Bücher mit dem Tag "verschleppung"

Hier findest du alle Bücher, die LovelyBooks-Leser*innen mit dem Tag "verschleppung" gekennzeichnet haben.

79 Bücher

  1. Cover des Buches Gesamtausgabe (ISBN: 9783596710775)
    Anne Frank

    Gesamtausgabe

     (2.729)
    Aktuelle Rezension von: Ninalaetitia

    Ein unglaublich spannendes, trauriges und vielseitiges Tagebuch. 


    Anne Frank erzählt in ihrem Tagebuch über ihren Alltag in einem Versteck im Hinterhaus zu Zeiten des 2. Weltkriegs. 


    Das Buch hat unglaublich viele Facetten: Traurige Seiten, aber auch lustiges, romantisches, schreckliches. 


    Es zeigt die Grauen des 2 .Weltkriegs und die damit verbundene Realität für viele Juden, die sich damals versteckt halten mussten. 


    Ergänzt wird das Tagebuch durch interessante Fotografien aus Annes Jugend, etc. 


    Definitiv ein Buch, welches jeder wirklich unbedingt einmal gelesen haben 

  2. Cover des Buches Pici: Erinnerungen an die Ghettos Carei und Satu Mare und die Konzentrationslager Auschwitz, Walldorf und Ravensbrück (ISBN: 9783944442402)
    Robert Scheer

    Pici: Erinnerungen an die Ghettos Carei und Satu Mare und die Konzentrationslager Auschwitz, Walldorf und Ravensbrück

     (42)
    Aktuelle Rezension von: parden
    EIN PERSÖNLICHES MAHNMAL...

    Robert Scheer liebte seine Großmutter. Dies ist an und für sich nichts Besonderes, doch eigentlich ist es ein Wunder, dass es den Autor überhaupt gibt. Denn eigentlich hätte seine Großmutter Pici nicht überleben, nicht heiraten und keine Familie gründen dürfen. Denn dies war der Plan von Hitler und seinen Schergen. Doch als einzige ihrer weitverzweigten jüdischen Familie überlebte Pici ("die Kleine") seinerzeit die Gräuel des Holocaust.


    "Die Weisen sagen, das Ziel des Lebens sei das Leben selbst. Dem folgend habe ich das Ziel erreicht. Denn ich lebe noch." (S. 56)


    Zum 90. Geburtstag seiner Großmutter beschloss Robert Scheer, diese nach ihren Erlebnissen zu befragen, damit ihr Zeugnis bewahrt bleibt. Und wo Pici jahrzehntelang geschwiegen hat, öffnete sie sich ihrem Enkel gegenüber und gab Auskunft über helle und dunkle Jahre ihrer Vergangenheit.

    Die ersten zwei Drittel des Buches erzählen von Picis Familie und ihrer Kindheit in Rumänien. Dort wohnte die Familie ungarischer Juden und lebte vom Holzhandel des Vaters. Arm, kinderreich, aber zufrieden, so wie viele andere Menschen der kleinen rumänischen Stadt auch. Als etwas langatmig habe ich diese Schilderungen zeitweise empfunden, aber andererseits als durchaus legitim - holte sich Pici auf diese Art noch einmal alle Mitglieder iher großen Familie in ihre Erinnerung zurück, alle in den Jahren des Holocaust ums Leben gekommen.

    Die schlimmen Erlebnisse Picis nach dem Verlust ihrer Heimat in den 40er Jahren nach der Machtergreifung Hitlers nehmen entsprechend etwa ein Drittel des Buches ein. Die Vertreibung ihrer Familie aus der kleinen rumänischen Stadt, die Erfahrungen im Ghetto, die Deportationen in verschiedene Konzentrationslager, die Kälte, die Hitze, der Hunger, die Unmenschlichkeit, die Angst, die Krankheiten, das Trauma, der Tod - Dinge, über die es sicher auch nach 70 Jahren noch schwerfallen dürfte zu sprechen.

    Was mich bei der Lektüre verblüffte, waren die großen Erinnerungslücken Picis, die viele schreckliche Erlebnisse und Details ausgeblendet zu haben scheint.


    "Und auch für die folgenden Zeiten gibt es solche kleinen Momente, die völlig in meinem Gedächtnis fehlen, aber nicht so, dass ich sie nach Jahren vergessen hatte, sondern so, als hätten sie nichts mit mir zu tun gehabt. Vielleicht, weil mein Verstand dies alles nicht nachvollziehen konnte und von sich wegschob..." (S. 90)


    Entsprechend rudimentär erscheinen denn auch teilweise die Erinnerungen, Spotlights der Schrecken, wobei die Schilderungen selbst nahezu nüchtern erscheinen. Dennoch kommt das Grauen beim Leser an, die Bilder lassen sich ncht verdrängen, die Unfassbarkeit der Erinnerungen bricht sich Bahn. Zahlreiche in den Text integrierte Fotos (viele aus dem Privatbesitz des Autors) unterstreichen das Geschriebene, geben dem Erzählten ein Gesicht und verankern das Grauen in der Realität.

    Der Schreibstil ist einfach, erinnert zeitweise an einen ungeübten Schulaufsatz. Doch vieles ist in wörtlicher Rede wiedergegeben und dokumentiert so eher das Gespräch zwischen dem Enkel und seiner Großmutter Pici als dass es literarisch aufgearbeitet ist. Dieses Stilmittel der wörtlichen Rede unterstreicht in meinen Augen die Authentizität der Erzählung.

    Neben den bereits erwähnten Fotos gibt es - vor allem in dem vielseitigen Anhang - auch zahlreiche Kopien von alten Briefen, Dokumenten und Listen, die die Erinnerungen Picis in Raum und Zeit des Holocaust verankern. Hier hätte ich mir eine bessere Qualität der Darstellung gewünscht, denn viele der genannten Quellen waren durch eine blasse und verschwommene Kopie für mich tatsächlich kaum leserlich, was ich wirklich bedauerlich fand.

    Robert Scheer hat mit diesem Buch nicht nur seiner geliebten Großmutter ein Denkmal gesetzt, sondern mit Picis Erinnerungen auch ein persönliches Mahnmal geschaffen. Ein Buch 'Gegen das Vergessen', das sehr persönliche Einblicke gewährt.


    © Parden
  3. Cover des Buches Raum (ISBN: 9783492309813)
    Emma Donoghue

    Raum

     (917)
    Aktuelle Rezension von: schnaeppchenjaegerin

    Jack ist fünf Jahre alt und lebt zusammen mit seiner Mutter in einem Raum. Für ihn ist es normal, in einem Schrank zu schlafen, jeden Tag zur selben Zeit zu essen und ein Leben außerhalb nicht zu kennen. Der Alltag mit baden, waschen und sauber machen wiederholt sich, genauso wie die regelmäßigen abendlichen Besuche von Old Nick, von dem er sich ein Sonntagsgutti wünschen darf.
    Eines Tages erzählt ihm seine Mutter, dass sie hier eingesperrt sind und dass die Welt aus dem Fernsehen tatsächlich real ist. Sehnsüchtig nach Freiheit, beginnt sie einen Plan für eine Flucht zu schmieden, in der Jack zum Helden werden kann.

    "Raum" erzählt von dem Martyrium einer jahrelangen Gefangenschaft, vom Akt der Befreiung und einem nie gekannten Leben von Freiheit.
    Die Geschichte wird aus der Perspektive des Jungen geschildert, dessen Welt eng begrenzt ist, der aber auch nichts anderes kennt und sich in dem Raum und der Brust seiner Mutter sicher fühlt. Die Erzählweise ist nachvollziehbar kindlich und naiv, was einerseits authentisch ist und nicht sofort alles erklärt, aber in der Sprache eines Fünfjährigen zumal ein wenig anstrengend ist.
    Der Schreibstil bleibt konsequent dabei, selbst nach der Flucht und den ersten Wochen ohne die Begrenzungen des Raums.

    Nach der beklemmenden Atmosphäre der Gefangenschaft, in der Mutter und Sohn allerdings ein unschlagbares Team bilden, ist auch das Leben in Freiheit mit all den neuen Eindrücken, Personen und Regeln, die auf Jack einprasseln, sehr empathisch und lebensecht dargestellt. Insbesondere die Aufgabe eines Lebens zu zweit wird dabei deutlich.

    Auch wenn manche Entwicklung innerhalb weniger Tage und Wochen zu schnell ging und die Handlung mit keinen wesentlichen Überraschungen aufwarten konnte, fesselt der Roman durch das erlittene Leid, den mutigen Kampf für ein selbst bestimmtes Leben und die innige Liebe zwischen Mutter und Sohn.

  4. Cover des Buches Die Entscheidung (ISBN: 9783734105227)
    Charlotte Link

    Die Entscheidung

     (303)
    Aktuelle Rezension von: til_tomasko9

    Handlung: 

    Simon wollte eigentlich sein Weihnachtsfest mit seinen Kindern in dem Ferienhaus an der Französischen Küste verringen, doch diese sagen ihm kurzfristig ab. Als er am Strand spazieren geht trifft er auf eine verwirrte Frau namens Nathalie, dass sie alles radikal verändern wird hat er wohl nicht gedacht.... 

    Die Autorin: 

    Ich liebe liebe den Schreibstil von Charlotte Link. Sie schreibt aus sehr vielen verschiedenen Perspektiven. Sie ist für mich die einzige Autorin, die schleichende Spannung aufbauen kann ohne es langweilig zu machen. 

    Meine Meinung: 

    Ich fand das Buch wirklich sehr sehr gut und hat sich definitiv sie 5 Sterne verdient! Es ist unglaublich Spannung und das Buch ist nicht wegzulegen. Trotzdem ist das Thema sehr schwer ernst, also wenn euch Menschenhandel, Häusliche Gewalt und Sexueller Missbrauch betreffen ist das eher nicht ein Buch für euch, denn diese Themen kommen während des Buches immer wieder vor.. Aber ich fand dieses Buch so so toll.

  5. Cover des Buches Rachesommer (ISBN: 9783442487943)
    Andreas Gruber

    Rachesommer

     (491)
    Aktuelle Rezension von: Zehnvonzehn_buecher

    Bei Band 1 musste ich erstmal warm werden mit Pulaski. In meinem Kopf hatte ich immer wieder eine ganz andere Vorstellung von ihm und es hat gedauert, bis ich den cleveren Ermittler in ihm gesehen habe, der er ist.


    Das Buch war super Spannend, von Seite 1 an wollte man wissen wie es weiter geht und das hat für mich auch auf keiner Seite nachgelassen. 

    Das Thema war jetzt nichts neues oder super einfallsreich und ich habe relativ schnell gewusst wer Täter ist. Deswegen gibt's nicht sie volle Punktzahl.

  6. Cover des Buches Der Chinese, 1 Blu-ray (ISBN: 4031778160937)
    Henning Mankell

    Der Chinese, 1 Blu-ray

     (335)
    Aktuelle Rezension von: stasiali

    Wo soll ich nun anfangen? 

    Am Anfang war ja alles noch spannend. Das Dorf, in dem jeder außer drei Personen umgebracht wurde, hat einem schon zum Weiterlesen angeregt. Aber es gab so viele Momente, die für das Ende so unnötig waren. Beispielsweise der Rückblick ins Jahr 1863 hat kaum etwas in die Geschichte beigetragen. An sich war es interessant zu lesen, wie die Chinesen damals leben mussten. Aber man wollte einfach nur schnell durch mit dem zweiten Teil, um einfach die Hauptgeschichte weiterzulesen. Wenn man sich nicht mit der Politik von China beschäftigt, konnte man auch die Kapiteln mit Yan Bas Vortrag und Hongs und Ya Rus Aufenthalt in Zimbabwe sparen. 

    Im Endeffekt waren nur Ya Ru, den mal eh erst spät kennenlernt und Hong, die man ebenfalls spät kennenlernt, wichtig für die eigentliche Story. Stattdessen wird unnötig viel um den heißen Brei geredet, ein bisschen Geschichte hier, ein bisschen China da, um die Story noch ein wenig langzuziehen. 

    Außerdem, die Dialoge sind ja mal mega merkwürdig. So spricht doch keiner. Liegt es an der Übersetzung oder schreibt Herr Mankell tatsächlich so? Beispiel: "Bist du dabei, deine Kräfte mit mir zu messen? Tust du das?" Diese zwei Sätze sind sehr holprig formuliert.

    Das Buch war zwar spannend, aber ein Krimi meines Erachtens ist das nicht. 

  7. Cover des Buches Das Dorf der Mörder (ISBN: 9783442481149)
    Elisabeth Herrmann

    Das Dorf der Mörder

     (349)
    Aktuelle Rezension von: Zahirah

    "Das Dorf der Verdammten", wie Wendisch Bruch in den Zeitungen genannt wird, ist ein packend geschriebener Thriller voller Wendungen, Gesagtem und Ungesagtem und einer Protagonistin, die sich allen Widerständen zum trotz auf die Suche nach den wahren Zusammenhängen der Tat macht.

    Elizabeth Herrmann entführt den Leser hier in ein Dorf, das langsam ausstirbt, Männer, die unter mysteriösen Umständen verschwinden, und beschreibt die Abneigung gegen alle/alles Fremde - all das ergibt eine gut durchdachte Handlung.

    Fazit: Der Serienstart ist in meinen Augen gelungen und ich bin gespannt was im nächsten Band auf Sanela zukommt. Bis dahin spreche ich für diesen Krimi eine Leseempfehlung aus und vergebe 4 von 5 Sterne.

  8. Cover des Buches Die Tochter der Wälder (ISBN: 9783426435199)
    Juliet Marillier

    Die Tochter der Wälder

     (401)
    Aktuelle Rezension von: Seitenhain
    "Ich hätte der siebte Sohn eines siebten Sohns sein sollen, aber die Göttin hat uns einen Streich gespielt, und ich war ein Mädchen."



    Das Mädchen Sorcha (sprich: Sor-ra) wächst, von ihren sechs älteren Brüdern behütet, in den Wäldern von Irland auf. Sie kennt viele Pflanzen und deren heilende Wirkung und ihr Vater besitzt die Ländereien von Sevenwaters.

    Eines Tages jedoch kehrt ihr Vater mit einer neuen Ehefrau heim, die nichts Gutes verheißt. Sorchas Leben stellt sich auf den Kopf und sie und ihren Brüdern wird ein unglaubliches Schicksal zuteil: die neue Frau verwandelt ihre Brüder in Schwäne und nur wenn Sorcha schweigend sechs Hemden aus der extrem schmerzenden Miere-Pflanze herstellt, können sie wieder zurückverwandelt werden.

    Als ob das nicht genug wäre, hat das Feenvolk ihren Weg mit einer extremen Prüfung nach der anderen versehen und der Leser kann nur hilflos zusehen, wie die kleine Sorcha eine unglaubliche Stärke und Kraft an den Tag legt.



    "Die Tochter der Wälder" ist der erste Band der Sevenwaters-Saga und löste beim Lesen in mir das gleiche Gefühl aus wie "Die Nebel von Avalon". Da es eines der Lieblingsbücher von Sarabandi ist, musste es auch auf meine Zu-Lesen-Liste. Glücklicherweise hat der Pan Verlag nun eine Neuauflage herausgebracht.

    Sorcha wächst mit den alten Wegen auf, sie ehrt die Göttin und kennt alle Rituale und Gebräuche zu den alten Feiertagen. Ihre Prüfung ist unglaublich nervenaufreibend und das Ende ist unheimlich spannend. Die letzten 140 Seiten habe ich in einem Rutsch gelesen und dabei öfters Tränen in den Augen gehabt, so schön ist es. Zum Glück ist das Ende nicht extrem traurig, sodass man mit einem Glücksgefühl zurückbleibt und nicht zwingend mit dem zweiten Band fortfahren muss.

    Eine fantastische Lektüre, die ich jedem empfehle, der sich für eines der folgenden Themen interessiert:

    - Die Macht und Kraft der Frau

    - Irland

    - Alte Götter, Traditionen und Gebräuche

    - Strategiespiele der Mächtigen, Verrat und Intrigentum

    - Familiengeschichten

    - Herdfeuergeschichten

    - .......

    Am Ende gibt es zudem einen praktischen Anhang mit Karten und Namenserläuterungen, sodass man zugleich ein wenig irisch(e Tradition) kennenlernt.
  9. Cover des Buches Marionetten (ISBN: 9783548285870)
    John le Carré

    Marionetten

     (66)
    Aktuelle Rezension von: P_Gandalf

    ... handelt von einem jungen Tschetschenen, der auf dubiosen Wegen nach Hamburg und zwischen alle Fronten gelangt.

    Issa Karpow, Sohn eines korrupten russischen Generals kommt nach Hamburg, um dort sein Erbe - das Schwarzgeld seines Vaters - anzutreten. Schnell stellt sich heraus, dass Issa in verschiedenen Ländern in Gefängnissen sass. Ebenso schnell werden deutsche, britische und amerikanische Geheimdienste auf ihn aufmerksam. Zumal Geheimdienste auch bei der Einrichtung des Schwarzgeldkontos ihre Finger im Spiel hatten.

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    Le Carre baut hieraus eine vielschichtige Geschichte auf, die den Leser dazu zwingt, sich Gedanken zu machen.

    Neben Issa  spielen 

    • + eine junge Anwältin, die die Interessen von Flüchtlingen in Deutschland vertritt,
    • + ein alternder britischer Privatbankier, der die Schwarzgeldkonten als eine Belastung aus der Vergangenheit empfindet,
    • + die ineffizienten deutschen Geheimdienste, die aus dem Schatten ihrer angelsächsischen Kollegen hervortreten wollen und nach den Attentaten von 2001 "alles richtig machen" möchten und
    • + ein geheimnisvoller, islamischer Gelehrter die Hauptrollen.

    Alle Personen werden gut charakterisiert - ich konnte mich leider mit keiner Person identifizieren.

    Le Carre beschäftigt sich zu weilen ein wenig langatmig mit den Beweggründen einer jeden Fraktion und man fragt sich, ob nicht alle Marionetten sind.

    Am Ende kommt es zu einem recht überraschenden und plötzlichen Showdown und der Leser bleibt mit der Frage zurück, ob man nun tatsächlich Terroristen dingfest gemacht hat oder Unschuldigen terroristische Aktivitäten untergeschoben hat.

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    Mein Fazit: lesenswert

    Ein gut geschriebener Roman, um das auch Jahre später noch aktuelle Thema, wie weit dürfen Geheimdienste gehen dürfen, um unseren westlichen Lebensstil zu schützen. 

    Punkteabzug gibt es von mir dafür, dass der Roman seine Längen hat und leider nur mäßig spannend ist.


  10. Cover des Buches Entsetzen (ISBN: 9783442374779)
    Karin Slaughter

    Entsetzen

     (450)
    Aktuelle Rezension von: steffi.liest

    Nach viel zu langer Zeit habe ich endlich den 2. Band der Will Trent-Reihe gelesen. Und mal wieder frage ich mich, warum ich ihn so lange auf meinem Stapel ungelesener Bücher hab schmoren lassen, wo ich doch eigentlich ein Fan der Autorin bin.

    Das Buch beginnt damit, dass Abigail Campano in ihrer Villa die 17-jährige Kayla Alexanders ermordet vorfindet. Abigail denkt, die Tote sei ihre Tochter Emma. Über ihr steht ein Mann mit einem Messer in der Hand, den Abigail für den Mörder hält. Es kommt zu einem erhitzten Kampf, bei dem der Mann letzten Endes stirbt. Es stellt sich jedoch heraus, dass er gar nicht der Mörder war und wahrscheinlich nur helfen wollte. Kayla war die beste Freundin von Emma. Von Emma selbst fehlt jede Spur, genauso wie von dem Mörder. Wie es aussieht, wurde sie von dem Täter entführt. Will Trent vom Georgia Bureau of Investigation ermittelt gemeinsam mit Faith Mitchell - Detective der Atlanta Police. Die Zeit rennt und sie möchten das Mädchen unbedingt lebend finden. 

    Will und Faith sind anfangs nicht besonders begeistert, dass sie miteinander arbeiten sollen, denn Will ist sehr unbeliebt beim Atlanta Police Department und sorgte unter anderem auch dafür, dass Faith´s Mutter in die Frühpensionierung gezwungen wurde. Beide sind spannende Charaktere, wobei ich zugeben muss, dass Will und sein "Problem" nicht so ganz glaubwürdig sind. Dennoch mag ich seine ganz eigene Art und Weise, wie er die Fälle löst und bin sehr neugierig, noch mehr aus seiner Vergangenheit zu erfahren. Auch Faith wird man hoffentlich in den Folgebänden noch besser kennenlernen. 

    Den Fall an sich fand ich unglaublich spannend und auch die Auflösung gelungen. Besonders gefallen hat mir der Epilog. Man erfährt auf sehr berührende und bedrückende Weise, wie das Leben der Betroffenen nach der Aufklärung des Falls weitergeht. Allgemein hat Karin Slaughter ein unglaubliches Talent dafür, das Innenleben der handelnden Personen darzustellen.

    Ich musste zwar anfangs erstmal wieder in den Stil der Autorin reinfinden, der sehr direkt, manchmal auch ein wenig derb ist. Aber im Laufe des Buchs bin ich wieder richtig warm damit geworden und ich möchte nun unbedingt zeitnah die nächsten Bände der Reihe lesen. 

  11. Cover des Buches Todeskind (ISBN: 9783426525340)
    Karen Rose

    Todeskind

     (158)
    Aktuelle Rezension von: Sarah203

    Kurzfassung


    Staatsanwältin Daphne Montgomery steht vor dem Abschluss ihres bisher größten Falls: Reggie Millhouse wird beschuldigt, aus rassistischen Gründen ein afroamerikanisches Ehepaar ermordet zu haben. Als er verurteilt wird, bricht im und vor dem Gericht Tumult aus. Menschen werden getötet oder schwer verletzt. Auch Daphne selbst kommt zu Schaden, ihr Sohn Ford wird gekidnappt. Alles deutet zunächst auf einen Zusammenhang mit dem Millhouse Fall hin, doch der ermittelnde FBI-Agent Joseph Carter zieht ganz andere Schlüsse. Kann es wirklich nur Zufall sein, dass Ford, ebenso wie seine Mutter vor vielen Jahren, Opfer einer  Entführung wird? 


    Handlung


    Wie für Karen Rose typisch strotzt dieser Roman vor jeder Menge Leichen. Staatsanwältin Daphne Montgomery und FBI Agent Joseph Carter ermitteln gemeinsam. Wer hat Ford entführt, und warum wird kein Lösegeld gefordert? Als der junge Mann völlig entkräftet aufgefunden wird, berichtet er von einem Satz, den sein Entführer immer und immer wiederholt hat: Hast Du mich vermisst? Allein beim Klang dieser Frage wird Daphne unweigerlich in das Trauma ihrer Kindheit zurückversetzt. Kann es sein, dass ihr damaliger Entführer zurückkam, um sich ihren Sohn zu holen? 


    Charaktere


    Karen Rose schafft es in meinen Augen sehr leicht, Charakteren Leben einzuhauchen. Meist sind es Menschen mit Ecken und Kanten, deren Eigenheiten einem als Leser manchmal den letzten Nerv rauben und deren Handlungen und Gedankengänge nicht immer vollkommen nachvollziehbar sind. Doch das macht sie für mich gerade um so menschlicher. 

    Wer Karen Rose Bücher in der chronologischen Reihenfolge liest, wird mit den vielen beschriebenen Charakteren und ihrer Verwicklungen untereinander nicht allzu sehr durcheinander kommen, weswegen ich jedem nur ans Herz legen kann, dies unbedingt zu tun, denn ansonsten findet man sich als Leser wohl nur leidlich zurecht. Den hier zelebrierten Brückenschlag zu ihren ersten Romanen und der Philadelphia-Reihe empfinde ich als wirklich gelungen!


    Schreibstil


    Der Schreibstil von Karen Rose ist leicht zu lesen und hat keinerlei literarischen Tiefgang, doch das erwarte ich von einem (Lady)Thriller auch gar nicht. Ich möchte unterhalten werden, möchte das Prickeln der Spannung erleben und dies gelingt der Autorin mühelos.


    Fazit


    In ihrem dritten Roman der Baltimore-Reihe "Todeskind" bleibt Karen Rose ihrem gewohnten Schema treu: zwei attraktive, intelligente und liebenswerte Menschen, jeweils beeinträchtigt durch mindestens einen schweren Schicksalsschlag, treffen zufällig aufeinander und fühlen sich magisch voneinander angezogen, während eine Verbrechensserie ihren Lauf nimmt und auch vor mindestens einer der Hauptfiguren keinen Halt macht. Wer diese Vorhersehbarkeit und die stets zugrundeliegenden Liebesgeschichten innerhalb eines Thrillers mag, der ist mit einem Ladythriller von Karen Rose im Allgemeinen gut bedient.


    "Todeskind" ist mein nunmehr vierzehnter Roman von Karen Rose und ich empfinde ihn als eines ihrer besseren Bücher. Auch wenn sie ihrem üblichen Schema F bezüglich der Liebesgeschichte treu bleibt, so ist der Fall jedoch spannend und rätselhaft zugleich.


    Zwei Kritikpunkte seien dennoch erwähnt:


    1. Den zeitlichen Rahmen der Handlung empfinde ich erneut als zu eng gesteckt und überzogen. Dass diese ganzen Ereignisse innerhalb nur weniger Tage stattfinden sollen, ist völlig absurd.

    2. Der eigentliche Showdown der Geschichte ist mir zu plakativ. Hier hätte ich mir mehr Wendungen, Raffinesse und gewinnbringende Dialoge gewünscht, die die Spannung noch eine Weile hochgehalten hätten.

  12. Cover des Buches Little Brother (ISBN: 9783499257827)
    Cory Doctorow

    Little Brother

     (143)
    Aktuelle Rezension von: Moni2506
    „Little Brother“ von Cory Doctorow ist ein Jugendroman, der sich mit wichtigen Themen wie Sicherheit, Freiheit und Privatsphäre auseinandersetzt. Das Buch ist unter einer Creative-Commons-Lizenz frei im Internet verfügbar und erstmals 2008 erschienen. Als Taschenbuch wurde es im rororo-Verlag herausgegeben.

    Während eines Terroraktes auf die Bay Bridge in San Francisco befinden sich Markus und seine Freunde zur falschen Zeit am falschen Ort. Sie werden als Terroristen verhaftet und verhört, aber anschließend unter ständiger Beobachtung des DHS wieder auf freien Fuß gesetzt.
    In Folge des Anschlages wurden auch weitere Maßnahmen ergriffen, die die Freiheit und Privatsphäre der übrigen Bevölkerung einschränken. San Francisco hat sich in einen Überwachungsstaat verwandelt. Markus beginnt sich zu zu wehren und gründet zusammen mit Freunden das XNet. Ein Kräftemessen mit der Regierung beginnt und der Ausgang ist ungewiss.

    Zu diesem Buch fällt es mir recht schwer eine Rezension zu schreiben. Das Thema finde ich super wichtig, gerade auch vor dem aktuellen politischen Hintergrund, aber die Umsetzung hat mir teilweise nicht so zugesagt.
    Es war mir vorher nicht wirklich bewusst, aber Little Brother ist ein Jugendbuch. Ich glaube Jugendliche und junge Erwachsene erkennen sich hier auch durchaus wieder und sind definitiv eher die Zielgruppe als ich mit meinen Anfang 30. Markus ist 17 und auf dem Weg zum Erwachsen werden. Mit Ange erlebt er zum Zeitpunkt der Geschichte seine erste große Liebe. Dieser Teil der Geschichte hat mich absolut gar nicht interessiert. Mir gingen sein Rumgefummel und die abschweifenden Gedanken in diese Richtung total auf die Nerven. Es hat mich persönlich emotional auch überhaupt nicht erreicht, so dass ich diese Passagen irgendwann einfach überlesen habe.
    Der Roman ist komplett aus der Sicht von Markus geschrieben. Man wird als Leser auch direkt von ihm angesprochen, so dass eine gewisse Nähe entsteht. Ich konnte mit seiner jugendlichen Sprache und dem überheblichen Gehabe aber nicht immer etwas anfangen.
    Das Thema des Buches mit Privatsphäre, Freiheit und Sicherheit ist top. Es ist aktuell, es betrifft uns alle und es ist wichtig, dass sich jeder hierzu Gedanken macht. Das Szenario, dass ein Terroranschlag eine massive Ausweitung der Überwachung nach sich zieht, halte ich für durchaus realistisch. Wie oft wird danach geschrien, wenn wieder mal etwas Schlimmes in der Welt passiert und dass das ja das kleinere Übel wäre, wenn man nichts zu verbergen hat.
    Will man wirklich für ein bisschen trügerische Sicherheit seine Privatsphäre aufgeben? Wie weit soll die Überwachung gehen, um mehr Sicherheit zu gewährleisten? Wann wird die Grenze überschritten? Bringen uns die gewählten Maßnahmen überhaupt wirklich mehr Sicherheit? Das Buch hat in dieser Hinsicht einige Schreckensszenarien zu bieten. Alleine die ganzen Überwachungsmaßnahmen in der Schule mit Schritterkennung, Schullaptops, die jede Eingabe überwachen und Schulbüchern mit integriertem Tracking-Chip fand ich schon heftig, um nur einige Beispiel zu nennen. Ich bin mehr als froh, dass ich nie auf so eine Schule ging. Das Ganze hat mich mehr an ein Gefängnis erinnert als an eine Schule, in der die zukünftige Generation auf ihr späteres Leben vorbereitet werden soll. Aber wenn unser zukünftiges Leben aus kompletter Überwachung bestehen soll, dann ist dies vielleicht auch wieder konsequent.
    In wieweit es realistisch ist, dass einfache Schüler einfach wie Terroristen behandelt werden, nur weil sie zur falschen Zeit am falschen Ort waren, ist für mich schwer zu beurteilen. Es erscheint mir heutzutage auf jeden Fall realistischer als es das glaube ich 2008 getan hätte. Wichtig ist auf jeden Fall, dass wir auch heute Menschen brauchen, die für die Freiheit und Privatsphäre kämpfen und hierbei sind Typen wie Markus, die bereit sind sich zu wehren, auf jeden Fall gefragt. Nicht alle Methoden, die in dem Buch angewandt werden, müssen unbedingt der richtige Weg sein, aber diesen Weg und seine Entwicklung mitzuverfolgen, fand ich auf jeden Fall sehr spannend und interessant, auch wenn mir die technischen Erklärungen so manches Mal ein bisschen zu ausschweifend waren.
    Gut fand ich auch, dass die Beweggründe der Menschen, die sich lieber anpassen wollen und nicht den Mut haben sich zu wehren, nachvollziehbar erklärt wurden und das dies auch nicht verurteilt, sondern durchaus Verständnis dafür aufgebracht wurde.

    Fazit: Ein Jugendbuch mit einigen Schwächen, das sehr wichtige Themen aufgreift, mit denen sich jeder beschäftigen sollte. In der Umsetzung aber mehr für Jugendliche als für Erwachsene geeignet.
  13. Cover des Buches Das Kartell (ISBN: 9783426308547)
    Don Winslow

    Das Kartell

     (141)
    Aktuelle Rezension von: Jossele

    Die amerikanische Originalausgabe dieses Romans erschien 2015 unter dem Titel „The Cartel“. Es ist der zweite Band der berühmten Kartell-Saga des Autors. Erzählt wird der jahrzehntelange Kampf des amerikanischen Drogenfahnders Art Keller gegen die mexikanische Drogenmafia, der für Keller zu einer persönlichen Obsession wird, insbesondere wenn es um das Kartell seines ehemaligen Freundes Adán Barrera geht. Gegenüber dem Vorgängerband sind die Kartelle noch mächtiger geworden. Verbunden damit ist eine Zunahme der Brutalität, qualitativ und quantitativ. Die Bosse halten sich nicht mehr nur ein paar Schläger- und Mördertrupps, sondern regelrechte Armeen, nicht selten zusammengesetzt aus ausgebildeten Ex-Soldaten, die der höheren Bezahlung wegen die Seiten gewechselt haben. Alle bekämpfen irgendwie alle, Bündnisse werden geschmiedet, um sie bald zu brechen und die Polizeibehörden des Landes stehen jeweils auch in Lohn und Brot eines der Konkurrenten. Das alles ist möglich, weil der Drogenhandel so unglaublich hohe Gewinne abwirft, dass er alle anderen Geschäfte, selbst die Prostitution, in den Schatten stellt.

    Zu Beginn enthält der Roman einige Ungereimtheiten. So heißt Adáns im ersten Band verstorbener Bruder plötzlich Ramón statt Raúl. Außerdem wartet Adán zu Beginn dieses Bandes noch auf seinen Prozess, obwohl er doch im letzten Band schon verurteilt wurde: 12 Mal lebenslänglich. In diesem Band ist er kurz nach seinen Aussagen plötzlich auch zu 22 Jahren verurteilt, offenbar ohne Prozess. Zudem taucht plötzlich eine Schwester Elena von Adán Barrera auf, die im ersten Band überhaupt nicht erwähnt wird. Diese Schlampereien ziehen sich leider ein bisschen durch. So heißt ein Konkurrent Barreras, der im ersten Band noch Güero Méndez hießt plötzlich Güero Palma (Droemer Tb, November 2021, S. 275)

    Die Machtverhältnisse zwischen den Akteuren ändern sich öfters mal ein bisschen zu schnell und unmotiviert, um noch logisch zu sein. Das ist schade, weil es Winslow ansonsten sehr gekonnt versteht, raffinierte Intrigen fehlerfrei und spannend zu inszenieren. Zwischendurch geht jedoch auch immer wieder ein Teil der Spannung verloren, wenn sich die Geschichte in der Aufzählung von Morden erschöpft. Das ist zwar schockierend, aber irgendwann nicht mehr spannend. Es kam mir manchmal so vor, als wollte Winslow die Anzahl der Morde und die Brutalität in der Sprache auf einen Höhepunkt treiben. Ein Beispielsatz: „Köpfe und Gliedmaßen vermischen sich in seiner Stadt mit allem dem anderen Unrat, und in den Slums laufen die Straßenköter mit blutigen Lefzen und schuldbewussten Blicken umher.“ (ebd., S. 620)

    Vielleicht tue ich dem Autor aber auch insofern unrecht, als die Brutalität schlicht und einfach der Wirklichkeitsnähe geschuldet ist, denn dass Winslow einen erheblichen Rechercheaufwand betrieben hat, ist dem Werk anzumerken. Das betrifft nicht nur die Namen der Kartelle, die allesamt der Realität entnommen sind, sondern zeigt sich auch in einzelnen Kapiteln, denen öfters kaum veränderte reale Geschehnisse zugrunde liegen.

    Dieser Roman ist bestimmt kein schlechter, die Freunde bluttriefender Seiten werden ihn vielleicht sogar lieben, aber aus meinem Blickwinkel kommt er nicht an die Raffinesse und Spannung des Vorgängers heran. Drei Sterne.

  14. Cover des Buches Wither (ISBN: B00A2P3W12)
    Lauren DeStefano

    Wither

     (36)
    Aktuelle Rezension von: Solvejg
    Inhalt:
    Genmanipulation hat zu einem Gendefekt geführt, der dafür sorgt, dass Frauen bereits im Alter von 20 Jahren und Männer mit  25 Jahren sterben. Rhine ist 16 und hat somit noch vier Jahre zu leben, als sie entführt und in die Villa von Linden Ashby gebracht wird. Dort wird sie, sowie zwei weitere Mädchen, an ihn verheiratet - eine mittlerweile standardmäßige Prozedur um möglichst viele Nachkommen zu erzeugen. Doch Rhine will weg und so plant sie gemeinsam mit dem Bediensteten Gabriel die Flucht... wird sie es schaffen?

    Rezension: 
    "Land ohne Lilien" habe ich eher zufällig in der Bücherei entdeckt und da ich Dystopien sehr gerne lese, musste ich es natürlich lesen. Große Erwartungen hatte ich keine an das Buch, wurde dann aber doch positiv überrascht.

    Das Buch behandelt ein Thema welches ich gar nicht so unrealistisch finde: Genmanipulation. Zwar steht Rhines Leben in der Villa und ihre geplante Flucht schon im Mittelpunkt, aber alles kreist um die Tatsache, dass die Veränderung der Gene zu dieser Situation geführt hat. Es zeigt, wohin uns die ständige Einmischung führen kann: Menschen die eigentlich gesund und lange leben sollten, sterben früh und müssen mit allen Mitteln gegen das Aussterben der menschlichen Rasse vorgehen. In diesem Fall ist es die Entführung und die Zwangsehe von jungen Mädchen, um so möglichst viele neue Nachkommen zu erschaffen. Ist es unrealistisch? Ich finde nicht! Daher finde ich die Grundidee zur Dystopie erschreckend real, was einen umso mehr an das Buch fesselt.
    Auch Ethik und Moral spielen in diesem Buch eine enorme Rolle, denn Menschenrechte werden hier kaum beachtet. Der reine Überlebenstrieb der Menschen zeigt, wozu Menschen in solchen Situationen fähig sind. So beginnt das Buch direkt mit einem Knall. Entführung, Menschenhandel, Mord und Zwangsehe.
    Allein thematisch konnte mich "Land ohne Lilien" überzeugen.

    Rhine ist eine sehr toughe Protagonistin, die schon viel in ihrem Leben durchgemacht hat. Sie lebt mit ihrem Bruder zusammen in Manhattan, bis sie sich in der ihr komplett fremden Umgebung der Villa wiederfindet. Luxus gehörte nie zu ihrem Leben und nun befindet sie sich auf einmal in der Welt der Reichen und Schönen. Diese Gegensätze werden von der Autorin gut ausgearbeitet und man kann sich gut in Rhines Lage versetzen - wie sich fühlt und wie sie denkt.
    Dann ist dort Linden, Rhines neuer Ehemann. Doch Linden ist nicht das was man denkt. Er ist ein Protagonist der zunächst recht oberflächlich behandelt wird, aber mit jeder neuen Information die Rhine aufschnappt, bildet sich ein komplett neues Bild.
    All zu viel möchte ich über all die Protagonisten gar nicht sagen, außer eben das Destefano eine bunte Mischung an Charakteren erschaffen hat die man liebt oder hasst. Die Entwicklungen dieser Charaktere sind sehr gut ausgearbeitet und gehen in die unterschiedlichsten Richtungen. Einige habe ich so nicht kommen sehen.

    Destefano schreibt spannend - obwohl die Geschichte selber gar nicht so rasant ist. Die meiste Zeit spielt es in der Villa und beschreibt den Alltag Rhines und der anderen beiden Ehefrauen. Die Beziehung zwischen den Dreien hat die Autorin übrigens sehr interessant ausgearbeitet. Langsam entwickelt sich eine Geschichte die zum Schluss hin rasanter wird und ein Ende, welches durchaus neugierig auf den 2. Band macht. Es ist nicht direkt ein offenes Ende. Es bleiben Fragen offen, könnte aber auch durchaus für sich stehen.
    Der Schreibstil ist sehr emotional und so kann man Rhines Emotionen und Gedanken selber erleben. Ihre Wut auf die Welt, den Hass gegenüber Lindens Vater, die Verwirrung über ihre eigenen Gefühle und den enormen Fluchtgedanken.

    Das Buch beinhaltet hier und da Zeitsprünge, welche die Autorin wunderbar eingebaut hat und viele wichtige und interessante Informationen über Rhine preisgeben.

    Insgesamt finde ich "Land ohne Lilien" ein fesselndes Buch, welches ich jedem Dystopie-Fan ans Herz legen mag. Ihr Bruder bleibt weitgehend unbekannt und ich hoffe, dass er in den Folgebänden noch eine größere Rolle spielt.

    Das Buch kann durch eine realistisches Setting überzeugen, welches mich sehr zum nachdenken angeregt hat. Wer sind wir und sind wir selber unser eigener Untergang? Was macht die Genmanipulation aus uns und wo könnten wir landen? Ich finde das Buch behandelt wichtige Fragen die in ein "typisches" dystopisches Jugenbuch eingearbeitet wurden. Also definitiv ein....
  15. Cover des Buches Wurzeln (ISBN: 9783596501038)
    Alex Haley

    Wurzeln

     (102)
    Aktuelle Rezension von: Papiertiger17

    Um Romane im Ziegelsteinformat hatte ich bislang einen Bogen gemacht. Da mich das Thema von „Roots“ auch historisch interessierte, gab ich diesem 717 Seiten umfassenden Werk eine Chance. Und siehe da, ich war überrascht, wie mitreißend ein solch umfangreicher Roman sein kann. Dem Autor gelingt es das Schicksal eines freien Mandinka, der geraubt und als Sklave nach Amerika verschleppt wird, unterhaltsam, dramatisch, bedrückend und ergreifend zu erzählen. Eine Lebensgeschichte, die im weiteren Verlauf zu einer Familiensaga über mehrere Generationen anwächst. Ein grandioses Buch.

  16. Cover des Buches 5 Tage im Sommer (ISBN: 9783644456211)
    Kate Pepper

    5 Tage im Sommer

     (300)
    Aktuelle Rezension von: deidree

    Die Mischung ist irgendwie interessant. Einerseits ist der Thriller spannend aufgezogen. Andererseits geht es um sehr viele Dinge, Themen, die die Geschichte nicht weiterbringen und genauso gut weggelassen werden könnten. 

    Der Schreibstil von Kate Pepper ist dagegen gewohnt flüssig zu lesen, sodass ich das Buch in kurzer Zeit verschlungen habe. 

    Die Figuren waren für mich gut beschrieben, auch wenn ich die Entführte gerne näher kennengelernt hätte, oder sie auch in der Zeit ihrer Entführung mehr über sie erfahren hätte. 

    Der Titel „5 Tage im Sommer“ passt zur Geschichte, das Cover ist für einen Thriller passend in gedeckten Farben gehalten. 

    Mein Fazit, ein Buch für Thrillerfans, die auch Interesse an Nebensächlichkeiten haben und nicht strikt auf die Lösung eines Falls fokussiert sind. 

     

  17. Cover des Buches Graue Bienen (ISBN: 9783257245547)
    Andrej Kurkow

    Graue Bienen

     (61)
    Aktuelle Rezension von: Bolkonsky

    Ein Bienenzüchter, der zusammen mit seinem "Freundfeind",  allein zu zweit die Stellung hält in einem Dorf im Donbass, das schon längst nur noch diese zwei Einwohner hat. Sie leben  in ihren kargen Häusern. Der Rest des Dorfes ist schon geflohen und aus früheren Feinden sind aus der Not geborene Zweck-Freunde geworden. Permanentes Geschützfeuer dröhnt über die Gärten und die einzigen Fragen sind: Was hält warm, werden die Bienen überleben, was gibt es zu essen und wie kann die soziale Gratwanderung zwischen den russischen Separatisten hier und den ukrainischen Soldaten dort gelingen. Kurkow gelingt es wie immer mit feinem Humor die Ausweglosigkeit der Lage seiner Protagonisten zu beschreiben, sein Ton ist lakonisch, seine Figuren sind dicht und schillernd komponiert, die Handlung entwickelt sich nach Kurkow-Manier etwas schräg und tragikkomisch. Daraus  schimmert aber, wie beiläufig von Kurkow beschrieben, der bittere Ernst der Lage, der den Leser immer wieder einmal erschrocken anhalten lässt. Es ist unübersehbar, dass Kurkow in der Erzähltradition der großen russischen Dichter steht. Ich bin überwältigt, wie gut dieses Buch ist und empfehle es jedem. Auch und gerade in dieser Zeit.

  18. Cover des Buches Die vierzig Tage des Musa Dagh (ISBN: 9788075830548)
    Franz Werfel

    Die vierzig Tage des Musa Dagh

     (44)
    Aktuelle Rezension von: Federfee

    Es ist schon etliche Tage her, dass ich das Buch zugeklappt habe, aber es beschäftigt mich immer noch. Es ist einer der besten Klassiker, den ich je gelesen habe: basierend auf Tatsachen, spannend, mit tiefgehenden Personencharakterisierungen, von immerwährender Aktualität wegen der beschriebenen gesellschaftlichen Probleme und Themen und nicht zuletzt Informationen über den Völkermord an den Armeniern.

    Wie kam es überhaupt zu diesem Buch?

    Franz Werfel und seine Frau Alma fielen beim Besuch einer Teppichweberei in Damaskus ausgehungert aussehende Kinder mit großen Augen auf und sie erfuhren auf Nachfrage, dass es Überlebende des Genozids der Türken an den Armeniern waren. Als Werfel zudem noch von Widerstandskämpfern hörte, die sich 53 Tage auf dem Musa Dagh (Mosesberg) verschanzt hatten, bevor sie von alliierten Schiffen gerettet wurden, ließ ihn das nicht mehr los und er begann umfangreiche Recherchearbeiten. Sein Ziel: 'das unfassbare Schicksal des armenischen Volkes dem Totenreich alles Geschehenen zu entreißen'. Und das ist ihm bestens gelungen, auch wenn sein Roman der Bücherverbrennung der Nazis zum Opfer fiel. Die Parallelen sind unübersehbar: 'Unterdrückung, Vernichtung von Minoritäten durch den Nationalismus …', schreib Werfel an seine Eltern.

    Zum Roman

    Es fängt idyllisch an: Gabriel Bagradian, ein Geistesmensch, seit 23 Jahren in Frankreich lebend und mit der Pariserin Juliette verheiratet, ein Sohn, besucht wegen des Todes seines älteren Bruders sein Heimatdorf  Yoghonoluk, eines von sieben Dörfern auf der meerabgewandten Seite eines Gebirgszuges. Es ist eine wunderschöne Landschaft, der französischen Riviera ähnlich; die von Handwerkern bewohnten Armenierdörfer sind schmuck und sauber. Man muss wissen, dass die christlichen Armenier schon immer dort lebten; früher gehörte die Gegend teilweise zu Syrien, heute zur Türkei. Es ist ratsam, sich eine Karte neben das Buch zu legen, um alles verorten zu können.

    Doch dann beginnt das Unglück: der Erste Weltkrieg ist in vollem Gange und 1915 verbündet sich das Osmanische Reich mit den beiden Mittelmächten gegen die Triple Entente (Vereinigtes Königreich, Frankreich, Russland).  Den Armeniern werden von den Türken die Pässe entzogen, auch Gabriel Bagradian, so dass er mit seiner Familie  nicht mehr weg kann. In Istanbul werden alle armenischen Intellektuellen und Geschäftsleute verhaftet, was als Beginn der Armenierverfolgung gilt. Es folgen Deportationen mit dem Ziel der völligen Vernichtung. Bagradian hatte inzwischen wegen seiner Beobachtungen und düsteren Vorahnungen begonnen, sich ein Bild von der Bevölkerung und der Ausstattung mit Waffen zu verschaffen und den Musa Dagh zu kartieren. Als es Ernst wird, beschließt der Großteil der Dorfbevölkerung in einer großen Versammlung, sich auf dem Berg zu verschanzen und Widerstand zu leisten.

    Mir hat es sehr imponiert, wie das alles organisiert wurde: Anführer wählen, heimlich Vorbereitungen treffen, alles hochschaffen und schließlich dem Deportationsbefehl zuvorkommen. Oben zeigt sich dann, wie schwierig es ist, eine Gemeinschaft aufzubauen, für was alles gesorgt werden muss und welche Schwierigkeiten auftreten, nicht zuletzt solche zwischen den reicheren und ärmeren Dorfbewohnern. Es gibt Neid, Streit und Unzufriedenheit und bei einigen den Wunsch, alles für sich zu behalten. Bagradian, der einmal türkischer Reserveoffizier war, organisiert den militärischen Widerstand.

    Es passieren unglaublich viele Dinge: Angriffe der Türken, erfolgreicher Widerstand, Versuche, den Armeniern zu helfen, Hunger und Krankheit, Liebe und Hass. Wir bekommen Einsicht in die politische Lage: die Verwicklungen des Deutschen Reiches und seine Mitschuld, die hier allerdings nur gestreift wird. 'Das Narkotikum des Nationalismus', schreibt Werfel an seine Eltern. In Wirklichkeit sind den Politikern und Militärs des Deutschen Reiches die Armenier völlig egal und es stehen nur die Interessen der Mittelmächte gegen die Entente und Wirtschaftliches im Vordergrund:  die Bagdadbahn, die Ölfelder in Mossul, Baumwolle.

    Aber die Ausgrenzung von Fremden ist ein Phänomen, das selbst auf dem Musa Dagh eine Rolle spielt. So bleibt Juliette immer eine nicht anerkannte Fremde und selbst gegen Bagradian gibt es trotz aller Verdienste Vorbehalte. Sie bleiben 'die Zugereisten, Überheblichen und Unrechten.'

    Dieses Buch ist so reichhaltig, dass meine Rezension ihm leider nicht gerecht werden kann. Ich staune über Werfels Vielseitigkeit, wie er Landschaftsschilderungen, Politisches, Militärisches, Personencharakterisierungen unter einen Hut bringt und wie es nie langweilig wird.

    Es ist ein leidenschaftliches Plädoyer gegen die Verfolgung und Vernichtung von Minderheiten, das allerdings seiner Entstehungszeit entsprechend an manchen stellen ein wenig zu pathetisch klingt. Das mindert aber in meinen Augen keineswegs seinen Wert, so dass ich gerne eine volle Lese-Empfehlung ausspreche.

  19. Cover des Buches Schnee, der auf Zedern fällt (ISBN: 9783455651430)
    David Guterson

    Schnee, der auf Zedern fällt

     (247)
    Aktuelle Rezension von: Dini94

    Zu Beginn des Buches befindet sich der Leser in einer Gerichtsverhandlung. Der japanischstämmige Amerikaner Kabou Minamoto wird wegen Mordes an einen amerikanischen Bürger angeklagt. Der Einzige der ihm eventuell helfen könnte, wäre der einarmiger Journalist namens Ishmael Chamber. Dieser jedoch befindet sich in Zwiespalt, denn seine Jugendliebe ist jetzt Kabou´s Frau.

    Der Klapptext deutet auf eine spannende Geschichte, jedoch wird der Leser sehr oft in die Vergangenheit zurück versetzt. Der Autor versucht mit den vielen Rücksprüngen, die damalige angespannte Situation zwischen Amerikaner und japanischstämmigen Amerikaner darzustellen.

    Das Gerichtsverfahren und die Mordaufklärung sind eher nebensächlich. Der Mordvorgang klärt sich auf die restlichen 100 Seiten. Tut mir Leid für den Spoiler. 

    Ja, es ist ein historischer Roman und ja, die Grundidee ist gelungen aber der Inhalt könnte etwas anders verpackt bzw. erzählt werden. Wem langwierige Lebensgeschichten gefallen, wird dieses Buch mögen.

  20. Cover des Buches Der Stalker (Ein Marina-Esposito-Thriller 2) (ISBN: 9783548285030)
    Tania Carver

    Der Stalker (Ein Marina-Esposito-Thriller 2)

     (215)
    Aktuelle Rezension von: Nemia

    Ich habe das Buch sehr schnell durchgelesen. Den 1. Teil habe ich leider noch nicht gelesen aber das werde ich auf jeden fall nachholen. Ich bin immer wieder überrascht darüber, wie ein Mensch die Psyche eines anderen Menschen derart beeinflussen kann und zu was Eifersucht und Liebe alles führt. Für mich war es ein sehr guter Thriller der die Spannung bis zum Ende aufrecht gehalten hat.   

  21. Cover des Buches Die niedrigen Himmel (ISBN: 9783518465936)
    Anthony Marra

    Die niedrigen Himmel

     (53)
    Aktuelle Rezension von: Valilu
    Anthony Marra schreibt in seinem Debütroman „Die niedrigen Himmel“ von den absurden Grausamkeiten der beiden Tschetschenienkriege, menschlichem Elend und alles überdauernder Liebe.

    Die achtjährige Hawah verliert innerhalb weniger Tage ihren Vater, ihr Zuhause und sämtliche Gewissheiten. Die Ärztin Sonja gibt ihr sorgenfreies Leben in London auf, um bei ihrer Schwester zu sein und sich in Woltschansk als letzte Chirurgin um die vielen Kriegsopfer zu kümmern. Der Historiker Chassan redet seit Jahren nur noch mit seinen Hunden, nachdem sein Sohn das halbe Dorf an die Föderalen verraten hat.

    Keiner der Protagonisten kann sich dem Krieg und den damit verbundenen Grausamkeiten entziehen. Besonders eindrücklich dabei ist, wie das Schicksal scheinbar jeden Menschen verändern und brechen kann. Und wie selbst Verrat der eigenen Freunde und Familienmitglieder nachvollziehbar wird. Gleichzeitig – und das ist die für mich noch wichtigere Botschaft des Buches – bringt der Krieg jedoch auch neue Formen von Anteilnahme und Selbstlosigkeit hervor.

    Mich hat das Buch beeindruckt. Ich bin sicher, dass es mir nicht so schnell aus dem Kopf geht und mich noch das ein oder andere Mal daran erinnern wird, dass unsere Sicherheit hier keineswegs selbstverständlich, sondern ein großes Glück ist.

    Die Geschichte ist dadurch gekennzeichnet, dass sie zwischen den Jahreszahlen, und damit auch zwischen den Kriegs- und relativen Friedenszeiten, hin und her springt. Obwohl mir chronologisch verlaufende Handlungen meist lieber sind, finde ich die Idee hier sehr passend und toll umgesetzt. Die Zeitleisten am Anfang jedes Kapitels waren beim Lesen sehr hilfreich, um die Übersichtlich zu behalten. Durch die zusätzlichen Sprünge zwischen den unterschiedlichen Handlungssträngen werden die Leben der Protagonisten nach und nach miteinander verwoben, was einige unerwartete Verbindungen zum Vorschein bringt und die Handlung insgesamt belebt.

    Die Sprache des Buches ist sehr komplex, setzt sich oft aus ausgedehnten Schachtelsätzen zusammen und ist stellenweise sehr bildhaft. Einige Anspielungen werden auch erst im Laufe der weiteren Geschichte richtig verständlich und vieles zwischen den Zeilen bleibt bis zum Schluss frei für eigene Interpretationen. 

    Die Darstellung der Charaktere ist schlicht grandios. Anthony Marra versteht es, die Protagonisten mit all ihren Licht- und Schattenseiten in den Fokus zu rücken, ihre Lebenswege miterleben zu lassen, und dabei selbst noch ein gewisses Verständnis für Verräter zu wecken.

    Ich möchte das Buch unbedingt weiterempfehlen. Indem es dem Leser die Grausamkeiten der Kriege anschaulich vor Augen führt, löst es einerseits Sprachlosigkeit ob der sinnlosen Opfer aus; andererseits vermittelt es aber auch die Hoffnung, dass selbst in der Hölle des Krieges menschliches Mitgefühl überdauern und Leben retten kann. 
  22. Cover des Buches Der letzte Harem (ISBN: 9783426509630)
    Peter Prange

    Der letzte Harem

     (110)
    Aktuelle Rezension von: Tilman_Schneider

    Die außergewöhnliche Freundschaft zweier Frauen, Fatima und Eliza, die im letzten Harem ihren Platz gefunden haben. Angst, Freundschaft, Not, Leid, Liebe und große Gefühle, dass alles finden wir in Pranges neuem Buch. Wunderbar erzählt, historisch dicht mit zwei starken Frauen. Sehr dicht und super historisch

  23. Cover des Buches Sklavin (ISBN: 9783426426609)
    Mende Nazer

    Sklavin

     (217)
    Aktuelle Rezension von: engineerwife

    Ich habe das Buch verschlungen und freue mich sehr, dass diesem armen Mädchen/junge Frau, die in ihrem jungen Leben so viele Grausamkeiten erlebt hat, letztendlich – bedingt auch durch viele mitfühlende Mitmenschen – geholfen werden konnte und sie die schrecklichen Wahrheiten zu Papier bringen konnte. Auch den Nachfolgeband „Befreit“ möchte ich gerne noch lesen.

  24. Cover des Buches Weit Gegangen (ISBN: 9783462306682)
    Dave Eggers

    Weit Gegangen

     (42)
    Aktuelle Rezension von: Igno

    Mit sieben Jahren wird das Dorf Valentino Achak Dengs im sudanesischen Bürgerkrieg vernichtet und eine lange Fluchtgeschichte beginnt. Vom Sudan gelangt er über Äthiopien und Kenia schließlich in die USA. Auf dem Weg dorthin erlebt er schon als Kind mehr Grauen und Tod, als ein Mensch in seinem ganzen Leben erleben sollte. Dies ist seine Geschichte.

    Weit gegangen wird als Roman, der allerdings auf dem Tatsachenbericht Achaks aufgebaut wurde, angekündigt. Eggers erzählt die Fluchtgeschichte Achaks aus dessen Perspektive und spart dabei nicht mit Details. So wird das Buch ziemlich dick – und das machte mir den Einstieg auch nicht gerade leicht. Ich habe etwa 100 Seiten gebraucht, bis ich endlich angekommen war. Bis man sich auf das Buch eingelassen hat, kann es recht langatmig wirken. Wenn es dann aber soweit ist, fesselt es umso mehr.

    Achaks Geschichte ist in großen Teilen die zahlreicher sudanesischer Kinder. Sie beginnt im damals noch nicht unabhängigen Südsudan der 90er Jahre. Der Bürgerkrieg spitzt sich zu, sowohl die Regierungstruppen als auch die konkurrierenden Rebellengruppen der SPLA terrorisieren systematisch Dörfer. Als es Marial Bai, das Heimatdorf Achaks trifft, flieht er und schließt sich einer Gruppe anderer Jungen an, die den langen Weg nach Äthiopien aufgenommen haben. Immer getrieben von der Hoffnung auf ein besseres Leben müssen die Jungen jedoch bald feststellen, dass niemand mit diesem besseren Leben auf sie wartet. Nicht in den Geflüchtetenlagern Äthiopiens und nicht in denen Kenias.

    Die Rahmenhandlung für Weit gegangen liefert die Gegenwart der frühen 2000er in den USA, wo Achak in seiner Wohnung überfallen wird. Diese spielt eine untergeordnete Rolle, die überwiegende Handlung findet in der Vergangenheit statt. Eggers nutzt Personen in der Rahmenhandlung als imaginäre Gesprächspartner für Achak, denen er seine Geschichte in seiner Vorstellung erzählt. Sie wechseln mit der Rahmenhandlung. Zunächst richtet er sich an die Einbrecher, dann an einen Pfleger im Krankenhaus. später an Fitnessstudiobesucher. Die Gespräche sind immer imaginär, Achak erzählt den Personen nur in seinem Kopf seine Geschichte.

    Weit gegangen reiht sich ein in die Bücher Eggers’, mit denen er den Umgang insbesondere des Westens mit Krisenregionen kritisiert. Seine Kritik ist dabei umfassend, sie richtet sich an Staaten wie an NGOs. Und leider ist sie heute so aktuell wie 2008, als das Buch hierzulande erschien. Achak schildert eindrucksvoll ein Leben als Geflüchtete:r, die ständige Gefahr, die Entbehrungen, Hunger, Krankheit und was all das mit den Menschen macht. Gerade mit Blick auf die Grenz- und Asylpolitik der EU ist das Buch wieder hochpolitisch. Es gibt Gründe für das, was in Lagern wie Moria passiert – und die liegen nicht bei den Geflüchteten. Weit gegangen kann dort einen Einblick geben, der vielen Menschen im Westen in seiner Totalität wohl nicht klar ist. Wie tiefgreifend anders das Leben auf der Flucht ist, welche Selbstverständlichkeiten des Lebens dabei wegfallen, wie elementar die Verzweiflung auch in den Lagern ist. Und schließlich auch wie schwer das Ankommen in einem neuen Leben sein kann.

    Im Zuge der Veröffentlichung von Weit gegangen wurde 2006 die Valentino Achak Deng Foundation gegründet, der von Beginn an sämtliche Erlöse aus dem Buch zukommen. Die Stiftung setzt sich insbesondere für den Zugang zu Bildung für Kinder im Südsudan ein, aber auch für wirtschaftliche Unabhängigkeit in verarmten Communities.

    Ins Deutsche übersetzt wurde Weit gegangen von Ulrike Wasel und Klaus Timmermann, zu meckern hatte ich da nichts. Eine Contentwarnung darf wieder nicht fehlen: Das Buch ist in vielerlei Hinsicht explizit. Seien es Folterungen, Bürgerkriegshandlungen, Gewalt im Allgemeinen oder aber auch Rassismuserfahrungen und extreme Armut. Es kann belasten und das sollte es wohl auch.

    Trotzdem bleibt für Weit gegangen am Ende nur eine Empfehlung. Das Buch ist heute so wichtig wie zu seinem Erscheinen. Es bietet einen tiefen Einblick in das Leben Geflüchteter und in die damit verbundenen Geschehnisse im Süd-/Sudan, in Äthiopien und Kenia – eine Thematik, deren Hintergründe hier gerne ausgeblendet werden, um Geflüchtete nur unter wirtschaftlichen Aspekten betrachten zu können.

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