Bücher mit dem Tag "verantwortungslosigkeit"

Hier findest du alle Bücher, die LovelyBooks-Leser*innen mit dem Tag "verantwortungslosigkeit" gekennzeichnet haben.

22 Bücher

  1. Cover des Buches Schloss aus Glas (ISBN: 9783455012446)
    Jeannette Walls

    Schloss aus Glas

     (426)
    Aktuelle Rezension von: beccaris

    Die Kindheit von Jeannette Walls ist alles andere als geordnet und wohl behütet. Als eines von vier Kindern wächst die sie in einer sehr unkonventionellen Familie auf, in der morgen nichts mehr ist, wie es heute war. Armut, Hunger, Vernachlässigung - es gibt nichts, was das junge Mädchen nicht erleben muss. Ihre Mutter ist eine selbsternannte und erfolglose Künstlerin, der Vater Alkoholiker und immer auf der Suche nach dem grossen Geld. Beide Elternteile habe absolut keine Lust zu arbeiten und so lebt die Familie in äusserst schwierigen Verhältnissen, immer am Rand einer totalen Katastrophe.

    Abenteuerliche Erziehungsformen und bittere Enttäuschungen machen trotz allem aus der Autorin eine lebensstarke, intelligenten und liebenswürdige Persönlichkeit. Kurz nach Schulabschluss schaffen es alle vier Geschwister nach New York umzuziehen, um dort ihr Leben selbst in die Hand zu nehmen. Nicht allen gilt die Eigenständigkeit gleich gut.

    Dieser Roman ist sehr kraftvoll und beeindruckend. Trotz der Tragik bringt die Autorin einem immer wieder zum Schmunzeln. Sehr berührend finde ich auch, dass Jeannette Walls niemals anklagt oder verurteilt und ihren Eltern und Geschwistern mit einer unglaublichen Loyalität begegnet.

  2. Cover des Buches Lotus House - Lustvolles Erwachen (Die Lotus House-Serie 1) (ISBN: 9783548291109)
    Audrey Carlan

    Lotus House - Lustvolles Erwachen (Die Lotus House-Serie 1)

     (249)
    Aktuelle Rezension von: cxtxi_buecherliebe

    "Lotus House- Lustvolles Erwachen" ist der erste Band der mehrteiligen "Lotus-House"-Serie und zeigt direkt, was man von der Reihe zu erwarten hat. 

     

    Audrey Carlan ist bekannt für sexy Bücher, die einheizen. Ihre bisherigen Reihen habe ich super gerne gelesen, daher habe ich diese Reihe auch probiert. 

     

    Der erste Band konnte mich leider nicht vollständig überzeugen. Der Schreibstil ist toll und wie gewohnt flüssig, jedoch ist es mir persönlich zu viel Sexy-Time und viel zu wenig Story. Eine Kennenlernphase oder ähnliches gibt es hier gefühlt nicht, alles geht ruckizucki und hauptsache viel körperliche Nähe - der Sinn dahinter erschließt sich mir nicht, vor allem bei der Hauptprotagonistin Amber. Passt nicht zu ihrem Charakter und macht das Ganze schwierig für mich. 

     

    Da die Nebencharaktere mich allerdings schon reizen konnten, gebe ich der Reihe mit Band 2 noch eine Chance. 

     

    2,5 / 5 Sternen. 

  3. Cover des Buches Portnoys Beschwerden (ISBN: 9783446249820)
    Philip Roth

    Portnoys Beschwerden

     (65)
    Aktuelle Rezension von: LarissaMaria

    Ich wusste ja worauf ich mich einlasse. Im Prinzip zumindest. Zwangsstörung meets Promiskuität.

    Nicht selten wurde Philip Roth dafür kritisiert, dass seine Charaktere zu getrieben sind, es ginge nur um Sex und Selbstmitleid,
    Die geteilten Meinungen, welche über ihn kursieren, haben mein Interesse geweckt. Ich wollte mir selbst ein Bild machen.

    Ich lernte also Alexander Portnoy kennen; einen jüdischen Amerikaner, der beim Psychiater sitzt und sein Leid klagt.
    Das würde das ganze Buch eigentlich schon in einem Satz zusammenfassen.

    Der Monolog, aus dem das Buch besteht, veranschaulicht seinen Werdegang, schildert eine Existenz ohne besondere Sternstunden, ohne besonderen Glanz.

    Seine Kindheit mit der Glucken-Mama und dem Waschlappen-Vater, seine Jugend, das Erwachen seiner Sexualität welche gleich in zwanghafte Sphären abdriftet, seine Unfähigkeit eine gute Beziehung zu führen… es ist eine endlose Misere.

    Ich war während des Lesens ständig hin und her gerissen; zwischen Abscheu vor dem Protagonisten und Bewunderung für die Fähigkeit von Roth, dessen verrückte Gedankensprünge so anschaulich darzustellen.

    Daher machte das Lesen irgendwie Spaß. Großteils war ich einfach nur genervt von Portnoys Veranschaulichungen, seinen Anschuldigungen, seiner Unfähigkeit zu erkennen, dass man an seinen Fehlern arbeiten kann...  aber genau das hat eine eigene Art von Spannung erzeugt.

    Ich bin nicht restlos begeistert, aber besonders die Pointe am Schluss hat mich nochmals laut auflachen lassen.

    Also der Gesamteindruck war nicht schlecht.

  4. Cover des Buches Draußen vor der Tür (ISBN: 9783872912497)
    Wolfgang Borchert

    Draußen vor der Tür

     (223)
    Aktuelle Rezension von: Orisha

    Ein Mann kommt nach Deutschland. Er kommt zurück, nach drei Jahren Sibirien, nach fünf Jahren Krieg. Zurück in eine Heimat, die nichts mehr für ihn bereit hält. Seine Frau liegt bei einem anderen. Der Oberst kennt ihn nicht mehr. Ein Job wird ihm nicht gegeben. Die Eltern sind tot. Da bleibt für Beckmann nur noch ein Weg - der Gang zur Elbe…

    Bocherts "Draußen vor der Tür" zählt zu Recht zu den Klassikern der Nachkriegszeit. Mit seiner Figur Beckmann fängt Borchert das Leben eines Kriegsheimkehrers ein. Beckmann steht vor den Trümmern seines Lebens und wird mit unserer Gesellschaft konfrontiert. Eine Gesellschaft, die nach dem Krieg die Verantwortung von sich schob, die auf die anderen zeigte - ohne sich selbst zu hinterfragen. Die Anfängern keine Chancen mehr gab. Die dem Elend, draußen vor der Tür, den Rücken kehrt. Selbstmorde stehen an der Tagesordnung. Doch das interessiert niemanden.

    Borchert fängt mit seinem Drama ein Stück Nachkriegsgeschichte ein. Eine Geschichte, die die Situation nach 1945 gut illustriert und den 1000den Schicksalen der Kriegsheimkehrer eine Stimme gab. Sicher in extremer Form, doch die braucht es, um wachzurütteln. 

    Kurzum: Ein Klassiker, den man gelesen haben sollte. Empfehlenswert.


  5. Cover des Buches Du bist mein Stern (ISBN: 9783596179367)
    Paige Toon

    Du bist mein Stern

     (358)
    Aktuelle Rezension von: LilyWinter

    Meg ist hin und weg: Sie wird die Assistentin keines geringeren dem Rockstar Johnny Jefferson. Doch es ist eben nicht alles Gold, was glänzt. Bitter muss Meg erfahren, wie der Rockstar hinter seiner Fassade wirklich ist, zum Glück gibt es noch Christian.

    Ein toller Liebesroman, durchaus mit Tiefgang, der in einem enormen Cliffhänger gipfelt!


  6. Cover des Buches Verräter wie wir (ISBN: 9783548288079)
    John le Carré

    Verräter wie wir

     (58)
    Aktuelle Rezension von: Beust

    Dima ist nicht nur ein Mensch mit Vergangenheit, einem wertvollen Geheimwissen über die Geldwäschepraxis im postsowjetischen Russland, das er verhökern möchte, und einem Plan, wie er seine Geheimnisse an den (westlichen) Mann bringen will. Er ist vor allem ein Mensch mit Herz. John le Carré ist mit seinen Figuren in „Verräter wie wir“ ein großer Wurf gelungen, wobei vor allem Dimitri Krasnow, genannt „Dima“ ein kraftstrotzender Vertreter der russischen Seele ist: gemütvoll, breitbeinig, leutselig und trinkfest. Und dabei extrem gefährlich, ein Familienmensch, der über viele Leichen ging.

    Die Idee, dass Dima sein Wissen über die Geldwäsche russischer Mafiaclans an den britischen Geheimdienst verkaufen möchte, reflektiert die veränderten politischen Rahmenbedingungen in le Carrés Lieblingsspannungsfeld zwischen Russland und Großbritannien. Im ewigen Sowjetreich haben keine Masterminds wie „Karla“ mehr das Sagen, sondern menschenverachtende Raffgeier und Mafiosi. Das ist gelungen und schmeckt hochaktuell. Dass der britische Geheimdienst aus einer Mischung aus bürokratischem Phlegma und ebenso menschenverachtendem Dünkel Dima die Tour vermasselt, weil Menschen in dem großen Spiel nur hohle Figuren sind, passt zur Kälte der Welt er Spione.

    Dass aber ein Tennisturnier den Hintergrund bildet und das unschuldig ins Spiel gezogene Pärchen Oxford-Dozent Perry Makepiece und Rechtsanwältin Gail Perkins zum Überlaufzirkus gehört, beschert der Handlung einige Längen vor allem beim Einstieg in die Geschichte und wirkt nicht immer ganz rund.

    Unter dem Strich ein gelungener Geheimdienstroman mit hervorragend gezeichnetem Personal, aber gewiss nicht le Carrés stärkster Wurf.

  7. Cover des Buches Das Seil (ISBN: 9783423143455)
    Stefan aus dem Siepen

    Das Seil

     (94)
    Aktuelle Rezension von: Leserstimme

    In einem kleinen Dorf wird am Waldrand ein mysteriöses Seil entdeckt, das direkt in diesen hinein führt. Was hat es zu bedeuten und gibt es ein Ende des Seils? 

    Schritt für Schritt führt uns Stefan aus dem Siepen durch diese unspektakuläre aber nachdenkliche Reise durch den Wald. Mehrere Einwohner, auch Akademiker des Dorfes machen sich auf den Weg ins Ungewisse und sie begreifen schnell, dieses Rätsel ist nicht mit dem Verstand oder Logik zu lösen.Auf dem Weg verschwinden immer wieder Leute der Expedition und zurück bleiben noch mehr Fragen. Wie lange kann diese Gruppe zusammen halten, ohne zu zerbechen? Ist der Sog weiterzugehen, stärker oder geht man lieber zurück in den Alltag, weil man Neues fürchtet? 

    Wie diese interessante und emotional spannende Story zu deuten ist, bleibt jedem selbst überlassen. Ich war begeistert und bin mir nicht sicher, ob der Dreiteiler als Film in Arte dem Buch gleich kommt. Worte können soviel mehr ausdrücken. Eines der besten Bücher, die ich gelesen habe.

  8. Cover des Buches Die Getriebenen (ISBN: 9783328102908)
    Robin Alexander

    Die Getriebenen

     (13)
    Aktuelle Rezension von: Holden

    Die Durchtriebenen, die Umtriebigen, die Herumtreibenden, die Angetriebenen: Hinter Merkels Flüchtlingspolitik mit dem Catch phrase "Wir schaffen das" herrschte erstaunlich viel Planlosigkeit, Belauern des politischen Gegners auf ganz hohem Niveau und erstaunlich viel Improvisation. Unglaublich, wie viele Zugeständnisse man dem Autokraten Recep Tayyip Erdogan für den EU-Türkei-Deal machen wollte, daß dieser sich zunächst prowestlich verhalten wollte und sogar den Ausgleich mit Israel anstrebte, spielt insofern keine Rolle. Getrieben und häufig rachsüchtig agiert hier fast jeder, ständig versucht einer, den anderen über den Tisch zu ziehen, und mit der Einführung des Sebastian Kurz macht bereits hier ein "Fähnlein im Wind" auf sich aufmerksam. Oder sind mit den "Getriebenen" vielleicht die flüchtenden Menschen gemeint, auf deren Rücken sich hier alles abspielt?

  9. Cover des Buches Rückwärts ist kein Weg (ISBN: 9783732012640)
    Jana Frey

    Rückwärts ist kein Weg

     (124)
    Aktuelle Rezension von: Anna-Lenchen

    In der Geschichte geht es um Lilli, die auf der Suche ist nach ihrem Vater und schon mit 14 schwanger wird. Alle raten ihr, das Kind abzutreiben, doch Lilli ist dagegen.

    Die Geschichte ist zwar total schön, alerdings gefällt mir der Schreistil nicht so gut. Oft wurden mehrere Handlungen oder längere Zeiträume mit knappen Worten zusammengefasst und es gibt immer wieder Stellen mit zu kurzen Sätzen. Über die Gefühle der Charaktere erfährt man so gut wie garnichts.

    Trotzdem war das Buch nicht schlecht. Man kann es gut an einem Stück lesen, da es nicht sehr lang ist.


  10. Cover des Buches Zum Meer (ISBN: 9783351032913)
    Kathrin Groß-Striffler

    Zum Meer

     (25)
    Aktuelle Rezension von: Terpentine
    Saskia ist Mutter und doch noch ein junges Mädchen auf der Suche nach ihrem Platz im Leben.
    Verliebt in Brasilien und verloren in Deutschland lässt sie ihr Kind zurück in ihrer WG. Sie weiß, dass es dort sicherer ist als bei ihr. Denn im Moment ist sie überfordert damit, ihrem Kind gerecht zu werden.
    Kathrin Gross-Striffler lässt und teilnehmen am Leben einer sehr jungen und von außen gesehen unreifen Mutter, die ständig an ihre Grenzen stößt. Während sie innerlich gegen ihre eigenen Zweifel, Wünsche und Bedürfnisse ankämpft, muss sie von außen mit ständigen Vorurteilen, Hindernissen und Konventionen zurecht kommen.
    Das Hin und Her von Liebe zu ihrem Kind und Panik davor, das Kind nicht gut genug versorgen zu können, ist so real, so eindringlich geschrieben, dass wir die psychische Labilität als Leser nachempfinden können.

    Das Buch hat mich von Anfang bis zum Ende gefesselt und beeindruckt.
  11. Cover des Buches Barbara (ISBN: 9783499261084)
  12. Cover des Buches Umgekehrter Totalitarismus (ISBN: 9783864893483)
    Sheldon S. Wolin

    Umgekehrter Totalitarismus

     (2)
    Aktuelle Rezension von: Georg333

    Rezensionen
    multipolar-magazin.de: ULRICH TEUSCH,  2022: "Umgekehrter Totalitarismus" – Sheldon Wolins provozierendes Alterswerk
    „Beschreibt 'Demokratie' wirklich unsere Politik und unser politisches System, oder handelt es sich um eine zynische Geste, mit der eine zutiefst manipulative Politik getarnt werden soll?“ So lautet die Kernfrage in Sheldon Wolins großer, nun auch ins Deutsche übersetzten Analyse des politisch-ökonomischen Systems der USA. Aus seiner Antwort machte der 2015 verstorbene Princeton-Professor keinen Hehl. Wolin, neben Hannah Arendt der wohl bedeutendste Politiktheoretiker der vergangenen Jahrzehnte, sprach seinem Land die demokratische Qualität ab. Er sah in den USA ein neuartiges politisches und gesellschaftliches System heraufziehen: den „umgekehrten Totalitarismus“.       Hinweis: Dieser Beitrag ist auch als Podcast verfügbar.

    Das klingt provozierend. Doch mit seinem Urteil über die westliche Führungsmacht stand Wolin nicht allein. Schon seit langem, beginnend mit C. Wright Mills' Arbeiten zur „Power Elite“ (1956), finden sich immer wieder ernüchternde und wenig schmeichelhafte Analysen der realen politisch-ökonomischen Machtstrukturen in den USA. Immer eindeutiger kristallisiert sich der Befund heraus, dass ökonomische Eliten und ihre organisierten Interessengruppen die Regierungspolitik maßgeblich bestimmen, während die Durchschnittsbürger und deren Interessenvertretungen nur geringen oder gar keinen Einfluss ausüben. Anders gesagt: Es ist nicht die Mehrheit, die das Sagen hat, von einer „Responsiveness“ der Regierenden gegenüber den Regierten kann ernstlich keine Rede sein.Inkorporierte Demokratie

    Doch warum spricht Wolin von „umgekehrtem Totalitarismus“? Wie unterscheidet sich dieser von den uns bekannten totalitären Systemen des 20. Jahrhunderts? Der wohl wichtigste Aspekt: Anders als im klassischen Totalitarismus (Nationalsozialismus, Faschismus, Stalinismus) bleibt das Institutionengefüge im umgekehrten Totalitarismus scheinbar intakt. Alle bekennen sich zu Rechtsstaat und Demokratie, niemand stellt die Verfassung infrage, regelmäßig finden Wahlen statt, die Medien sind frei, die Rechtsprechung unabhängig. Aber jede dieser Institutionen, jedes dieser Verfahren ist ausgehöhlt, substantiell verändert – nur die Fassaden bleiben stehen. 

    Die Demokratie, so Wolin, degeneriert zu einem „flüchtigen Gut“. Die tatsächliche Macht liegt beim Corporate State, also bei den großen Industrie- und Dienstleistungskonzernen, bei der Finanzindustrie, beim Militär-, Sicherheits- und Geheimdienstapparat, bei den wuchernden bürokratischen Komplexen. Deren schwer fassbare und demokratisch kaum kontrollierbare Macht wird ständig weiter nach oben verlagert. Die Bevölkerung verharrt in Unsicherheit, wird in Resignation und Apathie, in Passivität und Entpolitisierung getrieben.

    Im amerikanischen Original des Wolin'schen Buches erscheint der Begriff „umgekehrter Totalitarismus“ erst im Untertitel. Der Haupttitel lautet dort: „Democracy Incorporated“. Ein aussagekräftiges Wortspiel! Zum einen ist die Demokratie „inkorporiert“, also eingegliedert, eingebettet, gerahmt. Zum anderen verweist die Formulierung auf die Corporations, also auf die großen Kapitalgesellschaften, auf die – oft weltumspannenden – Konzerne, die sich der Demokratie bemächtigen, sie inkorporieren. 

    Paradigmenwechsel
    Sein Buch, sagt Wolin, beschreibe und analysiere einen „Paradigmenwechsel“. Dieser manifestiere sich in der Verschmelzung von staatlicher und unternehmerischer Macht. Der Begriff Paradigmenwechsel lässt aufhorchen. Man kennt ihn zwar aus unterschiedlichen Kontexten, von besonderer Relevanz ist er jedoch in der Wissenschaftsgeschichte. Aristoteles, Newton, Einstein zum Beispiel standen für unterschiedliche Paradigmen. Der Übergang, der Wechsel von einem etablierten zu einem neuen Paradigma markiert eine wissenschaftliche Revolution. Der Wissenschaftshistoriker Thomas S. Kuhn hat solchen Umbrüchen, also der  „Entstehung des Neuen“, wegweisende Untersuchungen gewidmet. Allerdings beziehen sich Kuhns Aussagen zuvörderst auf die natur-wissenschaftliche Wissensproduktion. Sie sind nicht ohne Weiteres auf die Sozialwissenschaften, erst recht nicht auf die politischen Theorien übertragbar.

    Dennoch lässt sich aus Kuhns Untersuchungen Gewinn ziehen. Dazu ist es allerdings erforderlich, seinen Schlüsselbegriff des Paradigmas in einer eher metaphorischen Weise zu verwenden. Eine solche Interpretation hatte Sheldon Wolin bereits Ende der 1960er Jahre im Rahmen seiner erhellenden, von Kuhn inspirierten Deutung der politischen Ideengeschichte vorgetragen."


    Zitate aus dem Rezensionbuch
    a) Rainer Mausfeld im Vorwort:
    "...Umgekehrter Totalitarismus, sein letztes Buch, hat Wolin in der Mitte seines neunten Lebensjahrzehntes verfasst. Seine Trauer über die
    zivilisatorischen Rückschritte der vergangenen Jahrzehnte und über die schwindenden Chancen von Demokratie angesichts der monströsen Verflechtungen von ökonomischen und politischen Strukturen im globalisierten Kapitalismus tritt darin besonders hervor. In seinen Positionen stellt es eine Art Quintessenz seines Schaffens dar. Themen, die Wolins gesamtes Werk durchziehen, werden in ihm noch einmal verdichtet.

    Seine Beschreibung und Analyse gegenwärtiger Machtverhältnisse werden im Ton schärfer und in der Sache detaillierter und konkreter. Mit seinem an der langen und reichen Tradition der politischen Philosophie geschulten Blick liefert er eine schonungslose Vivisektion unseres gegenwärtigen Gesellschaftssystems. Er seziert die gesellschaftlichen Machtverhältnisse und legt die Kluft zwischen der politischen Rhetorik der sogenannten westlichen Wertegemeinschaft und der Realität ihres politischen Handels offen. Da Wolin sich dabei überwiegend auf Vorgänge und Entwicklungen in den USA bezieht, könnten für eine deutsche Leserschaft Wolins Kernaussagen, die für liberale kapitalistische Demokratien allgemein gelten, in der Fülle des von ihm dargebotenen Materials verschüttgehen. Um solchen potenziellen Lesehindernissen entgegenzuwirken, möchte ich im Folgenden versuchen, eine knappe erläuternde Einführung in die Kernthemen des vorliegenden Buches zu geben. Dies versuche ich weitgehend in Wolins eigenen Worten, also in Form von Zitaten – die meisten davon, jeweils mit Seitenverweis, aus diesem Buch. In seinen Formulierungen kommt die Radikalität seines Denkens sehr viel deutlicher zum Ausdruck als durch resümierende Beschreibungen. Am Ende dieser Einführung werde ich zudem auf mögliche Einwände eingehen, dass Wolins Analysen heute nicht mehr aktuell seien oder für deutsche Verhältnisse keine Gültigkeit beanspruchen könnten, und aufzeigen, worum es heute mehr denn je lohnend ist, dieses Buch zu lesen und sich mit seinen Themen auseinanderzusetzen.

    Ausgangspunkt: Demokratie – Rhetorik und Realität
    Wolin benannte bereits 1981 als »die bedeutendste politische Tatsache des gegenwärtigen amerikanischen Lebens: die stetige Umwandlung [Amerikas [USA] in eine antidemokratische Gesellschaft«. Im dem Eröffnungsleitartikel der von ihm gegründeten Zeitschrift Democracy: A Journal of Political Renewal and Radical Change schrieb er, dass alle wichtigen Institutionen Amerikas mittlerweile antidemokratisch seien: »Jede einzelne der wichtigsten Institutionen des Landes – Konzerne, Regierungsbürokratie,

    Gewerkschaften, Forschungs- und Bildungsinstitutionen, Massenpropaganda und Unterhaltungsmedien sowie das Gesundheits- und
    Wohlfahrtssystem – ist antidemokratisch in Geist, Design und Funktion. Jede ist hierarchisch strukturiert, autoritätsorientiert, prinzipiell gegen gleichberechtigte Teilhabe, der Bürgerschaft gegenüber nicht rechenschaftspflichtig, elitär und führungsorientiert und darauf ausgerichtet, immer mehr Macht in den Händen weniger zu konzentrieren und das politische Leben auf Verwaltung zu reduzieren.« (Wolin, 1981, S. 3)

    Ähnliche Entwicklungen wurden auch in Deutschland schon früh festgestellt und beklagt. So bemerkte Sebastian Haffner in seiner konkret-
    Rezension des Klassikers von Johannes Agnoli Die Transformation der Demokratie (1967): »Nominell leben wir in einer Demokratie. Das heißt:
    Das Volk regiert sich selbst. Tatsächlich hat, wie jeder weiß, das Volk nicht den geringsten Einfluss auf die Regierung, weder in der großen Politik noch auch nur in solchen administrativen Alltagsfragen wie Mehrwertsteuer und Fahrpreiserhöhungen. […] Das entmachtete Volk hat seine Entmachtung nicht nur hingenommen – es hat sie geradezu liebgewonnen.« Vor dem Hintergrund, dass sich die USA selbst als älteste Demokratie und als weltweiter Beförderer von Demokratie sehen, stellt Wolin die Frage, ob der Begriff »Demokratie« tatsächlich noch zur Beschreibung »unserer Politik und unseres politischen Systems« angemessen ist oder ob es sich bei der Verwendung dieses Begriffs lediglich »um eine zynische Geste« handele, »mit der eine zutiefst manipulative Politik getarnt werden soll« (S. 355). In seinem Buch Politics and Vision von 2004 findet sich bereits Wolins Antwort:
    »Die Tatsache, dass Demokratie auch weiterhin in der US-amerikanischen politischen Rhetorik und in den Massenmedien beschworen
    wird, ist sicherlich weniger ihrer politischen Leuchtkraft geschuldet, sondern vielmehr ihrer Nützlichkeit, einen Mythos aufrechtzuerhalten, der gerade diejenigen Machtformationen legitimiert, die die Demokratie unterminiert haben.« (Wolin, 2004, S. 601)

    Mit Zorn registriert Wolin die heuchlerische Mentalität der politischen und ökonomischen Eliten, die sich schamlos einer Demokratierhetorik bedienen, während ihre Mentalität tatsächlich von grenzenloser Demokratieverachtung und von tiefer Verantwortungslosigkeit geprägt sei. Ihre Mentalität sei »expansionistisch, opportunistisch und vor allem ausbeuterisch«, eine Mentalität, die alle nur erdenklichen Ressourcen, natürliche, menschliche, öffentliche, für ihre Interessen auszubeuten sucht:
    »Es ist nicht nur die Erdatmosphäre, die zerstört wird, oder der Mensch, der mit fünfzig ›ausgebrannt‹ ist. Auch öffentliche Einrichtungen werden verwüstet.« (S. 414 f.)

    Damit stellt sich für Wolin die Frage, welche Faktoren historisch dazu führen konnten, dass sich »eine Demokratie in ein nicht-demokratisches oder antidemokratisches System verwandelt« (S. 59) und dass von der großen zivilisatorischen Leitidee und der mit ihr verbundenen Hoffnung auf Sicherung des inneren Friedens und des Friedens zwischen den Völkern nur noch eine leere rhetorische Hülse geblieben ist: »Demokratie als Markenname für ein Produkt, das zu Hause kontrollierbar und im Ausland vermarktbar ist«. (S. 138)

    Bevor er sich einer Antwort nähert, beschreibt und analysiert Wolin zunächst die durch antidemokratische Transformationen entstandene
    gegenwärtige Form des Systems. "

  13. Cover des Buches Windows on the world (ISBN: 9783548262413)
    Frédéric Beigbeder

    Windows on the world

     (50)
    Aktuelle Rezension von: Holden
    Das Buch war das erste von einem bedeutenderen Autor, das nach 9/11 erschienen ist und die Terroranschläge thematisiert (2003 genaugenommen): Ein Immobilienmakler nimmt seine beiden Söhne mit in das Restaurant unter dem Dach des Nordtrums des World Trade Centers, als kurz danach die Hölle ausbricht und Rettung unmöglich ist. Beigbeder erspart keine grausigen Details, er selbst sagt, man kann sich nur vorstellen, was wirklich an diesem Morgen in dem Hochhaus passierte.
  14. Cover des Buches Dog Experience (ISBN: 9783867747356)
    Ulv Philipper

    Dog Experience

     (8)
    Aktuelle Rezension von: Frechdachs

    Gleich vielleicht eines vorweg zum aktuellen Buch "Dog Experience - Der Schlüssel zum perfekten Team" von Ulv Philipper. Durch den Titel "Dog Experience" könnte man vielleicht leicht meinen es wäre ein Ratgeberbuch rund um das Thema Hunderziehung. Damit befindet man sich komplett auf der falschen Fährte. 

    Philippers Buch thematisiert vielmehr das Zusammenleben sozialer Lebewesen und zeigt dabei dann hin und wieder Analogien zur Mensch-Hund-Beziehung, nicht mehr und nicht weniger. 

    Mir hat der didaktische Aufbau des Buches durchweg ganz gut gefallen. Die insgesamt 18 Kapitel sind alle eher kürzerer Natur. Hin und wieder hätte ich mir persönlich etwas mehr Tiefe in bestimmten Thematiken gewünscht. Das Buch soll denke ich allerdings zunächst den Spiegel vorhalten und den Leser in seinem eigenen alltäglichen Tun und Handeln dann aufrütteln. 

    Viele der Beispiele waren mir persönlich dann bereits bekannt, da ich mich bereits ausgiebig mit dem Austausch zwischen sozialen Lebewesen befasst habe. Die Sprüche von Ulvs Omma bringen es dann immer wieder auf den Punkt und sind auch nicht wirklich neu, geraten allerdings im hektischen Alltag von uns allen dann immer wieder sehr stark in den Hintergrund. Gut. dass Philipper gerade solche Sprüche dann wiederum nochmals aus der Mottenkiste holt. Mir zeigt nämlich gerade dieser spezielle Punkt, dass das Zusammenleben von uns allen auf Augenhöhe ja eigentlich kein Hexenwerk sein sollte und dennoch im ganz normalen Alltag dann immer wieder an seine Grenzen stößt. Wenn dann diese allgemeingültigen  Alltagsweisheiten besser berücksichtigt würden gelänge wohl auch ein konfliktfreies Zusammenleben besser. 

    Summa summarum ein tolles Buch, dass zur Selbstreflexion seines eigenen Gedankengerüsts sowie des eigenen Handelns einlädt und hoffentlich viele Interessierte erreicht, die bisher vielleicht auf dem Holzweg wandelten. 

    © Frechdachs 2023 - Keine Chance den Copycats!  

  15. Cover des Buches Confidential Confessions 01 (ISBN: 9783865801814)
    Reiko Momochi

    Confidential Confessions 01

     (22)
    Aktuelle Rezension von: Kikyo
    Tolle Mangas. Die Thematiken die darin angesprochen werden, sind allgegenwertig auch wenn sie einem nicht selber wiederfahren, aber sie sind da. Die Probleme und Sorgen... Egal ob Drogen, Gangs oder Prostitution. Diese Mangas sind interessant und man lernt auch was dabei. Sie öffnen einem die Augen und man lernt auch über die Dinge nachzudenken, die hinter "dem schönen Schein" im verborgenen bleiben. Zumindest für die Meisten.
  16. Cover des Buches Ardistan (ISBN: 9783780215314)
    Karl May

    Ardistan

     (13)
    Aktuelle Rezension von: rallus
    Ein Fantasy Roman aus dem Jahre 1909! Die Reise von ben nemsi und hadschi halef nach Ard um einen Krieg zu verhindern und die symbolische Kraft dieser beiden Romane (2.Teil ist der mir von Dschinnistan) hätte niemand karl may dem vater von Winnetou zugemutet. Absoultes noch heute lesenswertes Buch!!
  17. Cover des Buches Scherbenparadies (ISBN: 9783401511207)
    Inge Löhnig

    Scherbenparadies

     (115)
    Aktuelle Rezension von: mariBella23

    Von allen Arena Thrillern die ich bis jetzt gelesen habe, gehört "Scherbenparadies" zu meinen Favoriten. Die Protagonistin Sandra ist so unglaublich stark und tapfer, selten habe ich über einen fiktiven Buchcharakter gelesen, der so viel einsteckt und dennoch nicht aufgibt, was an einigen Stellen leider sehr verständlich wäre. Es ist unglaublich traurig zu lesen, wie eine ganze Klasse sich am Mobbing einer unschuldigen Person beteiligt, leider setzt sich die beste Freundin von Sandra auch nicht wirklich genug für sie ein. Auch das Lehrpersonal scheint überwiegend blind für dieses Mobbing zu sein. Ich hatte während des Lesens durchgehend Mitleid mit Sandra, sie tat mir einfach unglaublich leid, mit alldem womit sie alleingelassen wird. In einem anderen Setting hätte ich diese Lehrer Schüler Beziehung wahrscheinlich auch nicht toleriert, doch hier scheint es für Sandra die entscheidende Stütze zu sein. Ich verrate nicht wer hinter alldem Mobbing steckt, aber ich wäre nicht von alleine darauf gekommen, weshalb die Spannung hier auch fünf Sterne verdient.



  18. Cover des Buches Pornostar (ISBN: 9783453675049)
    Jenna Jameson

    Pornostar

     (20)
    Aktuelle Rezension von: Holden
    JottJott das Pornogenie: Jenna ist die bekannteste Pornodarstellerin der Welt und berichtet ausführlich aus ihrem Leben und schildert ihren Lebensweg. Zum Vorschein kommt eine überraschend sympathische und zielstrebige junge Frau: Jenna berichtet von den Schwächephasen in ihrem Leben (der frühe Verlust der Mutter, ein furchtbares Vergewaltigungtrauma und ein Totalabsturz als Crystal-Meth-Zombie), von falschen Freunden und ihrem Aufstieg zum Aushängeschild einer Milliarden-Branche. Ein ehrliches Buch über eine charismatische junge Frau.
  19. Cover des Buches Der Mir von Dschinnistan (ISBN: 9783847256557)
    Karl May

    Der Mir von Dschinnistan

     (13)
    Aktuelle Rezension von: rallus
    2.Teil des Fantasy Romans um Ardistan und Dschinnistan in dem es zur Entscheidung kommt und natürlich der Weg zu den Edelmenschen weist. Trotz mancher moralinsaurer Ethik, absolute lesenswerte Romane!
  20. Cover des Buches Idioten Made in Germany (ISBN: 9783426784693)
  21. Cover des Buches Gabbro (ISBN: 9783864401008)
    Joja Schott

    Gabbro

     (3)
    Aktuelle Rezension von: Joja
    Kein Lesestoff für jedermann. Wer in jeder Zeile einen Punkt und ein blutrünstiges Ungeheuer a la Stephen King erwartet, sollte sich hier nicht hineinlesen wollen. Neben den Themen aus Umwelt und Gesellschaft versucht der Protagonist sich selbst zu finden, da er seinem Leben in der Wohlstandsgesellschaft Deutschlands den Rücken gekehrt hat.
  22. Cover des Buches Die kindliche Gesellschaft (ISBN: 9783463402956)
    Robert Bly

    Die kindliche Gesellschaft

     (1)
    Noch keine Rezension vorhanden
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