Bücher mit dem Tag "weltkrie"

Hier findest du alle Bücher, die LovelyBooks-Leser*innen mit dem Tag "weltkrie" gekennzeichnet haben.

17 Bücher

  1. Cover des Buches Der verborgene Garten (ISBN: 9783453428539)
    Kate Morton

    Der verborgene Garten

     (1.196)
    Aktuelle Rezension von: roxfour

    Nach dem Tod ihrer Großmutter reist die Australierin Cassandra nach Großbritannien, da sie von ihr ein Cottage in Cornwall geerbt hat. Nach und nach entdeckt sie ein Geheimnis, das das Schicksal ihrer Familie bestimmt. 

    Die Leserschaft darf Cassandra, Eliza Makepeace samt deren Familie und Cassandras Oma kennenlernen. Dieser Roman ist sowohl abwechselnd aus der Sicht von Cassandra, ihrer Oma und deren Mutter, als auch in verschiedenen Jahren quer durch das 20. Jahrhundert bis zum Anfang des 21. Jahrhunderts geschrieben. Zusammen mit der Auflösung der verschiedenen Lebensrätsel hat sich für mich ein abwechslungsreich, unterhaltsam geschriebenes Buch ergeben.

  2. Cover des Buches Die Nachtigall (ISBN: 9783746636337)
    Kristin Hannah

    Die Nachtigall

     (558)
    Aktuelle Rezension von: Sanne54

    Als der Nationalsozialismus bzw. Hitlers Krieg Frankreich erreicht, müssen zwei Schwestern auf unterschiedliche Weise lernen, ihren Platz unter der Nazi-Herrschaft zu finden und sich der Unmenschlichkeit entgegen zu stellen.

    Vianne und Isabelle sind sehr unterschiedlich, trennen sie doch auch einige Lebensjahre. Während die eine Hausfrau und Mutter auf dem Land ist, ist die andere ein Wildfang, der auf keinem Internat länger bleibt. Beide eint ein Schicksal: Nach dem Tod der Mutter stößt sie der Vater weg, ein vom Ersten Weltkrieg v.a. seelisch gezeichneter Veteran. Vianne muss ihren Mann in den Krieg ziehen lassen und ihre Tochter beschützen, gegen Hunger und Mangel bestehen, mit Nazis unter einem Dach leben und benötigt lange, um tatsächlich über sich hinauszuwachsen. Isabelle ist forscher und mutiger, ist früher mit den Grauen des Angriffskriegs konfrontiert, als sie sich dem langen Zug der aus Paris flüchtenden anschließt und kann es nicht erwarten ihren Beitrag zum Widerstand gegen die Nazis zu leisten. 

    Mit Vianne hat die Autorin eine Figur geschaffen, die wahrscheinlich über viele, viele Seiten ein relativ typisches Frauenschicksal im besetzten Frankreich verkörpert. Ihre Schwester ermöglicht uns Einblicke in die Welt der mutigen Menschen, die den Widerstand mit einfachsten Mitteln organisierten. Beide jedoch zeigen, wie wichtig es war, um jeden einzelnen Menschen zu kämpfen, der den Nazis zum Opfer gefallen wären: Jüdische Kinder genauso wie abgeschossene, alliierte Piloten. 

    Das Buch ist leicht lesbar geschrieben, man bleibt nie hängen, außer natürlich inhaltlich, wenn es zum Nachdenken anregt. Es ist trotz der beschriebenen Gräuel eigentlich auch nicht übermäßig brutal - was die beschriebenen Schicksale der Menschen natürlich umso unerträglicher werden lässt. 

    Was mich etwas enttäuscht hat: 

    Ich hatte gehofft, dass die Autorin noch tiefer in die Welt des französischen Widerstands eingestiegen wäre. Dafür werden aber sehr viele Aspekte des Alltags unter den Nationalsozialisten angerissen. Viele Entwicklungen im Roman waren auch nicht allzu überraschend, da man den Lauf der Geschichte (leider) nur zu gut kennt. Gerade deshalb wäre es wichtig gewesen mehr über die unbekannteren Seiten wie etwa auch die freie Zone zu erfahren. Vielleicht hätte der Fokus dafür aber enger sein müssen. Außerdem waren mir persönlich einige Entwicklungen auch zu pragmatisch abgehandelt (ich beziehe mich auch einige schicksalhafte Entwicklungen/Wendungen mit denen v.a. Vianne umgehen musste), aber so war es wahrscheinlich auch einfach - die Menschen hatten ja keine andere Wahl, als einfach weiterzumachen. 

    Am Ende findet die Autorin trotz allem einen Abschluss, einen getrübten, aber positiven Schlusspunkt. Ich bin mir unsicher, ob es das für mich gebraucht hätte.

  3. Cover des Buches Im Land der weiten Fjorde (ISBN: 9783751716253)
    Christine Kabus

    Im Land der weiten Fjorde

     (108)
    Aktuelle Rezension von: engineerwife

    Viel zu lange lag dieses Buch auf meinem SuB, viel zu lange schon wollte ich mal was von Christine Kabus lesen und endlich war es soweit. Ich war bereit, mich mit Lisa auf Spurensuche zu begeben. Nach dem Tod ihrer Mutter erfährt sie, dass die Familie, mit der sie aufgewachsen ist, gar nicht die leibliche Familie ihrer Mutter ist. Simone wurde als kleines Mädchen adoptiert und ihre Wurzeln, auf die lediglich ein kleines Medaillon hinweist, liegen in Norwegen. Lisa, die durch ihren Beruf als Reporterin ohnehin ständig in der Welt umher reist, zögert nicht lange, und bucht einen Flug, der Licht ins Dunkel der Vergangenheit bringen soll.
    Im Vergangenheitsrückblick lerne ich die junge Norwegerin Mari kennen, die mit ihren Eltern und beiden Brüdern Ole und Finn im hohen Norden glücklich auf einem Gestüt aufwächst, bis am 9. April 1940 die deutsche Wehrmacht diese Idylle zerstört. Die Norweger müssen sich "arrangieren" und so muss auch Maris Familie Teile des Heimathofs für die deutschen Soldaten räumen. Doch nicht alle Deutschen sind überzeugte Nazis und so knüpfen sich schließlich zarte Bande zwischen der jungen Norwegerin und einem deutschen Besatzungssoldaten, die für beide Parteien nicht ungefährlich sind.
    In manchen Punkten ein wenig zu vorhersehbar lasse ich mich dennoch auf diese Geschichte ein und werde nicht enttäuscht. Christine Kabus beschreibt für mich Norwegen - das schon lange auf meiner Reisewunschliste steht - mal in bunten, mal in tristen Farben und mit jedem Satz spürt man ihre Begeisterung für Land und Leute. Während sich mir im Vergangenheitsteil Ereignisse zu Zeiten des Weltkriegs offenbaren, von den ich bis dato wenig wusste, hat mich der Gegenwartsteil an manchen Stellen ein wenig enttäuscht. Zu glatt, fast schon ein wenig kitschig, fügten sich hier manche Teile zusammen. Die Charaktere waren mir manchmal ein wenig zu schwarz oder weiß und dennoch habe ich diesen Roman gerne gelesen und im Urlaub direkt verschlungen. Ausgesprochen gut gefallen haben mir die Beschreibungen über Land und Leute, die mir wirklich Lust auf Norwegen machen. Ich vergebe vier von fünf Sternen und eine Leseempfehlung für alle Norwegen Fans, oder die, die es werden wollen. 

  4. Cover des Buches So weit die Füße tragen (ISBN: 9783404183449)
    Josef Martin Bauer

    So weit die Füße tragen

     (85)
    Aktuelle Rezension von: AnjaLG87

    "So weit die Füße tragen" hat sich mittlerweile als vermutlich unwahre und fiktive Geschichte herausgestellt, nicht als der Tatsachenbericht, der er zu sein vorgibt. Nichtsdestotrotz, auch als rein fiktive Geschichte, fand ich das Buch total spannend: Die Flucht eines Mannes vom sibirischen Ostkap Tausende von Kilometern weit zurück nach Hause, durch verschiedene Länder, Jahreszeiten, Gefahren usw. wird so anschaulich und mitreißend erklärt, dass man immer weiterlesen und erfahren will, ob er es schafft. Im Jahr der Entstehung des Romans war es wohl normal und "zeitgemäß", aber die Einteilung aller Menschen in Gut und Böse, in Schwarz und Weiß, hat mich beim Lesen doch ziemlich gestört. Die deutschen Kriegsgefangenen und die einfachen sibirischen Bauern sind herzensgute Menschen mit guten Zielen, aber alle, die im Ostblock-System als Soldaten, Grenzbeamte usw. tätig sind, werden - auch optisch - als fies, böse usw. beschrieben. Trotz dieser Schwäche und "Einfältigkeit", konnte mich die geschilderte Flucht mit all ihren Widrigkeiten wirklich packen, weshalb ich den Roman - mit dem Wissen, dass es sich um Fiktion handelt - für nervenaufreibende Lesestunden empfehlen kann. 

  5. Cover des Buches Die Frau des Botschafters (ISBN: 9783423144643)
    Stefan Moster

    Die Frau des Botschafters

     (27)
    Aktuelle Rezension von: Arizona

    Cover

    Ein langer Holzsteg, der sich weit ins Meer erstreckt, ein trüber, wolkenverhangener Himmel. So wird schon hier eine etwas melancholische Stimmung vermittelt, aber vielleicht soll der Rettungsring ein Symbol für die Hoffnung darstellen...


    Autor

    Stefan Moster ist 1964 in Mainz geboren, und lebt als Autor, Übersetzer, Lektor und Herausgeber mit seiner Familie in Finnland. Es sind bereits zwei Romane von ihm erschienen.

    Verlag

    Der Mare Verlag hat wirklich ganz ausgewählte Bücher in seinem Programm, da lohnt es sich durchaus mal einen Blick auf die Homepage zu werfen...

    Inhalt

    Ein Buch über eine ungewöhnliche Freundschaft, und zwar zwischen Oda, der Gattin des deutschen Botschafters in Helsinki, sowie Klaus, der ein Nachbarn der Botschaftervilla ist. 

    Erzählt wird vom Leben der Frau des Botschafters, davon wie einsam Oda sich fühlt in ihrer herrschaftlichen Villa mit Blick auf die Ostsee. Sie fühlt sich gelangweilt vom Diplomatenleben, das mehr Schein als Sein ist. Ein Großteil der Arbeit als Diplomat besteht eben aus dem Repräsentieren. Und für seine Frau bedeutet dies, einfach nur an der Seite ihres Mannes zu stehen. Ihren eigenen Beruf als Journalistin musste sie aufgeben. Ihr Mann Robert ist vollständig eingespannt in seinen Dienstplan. Und da kommt der bodenständige Klaus mit seinem Boot daher, ein älterer Mann aus der Nachbarschaft, und er wirft ihr einen Fisch auf den Steg... Das ist der Anfang einer platonischen Freundschaft. Auch Klaus, der das Kind eines deutschen Soldaten aus dem zweiten Weltkrieg ist, hat an seiner Vergangenheit zu tragen. Aber er bildet eben auch einen Gegenpol zu ihrer Scheinwelt mit ihren Empfängen -  er geht angeln, fährt mit dem Boot etc. und steht so für das "echte" Leben. Hier finden sich zwei einsame Seelen. In Odas Beziehung zu ihrem Mann Robert gibt es noch ein gravierendes Problem, denn sie haben haben einen schwer behinderten Sohn, Felix, der in Deutschland in einem Pflegeheim lebt. Oda besucht ihn regelmäßig, und wir erfahren, wie sie und alle Beteiligten mit dieser Behinderung umgehen.


    Bewertung

    Vor allem fällt die Sprache des Romans positiv auf, er ist sehr fein erzählt, aber eben auch mit einer melancholischen Grundstimmung. Die Besonderheit des Romans ist die Erzählperspektive, und zwar wird die gesamte Geschichte erzählt vom Bibliothekar der deutschen Bücherei. Das ist am Anfang doch etwas befremdlich, da er nur eine Nebenfigur ist, aber zum Schluss klärt sich alles noch auf. Dadurch wirkt alles etwas distanziert, aber so wird es auch nie kitschig. Die Sprache ist sowohl nüchtern als auch lyrisch, und so passt sie auch zur herben Landschaft des Nordens. Das zentrale Thema des Lebens mit einem schwer behinderten Sohn sowie auch die Suche nach Glück wirft viele Fragen auf und lässt einen doch sehr nachdenklich werden. Aber das Buch fängt auch die herbe Schönheit Finnlands ein. Eine Empfehlung für alle, bei denn es auch mal etwas melancholisch sein darf... denn auch so ist doch das Leben.  Ab und zu darf es doch auch mal ein Stück Zartbitter-Schokolade sein, oder?
  6. Cover des Buches Alle müssen mit (ISBN: 9783596035380)
    Lo Malinke

    Alle müssen mit

     (38)
    Aktuelle Rezension von: peedee

    Die Geschwister Inge, Klaus und Uwe haben seit Jahren keinen Kontakt zueinander – erst bei der Testamentseröffnung ihres verstorbenen Vaters kommt es zu einem Wiedersehen. Den Geschwistern wird mitgeteilt, dass das Erbe nur dann ausgezahlt wird, wenn sie gemeinsam nach Polen reisen, um dort die Asche ihres Vaters zu verstreuen. Ein Roadtrip der besonderen Art…

    Erster Eindruck: Das Cover ist sehr gut gelungen, der Buchtitel ist in die Strasse „eingebaut“ – gefällt mir.

    Das war für mich das zweite Buch von Lo Malinke, nach „Alle unter einer Tanne“. Jenes Buch, das sein Debüt war, hat mir ausgezeichnet gefallen. Etliche Klischees wurden zwar arg strapaziert, aber auf eine witzige, bissige Art. Daher war ich sehr gespannt auf das vorliegende Buch. Und?

    Wie mein Rezensionstitel schon verrät, kam es bei mir schweren Herzens zu einem Buchabbruch nach 135 von 335 Seiten. Normalerweise hat ein Buch (und somit der Autor) ca. 50 Seiten Zeit, mich zu überzeugen. Da ich dieses Buch unbedingt mögen wollte – schliesslich fand ich das obgenannte Debüt wirklich toll –, gab ich ihm viel mehr Zeit (und Seiten). Ich merkte jedoch mit jeder weiteren gelesenen Seite, dass es mich einfach so gar nicht packt. Mich interessieren z.B. menschliche Ausscheidungen jedwelcher Art überhaupt nicht (und sie bieten für die Geschichte auch keinen Mehrwert). Ich konnte zu keiner einzigen Person eine Beziehung aufbauen – alle haben mich nur genervt und ich habe fortlaufend den Kopf geschüttelt. Die Geschwister Inge, Klaus und Uwe haben seit Jahren nicht miteinander gesprochen und jeder macht dem anderen insgeheim Vorwürfe. Darüber sprechen? Sicher nicht! Inge idealisiert ihren verstorbenen Vater, auf den Klaus sehr wütend ist. Uwe wirkt spätpubertär und ist eher gleichgültig – er hat andere Sorgen mit sich selbst und seinem Liebesleben. Das wiederum – Uwe ist schwul – ist für Klaus offenbar ein schwieriger Punkt. Inge und ihre Tochter Jule haben sich im Grund der Dinge auch nicht viel zu sagen. Diese Vierergruppe muss also mit dem Notariatsgehilfen den Roadtrip nach Polen unternehmen, um das Erbe antreten zu können. Aber was gibt es überhaupt zu erben? Was erhoffen sich die Geschwister von dieser Reise? Eine bessere Beziehung zueinander?

    Auf dem Cover steht „Ein unvergesslicher, erhellender Roadtrip.“ – diesem Votum kann ich mich leider nicht anschliessen. Von mir gibt es aufgrund des Buchabbruchs leider nur 1 Stern, schade.

  7. Cover des Buches Als Mrs Simpson den König stahl (ISBN: 9783458359371)
    Juliet Nicolson

    Als Mrs Simpson den König stahl

     (13)
    Aktuelle Rezension von: Claudia-Marina
    England 1936. Gerade erst ist die 19-jährige May Thomas aus Barbados in England angekommen, als sie schon eine Stelle als Chauffeurin bei Sir Philip Blunt antritt. Mit ihrem offenen und herzlichen Wesen wird sie schnell von allen ins Herz geschlossen, doch besonders von Sir Blunts Nichte Evangeline, die bald ebenfalls in Chuckmere Park einzieht und mit ihrer impulsiven Art alles durcheinander wirbelt. Das mag ja noch sympathisch und herzerfrischend sein, doch eine andere Tatsache wird sie, und dadurch auch May, sehr bald in den Mittelpunkt der brodelnden Gerüchteküche bringen. Evangeline steht in engem Kontakt mit Wallis Simpson – und die hat eine Affäre mit dem König. Ein Skandal im prüden England, zudem Wallis geschieden und in zweiter Ehe verheiratet ist.

    Für May hät ihr Leben in England hingegen eine ganz andere Hürde parat. Sie verliebt sich in den jungen und engagierten Studenten Julian – eine Verbindung, die so gar nicht standesgemäß ist.

    Wenn diese kurze Inhaltsangabe für einen von euch schon verwirrend sein mag, dann kann ich euch versichern – das Buch ist es auch. Es gibt für mich keinen erkennbaren roten Faden, kein konstantes Thema; außer die Affäre des Königs mit Wallis Simpson, und auch die kommt für meinen Geschmack zu kurz. Es geht weniger um die Affäre und den Skandal an sich, als um das, was in dieser Zeit bei den anderen Protagonisten passiert und wie diese am Rande in den Skandal verwickelt sind.

    Klingt eigentlich spannend, doch leider hapert es an der Umsetzung. Juliet Nicolson ist für meinen Geschmack zu sprunghaft in ihren einzelnen Episoden um Evangeline, May und Julian. Ich hatte eine Protagonistin – nämlich May – erwartet – und stattdessen bekomme ich drei. Zu viele, zumal Nicolson versucht, allen gerecht zu werden. Dadurch bleiben die Charaktere leider zu oberflächlich, um wirklich berühren zu können.

    Als Mrs. Simpson den König stahl bleibt so eine kurzweilige Lektüre für zwischendurch, die aufgrund ihres Themas durchaus Potential zu einem wirklich spannenden und emotionalen Roman gehabt hätte. Nicolson schreibt ansprechend und elegant, doch leider bleibt sie in der Mittelmäßigkeit hängen. Schade.
  8. Cover des Buches Die Illusion des Getrenntseins (ISBN: 9783458360766)
    Simon Van Booy

    Die Illusion des Getrenntseins

     (80)
    Aktuelle Rezension von: Anna625

    Dies ist die Geschichte Martins. Oder eigentlich eher die Geschichte dessen, wie er zu seiner Familie fand. Denn Martin ist ein Findelkind und der Weg, der ihn zu seinen Adoptiveltern führte, ein dichtes Geflecht aus den verschiedensten Personen und Ereignissen.
    Eingeleitet wird der Roman mit der Erkenntnis Martins, dass die Menschen, die ihn liebevoll aufgezogen haben, nicht seine leiblichen Eltern sein können. Was folgt sind mehrere mal kürzere und mal längere Kapitel aus der Perspektive verschiedener Menschen, deren Schicksale alle auf die eine oder andere Art mit dem Martins verknüpft sind. Manche in der Gegenwart, manche in der Vergangenheit, einige mit direktem Einfluss auf das Leben Martins und andere nur ganz lose damit verknüpft.

    Zu Beginn hatte ich einige Schwierigkeiten mit dem Roman, da mir die Verbindungen zwischen den einzelnen Figuren nicht klar war; recht schnell ergibt sich aber ein sehr schönes und überraschend schlüssiges Netz aus den verschiedenen Strängen, das die Handlung wirklich sehr gut trägt und am Ende des Romans sehr stimmig wirkt. Anfangs hatte ich die Befürchtung, es könnte dem Roman etwas an Tiefe fehlen, weil der recht leichte Schreibstil das für mich suggeriert hat; aber auch das hat sich als vollkommen unbegründet herausgestellt. Im Nachhinein war ich sogar sehr froh über den lockeren Stil, weil es ihm gelingt, genau die richtige Prise Leichtigkeit in das schwierige Thema (die Geschichte spielt während des 2. Weltkrieges) und die teils berührenden Einzelschicksale hineinzumischen, sodass die Geschichte zwar emotional ist, aber nicht zu traurig o. Ä. wird.
    Und nach den anfänglichen Zweifeln war ich dann auf einmal so sehr im Lesefluss, dass ich irgendwann aufgeblickt und festgestellt habe, dass die Geschichte schon fast wieder vorbei ist. Auch jetzt nach dem Lesen bin ich noch sehr beeindruckt von dem erzählerischen Geschick des Autors und der Wärme, die die Geschichte transportiert.

    "Die Illusion des Getrenntseins" ist ein Buch, das mich wirklich positiv überrascht hat, und ich bin froh, so spät im Jahr noch ein kleines Highlight von meinem SuB befreit zu haben. Wer es noch nicht kennt - Leseempfehlung!

  9. Cover des Buches Der Zug der Waisen (ISBN: 9783442481613)
    Christina Baker Kline

    Der Zug der Waisen

     (187)
    Aktuelle Rezension von: RORO

    Mit neun Jahren verliert Vivian Daly ihre gesamte Familie. Danach wird sie gemeinsam mit anderen Waisen in einen Zug verfrachtet, und in den mittleren Westen geschickt, wo die Kinder ein neues Zuhause finden sollen. Doch es ist eine Reise ins ungewisse, denn nicht alle erwartet ein liebevolles Heim. Auch Vivian stehen Schwierigkeiten bevor... Erst Jahrzehnte später, als sie auf die rebellische Molly trifft, bekommt sie die Chance ihre Geschichte zu erzählen.

    Das Buch war einfach nur wunderschön. Die Geschichte selbst war unglaublich emotional, und ich konnte nicht aufhören, weiterzulesen. Der Schreibstil war unglaublich packend, und die Geschichte wurde richtig schön rübergebracht. Vivians Lebensgeschichte hat mich sofort in den Bann gezogen, und ich war wirklich traurig, als ich dad Buch beendet habe. Alles wurde so unglaublich realistisch erzählt, dass man sich so gefühlt hat, als ob man selbst in der Geschichte war.

    Definitiv ein Buch, dass ich weiterempfehlen kann.

    5 von 5 Sternen 🌟 


  10. Cover des Buches Mandeljahre (ISBN: 9783492304979)
    Katrin Tempel

    Mandeljahre

     (49)
    Aktuelle Rezension von: Melanie_Ludwig

    Inhalt

    Als Katharina Nicklas die Jugendstilvilla ihrer Familie an der pfälzischen Weinstraße entrümpelt, findet sie im Keller Aufzeichnungen ihrer Urgroßmutter Marie. Die sensible Ehefrau eines gnadenlosen Großunternehmers schreibt darin über den Aufstieg und Fall einer Kaffeeröster-Dynastie in der ersten Hälfte des letzten Jahrhunderts – und über ihre geheime Liebe zu einem naturverbundenen Mandelbauern ...


    Mir hat das Buch gefallen. Es wurde gut erzählt wie es zur Zeit des Krieges und dlavor mit der Familie und der Kaffeerösterei ausgeht. 

  11. Cover des Buches Hoffnung eines neuen Tages (ISBN: 9783957346827)

    Hoffnung eines neuen Tages

     (54)
    Aktuelle Rezension von: LeseBlick
    Inhaltsangabe
    Während der Erste Weltkrieg seinen unheilvollen Lauf nimmt, versucht die junge Demy in Berlin weiter unermüdlich, sich und ihre Schützlinge durch die schwere Zeit zu bringen. Als sie unter der Last zusammenbricht, steht ihr Philippe Meindorff unverhofft zur Seite. Doch dann erhält die Familie eine niederschmetternde Nachricht, die alles erneut ins Wanken bringt...

    Anki und Robert geraten in Petrograd in die Unruhen der Februarrevolution und müssen mit den vier Fürstenkindern fliehen. Bei dem fast aussichtslosen Versuch, nach Berlin zu entkommen, wird die Schicksalsgemeinschaft auseinandergerissen. Wird das nahe Kriegsende alle wieder zusammenführen?

    Meine Meinung
    Nachdem St. Petersburg und die Geschichte um Anki und Robert im zweiten Band der Reihe einen großen Part eingenommen hatten, tritt im dritten Band wieder Berlin mehr in den Mittelpunkt. Dort verfolgen wir die Geschichte der jungen Demy weiter. Ihr Charakter ist kaum noch mit der kleinen Demy zu vergleichen, welche wir im ersten Band der Reihe kennengelernt haben. Mit jedem Band wächst sie über ihre Mittel, Möglichkeiten und auch Kräfte hinaus. Doch irgendwann erreicht jeder seine Grenze. So geschieht es ihr gleich zu Beginn des finalen Bandes, dass sie schwer erkrankt und das Haus mit den vielen Seelen, welche Demy bei sich aufgenommen hat, ohne sie zurechtkommen muss.
    An ihrer Seite steht Philippe Meindorff. Habe ich mir ja im zweiten Band schon mehr erhofft bei den beiden, kam es nicht dazu. Demy blockt eventuelle Zuneigung immer wieder ab, aber ich mag Philippe seine Hartnäckigkeit und es war schön zu verfolgen, dass er Demy in dieser schwierigen Zeit unterstützt und ihr aufzeigt, dass das Leben auch ohne ihre guten Taten weitergeht.

    Bisher haben wir das Kriegsgeschehen aus der Sicht von Hannes Meindorff betrachten können, welcher sich vor allem an der französischen und belgischen Front beweist. Im finalen Band tritt seine Ehefrau Edith ein wenig in den Vordergrund. Sie hat sich als Krankenschwester gemeldet und versucht mit allen Mitteln den verwundeten Soldaten zu helfen, wo sie nur kann. Das Schicksal will es so, dass sie dort auf einen Bekannten ihres Schwagers Philippe trifft. Dieser benötigt dringend Hilfe. Und sie erfährt Dinge, die ihr Leben komplett verändern werden.

    Anki, ihr geliebter Robert und die vier Chabenski-Töchter versuchen unterdessen einen Weg aus Petrograd zu finden. Die Gefahr, dass der Feind die vier Kinder als Adlige erkennt, ist einfach zu groß.

    Aber Gefahr lauert auch in Berlin. Philippes langjähriger Feind Karl Roth kann immer noch nicht von ihm lassen. Zu groß ist sein Rachedurst. Er will Philippe treffen und er weiß auch schon genau wie.

    Für mich der wohl spannendste Part war, ob die Autorin hier alle Erzählstränge im finalen Band vereint. Nachdem sich die verschiedenen Familien im ersten Band aufgrund kriegsferner Gründe verzweigten, wäre eine Zusammenführung zum Kriegsende doch ein toller Abschluss für die Meindorff-Saga.
    Wie die Autorin diese Reihe dann zu einem Abschluss bringt, stimmt mich glücklich. Anfänglich hätte ich es nicht gedacht, aber die Autorin schrieb hier eine Geschichte, an die und deren Charaktere ich mich noch lange erinnern werde.

    Ein großes Lob kann ich auch im dritten Band der Reihe wieder aussprechen, weil sich das Buch durch den sehr flüssigen Schreibstil sehr angenehm lesen lässt und als Geschichtsliebhaberin merke und liebe ich die sehr gute Recherche über die Zeit und die Zustände des 1. Weltkrieges.

    Mein Fazit
    Wer interessiert ist an faszinierenden Charakteren, die sich in einer Geschichte mit jedem Band weiterentwickeln, und verschiedenen Einblicken in die Zeit des 1. Weltkrieges, der sollte unbedingt zu der „Meindorff-Saga“ von Elisabeth Büchle greifen. Denn diese Reihe ist nicht nur optisch ein Genuss.

  12. Cover des Buches Damenwahl (ISBN: 9783462040685)
    Alice Schwarzer

    Damenwahl

     (4)
    Aktuelle Rezension von: CocuriRuby

    Das Buch entstand zum 90. Geburtstag des Frauenwahlrechts. Dafür wurden Politikerinnen nach ihr erstes Mandat und Erfahrungen in der Politik gefragt und hier in 18 Porträts verfasst.

    Außerdem ein kurzes Wort der ersten BundeskanzlerIN und hinten im Buch findet man noch eine kurze geschichtliche Zusammenfassung der Geschichte des Frauenwahlrechts und einen Beitrag über Gender Gap.

    Buch von 2008 – also nicht unbedingt aktuell – witziger weise, machte genau das es schon wieder interessant, weil man bei den Frauen, die heute noch in der politischen Welt präsent sind sehen kann, was dessen Vorstellungen oder Ansichten damals waren und man z.T. jetzt 10 Jahre später sehen kann, wie sie offensichtlich von der Politikmühle durchgedreht wurden.

    Schon etwas erschreckend zu sehen – insbesondere bei Frau Merkel.

    Manche Porträts fand ich gut, manche relativ langweilig.

    Am besten haben mir die Porträts von Ursula Männle und Christina Thoben gefallen – sehr beeindruckende Frauen.

    Der Einblick, den einen das aber in die Politik gibt – als Frau in einer Männerdomäne – und zu lesen, womit sie sich rumschlagen mussten, ist schon interessant.

  13. Cover des Buches Die Wege des Herrn (ISBN: 9781482372328)
    Christian Döring

    Die Wege des Herrn

     (4)
    Aktuelle Rezension von: irismaria

    In "Die Wege des Herrn" geht es um den jungen Andreas. Er kommt aus einer behüteten Pfarrersfamilie  und möchte in Berlin sein Theologiestudium beginnen. Durch Zufall lernt er die flippige Salome kennen und Frau Dr. Pfefferle, eine ungewöhnliche ältere Dame kennen. In Berlin freunden er und Salome sich an und geraten in eine kriminelle Geschichte hinein.

    Das Besondere an "Die Wege des Herrn" ist, dass die Geschichte als Blog-Roman von 11 Autorinnen und Autoren geschrieben wurde und die Handlung zu Beginn nicht feststand. Überraschenderweise lässt sich das Buch flüssig lesen und es gibt einige Überraschungen.

  14. Cover des Buches Ich war dabei (ISBN: 9783733501051)
    Gudrun Pausewang

    Ich war dabei

     (20)
    Aktuelle Rezension von: HEIDIZ

    Gudrun Pausewang war dabei - sie schrieb Geschichten gegen das Vergessen nieder - das der Untertitel des Büchleins "Ich war dabei" der Autorin, die am 3. März 1928 in Mladkov (Wichstadtl) in der Tschechoslowakei geboren und am 23. Januar diesen Jahres in Bamberg verstarb. 

     

    Ich las und lese ihre Bücher immer wieder gern. Sie sind so lebendig und es ist so gut, dass sie geschrieben wurden. Sie schreibt in diesem Buch Erzählungen über den Nationalsozialismus, die sich sehr lebendig lesen, die mich nachdenklich und schon fast fassungslos zurücklassen. 

    Das Buch beinhaltet 20 Geschichten, lebendig erzählt. Die Geschichten sind biografisch geprägt. Die Autorin schildert Begebenheit aus ihrer Kindheit. Ihre Geschichte ist praktisch die Geschichte der NS-Zeit, ihre Erlebnisse geben das wider, was damals passierte. Liest sich lebendig und Gänsehaut produzierend. Man spürt, dass die Autorin dies alles selbst erlebt hat. 

     

    Sie schreibt nicht anklagend, sie schreibt spannend und authentisch. Während des Lesens fühlt es sich an, als säße man mit der Autorin auf dem Sofa und sie würde einem ihre Geschichten erzählen.

     

    Leseprobe:
    ========

     

    Seitdem sitze ich jedes Mal, wenn mich mein Spaziergang an seinem Garten vorbeiführt, eine Weile bei ihm: bei schönem Wetter unter seiner Trauerweide, bei Regenwetter auf der überdachten Terrasse seines Gartenhauses. ...

  15. Cover des Buches Japan, Geschichte und Kultur. Das Inselreich in Tradition und Fortschritt (ISBN: 9783766703217)
    William Scott Morton

    Japan, Geschichte und Kultur. Das Inselreich in Tradition und Fortschritt

     (1)
    Aktuelle Rezension von: Admiral
    Das Buch "Japan: Kultur und Geschichte. Das Inselreich in Tradition und Fortschritt" (1970) von William Scott Morton ist wird tatsächlich mehr oder weniger dem Titel gerecht: denn es ist eine Abhandlung über die komplette Geschichte Japans von den mythologischen/prähistorischen Anfängen zu einer vorsichtigen Zukunftsprognose anhand der derzeiten Gesellschaftseinstellung und der Wahlergebnisse vom Januar 1970.



    Ich denke, eine Zusammenfassung kann ich mir sparen. Zwar gehe ich nicht davon aus, dass jeder, der das hier liest, eine fundierte Ahnung der japanischen Geschichte hat, doch ist reines Faktenwissen heutzutage in großem Umfang leichtzu bekommen. Dabei denke ich primär an Wikipedia und sekundär an die unzähligen kleineren Seiten, die in sekundenschnelle über Google zu finden sind (hab eben probehalber mal gegoogelt und mit dem Suchtitel "japanische Geschichte" natürlich direkt 5 Hps gefunden, die zumindest dem Namen/Titel nach das Thema behandeln). Stattdessen will ich direkt zu einzelnen Aspekten und einer direkt eingeflochtenen Bewertung übergehen.
    Positiv fällt auf, dass Morton einen scheinbar hohen narrativen Anspruch hat und ihn mit einem minimalen Fundament an Wissenschaftlichkeit zu verbinden sucht. Dafür sprechen einerseits die stellenweise echt saubere Lesbarkeit und andererseits die Fussnoten (S. 275-7), sowie die immer wiederkehrenden wörtlichen Zitate (ausschließlich in dt. Übersetzung). Die ersten beiden Drittel des Buches (S. 7-196; Thema: Anfänge bis Meiji-Restauration) lassen sich wunderbar verständlich runterlesen, während Morton nur punktuell in eine Art trockene Nacherzählung verfällt (zB der direkte Anfang). Mit dem Kapitel "13 Die Meiji-Restauration und die Modernisierung Japans. 1868-1912" bis zum Ende nimmt erzähltechnisch dann doch die trockene Nacherzählung die Oberhand. Zusätzlich tauchen hier auch (verstärkt ?) Rechtschreib-/Tippfehler auf (zB Japn statt Japan), was in einem Buch (Korrekturleser aus Freundeskreis/Familie + Lektorat !) nicht passieren sollte. Zur Wissenschaftlichkeit andererseits sollte ich wohl sagen, dass sie doch sehr rudimentärer Natur bleibt. Die Fussnoten beschränken sich auf eine Anzahl von gerademal 42, was für ein Buch von etwa 270 Seiten Fließtext natürlich schon rein quantitativ viel zu wenig ist. Da helfen auch die oft in den Text eingebundenen Quellenzitate kaum raus. Hier wurde wohl versucht, das Buch einem breiteren unwissenschaftlichen Publikum zugänglich zu machen. Ob das funktioniert/es sich gelohnt hat, weiß ich nicht genau. Ein netter Versuch war im letzten Kapitel die Voraussicht auf künftige Tendezen in der weiteren japanischen Entwicklung.  Der Buchtitel lässt genau das erwarten, nur kommt dieser Ausblick doch etwas spät, kurz und unfundiert vor.

    Bedauerlich ist, dass sich das Buch in seiner Darstellung doch wieder auf eine personengebundene Geschichtserzählung stützt. Es kommen zwar immer mal wieder methodischem, kultur-, kunst-, sozial- und politikhistorische Exkurse vor (Verfassungen: zB S. 33f. und 213-8; Quellenmethodik: zB S. 38-40; etc.), doch sind sie klar in der Unterzahl. Die Darstellung entspricht dem althistorischen/antiken Bild des großen und wichtigen Individuums, das die Geschichte durch seine Un-/Taten vorantreibt. Es fehlt deutlich Themen- und Strukturgeschichte (vgl. dazu methodisch Colin Wells: Das römische Reich. Es hat abwechselnd ereignis- und strukturhistorische Themen).

    Angenehm hilfreich sind allerdings noch die 4 gebündelten Bilderkompilationen (insgesamt 32 kommentierte Bilder, wobei allerdings auch Bilder 15 und 16 fehlen). Eine sehr fragmentarische und etwas unübersichtliche/verwirrende Zeittafel, eine recht ausführliche Lioteraturliste und ein Register sind dem Fließtext noch beigefügt.



    Edit.
    Um ehrlich mit euch zu sein, wollte ich (bevor ich mit dem Schreiben dieser "Rezension" began) dem Buch noch 4-5 Sterne geben. Nun sind es doch nur 2 geworden ! Das liegt daran, weil mir erst im Rückblick und mit Hilfe einiger Distanz die vielen Makel aufgefallen sind, die sich mMn nicht so leicht übersehen oder wegdiskutieren lassen. Tatsache scheint wohl zu sein, dass ich wohl noch kein wirklich gutes (!) Buch über japanische Geschichte gelesen habe und mir deshalb die differenzierte Bewertung nicht so leicht fällt.

  16. Cover des Buches Feldwebel 2 (ISBN: 9783941757417)
    Frank Goldammer

    Feldwebel 2

     (4)
    Aktuelle Rezension von: ewigewelten
    Im Krieg um das letzte Öl haben sich die Weltmächte selbst zerstört. »Brainstorm« hieß die zentrale Katastrophe, die ein Feldwebel auf mysteriöse Weise überlebt hat. Frank Goldammers Fortsetzung seines Epos schließt mit nur einer dünnen Naht an »Die elfte Plage« und treibt seinen ruhelosen Protagonisten weiter. Doch Feldwebel hat seinen Namen wiedergefunden.

    Als David Koon flüchtet Feldwebel mit Vera noch immer vor dem Sturm der Affen von Frankfurt aus über die Alpen. Erst allmählich beginnt er, zu ahnen, wie dunkel seine Vergangenheit wirklich war. Er kämpft mit seiner Kriegsneurose – mal funktioniert er kühl, um zu überleben, dann dreht er plötzlich durch, wenn ihm seine Situation bewusst wird, bekommt Lachanfälle oder stößt die Menschen vor den Kopf, die seine letzten Verbündeten sind. Frank Goldammer schafft mit David einen zerrissenen Charakter, einen glaubhaften Traumatisierten, der jedoch den Leser immer auf Distanz hält. Für einen Soldaten wirkt er zu gedankenverloren, geradezu philosophisch, die Frage, weshalb man ihn für dieses Schicksal wählte, bleibt. Die vielen Zwiegespräche – Dialoge und Monologe – driften leicht in ein Theoretisieren, ein paar weniger Gedanken hätten die Philosophie vielleicht besser wirken lassen und die Beschreibungen aufgelockert.

    Doch die Charaktere sind lebensecht und emotional. Goldammer vermittelt ihre Gedanken mit hoher Empathie und bringt dem Leser all ihre Gefühle nahe, von Hass und eiskalter Ignoranz, dem nackten Überlebensdrang, bis hin zu Sehnsucht und tiefem Vertrauen – alle Blickwinkel kann der Leser nachvollziehen und die traurige Übersichtlichkeit der Figuren erlaubt eine tiefgreifende Charakterisierung: Eine Frau, ein Mann, ein Junge und ein Mädchen – sie alle sind nachdenklich, emotional und gewissermaßen skrupellos – denn sie alle kämpfen sich durch. Groteske Situationen (zum Beispiel mit Leichen) gehören zum Alltag, sind vielleicht aber auch zu viel des Entsetzlichen:

    Was für eine beschissene Welt, dachte er.

    Mittlerweile schmerzten alle seine Wunden wieder, als wären sie frisch, und besonders seine linke Schulter machte ihm zu schaffen. 

    Wir sind zwar resistent gegen »Brainstorm«, aber ansonsten kaputt im Kopf und kaputt im Körper, dachte er bitter.

    Unter größter Anstrengung trug er die Jungs nach draußen, kniete am Grab nieder und legte sie vorsichtig auf ihren Vater.

    »Jetzt noch die Mama«, sagte er leise und stützte sich auf seine Hände. Er war völlig fertig und wollte eiegtnlich nur noch schlafen. Es war so herrlich warm hier draußen, er hätte gleich im Gras liegen bleiben können.

    Die meiste Zeit wartet man auf mitreißende Action wie auf den Sturm, der der Ruhe folgt: Davids Geschichte ist eine Flucht, mal panisch und mal quälend still. Eine Flucht, eine Suche und immer wieder die faszinierende Verzweiflung von Menschen, die bei Null anfangen, weil sie alles verloren haben – ohne heimlichen Voyeurismus kommt dieses Buch nicht aus.

    Über die Katastrophe zeigt Goldammer das Tiefste in den Menschen, den letzten Rest, der sich aus dem Verborgenen gräbt, wenn die Gesellschaft ihren Einfluss verliert. Die Überlebenden um »Feldwebel« schweigen über ihre Vergangenheit, kämpfen ohne zu zögern, fliehen ohne zurückzublicken – und hoffen gemeinsam auf eine neue Zukunft.
  17. Cover des Buches Zeit der großen Worte (ISBN: 9783570312070)
    Herbert Günther

    Zeit der großen Worte

     (26)
    Aktuelle Rezension von: AddictedToBooks

    Klappentext:
    Sarajevo - ein Wort mit einem wunderbar weichen Klang. Der vierzehnjährige Paul schnappt es im Vorübergehen auf. Doch was in seinen Ohren wie eine Zauberformel klingt, kündigt die erste große Katastrophe des 20. Jahrhunderts an. Pauls Alltag ist geprägt von ganz anderen, von pathetisch aufgeladenen Worten, die die Kriegsbegeisterung schüren. Pauls Vater und sein bewunderter großer Bruder melden sich als Freiwillige. "Weihnachten sind wir wieder zu Hause!" Mit diesen Worten verabschieden sie sich. Doch alles kommt ganz anders als erwartet und Pauls Familie zerbricht fast an diesem Krieg, der sich vier Jahre hinziehen wird. Immer dringlicher wächst in Paul die Frage danach, wie seine Zukunft aussehen wird, danach, was sich hinter den großen Worten verbirgt, und welches seine, Pauls Worte, sein könnten.

    Ich hatte schon mehr Bücher über die beiden Weltkriege, vor allem über den ersten Weltkrieg, gelesen, aber keines hat mich bis jetzt so berührt wie "Zeit der großen Worte". Die Geschichte über Paul und seinen großen Bruder Max, sowie Ida und Pauls Eltern hat mich wirklich tief berührt. Auch finde ich das Buch richtig realitätsnah geschrieben. Die schreckliche Zeit vor und während des Kriegs ist genau beschrieben, man kommt sich fast so vor, als wäre man auch dabei. Ich habe mit Paul mitgefiebert, mit ihm gehofft, geweint und mich mit ihm gefreut. Außerdem durfte ich seine Verwandlung vom kleinen Paul zu einem starken, erwachsenen Paul miterleben, was mir sehr, sehr gut gefallen hat.
    Der Schreibstil war wunderschön und, wie vorhin schon erwähnt, sehr bildhaft beschrieben. Das Buch war leicht zu lesen und mir haben die vielen Gefühlsausbrüche bei mir selbst auch sehr gut gefallen, denn das zeugt von dem Talent des Autors, seine Leser so in seinen Bann zu ziehen.

    Deshalb erhält "Zeit der großen Worte" von mir verdiente 5 von 5 möglichen Sternen. Ich würde mir gerne eine Fortsetzung wünschen, aber ob es so weit kommt, weiß ich nicht. Auf jeden Fall möchte ich "Zeit der großen Worte" an dieser Stelle nochmal weiterempfehlen. Das Buch ist wirklich toll - traut euch und taucht ein in die Welt um den 1. Weltkrieg.

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