Bücher mit dem Tag "wahrnehmung"
80 Bücher
- Sebastian Fitzek
Das Paket
(2.792)Aktuelle Rezension von: Its_angieAb der ersten Seite bis hin zur letzten Seite ist dieses Buch absolut spannend! Kapitel waren in eine kurze Länge, somit wollte man denn das nächste Kapitel noch schnell durchlesen und zack war das Buch fertig. Es gab viele überraschende Wendungen und diese Angst, dass jemand im Schrank sein könnte, kennt eigentlich jeder von früher. Ich hatte an manchen Stellen mit Angst und bin denn plötzlich in den Körper von Emma geschlüpft, mein Puls raste denn mit etc. Aber tatsächlich fehlte mir von dem Paket etwas, plötzlich war es denn aus den Augen und nebensächlich und es drehte sich denn hauptsächlich um den Frisör.
- John Green
Margos Spuren
(1.959)Aktuelle Rezension von: mxchellex678Leider konnte mich Margos Spuren nicht überzeugen. Der Schreibstil war zwar ungewöhnlich und in gewisser Weise interessant, aber insgesamt empfand ich ihn als zu schnell, hektisch und abgehackt. Dadurch fiel es mir schwer, in die Handlung einzutauchen oder eine Verbindung zu den Figuren aufzubauen. Die Idee der Geschichte hatte zwar Potenzial, doch die Umsetzung hat mich persönlich nicht erreicht. John Green ist wohl einfach nicht mein Autor.
- Lauren Oliver
Wenn du stirbst, zieht dein ganzes Leben an dir vorbei, sagen sie
(1.422)Aktuelle Rezension von: Schnee_prinzessinEin Young-Adult-Roman im „Und täglich grüßt das Murmeltier“-Stil, der unter die Haut geht, zum Nachdenken anregt und emotional berührt.
Bereits das Cover und der markante Titel machen deutlich, worum es geht: den Tod und was davor vielleicht noch zu klären ist. Die Geschichte rund um Samantha Kingston, die den Tag ihres Todes immer wieder durchlebt, hat mich von der ersten Seite an gefesselt. Obwohl sie denselben Tag siebenmal erlebt, wird es nie langweilig, da jede Wiederholung neue Facetten zeigt. Kleine Entscheidungen verändern alles und doch bleibt das Schicksal wie ein roter Faden bestehen.
Was zunächst wie eine typische Highschool-Geschichte wirkt mit oberflächlicher Beliebtheit, Intrigen und Mobbing entpuppt sich als tiefgründige Auseinandersetzung mit Themen wie Verantwortung, Reue, Freundschaft, Selbstreflexion und Veränderung. Sams Entwicklung ist glaubwürdig und berührend. Anfangs noch unsympathisch, arrogant und oberflächlich, wächst sie mit jeder Schleife über sich hinaus. Besonders eindrucksvoll ist, wie sie beginnt, ihre Umwelt mit anderen Augen zu sehen und sich mit ihrer eigenen Rolle im sozialen Gefüge kritisch auseinanderzusetzen.
Lauren Olivers Schreibstil ist flüssig, feinfühlig und lebendig. Trotz der ernsten Thematik gelingt ihr eine Balance aus Emotionalität, Spannung und gelegentlichem Humor. Ihre Charaktere wirken authentisch selbst die Nebenfiguren haben Tiefe. Besonders gelungen ist die Ich-Perspektive, durch die man Sams Gedankenwelt hautnah miterlebt.
Einige kritische Anmerkungen möchte ich dennoch machen: Das Buch behandelt in jeder Tagesschleife das Thema Suizid eine Triggerwarnung wäre hier wünschenswert gewesen. Zudem hätte das Fehlen der letzten Epilog-Aussage für manche Leser_innen eine stärkere Wirkung gehabt.
Das Ende ist traurig, aber konsequent. Kein klassisches Happy End und doch genau das, was diese Geschichte braucht.
Fazit:
Ein herausragender Coming-of-Age-Roman, der nicht nur Jugendliche, sondern auch Erwachsene berühren kann. Eine Geschichte über die Macht kleiner Entscheidungen, die Bedeutung von Empathie und darüber, was es heißt, wirklich zu leben.
5/5 ⭐️ – Eine klare Leseempfehlung. - Oliver Sacks
Der Mann, der seine Frau mit einem Hut verwechselte
(151)Aktuelle Rezension von: belli4charlotteIch bin auf das Buch gekommen durch eine neurologische Fortbildung zur Kognition. Denn dieses Buch ist dabei einzigartig gut. Es steckt voller skurriler Fälle und dabei eben mehr als lehrreich.
Das Gehirn als komplexes System voller Irrungen und Wirrungen und das zerbrechliche Sein.
Zum Beispiel gibt es da ein Mann mit medizinisch gesunden Augen und überdurchschnittlicher Intelligenz, der aber nach und nach nach seine Fähigkeit Bilder wahrzunehmen verliert. Was steckt dahinter, zudem er es selbst gar nicht wirklich wahrnimmt. Statt seinen Hut zu nehmen nimmt er den Kopf seiner Frau in die Hand.So auch der Titel des Buches.
Ein anderes Fallbeispiel legt dar, wie es ist, wenn man plötzlich sein eignes Bein als ein fremdes Bein anzieht und es lieber abgeschnitten bekommen will.
Das Leben mit Psychosen, Paresen , Anogsien oder auch anderen hirnorganischen Schäden werden hier unter die Lupe genommen und dabei emotional und nicht nur rein medizinisch betrachtet, so dass es auch Laien möglich ist den einzelnen Geschichten zu folgen und einen Einblick in die Neurologie zu bekommen. Eine Art Fachliteratur in Romanform. Definitiv zu empfehlen.
- Rolf Dobelli
Die Kunst des klaren Denkens
(185)Aktuelle Rezension von: SeitenwindEinige der vorgestellten Tricks aus der Psychologie, die im Marketing und der unseriösen Politik Anwendung finden, kannte ich schon im Vorfeld. Der Confirmation Bias, die Reziprozität und die kognitive Dissonanz sind zum Beispiel Leuten, die überhaupt dran denken würden so ein Buch zu lesen, häufig bereits bekannt. Manches ist unter anderen eingedeutschten Namen ebenfalls schon bekannt wie etwa Herdentrieb, Gruppendenken, Korrelation, etc.
Je weiter man im Buch voranschreitet, desto kompliziertere Denkfehler und Fachtermina werden erläutert. Teilweise sind es keine klassischen Denkfehler mehr, sondern Effekte, die sich aus anderen Denkfehler ergeben. Das sehe ich auch als kleine Schwäche des Buches an. Zwar werden hier und da Verbindungen zwischen den Denkfehlern hergestellt und Unterformen explizit erwähnt, teilweise aber auch nicht. Aus meiner Sicht wäre es sehr ratsam gewesen, die Unterschiede stärker herauszustellen, um das Wissen besser zu festigen.
Das Buch eignet sich ganz passabel als Nachschlagewerk aufgrund eines guten Inhaltsverzeichnisses mitsamt Begriff und Umschreibung.
Die Bilder, die jeden Psycho-Fallstrick merk-würdig herausheben sollen, sind ganz nett. Teilweise sind sie aus meiner Sicht aber nicht allzu hilfreich. Im Gegenteil: Die Komik und der Humor holen mich nicht allzu sehr ab. Ich weiß nicht, ob es Absicht ist oder das ganze Buch auf einer ironischen Ebene gebaut ist: Es wirkt sehr männlich-dominant. Der "Ihr männliche Leser wisst es doch besser als die ganzen anderen Männer"-Witz erscheint schnell platt. Die meisten Beispiele aus der Banken- und Investorenwelt sind hilfreich für das Verständnis, wirken aber teilweise auch unglaubwürdig und aufgesetzt.
Fazit: 2/3 der Denkfehler und psychologischen Phänomene sehr hilfreich zu kennen, möglicherweise aber in anderen Büchern noch besser erläutert.
- Kübra Gümüsay
Sprache und Sein
(127)Aktuelle Rezension von: BibliokateEin Stereotyp ist wie ein Panzer. Doch er beschützt nicht diejenigen, die ihn tragen, sondern die Ignoranz der Außenstehenden. Stereotype sind Panzer der Ignoranz, die die Ignorierten zu tragen haben. Sie wiegen schwer, sie belasten die Träger*innen und zwingen sie in schwachen, menschlichen Momenten in die Knie" s. 69
Kübra Gümüşay hat mit "Sprache und Sein" ein beeindruckendes, manchmal schmerzhaftes und wachrüttelndes Buch verfasst.
Wie beeinflusst Sprache wie wir Unterschiede wahrnehmen, wie manifestiert sich Rassimus und unterdrückung in unserem Sprachgebrauch und welche Schritte und Methoden braucht es um unsere Sprache und somit auch unser Denken zu verändern.
Mal wissenschaftlich, mal sehr persönlich erkundet sie die Möglichkeiten die unsere Sprache uns eröffnet aber auch die Grenzen ebendieser.
Wie können wir eine Pluralistische Welt schaffen in der alle Erfahrungen und Lebensrealitäten valide sind?
"Wie aber würde sich unsere Wahrnehmung dieser Gesellschaft verändern, wenn wir sie ausschließlich mit dem Blick eines von Armut bedrohten Menschen betrachten und beschreiben würden? Wie würden sich unsere Geschichten über uns selbst verändern und infolgedessen unsere Gesellschaft selbst?" S.161
Was Kübra Gümüşay auf diesen knapp 200 Seiten auszudrücken vermag ist absolut unglaublich, kraftvoll und zum umdenken anregend.
Ein Buch das beim Erscheinen nicht umsonst große Beachtung erfahren hat und nach wie vor absolut empfehlenswert ist. Ich hoffe dieses großartige Buch erreicht noch einige Köpfe und Herzen mehr.
- Sebastian Niedlich
Der Tod und andere Höhepunkte meines Lebens
(309)Aktuelle Rezension von: MissAlekto"Der Tod und andere Höhepunkte meines Lebens" von Sebastian Niedlich ist eine faszinierende und ideenreiche Geschichte, die mich positiv überrascht hat.
Die Vorstellung des Lebens nach dem Tod wird auf schöne Weise präsentiert, wobei der Tod nicht als bedrohlicher Bestimmer, sondern als sanfter Begleiter erscheint.
Die Handlung, die sich in Berlin während der 80er, 90er und 2000er Jahre abspielt, ist geschickt in reale Ereignisse eingebettet. Trotz anfänglicher Erwartungen an eine schwarzhumorige Komödie entpuppt sich die Geschichte als vielschichtige Lebensgeschichte voller Höhen, Tiefen, Humor und Trauer.
Besonders beeindruckend ist die Darstellung des Todes als beruhigender Charakter mit einem Kescher anstelle einer traditionellen Sense. Die Protagonisten Martin und der Tod werden facettenreich und nachvollziehbar dargestellt. Die philosophischen Elemente zum Thema Tod sind nicht deprimierend, sondern regen zum Nachdenken an. Die Erzählung bleibt bis zum Ende fesselnd, und die entscheidende Wendung macht es umso mehr lesenswert.
"Der Tod und andere Höhepunkte meines Lebens" eine gelungene Mischung aus Unterhaltung und Tiefgang. Absolut empfehlenswert, vor allem für Leser ab 14 Jahren. - Melanie Raabe
Der Schatten
(329)Aktuelle Rezension von: KarenAydinWorum geht es?
Die Journalistin Norah zieht von Berlin nach Wien. Dort begegnet sie auf der Straße einer seltsamen älteren Obdachlosen, die ihr voraussagt: „Am 11. Februar wirst du am Prater einen Mann namens Arthur Grimm töten. Aus freien Stücken. Und mit gutem Grund.“ An dem Tag, an dem sich ihre Freundin Valerie einst das Leben genommen hat. Norah kennt aber keinen Arthur Grimm. Oder doch? Seit diesem Zeitpunkt findet sie ständig Spuren, die auf ihn hindeuten. Warum sollte sie ihn töten wollen?
Kritik
So, der nächste Raabe. Unabhängig von der ungewöhnlichen Ausgangssituation, bei der eben noch kein Mord passiert ist, sondern man darauf wartet, welche Umstände dazu führen, dass die Protagonistin einen solchen begehen wird, sind mir zwei Aspekte aufgefallen, die mir sehr gut gefallen haben: zum einen die Atmosphäre, das kalte klamme abweisende Wien und zum anderen Norah. Sie ist eine ehemalige Drogenabhängige, raucht ständig, handelt unüberlegt und erratisch, ist introvertiert, hat Probleme Bindungen einzugehen und ist auch insgesamt kein Sonnenschein. Norah ist absolut stimmig gezeichnet. Das Wien, das im Buch die Kulisse bildet, ist das Wien so wie es Norah erlebt. Eine ungewöhnliche Protagonistin zu schaffen ist eine mutige Entscheidung der Autorin, da viele Leserinnen sich eine integre Identifikationsfigur wünschen.
"Jeder ist in der Lage, einen anderen Menschen zu töten, wenn er nur einen guten Grund dazu hat. Jeder. Auch du." S. 84
Die Handlung: Zu einem gewissen Zeitpunkt in der Geschichte hatte ich eine Ahnung, worauf das ganze hinauslaufen würde, nicht exakt, aber doch so grob von der Grundidee. Daher hat mich der Plottwist nicht ganz so kalt erwischt. Das macht aber überhaupt nichts. Ich finde die Idee grandios und ungewöhnlich und sie ist genau an der Grenze zu dem, was gerade noch irgendwie denkbar wäre, aber eigentlich nicht sein kann.
Raabe widmet sich interessanten Themen, Kunst, Obsession, Suizid, Schuld, Cluster B- Persönlichkeitsstörungen und einigen mehr. Das gibt dem Buch neben der Handlung noch einige Tiefe.
Der Schreibstil ist makellos. Das war mir ja schon in den vergangenen zwei Büchern von Raabe aufgefallen. Sie schreibt absolut überzeugend, hat einen sehr guten Stil, der einen leichtfüßig durch die Handlung trägt, ohne dass er irgendwie banal oder simpel ist.
Ist das Buch also perfekt? Für mich nicht ganz. Wieder hat die Autorin etwas gemacht, was mir schon im letzten Thriller aufgefallen ist: nach der sehr guten Auflösung folgt ein süßliches Ende, das ganz hart am Kitsch vorbeischrammt. Merkwürdig, weil dies so gar nicht zum Rest passt. Das ist, als würde man in einer Pizzeria mit Freunden sitzen, das letzte Stück Pizza essen und da sind auf einem Stück plötzlich Maraschino-Kirschen drauf. Man kann sie irgendwie nicht ausspucken und muss sie schlucken, aber der Geschmack bleibt, auch wenn die Pizza eigentlich genial war.
Also, insgesamt ist es ein Thriller für alle, die gern diese atmosphärischen Psychothriller mögen, die sich gern auf ungewöhnliche Charaktere einlassen und die eine enorme Neugier besitzen, was sich hinter einem Rätsel verbirgt. Für alle diejenigen, die auf Spannung aus sind, bei denen alle paar Seiten „etwas passieren“ muss, die gern konfliktgeladene Dialoge mögen und deren Buchseiten auch mal ein paar Leichen zieren können, ist es eher nichts.
- A. J. Finn
The Woman in the Window - Was hat sie wirklich gesehen?
(307)Aktuelle Rezension von: abuelita…..musste ich warten, bis dieses Buch denn endlich mal spannend und interessant für mich wurde. Das ist lange – entschieden ZU lange für eine gute Bewertung. Darum kann ich auch wirklich nicht verstehen, warum z.B. Tess Gerritsen gesagt haben soll, dass dieser Thriller der fesselndste ist, den sie seit „Gone Girl“ gelesen hat…..
Anna Fox leidet unter Agoraphobie und kann Ihr Haus nicht mehr verlassen. Sie trinkt zu viel, nimmt zu viele Medikamente und chattet online mit Fremden, beobachtet Ihre Nachbarn und tut sonst nicht viel.
Ich weiß nicht warum – aber mir war von Anfang an klar, dass die Protagonistin nicht durch eine normale Trennung von Mann und Kind so geworden ist. Und durch dieses „Wissen“ war eben ein Großteil des Buches öde für mich. Auch bin ich kein Filmliebhaber und die vielen Szenen und Beschreibungen von Filmen haben mich mit der Zeit nur noch genervt.
Habe ich Dr. Fox geglaubt, dass sie einen brutalen Überfall auf Ihre Nachbarin gesehen haben will? Oder habe ich an Ihr gezweifelt wie alle anderen auch? Ich bin mir nicht sicher – weil mir nicht klar war, auf was der Autor hier überhaupt hinauswill.
Wie gesagt, nach viel mehr als der Hälfe des Buches habe ich das dann erfahren. Und DANN fand ich es auch spannend….. 😊
- E.O. Chirovici
Das Buch der Spiegel
(361)Aktuelle Rezension von: DoraLupinIm Buch geht es um mehrere Personen, die ihre Geschichte und ihre Recherchen zu einem einzigen Mord erzählen, der schon 25 Jahre zurück geht. Dabei sagt der eine das Gegenteil vom andren und es bleibt bis zum Schluss rätselhaft was denn eigentlich passiert ist in der Mordnacht.
Ich bin auf das Buch aufmerksam geworden auf Grund des Covers. Ich finde es toll gemacht wie die Stadt sich spiegelt und dazu der Titel des Buches, passt perfekt.
Es war zunächst eigenartig diesen Roman aus Sicht von 3 Protagonisten bzw erzählen zu lesen aber mit der Zeit gewöhnt man sich daran. Ist auf jeden Fall eine super Idee und für mich noch nie dagewesen wie der Autor diesen Mordfall erzählt. Man ist vor jeder Person auf der Hut, die in Verbindung zum Mordfall steht.
Sehr spannend gemacht, eine ganz eigene Idee, eine ganz eigene Schreibweise. Etwas sehr neues!
Nur das Ende hat mich etwas ratlos zurück gelassen, da hätte ich gern nochmal die Sicht aus dem Manuscript gehabt....deshalb einen Stern Abzug. Ansonsten sehr gut gemacht! - Michael A. Singer
Die Seele will frei sein
(17)Aktuelle Rezension von: Leonie1Das Buch hat ohne Frage einige wertvolle Gedanken, die zum Reflektieren anregen. Es beschreibt eindrücklich, wie innere Prozesse, Gedanken und Gefühle beobachtet und losgelassen werden können. Manche Bilder und Beispiele fand ich inspirierend und hilfreich. Gleichzeitig habe ich mich beim Lesen oft schwergetan: sehr viele Passagen wiederholen sich nahezu wortgleich, sodass ich das Gefühl hatte, ständig das Gleiche zu lesen. Dadurch verlor das Buch für mich an Spannung und Tiefe. Außerdem war mir die Sprache häufig zu ausschweifend und zu stark im spirituellen Jargon verhaftet. Statt klarer Impulse bekam ich seitenlange Ausschmückungen, die das Wesentliche eher verdeckten. Insgesamt habe ich die guten Ansätze gesehen, doch sie hätten für meinen Geschmack in einer kompakteren, präziseren Form deutlich mehr Wirkung entfaltet. So blieb für mich am Ende mehr Ermüdung als echte Inspiration.
- Melanie Raabe
DIE WAHRHEIT
(417)Aktuelle Rezension von: KarenAydinWorum geht es?
Philipp Petersen verschwindet auf einer Geschäftsreise in Südamerika spurlos. Nach sieben Jahren erhält seine Frau Sarah eine Nachricht. Philipp ist am Leben und auf dem Weg nach Hamburg. Mit ihrem gemeinsamen Sohn Leon wartet sie am Flughafen auf die Rückkehr des Ehemanns und Vaters. Doch der Mann ist ein Fremder. Wer ist er? Und warum reagieren alle so, als wäre es Philipp? Sie gehen nach Hause und die Situation wird immer bedrohlicher.
Kritik
Die Ausgangssituation ist spannend. Was würde man in einem solchen Fall machen? Zur Polizei gehen? Was soll die tun? Was, wenn es keine gemeinsamen Freunde gibt, die man sieben Jahre zuvor hatte? Wer kann einem helfen?
Trotz dieser sehr guten Idee hat mir dieser Roman bislang am wenigsten gefallen. Dies liegt zum einen an dem Stil, den ich als etwas anders empfunden habe als in den anderen Romanen von Raabe, die ich bislang gelesen habe. In der Werbung stand „atemlose Spannung“. Atemlos war für mich die Prosa. Knappe, kurze Sätze, viele Ellipsen, was einen stakkatoartigen Effekt erzielt. Das kann man machen, in den Situationen, in denen es dramatisch wird und die Ich-Erzählerin die Kontrolle über die Situation verliert. Hier war es mir eindeutig zuviel und ich hatte manchmal eher das Gefühl, dass die Autorin die Kontrolle über die Erzählung verloren hat, sich zu sehr hat von dem Verlangen tragen lassen, hübsche und ungewöhnliche Sprachbilder zu erzielen. Viele Sätze hintereinander, die gleich beginnen und gleich aufgebaut sind, die ein bisschen an meinen Nerven gezerrt haben, Bilder und Überlegungen, die für mich nicht so gut funktioniert haben.
„ob es das gibt, die Liebe? Ich frage mich, wo sie hingeht, wenn wir aufhören zu lieben, verpufft sie in der Kälte des Weltalls, sickert sie in unsere Zellen und verändert unser Erbgut?“
Auch ist die Auflösung für mich eher unbefriedigend gewesen, das ist aber nun sehr subjektiv, grundsätzlich ist schon alles sehr stimmig und von Beginn an vorbereitet.
Die beiden zentralen Charaktere, Sarah und der Fremde sind befremdlich, aber schon ungewöhnlich und stimmig gezeichnet. Sie neigt zu impulsiven, unüberlegten Aktionen, die überhaupt keinen Sinn machen, aber so ist das nunmal, man macht halt immer mal etwas, was blödsinnig ist; er ist seltsam, ein bisschen grausam und sein Verhalten ist erst logisch nachvollziehbar, wenn man bis zum Ende durchgehalten hat.
Also, alles in allem ist es schon ein solider Psychothriller, der nicht langweilig ist, für mich aber kein Vergleich zu „Schatten“ oder „Falle“.
- Angela Lehner
Vater unser
(114)Aktuelle Rezension von: Agnes_AutorinAls Eva in Wien von der Polizei in die Psychiatrie gebracht wird, behauptet sie, eine ganze Kindergartenklasse mit einer Pistole erschossen zu haben. Ihr Vater habe sich umgebracht und ihre Mutter sei sowieso tot. Nur Bernhard, ihr magersüchtiger Bruder, der ebenfalls in der Klinik – nur auf einer anderen Station untergebracht ist – scheint Eva lieb und teuer. Sie will Kontakt zu Bernhard, er offenbar nicht. Eva erzählt aus der Ich-Perspektive in der Gegenwart, wie sie sich „einlebt“, in der Klinik, ihrem Zimmer und vor allem an die Gespräche mit Doktor Korb „gewöhnt“. Zwischendurch springt sie in die Vergangenheit, in ihre und Bernhards Kindheit, in der sie oft viel zu viel Verantwortung für den Bruder übernehmen musste. Sie erinnert sich an den Vater, der stets rauchend hinter verschlossenen Türen lebte, und an die Mutter, die arbeitend und das Geld verdienend, oft ganz abwesend war.
Doch Eva ist kein Kind von Traurigkeit, kein Opfer, im Gegenteil. Aktiv geht sie auf die Pflegekräfte und Ärzte zu, versucht ihren Bruder mit unlauteren Methoden davon zu überzeugen, dass sie zusammengehören, dass sie für ihn sorgen kann und wird und – dass sie gemeinsam den Vater töten müssen.
Moment!? An der Stelle blättert man zurück. Hatte sie Doktor Korb gegenüber nicht behauptet, ihr Vater habe sich umgebracht? Ja, was denn nun? Spätestens hier wird einem bewusst, dass die Ich-Erzählerin nicht nur das Krankenhaus-Personal an der Nase herumführt, sondern auch mich als Leserin. Doch wann tut sie dies bewusst und wann unbewusst? Ihren Bruder irgendwann im Schlepptau erinnert das Buch, das aus drei Teilen besteht (der Vater, der Sohn, der Heilige Geist), an den Roadtrip à la Herrndorfs „Tschick“. Vollkommen angetan von Evas Persönlichkeit, ihrer vulgären Sprache und ihrem unsicheren, zerbrechlichen Kern folgt man ihr erst neugierig, was sie als nächstes anstellen und wird und begibt sich dann mit ihr auf die Suche nach der Wahrheit, die erst ganz am Ende steht.
Nicht zuletzt durch ihren Humor, der die Schwere der Tatsachen zu übertünchen versucht (mit Erfolg!) erinnert mich Evas Geschichte an die meiner Protagonistin Josy in „Unberührt“. Auch der Sprung zwischen den Zeitebenen, ganze Redewendungen wie „Alles hat ein Ende nur die Wurst hat zwei“, der Besuch der Protagonistin im Ziegengehege sowie der Umgang mit einem kleinen Tier, das in den eigenen Händen aufhört zu atmen – hat mich immer wieder aufhorchen lassen. Und, es ist Angela Lehners Debüt gewesen! Ganz, ganz stark!
Ich werde Angela Lehner, die 1987 in Klagenfurt geboren wurde und jetzt in Berlin lebt, eine Nachricht schreiben, dass ich mich mit ihr verbunden fühle. Dass ich ihr Buch wunderbar finde, dass ich gelacht und geweint habe, dass ich es weiterempfehlen und Eva und Bernhard noch eine ganze Weile mit mir tragen werde. Absolute Empfehlung!
„Vater unser“ von Angela Lehner, dtv, 2021
Passend zum Roman las ich vorher ein Kapitel aus „Wahnsinns Frauen“ (hrsg. von Sybille Duda und Luise F. Pusch) – und zwar über Johanna die Wahnsinnige (1479-1555) von Swantje Koch-Kanz und Luise F. Pusch. Viel ist Spekulation über Johanna nach so langer Zeit, aber noch viel mehr spricht für das, was das Vorwort hervorragend zusammenfasst – die Rolle der Frau war und ist noch immer keine leichte in unserer Gesellschaft.
- Sabine Wery von Limont
Das geheime Leben der Seele
(50)Aktuelle Rezension von: mariposa27Sabine Wery von Limont greift das schwer fassbare geheime Seelenleben auf. Sie grenzt ihre Wirkungsweise ein und bezieht es auf das Nevensystem mit Auswirkungen auf den ganzen Körper. Schließlich sind es unsere Vorerfahrungen und damit einhergehend unsere Gefühle, die sich stets auf den Organismus auswirken. Die gesamte Wahrnehmung und die Bindung zu unseren Mitmenschen kann uns glücklich oder auch krank machen.
Die gesamte Einleitung zum limbischen System mit sehr aktuellen Vergleichen liest sich hervorragend. Hier hat man Gelegenheit in sich hineinzuschauen und zu reflektieren. Der Wohnsitz der Seele wird aus psychologischer Sicht analysiert. Dies geschieht jedoch stets verständlich und greifbar. Auch die Bedürfnisse der Seele sind praxisnah aufbereitet und auch für Laien nachvollziehbar.
Der Mittelteil richtet sich an Krankheiten der Seele und behandelt Angststörungen, Zwänge, Depressionen. Die Beschreibungen werden mit genauen Fallbeispielen gestützt. Diese Abschnitte sind sehr spezifisch und daher eher an Kenner gerichtet. Spannend wird wieder das Ende des Buches, wenn es darum geht ein "Gleichgewicht" für unsere Seele herzustellen und wie sie letztlich nach Schicksalsschlägen Halt findet. Besonders die "Bodyguards" unserer Seele wie z.B: Beziehungen, Partnerschaft, Glaube und Meditation haben einen genauen Blick verdient. - Michael Barth
Geist
(17)Aktuelle Rezension von: Claudia_VolbersIch habe dieses Buch, wie auch schon andere Werke von Michael Barth, verschlungen.
Der Autor ist wahnsinnig vielschichtig und kein einziges Buch war bisher langweilig.
Kein vernünftig denkender Mensch glaubt an Geister.?!? Oder vielleicht doch?
Diese Geschichte hat mich so manches Mal an den Rand der Verzweiflung gebracht, weil ich keine, absolut keine Idee hatte, wie sich diese Geschichte auflösen wird.
Mensch Micha, dachte ich nach ungefähr ³/4 des Buches. Gleich ist Schluss, quäle mich nicht so und löse es auf.
Bäähm..... Hat er..... Aber anders als vermutet.
Ganz anders.....
Viel Spaß beim Lesen....
- Anabell Dreber
Schritt, Trab, OM.: Mehr Nähe zum Pferd durch Meditation
(3)Aktuelle Rezension von: Leseratte61Auszug aus dem Klappentext:
Wie gelingt mehr Nähe zum Pferd? Wir leben in einer turbulenten Welt. Meditation bietet uns die Chance, unsere innere Mitte zu finden. Pferdeleute haben hier einen großen Vorteil. Sie haben ein Wesen an ihrer Seite, das in seiner Wahrnehmung hoch sensitiv ist und zudem die Fähigkeit mitbringt, ganz im Hier und Jetzt zu leben. Warum also nicht mit und von dem Pferd lernen, was Meditation bedeutet?!
Fazit:
Ich gebe erst einmal zu, dass ich einige Erfahrung mit verschiedenen Meditationstechniken habe und diese auch bewusst einsetze. Bei Stress hilft mir bewusstes Atmen, um ihn auf ein Minimum herunterzufahren. Auch die Blitzentspannung kann ich immer wieder positiv einsetzen, sogar während der Arbeit.
Beim Umgang mit den Pferden setzte ich auch immer das bewusste Atmen ein, bevor ich irgendetwas mit meinem Lieblingspferd und den Ponys machte. Egal ob Striegeln, waschen oder arbeiten, Menschen die ganz bei sich selbst sind strahlen dies auch aus und übertragen dies auf die Tiere.
Bei dem vorliegenden Buch hat mich schon das Cover neugierig gemacht und als ich den Klappentext gelesen hatte, wusste ich, das Buch passt zu mir. Kaum hatte ich es in den Händen, habe ich mit dem Lesen begonnen und freute mich auf neue Anregungen. Erst einmal habe ich es komplett gelesen und danach habe ich die Übungen sehr intensiv ausprobiert.
Die Übungen sind leicht verständlich beschrieben und können leicht nachvollzogen werden. Allerdings sollte genügend Zeit eingeplant werden, um sich voll und ganz darauf einlassen zu können. Die meisten Übungen sind so konzipiert, dass man sie erst einmal alleine macht, um dann später auch noch Übungen mit dem Pferd zu machen. Alle Übungen lassen sich problemlos im Alltag integrieren und die Übungen mit dem Pferd sorgen für eine bewusstere Wahrnehmung und schärfen alle Sinne im Umgang mit diesen sensiblen Tieren.
Ich habe positive Wirkungen gespürt und war erstaunt, wie meine Entspannung und innere Mitte sich wieder einmal widerspiegelten. Ja, bewusstes Atmen habe ich schon immer eingesetzt, gerade in Stresssituationen, um Ruhe reinzubringen und durch dieses Buch bin ich noch einen Schritt weitergangen. Auch sonst habe ich jede Minute im Stall und auf der Koppel genossen, jetzt nehme ich sie noch ein wenig bewusster wahr und freue mich darüber. Ich werde da Buch als treuen Wegbegleiter auch in Zukunft verwenden und einsetzen, da die Übungen für mich an dieser Stelle noch nicht abgeschlossen sind.
Von mir eine Empfehlung an alle Menschen, die sich die Grundlagen der Meditation erarbeiten wollen, ob mit oder ohne Pferd.
- Don Both
Rock oder Liebe
(63)Aktuelle Rezension von: Christines_lesetagebuchIch habe bereits die Immer wieder Reihe von der Autorin gelesen und war sehr gespannt auf den Rüpelrocker und seine Anstandsdame. Allerdings konnte mich Band 01 der Reihe nicht ganz überzeugen, Mason kommt mir vor wie dieser Duracell-Hase, völlig überdreht und kindisch. Er buhlt um Aufmerksamkeit und er merkt dabei gar nicht, dass er oft mit seinem Verhalten andere schockiert. Wobei vielleicht will er das ja.
Hannah hingegen ist einfach nur naiv und ihre Einstellung nicht altersgerecht. Dazu lässt sie sich von anderen, vor allem von ihren Schwestern, gerne herum schubsen.
Interessant fand ich die Beiden zusammen, Mason und Hannah scheinen einen guten Einfluss aufeinander zu haben, auch wenn gerade Hannahs Veränderung etwas zu schnell und zu plötzlich kam.
- Pola Polanski
Ich bin Virginia Woolf
(4)Aktuelle Rezension von: sabatayn76‚Die Worte hingen herum wie zerrissenes Papier und wollten sich nicht zu Sätzen formen lassen.‘ (Seite 16)
Inka Ziemer ist seit zehn Jahren für die Fächer Germanistik und Philosophie eingeschrieben, langweilt sich in den Vorlesungen jedoch fast zu Tode und verbringt ihre Tage und Nächte mit Alkohol, Cannabis und Virginia Woolfs Büchern.
Immer wieder versucht sie zu schreiben, denn sie ist davon überzeugt, die Reinkarnation der berühmten Schriftstellerin zu sein, sieht überall Parallelen. Doch sie schafft es nicht, die vielen Worte, die sie im Kopf hat, auf Papier zu bringen. Immer wieder reißen die Gedanken ab oder sie wird von äußeren Reizen abgelenkt.
Um die Schreibblockade los zu werden, beginnt sie schließlich eine Therapie.
Ich habe eine große Leidenschaft für die Schizophrenie, habe sehr viel darüber gelesen und bin immer auf der Suche nach neuer Lektüre zum Thema.
Hier ist der Funke leider nicht recht übergesprungen, auch wenn sich die Geschichte zu Beginn sehr interessant entwickelte und mich sehr neugierig auf den Roman gemacht hat.
Auf den ersten Seiten hatte ich durchaus das Gefühl, dass die Autorin sehr gelungene Einblicke in die Schizophrenie ermöglicht. So werden Symptome wie Wahn, Halluzinationen und formale Denkstörungen beschrieben, und die Protagonistin mutete tatsächlich wie eine Person mit Schizophrenie an.
Später empfand ich das nicht mehr so, ich habe dann emotional überhaupt nicht mehr mitgeschwungen, obwohl mir das bei Schilderungen über Schizophrenie immer sehr gut gelingt, und ich habe die Protagonistin nicht als an Schizophrenie erkrankt empfunden.
Auch den Schreibstil fand ich im Verlauf weniger ansprechend, oft zu hölzern, aber vor allem wenig stimmungsvoll, eher erklärend als erzählend. - Reiner Bahr
Igel-Kinder
(3)Aktuelle Rezension von: KinderbuchkisteEin informatives, umfassendes Buch für Eltern, Lehrer , Erzieher und andere Interessierte
Es ist nicht immer einfach interessierten "Laien" Bücher zum Thema Asperger Syndrom zu empfehlen.
Oftmals kommen sie nach kurzer Zeit wieder auf einen Zu und erklären einem, dass das Buch zu theoretisch ist und mit zu viel Fachchinesisch gespickt ist.
Dieses Buch beleuchtet das Asperger Syndrom unter vielen Aspekten. Dabei ist es leicht verständlich geschrieben, sehr informativ und liefert viele Anregungen, Tipps und Hintergrund Wissen was es uns erleichtert Kinder und Jugendliche mit Asperger Syndrom besser zu verstehen.
Bei vielen anderen Problemen kann man verallgemeinernde Ratgeber zu Rate ziehen und man erfährt etwas was für viele Betroffene gleichermaßen gilt.
Beim Asperger Syndrom ist das anders.
Jeder Betroffene ist anders. Man kann zwar sagen, es gibt die und die Asperger Formen aber im Grunde sind es nur Ansätze, die individuell zusammengesetzt werden müssen ähnlich eines Baukastenprinzips.
Der eine mit Asperger Syndrom, scheut Menschen, der andere ist kontaktfreudiger ,aber dennoch unsicher im Umgang mit Menschen. Einer spricht nicht oder wenig, der andere viel.
Den Spruch :" Kennste einen kennste alle" kann hier nie angewendet werden.
Um so erstaunlicher finde ich dieses Buch, das es schafft die Unterschiede aufzuzeigen und umfassend darzustellen.
Dabei geht der Autor sehr organisiert vor.
Als Sonderpädagoge, Psychologe und Leiter einer Förderschule hat er täglich mit Asperger Autisten und deren Angehörigen zu tun. Muss erklären, Verständnis aufbauen und Hilfemöglichkeiten aufzeigen.
Daher ist er prädestiniert dafür in leicht verständlicher, nachvollziehbarer Form zu informieren und Hilfestellungen im Umgang mit Asperger Kindern zu geben.
Als Mutter eines Asperger Kindes und als Diplom Sozialpädagogin ,unter anderem mit Schwerpunkt Heilpädagogik, habe ich mich schon durch eine Vielzahl von Ratgebern und Fachbüchern gelesen. Bei keinem von ihnen ist es mir so leicht gefallen es zu lesen. Wenn ich sage, es liest sich wie von selbst" dann klingt das vielleicht im ersten Moment etwas seltsam ist aber so. Reiner Bahr schreibt so anschaulich, dass es nie theoretisch klingt sondern spannend und informativ.
Dabei spricht er Eltern, Erzieher und Lehrer gleichermaßen an gibt Hilfestellungen im Umgang mit Asperger Kindern, schafft Verständnis und informiert zu dem auch über rechtliche Möglichkeiten und Ansprüche.
Für jemanden der sich umfassend informieren möchte ist dies ein ideales Buch, das ich nur empfehlen kann.
Was erwartet einen nun in diesem Buch genau?
Zunächst führt Reiner Bahr ein wie das Asperger Syndrom öffentlich wurde und was Hans Asperger in seiner Arbeit aufgefallen ist.
Da es zu dieser Zeit (wir von der Zeit um 1940) noch nicht die Kommunikationswege gab, die wir heute nutzen können, wußte er nicht, dass sich ziemlich zeitgleich noch weitere Personen mit der Erforschung dieser Form des Autismus beschäftigten.
So gab es in den USA den Kinderpsychiater Leo Kanner der seine Erfahrungen veröffentlichte.
Die Erfahrungen Kanners und Aspergers beschreibt Reiner Bahr stellt sie gegenüber und sucht nach Gemeinsamkeiten.
Er geht zunächst auf Ursachen und Häufigkeiten ein, erläutert die Folgen für die kindliche Entwicklung und geht dann über zu konkreten Möglichkeiten der Diagnostik und Förderung, erklärt wie im Kindergarten gefördert werden kann und was Eltern tun können.
Ein großes Augenmerk legt er im Anschluss auf den Bereich Schule. Da liegt nicht nur daran, dass der Bereich Schule unsere Kinder einen sehr langen Lebensabschnitt begleitet sondern auch darin begründet, dass das Asperger Syndrom häufig erst zu Beginn der Schulzeit, häufig sogar erst zu Beginn des Wechsels in die weiterführende Schule, festgestellt wird.
Welche Schulform kommt für ein Kind mit Asperger Syndrom in Frage?
Ist die Förderschule die richtige Entscheidung?
Welche Grundbedingungen müssen Regelschulen bieten damit ein Kind mit Asperger Syndrom dort zu recht kommen kann?
Wie kann sich die Schule insbesondere die Lehrer auf diese Kinder einrichten. Welche Möglichkeiten der konkreten Förderung gibt es?
Welche Rahmenbedingungen kann man geben?
Was ist im Unterricht zu beachten?
Wie sensibilisiere ich die Mitschüler für dieses Thema?
Ein wichtiger Aspekt wie ich finde, denn Asperger Kinder fühlen sich meist wie Alliens in der Gruppe "normaler Kinder"
Besonders hilfreich finde ich es hier, dass Reiner Bahr zwei Bücher vorstellt die als Lektüre im Unterricht gelesen werden können, zu denen es Unterrichtsmaterial gibt, und die mehr oder weniger beiläufig für das Thema Autismus sensibilisieren. Denn offensichtlich über das Thema zu reden ist den meisten Betroffenen sehr unangenehm, da sie sich ohnehin schon anders fühlen und nicht noch mehr als etwas "Besonders" "Anderes" dargestellt werden möchten.
Reiner Bahr spricht in diesem Zusammenhang auch das Thema Ausgrenzung und Mobbing an. Ein Thema, das an Schulen leider immer noch nicht Beachtung findet bzw. mehr oder weniger verleumdet wird. Zwar nicht mit unserem autistischem Sohn aber einem seiner Brüder, der jahrelang unter Mobbingattacken seiner Mitschüler litt und die Schule immer wieder behauptete, dass es an der Schule kein Mobbing gäbe. Dabei wird das Thema Mobbing aus zweierlei Warten beleuchtet.
Besonders hilfreich für Lehrer aber auch Eltern sind konkrete Beispiele für Förderpläne mit Zielen und Fördermaßnahmen.
"Was ist in der Klasse und im Unterricht wichtig?"
"Professionelle Beziehungsarbeit"
und
"Der helfende Klassenraum"
sind weitere Aspekte auf die näher eingegangen wird.
Das Buch endet mit einem sehr informativen Anhang unter anderem mit weiterführender Literatur.
*
Fazit:
Ein phantastisches Buch, dass in keiner Einrichtung fehlen sollte. - Christiane Sautter
Liebe dich selbst - Gott tut es auch: Hilfen auf dem Weg zur Selbstannahme
(7)Aktuelle Rezension von: danzlmoidlInhalt:
Nächstenliebe fällt uns Christen meistens recht leicht, aber Selbstliebe wird oft als Hochmut verstanden. Dabei sagt uns Gott in der Bibel an vielen Stellen, wie wertvoll und geliebt wir sind. Mit ihrem wertschätzenden Blick erläutert Christiane Sautter, wie es gelingen kann, aus negativen Sichtweisen auszubrechen und die eigenen Ressourcen zu erkunden. Dieses Buch hilft, sich selbst in allen Facetten anzunehmen und Gottes liebevolle Sicht kennenzulernen.
Meine Meinung:
Ursprünglich war ich etwas skeptisch. Ist das wirklich ein Buch für mich? Ich war wirklich hin- und hergerissen, ob ich mich in den Inhalt dieses Buches einarbeite oder nicht. Was soll ich sagen... Es war definitiv kein Fehler.
Klar... Ich bin nicht so der Typ für Sachbücher, doch trotzdem hat mich der Klappentext neugierig gemacht.
Christiane Sautter schafft es, einen durch praxisorientierte Fallbespiele (welche keine tatsächlichen Fälle sind) näher an sich heran zu bringen. Viele Situationen führen einem vor Augen, dass man unbewusst in eine Richtung zieht, ohne dass man den Ausgang abschätzen kann.
Viele "Probleme", "Gedanken", "Aktionen" rühren davon, dass wir eine Situation erlebt haben, die sich unbewusst in uns drin verankert. Dadurch reagieren oder agieren wir oft anders, als man als Außenstehender erwartet.
Ich tu mich leider wirklich schwer, für solch ein Buch eine Rezension zu schreiben, da ich diese Art Buch so selten lese. Doch ich kann sagen, dass ich es wirklich genossen habe und sehr viele Situationen mich zum Nachdenken angeregt haben.
Man muss sich für das Buch Zeit nehmen, denn sonst macht das alles keinen Sinn. Es gilt eher als Arbeitsbuch, welches auch immer wieder motiviert sich selbst zu reflektieren.
Fazit:
Für mich ist das Buch auf jeden Fall eine Bereicherung. - Gerhard Roth
Aus Sicht des Gehirns
(3)Aktuelle Rezension von: PhilippWehrliAls Einstieg in die Gehirnforschung gehört dieses Buch von Gerhard Roth zu den empfehlenswertesten. Gerhard Roth beleuchtet einige Erkenntnisse aus der Gehirnforschung, die geeignet sind, unser Selbstbild zu erschüttern, mehr noch vielleicht als die Erkenntnisse der modernen Physik oder die Evolutionstheorie. Während in der Allgemeinheit die Idee des Urknalls und die Evolutionstheorie durchaus bekannt sind und diskutiert werden, scheinen die philosophischen Erkenntnisse der Gehirnforschung weitgehend an der Allgemeinheit vorüber gezogen zu sein und kaum Einfluss auf unser Weltbild zu haben.
Bedeutsam scheint mir z. B.: Es gibt kaum noch Gehirnforscher, die an eine vom Körper unabhängige Seele glauben. Diese Tatsache ist aber unter Laien kaum bekannt, geschweige denn die Gründe dafür. Sie liegen keineswegs nur darin, dass die Forscher keine Seele finden, wenn sie das Gehirn betrachten. Vielmehr wird immer klarer, wie das Gehirn Sinnesreize verarbeitet und speichert. Und auch wenn wir nicht beweisen können, dass es keine unsterbliche Seele gibt, ist doch völlig klar, dass diese Seele die Arbeit des Gehirns eigentlich nur stören kann. Wenn wir eine unsterbliche Seele haben, die auch losgelöst vom Körper sieht, denkt und sich erinnert, wozu brauchen wir dann noch ein energiefressendes Gehirn das die gleiche Arbeit noch einmal macht?
Es ist praktisch unmöglich, eine Theorie des Denkens und des Bewusstseins aufzustellen, in der eine unsterbliche Seele auch nur einigermassen eine sinnvolle Bedeutung hat. Deshalb gibt es keine solche Theorie. Bemerkenswert scheint mir das deshalb, weil eine unsterbliche Seele im Weltbild vieler Menschen eine ganz zentrale Rolle spielt.
Wer sein Weltbild mit den Erkenntnissen der Wissenschaft in Übereinstimmung bringen will, muss sich deshalb mit Gehirnforschung befassen. Als erster Schritt dazu eignet sich das Buch von Gerhard Roth. Es gibt einen schönen Einblick in verschiedene Aspekte der Gehirnforschung, ohne allzu sehr in die Details zu gehen. Roth erklärt das Nötigste über den Aufbau des Gehirns. Er zeigt an Hand einiger Gehirnstörungen, dass Denken anders funktioniert, als wir uns dies gemeinhin vorstellen. Viele der kniffligen Probleme, die das Gehirn alltäglich löst, sind uns gar nicht bewusst. Erst wenn etwas nicht mehr funktioniert oder wenn wir einen Roboter auf diese Aufgabe programmieren wollen, wird uns bewusst, was das Gehirn hier leistet. Deshalb ist die Betrachtung von Gehirnstörungen sehr erhellend.
Wie z. B. merkt das Gehirn, welcher Körper und welche Körperteile zum Ich gehören und welche nicht, wo das Ich jetzt gerade ist, wer ich bin? – Alle diese Probleme scheinen einfach zu lösen. Es gibt aber Menschen, bei denen dies nicht mehr funktioniert, die z. B. ihr eigenes Bein für ein fremdes halten, die sich selber an zwei Orten sehen oder glauben, ein anderer zu sein.
Auch andere, oft diskutierte Fragen, etwa, ob Tiere bewusst denken oder ob wir einen freien Willen haben, wie viel Erziehung ausmacht, wie wir besser lernen können, wie das Bewusstsein zu Stande kommt oder welche Gewaltverbrecher therapierbar sind, erscheinen durch die Gehirnforschung in einem neuen Licht. Zu all diesen Themen offeriert Roth einige bemerkenswerte Erkenntnisse, ohne die Themen tot zu schlagen. In der Frage, was das Ich ist, zeigt er, dass dieses Ich eine ganze Reihe verschiedener Aufgaben erfüllt. Roth unterscheidet demzufolge eine ganze Reihe verschiedener Arten von Ich.
Für die oft als unwissenschaftlich geschmähte Psychoanalyse Sigmund Freuds findet er einige freundliche Worte, die ich bedauerlicherweise fast nicht mehr finde, weil zumindest meine Ausgabe des Buches keinen Index hat. Hier: Freuds Ansichten wurden von der Gehirnforschung insbesondere in drei Punkten bestätigt. 1. Das Unbewusste, das Es, hat mehr Einfluss auf das Bewusste, das Ich, als umgekehrt. 2. Das Unbewusste entsteht zeitlich vor den verschiedenen Bewusstseinszuständen und legt die Grundstrukturen der Persönlichkeit fest. 3. Das bewusste Ich hat wenig bis keine Einsichten in das, was seinen Wünschen, Plänen und Handlungen tatsächlich zugrunde liegt. Das Ich legt sich Erklärungen darüber zurecht, diese haben aber häufig wenig mit den eigentlich bestimmenden Geschehnissen zu tun.
Dabei scheut sich der Neurologe Gerhard Roth nicht, klare Worte zu verwenden, wenn er mit gewissen Aussagen nicht einverstanden ist. Und wenn er zum Schluss seines Buches eine Reihe von Philosophen kritisiert, so ist diese Kritik zumindest nicht aus der Luft gegriffen.
Lediglich in zwei Aussagen würde ich klar widersprechen. S. 64: „Denken ist zwar auch nichtsprachlich möglich, aber es besteht kein Zweifel, dass sprachliches Denken nichtsprachlichem stark überlegen ist.“ Und S. 95: „Wichtig ist aber die Tatsache, dass solch unbewusstes, implizites Lernen nicht bei komplizierten Sachverhalten funktioniert.“
Das wird zwar von vielen Experten oft und gerne behauptet, ist aber völlig falsch. Als Lehrer sehe ich das regelmässig, wenn einer der Spitzenschüler den anderen erklären soll, wie er eine Mathe- oder Physikaufgabe gelöst hat. Die eigenen völlig korrekten Überlegungen in eine einigermassen verständliche Sprache zu fassen, das schaffen nur die allerwenigsten. Auch Topwissenschaftler haben ihre grössten Ideen sehr oft in nichtsprachlichem Denken, indem sie z. B. die Dinge bildlich vor sich sehen. Mehrere grosse Entdeckungen wurden sogar geträumt, z. B. entdeckte Kekulé den Benzolring im Traum, Paul McCartey hörte das Lied „Yesterday“ in allen Details im Traum. Elias Howe, der die erste Nähmaschine erfand, träumte seine entscheidende Idee. Albert Szent-Györgyi, der das Vitamin C entdeckte, benutzte das unbewusste Denken gezielt, um Probleme zu lösen. Wenn er bei einer Frage nicht weiter kam, aber genügend darüber nachgedacht hatte, legte er sich schlafen. Er erklärte: „Da ich das Problem nicht lösen kann, lasse ich es in mein Unterbewusstsein absinken. Dort verweilt es unterschiedlich lange. Irgendwann wird die Lösung unverhofft an mein bewusstes Denken übermittelt.“ – Ich selber mache das übrigens selber genauso.
Wir brauchen die Sprache nicht zum Denken, auch nicht für sehr komplexe Gedanken. Wir brauchen die Sprache, um komplexe Gedanken anderen Menschen zu erklären. Und weil komplexe Gedanken meist erst dadurch wertvoll werden, dass wir sie erklären können, - und nur deshalb - treten komplexe Gedanken meist im Zusammenhang mit Sprache auf.
Die falsche Vorstellung, Denken basiere vor allem auf Sprache, führt nicht selten zu einer grotesken Didaktik. So wurde ich z. B. von Sportlehrern aufgefordert, eine schwierige Bewegung in Worten präzise zu beschreiben, in der Hoffnung, ich könne die Bewegung danach besser ausführen. Eine Bewegung beschreiben ist sicher ein gutes Sprachtraining. Aber eine Bewegung lernen kann man so bestimmt nicht. Sie können problemlos ohne Worte durch Vorzeigen jemandem zeigen, wie man einen Papierflieger faltet. Aber versuchen Sie das mal am Telefon, - ohne Kamera!
Diese kleine Kritik tut aber dem ausserordentlich positiven Gesamteindruck keinen Abbruch. Es ist ein hervorragendes Buch, das ich jedem heiss empfehle! - Simon Barnes
Vom Glück einen Vogel am Gesang zu erkennen
(14)Aktuelle Rezension von: mabuerele„...Jedes Mal, wenn Sie einen Waldspaziergang machen, jedes Mal, wenn Sie auf den Weg zur Arbeit einen Park durchqueren, jedes Mal, wenn Sie im Garten oder auf dem Balkon sitzen und einen Vogel hören, wünsche ich Ihnen, dass diese Töne für Sie Bedeutung erhalten. Denn der Vogel wird Ihr Lied singen...“
Der Autor hat es sich zur Aufgabe gemacht, mich als Leser für die unterschiedlichen Töne der Vögel zu sensibilisieren. Auch wenn ich jetzt schon die eigentlich letzten Worte einer Rezension vorwegnehme, muss ich sagen, es ist ihm ausgezeichnet gelungen.
Doch das Buch ist noch viel inhaltsreicher. Es wird nicht nur erläutert, wie ein Vogel singt, sondern der Autor hinterfragt ebenfalls das „Warum?“
Für Vögel ist das Singen eine Überlebensstrategie. Das Lied unterscheidet die einzelnen Arten und dient der Partnersuche und damit der Fortpflanzung der Art.
Der Autor stellt die verschiedenen Vögel und ihre Lieder vor. Dabei informiert er gleichzeitig darüber, wo der Vogel lebt, wann er zu hören ist und was ihn von anderen seiner Art unterscheidet.
Immer wieder erneuert der Autor die Aufforderung, in unserer Welt der vielfältigen Hintergrundgeräusche das Ohr für die Vogelstimmen zu schulen.
„...Vogelstimmen sind Klänge des Lebens, die Musik des Lebens und der Sinn des Lebens, sie entscheiden aber auch über Leben und, ja, auch Tod...“
Dem Zitat gehen Ausführungen voraus, die zeigen, wie Vogelstimmen oder das Schweigen der Vögel auf Gefahren aufmerksam machen.
Der Autor scheut allerdings nicht vor Kritik an der menschlichen Rasse zurück. Als er das erdgeschichtliche Auftreten der Vögel skizziert und den Vergleich zieht, dass das Erscheinen des Menschen erst am Silvesterabend der bisherigen Historie der Erde stattfand, endet er mit folgenden sarkastischen Worten:
„...Möglicherweise ist das Größte, was der Mensch in der kurzen Zeit am Silvesterabend […] erreicht hat, das sechste Massensterben...“
Nicht zuletzt vergleicht der Autor den Gesang der Vögel mit menschlicher Musik. Ich wusste zum Beispiel nicht, dass Vögel das Singen erst lernen müssen.
Der Aufbau des Buches ist so gestaltet, dass die Folge der vorgestellten Vögel immer von ein oder zwei theoretischen Abschnitten unterbrochen wird. Die Auswahl der Vögel wiederum richtet sich nach ihrem jahreszeitlichen Auftreten. Den Schlusspunkt bildet die Nachtigall. Dann folgen einige englischsprachige Gedichte, die den Gesang der Vögel thematisieren.
Eine weitere Besonderheit des Buches, die es zu etwas Besonderen macht, sind die hochwertigen und wunderschönen naturgetreuen Zeichnungen der Vögel.
Eine Auflistung über die betrachteten Vögel schließt das Buch ab.
- Colin Ellard
Psychogeografie
(5)Aktuelle Rezension von: melli_2897Das Thema Psychogeografie war mir bis dato unbekannt, der Klappentext des Buches hat aber schnell meine Neugierde geweckt. Besonders interessiert war ich an den Erklärungen zu Entscheidungen bezüglich unserer räumlichen Umgebung, die wir tagtäglich treffen, sowie an den Einflüssen, die Architektur auf unsere Wahrnehmung und Emotionen haben kann.
Anfangs hat man das Gefühl, dass man selbst nur schwer in den Lesefluss findet. Mit interessanteren Themen, die gegen Mitte des Buches beginnen, macht die Sache etwas mehr Spaß, aber so richtig mag es einfach nicht klappen. Mir fehlt definitiv der allbekannte rote Faden. Die Kapitel scheinen etwas chaotisch und weichen oftmals stark vom Kernthema ab - inhaltlich wird an manchen Stellen wirklich sehr weit ausgeholt!
Das fand ich persönlich recht schade, weil dadurch interessante Aspekte des Forschungsbereichs etwas in den Hintergrund der Dinge gerückt wurden. Im Nachhinein hat man ein paar erinnerungswürdige Fakten und Studien im Kopf, einen strukturierten Überblick über das Feld der Psychogeografie erhält man aber nicht. Oder ist das eine Eigenschaft dieser außergewöhnlichen Wissenschaft? Diese Frage kann ich leider nicht beantworten.
Insgesamt ist das Buch gefüllt mit interessanten Ideen und faszinierenden Einblicken in die menschliche Psyche. Neben der etwas konfusen Struktur finde ich aber viele Kapitel etwas zu einseitig bzw. unkritisch an Stellen, wo definitiv Kritik angebracht ist. Dementsprechend konnte mich das Buch leider nicht so richtig überzeugen.
- Denise Linke
Nicht normal, aber das richtig gut
(14)Aktuelle Rezension von: pardenBEEINDRUCKENDE INNENEINBLICKE...
Schwer zu sagen, wie viele der kuriosen und komischen Dinge, die ihr im Alltag widerfahren, im Zusammenhang mit ihrer Diagnose stehen - vermutlich viele. Warum Menschen auf sie anders reagieren, kann sich die Studentin und Journalistin erst erklären, als bei der damals 22-Jährigen Asperger diagnostiziert wird. Das Enttäuschendste: Sie kann keinen einzigen Rainman-Trick. Das Schönste: Fast alles andere. Außer den Vorurteilen, gegen die sie angeht. Sie startet ein Crowd-Funding-Projekt und bringt 2014 die Zeitschrift »N#MMER. Magazin für Autisten, AD(H)Sler und Astronauten« heraus, die ein gewaltiges Echo erfährt. In ihrem Buch erzählt sie, wie es ist, sensorisch hochempfindlich durch die Welt zu gehen, und was es bedeutet, Freundschaften zu führen und zu lieben, wenn soziale Interaktionen wie Händeschütteln und das Halten von Blickkontakt Anstrengung kosten. Ihr Leben erscheint darin so reich, intensiv und vielschichtig, dass der Normalo zuweilen neidisch wird. Und begreift, warum sie sich ihre »Ticks« nicht einfach wegtherapieren lassen will. Und dass es gut ist, wenn manche Menschen anders sind. (Verlagsbeschreibung)
Wer immer schon einmal wissen wollte, was die Besonderheiten in der Wahrnehmung von autistischen und/oder von ADHS betroffenen Menschen sind, der wird hier fündig. Und zwar aus der Innensicht einer Betroffenen. Einer jungen Frau, die erst mit 22 Jahren diagnostiziert wurde. Reizüberflutung und Hyperfokus, die Schwierigkeit bei der Interpretation von Mimik und Gestik sowie die Problematik des Blickkontakts, Hyperaktivität, Impulskontrollstörung und das Wörtlichnehmen von Gesagtem - all dies bekommt hier ein Gesicht. Und zwar ein lebhaftes, das locker flockig schildert, wie das bisherige Leben verlaufen ist - das vor der Diagnose und das seither.
Denise Linke bleibt als Autistin nicht in ihrer Situation gefangen, sie versucht anderen zu erklären, wie ihre Welt funktioniert. Sie räumt auf mit alten Vorurteilen. Und sie schildert, was sie für sich als hilfreich erlebt hat - sowohl eigene Handlungsstrategien in stressigen Situationen als auch Institutionen wie in ihrem Fall eine inklusive Gesamtschule. Dort hat sie sich erstmals nicht als "aussätzig" gefühlt, wurde auf individuelle Bedürfnisse Rücksicht genommen und sich lieber auf die Stärken der Schüler:innen konzentriert als auf die Schwächen. Ein Glücksfall, natürlich, und als Lösung sicherlich nicht auf jedes neurodivergente Kind übertragbar. Aber doch eine Möglichkeit, die andere in ihrer Schulwahl in Betracht ziehen könnten.
Beeindruckende Inneneinblicke, die die Autorin auch in der von ihr gegründeten Zeitschrift »N#MMER. Magazin für Autisten, AD(H)Sler und Astronauten« gewährte, wobei mit den Astronauten neurotypische Menschen gemeint sind, die mit der Lektüre auf dem "Autismus-Planeten" zu Besuch kommen. Ein solcher Astronaut war ich auch hier - und das gerne... Denn: wer oder was ist schon normal?
© Parden























