Bücher mit dem Tag "wagenbach"

Hier findest du alle Bücher, die LovelyBooks-Leser*innen mit dem Tag "wagenbach" gekennzeichnet haben.

55 Bücher

  1. Cover des Buches Tschick (ISBN: 9783499013218)
    Wolfgang Herrndorf

    Tschick

     (2.917)
    Aktuelle Rezension von: TobiasAsfahl

    Was machen zwei Heranwachsende in den Sommerferien wenn sie alleine sind ? 

    Richtig sie hauen ab . Das ist der Kern der Geschichte in der es drunter und drüber , querfeldein und manchmal einfach gerade aus geht .

    Eigentlich gehört auf das Buch der Warnhinweis "Bitte nicht nachmachen " - aber der wurde wohl in der Eile vergessen .

    Nicht alle Kapitel werden beim Leser gut ankommen ( ging auch mir so ) mit seinen 49 Kapiteln zählt hier wohl auch mehr die Masse anstatt die Klasse .

    Freiheitsdrang kennen wir alle - aber muss man den wirklich so ausleben ?

    Macht euch selbst ein Bild davon indem ihr mal das eine oder andere davon im nächsten Sommer lest .

  2. Cover des Buches Denen man vergibt (ISBN: 9783803132864)
    Lawrence Osborne

    Denen man vergibt

     (17)
    Aktuelle Rezension von: miss_mesmerized
    David und Jo verlassen die Fähre, die gerade in Marokko angelegt hat. Sie sind auf dem Weg zu einer 3-tägigen Party bei Freunden am Rand der Wüste. Doch der Weg dorthin ist beschwerlich und David hat zu viel getrunken. Es passiert, was passieren muss: Mitten in der Nacht überfahren sie einen jungen Mann. Unentschlossen, was zu tun ist, packen sie die Leiche in ihr Auto und nehmen sie mit zum Anwesen von Richard und Dally, die sicherlich wissen, was zu tun ist. Die Polizei wird verständigt, doch auch diese hat wenig Interesse an einem Fall, in den Ausländer verwickelt sind und ein namenloser Fossilienverkäufer hat ebenfalls keine Priorität. David und Jo erholen sich dank Alkohol und Drogen schnell von dem Schreck, doch am nächsten Tag taucht die Familie des Toten auf und verlangt nach Wiedergutmachung. Während Jo sich weiter der ausgelassenen Feier hingibt, muss David den Vater des Jungen begleiten, an ein unbekanntes Ziel mit unbekanntem Ausgang.

    Lawrence Osbornes Roman kommt einem vor wie aus der Zeit gefallen. Erschienen 2012 im Original unter dem Titel „The Forgiven“ und 2017 in der deutschen Übersetzung, hat man von der ersten Seite an den Eindruck, ein Werk der 1920er in den Händen zu halten. Würden die Figuren nicht immer wieder ihr Handy benutzen, ließen sie sich auch kaum in der Gegenwart verorten. Erzählstil, Setting, Themen – vieles erinnert an die Roaring Twenties und ihre großen Autoren wie F. Scott und Zelda Fitzgerald, E.M. Forster, Ernest Hemingway, Edith Wharton oder auch die später schreibende Patricia Highsmith.

    Das Setting des Romans ist das zunächst augenscheinlichste Moment. Fernab des Alltags treffen sich eine Gruppe von Schönen und Reichen in dem Anwesen der beiden Homosexuellen Richard und Dally, um dort ausgelassen mehrere Tage eine rauschende Party im Stile eines Gatsby zu feiern. Es mangelt an nichts; das Personal, ausschließlich aus Marokkanern bestehend, umsorgt die Gäste rund um die Uhr und erfüllt jeden Wunsch. Der Alkohol fließt reichlich und bald schon werden die Konventionen, die man mit dem Übersetzen nach Afrika hinter sich gelassen hat, vollends vergessen. Einzig störend wirken der Wüstenwind und die Gluthitze. Hier kommt Osbornes große erzählerische Stärke zum Vorschein: die Beschreibung des aufkeimenden Windes, der den Wüstensand überall verteilt:
    „Über Nacht war der Sand zu einem ernstzunehmenden Gegner geworden. Einem Gegner, der so klein, so heimtückisch war, das sie ihn nicht bekämpfen konnten. Nichts erbost mehr als ein ungleicher Kampf. Die Frauen beklagten sich, die Männer bissen auf die Zähne und baten das Personal um Hilfe.”

    Keine alltagsweltlichen Probleme können die Figuren belasten, aber in der Fremde sind sie plötzlich ihrer Macht beraubt und müssen sich auf die Marokkaner verlassen. Diese beobachten mit ausdrucksloser Mine das Treiben und die Oberflächlichkeit der in ihren Augen Ungläubigen – Alkohol, Drogen, Homosexualität, Ehebruch. Erst der Unfall scheint die Verhältnisse umzukehren: die mit Verachtung gestraften Landsleute sind plötzlich an der Macht zu bestimmen, welche Strafe der Engländer bekommen soll. Und das Personal erwartet von der Familie, dass sie den Mord gerecht ahnden werden.

    Hier beginnt der zweite, spannungsgeladene Aspekt des Romans. David wird nicht entführt, er begleitet die Männer freiwillig an den unbekannten Ort und weder kann er sie verstehen noch weiß er, was dort geschehen wird. Wie der Protagonist ist auch der Leser plötzlich herausgerissen aus der unbeschwerten Leichtigkeit der Feier hinein geworfen in eine lebensbedrohliche Situation. Vieles kann man sich vorstellen und hier holt einem der Autor bei der stärksten Frage des Romans ab: welche Erwartungen haben wir an das Handeln dieser nach westlicher Norm unzivilisierten Wüstenmänner und wie ausgeprägt sind auch im 21. Jahrhundert unsere Vorurteile?

    Zwei Kulturen treffen aufeinander: einerseits die Gläubigen Marokkaner, die nur in Form von Bediensteten an der Party teilnehmen oder als Rache suchende Familie des Opfers auftreten; andererseits die Globetrotter, die das schöne Leben kennen und pflegen und ihrem Hedonismus freien Lauf lassen. Die gegenseitige Verachtung wird von Osborne nicht subtil, sondern ganz offen thematisiert und die Angst vor dem nicht abzuschätzenden Handeln der Familie weicht mehr und mehr der Empörung über das Handeln der Partygäste. Am Ende wird die Haltung sehr prägnant auf den Punkt gebracht und lässt einem als Mitglied dieser Kultur durchaus beschämt zurück:
    „Aber er hatte ihm nie auch nur eine einzige Frage zu den Berbern gestellt, die für ihn offenbar ausschließlich Teil einer unveränderlichen Kulisse waren. Lebendes Inventar sozusagen. Natürlich äußerte er ihretwegen Bedenken und war wie jedermann heutzutage darauf konditioniert, ihnen zu misstrauen. Doch in Wahrheit war ihm jedes Wort über sie zu viel. Natürlich galten sie als Reservoir des Terrorismus, was sie dann wiederum doch für hitzige Diskussionen interessant machte.”

    Ein wirklich beachtenswerter Roman in klassischer Tradition, der den großen Vorgängern in nichts nachsteht.
  3. Cover des Buches Alle, außer mir (ISBN: 9783803132963)
    Francesca Melandri

    Alle, außer mir

     (61)
    Aktuelle Rezension von: AMCLiest

    Man möchte gar nicht glauben, dass die italienische Schriftstellerin auch die romantischen und phantasievollen Drehbücher zu "Prinzessin Fantaghiró" geschrieben hat, nachdem man diesen Roman über Italiens Rolle im Äthopienkrieg gelesen hat. 

    Die Lehrerin Ilaria findet eines Tages einen jungen Äthopier auf ihrer Türschwelle, der behauptet, ihr Neffe zu sein. Sein Vater wäre der Sohn von Attilio Profeti, Ilarias Vater, der zur Zeit der Abessinienkriege in Äthopien gekämpft hat. Doch den kann man leider nicht mehr fragen, denn er ist vollkommen dement. Mühsam beginn Ilaria sich mit der Vergangenheit ihres Vaters zu beschäftigen, die vom Faschismus und Rassismus geprägt war und stößt während ihrer Recherchen auf ein völlig unbekanntes Bild ihres Vaters. 

    Diese Vergangenheit entwickelt die Autorin anhand einer sehr verwickelten Familiengeschichte (es klärt sich erst langsam wer mit wem wie verwandt ist) und mit vielen, oft verwirrenden Rückblenden. Der Hauptprotagonist ist Attilio Profeti, der Sohn eines unglücklich verheirateten Bahnhofwärters, und der im Abessinienkrieg kämpft, dabei immer ein "unwahrscheinliches Glück" hat,. Er ist zweimal verheiratet und hat vier Kinder aus beiden Verbindungen. Weiters hatte er eine Beziehung mit einer Äthopierin mit dem wunderschönen Namen Abeba.  

    Die Geschichte ist vielseitig sowie vielschichtig und erfordert viel  Geduld beim Lesen, insbesonders da die Gräueltaten der Italiener in Äthopien ausführlich dargestellt werden, die Handlungen und Motive der Personen  oft ausschweifend beschrieben werden und weil die historischen Fakten unbekannt sind (ich habe öfters in Wikipedia  nachgelesen, um mir einen groben Überblick zu verschaffen). 

    Es ist nicht nur ein großer Familienroman, sondern auch ein Stück Zeitgeschichte, das heutzutage wieder aktueller denn je wird. Der aufkeimende Rassismus ist leider immer noch ein Thema, nicht nur im (damaligen) faschistischen Italien. Francesca Melandri hat sich diesem Thema ausgiebig gewidmet und hat aufwändig dazu recherchiert, ihre historischen aber auch "modernen" Persönlichkeiten werden  authentisch dargestellt, egal ob es sich um Rudolfo Graziani oder Silvio Berlusconi handelt.  

  4. Cover des Buches Herr Katō spielt Familie (ISBN: 9783442718283)
    Milena Michiko Flasar

    Herr Katō spielt Familie

     (60)
    Aktuelle Rezension von: mariameerhaba

    Die Autorin kann schreiben, das habe ich deutlich gemerkt, aber sie zieht die Handlung in die Länge und überhäuft einen mit so vielen Details, dass ich das auf die Dauer nicht ausgehalten habe. Wären doch die Details irgendwie interessant, würde ich weiterlesen, aber es ist stinknormaler Alltag, sogar noch schlimmer als normaler. Es ist verdammt langweiliger Alltag.

    Sobald die Frau auftaucht und dem Protagonisten von ihrer Arbeit erzählt, löst sich die Starre der Handlung und plötzlich war das so interessant, spannend, voller Leidenschaft. Als sie ihm ihre Visitenkarte gab und vorschlug, er solle doch bei ihnen mitarbeiten, da habe ich fast ein Ja gebrüllt. Mach es, tu es, verschwinde aus diesem schrecklichen Alltag und lebe ein Leben, was du dir nicht einmal erträumt hättest.

    Aber dann verschwindet die Frau, der Alltag geht weiter, die Starre kehrt zurück und das mit einer Heftigkeit, dass es mir die Augenlider festzugeschlagen hat. Er erzählt von seinem Haus, von den letzten Jahren, der Arbeit, der Gedanken, der simplen Wünsche, die Pensionierung, und ich wollte sofort einschlafen, damit das Buch aus meinen Händen fällt und irgendwo verschwindet.

    Die Autorin überhäuft mich mit Details, die ich selbst erlebt habe, die ich selbst erzählen könnte, vielleicht sogar aufregender, wahrscheinlich auch lebhafter. Und dann weigert sie sich, Absätze zu machen, füllt die Seiten ohne Zeilenumbrüche auf, bis ich den Verstand fast verloren habe und mich weigerte, eine weitere Zeile zu lesen.

    Das Buch ist eine Schlaftablette. Es hat so eine interessante Idee und doch wird es von der Handlung verdrängt, die zäh ist und dafür sorgt, dass das eigene Leben viel, viel, viel aufregender wirkt. Ich habe mir das nicht lang antun können.

  5. Cover des Buches In Erinnerung an einen vorzüglichen Wein (ISBN: 9783803112811)
    Javier Fernández de Castro

    In Erinnerung an einen vorzüglichen Wein

     (6)
    Aktuelle Rezension von: kingofmusic

    Eigentlich war ich dumm: statt das Buch im Bus zu lesen, hätte ich es mir lieber damit auf dem Sofa bequem machen, einen trockenen Rotwein öffnen und Tapas dazu essen müssen. Nun, gut, man kann nicht alles haben…


    In dem kurzen Roman „In Erinnerung an einen vorzüglichen Wein“ von Javier Fernández de Castro begleiten wir drei Freunde in die spanische Bergregion Navarras. Die aberwitzige Reise und die zum Lachen verleitende groteske Situation vor Ort wechselt sich ab mit Einsprengseln über die Umstände, die zur Freundschaft der drei Männer geführt haben.


    Noch wichtiger aber – und damit der zentrale Punkt bzw. alles zusammenhaltende Strang – ist der sehr hohe Konsum von Rotwein während der Fahrt und in den Bergen Navarras. Man sollte sich allerdings die Vorgehensweise, während der Autofahrt flaschenweise Rotwein zu trinken, nicht als Vorbild nehmen *g*.


    Ich hatte jedenfalls bei der Lektüre dieses Büchleins sehr viel Spaß und freue mich auf die nächste Flasche Rotwein *g*.

  6. Cover des Buches Lost City Radio (ISBN: 9783596187522)
    Daniel Alarcón

    Lost City Radio

     (13)
    Aktuelle Rezension von: Krimiratte
    Ein sehr bewegendes Buch! Einfach rundum zu empfehlen. Der Autor kommt den Figuren in seinem Roman sehr nah, es ist traurig, bedrückend und auch wieder total schön.. Nichts für Menschen, die partout ein Happy End brauchen.
  7. Cover des Buches Ein anarchistischer Bankier (ISBN: 9783803112361)
    Fernando Pessoa

    Ein anarchistischer Bankier

     (25)
    Aktuelle Rezension von: Duffy

    In einem Gespräch mit einem jungen Mann schildert Pessoa, warum es den einzigen Sinn macht, als echter Anarchist, sowohl in Theorie als auch in der Praxis, Bankier zu werden. In dieser Satire arbeitet er sich im Monolog durch das Wesen des wahren Anarchismus und bemüht sich auf vielen schon absurden Umwegen um die Rechtfertigung, Bankier zu sein, dass man zum Schluss fast glaubt, diese Kausalkette sei logisch. Natürlich ist sie das nicht, denn er bedient sich in seinen Erklärungen genau aus dem, was er eigentlich bekämpfen will.

    Diese Erzählung ist ein gutes Beispiel, wie der portugiesische Ausnahmeliterat gearbeitet hat. Scharfes Denken und die Flirts mit der Logik, dazu das Sezieren von Gegensätzen. Pessoa, dessen Lebenswerk ja immer noch nicht vollständig gesichtet ist, hat mit diesem Buch, das wohl eines seiner bekanntesten ist, schon mal eine Steilvorlage für die Gegenwart gegeben. Die Entwicklung vom Anarchisten zum Bankier, die er hier bestechend nachvollziehbar beschrieben hat, könnte jedem raffgierigen Banker unserer Zeit als Vorlage dienen, sein verbrecherisches Tun zu rechtfertigen.

    Aber Pessoa hat ja nicht nur in diesem Buch viel geschrieben, aus dem der Leser Nutzen ziehen kann. In seinem "Buch der Unruhe" finden sich Tausende von Ansätze, über die sich trefflich nachdenken lässt. Dem Novizen sei das in der "Denken mit ..." Reihe von Diogenes erschienene Buch empfohlen, als Appetizer für einen Schriftsteller, der auch heute noch in Lissabon allgegenwärtig ist. Zu Recht.

     

  8. Cover des Buches Des Nachts gehn wir im Kreis (ISBN: 9783596031375)
    Daniel Alarcón

    Des Nachts gehn wir im Kreis

     (3)
    Aktuelle Rezension von: Kerstin_Westerbeck

    Eins vorab: Daniel Alarcóns „Des Nachts gehen wir im Kreis“ muss man unbedingt langsam lesen. Es steckt unendlich viel in dieser Geschichte ...

    Die Story spielt in Peru, was namentlich nicht genannt wird. Der Protagonist Nelson erlebt die Zeit nach dem Krieg (gemeint ist der peruanische Bürgerkrieg, im Zeitraum zwischen 1980 und 2001) in der „Stadt“ (gemeint ist Lima).

    Nelsons Bruder hat das Land nach dem Krieg verlassen und ist in die USA emigriert (wie der Autor übrigens auch). Nelson lebt bei seiner Mutter Mónica. Von seinem Vater erfährt man nicht viel. Nelsons Liebe zu seiner Freundin Ixta steuert seinen Alltag, bis diese Beziehung in die Brüche geht. In der allgemein bedrückenden Nachkriegsstimmung sucht er seinen Weg und schließt sich der legendären Theatergruppe Septiembre an. Die letzten Veteranen der einst hoch politisch agierenden Theatergruppe, Henry Núñez (der Theaterschreiber) und sein Assistent Patalarga, sind auf der Suche nach einem Schauspieler für ihr Bühnenstück. Nelson bekommt die Rolle. Um an die alten Zeit von Septiembre anzuknüpfen und den ehemaligen Glanz um die Theatergruppe wiederzubeleben, starten sie eine Tournee in die Provinz. Jeder der drei sehr unterschiedlichen Charaktere schleppt dabei seine ganz persönliche Geschichte mit sich. Insbesondere die des einst in Colectores, einem legendären Gefängnis, inhaftierten Henry Núñez, erschließt sich Nelson (und dem Leser) nach und nach, auf der Reise durch die Provinz. Hinzu kommt die Stimmung, die sie in den Dörfern antreffen. Die Schauspieler werden ganz unterschiedlich empfangen. Begleitet ist ihr Erscheinen von Neugier, Angst und Misstrauen, bis hin zu kindlicher Begeisterung für das unverhoffte Kulturglück. In jedem Dorf spürt man es auch als Leser ganz intensiv: die Orte haben ihre Seelen und die daraus hervorgehenden ganz eigenen Gesetze, welche den Menschen oft als Selbstschutz dienen. Man bekommt die Stimmung hautnah zu spüren, die Bürgerkrieg und die Abgeschiedenheit hinterlassen haben.

    Am Ende ihrer Tour landen die drei Schauspieler in dem Dorf T., wo Henry sich seiner Vergangenheit stellt. Die Konfrontation mit dem Vergangenen endet jedoch völlig anders als erwartet. Nelson wird in eine neue Rolle gedrängt, Theater durch Realität ersetzt. Man ahnt, dass es für Nelson nun eine schicksalhafte Wende nimmt ...

    „Des Nachts gehen wir im Kreis“ ist ein Buch, bei dem man zumindest einen kurzen Blick auf die Geschichte Lateinamerikas (in diesem Fall Peru) werfen sollte, um das hier beschriebene nachzuempfinden. Für mich waren die Darstellungen sehr nah, sehr intensiv und ich konnte mich sehr gut in die Stimmung in den Dörfern hineinversetzen, weil es mich an meine ersten Reisen in Lateinamerika erinnert hat. Daniel Alarcón beschreibt, ganz im Stil der großen lateinamerikanischen Erzähler der vorangegangenen Generation, sehr dicht und eindringlich. Alarcón aber gehört zur neuen (jüngeren) Generation. Man spürt, dass er sein Land aus der Distanz sehr reflektiert betrachtet und sich damit sicher auch von der Kultur, die er aus den Vereinigten Staaten kennt, absetzt. Das Buch ist sehr lateinamerikanisch und hat mich an Werke von Mario Vargas Llosa (Tod in den Anden, der Krieg am anderen Ende der Welt) erinnert. Ich liebe Vargas Llosas bildreichen Beschreibungen, auch wenn er oft schwer zu lesen ist.

    Auch bei Alarcón braucht man ein paar Seiten für den Einstieg und um sich in die andere (lateinamerikanische) Sicht der Dinge zu versetzen. Dann aber berührt das Buch sehr. Ich war irgendwann völlig gefangen von der Atmosphäre und der Story, die so intensiv aus der Realität herauskommt und es schafft das Schicksal von Menschen mit ihrer Region, mit Politik und allem was damit zusammenhängt in Verbindung zu bringen. Ein großartiges Buch! Daniel Alarcón steht ab sofort auf meiner Lieblingsliste und ich werde wachsam weitere Titel von ihm verfolgen!

    (Eine Anmerkung zu dem eher unpassenden Zeitungszitat unter dem Klappentext: Man hat manchmal den Eindruck bei derartigen Kurzkommentaren, das Buch wurde überhaupt nicht gelesen. Die Story ist nicht witzig und soll es sicher auch nicht sein)

  9. Cover des Buches Chirú (ISBN: 9783803132871)
    Michela Murgia

    Chirú

     (8)
    Aktuelle Rezension von: Clari

    Eleonore ist 38 Jahre alt, als sie dem Drängen des 18jährigen Musikstudenten Chirú nachgibt, seine Lehrerin zu werden.

    Zwischen den beiden entsteht eine erotische, unterschwellige Spannung. In Sardinien, wo die Geschichte zunächst spielt, führt Eleonore den Studenten Chirú in einschlägige Künstlerkreise ein, und der Leser*in erfährt selber, wie es in diesen Kreisen zugeht.

    Eleonore hat Freunde und ehemalige Geliebte, die sie auf ihrem Lebensweg begleiten, und mit denen sie in regem Austausch steht, auch in Fragen ihres eigenen Lebens.

     

    Fabrizio, einer von ihnen, warnt sie vor den Folgen, sich mit so einem jungen Studenten abzugeben. Aber sie kann es nicht lassen.

    In langen Passagen geht es um Begegnungen aller Art, immer wieder aber auch um die stete Annäherung Chirús an Eleonore. Beide sind voneinander fasziniert.

    Sie nimmt ihn mit auf eine Reise nach Rom, wo sie ein Engagement hat. In Museen und beim Essen sehen sie sich und tauschen Gedanken aus. Der Zauber der wunderbaren Stadt lässt Nähe und Sehnsüchte bei den beiden aufkommen. Oh Jugendzeit, Du schöne Zeit! Eleonore spürt erste Zeichen des Älterwerdens, wenn sie auch eine schöne Frau zu sein scheint.

    Chirú und Eleonore werden als Antipoden dargestellt. Jeder sucht etwas beim anderen, das man selber nicht hat. Zwei verlorene Seelen, die sich unter dem Deckmantel der Lehre begegnen und in Wahrheit Liebe und Anerkennung suchen. Eleonore bewegt sich wissend durch ihre Kreise und zeigt Chirú, wie man sich gut darstellt.

     

    Richtig spannend wird die Geschichte, als Eleonore ein Engagement in Stockholm erhält.

    Chirú will nachkommen. Unerwartet trifft Eleonore einen schwedischen Dirigenten wieder, den sie schon in Cagliari einst getroffen hat. Nun wendet sich das Blatt, und die Geschichte endet geheimnisvoll.

     

    Murgia versteht es wunderbar, einzelne Charaktere hervorzuheben. Es geht ihr dabei auch um Treue, Ehrlichkeit und Zuverlässigkeit. Liebe kommt und vergeht und Dinge geschehen, die man nicht ändern kann. Die Frage nach Unrecht und Wahrhaftigkeit wird zuletzt zur Kernfrage der Geschichte. Ist der Mensch gut oder schlecht? Welche Folgen hat das Glück oder Unglück? Die Antwort bleibt die Autorin schuldig, denn Gefühle und Bedürfnisse wechseln, und die reine Wahrheit gibt es nicht. Aber schuldig wird der Mensch da, wo er Verletzungen auslöst, die nicht vermeidbar sind, wenn man seinen eigenen Weg gehen will. Ambivalenzen zeichnen zwischenmenschliche Beziehungen aus, so dass es immer wieder zu Missverstehen kommen kann. Das alles macht sie Erzählung zu einer faszinierenden Geschichte, die gut und schlüssig erzählt wird!

  10. Cover des Buches Der Schaum der Tage (ISBN: 9783792003664)
    Boris Vian

    Der Schaum der Tage

     (80)
    Aktuelle Rezension von: Jacynthe

    Inhalt


    Colin ist ein wohlhabender Hausbesitzer mit eigenem Koch doch ihm fehlt etwas Entscheidendes in seinem Leben: eine Geliebte. Bei seinem Freund Chick ist es umgekehrt. Doch dann begegnet Colin Chloé. Die beiden verlieben sich und heiraten kurz darauf. Kurz darauf wird Chloé schwer krank. In ihrer Lunge wächst eine Seerose, deren Wachstum nur vom Duft anderer Blumen gestoppt werden kann. Fortan ist es Colins einziger Lebensinhalt, Blumen für seine Geliebte zu kaufen. Doch diese welken schnell, ebenso schrumpft Colins Wohlstand zu einem Nichts und das Haus wird immer kleiner und verkommener. Und dann geschieht das unvermeidbare.


    Meine Meinung


    Vor diesem Buch habe ich noch nie etwas Surrealistisches gelesen. Mir war auch gar nicht klar, was mich erwartete, bevor ich schon noch ein paar Zeilen stutzen musste. Jemand schneidet seine Augenlider, weil sie so schnell nachwachsen?? Spätestens jetzt war mir klar, dass ich definitiv literarisches Neuland betrat.

    Ich muss gestehen, dass sich mein Kopf lange gegen das Gelesene sträubte. Nach  meiner ersten Reaktion der Neugier wandelte sich diese in Abneigung und ich überlegte ernsthaft, das Buch wegzulegen. Dann dachte ich mir jedoch, warum nicht mal auf Neues einlassen? Abgesehen von den surrealen Dingen handelt das Buch doch von ganz Alltäglichem. Und vielleicht unterstreicht das Surrealistische ja nur die Aussagen des Romands. Danach war es einfacher und am Ende hatte ich sogar Tränen in den Augen...

    Eingeschlossen von dem ganzen surrealistischen Konstrukt ist eine berührende und sehr lehrreiche Geschichte über Freundschaft, Liebe und Geld. Neben Colin und Chloé gibt es noch Colins Koch Nicolas, sowie Colins Freund Chick und dessen Freundin Alise. Chick ist ein notorischer Sammler der Werke von Jean Sol Partre - eine Adaption mit parodischem Unterton auf den Philosophen Jean-Paul Sartre -, wofür er sein letztes Geld ausgibt. Auch das, das Colin ihm geliehen hat, um Alise zu heiraten.

    Auch, wenn es ihm selbst wahrscheinlich gar nicht bewusst ist und er aus einer naiven Unschuld heraus handelt, ist er in meinen Augen das negative Gegengewicht zu Colin. Guten Gewissens hat dieser ihm Geld geliehen, doch als er später slebst in einer finanziellen Notlage ist, denkt Chick nicht einmal daran, seine Schuld zu begleichen. Er beteuert zwar stets, kein Geld zu haben, doch hinsichtlich seiner Sammlung ist er ein reicher Mann. Colin selbst kommt auch gar nicht darauf, das geliehene Geld zurückzufordern, was ich erst etwas befremdlich fand, letzendlich aber als eine positive Eigenschaft Colins erkannte.

    Die beiden Frauen Alise und Chloé sind zwar grundsätzlich zu den Protagonisten zu rechnen, doch während Alise am Ende noch eine tragende Rolle zukommt, fiel mir Chloé vor allem durch ihre Unschuld und Zurückhaltung auf. Obwohl sie voller Liebe für Colin ist, stürzt sie ihn letzendlich in den Ruin, worin sich der typische Verlauf eines Liebesdramas widerspiegelt. Dass es eine Blume ist, die für Chloés Leiden verantwortlich ist, obwohl Blumen ja eigentlich für Schönheit und Leben stehen, verstärkt die Dramatik noch.

    Zusammenfassend kann ich sagen, dass das Buch mehr als nur ein paar groteske Vorstellungen vonseiten des Lesers hervorruft. Ein paar der surrealen Erfindungen Vians, die im Jahre 1947 entstanden, erscheinen dabei heute gar nicht mal so abwägig, zum Beispiel die automatischen Küchengeräte des Kochs. Das meiste ist und bleibt jedoch grotesk, unterstreicht aber, wie ich anfangs vermutet habe, das Geschehen des Romans. Dass das Haus Colins und Chloés beispielsweise mit dem Fortschreiten ihrer Krankheit verkommt und unwohnlich wird, quasi das Innenleben des Liebespaars widerspiegelt, hat mich tief berührt.

    Vians Stil ist sicherlich nichts für jeden. Wer aber bisher noch nie etwas Surrealistisches gelesen hat, sollte das auf jeden Fall einmal ausprobieren. "Der Schaum der Tage" eignet sich sehr gut dafür, wie ich finde. Ich vergebe 4 von 5 Wolken für diesen Roman und werde bei Gelegenheit noch weitere Bücher Vians lesen. Danke, Densy, dass du mich darauf gestoßen hast :)
  11. Cover des Buches Puntarelle & Pomodori (ISBN: 9783803113139)
    Luciano Valabrega

    Puntarelle & Pomodori

     (1)
    Aktuelle Rezension von: JulesBarrois

    Puntarelle & Pomodori – Luciano Valabrega (Autor), Marianne Schneider (Übersetzerin, 144 Seiten, Verlag: Wagenbach, K; Auflage: 1 (18. August 2015), 15,90 € ISBN-13: 978-3803113139

    Puntarelle e Pomodori – Dieser Titel alleine ist schon Programm. Puntarelle sind auch als Vulkanspargel bekannt und Pomodori sind Tomaten. Damit umreißt Luciano Valabrega die Hauptbestandteile der römischen Küche: die Gemüsearten, denn Lazio und Rom zeichnen sich durch eine erstaunliche Vielzahl von Gemüse und Salaten aus. Die großen Fleischarten des Piemont und der Lombardei (Bollito misto und Ähnliches) sind dieser Gegend fremd. „Das gekochte Rindfleisch der großen piemontesischen, lombardischen und emilianischen Tradition gibt es in der römischen Küche nicht.“ (Seite 70)

    Also erwartet uns ein weiteres Kochbuch aus Italien? Ja und Nein.

    Mit 165 römischen Rezepten, die mit den jüdischen Wurzeln sind mit einem * gekennzeichnet, ist diese Rezeptsammlung außergewöhnlich reichhaltig. Der Autor folgt der klassischen Einteilung in Vorspeisen, Primi, Seconi, Contorni und Dessert, wobei natürlich jedes Gericht auch zu einem Hauptgericht werden kann.

    Aber es ist mehr als ein Kochbuch. Luciano Valabrega lässt gleichzeitig in vielen Geschichten und Anekdoten die Zeit der 40er und 50er-Jahre auferstehen: über Lebensmittelhändler, Zubereitungsarten, Einkaufsgewohnheiten im jüdischen Viertel um den Piazza Santa Maria in Trastevere. Es ist zum Teil eine „ärmliche“ Zeit in der auch die „cucina povera“ angesiedelt ist. Das heißt nicht in erster Linie, die Küche der armen Leute, sondern die Küche, die mit wenigen Zutaten, ursprünglichen Materialien und sparsamen Gewürzen auskommt. Es sind erlebte Rezepte.

    Natürlich findet man auch alle klassischen Rezepte, deren Zutaten heute bei vielen verpönt sind und die auch nicht ohne weiteres hier zu bekommen sind: Kutteln, Gehirn, Nieren, Ochsenschwanz. Darüberhinaus schwelgt Luciano Valabrega in Artischocken, Endiviensalat, Zichorie, Karde, Staudensellerie und viele anderen mehr. Ein unerschöpfliche Fundgrube von Zubereitungsarten, die sofort Lust auf Nachkochen und Genießen macht.

    Und es ist ein wahrer Genuss, die Geschmacksfülle dieser einfachen Lebensmittel zu ergründen, in so einfachen Gerichten wie „Pane condito con il pomodoro“ (Mit Tomate gewürztes Brot.) (Seite 135) oder „Fichi secchi con ricotta e noci“ (Dörrfeigen mit Ricotta und Walnüssen) (Seite 81-82) oder mein absolutes Lieblingsrezept „Coda con il sedano“ (Ochsenschwanz mit Staudensellerie) (Seite 97/98)

    Mit diesem Büchlein gehen Sie auf eine Entdeckungsreise der römischen Küche und auch von Rom der ganz besonderen Art. Und mit Sicherheit wird Ihr nächster Rombesuch einen ganz anderen Verlauf nehmen, als der sonst übliche. Denn die beschriebenen Ort und die dazu passenden Gerichte finden Sie noch heute z.B. in Trastevere mit seinem unvergleichlichen, leicht demolierten Charme, mit seiner fast „dörflichen“ Atmosphäre.

    Hier geht es direkt zum Buch auf der Seite des Klaus Wagenbach Verlages

    https://www.wagenbach.de/buecher/titel/1005-puntarelle-pomodori.html

    Fragen Sie in Ihrer örtlichen Buchhandlung nach diesem Buch. Wenn Sie in meiner Gegend „Landkreis Merzig-Wadern“ leben, dann wenden Sie sich an die Rote Zora: http://www.rotezora.de

  12. Cover des Buches Schweinkram - Zwei unziemliche Geschichten von Alan Bennett (2012) Gebundene Ausgabe (ISBN: B00IVR9HOE)

    Schweinkram - Zwei unziemliche Geschichten von Alan Bennett (2012) Gebundene Ausgabe

     (2)
    Aktuelle Rezension von: mistellor

    Klappentext:
    No sex please, we are British. Wem diese Reaktion auf kontinentale Frivolitäten nie glaubhaft erschien , der findet hier seine Bestätigung. Alan Bennett berichtet, wie verlässliche Untertanen der Königin auf unerwarteten Gebieten zu Entdeckern werden und sich unziemlichen Gelüsten hingeben. Er beleuchtet ungeahnte dunkle Seiten im Liebesleben seiner Landsleute und belegt anschaulich, dass britische Skurrilität und lustvolle Ausschweifungen - überraschende Wendungen inklusive - einander nicht ausschließen.

    Besser kann man dieses Buch nicht beschreiben. Ein Buch, in dem man zum Glucksen angehalten wird, manchmal laut lachen muss, an einigen Stellen wiehert wie ein Pferd und am Ende der Geschichten oft nur ungläubig den Kopf schütteln kann.

    Von Alan Bennett ein Buch zu lesen bedeutet ein unbekanntes Land zu betreten. Alle Vorurteile gegen unseren britischen Nachbarn werden bestätigt und widerlegt. Seine unerwartete Wendungen in seine Geschichten führen zu diesem Widerspruch.
     
    Unmöglich, sich der Faszination seiner Erzählweise zu entziehen.
    Unmöglich, sich seiner Fantasie zu entziehen.
    Unmöglich, sich seiner exzellenten Beobachtunggabe  seiner Landsleute zu entziehen.   

    I love the british humor, I love Alan Bennett and his sense of humor.
  13. Cover des Buches Unwirkliche Bewohner (ISBN: 9783803132505)
  14. Cover des Buches Die erste Liebe ist immer die letzte (ISBN: 9783688108114)
  15. Cover des Buches Vielleicht ein Wunder (ISBN: 9783958184695)
    Teresa Wagenbach

    Vielleicht ein Wunder

     (2)
    Aktuelle Rezension von: mollissima
    Worum es geht:
    Sarah steht kurz vor der Hochzeit mit Rain, als sie einen Brief von ihrem Vater bekommt, der sie und ihre Mutter vor Jahren wortlos verlassen hat. Er bittet sie, ihn zu besuchen, weil er nicht mehr lange zu leben hat. Sarah ist durcheinander, entschließt sich aber dann zu ihm zu fahren. Dort erwartet sie nicht nur die Wahrheit, sondern auch Luke, der Sohn der neuen Frau ihres Vaters.

    Meine Meinung:
    Das Cover passt perfekt zu dem Buch. Die Geschichte ist abwechselnd aus Lukes und aus Sarahs Sicht in der dritten Person geschrieben, was mir gut gefällt, da man einen guten Einblick in die Gefühlswelt der beiden sympathischen Hauptfiguren bekommt. Sara wirkt teilweise ein bisschen naiv, was Rain betrifft. Sie will es immer allen recht machen, dabei bleibt sie selbst oft auf der Strecke. Man kann aber mit ihr mitfühlen, was die Vergangenheit mit ihrem Vater betrifft, auch das Treffen mit ihrem Vater ist emotional. Ich konnte die Figuren vor mir sehen. Luke ist auch nett, sein Anteil in der Story ist etwas geringer. Über ihn und seine Vergangenheit erfährt man leider nicht ganz so viel. Das Ende war für mich natürlich in groben Zügen vorhersehbar. Überrascht hat mich die Entscheidung von Lisa und Andy, die beiden Figuren mochte ich auch.

    Mein Fazit: ›Vielleicht ein Wunder« ist eine schöne Liebesgeschichte, der ich gute 4 Sterne gebe.
  16. Cover des Buches Das Mädchen, das man ruft (ISBN: 9783803133458)
    Tanguy Viel

    Das Mädchen, das man ruft

     (10)
    Aktuelle Rezension von: lesehorizont

    Ich hatte den Namen des Autoren schon öfters wahrgenommen, doch war "Das Mädchen, das man ruft" das erste Buch von Tanguy Viel, das ich las. 

    Der ehemalige Boxer Mac Le Corre ist nun Chauffeur des Bürgermeisters. Er kommt auf die Idee, ihn um einen Gefallen zu bitten, und zwar hofft er, dass seine Tochter Laura bei ihm etwas Geld verdienen kann. Der Bürgermeister erfüllt ihm diesen Wunsch. Doch um welchen Preis? Auch darum geht es in dieser Geschichte. Und um den Gerichtsprozess, den das Ganze nach sich zieht. 

    Der Roman ist kurz und in mehrere Abschnitte unterteilt, die unvermeidbar auf das Finale zusteuern. Diese Konstruktion hat mir sehr gut gefallen, ebenso die oft bildhafte und metaphernlastige Sprache. Für mich waren die Metaphern in der Regel sehr stimmig. Ich habe die Geschichte insgesamt sehr gerne gelesen. Ich empfand sie als Temporeich, da permanent Perpskeitven abwechseln. Die Charaktere sind vielleicht mitunter stereotyp gezeichnet und auch der Verlauf des Geschehens ist hier und da etwas vorhersehbar. Meinen Lesegenuss hat dies aber nicht geschmälert, wesewegen ich das Buch sehr gerne weiter empfehle und zudem Ausschau halten werde nach weiteren Werken des Autors.  

  17. Cover des Buches Aus Richtung der unsichtbaren Urwälder (ISBN: 9783803112781)
  18. Cover des Buches Ach, die Frauen (ISBN: 9783803112149)
  19. Cover des Buches Die Fälle des Maresciallo (ISBN: 9783803112378)
  20. Cover des Buches Schwarzes Kleid mit Perlen (ISBN: 9783803133083)
    Helen Weinzweig

    Schwarzes Kleid mit Perlen

     (3)
    Aktuelle Rezension von: Giselle74
    Manchmal passt alles zusammen, Cover, Klappentext und Verlag. Schon beim Durchforsten der Vorschauen weiß man, dieses Buch werde ich auf jeden Fall lesen. So auch hier: eine elegante Dame im Art Nouveau-Stil mit Zwanziger Jahre-Perlenkette auf dem Einband, ein von Wagenbach veröffentlichter Roman über eine Frau, die alles aufgibt, um ihrem Geliebten hinterherzureisen, der als Diplomat in geheimer Mission von Ort zu Ort springt und von Verkleidung zu Verkleidung. Perfekt. Dachte ich.
    Im Grunde ist der Roman tatsächlich perfekt, nur ich bin Opfer meiner Erwartungshaltung geworden. Ich habe eine Art literarisch wertvollen Miss Fisher -Roman erwartet, mit einem Hauch Holly Golightly. Nichts könnte ferner liegen. Und trotzdem könnte das Cover nicht passender sein und der Klappentext nicht trefflicher.
    Nach der ersten Irritation und leichten Enttäuschung begann der Text mich zu faszinieren. Shirley Kaszenbowskis Leben wirkt so abenteuerlustig und sie so stark, auf den ersten Blick. Immerhin ist sie ständig auf Reisen um die ganze Welt, hat dafür Mann und Kinder aufgegeben. Aber dann bemerkt man die Leere, die verzweifelte Suche nach Codes und Nachrichten, die Erinnerungen an vergangene Treffen, die immer schaler werden. Und schlußendlich stellt sich Shirley die Frage, wie real diese Liebe wirklich ist und ob sie den Aufwand tatsächlich lohnt.
    Es war die Sprache, die mich zuerst dazu gebracht hat, weiterzulesen. Die Sätze sind recht schlicht formuliert, aber es steht so viel zwischen den Zeilen. Mit jeder Seite enthüllt sich mehr von Shirleys Gedanken und Überlegungen und mit jeder Seite wird der Leser unsicherer, was davon nun eigentlich Realität und was pure Einbildung ist.
    Was aber Shirley für mich als Charakter bemerkenswert macht, ist ihre innere Freiheit. Sie geht ihren Weg kompromisslos, unabhängig von Konventionen und dem, was für Frauen als Lebensweg im Allgemeinen so vorgesehen ist. Sie verläßt Ehemann und Kinder, sie akzeptiert eine Nachfolgerin als Frau und Mutter, sie folgt ihren Instinkten. Solche Frauen gibt es in der Literatur nicht allzu häufig. Und wenn, dann werden sie ganz sicher nicht positiv dargestellt, eher als herzlose Rabenmütter.
    Shirley ist nicht gut, sie ist nicht böse, sie schwankt zwischen Emanzipation und psychischer Erkrankung, laviert sich durch, öffnet Türen, auch solche, die sie lieber geschlossen gehalten hätte, sie ist kein Vorbild, sie lebt einfach auf ihre eigene, recht surreale Art. Das macht sie nicht zwingend liebenswert, aber den Roman äußerst lesenswert.
  21. Cover des Buches Der letzte Patriarch (ISBN: 9783803132352)
    Najat El Hachmi

    Der letzte Patriarch

     (3)
    Aktuelle Rezension von: ana-97

    ✨ „Ein aufgeschürftes Knie, nach einem Sturz im Park, eine blutende Nase, Dinge eben, die passieren, wenn man ein Kind ist. Aber ich hatte inzwischen schon begriffen, dass es nicht normal ist, dass dich dein Vater, wenn du ein Kind bist, ins Knie beißt.“ ✨

    📍 Najat El Hachmi nimmt uns in „Der letzte Patriarch“ auf eine Reise nach Marokko, die später in Katalonien endet.

    📖 Darum geht’s:
    Das Buch begleitet Mimoun Driouch, einen marokkanischen Kleinunternehmer und seine rebellische Tochter. Diese versucht zu verstehen, was damals in ihrer Kindheit in der marokkanischen Provinz geschehen ist und versucht sich vom fremdgehenden, gewalttätigen Vater zu lösen. Was dieser am meisten an seiner Tochter kritisiert: sexuell so freizügig zu sein wie er.

    💡 Das habe ich durch das Buch über das Land gelernt:
    Durch das Atlasgebirge ist das Lang zweigeteilt – Nordwestlich des Gebirges überwiegt ein mediterranes Klima, während südöstlich davon Wüstensteppe herrscht.

    💭 Meine Meinung zum Buch:
    Das Buch hat mich noch lange beschäftigt, nachdem ich es beendet habe. Ich mochte den Anfang, den mittleren Teil und auch das Ende, bis zur allerletzten Seite, die dann leider alles kaputt gemacht hat. - SPOILER ALERT -Darin beschreibt die Protagonistin nämlich, wie sie endlich dem Patriarchat entfliehen konnte – und zwar indem sie Analverkehr mit ihrem eigenen Onkel hatte. Ich war noch nie so sauer über das Ende eines Buches wie bei diesem hier. So lange hatte die Protagonistin gekämpft und versucht, sich aus den unterdrückenden Strukturen ihrer Familie zu lösen. Und erst als sie ihren Vater mit seinem eigenen Bruder hinterging, war ihr Plan aufgegangen. Keine Ahnung, was sich die Autorin dabei gedacht hat.
    Wenn man die letzte Seite weglässt, ist es trotzdem ein tolles Buch.

  22. Cover des Buches Stadt der Rebellion (ISBN: 9783803132949)
    Omar Robert Hamilton

    Stadt der Rebellion

     (1)
    Aktuelle Rezension von: renee
    Dieses Buch ist ein extrem aufwühlender, ergreifender und betroffen machender Bericht über die arabische Revolution in Ägypten 2011. Aus der Sicht von einigen Hauptakteuren werden die Geschehnisse wie in artikelartigen kühl geschilderten Formen dargestellt, dazwischen aber auch immer recht blumig phantasievoll gehaltene Abschnitte, und dann wieder Abschnitte in denen der Groll über die Gewalt, die den Menschen widerfährt, überwiegt. Am Ende ein Teil indem das Ende der Revolution geschildert wird, eigentlich ein Scheitern, aber ist es wirklich ein Scheitern, wenn man den Mut hatte, sich der Macht entgegenzustellen ? Das Grauen, die Gewalt und die Bösartigkeit des Menschen, die da geschildert werden, haben mich zutiefst angeekelt, angewidert und abgestoßen. Dabei wird dieses ganze Negative nicht in den Vordergrund gerückt/gehoben oder besonders dargestellt. Es ist eher wie ein Berichten über die Geschehnisse, aber natürlich nicht vollkommen gefühlsbefreit. Familienangehörige der Opfer schildern ihr Empfinden/kommen zu Wort/schildern das Grauen, das sie durchleben. Freunde der Opfer erzählen ihre Ansichten/schildern ihre Gefühle. Es werden die Hauptdaten der Revolution geschildert und was sich in dem Land zugetragen hat, die politischen Machtverhältnisse offengelegt. Das Berichtete erscheint fundiert, am Ende des Buches erscheinen viele Quellennachweise und im Personenregister viele wichtige im Text genannte Personen. Bruchstückhaft konnte ich mich an Einiges noch erinnern, sah teilweise noch die Nachrichten von damals vor meinem geistigen Auge. Und empfand das Grauen, das ich damals vor dem Fernseher empfand, wieder, nur noch viel schmerzlicher. Es entsetzt mich immer wieder zu sehen, was Menschen anderen Menschen antun können, nur weil ihnen nicht passt, was diese denken/wie diese sind. Ich frage mich immer wie so etwas geht. Klar ich weiß dass das so ist. Aber ich kann und will es einfach nicht nachvollziehen. Aber beim Lesen empfindet man auch das Glück in diesem/unserem Land zu wohnen und ich hoffe sehr, dass wir hier niemals solche Dinge sehen/erleben müssen. Und das Ganze ist in einem artikelhaften absatzartigen Roman untergebracht, der heftig, aber sehr lesenswert ist. Und man kann nur sagen Hut ab vor diesen Menschen !


    Ein Buch für das man bereit sein muß !
  23. Cover des Buches Fliegenspiel. Sizilianische Geschichten. (Wagenbach SALTO) von Andrea Camilleri (2010) Gebundene Ausgabe (ISBN: B00JXQB9SY)
  24. Cover des Buches Esperanza (ISBN: 9783803132758)
    Marina Caba Rall

    Esperanza

     (2)
    Aktuelle Rezension von: JulesBarrois

    Esperanza – Marina Caba Rall (Autorin), 224 Seiten, Verlag Klaus Wagenbach (4. März 2016), 17,99, ISBN-13: 978-3803132758

    Der Roman läuft zwischen Berlin und Caceres, dem Geburtsort des Großvater der Autorin, einem Republikaner, der schließlich durch das Franco-Regime zum Tode verurteilt wurde, nicht hingerichtet wurde. Vielleicht ist das der Auslöser für den Roman „Esperanza“, der ursprünglich als Film geplant war.

    Jahrzehnte nach ihrem Leben in Caceres, kehrt Esperanza an den Ort mit den drei Eichen zurück, wo der Körper ihres Onkels gefunden und exhumiert wurde. „Also er wurde ermordet und liegt irgendwo im Strassengraben ...“ (Seite44) Es ist ein traumatisches Unternehmen, privat, komplex und schwer, die Vergangenheit zu überwinden.

    Es ist die erschütternde Geschichte einer Frau, die nach Berlin auswanderte. Sie ist glücklich verheiratet mit einem Deutschen und Mutter von zwei Kindern. Sie hat aber ein Leben und einen Sohn in ihrem Dorf in der Nähe von Caceres hinter sich gelassen. „Unsere Erinnerungen bleiben bestehen […] wie eingerahmte Bilder, aber das Leben, das bleibt nicht stehen.“ (Seite 36) Und jetzt ist der Sohn auf der Suche nach ihr.

    Die Handlung zieht sich durch die Geschichte von Esperanza und ihrer Tochter Karla, und Juan, dem verlassenen Sohn. Sie springt von der Vergangenheit zur Gegenwart. In einer Erzählung von kurzen Sätzen erzählt sie die Geschichte ihrer Kindheit, vom Leben unter Franco und von ihrem Jugendfreund Alfonso, über die Esperanza nie gesprochen hatte. All das will Karla, ihre Tochter nicht mehr so schweigend hinnehmen, vor allem als plötzlich ein Unbekannter namens Juan in Berlin auftaucht, der offenbar ihr Halbbruder ist.

    Die Geschichte wird abwechselnd erzählt von Esperanza „Auf die Freiheit.“ (Seite 119), von Karla „Irgendetwas stimmte nicht, nur was bloß?“ (Seite 132) und von Juan. „... ein übermächtiges Gefühl der Verlorenheit.“ (Seite 150)

    Marina Caba Rall verknüpft äußerst gelungen eine Gastarbeitergeschichte aus Berlin und die traumatischen Erfahrungen von der kleinen Esperanza im spanischen Bürgerkrieg.

    Man merkt dem Buch die Prägung von Marina Caba Rall als Drehbuchautorin und Regisseurin von Dokumentar- und Spielfilmen an. Dramaturgisch sehr geschickt aufgebaut im Wechsel der drei Hauptpersonen Esperanza, Karla und Joan. Sie schreibt sehr szenisch. Öfters bekommen wir die gleiche Szene aus den unterschiedlichen Perspektiven der beteiligten Protagonisten. Ihr Schreibstil ist sehr atmosphärisch, bildhaft (fast wie die unterschiedlichen Kamaraeinstellungen. Und vor allem beeindrucken mich ihre überaus gekonnten Rückblenden.

    Ein Buch für alle, die gute Geschichten lieben, vor allem wenn sie einen realen, historischen Hintergrund haben.


    Hier geht es direkt zum Buch auf der Seite des Klaus Wagenbach Verlages

    https://www.wagenbach.de/buecher/titel/1016-esperanza.html

    Fragen Sie in Ihrer örtlichen Buchhandlung nach diesem Buch. Wenn Sie in meiner Gegend „Landkreis Merzig-Wadern“ leben, dann wenden Sie sich an die Rote Zora: http://www.rotezora.de

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