Bücher mit dem Tag "vojvodina"
9 Bücher
- Melinda Nadj Abonji
Tauben fliegen auf
(95)Aktuelle Rezension von: Wolf-MacbethDer Roman “Tauben fliegen auf„ hat mich auf eine intensive emotionale Reise mitgenommen. Dieses Buch hinterlässt definitiv keinen kalt. Die Autorin schafft es meisterhaft, die Gefühle junger Emigrantinnen eindrucksvoll darzustellen. Der Kontrast zwischen dem Leben hier in der Schweiz und der Unsicherheit in der fernen Heimat Serbien wird stark hervorgehoben. Besonders der zweite Teil, der die Protagonistin im Teenager-Alter während des Kriegsausbruchs in Ex-Jugoslawien begleitet, hat mich zutiefst berührt.
Die Verwendung von längeren Sätzen in diesem Buch mag zunächst einschüchternd wirken, aber sie sind erstaunlich leicht zu lesen, was den Lesefluss nicht beeinträchtigt. Man kann förmlich über die Passagen hinwegfliegen, die einem weniger zusagen, während man bei den anderen langsamer schwebt, um jeden Moment zu erfassen. Insgesamt halte ich dieses Buch für außerordentlich bemerkenswert. Es schafft es, eine einzigartige Atmosphäre zu erzeugen und mich tief in die Geschichte eintauchen zu lassen. Ein wirklich beeindruckendes Werk."
- Danilo Kis
Die Dachkammer
(3)Aktuelle Rezension von: HallogenDas handlungsarme Buch zeigt Schriftsteller auf der Suche nach Ideen, die sie dann aneinander austesten, und ist v. a. ein Werk, das die Gedanken anregt. Überaus phantasievoll und klug, vielgestaltig und ein wenig nachdenklich. Etwas störend ist die Vielzahl der Sprachen, die – ebenso wie die Aufzählung von literarischen Werken – etwas zu künstlich wirkt. Das hier aber einer der großen Autoren Südosteuropas schreibt, merkt man bei so ziemlich jedem Satz. Ein sehr gutes Buch zum Nachdenken und Erinnern. Ein erstaunliches Debüt. - Aleksandar Tisma
Die wir lieben
(3)Aktuelle Rezension von: emeraldeye"Die wir lieben" von Aleksander Tisma handelt vom Überleben, insbesondere der Frauen, in der Kleinstadt Novi Sad nach dem 2. Weltkrieg. Es beschreibt in lose miteinander verknüpften Momentaufnahmen, wie Frauen versuchen, sich nach Kriegsende ihren Lebensunterhalt zu verdienen. Viele von ihnen werden zu Gelegenheitsprostituierten, weil sie kaum eine andere Wahl haben. Es gibt keine ausreichend bezahlte andere Arbeit, alle müssen sie nach Auswegen suchen, um sich und oft auch noch ihre Familien durchzubringen. Da die Prostitution offiziell verboten ist, müssen die Frauen ständig auf der Hut sein und sind oft völlig abhängig von den wenigen Kupplerinnen, die die Stadt in Reviere und unter sich aufgeteilt haben und darüber entscheiden, welche Frau sich wann und wo mit einem "Interessenten" treffen darf. All dies findet auf Umwegen statt, nie wird direkt "darüber" gesprochen und verhandelt. Alle tun so, Recht und Gesetz eingeschlossen, als würde es diese besondere Form einer Schattenwirtschaft nicht geben. Denn alle verdienen daran. Die Polizei, weil sie wegsieht, die Kupplerinnen, weil sie ihre Beziehungen und ihre Wohnungen zur Verfügung stellen und die Frauen, weil sie ihre Körper hergeben. Doch auch wenn diese Geschäfte selbstverständlich erscheinen und von Tisma fast beiläufig in einer äußerst sachlichen Sprache geschildert werden, hinterlassen sie doch Spuren, die sich nie mehr tilgen lassen. Ungewollte Schwangerschaften, Krankheiten, blaue Flecken und auch mal eine Gefängnisstrafe. Doch die Frauen sind zutiefst entschlossen, zu überleben und irgendwann auch wieder ein besseres Leben zu haben. Und deshalb machen sie weiter. Unvorstellbar, dass Frauen nach dem 2. Weltkrieg gezwungen waren, so zu leben, um zu überleben. Inzwischen gibt es aber immer mehr Informationen zu diesem Tabuthema. Am bekanntesten ist wohl "Eine Frau in Berlin" von Anonyma. Es ist zutiefst tragisch und bitter, dass es auch heute noch, z.B. in Asien und Osteuropa, für viele Frauen kaum andere Möglichkeiten gibt, genug zum leben zu verdienen. Er könne, hat Tisma einmal gesagt, am Verhalten der Menschen nichts ändern, er könne nur beschreiben, woher es kommt. Diese Aussage ist im Hinblick auf die Situation vieler Frauen heutzutage auch im 21. Jahrhundert noch absolut gültig. - Danilo Kis
Garten, Asche
(2)Aktuelle Rezension von: HallogenDiese Auseinandersetzung mit der tragischen Gestalt seines Vaters hat mir einiges abverlangt, irritiert mich und die aufgeweichte Realitätswahrnehmung erschwert die Lektüre zusätzlich. Durch manche (fast schon neurotisch-zwanghafte) Passagen wie eine Aufzählung von einigen Hundert Adjektiven oder extrem lange Sätze mit Hunderten Wörtern (einer hat fast 300!) habe ich mich regelrecht gequält, weil ich sie unbedingt verstehen wollte. Man kann sie aber vielleicht auch einfach überlesen. Viel störender ist die starke Kodierung, denn für meinen Geschmack ist einfach zuviel in Andeutungen verschlüsselt und in Fetzen zerrissen. Auch sind mir die religiösen Aspekte zu fremd, um sie voll zu durchdringen. Auf mich wirkt das Buch etwas überfrachtet und zu 'verkopft'. Dieses Buch braucht Leser, die einen sehr ähnlichen Erfahrungshorizont haben oder aber die bereit sind, sich sehr intensiv mit einem Autor zu beschäftigen. - 8
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