Bücher mit dem Tag "vaterfigur"

Hier findest du alle Bücher, die LovelyBooks-Leser*innen mit dem Tag "vaterfigur" gekennzeichnet haben.

34 Bücher

  1. Cover des Buches Bourbon Kings (ISBN: 9783736303225)
    J.R.Ward

    Bourbon Kings

     (415)
    Aktuelle Rezension von: Bambi2801

    Spannendes und sehr verruchtes Buch. Bei manchen Wendungen konnte ich mir ein leichtes Augenrollen nicht verkneifen, aber es gab durchaus auch spannende und unerwartete Ereignisse oder Wendungen. Insgesamt konnte ich das Buch nicht lange aus der Hand legen und hatte Spaß daran die Entwicklungen in den verschiedenen Handlungsstängen zu verfolgen.

  2. Cover des Buches Tender Bar (ISBN: 9783596510764)
    J.R. Moehringer

    Tender Bar

     (408)
    Aktuelle Rezension von: LesenLiebenLachen

    Tender Bar ist ein kleinformatiger fast siebenhundert Seiten langer Roman auf dünnem, klein bedruckten Papier. Das soll nicht täuschen. Es ist keine ganz leichte Kost, trotzdem unfassbar leichtfüßig erzählt, manche Längen in der Story werden da gerne verziehen. 14 Tage Urlaubslektüre nicht nur für verregnete Abende oder heiße Strandtage. J.R. Moehringer ist einer der unterbewertesten Autoren und Tender Bar ein NEUER Klassiker. Hätte mir eine sorgfältigere und manchmal stimmigere Übersetzung gewünscht.

    Die Abzüge gibts ausdrücklich nicht für die Story und den Autor, sondern das Format und die kleine Schrift... Inhalt 5 Sterne, Format 2 Sterne.

  3. Cover des Buches His Dark Materials (ISBN: 9781841593425)
    Philip Pullman

    His Dark Materials

     (31)
    Aktuelle Rezension von: Wortmagie

    „His Dark Materials“ von Philip Pullman ist einer der Kinderbuchklassiker unserer Zeit. Die Trilogie gewann zahlreiche bedeutende Preise, wurde für Film, Fernsehen und die Bühne adaptiert und erzielte in den USA ähnliche Verkaufszahlen wie „Harry Potter“. Die drei Bände „Northern Lights“, „The Subtle Knife“ und „The Amber Spyglass” wurden von 1995 bis 2000 veröffentlicht. Obwohl die Geschichte somit über 20 Jahre alt ist und zeitlich genau in meine Kindheit fällt, wuchs ich nicht mit ihr auf. Ich entschied, die Lektüre als Erwachsene nachzuholen und erwarb diesen wunderschönen Sammelband.


    In einem Paralleluniversum, in einer Welt, die der unseren ähnlich und doch ganz anders ist, wächst Lyra unter den Gelehrten des Jordan College in Oxford auf. Stets begleitet von Pantalaimon, ihrem Seelengefährten und Dæmon, verbringt sie ihre Kindheit unbeschwert in den verwinkelten alten Gemäuern. Mit ihrem besten Freund, dem Küchenjungen Roger, erlebt sie so manches Abenteuer in den verstaubten Gängen und auf den erhabenen Dächern des Colleges. Ihr mangelt es an nichts. Lyra ist glücklich. Doch ein Schatten droht, ihr Glück zu verdunkeln. Besorgte Gerüchte erreichen Oxford. Ängstlich flüstert man von den Gobblern, die durch das Land ziehen und wahllos Kinder rauben. Lyra schwört, sich niemals stehlen zu lassen und plant bereits ihren heroischen Kampf gegen die Entführer. Es trifft jedoch nicht sie, sondern Roger. Wild entschlossen, ihren besten Freund zurückzubringen, schließt sie sich den Gyptern an, dem fahrenden Volk, das auf den Flüssen Englands zuhause ist und ebenfalls Kinder an die Gobbler verlor. Es ist der Beginn einer fantastischen Reise, während derer Lyra Freundschaft mit Panzerbären, Hexen und mutigen Abenteurern schließt, die Grenzen ihres Universums hinter sich lässt und das Zünglein an der Waage eines gewaltigen Krieges um das Schicksal aller Welten sein wird.


    Ich bin der einsamste Mensch der Welt. Ich glaube, ich bin die einzige Person auf diesem Planeten, die „His Dark Materials“ nicht bezaubernd fand. Vielleicht stimmt etwas nicht mit mir. Ich bin fest davon ausgegangen, dass ich die Geschichte mögen würde, ich hatte überhaupt keine Zweifel daran. Pustekuchen. Was ist da nur schiefgegangen? Ich bin erschüttert. Ich verstehe nicht, wieso ich keinen Zugang zu der Trilogie fand, obwohl ich mich anstrengte und abrackerte, immer wieder Anlauf nahm, mir der Rhythmus der Geschichte jedoch verschlossen blieb, sodass ich nie in ihr ankam. Mir fehlte der magische Sog, der so viele Kinderbücher auszeichnet. Ich konnte mich mental nicht in Philip Pullmans Multiversum hineindenken und war nicht fähig, Beziehungen zu den Figuren aufzubauen. Stattdessen erschien mir das gesamte Werk langatmig und zäh wie eine alte Schuhsohle. Es kam mir vor, als hätte sich Pullman nicht entscheiden können, ob er nun ein abenteuerliches Kinderbuch oder eine theologisch-philosophische Abhandlung schreiben wollte. Der Autor wurde für den angeblich anti-religiösen Ton der Romane scharf kritisiert, besonders von der katholischen Kirche in den USA. Wie irgendjemand auf die Idee kommen kann, „His Dark Materials“ als anti-religiös zu bezeichnen, entzieht sich meinem Verständnis. Natürlich ist es ein kontroverses Werk, das sich von den Lehren der christlichen Kirche distanziert, demzufolge lautet der richtige Begriff allerdings anti-institutionell, keinesfalls anti-religiös. Pullman bespricht zahlreiche religiöse Motive und betont die schlichte Schönheit des Glaubens, wird er nicht vom Klerus gesteuert und beschnitten. Intellektuell und theoretisch weiß ich diese Herangehensweise als faszinierend zu schätzen – praktisch und emotional blieb sie mir leider völlig suspekt. Ich konnte mit dem Auftauchen von Engeln, einer göttlichen Vaterfigur und der Verarbeitung des biblischen Sündenfalls überhaupt nichts anfangen. Es war mir alles zu viel, zu gewichtig und zu symbolisch. Ich vermisste Leichtigkeit, Spannung und Witz, war von der verbissenen, künstlichen, geballten Kritik der Geschichte abgeschreckt. Ich quälte mich mühsam durch die Lektüre und sah nur selten einen Lichtblick. Beispielsweise mochte ich das Konzept der Dæmons als ausgelagertes, externes Stück der Seele eines jeden Menschen, hätte dieses aber ohne die Einleitung meiner Ausgabe wohl nicht oder erst spät verstanden. Auch sympathisierte ich mit vielen Figuren, war von ihrer jeweiligen Rolle in der Geschichte jedoch nicht begeistert. Der Panzerbär Iorek Byrnison und der Aeronaut Lee Scoresby sind tolle, liebenswerte Charaktere, doch ihre Beziehung zur Protagonistin Lyra, die ich ohnehin nicht mochte, konnte ich nicht nachvollziehen. Es war wie verhext: ich entdeckte in „His Dark Materials“ einiges, was mir für sich genommen gefiel, nur im Rahmen der Geschichte überzeugten mich diese Elemente nicht und halfen mir nicht, mich durch diesen dicken Wälzer zu kämpfen.


    Am Ende einer enttäuschenden Kinderbuch-Lektüre stellt sich natürlich immer die Frage, ob die Geschichte auf mich anders gewirkt hätte, hätte ich sie gelesen, als ich noch zur Zielgruppe gehörte. Im Fall von „His Dark Materials“ glaube ich das nicht. Ich wäre zwar nicht in der Lage gewesen, die vielen kritischen Nuancen der Trilogie zu benennen, aber ich hätte wahrgenommen, dass da etwas zwischen mir und der Geschichte steht. Ich bezweifle stark, dass ich im Alter zwischen 6 und 11 Jahren Spaß mit Lyras Abenteuern gehabt hätte, weil sie eben einfach nicht abenteuerlich genug geschrieben sind. Ein Kinderbuch, das lediglich von Erwachsenen verstanden werden kann, verfehlt meiner Meinung nach das Ziel. Nun gut. Es hat nicht sein sollen. Das ist sehr schade und ich bin immer noch völlig perplex, wie sich diese Lektüre für mich gestaltete, doch damit muss ich jetzt leben. Es ist ja nicht meine erste unpopuläre Buchmeinung, die ich in Zukunft beständig verteidigen muss. Ich habe Übung darin, der einsamste Mensch der Welt zu sein.

  4. Cover des Buches Fast genial (ISBN: 9783257609295)
    Benedict Wells

    Fast genial

     (437)
    Aktuelle Rezension von: buchstaeblichverliebt

    "Nur fast gewonnen zu haben tut am meisten weh. Dann lieber in der ersten Runde ausscheiden. Aber so weit zu kommen, und dann kurz vor dem Ziel alles zu verlieren, das ist das Schlimmste. Das kannst du mir glauben." - S. 133

    Nachdem ich wirklich maßlos enttäuscht war, vom hochgelobten Ende der Einsamkeit, hatte ich eigentlich nicht vor, noch mal etwas von Benedict Wells zu lesen. 

    Aber dann hat das Schicksal mir in Form eines öffentlichen Bücherschranks "Fast genial" zugespielt und was soll ich sagen: ich bin verliebt in Francis Dean. 

    Eine Road-Trip-Story.

    Eine Coming-of-Age-Story.

    Eine Freundschaftsstory.

    Eine Selbstfindungsstory.

    Eine Lovestory. 

    Grandios.

    Und mein erstes Highlight in diesem Jahr. 

    "Francis überkam ein Gefühl von Geborgenheit. Er steckte die Hände in die Jeanstaschen und dachte an vieles, und am Ende dachte er nur noch an Anne-May." - S. 125


  5. Cover des Buches Liebesleben (ISBN: 9783833309199)
    Zeruya Shalev

    Liebesleben

     (262)
    Aktuelle Rezension von: Klugscheisser

    Ich habe das Buch vor etwa 20 Jahren das erste Mal gelesen. 2022 habe ich es erneut aus dem Regal gezogen. Auch diesmal konnte ich mich der Faszination nicht entziehen. Ich liebe die Sprache von Zeruya Shalev. Und sie hat mir mit ihren Büchern ein großartiges Geschenk gemacht: Sie hat die direkte Rede, fast vollständig eliminiert ! Alles Gesprochene zwischen zwei Personen wird in indirekter Rede geschrieben und das tut unglaublich gut, es ist wie ein dahinfließender Fluß nicht enden wollender Sätze. Manche Sätze füllen eine halbe Seite aus. Herrlich ! Ich liebe das ! 

    Bis ich ihr Buch das erste Mal in Händen hielt, wußte ich nicht, daß man so schreiben kann. Aber ohne es zu wissen, hatte ich es mir immer gewünscht. Es ist auch unglaublich fair den Lesern gegenüber. Denn was sich andere Autoren oft leisten, indem sie seitenweise Dialoge runterrotzen und für jeden Satz geht eine Zeile drauf, das grenzt oft schon an Frechheit. Den Drucker freut's, denn er spart sich viel Druckerschwärze. Dem Verlag ist es egal, ob er halbleere Seiten verkauft, Hauptsache das Buch verkauft sich.

    Die Geschichte ist schnell erzählt:  Junges Mädchen verfällt altem Sack !  Das hat die Faszination einer Schüssel Schlachtabfälle. Man kann einfach nicht wegsehen. Selbst als Vegetarier. Man liest weiter und weiter bis zum Ende. Und die ganze Zeit denkt man sich, Mädchen, wann wachst Du endlich auf, das ist nichts weiter als ein alter ekelhafter Kerl, ein Egomane, ein eitler lächerlicher Geck, der sich nur dann jung fühlt, wenn er eine junge Frau beschmutzend benutzt. 

    Die Frage ist natürlich, ob man sich als Mann, der ich bin, überhaupt ein Urteil erlauben kann, wenn es um die Gefühle einer Frau geht. Doch ich vermute, daß die Hauptdarstellerin, ad eins, ein Vaterproblem hat und, ad zwei, ein Minderwertigkeitsproblem, denn sonst würde sie sich doch nicht so derart unter Wert hergeben, diesesVerhältnis ist ja eine einzige Erniedrigung.

    Klar, daß es Marcel Reich-Ranicki gefallen hat. Wie auch nicht, das ist ja schon fast faustisch. Junges Mädchen verfällt altem Mann. Zur Hälfte hatte man den legendären Literaturkritiker ja schon für sich gewonnen, wenn es ein paar erotische Szenen im Buch gab. Die andere Hälfte bestand dann aus Stilkritik. 

    Dieser Arie, der ein Freund ihres Vaters ist, gehört zu den Typen, die sich komplett auf ihre sexuelle Energie fokussieren und dieser Laserstrahl scheint dann bei bestimmten Frauen, das Gehirn außer Gefecht zu setzen, wenn er sie trifft. Aber, wie geschrieben, da sollte dann vielleicht besser eine Frau erklären, was da stattfindet.

    Ach ja, bevor ich es vergesse, ich glaube es war auch das Gefühl, dem Leben nicht gewachsen zu sein, daß Ja'ara sich so bedingungs- und kritiklos diesem  Verfallensein hingeben ließ. Also die reine Passivität, anstatt aktiv zu versuchen, ihr Leben in den Griff zu bekommen.Sich der Hoffnungslosigkiet hinzugeben nach dem Motto Komme da, was wolle. So scheint mir die sexuelle Hörigkeit das  Höchstmaß an Passivität zu sein. Ja, darum geht es in diesem Buch, als Roman kann man es nicht bezeichnen, um sexuelle Hörigkeit.

    Noch etwas läßt vermutlich auch denjenigen weiterlesen, der das Buch vielleicht bereits zur Seite legen will:  Ziemlich am Anfang des Buches erfährt der Leser, daß Ja'aras Mutter mit Arie vor Ja'aras  Geburt ein Verhältnis hatte und bis man erfährt, daß Arie durch einen Unfall zeugungsunfähig war, mutmaßte ich, ob Arie vielleihct sogar Ja'aras leiblicher Vater war und er dies sogar wußte und sich auf diese Art an Ja'aras Mutter rächen wollte, da sie ihn damals nicht heiraten wollte. Und auch nachdem ich erfuhr, daß Arie damal zeugungsunfähig gewesen sein soll, blieb in mir ein kleiner Restzweifel: Vielleicht hatte er das mit der Zeugungsunfähigkeit erfunden und er war doch Ja'aras leiblicher Vater. Wie verwerflich !

    Als nächstes habe ich dann das Buch Mann und Frau von Zeruya Shalev gelesen und das werde ich auch noch separat ausführlich rezensieren, doch soviel kann ich schon sagen, da ist wesentlich mehr Substanz drin und wesentlich mehr, was einen beziehugsmäßig interessieren kann. Doch ihren Schreibstil, und das finde ich gut, hat sie beibehalten.

    Inzwischen habe ich mir auch all ihre anderen Bücher zugelegt, aber will diese jetzt nicht einfach so, haps haps, weglesen.

    Ich habe natürlich auch nachgeschaut, welches ihrer Bücher verfilmt wurde. Es ist tatsächlich dieses hier, Liebesleben. Doch ich weiß beim besten Willen nicht, was sich die Filmemacher dabei gedacht haben, den alten widerlichen Sack durch einen charmanten, zuvorkommenden Frauenversteher, einen leicht ergrauten Schönling Ende vierzig  zu ersetzen, einen den man noch gut auf dem Laufsteg als Model einsetzen könnte. Unerträglich ! Nach zwei Minuten habe ich ausgeschaltet. 

    Ich gebe dennoch 5 Sterne, allein schon wegen Stil und Sprache.

    Ein durchaus empfehlenswertes Buch.

  6. Cover des Buches Portnoys Beschwerden (ISBN: 9783446249820)
    Philip Roth

    Portnoys Beschwerden

     (65)
    Aktuelle Rezension von: LarissaMaria

    Ich wusste ja worauf ich mich einlasse. Im Prinzip zumindest. Zwangsstörung meets Promiskuität.

    Nicht selten wurde Philip Roth dafür kritisiert, dass seine Charaktere zu getrieben sind, es ginge nur um Sex und Selbstmitleid,
    Die geteilten Meinungen, welche über ihn kursieren, haben mein Interesse geweckt. Ich wollte mir selbst ein Bild machen.

    Ich lernte also Alexander Portnoy kennen; einen jüdischen Amerikaner, der beim Psychiater sitzt und sein Leid klagt.
    Das würde das ganze Buch eigentlich schon in einem Satz zusammenfassen.

    Der Monolog, aus dem das Buch besteht, veranschaulicht seinen Werdegang, schildert eine Existenz ohne besondere Sternstunden, ohne besonderen Glanz.

    Seine Kindheit mit der Glucken-Mama und dem Waschlappen-Vater, seine Jugend, das Erwachen seiner Sexualität welche gleich in zwanghafte Sphären abdriftet, seine Unfähigkeit eine gute Beziehung zu führen… es ist eine endlose Misere.

    Ich war während des Lesens ständig hin und her gerissen; zwischen Abscheu vor dem Protagonisten und Bewunderung für die Fähigkeit von Roth, dessen verrückte Gedankensprünge so anschaulich darzustellen.

    Daher machte das Lesen irgendwie Spaß. Großteils war ich einfach nur genervt von Portnoys Veranschaulichungen, seinen Anschuldigungen, seiner Unfähigkeit zu erkennen, dass man an seinen Fehlern arbeiten kann...  aber genau das hat eine eigene Art von Spannung erzeugt.

    Ich bin nicht restlos begeistert, aber besonders die Pointe am Schluss hat mich nochmals laut auflachen lassen.

    Also der Gesamteindruck war nicht schlecht.

  7. Cover des Buches Adams Erbe (ISBN: 9783257261240)
    Astrid Rosenfeld

    Adams Erbe

     (235)
    Aktuelle Rezension von: Tilman_Schneider

    Edward wächst im Haus seines Großvaters auf. Einst hat hier auch sein Großonkel Adam gelebt. Edwards Mutter und Großmutter schütteln immer wieder den Kopf, wie ähnlich er Adam sieht. Das macht Edward neugierig, aber er erfährt nicht mehr. Es wird immer abgeblockt. Als er älter wird findet er auf dem Dachboden Aufzeichnungen von diesem Adam. Er taucht in dessen Geschichte ein und erfährt endlich, was wirklich in seiner Familie vor sich gegangen ist. Sie sind Juden und der Zweite Weltkrieg machte Adam zu einem anderen Menschen. Seiner großen Liebe Anna hat er seine Aufzeichnungen gewidmet und Edward liest begeistert Seite um Seite.

    Astrid Rosenfeld ist eines der großartigsten Debüts der letzten Jahre gelungen. Seit Benedict Wells >Becks letzter Sommer< gab es keinen Debütroman mehr, der mit einer solchen Erzählwucht und so einer wunderbaren Sprache daher kam. Von der 1977 geborenen Autorin darf man noch viel erwarten. 


  8. Cover des Buches Das Muschelessen (ISBN: 9783867891806)
    Birgit Vanderbeke

    Das Muschelessen

     (163)
    Aktuelle Rezension von: parden

    TIEFE EINBLICKE IN EIN FAMILIENLEBEN...

    Angespannt wartet die Familie am gedeckten Tisch auf den Vater. Mutter, Tochter und Sohn sitzen vor einem Berg Muscheln, die allein das Oberhaupt der Familie gerne isst. Um die zähe Wartezeit zu überbrücken, beginnen sie miteinander zu reden. Je mehr sich der Vater verspätet, desto offener wird das Gespräch, desto umbarmherziger der Blick auf den autoritären Patriarchen und desto tiefer der Riss, der die scheinbare Familienidylle schließlich zu zerstören droht. (Verlagsbeschreibung)

    Eine klassische Familie: Vater, Mutter, Sohn und Tochter, dem Vater ist es wichtig, dass sie eine "richtige" Familie sind. Was das ist? Nun, das bestimmt der Vater. Selbst einige Jahre im Heim aufgewachsen, will er nun das Idealbild leben. Und das erfordert Strenge und Disziplin. Wenn ihn nur nicht immer alle enttäuschen würden...

    Zu Beginn der Erzählung wartet der Rest der Familie auf den Vater, der vermutlich gerade befördert wurde und nun Grund zum Feiern hat. Zu diesem Anlass hat die Mutter einen Topf voll Muscheln gekocht, die der Vater besonders gerne mag. Nun sitzen alle um den Tisch herum, doch der Vater kommt nicht. Ohne ihn mit dem Essen zu beginnen, kommt nicht in Frage - und so kommt man zunächst stockend und später mutiger miteinander ins Gespräch. 

    Erzählt aus der Sicht der Tochter entpuppt sich hier nach und nach das Leben mit einem tyrannischen und gewalttätigen Vater, der allen das zur Hölle macht und jeden zu einer festen Rolle verpflichtet, aus der es kein Entkommen gibt. Besonders perfide spielt er alle gegeneinander aus, so dass es auch untereinander keinen Zusammenhalt gibt. An diesem Abend hinterfragen sie erstmals, weshalb das eigentlich so ist - und ob das immer so weitergehen soll?

    Der Schreibstil ist anstrengend, die Sätze sind lang und auch sonst gibt es kaum Absätze. Zudem wiederholt das Mädchen ständig bereits Gesagtes. Das wirkt irgendwie abgehetzt, so als müsse sich das Mädchen während des Erzählens immer wieder selbst bestätigen - und ist insofern ein gutes Stilmittel, denn es verdeutlicht die Unterdrückungsmentalität in der Familie, in der sonst nie jemand sagen darf, was er oder sie denkt oder meint. Und jetzt sprudelt eben alles ungefiltert aus ihr heraus.

    Eine eindringliche Erzählung in einem ungewöhnlichen Stil, die tiefe Einblicke in ein toxisches Familienleben bietet - und einen kleinen hoffnungsvollen Ausblick bei offenem Ende. Lesenswertes und preisgekröntes Debüt!


    © Parden

  9. Cover des Buches Zärtlich ist die Nacht (ISBN: 9783257602722)
    F. Scott Fitzgerald

    Zärtlich ist die Nacht

     (67)
    Aktuelle Rezension von: KarenAydin

    Es gibt ja so Romane, die man eigentlich immer schonmal lesen wollte. So ging es mir mit diesem hier. Großer Name, großer Roman, große Erwartungen. Konnte er sie erfüllen?

     

    Worum geht es? 

    Wir begegnen zuerst einem jungen, naiven amerikanischen Starlet namens Rosemary, die durch einen Film mit dem Titel Daddy’s Girl (ahaa) bekannt wurde und sich mit ihrer Mutter an der französischen Riviera aufhält. Dort begegnet sie dem reichen und faszinierenden Ehepaar Richard (Dick) Diver und seiner schizophrenen Frau Nicole. Sie verliebt sich in den ehemaligen Psychiater, der ihre Liebe zwar erwidert, sie aber dennoch aufgrund des Altersunterschieds zurückweist. Diese Annäherung macht den ersten Teil des Romans aus und wird auch im Folgenden bis zu seinem tragischen Ende eine wichtige Rolle spielen.

     

    Kritik

    Ich muss sagen, dass ich erst im zweiten Buch des Romans (es besteht aus drei Teilen) wirklich eingestiegen bin. Hier wird die Hintergrundgeschichte von Dick und Nicole erzählt. Sie befindet sich als junge Frau in psychiatrischer Behandlung in der Schweiz, wo Dick sie kennenlernt und schlussendlich dann eben sogar heiratet. Der dritte Teil wird spannend, dicht und zeichnet Dicks Absturz nach. Wir machen zwischendurch einen Zeitsprung in die Zeit lange nach der Begegnung, mit der der Roman eröffnet hatte. Auch wenn ich keinen emotionalen Zugang zu den Charakteren bekam, so finde ich Dicks Entwicklung dann doch ergreifend. Hier zeigen sich sehr deutlich einige der zentralen Themen, das Klammern an Reichtum, Glamour, an die Jugend, Attraktivität, alles Dinge, die flüchtig sind. Nun machen die vielen belanglosen Konversationen, mit denen der Roman mich zu Beginn gequält hat, plötzlich Sinn.

    Sprachlich ist der Roman schön, er ist dicht an vielen schönen und oft auch berührenden Sätzen, die das Thema Vergänglichkeit aufnehmen. (“I don't ask you to love me always like this but I ask you to remember. Somewhere inside of me there will always be the person I am tonight.”) 

    Also, konnte der Roman meine Erwartungen erfüllen? Ganz klar nein. Es ist ein großer Roman, ein starker Roman, interessant und bietet viel Stoff zum Diskutieren oder zum Nachdenken. Kapitalismus, Freud, Geschlechterrollen, das Leben der Expats an der Riviera, psychische Erkrankungen, Liebe und was dies eigentlich bedeutet. Ich bin sicher, dass man ihn auch auf unterschiedliche Art und Weise lesen kann, biographisch, da der Autor selbst mit einer reichen schizophrenen Frau verheiratet war und hier möglicherweise seinen eigenen Absturz verarbeitet oder auch als Allegorie oder Parabel auf die Gesellschaft, da Fitzgerald wohl zu diesem Zeitpunkt Oswald Spengler’s Untergang des Abendlands gelesen hat.

    Daher empfehle ihn daher auch gern weiter, Begeisterung hat er aber bei mir nicht hervorgerufen. Das liegt aber nicht am Thema oder der Entwicklung der Charaktere, sondern am Erzählstil. Die hektischen Perspektivwechsel, die inneren Monologe, die kurzen Abschnitte mit viel Dialog, die Rückblenden, all dies kennzeichnet den Roman als modernistisch, eine Epoche, zu der ich, so oft ich es auch versuche, keinen Zugang finde.

  10. Cover des Buches Malina (ISBN: 9783518240175)
    Ingeborg Bachmann

    Malina

     (117)
    Aktuelle Rezension von: Villa_malLit

    Eine namenlose Ich-Erzählerin, welche als Schriftstellerin arbeitet, wohnt mit ihrem Mitbewohner Malina in der Ungargasse in Wien. Ihre Liebe gilt aber dem Ungarn Ivan, der Vater zweier Jungs, doch auch ohne Malina kann sie nicht leben. 

    Was zunächst nach einer Liebesgeschichte aussieht, verwandelt sich in eine Tragödie voller Albträume. Der Roman ist in drei Teile aufgeteilt: Im ersten geht es hauptsächlich um die Entwicklung mit Ivan, im zweiten verarbeitet die Schriftstellerin die Shoa und im letzten Teil ereilt sie ihr Schicksal.
    Ich empfand den ersten Teil zunächst sehr träge, obwohl es mich auch irgendwie angezogen hat.
    Nachdem ich mich über dieses Werk und über Ingeborg Bachmann genauer informiert hatte, war es um mich geschehen. Dieses Werk, welches laut Bachmann zwar keine Autobiografie ist, aber autobiografisch, bringt die Zerrissenheit und den Schmerz einer Depression und Abhängigkeit unglaublich genial zum Ausdruck. Wenn man sich auf das Werk einlassen kann, spürt man dies auch beim Lesen in jeder Zeile.
    Dieser Roman ist definitiv kein Buch für leichte und angenehme Stunden. Mich hat es vor allem ab dem zweiten Teil auf faszinierende Art und Weise zerrissen. Das Ende macht einen in Anbetracht des Todes der Autorin sprachlos.

    Es ist wirklich schwer diesem Werk mit Worten gerecht zu werden.

  11. Cover des Buches The Italian Teacher (ISBN: 9780525559085)
  12. Cover des Buches Die Heimkehr (ISBN: 9783257600377)
    Bernhard Schlink

    Die Heimkehr

     (97)
    Aktuelle Rezension von: Petra54

    Eigentlich ist Bernhard Schlink mein aktueller Lieblings-Autor. Aber mit seiner "Heimkehr" konnte er mich nicht überzeugen. Mich hat das Durcheinander von griechischem Mythos, alten Schlachten, Kriegsgeschichten, ewigen Fragen nach Recht und Unrecht, der Suche nach einem Vater und der Liebe zu einer Frau ziemlich verwirrt.

    Die Charaktere dagegen waren wie gewohnt hervorragend beschrieben. Man sah sämtliche Personen direkt vor sich: die sympathische unkomplizierte Barbara, den charismatischen Vater, die kühle Mutter und auch die unentschlossene Hauptperson Peter.  

  13. Cover des Buches Die Chroniken von Waldsee / Nachtfeuer (ISBN: 9783404285204)
    Uschi Zietsch

    Die Chroniken von Waldsee / Nachtfeuer

     (25)
    Aktuelle Rezension von: Jeys_Book_Lines

    Und da bin ich wieder, zurück von einem aufregenden Abenteuer, zurück aus der magischen Welt Waldsees, zurück bei alten und fernab von neuen Freunden!

    Über tausend Seiten lang habe ich mich nun in dem erschaffenen Fantasy-Werk von Uschi Zietsch aufgehalten, welches den Titel "Die Chroniken von Waldsee" trägt. 

    Doch zuallerst, worum geht es denn überhaupt?! Vor langer Zeit wurde ein magisches Artefakt gefunden, das ungeheure Kräfte birgt. Nur der Zwiegespaltene, so heißt es, kann es aktivieren - doch niemand weiß, was dann geschieht. Trotzdem wollen verschiedene Seiten und Völker das Artefakt für sich beanspruchen, und der jahrtausendelange Kampf darum entbrennt. In einer zerstörerischen Schlacht zerbricht das Artefakt in sieben Teile. Sechs Teile werden durch einen Sturm davongewirbelt und finden Hüter. Der siebte Splitter geht verloren. Doch das beendet den Kampf keineswegs, und auch die Suche nach dem Zwiegespaltenen wird fortgesetzt. Wer mag es sein? Wird er die Kräfte zum Guten oder zum Schlechten verwenden? Der zwanzigjährige Rowarn ist im abgeschiedenen Tal Inniu bei Zieheltern, den zentaurenartigen Velerii aufgewachsen. Die Ereignisse überschlagen sich, als Rowarns beschauliche Welt durch grausige Morde an jungen Mädchen erschüttert wird - und zudem aus einem Land jenseits des Gebirges eine Schar Ritter auftaucht, die Rekruten für den Kampf um das Artefakt anwerben will. Rowarns erste Prüfung liegt in der Aufklärung der Mädchenmorde, denn so wie es aussieht, ist er aufgrund seiner Vergangenheit daran beteiligt. Und damit treibt er sich selbst in die Geschichte...

    Zuallererst war ich ja doch etwas abgeschreckt von diesem dicken Wälzer aber das hat sich schon nach den ersten paar Seiten gelegt, was ich wirklich als positiv bezeichnen muss! Durch den leichten und unterhaltsamen Schreibstil konnte ich nämlich gut und vor allem schnell in das Universum von Waldsee eintauchen.

    Was einem direkt ins Auge fällt, sind die malerischen Namen der Charaktere. Diese haben mir wirklich gut gefallen und haben der ganzen Story einen gewissen Fantasy-Charme verliehen.

    Die Wesens- und Charaktergestaltung ist originell gehalten und auch gut kombiniert. Vor allem die vielen verschiedenen Geschöpfe haben meinen inneren Film bereichert.

    Mit den Hauptprotagonisten konnte ich mich ebenfalls problemlos identifizieren, diese waren mir größtenteils wirklich sympathisch und jetzt, wo ich am Ende der Geschichte angelangt bin, muss ich ehrlich zugeben, dass sie mir doch irgendwie ans Herz gewachsen sind.

    Zwischendurch war für mich als Tolkien-Liebhaber zwar die eine oder andere Parallele zu "Herr der Ringe" erkennbar, dennoch muss ich betonen, dass die Geschichte sich selbst treu bleibt. Es werden immer wieder neue Ideen mit eingestreut, die dann für eine überraschende Wendung sorgen.

    Das gesamte Worldbuilding mit all seinen Details wird hier wirklich groß geschrieben! Einerseits fand ich das toll, andererseits wirkte es an einigen (wenigen) Stellen doch etwas "too much". Auch die umfassenden Landschaftsbeschreibungen kommen hier nicht zu kurz, mir persönlich gefällt so etwas fürs innere Auge ja sehr gut aber das muss man mögen. Auch die übrigens wirklich schöne Einbindung von Lyrik und Poesie, muss ich hier noch kurz erwähnen.

    Was mir nicht gefallen hat, war die handlungsinbegriffene Vorherbestimmung von wirklich vielen Ereignissen, sowie einzelne (überschaubare) Längen. Ansonsten habe ich aber eine geradlinige gute Story erhalten, die tragisch und spannend ist, zugleich aber auch humor- und gefühlvoll. Die hineingepackte Portion Gefühl war meiner Meinung nach gerade richtig, denn für mich ist es wichtig, dass das eigentliche Abenteuer im Vordergrund steht!

    Es gibt übrigens immer wieder im gesamten Verlauf der Geschichte fremde und anderssprachige Bezeichnungen, die man aber schnell zu verstehen lernt und für die auch ein ausführliches Glossar zur Verfügung steht.

    Das Ende war mir schlussendlich dann doch ein kleines bisschen zu karg, allerdings lässt es keine Fragen offen und ist im Allgemeinen gut durchdacht.

    Somit beinhaltet diese Trilogie eine gute Mischung aus Abenteuer und Märchen, hat mir große (langanhaltende) Freude bereitet und ist wirklich lesenswert. Man merkt, wieviel Mühe sich die Autorin bei jeder Seite gegeben hat. 

    Ich werde mich nun noch ein wenig länger in Waldsee aufhalten und mich nun noch der einen oder anderen Einzelgeschichte widmen, welche allerdings alle unabhängig von der Haupttrilogie gelesen werden können. Ihr müsst Waldsee also noch nicht vollkommen verlassen 😉

  14. Cover des Buches Fun Home (ISBN: 9783551713766)
    Alison Bechdel

    Fun Home

     (43)
    Aktuelle Rezension von: dominona
    Ich fand den Stil des Comics sehr interessant und auch das Thema ist eher ungewöhnlich. Es ist eine Suche nach der Vergangenheit und sich selbst in ihr hin zu Identität und Verständnis für familiäre Verwicklungen. 
    Im späteren Verlauf hat mich der Comic leider verloren, weil es mir zu sehr um Nebensächlichkeiten ging, aber die Zeit war nicht verschwendet.
  15. Cover des Buches Monsieur Ibrahim und die Blumen des Koran (ISBN: 9783104013633)
    Eric-Emmanuel Schmitt

    Monsieur Ibrahim und die Blumen des Koran

     (764)
    Aktuelle Rezension von: JourneyGirl

    .... ..... Eine sehr schöne und wunderbar einfühlsame Geschichte! ..... ..... Ein kleiner jüdischer Junge, der in Paris lebt, klaut manchmal Konserven im Laden von Monsieur Ibrahim, und glaubt, dieser merkt es nicht! ..... ..... Doch der Mann, der für alle nur als Araber an der Ecke bekannt ist, hat den Jungen längst durchschaut, denn er sieht mehr als andere. ..... ..... Er ist sehr weise und kennt viele Geheimnisse des Lebens. ..... ..... Ein tolles Buch, das mich überzeugt hat und ich persönlich auch viel daraus lernen konnte. ..... .....

  16. Cover des Buches Das Ende der Unschuld (ISBN: 9783462045390)
    Megan Abbott

    Das Ende der Unschuld

     (75)
    Aktuelle Rezension von: Splitterherz

    Wenn ich jetzt an Evie denke, schlüpft sie durch die Schatten. Große, dunkle, gehetzte, blutunterlaufene Augen. Sie rennt über das Fußballfeld, das Gesicht gerötet, die glatten schwarzen Haare kleben ihr auf dem Rücken. Sie rennt so schnell, der Atem sticht ihr in der Brust von der Anstrengung, noch schneller zu rennen, schneller auf den Rasen einzutrommeln, ihre Beine immer noch schneller zu bewegen, als könnte sie etwas durchbrechen, etwas, das niemand sonst gesehen hat.

    [S. 12]


    Erster Satz:

    Aus dem Augenwinkel: sie, lichtgestreift.


                                                                        Inhalt:

    Lizzie und Evie sind beste Freundinnen, unzertrennlich, seit die Beiden denken können. Sie teilen alles miteinander, jedes Geheimnis, jede Erinnerung. Dies ändert sich jedoch schlagartig im dreizehnten Sommer ihr Lebens. Auf einmal scheint Evie vor Lizzie Geheimnisse zu haben. Doch bevor Lizzie die Veränderungen hinterfragen kann, ist Evie plötzlich spurlos verschwunden und die ganze Kleinstadt in großer Sorge. Lizzie ist die einzige Zeugin. Doch kann das junge Mädchen die Augen öffnen und endlich der Wahrheit ins Gesicht blicken? Die Zeit rennt und das Leben ihrer besten Freundin hängt von den Informationen ab, die sich irgendwo im kleinen Kopf von Lizzie, vor der Welt verstecken. 

    Idee/ Umsetzung:


    Eigentlich wollte ich nur „schauen“. Doch wie das bei mir so ist, sobald ich den ersten Schritt in eine Buchhandlung setze, sind alle guten Vorsätze vergessen und ich gefangen in einer magischen Welt, die ich nur durch einen Buchkauf verlassen kann. Ich stöberte also und stöberte und eigentlich hatte ich schon ein Buch in der Hand, doch dann sprang mir dieses Werk: „Das Ende der Unschuld“ ins Auge. Schnell nahm ich es in die Hand, strich über die Seiten, las den Rückentext und verliebte mich in die ersten, geschriebenen Worte. Schlicht: Ein Spontaneinkauf.

    Spntaneinkäufe sind durchaus gefährlich. Denn entweder sind sie der totale Flopp, oder der Star des Monats. In diesem Fall hatte ich das richtige Händchen und so stürzte ich mich also, noch auf dem Weg nach hause, in dieses dramatische, traurige und sehr bewegende Abenteuer von Lizzie und Evie. Die Idee von Megan Abbott hat durchaus Potential, aber auch einen bitteren Beigeschmack. Sehr realistisch und voller Gefühl, erschafft Frau Abbott eine Geschichte voller Facetten und Abgründen. So stürzt sich der Leser Hals über Kopf in das Leben zweier dreizehnjähriger Mädchen, die auf dem Weg sind, erwachsen zu werden. Die Umsetzung ist sehr realistisch und so war ich positiv überrascht, dass die Autorin es geschafft hat, das Leben von jungen Mädchen und ihre Gedanken, so gut einzufangen. Man steht mit Evie und Lizzie an der Schwelle und noch ist unklar, was uns jenseits erwarte.

    Schreibstil:

    Frau Abbotts Schreibe ist einfach umwerfend und magisch. Ich habe mich direkt in ihren Schreibstil verliebt und konnte mich so im Strom der Geschichte treiben lassen, ohne mich an jeglichem Geäst zu verfangen. Sehr malerisch, baut die Autorin eine Welt voller Farben auf, obwohl die Handlung im Kontrast dazu steht.

    Charaktere:

    Die Figuren sind facettenreich und unterschiedlich und geben der Geschichte so zusätzliche Tiefe und Farbe. Dabei ist besonders die dreizehnjährige Lizzie, realistisch beschrieben. Lizzie ist auf dem Weg erwachsen zu werden, aber doch noch ein Kind. Sie ist unentschieden, sucht sich selbst, hält an naiven Denkweisen fest und weiß eigentlich selbst nicht so genau, was sie will. Als ihre beste Freundin dann verschwindet, fühlt sich das junge Mädchen einsam. Sie steht vor einer Klippe, mit tausend verschiedenen Gefühlen un weiß nicht was sie glauben, was sie denken soll. Es ist also nicht verwunderlich, dass Lizzie hin und her gerissen ist und der grausamen Welt noch nicht in die Augen blicken will. Doch das schlimme am Erwachsen werden ist, dass die Monster nie verschwinden.

    Frau Abbott ist die Darstellung ihrer Figuren auf einer sehr glaubwürdigen Ebene gelungen und gerade dadurch, wird auch das Geschehen so greifbar, so real, dass wir uns vor dem Ende der Geschichte mehr und mehr fürchten.

    Cover/ Innengestaltung:

    Das Titelbild gefällt mir sehr gut. Die Farbgebung und das Motiv passen zum Inhalt. Jedoch finde ich das Model auf dem Cover etwas zu alt. Selbst mit ganz viel Fantasie, könnte ich mir nicht vorstellen, dass dieses Mädchen ein dreizehnjähriger Teenager ist. Nummern, leiten im Inneren, die einzelnen Kapitel ein. 

    Fazit:

    Unsere Welt ist voller Farben, doch leider nicht immer, nicht überall. Egal in welchem Land wir sind, egal in welcher Stadt, es gibt mal graue, mal schwarze Flecken, die das Gesamtbild verschmutzen und der Welt ihre Unschuld nehmen. Grausamkeit und Kriminalität gibt es überall und wir können noch so naiv sein, Fakt ist, dass wenn wir unsere Augen verschließen, verschwinden diese Flecken nicht. „Das Ende der Unschuld“, umreißt dieses Gebilde sehr gut. Das Zusammenspiel von Charakteren, die auf dem Weg in die Welt der Erwachsenen,sind, eines Verbrechen und des kläglichen Versuches, seine Erinnerungen an ein Leben ohne Risse zu bewahren, geben dieser Geschichte ihren Reiz. Mir hat an der einen oder anderen Stelle ein Spannungsbogen gefehlt, aber eventuell hätte dieses Buch dadurch seinen besonderen Reiz verloren. Den Reiz der Realität. Denn Megan Abbott, hat hier ein sehr reelles Geschehen auf Papier verewigt und genau jenes zeichnet jede Seite dieses Werkes aus.

    Wer auf der Suche nach einer bewegenden und reellen Geschichte ist, die sich langsam entwickelt und tief unter die Haut geht, der sollte sich „Das Ende der Unschuld“, nicht entgehen lassen.

  17. Cover des Buches Wintertod (ISBN: 9783499271984)
    Thomas Nommensen

    Wintertod

     (44)
    Aktuelle Rezension von: Kleine8310

    Lesegrund: 

    Für mich war "Wintertod" das erste Buch von Thomas Nommensen. Der Grund warum ich es gerne lesen wollte war der interessante Klappentext, der eine spannende Geschichte verspricht. 

     

    Handlung: 

    In diesem Kriminalroman bekommen es der Hauptkommissar Arne Larsen und seine Kollegin Mayla Aslan mit einem vielschichtigen Fall zu tun. Alles beginnt damit, dass auf einem verwilderten Friedhof in Berlin - Buch die Leiche einer Frau gefunden wird. Zeitgleich kommt es zu seltsamen Geschehnissen an einer Berliner Grundschule, denn hier schreibt ein Mädchen mehrfach "Hilfe" in ihr Aufsatzheft. Arne Larsen und seine Partnerin Mayla versuchen Zusammenhänge zu erkennen, wo es zu Beginn doch überhaupt keine zu geben scheint ... 

     

    Schreibstil: 

    Der Schreibstil von Thomas Nommensen hat mir sehr gut gefallen. Dem Autor gelingt es mit Raffinesse und verschiedenen Erzählsträngen eine spannende Geschichte aufzubauen, die sich aber auch noch flüssig lesen lässt!

    haraktere: 

    Die Ausarbeitung der Charaktere hat mir ebenfalls richtig gut gefallen. Ich mochte beide Ermittler gerne bei ihren Nachforschungen begleiten und was ich besonders gut fand war, dass es dem Autor gelungen ist eine ausgewogene Mischung aus dem Privatleben der Kommissare und den Ermittlungen/ Fällen zu schaffen. 

     

    Spannung: 

    Den Spannungsbogen hat Thomas Nommensen in dieser Geschichte wirklich gut gehalten. Ich habe lange Zeit mitgerätselt und durch die verschiedenen Handlungsstränge hatte ich stets Lust, die Geschehnisse weiterzuverfolgen. Lange Zeit herrscht eher eine unterschwellige Spannung, aber gerade diese hat, mir persönlich, gut gefallen!

     

    Emotionen:   

    Auch die Emotionen kommen in diesem Krimi nicht zu kurz. Was ich toll fand war, dass durch die verschiedenen Themen auch unterschiedliche Gefühle zum tragen kommen, die vom Autor auch größtenteils gut rübergebracht worden sind.

     

    "Wintertod" ist ein guter Krimi, der mich mit den sympathischen Ermittlern und der vielschichtigen Handlung überzeugen konnte! Krimi Fans zugreifen, bitte!

  18. Cover des Buches Oben ist es still (ISBN: 9783518467930)
    Gerbrand Bakker

    Oben ist es still

     (102)
    Aktuelle Rezension von: KarenAydin

    Worum geht es?

    „Ich habe Vater nach oben geschafft.“ – Helmer van Wonderen, Mitte 50, hat seinen alten Vater in das Obergeschoss des Bauernhauses gebracht und gestaltet das Erdgeschoss für sich um. Sein Leben besteht aus der Versorgung der Tiere auf dem Hof, dem Kümmern um den Vater und gelegentlichen Besuchen einer Nachbarin, bis der junge Henk zu ihm auf den Hof kommt, dem er die Arbeit auf einem Hof beibringen soll. Die festgefügten Rollen werden schnell vertauscht.

     

    Kritik

    Ich habe das Bedürfnis, meine Wände schwarz zu streichen, Sylvia Plath zu lesen, Bilder mit kargen Moorlandschaften aufzuhängen und Leonard Cohen zu hören. Vielleicht morgen früh auf die Beerdigung eines Fremden zu gehen und mich einfach mitten unter die Trauernden zu mischen und mitzuweinen, weil das Leben so kurz und hart und trostlos ist und danach mit zwanzig anderen den trockenen Butterkuchen mit ein wenig Kaffee herunterzuwürgen, der zwei Stunden auf einer Warmhalteplatte gestanden hat.

    Wer auf diesen Roman nicht emotional reagiert, ist vollkommen herzlos. Bakker beschönigt nichts. Er beschreibt gnadenlos, was in anderen Romanen wegfällt, das Skurrile, das Hässliche, das Peinliche, das Tragische. Die Beziehung zu dem alten und hilflosen Vater wird so realistisch und so harsch geschildert, dass ich mehrfach schlucken musste. Der Vater, früher ganz der herrische Gutsverwalter, ist vollkommen hilflos und Helmer ausgeliefert wie ein kleines Kind.  Jedesmal, wenn er „Lecker“, sagt er“, schreibt, schnürte sich mir die Kehle zu. „er liegt auf dem Rücken, die Augen weit geöffnet, die Decke hat er bis zur Nase hochgezogen. Er strahlt kaum Wärme ab, die Fensterscheiben sind unten mit Eisblumen bedeckt. Vielleicht erfriert er ja diese Nacht.“ (79)

    Die Rollen haben sich geändert. Helmer organisiert das Haus neu, damit auch sein Leben, seine Vergangenheit, seine Beziehung zu den Familienmitgliedern.

    Es ist November, als der Roman einsetzt, frisch und windstill. Noch ändert sich nichts, der Winter steht bevor, danach ein Frühling, ein letzter, den der Vater noch erleben will. „Wieder ein Frühling, der allen vergangenen Frühlingen gleichen wird. Ich denke das nicht, ich empfinde das so.“ (145). Der Protagonist Helmer, aus dessen Sicht der Roman im Präsens erzählt wird, ist verschlossen. Mit penibler Genauigkeit werden Haus und Landschaft und Arbeiten geschildert, wir erhalten Zugang zu dem Außenraum, in dem er sich bewegt, und nur nach und nach erhalten wir Zugang zu seinen Gedanken, seinen Gefühlen und müssen genau hinhören. „Ein Gedicht handelt nie, wovon es zu handeln scheint.“ (250). So ist es auch mit diesem Roman. Das Realistische und das Symbolische sind tief verwoben. Was hat Helmer so werden lassen? Wieviel von diesem Leben war fremdbestimmt, wie hoch sind die Mauern, die er selbst gebaut hat? Manchmal steht man vor Wänden und braucht jemanden, der einem die Tür zeigt. Die Begegnung mit Henk ist wichtig. Sie ist aber nicht banal in dem Sinne, dass er wie der brummelige Opa aus Heidi sich nun plötzlich um 180 Grad dreht. Interessant sind die Tiere in dem Roman, denen eine symbolische Bedeutung zukommt. So spielt eine Nebelkrähe eine besondere Rolle.

    „Vor dem Tor steht nur noch eine der Enten. Die andere ist totgefahren worden, der arme Körper auf der Straße dampft noch ein wenig. So geht das, gerade ist man noch springlebendig und wünscht sich ein Stück Brot, und im nächsten Augenblick ist man mausetot. Riet schauert, als sie über den toten Erpel steigt. Ich schiebe ihn mit dem Schuh an den Straßenrand. (118).

    Insgesamt: Der Roman ist tiefsinnig, vielschichtig und poetisch, aber ganz schön düster. Es ist ganz klar Lektüre, die einem lange Stoff zum Nachdenken gibt. Ein Roman, über den man sicher endlos diskutieren könnte.

     

    Warum habe ich das vorher nicht gelesen? Weil es hinten auf dem Umschlag von Elke Heidenreich empfohlen wurde.

     

  19. Cover des Buches Julias Versprechen (ISBN: 9783732501601)
    Marcia Willett

    Julias Versprechen

     (15)
    Aktuelle Rezension von: Ein LovelyBooks-Nutzer
    Nach dem Unfalltod ihres Lebenspartners Tom steht Tiggy vor dem Nichts. Die junge Frau hat nach seinem Tod ihre Arbeit als Lehrerin verloren. Und von ihrer Familie bliebt ihr bald nicht mehr als eine kleine Bronzestatue aus dem Besitz ihres Vaters. Voller Verzweiflung sucht Tiggy Zuflucht bei ihrer Freundin Julia.
    Dort, im herrlichen Bodmin Moor, kommt sie zur Ruhe und findet Trost. Julia und ihre reizende Familie schenken Tiggy so viel neuen Lebensmut, dass sie sich allmählich auf ihr Baby freut. Kurz vor der Geburt ihres Sohnes Zack nimmt Tiggy ihrer Freundin Julia ein Versprechen ab: Sie soll niemandem verraten, wer Tiggys Vater war. Ob Tiggy da bereits ahnt, dass ihr Glück vergänglich ist?

    Die Handlung wird abwechselnd in den 70iger Jahren (Vergangenheit) und im Jahr 2004 (Gegenwart)erzählt.
    Das Buch lässt sich gut lesen und man kommt recht zügig voran.
    Tiggy hat mir richtig leid getan, sie hat schon als Kind schlimme Dinge erlebt und dann verliert sie auch noch ihren Freund von dem sie schwanger ist. Bei ihrer besten Freundin Julia will sie versuchen ihr Leben wieder in den Griff zu kriegen.
    Julia hat es auch nicht leicht mit 3 kleinen Kindern und einem Ehemann, der bei der Marine ist.
    Die zwei waren mir von Anfang an symphatisch.
    Mit der Story bin ich allerdings nicht so warm geworden.
    Vieles war einfach zu offensichtlich bzw. vorhersehbar. Mir hat auch einfach die Spannung gefehlt. Oft plätscherte die Geschichte so vor sich hin.
    Aber die landschaftlichen Beschreibungen sind toll.

    Lieben Dank an Marnie für die Leihgabe!

    (verfasst am 24.01.2012)
  20. Cover des Buches Mr. Vertigo (ISBN: 9783644019911)
    Paul Auster

    Mr. Vertigo

     (93)
    Aktuelle Rezension von: The iron butterfly

    Walt ist ein großmäuliger, bettelnder Tagedieb, der sich zwischen den Bars und Hinterhöfen im St. Louis der 1920er Jahre herumtreibt, dabei ist er gerade mal neun Jahre alt. Seit der Beerdigung seiner Mutter sind die Straßen von St. Louis sein Zuhause, denn weder Onkel Slim noch Tante Peg bieten ihm ein Umfeld oder gar Vorbild, um soziale Kompetenzen, wie Anstand und Moral zu erlernen.

    Als er Meister Yehudi begegnet ist er voll Misstrauen und glaubt nun einem dieser Bösewichte untergekommen zu sein, die kleine Jungen verschleppen, missbrauchen und in Stücke zerteilen. Aber dieser dunkel gekleidete „Meister“ schlägt ihm ein unglaubliches Geschäft vor, das sich zwar phantastisch anhört, auf Walt jedoch einen seltsamen Reiz ausübt. Meister Yehudi verspricht Walt, dass er ihm das Fliegen beibringen wird. Spätestens in drei Jahren soll er die Mengen auf Jahrmärkten und in Shows zu Begeisterungsstürmen treiben. Ruhm und Ehre locken das kleine Großmaul Walt und er lässt sich auf den Handel ein. Er ahnt nicht, welche Prüfungen und Qualen ihm bevorstehen. Zunächst stellt der Alltag auf der abgelegenen Farm im Niemandsland von Kansas eine große Herausforderung für ihn dar, denn das umtriebige Leben der Straßen von St. Louis scheint plötzlich Lichtjahre entfernt. Von heute auf morgen soll er zusammen mit Äsop einem schwarzen, verkrüppelten Jungen und Mutter Sioux, einer dicken, zahnlosen Indianerfrau und dem undurchsichtigen Juden Meister Yehudi ein Familienleben führen. Im Ungleichgewicht seiner bisherigen sozialen Ausrichtung, stellen bereits die einfachsten Umgangsformen, Respekt und Disziplin Walt vor die schwierigsten Herausforderungen.

    Paul Austers doppelt phantastischer Roman „Mr. Vertigo“ ist eine wahrhaft schwindelerregende Geschichte. Mit seinem Helden Walter Clairborne Rawley entführt er den Leser nicht nur auf eine abenteuerliche Reise durch dessen draufgängerisches Leben, sondern auch in die Historie Amerikas. Baseballhelden, Jahrmarktsgetümmel, Wirtschaftsdüsternisse und -wunder, mafiöse Strukturen oder die Unwesen des Ku Klux Klans, Auster lässt nichts aus. Die Beziehung zwischen Walt und seinem Meister beinhaltet sowohl die Zwiespältigkeit zwischen Lehrling und Meister, als auch die tiefgründigen Bande zwischen Vater und Sohn. Weitere Protagonisten, wie Äsop, Mutter Sioux, Molly Fitzsimmons oder die mondäne Mrs. Marion Witherspoon verleihen Walts‘ Geschichte alle Höhen und Tiefen eines menschlichen Daseins.

    Lediglich Walts fixe Idee dem Werfer Dizzy Dean aus seiner misslichen Lage am Ende seiner Baseball-Karriere zu helfen, stellt für mich einen sonderbaren Einschnitt in der sonst sehr flüssigen und gut erdachten Vita Walts dar. Ansonsten hat auch dieser Auster wieder einmal voll und ganz die Aufmerksamkeit der Leserschaft verdient.

  21. Cover des Buches Breaking Bad (ISBN: 9783862653621)
    Ensley F. Guffey

    Breaking Bad

     (2)
    Aktuelle Rezension von: Holden
    Der Episodenguide zur allgemein abgefeierten Serie "Breaking bad". Man erfährt Erklärungen zu Fragen, welche Songs werden in der Serie gespielt und welche Aussage treffen diese, welche Metaphern und Symbole werden verwendet und wie sind diese zu deuten, welche Kameraeinstellungen wurden gewählt usw. Bei der Lektüre ist bei mir das "Breaking-bad-Fieber" wieder ausgebrochen, insgesamt ist das Ganze ein gelungener Nachschlag zu der besten Fernsehserie der Welt.
  22. Cover des Buches Die Kindheit Jesu (ISBN: 9783596198283)
    J.M. Coetzee

    Die Kindheit Jesu

     (15)
    Aktuelle Rezension von: Kapitel94

    Die Kindheit Jesu ist ein weiterer Schatz, den ich dank eines Seminars an der Uni kennenlernen durfte. Von J.M. Coetzee ist dies mein erster Roman gewesen und ich kann mit Gewissheit sagen, dass es nicht mein letzter sein wird. Von Anfang an hat es der Autor geschafft, meine volle Aufmerksamkeit zu gewinnen und ich hing ihm bis zur finalen Seite buchstäblich an den Lippen. Das Buch wirft Fragen auf, bringt mich zum Kopfschütteln und endet so abrupt, dass man sofort die Fortsetzung lesen möchte.

    Als Flüchtlinge kommen Simón und David auf einem Schiff im „neuen Land“ an. Sie haben keinerlei Erinnerungen an ihr altes Leben; sie wissen nicht, wer sie einmal waren und was sie dort gemacht haben, auch wird nicht verraten, wo genau sie sich nach ihrer Flucht befinden. Während der Überschiffung ging ein Brief verloren, den David wahrscheinlich von seinen verschollenen Eltern bekommen hatte – auch hier wird der Leser im Ungewissen gelassen; es wird nie genau bestätigt wo der Brief herkam und an wen er gerichtet war – und somit macht es sich Simón zur Aufgabe,  den kleinen Jungen mit seiner Mutter wieder zu vereinen.

    In Novilla, einer Stadt im „neuen Land“ finden die beiden mit Hilfe des Relocation Centers eine kleine Wohnung und Simón bekommt einen gut bezahlten Job. Doch die Suche nach Davids Mutter lässt ihn nicht los. Völlig angespannt verbringt er einen Tag nach dem anderen und wird regelrecht besessen von der Idee, eine Frau zu finden, die sich um den Jungen kümmern wird. Als plötzlich Ines in das Leben der beiden Männer tritt, scheint Simóns Suche ein Ende zu haben, doch kann er nicht wissen, auf was er sich einlässt. Er überlässt ihr seine Wohnung und damit auch die Erziehung des Jungen, doch Ines ist erst Mitte dreißig und hat selbst kaum Ahnung von Kindern. Über einen kurzen Zeitraum hinweg entzieht sie David seine Freunde, lässt ihn mit einem gefährlichen Hund alleine und behandelt ihn so, dass er bald meint, der Mittelpunkt der Welt – oder gar Jesus – zu sein. Der gerade einmal Fünfjährige kommt in Kontakt mit Alkohol, ist vorlaut und hat vor Erwachsenen keinen Respekt…

    Vor allem die Ungewissheit in J.M. Coetzees Roman hat es mir sehr angetan. Da man als Leser keinerlei Hintergrundinformationen zu den Charakteren bekommt, muss man sie selbst erst Seite für Seite kennenlernen. Dadurch begegnet man ihnen auch mit einer gewissen Distanz, man bildet sich im Verlauf der Geschichte seine eigene Meinung über  ihr Handeln und das Auftreten der Personen wird nicht durch eine Vorgeschichte beeinflusst. Das bewusste Auslassen von Details animiert außerdem zum stetigen Weiterlesen, so dass Seite um Seite verfliegt und man begierig nach Antworten sucht.

    Insgesamt hat mir der Roman sehr gut gefallen, doch den Titel fand ich irreführend. Die Kindheit Jesu sollte eigentlich einen religiösen Aspekt versprechen, doch die einzige „Bibel“, auf die sich im Buch bezogen wird, ist die Geschichte von Don Quixote. David lernt mit Hilfe des Romans von Miguel de Cervantes sowohl das Lesen als auch ein Gefühl für die spanische Sprache zu entwickeln. Des Weiteren erklärt ihm Simón hier und da anhand von Textstellen aus Don Quixote wie das Leben funktioniert. Wer allerdings Jesu ist – ob damit wirklich Jesus gemeint ist, oder ob es der Name eines Charakters ist – wird nicht verraten. Vielleicht ist es ja Davids richtiger Name, der, den er hatte, bevor er in das „neue Land“ gekommen ist? Ich bin jedenfalls sehr auf den zweiten Teil gespannt. Vielleicht liefert er ja noch ein paar Antworten zu den vielen Fragen, die Die Kindheit Jesu aufgeworfen hat.

  23. Cover des Buches Ganz der Ihre (ISBN: 9783257234763)
    Connie Palmen

    Ganz der Ihre

     (28)
    Aktuelle Rezension von: Duffy
    Connie Palmen ist zu Recht eine sehr erfolgreiche niederländische Autorin. In ihren Büchern ist das große Thema das Verstehen des Menschen als Individuum, wie auch als funktionierendes Kollektiv. Palmen versteht es wahrscheinlich wie kein anderer Gegenwartsliterat, dieses ohnehin schwer fassbare Thema von allen Seiten anzugehen. Dazu gehört große Verständnisbereitschaft für das menschliche Naturell, sowie Kenntnis in vielen philosophischen Grunddisziplinen. Die Autorin schafft es, auf 400 Seiten mehr Schlüssiges aus den Bereichen der Psychologie, Religion, Philosophie und Literatur darzustellen und mit frischen Ideen zu durchmischen, als eine Bibliothek voller schwammiger Kommentare. Aus der Sicht von fünf Frauen wird die Beziehung zu Salomon Schwartz, einem Starkolumnisten, beleuchtet. Dieser charismatische Mann wurde zum großen Verführer, dessen Anziehungskraft zu erforschen, einen Teil dieses Romans ausmacht, der andere Teil schildert die Wechselseitigkeit, das Geben und Nehmen in den jeweiligen Beziehungen. Dokumentiert wird alles von einer Biografin (Charlie), die versucht, das Geflecht der Abhängigkeiten transparent zu machen und dessen Funktionieren zu erklären. Ein gelungenes Porträt eines Mannes, der eigentlich gar nicht im Mittelpunkt steht und trotzdem größten Einfluss auf seine Umgebung und die Menschen hat. Eine großartig aufgebaute Geschichte mit jeder Menge Denkanstößen, trotzdem leicht und komplikationslos zu lesen.
  24. Cover des Buches Buddenbrooks. Verfall einer Familie (ISBN: 9783742433480)
    Thomas Mann

    Buddenbrooks. Verfall einer Familie

     (3)
    Aktuelle Rezension von: Abendstern

    Ich bin etwas unsicher, was ich zu diesem Klassiker schreiben soll. Ist aber auch egal. Klassiker dieses Kalibers sind nicht Mainstream tauglich und zwischen all den Leserunden, Wanderbüchern und Gewinnspielen liest wohl kaum noch jemand Rezensionen. Das hier ist auch keine Rezension, sondern nur meine Meinung.

    So viele Wochen haben mich Buch, wie auch Hörbuch und erst recht die Musicalverfilmung nun schon begleitet. Los komme ich davon immer noch nicht.

    Begonnen hat meine "Les Miserables“-Expedition schon vor einem halben Jahr mit der ungekürzten dreibändigen Ausgabe vom Verlag Volk und Welt. Die wollte ich unbedingt lesen, bevor die erste Verfilmung des sehr erfolgreichen Musicals erschien. Leider hatte ich nie die Gelegenheit das Musical auf der Bühne zu sehen und auch den Film im Kino habe ich verpasst.

    Mit frischem Mut machte ich mich also ans Werk und kam ganz gut voran.

    Unbestreitbar hat dieser Roman aber auch erhebliche Längen. Mein Lesetempo geriet erstmals bei der Schlacht von Waterloo ins Stocken. Ich bin an Geschichte und historischem Geschehen durchaus interessiert (das ist auch unbedingte Voraussetzung, um an "Die Elenden“ Gefallen zu finden). Ein Militärstratege bin ich aber nicht und wie, wo oder warum Napoleon gegen Wellington und Blücher seine Armee zu Felde rücken lässt, liest sich doch etwas sperrig.

    Also habe ich kurzerhand dem Roman eine kleine Pause verordnet.

    Inzwischen war die Verfilmung auf silberne Scheiben gepresst. Muss ich noch erwähnen, wie grandios ich diesen Film finde? Wer den noch nicht gesehen hat, sollte, falls er vor dem Epos in Buchform zurückschreckt, unbedingt dem Film eine Chance geben!

    Meine Expedition war damit keinesfalls beendet. Bei Audible erschien im August das ungekürzte Hörbuch, vom "König der Vorleser“ Gert Westphal gelesen. Nun weiß ich auch, wieso Westphal als König der Vorleser bezeichnet wurde. Er hat mich den Roman beenden lassen.

    Wie er mit seiner Lesung Hugos Charaktere und das 19. Jahrhundert lebendig werden lässt, das herrschende Elend greifbar macht – das ist wahrlich große Kunst.

    Höre ich ein Hörbuch? Nein, ich sitze im Theater!

    Genieße sogar, oh Wunder über Wunder, die Schlacht bei Waterloo. Lerne das entbehrungsreiche und von Selbstgeißelung bestimmte Leben der Nonnen im Kloster kennen. Begegne immer wieder Jean Valjean. Leide, flüchte und zweifle mit ihm. Freue mich, als er Cosette in seine Obhut nimmt und erklimme mit den Studenten die Barrikade. Vive la France!

    Natürlich ist Victor Hugo nicht minder grandios. Er hat das Ganze schließlich geschrieben.

    Ein Mann, von dem ich das Gefühl habe, dass er mit seinen Ansichten auch noch sehr gut in unsere Zeit passen würde. Ein Philosoph, Menschenkenner, sehr guter Beobachter. Nur was die romantische Seite und die "Schmachtszenen" betrifft: da hat sich seit damals doch sehr viel geändert. Zum Glück, möchte man sagen.

    Abschließende Meinung kurz und knapp:

    Muss man, wenn man epische Ausmaße erträgt, gelesen haben. Noch viel dringender als das Buch empfehle ich aber dieses Hörbuch und keinesfalls versäumen sollte man den Film von Tom Hooper mit Hugh Jackman, Anne Hathaway und Russell Crowe - am besten in voller Lautstärke mit einem großen Stapel TaTüs.

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