Bücher mit dem Tag "vorstadtleben"
8 Bücher
- Kerstin Gier
Gegensätze ziehen sich aus
(801)Aktuelle Rezension von: miahAchtung! Es handelt sich um den 3. Band einer Reihe. Diese Rezension enthält Spoiler, wenn man die ersten beiden Bände nicht gelesen hat.
Inhalt:
Constanze ist immer mehr angekommen in ihrem Vorstadtleben. Sie will beruflich durchstarten. Doch ihre Beziehung zu Anton tritt auf der Stelle. Dazu kommen noch die kleinen Probleme des alltäglichen Wahnsinns mit Kindern.Meine Meinung:
Mich konnte die Reihe bisher gut unterhalten, daher wollte ich auch den finalen dritten Band zeitnah lesen. Die Geschichte ist schnelllebig und perfekt für zwischendurch als Ablenkung vom eigenen turbulenten Alltag.Die Geschichte wird aus der Ich-Perspektive von Constanze erzählt. Zwischendurch gibt es die bekannten Einblicke in das Forum der Mütter-Society und hier kommen neu hinzu nicht ganz ernst zu nehmende Tipps und Tricks der Patin. Ich muss leider sagen, dass mir die Tagebucheinträge der Tochter besser gefallen haben. Die Beratung der Patin war mir persönlich zu übertrieben und überspitzt, sodass ich es nicht mehr so lustig fand. Auch der Bezug zur Mütter-Society ging von Band zu Band mehr verloren, weil es kaum noch Berührungspunkte gibt. Dennoch ist das Forum unterhaltsam, es bietet eine andere Perspektive (auch wenn ich die eher weniger teile).
Die Handlung lebt von Klischees und Vorurteilen, insbesondere was die Beziehung zwischen Anton und Constanze angeht. Reden würde tatsächlich helfen, aber das machen beide manchmal einfach nicht und so entstehen merkwürdige Situationen, die ich zum Teil auch einfach nicht verstanden habe. Da entscheidet der eine über den Kopf des anderen und wundert sich über die ablehnende Reaktion. Wie gesagt, reden würde helfen. Witzig fand ich es dagegen eher nicht. Und am Ende ist die Lösung so einfach.
Constanze hat sich in den Kopf gesetzt mit ihren Freundinnen einen Laden zu eröffnen. Ich mochte die Idee, denn ich hatte in ihr die ganze Zeit viel Potenzial gesehen. Ich fand es von Beginn an ziemlich schade, dass sie sich so klein macht, obwohl sie so viel so gut kann. In dieser Hinsicht mochte ich auch, dass die Autorin hier zeigt, wie viele Fähigkeiten man als Mutter dazu gewinnt.
Insgesamt ließ sich die Geschichte schnell lesen. Dennoch hat mir von der gesamten Reihe Band 1 am besten gefallen, Band 2 und 3 haben doch leider etwas nachgelassen.
- Celeste Ng
Kleine Feuer überall
(329)Aktuelle Rezension von: GwhynwhyfarDer Anfang: «In jenem Sommer redeten alle in Shaker Heights darüber, wie Isabelle, das jüngste Kind der Richardsons, endgültig durchdrehte und das Haus abfackelte. Während das ganze Frühjahr über die kleine Mirabelle McCullough Gesprächsthema gewesen war – beziehungsweise, je nachdem, auf welcher Seite man stand, May Ling Chow –, gab es endlich neuen aufregenden Gesprächsstoff.»
Es brennt! Fassungslos steht Elena Richardson im Bademantel und den Tennisschuhen ihres Sohnes draußen auf dem Rasen und starrt in die Flammen. Ihre jüngste Tochter hat in jedem Schlafzimmer Feuer gelegt. Shaker Heights, der wohlhabende Vorort von Cleveland, Ohio, hier ist es sauber, ruhig und völlig ungefährlich, Golf-, Reit-, Tennis-, Segelclub. Ein strukturiertes Straßennetz, beste Schulen; vom Außenanstrich der Häuser bis zur Höhe des Rasens ist alles vorgeschrieben, eine Scheinidylle. Rasen! Gemüse im Garten ist nicht erlaubt. Ordnungsfanatismus, Ordnung ist das ganze Leben! Wie konnte es zu diesem Unglück kommen? Gehen wir zurück zu dem Tag als das unkonventionelle Mutter-Tochter-Paar Mia und Pearl Warren zur Miete in eine der Wohnungen der Richardsons einzieht …
«‹Izzy nimmt alles ernst. Zu ernst. Das ist ihr Problem.›
‹Der Witz daran ist›, sagte Lexi eines Nachmittags, ‹dass Izzy in zehn Jahren bei Springer auftreten wird.»
‹In sieben›, widersprch Trip. ‹Höchstens acht. Jerry hol mich aus dem Knast.›
‹oder Hilfe meine Familie will mich einweisen›, sagte Lexi.
Elena ist Journalistin, die für das heimische Provinzblatt zu schreibt, was eigentlich nicht ihr Lebensziel gewesen ist. Aber das wundervolle Shaker Heights ist ihre Geburtsstadt und ihr Mann ist ihr gefolgt, ein gut verdienender Anwalt im Ort geworden. Sie haben vier Kinder zur Welt gebracht, Lexie (17), Trip (16), Moody (15) und Isabelle (Izzy, 14), ein ansehnliches Haus gebaut – der amerikanische Traum ist perfekt. Natürlich haben alle Kinder völlig verschiedene Charaktere, doch Izzy, die Jüngste bereitet Sorgen. Rebellisch, gesellschaftskritisch, sie lässt Äußerungen fallen, die ihre Umgebung zu Schnappatmung bringt; sie lässt sich zu Aktionen hinreißen, die ihr mächtigen Ärger einbringen. Moody ist von der gleichaltrigen Pearl fasziniert, von ihrem Lebensstil, dem Vagabundenleben. Denn Pearls Mutter Mia ist Künstlerin. Sie fotografiert, zerlegt die Fotos, bearbeitet sie und gestaltet etwas Neues daraus. Sie leben von der Hand in den Mund; besorgen sich Möbel vom Sperrmüll, Bekleidung aus Secondhandläden, und wenn ihnen eine Stadt nicht mehr gefällt, ziehen sie weiter. Pearl wiederum, die sich nun täglich bei den Richardsons aufhält, beneidet Moody um diese Familie, die ein gemütliches Leben ohne Sorgen führt. Ein festes Heim, eine Heimat. Das hatte ihre Mutter ihr versprochen: Wir suchen einen Ort, an dem wir bleiben! Pearl soll in Ruhe ihre Schule abschließen können. Und Shaker Heights ist der perfekte Ort, um für immer zu bleiben.
«Während der Nachmittage mit Pearl begriff er allmählich, wie ihr unstetes Leben ausgesehen hatte. Sie reisten mit leichtem Gepäck: zwei Teller, zwei Tassen, eine Handvoll bunt zusammengewürfeltes Besteck, jeder einen Seesack mit Kleidern und natürlich Mias Kameras. Im Sommer fuhren sie mit offenen Fenstern, weil der Golf keine Klimaanlage hatte; im Winter fuhren sie nachts bei aufgedrehter Heizung. … Um die Privatsphäre zu wahren, hängten sie ein Laken von der Hecktür über die Kopfstützen der Vordersitze wie ein Zelt. Zum Essen hielten sie am Straßenrand und aßen, was sie hatten, aus der Papiertüte: Brot und Erdnussbutter, Obst, manchmal Salami oder ein Peperoniwürstchen, wenn es gerade im Angebot war. Manchmal waren sie nur ein paar Tage unterwegs, dann wieder eine Woche, bis Mia einen passenden Ort fand, an dem sie eine Weile blieben.»
Pearl, die mit allen Kindern der Richardsons befreundet ist, mit jedem auf eine andere Weise, gehört bald zur Familie. Und dann macht Elena Mia das Angebot, bei ihr im Haushalt stundenweise zu arbeiten. Izzy ist fasziniert von Mia und sie will fotografieren lernen, Kunst schaffen; und Mia zeigt ihr, worauf es ankommt. Die beiden Familien sind eng miteinander verfochten. Wie es so ist im Leben, es passieren Dinge, die nicht geplant sind – Geheimnisse, Missverstandenes, schwelende Eifersucht … Bereits im zweiten Satz in diesem Roman begegnen wir Mirabelle McCullough – die am Ende das Fass zum überlaufen bringt …
«eine Utopie zu schaffen. Ordnen – und Verordnen, für Ordnung unerlässlich – galt den Shakern als Schlüssel zu Harmonie. Sie hatten alles verordnet: die angemessene Zeit, um morgens aufzustehen, die angemessene Farbe der Vorhänge, die angemessene Haarlänge für Männer, die angemessene Art, wie man die Hände zum Gebet faltet (den rechten Daumen über den linken). Die Shaker waren fest überzeugt, wenn sie jede Kleinigkeit planten, könnten sie ein Stück Himmel auf Erden schaffen, einen kleinen Zufluchtsort, und die Gründer von Shaker Heights hatten genauso gedacht. In Werbeannoncen zeigten sie Shaker Heights hoch oben auf einem Berggipfel am Ende eines Regenbogens, mit Blick auf das schmutzige Cleveland. Perfektion war das Ziel.»
Ein vielschichtiges Familien-Psychogramm von zwei Familien, dazu ein Kleinstadt-Psychogramm. Eine erstickende Kleinstadtidylle, in der der ein freundlicher, freiheitsliebender Paradiesvogel auftaucht. Eine alleinerziehende Mutter, die dem Bürgertum ganz ohne Absicht ihr Spießertum offenbart, aufdeckt, dass dieser ganze Luxus nur verdeckt, was darunter brodelt, dass er letztendlich nichts wert ist. Diese Stadt hat viele Pläne, Regeln, Gesetze. Mia zu ihrer Kunst gefragt, antwortet: «Ich fürchte, ich habe keinen Plan. Aber den hat eigentlich niemand, auch wenn alle das Gegenteil behaupten.» Der Stich ins Wespennest. Izzy sprengt ihre Ketten: «Sie sann nach Möglichkeiten, um sich zu rächen. Und sie suchte sich die Beste aus.» Zu viel Neugier, Kontrollsucht, Geheimnisse, Intrigen, Rache und ein paralleles Drama in der Stadt machen die Geschichte zu einem spannenden Roman, den man nicht aus der Hand legen mag. Ein Drama, das ist auf der ersten Seite klar. Aber was brachte Izzy dazu? «und Izzy ließ das Streichholz auf das Bett ihrer Schwester fallen und rannte zur Tür hinaus.» Mit feiner Beobachtungsgabe nähert sich Celeste Ng empathisch ihren Protagonist:innen, den Müttern und den Kindern. Die auktoriale Perspektive erlaubt dem Leser den Einblick. Wir kennen die Geheimnisse aller Beteiligten. Und das macht es spannend. Wann fliegt wer auf und was mag das auslösen? Bitterböse und gesellschaftskritisch. Es gibt hier keine fiesen Charaktere – im Gegenteil, letztendlich hat man Verständnis für jeden Einzelnen – und was sich hier entblättert ist großes Kino! Empfehlung!
«Seit ihrer Jugend hatte sie einen Plan gehabt und ihn minutiös eingehalten … Sie hatte, kurz gefasst, alles richtig gemacht und sich ein gutes Leben aufgebaut, ein Leben wie sie es sich wünschte, wie alle es sich wünschten. Und jetzt kam diese Mia, eine vollkommen andere Frau mit einem vollkommen anderen Lebensstil, die sich ohne Entschuldigungen ihre eigenen Regeln setzte.»
Celeste Ng, geboren 1980, wuchs in Pittsburgh, Pennsylvania, und in Shaker Heights, Ohio, auf. Sie studierte Englisch in Harvard und Kreatives Schreiben an der University of Michigan. ›Was ich euch nicht erzählte‹ stand genauso auf der Bestsellerliste wie ›Kleine Feuer überall‹, das auch als Miniserie verfilmt wurde. Celeste Ng lebt mit ihrem Mann und ihrem Sohn in Cambridge, Massachusetts.
- Harlan Coben
In seinen Händen
(141)Aktuelle Rezension von: ChiarraAuch aufgrund einiger Wiederholungen fand ich die erste Hälfte des Buches stellenweise etwas langatmig. Doch ab der Hälfte nimmt der Krimi an Fahrt auf, wird spannend und was soll man sagen - lasst Euch überraschen! Mich hat es das. Dafür Respekt, gut aufgebauter Plot. Nebenbei fand ich es auch gelungen, dass man einige Ereignisse und manche Figuren aus früheren Büchern der Serien von Harlan Coben hier wiederfindet.
4 Sterne oder doch 5? Aufgrund der Aufholjagd an Spannung und Wendungen im zweiten Teil des Buches habe ich mich für 5 Sterne entschieden.Gelesen und bewertet 06.01.2023
- Ensley F. Guffey
Breaking Bad
(2)Aktuelle Rezension von: HoldenDer Episodenguide zur allgemein abgefeierten Serie "Breaking bad". Man erfährt Erklärungen zu Fragen, welche Songs werden in der Serie gespielt und welche Aussage treffen diese, welche Metaphern und Symbole werden verwendet und wie sind diese zu deuten, welche Kameraeinstellungen wurden gewählt usw. Bei der Lektüre ist bei mir das "Breaking-bad-Fieber" wieder ausgebrochen, insgesamt ist das Ganze ein gelungener Nachschlag zu der besten Fernsehserie der Welt. - N. Benni-Mama
Kleine Scheißer in großen Gärten
(20)Aktuelle Rezension von: Tilman_SchneiderDie Familie will umziehen, sie will aufs Land. Ein eigenes Haus, ein schöner Garten, nette Nachbarn und selber Erdbeermarmelade kochen und den Kindern ein anderes Leben bieten. Weg von den geschäftigen Mamas in der Stadt. Bald ist ein Ort gefunden, ein schönes Haus und Benni-Mama wähnt sich am Ziel. Aber schon kurz nach der Ankuft kommen die ersten Nachbarn. Der Hund darf nicht ohne Zaun in den Garten, sein Geschäft muss entfernt werden, der Garten muss nach bestimmten Regeln angelegt werden, eine Nachbarin will das Haus ausräuchern, damit die schlechten Stimmungen verschwinden und so weiter. Die Ruhe weicht einer ganz anderen Geschäftigkeit und es gibt auch hier jede Menge kurioser Familien und Benni-Mama ist wieder mitten drin im Chaos.
Es macht einfach Spaß und ist witzig, spritzig, böse und voll kurioser Momente. - Samuel Benchetrit
Rimbaud und die Dinge des Herzens
(66)Aktuelle Rezension von: Tilman_SchneiderCharly ist zehn Jahre alt und lebt mit seiner Mutter und manchmal auch mit seinem Bruder in einer kleinen Wohnung. Die Polizei kommt öfters vorbei, weil sein Bruder immer wieder mit dem Gesetz in Konflikt gerät. An dem Tag als das Buch beginnt, beobachtet Charly, wie seine Mutter von der Polizei abgeholt wird. Warum das? Was ist da passiert? Mit seinem unerschöpflichen Mut und seinem großen Herz macht er sich auf um seine Freunde zusammen zu trommeln und hinter das Geheimnis zu kommen. Meist mit dabei ein Buch von Rimbaud das er gerne liest und dann gibt es noch ein Mädchen aus seiner Schule die er toll findet. Er muss auch seinen Bruder finden und gemeinsam mit ihm der Mutter helfen und Charly lernt auf seinem Weg nicht nur die Welt, die Menschen, sondern auch sich und sein Herz viel besser kennen. Eine wunderschöne, warme, gefühlvolle, spannende, aber niemals kitschige Geschichte.
- Debra Kent
Kinder, Küche, Kerle
(5)Aktuelle Rezension von: Ein LovelyBooks-NutzerEin netter, wenn auch etwas seichter Frauenroman über Julia, eine Ehefrau und Mutter von drei Kindern, die wieder mehr Pepp und Aufregung in ihr Leben bringen möchte. Eigentlich eine nette Idee, leider kommt im Buch nicht wirklich Spannung auf, bzw. ein ernsthaftes Interesse, wie es denn nun weiter geht. Während Julia sich in einen anderen Mann verliebt, mit ihm eine Affäre beginnt und diese eine Zeit lang weiter führt, ist sie andererseits zutiefst enttäuscht von ihrem Mann, dem sie eine Affäre mit einer Kollegin unterstellt. Von dem Gedanken ist sie geradezu besessen und kann diese Demütigung anscheinend kaum ertragen, die direkte Verbindung bleibt eigentlich aus. Plötzlich, weil das Buch dann aus ist und verschiedene Handlungsstränge schon eine Weile vor sich hinplätschern, löst sich alles mehr oder weniger in Wohlgefallen auf... Man kanns recht gut nebenher lesen (ich war in zwei Tagen durch), muss man aber nicht. - Rachel Cusk
Arlington Park
(26)Aktuelle Rezension von: WolffRumpGenre:
Gesellschaftsdrama (mit satirischen Elementen).
Umfang:
Ca. 320 Seiten (Print).
Inhalt:
Rachel Cusk beschreibt das Leben in der fiktiven Londoner Vorstadt Arlington Park aus der Sicht unterschiedlicher Frauen. Arlington Park ist eine typische begrünte Enklave für Familien der oberen Mittelschicht, wie man sie in jedem Industrieland im Umfeld der Metropolen findet. Die Frauen, aus deren Sicht ein verregneter Tag in Arlington Park beschrieben wird, repräsentieren scheinbar unterschiedliche Lebensmodelle im Bermudadreieck von Kindern, Ehemännern und Selbstfindung. Gemein ist den Frauen die Angst, ihre eigenen Ziele und ihre eigene Identität für das aufgegeben zu haben, was andere von ihnen erwarten. Unterschiedlich ist der Umgang mit dem Identitätsverlust. Von Hygieneticks über Rachegelüste an Kindern und Männern bis hin zu Dauerschwangerschaften reicht das Kuriositätenkabinett, mit dem die Käfigtiere des Wohlstandszoos auf die Bedeutungslosigkeit ihres Seins reagieren.
Perspektive:
Wechselnde personale Perspektiven mehrerer Frauen der Enklave. Dadurch, dass sie einander in unterschiedlichen Konstellationen begegnen, werden Selbst- und Fremdbild relativiert. Cusk gelingt es sehr gut, sich in ihre Figuren hineinzudenken und die Realität, die sie selbst im Hinterkopf hat, mit den Augen und der subjektiven Erfahrungswelt ihrer Charaktere zu betrachten.
Erzählzeit:
Vergangenheit.
Setting:
Arlington Park, ein fiktiver, aber authentisch beschriebener Vorort Londons. Der Dauerregen, der auf die Geschichte und ihre Bewohner niederprasselt, gibt dem Setting etwas Unentrinnbares, das mit den Ängsten der Frauen gut korrespondiert.
Struktur und Spannungsbogen:
Der Roman folgt keinem durchgehenden Plot. Er reiht Alltagserlebnisse jeweils aus personaler Sicht wechselnder Figuren aneinander. Der besondere Reiz des Romans liegt in der detaillierten Analyse des Alltäglichen und der pointierten Schilderung der Eigenarten, mit denen die Figuren auf ihr scheinbar privilegiertes und sorgenfreies Leben reagieren.
Charaktere:
Die Frauen, die den Roman bevölkern, werden mit großer sprachlicher Finesse bis in die tiefsten Winkel ihrer Psyche ausgeleuchtet. Ihre Reaktion auf die subjektive Wahrnehmung ihrer Umgebung wirkt zwar mitunter skurril, aber der Roman gleitet dennoch nicht ins Lachhafte ab. Die Figuren und ihre Probleme bleiben nachvollziehbar. Man fühlt mit ihnen mit, und es stellen sich zuweilen unangenehme Einsichten in das eigene Familienleben ein.
Sprache/Duktus:
Rachel Cusk versteht es mit beeindruckender sprachlicher Präzision, ein Psychogramm der Vorort-Mittelschicht zu zeichnen. Sie verwendet hierbei eine Fülle von Bildern und Vergleichen, die immer wieder eine neue Perspektive auf einen Aspekt ermöglichen und die zudem den fiktiven Ort und seine Bewohner als Kopfkino miterlebbar machen, ohne belehrend zu wirken. IdR würde ich die Quantität der Vergleiche bemängeln, man wird vom Einfallsreichtum der Autorin geradezu bombardiert und natürlich besteht die Gefahr, dass die besten Bilder in der Fülle an Eindruckskraft verlieren. Arlington Park ist die Ausnahme von der Regel. Die Qualität der Bilder ist nahezu durchgehend außerordentlich.
Fazit:
Arlington Park überzeugt mit spielerischer Sprachakrobatik und Figuren, die trotz ihrer Skurrilität miterlebbar bleiben. Ein Lesevergnügen, das inhaltlich für Frauen in der Familien-/Wohlstandsfalle fesselnder sein dürfte, als für die Männerwelt. Und das ist die einzige Einschränkung. Sprachlich ist der Roman begeisternd. Der Roman erinnert von der Anlage her an Mrs Dalloway von Virginia Woolf. Allerdings hat die Mittelschicht als aktuelle gesellschaftsprägende Schicht die Funktion der High Society übernommen, die Woolf im Nachkriegs-England (WW I) angesiedelt hat.