältnis ist vollkommen unausgeglichen, das Buch ist meilenweit davon entfernt, den Bechdel-Test zu bestehen und die einzige Frau, die vorkommt, wird (abgesehen von ihrer Intelligenz) sehr negativ dargestellt. Außerdem wird sie ständig objektifiziert und sexualisiert (wer denkt nicht bei seiner verstorbenen Frau zuerst mal an ihre Brüste?), bezeichnet sich sogar selbst als „Schl+mpe“ und „H+re“. Ich meine, wer kennt sie nicht, diese Frauen, die sich selbst so nennen? Come on! Das ist einfach nur misogyn und unglaubwürdig, typischer Fall von „Männer schreiben Frauenfiguren, können sich aber nicht wirklich in die Lebensrealität von diesen hineinversetzen“. Dass McCarthy beim Verfassen dieses Romans bereits über 70 (= ein alter weißer Mann) war, ist hier leider nicht zu übersehen (auch das I-Wort und „schwachsinnig“ [Ableismus] kommen übrigens einmal im Buch vor). Pluspunkte gibt es immerhin dafür, dass hier ein alleinerziehender Vater mit seinem Sohn im Mittelpunkt steht und auch immer wieder Gefühle zeigt und vor dem Kind weint.
Mein Fazit
Ja, die „Straße“ hat mich am Ende doch noch gekriegt und zum Weinen gebracht, manche Bilder werde ich vermutlich nie mehr aus dem Kopf bekommen und keine Welt wird jemals wieder so düster und hoffnungslos und finster sein wie Cormac McCarthys – trotzdem habe ich mehr erwartet, denn ein absolutes Meisterwerk und neues Lieblingsbuch ist sie für mich leider nicht geworden. Dafür fand ich den postapokalyptischen Roman sprachlich und emotional nicht überzeugend genug. Wer endlich auch mitreden möchte, kann dieses Buch durchaus lesen – aber ein Must-read ist es meiner Meinung nach nicht…
Bewertung (in Schulnoten)
Cover / Aufmachung (altes Cover): 3
Idee: 1+ ♥
Inhalt, Themen, Botschaft: 2-3
Umsetzung: 2-3
Worldbuilding: 2
Einstieg: 2
Ende: 3
Schreibstil: 3
Figuren: 2-3
Spannung: 3-4
Pacing/Tempo: 3-4
Wendungen: 3
Atmosphäre: 2
Emotionale Involviertheit: 2-3
Feministischer Blickwinkel: 4
Einzigartigkeit: 2
Insgesamt:Note 2-3
- Karl Ove Knausgård
Sterben
(143)Aktuelle Rezension von: Chrischi_WDie Themen, die in diesem Buch zur Sprache kommen, wie sie erzählt werden, haben mich intensiv berührt. Knausgards Erzählstil und die teilweise ausschweifenden Beschreibungen sorgten für außergewöhnliche Lesestunden und lassen das Buch noch lange nachwirken. Eine Entdeckung von besonderer Qualität.
- Andreas Gruber
Rachesommer
(502)Aktuelle Rezension von: Anastasia_KunzeNachdem ich ein großer Fan von der Snijder Reihe geworden bin, wollte ich auch ein paar andere Werke von dem Autor kennen lernen.
Das Buch hat mich leider nicht von dem Hocker gerissen.
Zunächst einmal zu den Basics.
Der Schreibstil ist wie gewohnt gut - es lässt sich schnell lesen. Allerdings sind diesmal die Kapitel etwas länger als gewohnt aber dennoch perfekt an der Länge.
Da es zunächst zwei unabhängige Fälle sind, wird die Geschichte aus zwei Perspektiven erzählt. Die von einer Anwältin und die von Kommissar Pulaski. Für diejenigen, die die Reihe mit Snijder gelesen haben, der Pulaski aus dem Buch „Todesrache“.
Hier finde ich es schön, dass der Autor seine Bücher ineinander vernetzt und sympathische Charaktere nicht vergisst.
Allerdings bin ich mit der Protagonistin - der Anwältin, leider nicht warm geworden. Die Auflösung ihrer Vergangenheit kommt einfach etwas zu spät, da nervt bereits ihr Auftreten sehr. Zumal mir oft ihre Katzen leid taten, die ständig alleine gelassen und anscheinend nicht einmal erzogen wurden. Und dann wird ständig betont, wie wichtig die Haustiere für sie doch sind.
Die Handlung ist sehr offensichtlich und für mich waren alle „Aha-Momente“ vorhersehbar. Ebenfalls dadurch, dass die Fälle zu Beginn unspektakulär sind, fand ich das Buch ziemlich zäh.
Die ganze Spannung hat der Autor für die letzten 150 Seiten aufgespart.
Zusammenfassend ist das Buch zwar nicht schlecht jedoch kein so starker Thriller, wie ich von dem Autor sonst gewöhnt bin.
- Mark Haddon
The Curious Incident of the Dog in the Night-time
(460)Aktuelle Rezension von: Akardia27Zu viel Mathe und konnte mich mit dem Schreibstil überhaupt nicht anfreunden. Musste ich in der 11 Klasse lesen für Englisch und finde auch nicht wirklich, dass das Buch geeignet ist für die Oberstufe. Habe es letzten Monat noch einmal gelesen und auch beim zweiten mal hat es mich nicht überzeugt.
- Siegfried Lenz
Deutschstunde
(303)Aktuelle Rezension von: dunis-lesefutterWer von euch hält sich für pflichtbewusst? Finger hoch!👆🏻
Uwe Jepsen ist ein Ausbund an Pflichtbewusstsein. So sehr, dass er sogar über die Gültigkeit der Pflicht hinaus es für seine Aufgabe hält, ihr nachzukommen.
Er ist Polizist im fiktiven Rugbüll unter der Herrschaft der Nationalsozialisten, die gegen den Maler Max Ludwig Nansen (eine Reminiszenz an Nolde/Beckmann/Kirchner) ein Malverbot verhängt haben. Jepsen überbringt die Botschaft und beaufsichtigt gewissenhaft die Entsorgung der Kunstwerke und die Einhaltung des Verbots. Sein Sohn Siggi versteht die Hartherzigkeit des Vaters nicht. Er versteckt Bilder des Malers. Als die Schreckensherrschaft endet fühlt sich Uwe Jepsen nach seiner Entnazifizierung immer noch dafür verantwortlich, den Maler zu schikanieren und seine Bilder zu vernichten. Als er seinem Sohn auf die Schliche kommt, der gegen ihn arbeitet, nimmt er auch diesen in die Mangel. Siggi entwickelt daraufhin die Manie die Bilder des Malers entwenden und verstecken zu müssen. Er wird erwischt und landet in einer Erziehungsanstalt. Dort schreibt er einen Aufsatz über die „Freuden der Pflicht“ und das Ergebnis lesen wir in dem Roman.
Siegfried Lenz Meisterwerk wurde nach seinem Erscheinungsjahr 1968 eins der meistverkauften Bücher in der die Deutschstunde nicht nur einen Aufsatz darstellt, sondern auch deutsche Geschichte aufarbeitet. Schnell wurde es zur Schullektüre. Ich habe es allerdings jetzt zum ersten Mal gelesen.
Lenz hat hier gleich dreimal Menschen in die Pflicht genommen. Uwe Jepsen, der aus blindem Gehorsam Macht ausübt und sie in Pflichtbewusstsein verkleidet, den Maler Nansen, der es unermüdlich als seine Pflicht ansieht sich dem Druck des Polizisten nicht zu beugen und letztendlich Siggi, der sie umkehrt und eine pathologische Pflicht entwickelt, die Bilder zu retten.
Uwe Jepsen ist ein kalter, von sich selbst und den Menschen enttäuschter Mann, der sogar seine Söhne opfern würde, um nach außen hin als fleißiger und gewissenhafter Staatsdiener dazustehen. Er ist blind für Veränderung und die Gefühle seiner Familie.
Der Plot ist in Norddeutschland angesetzt, und der Menschenschlag ist auch durch die Sprache gut wiedergegeben. Mir war’s allerdings das ein ums andere Mal zu ausschweifend und 200 Seiten weniger hätten dem Roman ganz gut getan.
Durch die Fülle an direkten und indirekten Dialogen, in denen sich Sätze wiederholten und Gespräche stattfanden, die nichts zur Handlung beitrugen, wich die Handlung immer wieder ab, was dem Spannungsbogen schadet. Lenz bediente sich da beides stilistischen mittels wörtliche Rede nicht durch Anführungszeichen zu kennzeichnen, also damals gab’s das auch schon.
Die Geschichte wird in zwei Perspektiven erzählt, jeweils von Siggi‘s Ich ausgehend: im Rückblick und in der damaligen Gegenwart der Besserungsanstalt.
Zum Schluss hätte ich mir den Plot etwas runder gewünscht, wobei ich mit dem offenen Ende gut leben kann.
Inhaltlich ist dies aber ein wichtiges Buch und die Frage danach, wann Verantwortungsbewusstsein endet und Machtmissbrauch beginnt, ist auch heute wieder aktueller geworden.
Die Parallelen zu realen Malern sind mir sofort ins Auge gefallen. Allerdings scheint Lenz, als er den Roman geschrieben hat, die nationalsozialistische Vergangenheiten Noldes noch nicht klar gewesen zu sein.
Ein wichtiger, moderner Klassiker, der manchmal etwas ausufert, trotzdem aber lesenswert deutsche Geschichte aufarbeitet.
- Benedict Wells
Fast genial
(449)Aktuelle Rezension von: MitterwallnerNach Überwinden des etwas schwerfälligen Anfangs, nahm die Geschichte deutlich an Fahrt und Spritzigkeit auf. Bis zum letzten Satz habe ich es dann verschlungen, gespannt, wie es ausgeht. Der finale Höhepunkt wird von einer mir unbekannten Vergötterung des Roulette-Spieltriebes genährt, der das Auf und Ab des Lebens der Hauptfigur symbolisieren sollte.