Bücher mit dem Tag "weltwirtschaftskrise"
35 Bücher
- Sara Gruen
Wasser für die Elefanten
(933)Aktuelle Rezension von: DouglasMcleod1980Ein Zirkus, eine Elefantendame namens Rosie, ein Tierarzt mit moralischem Kompass und ein sadistischer Zirkusdirektor – klingt wie die Besetzung eines WG-Castings, das das Känguru organisiert hätte.
Sara Gruens Roman ist eine Mischung aus Nostalgie, Tierliebe und der Erkenntnis, dass Menschen in glitzernden Kostümen genauso kaputt sein können wie Menschen in Anzügen. Die Geschichte ist berührend, die Figuren lebendig, und Rosie verdient definitiv mehr Gehalt.
Fazit: Wenn du Zirkus magst, aber keine Clowns, und du beim Lesen gern zwischen „Hach, schön“ und „Oh nein, bitte nicht“ schwankst – dann ist das dein Buch.
- Martin Suter
Der Koch
(498)Aktuelle Rezension von: rkuehneEin wirklich solides Buch um einen tamilischen Koch der eine Kreation entwickelt, die unerwartet aphrodisierend wirkt und daraus ein Geschäftsmodell macht. Angenehm geschrieben, hat ein gutes Tempo und liest sich gut weg. Die Rezeptdetailliertheit war mir an manchen Stellen zu viel und die Parallelgeschichte um das Drama der Tamilen in Sri Lanka hat für mich nie die Distanz zur Hauptgeschichte überwinden können. Aber gute Unterhaltung.
- Erich Kästner
Fabian
(335)Aktuelle Rezension von: LolyZum Inhalt:
Dr. Jacob Fabian ist Germanist und arbeitet als Werbetexter in Berlin. Er stürzt sich in erotische Abenteuer, trinkt mit Reportern und versucht, im stürmischen Treiben der Großstadt an seinen Idealen festzuhalten. Doch die Stadt bewegt sich im Zickzack und die demokratischen Grundlagen der Weimarer Republik geraten zunehmend ins Wanken. Als Fabian die junge Anwältin Cornelia in einem Bildhaueratelier kennenlernt, verändert sich sein Leben und die beiden verlieben sich – doch ihre Liebe soll nicht von Dauer sein.
Mein Eindruck:
Ich habe in diesem Wintersemester ein Seminar zu Erich Kästner belegt und dafür dieses Buch gelesen, doch das Cover ist mir schon eine ganze Weile vorher gelegentlich in der Buchhandlung aufgefallen, weswegen es mich gefreut hat, es auf der Lektüreliste zu finden.
Besonders nach ‚Emil und die Detektive und Emil und die drei Zwillinge‘ und ‚Das fliegende Klassenzimmer‘ war ich gespannt darauf, wie anders Kästner für seine erwachsene Leserschaft geschrieben hat und ein Unterschied war definitiv erkennbar. Wo in seinen Kinderbüchern die Hoffnung und die Kraft des Guten einen großen Raum einnehmen, ist diese in ‚Fabian‘ so gut wie gar nicht zu finden. Mir ist bewusst, dass es sich um eine gesellschaftskritische Perspektive handelt und es gefiel mir, wie unverblümt er manche Umstände und Situationen geschildert hat. Doch irgendwie wurde die triste Atmosphäre, in der selbst die kleinste Flamme der Hoffnung sofort erlischt, nach einigen Seiten langweilig und fade. Sie deprimierte und frustrierte mich, da Fabian kein flacher, schlecht konstruierter Charakter ist. Er hätte die Umstände, die seinen Alltag geprägt haben, definitiv verändern können, wenn er es genug gewollt und die Energie dafür aufgebracht hätte.
Fabian hat interessante Ansichten in Bezug auf das Leben und die Gesellschaft, deshalb war es für mich nicht ganz verständlich, warum er tatenlos zugesehen hat, wo er doch genau wusste, was die Probleme sind. Das hat die Authentizität seiner Ideale für mich aufgehoben, denn er hat sich so verhalten, als wäre die Tatenlosigkeit zu bequem für ihn und die Aussicht auf Besserung seine Energie nicht wert. Es hat den Eindruck erweckt, er würde sich dieser Welt, die er kritisch betrachtet, nicht wirklich zugehörig fühlen – als wäre er ein unbeteiligter Beobachter.
Genau da hat Kästner meiner Meinung nach alles richtig gemacht, denn die Geschichte hat mich mehrmals zum Nachdenken angeregt. Gleichzeitig hat es sich für mich so angefühlt, als hätte er es sich mit diesem Werk zu leicht gemacht und als würde ein bedeutender Teil zur endgültigen Vollendung fehlen. Hier sollte ich erwähnen, dass ich die zensierte Version und nicht ‚Fabian oder Ein Gang vor die Hunde‘ gelesen habe. Vielleicht würde meine Einschätzung anders ausfallen, hätte ich diese Version gelesen – wer weiß.
‚Fabian‘ zu lesen war auf jeden Fall interessant, besonders im Hinblick auf den Kontrast zu seinen Kinderbüchern. Kästners Schreibstil strahlt eine gewisse Intelligenz aus, was mir sehr gut gefällt, doch in diesem Werk hat mir, wie bereits erwähnt, einfach etwas gefehlt, um es genauso gut finden zu können, wie die anderen Bücher, die ich bereits von ihm kenne. An Fans seiner Arbeit würde ich es auf jeden Fall weiter empfehlen.
(https://book-souls.com/2025/05/19/fabian-von-erich-kaestner/)
- Hans Fallada
Kleiner Mann – was nun?
(241)Aktuelle Rezension von: BeustHans Falladas 1932 erschienenen Roman „Kleiner Mann - was nun?“ ist nicht nur mit seinem Titel bis in die heutige Zeit bekannt und aktuell. Der ganze Roman - die ersten gemeinsamen Jahre von Johannes Pinneberg und seiner Frau Emma „Lämmchen“ erzählt eine Geschichte von zeitloser Bedeutung. Die Pinnebergs kommen aus der schlesischen Provinz, wo sie in der kärglichen Engstirnigkeit der Kleinstadt zueinander finden und in ein Leben starten, das lauter Widrigkeiten aufhäuft, die gelichwohl niemals übertrieben, sondern vielmehr im Gegenteil als zeittypisch erscheinen. Die Hilflosigkeit Pinnbergs gegenüber seinen Chefs und später gegenüber dem Staat - ja: dem Teil des Staates, der für die Fürsorge zuständig wäre - ist schreiend ungerecht. Die Realitätsnähe dieser Ungerechtigkeiten, die plastischen Auswüchse der Hilflosigkeit, der sorgsam bewahrten Anständigkeit und der bis zum Schluss aufrecht erhaltene Wille, alles richtig zum machen, sind glaubwürdig, rührend und immer wieder auch gallenbitter komisch. Fallada hat ein Gespür für plötzlichen Witz - und muss ihn auch haben, weil sonst die Geschichte des fortwährenden Misserfolgs der liebenden Eheleute Pinneberg und Lämmchen mit ihrem „Murkel“ kaum erträglich wäre.
Pinnebergs Courage hält bis fast zur letzten Seite, doch dann ist die Sohle erreicht: „Ordnung und Sauberkeit: Es war einmal. Arbeit und sicheres Brot: Es war einmal. Vorwärtskommen und Hoffnung: Es war einmal. Armut ist nicht nur Elend, Armut ist auch strafwürdig, Armut ist Makel (…).“ (S. 546) Spätestens hier ist man froh über die sozialen Leistungen, die in Deutschland seit Kriegsende, insbesondere durch die deutsche Sozialdemokratie, erreicht wurden.
Ich war über die Frische des Textes, über die Farbkraft des Zeitdokumentes erstaunt, das mit unverstelltem Erzählfluss die Vergangenheit heraufbeschwört und dabei das Zeitlose transportiert. Ich freue mich auf die nächsten Romane von Fallada, die hier schon auf mich warten.
- Anne Jacobs
Rückkehr in die Tuchvilla
(67)Aktuelle Rezension von: MarinaHDie anderen bisherigen Teile der Tuchvilla habe ich verschlungen, ich habe es sehr genossen sie zu lesen und nach einiger Zeit die einzelnen Charaktere auch sehr lieb gewonnen. Dieser Band hat mich dann leider etwas enttäuscht.
Der Schreibstil war immer noch gut, er hat mich gepackt und ich bin schnell durch das Buch gekommen, es gab eigentlich keine Stelle die sich gezogen hat, wenn man jetzt nur den Schreibstil in den Fokus nimmt. Trotzdem haben mich in diesem Teil manche Sachen erheblich gestört, es ist schade wie Marie mit jedem Teil weiter aus dem Mittelpunkt rückt.Die Perspektive lag viel mehr auf den Angestellten und anderen Nebencharakteren, was persönlich nicht nach meinem Geschmack ist. Insbesondere die Geschichte mit Liesel war langweilig, ich musste mich zurückhalten um die Kapitel nicht einfach alle zu überspringen, auch bei Tilly war alles sehr vorhersehbar und hat mich enttäuscht. Ich hoffe im nächsten Teil etwas mehr über Dodo erfahren zu können, von ihrem Bruder habe ich jetzt nämlich genug.
Leider passt der Klappentext auch nicht wirklich zum Inhalt was mich besonders ärgert, denn diese Sachen sind eigentlich gar nicht so vorgekommen.
Leider muss ich zugeben, dass es bis jetzt der schwächste Teil war. Auch Hannas Schicksal hat mich sehr enttäuscht, ich finde sie hätte ihr Glück verdient.Dieser Band bekommt nur 3 Sterne von mir - die anderen Bände waren definitiv besser.
- William Faulkner
Die Freistatt
(42)Aktuelle Rezension von: Malte_HermannIch habe Die Freistatt gelesen – und bin danach erstmal eine Weile still geblieben. Faulkner schafft es, mit Sprache eine Welt zu bauen, die nicht nur atmet, sondern einen verschluckt. Jede Seite ist wie ein Schritt tiefer in den amerikanischen Süden – heiß, schwer, voller Schuld und Geschichte. (Mehr zu Faulkner: https://love-books-review.com/de/rezensionen-nach-autor/william-faulkner/ )
Die Handlung? Eigentlich simpel: Ein Mann kehrt zurück in seine Heimatstadt. Aber natürlich geht es um viel mehr. Um Herkunft. Um Macht. Um eine Familie, die zerbricht. Und um eine Gesellschaft, die sich selbst belügt.
Faulkners Stil ist dicht. Verschachtelt. Manchmal musste ich Sätze zweimal lesen. Aber nie, weil es zu kompliziert war – sondern weil so viel drinsteckt. Gedanken, Stimmungen, Erinnerungen – alles fließt ineinander.
Ich mochte besonders, wie Faulkner mit Zeit umgeht. Vergangenheit und Gegenwart liegen oft nur einen Atemzug auseinander. Und mittendrin diese brennende Frage: Kann man entkommen, oder trägt man alles immer mit sich?
Die Freistatt ist kein leichtes Buch. Aber es belohnt jede Seite. Es fordert – und verändert. Ein Roman wie ein langsamer Sturm, der alles aufwühlt. Ich bin froh, dass ich mich ihm gestellt habe. Und ich weiß: Er wird mich noch lange begleiten.
- John Steinbeck
Von Mäusen und Menschen (Graphic Novel)
(348)Aktuelle Rezension von: Daisys_bookcorner4/5 🌟 "Von Mäusen und Menschen"
Hello Bookies, wir sind wieder auf der Rory-Gilmore-Liste unterwegs. ☕️📖 Diesmal wieder ein etwas bekannteres Werk "Von Mäusen und Menschen". Das ist ein Roman, der oft als Schullektüre in den USA genutzt wird. 🏫🇺🇲 Das Buch ist sehr kurz. Ich habe ein Exemplar in Großschrift, das ca. 200 Seiten hat. Aber eigentlich wären es maximal 100 Seiten. 🧐
Es geht um zwei Farmarbeiter: der eine geistig beeinträchtigt (Lennie), und der andere (George) kümmert sich fürsorglich um ihn. George kannte Lennies Tante Clara und hat ihr vor ihrem Tod versprochen, dass er sich um Lennie kümmert. 🤝 Der beeinträchtigte Lennie liebt es, Tiere zu streicheln, aber er schafft es nicht, seine immense Kraft zu kontrollieren. 🐁💀Dadurch gerät er oft in Schwierigkeiten. Deshalb müssen sie öfter als andere die Farm wechseln. Die beiden träumen davon, ihre eigene Farm zu besitzen, um von niemandem abhängig zu sein. 🏡💭 Damit sie, wenn z. B. ein Spiel in der Stadt ist, sagen können: "Egal, wir lassen die Arbeit liegen und gehen zum Spiel oder zum Zirkus." 🎡
Wie man sich denken kann, gerät Lennie wegen seiner Beeinträchtigung wieder in Schwierigkeiten. Besonders als die neue Frau des Gutsherrn auftaucht und sich intensiver mit ihm unterhalten will. 👠👗💬
Ich kann nur sagen: Das Buch hat mich literarisch auf jeden Fall sehr herausgefordert. Vor allem, weil ich viel drüber nachdenken musste und es eine ernsthafte Thematik ist. 🤯 Wer die Rory-Gilmore-Liste lesen möchte dann: Lest Von Mäusen und Menschen! 🐭🐁👥️
XoXo Daisy 🌼 - Kristin Hannah
Die vier Winde
(187)Aktuelle Rezension von: FrieKristin Hannahs Roman „Die vier Winde“ ist ein kraftvolles Epos über Überleben, Familie und Hoffnung in einer der dunkelsten Phasen der amerikanischen Geschichte. Schauplatz sind die 1930er Jahre, die von der großen Depression und verheerenden Staubstürmen in bestimmten Regionen geprägt sind.
Im Mittelpunkt steht Elsa Martinelli, eine junge Frau, die von ihren Eltern klein gehalten und systematisch entmutigt wurde – vielleicht, um sie als pflegendes Kind fürs Alter zu „bewahren“. Doch ihr Leben nimmt eine unerwartete Wendung, als sie ungeplant schwanger wird. Die Eltern verstoßen sie; die Ehe mit Raf (Rafaello), dem Sohn italienischer Einwanderer, wird erzwungen. Mit ihm bekommt Elsa zwei Kinder. Als die ersten schweren Stürme beginnen, verlässt Raf die Familie, nachdem er immer unglücklicher wurde und das Trinken begonnen hat.
Elsa findet Halt bei ihren Schwiegereltern, die sie liebevoll in ihre Familie aufgenommen hatten. Doch als die Dürre und die Staubstürme das Land unbewohnbar machen, bleibt der Familie nur die Flucht nach Kalifornien. In der Hoffnung auf Arbeit und ein besseres Leben macht sich Elsa mit den beiden Kindern auf den beschwerlichen Weg – doch die Realität trifft sie hart.
Statt des ersehnten Neuanfangs erleben sie ein Leben voller Entbehrungen: Sie landen in provisorischen Camps, kämpfen ums nackte Überleben und schuften unter schlimmsten Bedingungen auf Baumwollfeldern. Die Plantagenbesitzer nutzen die Notlage gnadenlos aus, zahlen Hungerlöhne und schaffen bewusst Abhängigkeiten. Elsa erlebt nicht nur die Ausbeutung der Arbeitskräfte, sondern auch die Diskriminierung als Zugezogene und die brutale Unterdrückung erster Gewerkschaftsbewegungen.
Ein zweiter Blick auf Situationen entsteht durch Loreda, Elsas Tochter, die zeitweise zur Erzählerin wird. Loreda verehrt ihren Vater und hadert lange mit der Mutter, bevor sie begreift, welche Stärke Elsa aufbringt, um die Familie durch diese Zeit zu tragen.
Kristin Hannah gelingt es, persönliche Schicksale mit den großen Themen der Epoche zu verweben:
Naturkatastrophe und falsche Landbewirtschaftung
Flucht und Migration innerhalb der USA
Frauenrechte und Selbstbestimmung
Ausbeutung durch Arbeitgeber und Plantagenbesitzer
Kampf um Bildung, Würde und Gerechtigkeit
Die Autorin erzählt mit klarer, bildreicher Sprache. Die Härten des Lebens in dieser Ära sind eindringlich beschrieben.„Die vier Winde“ ist lehrreich und spannend erzählt. Der Roman verknüpft das Schicksal einer Frau mit den großen sozialen und politischen Umbrüchen der 1930er Jahre in den vereinigten Staaten.
- Shigeru Mizuki
Shigeru Mizuki: Kindheit und Jugend
(3)Aktuelle Rezension von: lostinmangaBei Reprodukt ist im April der neuste Manga von Pionier Shigeru Mizuki erschienen. Auch dieses Mal ist das Werk wieder autobiografisch und entführt uns in seine Kindheit und Jugend. Der Band ist im Großformat mit Klappbroschüren gestaltet und knapp 480 Seiten stark.
Der Band beginnt damit, dass wir den 79-Jahre alten Mizuki an seinem Schreibtisch vorfinden und er uns berichtet, dass es an der Zeit wäre, sein Leben niederzuschreiben. Danach beginnt die eigentliche Geschichte von der Geburt Mizukis bis hin zu seiner Einberufung in die Armee im Jahr 1943.
Neben den Einblick in seine eigene Geschichte liefert Mizuki in diesem Band aber auch einen durch die Geschichte Japans, bei dem der Leser die wichtigsten historischen Ereignisse und deren Einfluss auf die Bevölkerung aufgezeigt werden. Er berichtet von dem sozialen Absturz seiner Familie durch die Industrialisierung, der Zeit der Weltwirtschaftskrise. Der Leser erfährt, wie die Armut sich immer mehr ausbreitete und sogar Kinder als Arbeitskräfte verkauft wurden.
Eine wichtige Rolle nimmt in Mizukis Kindheit Tante NonNon ein. Sie erzählt ihn allerhand Geistergeschichten und führt ihn damit in die mystische Welt ein, aus der er später Inspiration für seine bekanntesten Werke ziehen wird.
All diese Fakten und Stationen werden dem Leser dabei keineswegs trocken dahingeschleudert, sondern durch trockenen Humor aufgelockert. Zudem tritt als Erklärer und Sprachrohr eine von seinen bekanntesten Figuren auf: Nezumi Otoko aus dem Werk "Gegege no Kitaro", welches in Japan Kultfaktor genießt.
Der Zeichenstil von Shigeru Mizuki ist eigenwillig und man erkennt ihn sofort wieder. Die Hintergründe sind äußerst detailliert und realistisch gezeichnet, während die Figuren einen Cartoon-Charakter haben. Hier fällt aber auch auf, dass in den historischen Erläuterungen die Figuren ebenfalls in einem realistischen Stil gezeichnet sind.
Insgesamt habe ich den Band von der ersten bis zur letzten Seite genossen und die Zeit beim Lesen verging wie in Flug. Mizuki hat eine schöne Art zu erzählen und weiß seine Leser mitzuziehen. Der Manga ist vor allem etwas für die erwachsenere Leserschaft, die sich mit einem der Größen in der japanischen (Manga-)Geschichte auseinandersetzen möchte und dafür eine charmante und lockere Lektüre sucht.
- Alexa Hennig von Lange
Die karierten Mädchen
(145)Aktuelle Rezension von: graphidaDie karierten Mädchen von Alexa Hennig von Lange
Darum geht es:
Anfang der 1930er Jahre tritt Klara ihre neue Stelle in einem Kinderheim an. Als die Leiterin des Jugendamts ein kleines Mädchen ins Heim bringt, übernimmt Klara die Verantwortung für das Kind. Tolla lässt sich nur von ihr betreuen – es entsteht eine enge Bindung.
Gleichzeitig wächst der Einfluss der Nationalsozialisten. Klara gerät unter Druck: Tolla ist die Tochter einer Jüdin. Damit wird nicht nur ihre berufliche Position gefährdet, sondern auch Tollas Sicherheit. Die Anpassung an das neue Regime verläuft schleichend. Klara teilt die politischen Ansichten der Machthaber nicht, doch sie wird Teil des Systems – Schritt für Schritt, ohne bewusste Entscheidung, einfach durch das Mitlaufen.Mein Leseeindruck:
Der Roman basiert auf über 130 Tonbandaufnahmen der Großmutter der Autorin. Entstanden ist daraus ein Werk, das nahe an realen Erlebnissen liegt, aber zugleich literarische Freiheit nutzt.
Die Recherche wirkt fundiert und intensiv. Beunruhigend ist die Parallele zur Gegenwart: Damals wie heute ein leises, fast unmerkliches Hineingleiten in autoritäre Strukturen.
Wie konnte diese Entwicklung so geschehen? Warum so wenig Widerstand?
Zuerst waren es die "Verrückten", die man nicht ernst nahm – bald wurde der Ton härter, Widerspruch gefährlich. Am Ende bedeutete Gegenwehr Lebensgefahr – für sich selbst, für die Familie. Was blieb, war Schweigen. Und eine Schuld, die bis heute nachwirkt.Es waren unsere Großeltern – ihre Entscheidungen, ihr Schweigen. Die Gründe dafür sind komplex, aber die Autorin schafft es, einige greifbar zu machen.
Zurück bleibt die Frage: Wie hätten wir gehandelt? Und noch wichtiger: Was tun wir heute?
Wieder zeigt sich, wie entscheidend es ist, Unrecht von Anfang an entgegenzutreten – nicht erst, wenn es zu spät ist.
Haltung zeigen, nicht abwarten – das ist die Botschaft.Danke, Alexa Hennig von Lange, für diesen ersten Band. Ich habe ihn mit großem Interesse gelesen. Band 2 liegt bereit – heute beginne ich.
- Sylvia Lott
Goldene Zeiten im Inselsalon
(50)Aktuelle Rezension von: gaby2707Ich war von den beiden Vorgängerbänden schon so begeistert. Und nun war ich mit dem 3. Band endlich wieder im Inselsalon auf der wunderschönen Insel Norderney und durch die kurze Rückblende ganz schnell mittendrin in der Geschichte.
Diesmal ist die Hauptperson um die sich das meiste dreht Friedas Tochter Lissy. Sie hat ihre Schulzeit beendet und beginnt eine Ausbildung zur Damenfriseurin im Inselsalon, die sie aber nicht befriedigt. Sie fühlt sich eingeengt, will frei und unabhängig sein, sie will nach Berlin. Und diesen Wunsch lässt sie nicht aus den Augen, bis sie ihn schließlich wahr werden lässt. Ihre Mutter Frieda allerdings kostet es große Überwindung ihre Tochter gehen zu lassen.
Um den Inselsalon nach dem Tod des Vaters und ihres Mannes weiterführen zu können, heiratet Frieda den Friseurmeister Paul Merkur aus Lüneburg. Ganz langsam entwickelt sich aus dieser anfänglichen distanzierten Beziehung mit Ehevertrag und festen Regeln eine Partnerschaft auf Augenhöhe und Liebe und Lissy bekommt einen kleinen Bruder – Benno.
Grete, Friedas beste Freundin, unterstützt ihren Mann Dr. Max Lubinius in seiner Arztpraxis, hütet die drei gemeinsamen Kinder und widmet sich wohltätigen Veranstaltungen auf der Insel. Und sie bekommt langsam wieder Kontakt zu ihrer Familie in Berlin.
Auch Friedas Eltern, ihr Bruder und Schwiegermutter Jakomina, die am Rhein ihren neuen Partner gefunden hat, spielen hier wieder eine Rolle und ich begleite sie mit ihren ganz persönlichen Lebensgeschichten weiter in dieser Geschichte.
Das Flair der Goldenen Zwanziger Jahre hat Autorin Sylvia Lott sehr gut recherchiert und eingefangen. Der Mord an Walther Rathenau, der 1923 die Hyperinflation nach sich zog; die Währungsreform; die Lebenslust der Goldenen Zwanziger; der Börsencrash 1929; der Beginn der Weltwirtschaftskrise und weitere historische Begebenheiten bindet sie geschickt in die Geschichte mit ein. Auch die Entwicklungen auf der Insel und im Inselsalon mit neuen Frisuren, neuen Gerätschaften und neuen Techniken fließen gekonnt hier ein. So entsteht ein gelungenes Gesamtbild sowohl der politischen als auch der gesellschaftlichen Entwicklung über dieses Jahrzehnt.
Ich habe auch diesmal wieder mit den Familien Fisser, Merkur und Lubinius gelacht, gelitten, gebangt und gehofft und mich mit ihnen gefreut. Ich habe mich dank der ausgefeilten und bildhaften Beschreibungen der Autorin so gut in die Gedanken und Gefühle der Menschen hinein versetzen können. Ich fühle mich schon wie zuhause im Inselsalon und auf Norderney.
Zum Schluss bekomme ich noch das Rezept von Friedas Mandelkeksen, die bei einer Wohltätigkeitsveranstaltung eine ganz besondere Rolle spielen und die Lissy in Berlin aus manch einem Tief heraus holen.
Auf den vorderen und hinteren Cover-Innenseiten bekomme ich eine Karte von Norderney und Bilder der Goldenen Zwanziger, was das Buch so richtig abrundet.
Ein wunderbares 3. Buch der Norderney-Saga über Freundschaft und Liebe, Glück und Verzicht, mit authentischen Menschen, einem tollen Nordsee- und Inselflair und einer Wohlfühlgeschichte, die einfach fesselt und berührt.
Ich freue mich jetzt schon sehr auf Band 4 der Norderney-Saga „Neue Träume im Inselsalon“.
- Vanessa Lafaye
Die Farbe des Sturms
(36)Aktuelle Rezension von: misspiderZum Glück für mich war dieses Buch viel mehr als die auf dem Cover-Sticker angekündigte "dramatische Liebesgeschichte". Die Geschichte über das Schicksal von Kriegsveteranen, Rassismus, Betrug und Intrigen in einer kleinen Stadt, und ja, auch eine dramatische Liebesgeschichte - aber diese eher als roter Faden im Hintergrund - war ein bedrückendes Portrait einer Zeit voller Traumata, aber auch Hoffnung. Beeindruckendster und furchteinflößendster Protagonist war natürlich der Sturm, der so bildgewaltig und eindringlich beschrieben wurde, dass man ihn in all seiner Zerstörungswut über die Seiten fegen sehen konnte.
Fazit: ein glücklicher Zufallsfund, der so viel mehr zu bieten hatte als auf den ersten Augenblick vermutet. - Sascha Kersken
Göttersommer
(8)Aktuelle Rezension von: Calypso19Was wäre, wenn der liebe Gott oder, wie in unserem Falle, die Götter des Olymp plötzlich beschließen würden, die armen, unwissenden, umherirrenden Menschen nicht weiter ihrem Schicksal zu überlassen, sondern zu ihnen herabzusteigen und lenkend in das Weltgeschehen einzugreifen?Sascha Kersken lässt genau das in seinem Roman geschehen, als in Athen auf der Höhe der Verhandlungen anlässlich der Wirtschaftskrise die Situation so verfahren ist, dass von göttlicher Seite eine Einmischung erforderlich erscheint, um den sich streitenden Verhandlungspartnern mit sanfter oder auch nicht so sanfter Gewalt einen Weg aus der Misere zu weisen.Und damit beginnt eine höchst vergnügliche Erzählung, die den Leser bis zum Ende auf das Beste unterhält! Eine Handvoll Götter erscheint und bemächtigt sich einiger Schlüsselfiguren der Verhandlungen, denen sie zu einer neuen, ihnen genehmeren Sichtweise nicht nur in ihrer Haltung gegenüber dem bankrotten Griechenland, sondern auch auf das Leben im allgemeinen und ihr eigenes im besonderen verhilft.Doch Uneinigkeit herrscht nicht nur unter den Sterblichen! Auch die Götter untereinander sind sich nicht grün; und der Leser erfährt, dass sie sich keineswegs einmütig für eine Intervention in den Lauf der Dinge auf Erden entschieden haben! Insbesondere sind es Artemis, Poseidon und Pan, die die gegnerische Fraktion anführen und bald ebenfalls in Athen auftauchen, um die hilfreichen Absichten von Hades, Athene, Aphrodite, Ares, Eris und Hermes zu vereiteln. Und das versuchen sie mit allen Mitteln, die ihnen in imponierendem Ausmaß zur Verfügung stehen, wobei ihnen weder an Fairness gelegen ist noch sie sich an irgendwelche Abmachungen gebunden fühlen.Beide Fraktionen versichern sich der Unterstützung einer stetig wachsenden Anzahl von Menschen; Radio, Fernsehen, Internet, Zeitungen sind voll von ihrem sensationellen Erscheinen und ihren spektakulären Aktionen auf der Erde. Keiner zweifelt bald mehr an ihrer göttlichen Identität.Ganz Athen spricht kaum mehr von etwas anderem, als es gebannt mitverfolgt, was sich da an Unglaublichem, Skurrilem, Niedagewesenem abspielt, das schließlich in einer kriegerischen Auseinandersetzung zwischen beiden Göttergruppen und ihren menschlichen Gefolgsleuten auf einer rasch dafür hergerichteten Insel gipfelt...Was für eine - göttliche - Komödie, die Sascha Kersken da vor den Augen des Lesers inszeniert! Er kennt seine Götter gut! Und gemäß den Eigenschaften, die ihnen in der Mythologie zugeschrieben werden, lässt er sie agieren - zur hellen Freude des diesbezüglich ebenso ein wenig bewanderten Lesers! Man mag versucht sein, die Methoden zu kritisieren, mit denen die Götter ihre auserwählten Sterblichen gefügig machen und auf ihre Zwecke konditionieren, denn nicht immer haben die Menschen eine Wahl, oft tun sie etwas gegen ihren Willen, können dem aber keinen Widerstand entgegen setzen. Dann gilt es, sich bewusst zu machen, dass wir es hier mit nichts anderem als einem Märchen zu tun haben, mit "Fantasy", um es modern und zeitgemäß auszudrücken, das den Leser mit urkomischen Szenen, die gelegentlich an Slapstick erinnern, vor allem unterhalten, das aber - wie es in den meisten Märchen der Fall ist - durchaus auch nachdenklich machen möchte.Und das gelingt so meine ich, dem Autor in seiner speziellen Art des Erzählens vorzüglich!Denn - am Ende erkennen die Menschen, und der Leser mit ihnen, dass auch der vermeintlichen Allmacht der Götter Grenzen gesetzt sind, und dass Probleme nicht einfach über Nacht - und nur mit einem Buch - aus der Welt geschafft werden können. Auf eine Fortsetzung darf also gehofft werden... - Heike Wolf
Bürgerin aller Zeiten
(22)Aktuelle Rezension von: BabajagaDas Buch:
Nachdem ich von Heike Wolf bereits den ersten Teil ihrer großartigen Allender-Trilogie gelesen hatte, war ich absolut gespannt auf den ersten Teil der Schönau-Dilogie. Meine Erwartungen waren extrem hoch, da mich die Allenders so unglaublich beeindruckt hatten. Ich wurde nicht enttäuscht!
Das Cover ziert ein authentisches Familienfoto der 3 Schönau Geschwister, womit es aus den heutigen Standard-Covers für historische Romane hervorsticht und belegt, dass die Geschichte auf wahren Begebenheiten beruht. Ein Umstand, der die Geschichte in meinen Augen noch einmal emotionaler macht.
Die Geschichte wird auf zwei unterschiedlichen Zeitebenen erzählt – einerseits die recht knappen Passagen in 1989 und andererseits die Passagen, die dieses Buch ausmachen, in der Zeit von 1913 bis 1933. Die einzelnen Kapitel sind mit den entsprechenden Jahreszahlen – in 1989 sogar mit kompletten Daten – überschrieben, sodass der Leser stets den Überblick behält, in welcher Zeit er sich gerade befindet.
Worum geht’s:
Am 09.11.1989 wird Charlotte 80 Jahre alt werden. Am 30.09.1989 hört sie in den Nachrichten von den ersten DDR-Flüchtlingen, die offiziell in die BRD ausreisen dürfen und erinnert sich in diesem Zusammenhang an ihre eigene Kindheit in Leipzig.
Charlotte wird 1909 als Älteste von 3 Geschwistern der Familie Schönau in eine ruhige Zeit in Deutschland und in ein liebevolles, gebildetes Elternhaus – der Vater Anwalt und Goethe-Verehrer, die Mutter eine zarte Frau – hineingeboren. Doch nur 5 Jahre später muss Vater Wilhelm in den ersten Weltkrieg ziehen. Die jüngere Schwester Dorothea ist gerade 3 Jahre alt, Bruder Heinrich eben erst geboren. Es bricht eine schlimme, eine überaus schwere Zeit für die Schönaus an, die sie u.a. mithilfe der tatkräftigen, robusten und überaus fürsorglichen Mathilde überstehen. Nach dem Krieg muss die Familie zunächst erst einmal wieder zusammen wachsen, sieht sich jedoch bereits den nächsten Schwierigkeiten gegenüber. Gerade als es aussieht, als würde Deutschland wieder auf die Beine kommen, sich wieder in der Welt etablieren, wird es von den Nazis überrollt.
Charaktere:
Ihre Charaktere schreibt Heike Wolf absolut gekonnt, vielschichtig und so authentisch, dass man als Leser nur allzu oft das Gefühl hat, genau neben einer Figur zu stehen, ihr wie ein Schatten zu folgen und in die beschriebene Situation einzutauchen.
So konnte ich mich stets in die 3 Schönau Kinder – Lotte, Dorchen und Heinrich – hineinversetzen. Ich verstand ihre Sorgen und Nöte, ihre Verhaltensweisen. Es war für mich z.B. überaus nachvollziehbar, dass Lotte, die sehr an ihrem Vater Wilhelm hängt, diesem stürmisch in die Arme läuft, als er auf Fronturlaub nach Hause kommt, während Dorchen und Heinrich sich benehmen als stünden sie einem Fremden gegenüber. Tun sie ja auch! Eine solche Situation zu beschreiben, sodass ich als Leser zwar die Traurigkeit Wilhelms fühlen und absolut verstehen kann, aber mich gleichzeitig auch in die beiden Kinder hineindenken kann, ist großartig. Und so füllt Heike Wolf all ihre Figuren mit Leben, mit Charakter. Jede Figur – unabhängig davon, ob es eine Hauptfigur wie Charlotte ist oder ein Nebencharakter – ist ein Unikat, hat ihre ganz eigenen Züge und lebt vor dem inneren Auge des Lesers. So ist es möglich, sie zu lieben und sie zu verabscheuen, mit ihnen zu leiden, sich zu freuen oder zu weinen, so wie die Figuren im Buch es tun. Die Autorin schafft es immer wieder, dass man als Leser glaubt, es mit Freunden zu tun zu haben.
Im Fall der Augusta – Charlottes Oma – ist es sogar passiert, dass ich sie zunächst überhaupt nicht ausstehen konnte, später sehr viel Sympathie für sie empfand und am Ende nicht mehr wusste, ob ich sie nun mag oder nicht. Ich fand ihre antisemitischen Äußerungen bereits weit vor dem ersten Weltkrieg abstoßend und ich konnte nicht verstehen, warum sie ihre Familie nicht mehr unterstützt. Sie erschien mir egoistisch und kalt. Im Krieg hat sie jedoch bewiesen, dass ihre Entscheidungen vielleicht kalt erscheinen mögen, aber auf jeden Fall sinnvoll und der Situation angepasst waren. Ich konnte sie so gut verstehen, als sie versuchte, ihre Tochter Amalie – Charlottes Tante – zum Arbeiten anzuhalten um den Unterhalt für ihre Familie zu verdienen, da auch deren Mann im Krieg war. Dann wieder traf sie Entscheidungen über die Köpfe vieler anderer hinweg, die ich nicht nachvollziehen konnte und die mich den Kopf schütteln ließen. Als sie starb, war ich traurig. Sie fehlte mir in der Familie.
Ganz anders ist Mathilde, Haushälterin und Kindermädchen der Familie. Sie ist burschikos und rustikal, muss bisweilen auch schwere Entscheidungen treffen, aber sie ist klug und liebevoll. Bei ihr steht stets das Wohl der Familie im Vordergrund. Als die Schönaus kein Geld mehr haben, arbeitet sie sogar ohne Lohn. Sie hat mich überaus beeindruckt und mit ihrem schrägen Dialekt, den die Autorin so herrlich geschrieben hat, ist sie mir fast sofort ans Herz gewachsen – und dass, obwohl ich diesen Dialekt gar nicht mag. Ich hörte sie jedoch förmlich im Ohr, wann immer sie etwas sagte. Von Mathilde hatte ich ein sehr klares Bild vor Augen.
Charlotte ist schon ein recht besonnenes Kind, das ihre jüngere Schwester Dorchen hin und wieder bremsen muss, denn Dorchen ist demgegenüber ein Wirbelwind, fast draufgängerisch. Das ändert sich auch nicht, als aus den Kindern junge Mädchen und später junge Frauen werden. Auch hier gibt es wieder eine Situation, die so nachvollziehbar und herzerweichend war, dass es mir die Tränen in die Augen trieb. Eines Nachts vergriffen sich Dorchen und Charlotte an den Wintervorräten um sich einmal satt zu essen. Ich konnte es so gut verstehen, hatten sie doch immer Hunger. Hier war Dorchen die treibende Kraft und Charlotte wollte sie davon abhalten, aber der Hunger war stärker. Am nächsten Morgen hatten sie ein schlechtes Gewissen, doch weder Mathilde noch Luise haben sie dafür bestraft. Es war so unglaublich emotional und hallt so tief nach, dass ich selbst am Gemüseregal beim örtlichen Kaufmann an sie denken musste, weil Steckrüben – die von allen gehasst wurden, weil es das Einzige war, was es zu essen gab – gerade im Angebot waren.
Diese Charaktere können nur als Beispiele dienen. Man muss das Buch lesen um jeden von ihnen kennenzulernen. Und es ist ganz klar, den einen mag man, den anderen nicht. Dazu verändern sich die Charaktere im Laufe der Zeit zum Teil drastisch vor dem Hintergrund des persönlichen Schicksals und der politischen Lage. Manche Veränderung ist überaus angenehm, andere sind erschreckend. Und eben diese Veränderungen machen die Geschichte lebendig, lassen den Leser Verständnis, Widerwillen, vielleicht auch Zuneigung fühlen – ja fühlen! Die Charaktere berühren einen unweigerlich!
Schreibstil:
Heike Wolfs Schreibstil ist brillant! Sie schreibt bildgewaltig ohne sich in Details zu verlieren, sie lässt das Leipzig (und alle anderen Orte) Anfang des 20. Jahrhunderts glaubhaft vor dem inneren Auge auferstehen; sie zeigt es dem Leser und spricht nicht nur darüber. Den Ausspruch „Don’t say, show it!“ befüllt die Autorin mit Leben!
Wenn ich einen Roman lese, in dem ich Dinge finde, die zu einem bestimmten Landstrich gehören, finde ich das überaus charmant. Auch Heike Wolf hat solche Schmankerl genutzt. So nennt Wilhelm Charlotte liebevoll „mein Modschekiebschn“ (mein Marienkäfer). Es drückt so viel mehr aus als herkömmliche Sätze.
Wilhelms Liebe zu Goethe verpackt die Autorin geschickt in Dialogen, in denen er sich gern bestimmter Goethe-Zitate bedient und in liebevollen Neckereien in der Familie, wenn er es nicht tut. Und der Familienhund heißt sicherlich auch nicht umsonst Mephisto.
Einen Zeitsprung von 1918 nach 1922 schreibt Heike Wolf sehr geschickt, indem sie die Trennung der Ereignisse durch eine Passage in 1989 herbeiführt, in der die fast 80jährige Charlotte ihrer Großnichte aus dieser Zeit berichtet. So bleibt nichts auf der Strecke und dennoch kann diese Geschichte gekonnt unterbrochen und an anderer Stelle weiter geführt werden.
Der Leser des ersten Teils muss sich darauf gefasst machen, dass er den zweiten Teil unbedingt lesen will. Es bleiben nämlich Fragen offen, deren Antwort man nicht ohne weiteres selbst herleiten kann. Heike Wolf macht neugierig auf mehr und das auf eine sehr charmante Art und Weise – mit kleinen Andeutungen, die eben die Lust auf Teil 2 wecken.
Historischer Hintergrund:
Ich weiß, dass die Autorin stets gründlich recherchiert. Insofern ist der historische Hintergrund nachvollziehbar und belegt. Dennoch steht dieser nicht im Vordergrund, sondern ist stets die Kulisse für die Geschichte, die die Autorin erzählt. Fakten werden nicht oberlehrerhaft präsentiert sondern vielmehr in die Geschichte verwoben – ganz so, als sind sie ein Teil von ihr. Es macht auf diese Art und Weise viel Spaß nicht nur die Geschichte der Familie Schönau zu lesen sondern ganz nebenbei auch noch etwas zu lernen.
Fazit:
Ein großartiges Buch, das mich als Leser alle Emotionen, derer ein Mensch fähig ist, durchleben ließ. Es hat mich zu Tränen gerührt und mit einer Wärme für einige Charaktere erfüllt, die unglaublich ist. Der zweite Teil ist Pflichtlektüre, denn es bleiben einige Fragen für diesen zweiten Teil übrig – gekonnt offen gelassen! Must read – nicht nur für Fans von historischen Romanen! 5 von 5 Sternen.
Danke Heike!
- Andreas Brandhorst
Das Bitcoin-Komplott
(44)Aktuelle Rezension von: BuechermonsterBlogWohl kaum jemand, der schon einmal von Bitcoin und dessen unglaublicher Wertentwicklung in den vergangenen Jahren seit der Gründung der ersten Kryptowährung im Jahr 2009 gehört hat, wünscht sich nicht, damals auch nur ein paar Euro investiert zu haben – es gab vermutlich nie zuvor eine vergleichbare Möglichkeit, Geld nahezu ohne Aufwand in schwindelerregendem Maße zu vervielfachen.
Andreas Brandhorst, der Autor dieses Buches, hat nach eigener Aussage zwar schon bereits Anfang der 2010er-Jahre zum ersten Mal von Bitcoin gehört, damals aber selbst noch nicht zugeschlagen – und so muss er sich nun eben durch das Erdenken von Geschichten den Lebensunterhalt verdienen, statt als Multimillionär oder gar Milliardär die Füße hochlegen zu können.
Ein Ergebnis davon ist nun der Roman “Das Bitcoin-Komplott”, der im Jahr 2028 spielt und eine nahe Zukunft zeichnet, in der es um die Weltwirtschaft nach der Corona-Pandemie und dem Ukraine-Krieg immer noch alles andere als gut steht. Um für den wirtschaftlichen Total-Kollaps gerüstet zu sein schließen sich daher “Die Sieben”, eine kleine Gruppe höchst wohlhabender und einflussreicher Unternehmer:innen zusammen, um als Gewinner aus der vielleicht historisch schlimmsten globalen Krise hervorzugehen. Ihr Ziel: die Kontrolle über die Kryptowährung Bitcoin zu übernehmen und diese durch gezielte Sabotage der Weltwirtschaft als neue Weltwährung zu etablieren – und das eigene Vermögen dabei ins Unermessliche zu steigern.
Die Geschichte schildert nun wechselweise die Bemühungen der “Sieben”, ihren Plan in die Tat umzusetzen, setzt den Schwerpunkt aber auf den Journalisten Martin Freeman, der als Bitcoin-Fan zunächst unwissentlich ein gemeinsames Ziel wie die Verschwörer:innen verfolgt, nämlich den berüchtigten Satoshi Nakamoto, den mysteriösen Erfinder des Bitcoin ausfindig zu machen. Und natürlich dauert es da nicht allzu lange, bis sich die Wege von Freeman und den mächtigen Strippenzieher:innen im Hintergrund auf gefährliche Weise kreuzen…
Es dauert zu Beginn ein wenig, mit “Das Bitcoin-Komplott” warm zu werden, was zu großen Teilen an den Figuren liegt, wobei vor allem die “Sieben” anfangs als recht austauschbare und skrupellose Schurk:innen daherkommen und auch Martin Freeman nicht interessant genug gezeichnet ist, um eine große Bindung bei der Leserschaft hervorzurufen. Nach der etwas holprigen und unterkühlt wirkenden Anfangsphase nimmt die Geschichte jedoch mehr und mehr Fahrt auf und wird im Verlauf der rund 600 Seiten zu einem spannenden und fesselnden Thriller – auch, weil mit der Zeit die Figuren mehr an Profil gewinnen.
Allerdings bleibt “Das Bitcoin-Komplott” auch weiterhin eher oberflächlich. Die Handlung entwickelt sich schon bald zu einer langen Verfolgungsjagd, die zwar rasant ist und die Protagonist:innen an einige interessante Schauplätze verschlägt, aber deren Elemente sich auch regelmäßig wiederholen, etwa wenn Martin Freeman und seine Freundin immer wieder den gleichen Widersacher:innen entkommen müssen – bis zum nächsten dramatischen Aufeinandertreffen.
Zudem hält Andreas Brandhorst auch das Thema “Bitcoin” eher einfach und erklärt zwar die Grundzüge der Kryptowährung, fokussiert sich aber in erster Linie auf das große Mysterium um dessen Erfinder Satoshi Nakamoto, dessen wahre Identität auch in der realen Welt nach wie vor ein großes Geheimnis ist. Allerdings ist auch dieses Rätsel eher Mittel zum Zweck und greift kaum tatsächliche Hintergründe oder Theorien auf. Wer mehr über den Bitcoin erfahren und das Thema Blockchain & Co. richtig verstehen möchte, darf von diesem Roman nicht zu viel erwarten. Das ist aber auch okay, denn “Das Bitcoin-Komplott” ist eben kein erklärendes Sachbuch, sondern ein Unterhaltungsroman – und als solcher funktioniert das Buch die meiste Zeit über gut, wenn man von den erwähnten Schwächen absieht.
- Christopher Ross
Die Nacht der Wale
(20)Aktuelle Rezension von: LadyMuffinchenIch habe bereits ein anderes Buch von Christopher Ross gelesen und es hat mich damals so verzaubert, dass ich ganz gespannt auf dieses ungelesene Exemplar aus meinen Regal war. Leider kann man das von diesem Buch nicht unbedingt behaupten...
Vancouver im Jahr 1932, die junge Caroline lebt ein gutes Leben, auch, wenn die Wirtschaftskrise das Hotel ihrer Eltern ebenfalls zugesetzt hat. Doch ihre hysterische Mutter geht ihr ebenso auf den Keks, wie Charles, der aufdringliche Verehrer. Alles, was ihr Mut gibt, ist der weiße Wal, den sie immer wieder in der Bucht schwimmen sieht. Sein Ruf lenkt sie auf die Queen Charlotte Islands. Ob sie es schafft sein Geheimnis dort zu lüften?
Soweit, so schön. Caroline ist eine jungenhafte Dame, die gerne mehr vom Leben will, als nur von einem Wohltätigkeitsball zum nächsten zu hechten. Sie will etwas tun. Den Arbeitslosen, Kranken und Waisen helfen. Sie ist relativ emanzipiert und denkt für sich und steht für sich ein. Zu der Zeit sicher nicht selbstverständlich. Gute Eigenschaften, die mir gefallen haben. Doch ist sie auch etwas naiv und dickköpfig, was etwas nervig war.
DIe Handlung ist insgesamt Recht überschaubar. Leider war gut die Hälfte des Buches nicht das, was der Klappentext unbedingt versprochen hat. Bis dahin lernt man Carolines Leben, die Avancen des nervtötenden Charles und die Meinung von Carolines Mutter viel besser kennen, als man es eigentlich möchte... Nicht wirklich spannend, aber auch nicht ganz langweilig. Jedoch etwas plump. Das Geheimnis um den Wal wird am Ende mehr aufgebauscht, als tatsächlich dahintersteckt und leider war auch die Auflösung sehr vorhersehbar.
Dafür sind die Beschreibungen des Setting meisterhaft. Man kann den Wal förmlich sehen, wie er in der Bucht schwimmt. Auch hat man den Eindruck durch die Armensiedlung zu laufen oder über die Insel zu spazieren. Der Schreibstil ist einfach und das Lesen fällt dadurch sehr leicht.
Insgesamt also ganz nett, aber nichts spektakulär Außergewöhnliches 🐋
- ZYX Music GmbH & Co.KG
Kleiner Mann, was nun?
(1)Aktuelle Rezension von: pardenSEHR KURZE FASSUNG...
Johannes Pinneberg und seine Freundin Emma, genannt Lämmchen, erfahren, dass sie ein Kind erwarten. Kurzentschlossen heiratet das frisch verliebte Paar, auch wenn es mit wenig über die Runden kommen muss. Trotz Weltwirtschaftskrise und erstarkender Nazis glauben der kleine Berliner Verkäufer und seine junge Frau an das Glück. Als sich Pinneberg in das Millionenheer der Arbeitslosen einreihen muss, nimmt Lämmchen beherzt das Leben ihres verzweifelten Mannes in die Hand...
Schon lange war ich neugierig auf den weltberühmten Roman von Hans Fallada - doch die Seitenzahl (557) oder auch die Hörlänge (16 Stunden und 21 Minuten) schreckten mich bislang ab. Als ich nun auf diese bearbeitete Fassung stieß, griff ich zu. Erwartet hatte ich irgendwie ein Hörspiel, in dem durch eine geschickte Dramaturgie das Wesentliche auf den Punkt gebracht wird. Bekommen habe ich einfach eine sehr stark gekürzte Fassung des eigentlichen Romans (2 Stunden und 19 Minuten).
Da ich das Original noch nicht kenne, kann ich nicht sagen, welche Passagen da dem Rotstift zum Opfer gefallen sind und ob ich die fehlenden Seiten (immerhin 7/8!) als wesentlich empfunden hätte. Wohl aber war zu merken, dass es hier doch etliche zeitlich-logische Sprünge gab, die für mich nicht nachvollziehbar waren. Das Thema des kleinen Mannes und seiner recht hoffnungslosen Situation während der Weltwirtschaftskrise und der Zeit des Erstarkens des Nationalsozialismus allerdings wurde doch deutlich.
Alles in allem habe ich die doch sehr kurze Fassung (angenehm gelesen von Omid-Paul Eftekhari) nicht ungern gehört, habe jedoch das Gefühl, vieles noch nicht zu kennen, weshalb ich ganz sicher auch noch zum Original-Roman greifen werde..
Als erster Einblick geeignet, doch für meinen Geschmack viel zu stark gekürzt. Jeder, der einfach nur wissen will, worum es in dem Roman geht, mag mit diesem Hörbuch jedoch gut bedient sein...
© Parden
- Jamie Ford
Die chinesische Sängerin
(62)Aktuelle Rezension von: engineerwifeNachdem mir der Debutroman „Keiko“ des Autors Jamie Ford so gut gefallen hatte, war „Die chinesische Sängerin“ beinahe Pflichtlektüre für mich. Wieder nimmt sich der Autor einem Thema an, das das Leben der asiatischen Bevölkerung – diesmal in den 20er/30er Jahren des letzten Jahrhunderts – kritisch beleuchtet und so manche stumme Anklage durchklingen lässt.
Der Roman erzählt die Geschichte des 12jährigen William Eng, der sein Leben in einem Waisenhaus fristet, wo er totunglücklich ist aber nie die Hoffnung aufgibt, eines Tages mit seiner Mutter vereint zu werden. Durch eine Fügung des Schicksals entdeckt er schließlich eine Frau auf der Leinwand, von der er sofort weiß, dass es sich nur um seine eigene Mutter handeln kann. Er macht sich daraufhin auf eine abenteuerliche Suche nach ihr und der Wahrheit. Im zweiten Erzählstrang erfahren wir vom Schicksal eben dieser Frau, die als Willow Frost Karriere gemacht hat und dennoch nie aufgehört hat ihr Kind zu vermissen.
Geschickt verwebt Jamie Ford, der selbst asiatischer Abstammung ist, die beiden Geschichten und spart dazu nicht mit Informationen über die katastrophalen Zustände, die vor knapp 100 Jahren an der Westküste der USA herrschten, die wie alle anderen Teile des Landes natürlich auch von der Wirtschaftskrise gebeutelt war. Neben dem Roman an sich, lernte ich dazu viel über die Entstehung der Filmindustrie und alles in allem ergab dies ein wunderbar berührende Geschichte. Ich vergebe diesmal "nur" vier von fünf möglichen Sternen, möchte aber dennoch eine absolute Leseempfehlung für den Roman aussprechen, der in Teilen auf wahren Tatsachen beruht. Es ist eine Geschichte, die ans Herz geht, wenn sie auch manchmal sehr amerikanisch ganz leicht ins Kitschige abzurutschen droht. Jamies drittes Buch „Love And Other Consolation Prizes“ wurde wohl leider nicht ins Deutsche übersetzt. Vielleicht fällt es mir mal im Original in die Hände. Ich wäre auf jeden Fall gerne wieder dabei.
- Elizabeth Musser
Eine Freundschaft in Atlanta
(17)Aktuelle Rezension von: KleinerVampirBuchinhalt:
Atlanta in den 1930er Jahren: Perri Singleton lebt das Leben der verwöhnten Tochter aus reichem Hause, ihr Vater ist Banker und die Familie lebt in Wohlstand. Doch die Wirtschaftskrise macht auch vor den Singletons nicht Halt und schon bald ist alles verloren: das Vermögen, das Haus, der Lebensstil. In dieser Phase kommt Dobbs Dillard nach Atlanta: in ärmlichen Verhältnissen groß geworden und Tochter eines Evangelisationspredigers hat Dobbs mit Perri nichts gemeinsam. Dennoch werden die beiden dicke Freundinnen, erst recht, als ein schwerer Schicksalsschlag Perris Leben von heute auf morgen verändert. Kann eine Freundschaft zweier so unterschiedlicher Mädchen überhaupt langfristig Bestand haben?
Persönlicher Eindruck:
Eine Freundschaft in Atlanta erzählt die Geschichte zweier grundverschiedener Familien: einerseits die gutsituierten Singletons, die in einer schicken Südstaatenvilla leben und deren Tochter Perri das verwöhnte Leben genießt – Mitgliedschaft in einer Studentenverbindung, Reitpferde, Tanz und jede Menge Jungs, die sie auf „Stippvisiten“ besuchen. Und auf der anderen Seite die Dillards, eine in ärmlichen Verhältnissen lebende, sehr fromme Predigerfamilie: der Vater bringt bei Zeltmissionen das Christentum unter die Leute und jeder Penny, den die Familie verdient, wird für die Armen und Beladenen ausgegeben, so dass oft kein Essen auf dem Tisch der Dillards steht. Dobbs, die älteste Tochter, wird schließlich zur reichen Tante nach Atlanta geschickt und dort treffen die beiden Hauptfiguren dann aufeinander.
Historischer Hintergrund ist die Weltwirtschaftskrise der 1930er Jahre, bis auf die Tatsache, dass die Menschen dadurch an den Rand ihrer Existenz kommen, könnte der Roman auch in der Gegenwart spielen. Viel mehr ist von der Epoche also nicht zu spüren.
Inhaltlich geht es um die Freundschaft zwischen Perri und Dobbs, wobei ich mich mehr als einmal fragte: was finden die beiden überhaupt aneinander? Beide leben in vollkommen unterschiedlichen Welten und passen im Grunde überhaupt nicht zusammen. Besonders aufdringlich empfand ich in der ersten Hälfte Dobbs' fanatischen Missionseifer. Dobbs ist sehr verbohrt in dem, was sie ihren neuen Mitschülern predigt und ich habe mich gewundert, dass diese das einfach mitmachen. Für meinen Geschmack wäre gelebtes Christentum hier wesentlich glaubhafter gewesen als die antrainierten Versatzstücke, die zeigen, dass der Vater als Evangelisationsprediger hier unhinterfragt als non plus ultra angesehen wird.
Perri hat nach dem Selbstmord ihres Vaters schwer am Schicksal zu knabbern und hängt sich verzweifelt an Dobbs, die froh ist, so schnell Anschluss zu finden. Mehr als einmal empfand ich die „Freundschaft“ eher toxisch als wirklich innig und stimmig. Sei's drum. Perri und Dobbs machen die typischen Höhen und Tiefen einer Mädchenfreundschaft durch und verändern sich beide im Laufe der Handlung.
Erst als gegen Ende die Sache mit dem gestohlenen Besteck aufgedeckt wird und Coobies (das ist Dobbs' Schwester) Krankheit hinzukommt, wird der Plot spannender und man klebt an den Seiten. Vorher war die Geschichte zwar nett zu lesen, aber für mich keinesfalls ein Pageturner. Es tut sich einfach zu wenig und spannende Elemente fehlen auf weiten Strecken.
Gut gefallen haben mir mehrere Nebenfiguren, allen voran die junge Parthenia, das schwarze Hausmädchen von Dobbs' Tante. Diese Figur wurde richtig schön ausgearbeitet und hatte mehr Profil als manche Hauptfigur.
Insgesamt ist der christliche Aspekt der Geschichte stark ausgeprägt und befasst sich mit dem Vertrauen auf Gott und darauf dass er alles nach seinem Willen und richtig fügen möge.
Fazit: ein durchaus nettes Buch für zwischendurch, aber kein Highlight – muss man nicht unbedingt gelesen haben. Wer es nicht tut, hat auch nichts Wesentliches verpasst.
- Jenny Bond
An einem Tag im Mai
(15)Aktuelle Rezension von: gedankenchaotiinAmerika, Anfang der Dreißigerjahre: Iris McIntosh ist am Ende. Nicht nur, dass sie ihren Job und ihr Zuhause verloren hat, nein.. sie steht auch komplett ohne Freunde da.
Eine eher zufällige Begegnung mit der zu diesem Zeitpunkt mächtigsen Frau des Landes, Eleanor Roosevelt, verändert ihr Leben plötzlich und lenkt es in eine Bahn, die sie selbst am wenigsten erwartet hätte.
Eleanor verschafft Iris Zugang zum weissen Haus und dessen innersten Zirkel, gerade in den Zeiten, in denen die Welt vor einem neuen Krieg steht.
Iris wird bald Beraterin des Präsidenten, Eleanors Mann - Teddy Roosevelt und genisst ihren neue Position in vollsten Zügen.
Machtspiele und neue Möglichkeiten, die sich ihr eröffnen, prägen von nun an ihr Leben. Als sie gleich zwei Männer kennenlernt, die sie umgarnen, muss sie sich entscheiden, was ihr wirklich wichtig ist.
Ich muss sagen, dass ich mich mit dem Schreibstil doch etwas.. schwerer getan habe. Ich kann nicht mal genau benennen, woran es lag, aber ich bin schwer in das Buch gekommen, auch wenn ich es innerhalb weniger Tage durchgelesen habe.
Aber das heisst ja meist nichts.
Ich fand es besonders toll, dass die Geshichte zu Zeiten der Roosevelts angesiedelt war, denn die Geschichte darum habe ich schon länger verfolgt und wer kennt ihn nicht, den Präsidenten Teddy Roosevelt.
Ich habe das Geschehen darum und die Zeit, in welcher auf den zweiten Weltkrieg zugesteuert wird, wirklich sehr genossen.
Iris ist Anfang ganz unten angekommen und nur mit Hilfe von Eleanor kommt sie wieder etwas auf die Beine.
Allerdings hatte ich manchmal das Gefühl, dass ihr diese Begegnung und die Möglichkeiten, die sich ihr erschließen irgendwann zu Kopf steigen.
Sie fühlt sich zu höherem berufen und manchmal hat man das ihrem Verhalten auch wirklich angemerkt.
Natürlich darf auch eine Liebesgeschichte im Storyverlauf nicht fehlen. Im ersten Moment hat es mir schon gefallen, aber irgendwann hatte ich das Gefühl, dass es nur noch um diese beidne Männer geht, die Iris kennen - und liebegelernt hat.
Eine typische Dreiecksgeschichte eben und ihr ewiges Hin und Her ging mir ein wenig auf die Nerven.
Ich hätte mir echt ein wenig mehr aus der Historie zu dieser Zeit gewünscht. Mehr darüber, was Iris in ihrer Initiative zugunsten alleinstehender, arbeitsloser Frauenerlebt, denn das hätte mich wirklich interessiert.
Das Buch an sich war sprachmäßig wirklich nicht zu verachten und auch stilistisch das Lesen wert, aber dadurch, dass das Buch sich irgendwann nur noch auf diese Dreiecksgeschichte konzentriert hat, ging der Charakter der Dreißiger Jahre, wie man ihn kennt oder sich vorstellt, leider ein wenig verloren. - P. L. Travers
Mary Poppins 2. Mary Poppins kommt wieder
(7)Aktuelle Rezension von: Sandrica89Mit Mary Poppins kann es fast gar nicht langweilig werden.
Nachdem sie im ersten Band gegangen ist, taucht sie in diesem Band wieder auf. Auch diesmal trug sie der Wind zu der Banks Familie. Die Kinder sind mehr als begeistert sie wieder als Kindermädchen zu haben. Obwohl Mary Poppins weiterhin sehr kühl, eitel und distanziert ist, lieben sie die Kinder sehr. Denn sie erleben wundervolle, unvergessliche und lustige Abenteuer mit ihr, ohne sich erklären zu können, wie das möglich ist. Jedes Abenteuer bringt den Kindern aber auch eine Lektion bei und Mary Poppins zeigt immer wieder, dass sie auch die Kinder sehr liebt, aber auf ihrer eigenen Art und Weise.
Ich persönlich finde weiterhin, dass Mary Poppins nicht wirklich sympathisch rüberkommt. Für ein Kinderbuch aber ist es sehr schön zu lesen und die Abenteuer sind aussergewöhnlich. Die Illustrationen darin runden das Ganze ab. Auch super zum Vorlesen.























