Bücher mit dem Tag "wendezeit"

Hier findest du alle Bücher, die LovelyBooks-Leser*innen mit dem Tag "wendezeit" gekennzeichnet haben.

56 Bücher

  1. Cover des Buches Unterleuten (ISBN: 9783442719761)
    Juli Zeh

    Unterleuten

     (550)
    Aktuelle Rezension von: Chiarra

    Letztes Jahr habe ich mein erstes Buch von der Autorin Juli Zeh gelesen: „Über Menschen“. Besonders begeistert war ich über ihre feinfühlige Beobachtungsgabe von Menschen und deren Beziehungsgeflechten sowie ihr Vermögen diese nicht nur einseitig, sondern aus vielseitigem Blickwinkel zu beleuchten.

    „Unterleuten“ hat mir auch sehr gut gefallen. Gekonnt und ohne Langweile aufkommen zu lassen, stellt sie uns die BewohnerInnen von Unterleuten mit deren Umfeld und Motivationen vor. Und gekonnt verflechtet sie diese in eine spannende Geschichte und zeigt die Beziehungsgeflechte in diesem kleinen Dorf in Brandenburg auf. Jedoch beschreibt sie diese zunehmend zum Ende hin etwas einseitig und es wird aus meiner Sicht auch ein wenig zu „dramatisch“. 

    Insgesamt wieder ein sehr guter, gesellschaftskritischer Roman, der sich wie ein Krimi liest! Auch dieser Roman wird nachhallen und ich nehme mir vor, noch mehr Bücher von der Autorin zu lesen!

  2. Cover des Buches Der Turm (ISBN: 9783518461600)
    Uwe Tellkamp

    Der Turm

     (176)
    Aktuelle Rezension von: werthelotte

    Im Jahre 2008 veröffentlicht Uwe Tellkamp seinen dritten Roman „Der Turm. Geschichte aus einem versunkenen Land.“ und befasst sich darin mit einer Familiengeschichte in den letzten sieben Jahren der DDR, vor dem Mauerfall. Die Handlung spielt in dem Villenviertel am östlichen Elbgang in Dresden, in dem Tellkamp selbst ab 1977 aufwuchs. Der Roman verfolgt den 17-Jährigen Protagonisten Christian Hoffmann über sein Aufwachsen im bildungsbürgerlichen Milieu der DDR, seine Erfahrungen bei der Nationalen Volksarmee (kurz: NVA) und seinem Wunsch Arzt zu werden um den Erwartungen seines Vaters gerecht zu werden. Neben dem Untergang der DDR, skizziert Tellkamp eine Großfamilie und deren verschiedene Generationen, mit den daraus resultierenden Generationskonflikten.

    Tellkamp gelingt es einen glaubhaften Einblick in die letzten Jahre der deutschen demokratischen Republik zu geben. Seine kritischen Äußerungen gegenüber dem damaligen System und die Veranschaulichung der Notwendigkeit von Anpassung, weckt bei vielen Gleichaltrigen und Generationsvorgängern Erinnerungen an die damalige Zeit und persönliche Schicksale. Doch der Roman beinhaltet noch viel mehr als lediglich die kritische Auseinandersetzung mit dem Sozialismus: Das zahlreiche Auftreten verschiedener Generationen und deren unterschiedliche Werteauffassungen, führen zu einem fast endgültigen Bruch der Familie. Die Auseinandersetzung mit dem Phänomen des Generationskonflikts wird bei der Behandlung dieses Romans leider zu häufig außer Acht gelassen, verdient aber auf Grund seiner Plausibilität und Zeitlosigkeit mehr Aufmerksamkeit. Denn Generationskonflikte werden zwar erst auf den zweiten Blick richtig wahrgenommen, geschehen aber jeden Tag innerhalb Familie, Beruf oder auf offener Straße.

    Tellkamp hat mit „Der Turm“ ein unglaublich umfangreiches Werk erschaffen, dass eine Vielzahl von Kritikäußerungen und Konflikten innerhalb einer Familie aufzeigt. Die realitätsnahe Schilderung und das Identifikationspotenzial, das dieser Roman aufzeigt, macht es zu einem ganz besonderen und außergewöhnlichen Werk.

  3. Cover des Buches Herr Lehmann (ISBN: 9783442461288)
    Sven Regener

    Herr Lehmann

     (1.208)
    Aktuelle Rezension von: Armillee

    Herr Lehmann ist knapp 30 Jahre, wohnt in Berlin und arbeitet in einer Kneipe hinterm Tresen...und ab und zu trinkt er viel...!

    Diese Geschichte war für mich wie eine Reise in die Vergangenheit. Ich bin praktisch in einer Kneipe groß geworden, kenne das gewöhnliche + klein-geistige Geschwafel der Alkis, den Qualm, die Mucke aus der Box, die Besserwisser, die Schleimer, die Depressiven, die Wichtigtuer, die Aggros, die Voll-Alkis, die funktionierenden Alkis, die Anzüglichkeiten und dass alle denken, sie können sich bei jedem + alles einmischen. Ich habe selbst Jahrzehnte in der Gastro gearbeitet und verschieden Stadien meiner Entwicklung - mal mehr, mal weniger gut - durchlaufen.


    Ja, hier in Buch stößt man auf das Elend der Welt mit seinen vielen Facetten, findet Freunde fürs Leben, manchmal Feinde auf ewig. Und manchmal ist die Spelunke mit den Menschen darin der einzige Halt, den man noch hat. Genau drum handelt es hier. Ohne das Schön-Reden, ohne Schnörkel.

    Und deshalb finde ich es unglaublich gut gelungen. Und der Humor...ich hab mich total geömmelt vor Lachen. Ich konnte nicht mehr, hab mir den Bauch gehalten. Manches ist einfach Situationskomik !




  4. Cover des Buches Als wir träumten (ISBN: 9783104001180)
    Clemens Meyer

    Als wir träumten

     (122)
    Aktuelle Rezension von: Maus86

    Danie und seine Freunde verleben ihre Jugend im Leipzig der Nachwendejahre. Sie scheinen ziel- und perspektivlos und die Prioritäten liegen darin, gute Zeiten zu verleben und Stärke gegenüber anderen zu demonstrieren. Vieles im Verhalten der jungen Männer ist einfach typisch grenzüberschreitendes Verhalten Jugendlicher und es geht oft um das Austesten der eigenen Grenzen. Beim Protagonisten und dessen Freunden geht es jedoch immer noch einige Schritte darüber hinaus, so dass es Tote durch Autounfälle und Drogenmissbrauch gibt, Gefängnisaufenthalte und Krankenhausaufenthalte nach brutalen körperlichen Auseinandersetzungen. 

    Das Buch ist episodenhaft verfasst, ohne Chronologie und mit vielen Zeitsprüngen zwischen den Kapiteln, die sich vor und wieder zurück bewegen. Es entsteht trotzdem eine gutes Gesamtbild und die Plotlines fügen sich grob zusammen. Wir als LeserInnen nehmen dabei durchgehend die Perspektive von Danie ein. 

    Für mich war das Buch insgesamt sehr eintönig und ich konnte wenig Interesse für die Eskapaden der Jugendlichen entwickeln. Stark fand ich die Szenierie im Jugendarrest, in dem Danie einige Monate verbringen muss. Hier wird ein spannender Mirkrokosmos mit interessanten Strukturen gezeigt. Darüber hinaus fand ich die Plotline zu Mark sehr eindringlich beschrieben und empfand die Auseinandersetzung mit seiner Suchtproblematik literarisch und psychologisch stark. Leider kam das im Buch für meinen Geschmack zu kurz, hierüber hätte ich gerne mehr gelesen. 

    Insgesamt konnte mich der Autor mit dem Buch nicht recht überzeugen und ich habe es leider viel zu gerne zugeschlagen. 

  5. Cover des Buches Stern 111 (ISBN: 9783518471302)
    Lutz Seiler

    Stern 111

     (50)
    Aktuelle Rezension von: Tilman_Schneider

    Zwei Tage nach dem Mauerfall verkündet das Ehepaar Bischoff ihrem Sohn Carl, dass sie weg gehen. Weg aus ihrem alten Leben, ihrer Heimat und drüben ein neues Leben anfangen wollen. Carl soll zurück bleiben und das Haus hüten und nach dem rechten schauen und sie wollen in Kontakt bleiben. Die Reise der Eltern führt sie durch Auffanglager und verschiedene Arbeite und sie wollen zu ihrem Geheimnis gelangen. Endlich, nach Jahrzehnten! Carl wiederum hat andere Pläne und die Liebe seines Lebens weiß nichts von seinen Gefühlen und vielleicht wird es ja was, oder doch nicht. Er schließt sich einer Gruppe an, die sich verschanzt, selbst befreit und ihren eigenen Weg gehen möchte und auch Carl will selbst laufen lernen, endlich, jetzt. Der Inhalt klingt gut und mit viel Ost Verwandschaft war es für mich auch sehr reizvoll. Lutz Seiler hatte mir in Kruso schon einiges abverlangt und leider, wurde es jetzt auch in Stern111 nicht viel anders. Was aufregend und spannend klingt vom Inhalt her, dass verliert leider viel Blut. Es tröpfelt so dahin und plätschert und ist leider deswegen zum großen Teil bedeutungslos. Die Figur der Mutter gefällt mir da noch am besten und es ist am spannendsten, wie sie im neuen Leben Fuß fassen möchte. Carl ist einfach lahm, sorry, aber ich wollte immer schreien zieh den Stock aus dem Arsch und werde endlich locker. Sprachlich ist das Buch zum Teil echt großartig und begeistert, aber dann reihen sich wieder Metaphern aneinander, die einfach nur Nerven und die Geschichte auch nicht interessanter macht. Literatur ist Gott sei Dank immer Geschmacksache, aber mein Geschmack ist Stern111 leider nicht und die große Überraschung bleibt für mich aus und der ewig lange Epilog ist ein Zeugnis für das Buch, einfach viel zu lang, für so wenig Leben im Buch.

  6. Cover des Buches Flieg ich durch die Welt (ISBN: 9783359024972)
    Robert Gold

    Flieg ich durch die Welt

     (10)
    Aktuelle Rezension von: parden
    WENDEZEIT...

    Zum Abitur schenken sich die Freunde Angelo und Pascal eine Reise. Sie wollen raus aus Ostberlin und planen, gemeinsam mit dem Abenteurer Wolle im Sommer ’89 ans Schwarze Meer zu trampen. Bevor ihr Leben richtig beginnt, wollen sie die kleine große Welt des Ostblocks sehen, losgelöst von Konventionen und elterlichen Ratschlägen, eine Idee von Freiheit im Kopf. Zehn Jahre später zeigt sich, wohin die politischen Umwälzungen, spontane Entschlüsse und amouröse Erlebnisse die jungen Männer gebracht haben. Während Pascal mit einer Werbeagentur erfolgreich ist und Wolle einen Underground-Schuppen eröffnet, bleibt Angelo in den Karpaten verschollen. Ihre Jugend ist vorbei, doch erwachsen sind sie nicht, stattdessen auf dem Weg in eine Zukunft, die vieles verspricht und nur weniges halten kann. Ein aufwühlender Roman, der in die spannende Zeit des Umbruchs entführt.

    Pascal und Angelo haben das Abitur in der Tasche und Träume für die Zukunft im Kopf. Und sie stecken voller Abenteuerlust. Mit ihrem Freund Wolle machen sie sich auf den Weg in die rumänischen Karpaten - auf der Suche nach Freiheit, Unabhängigkeit und sich selbst. Nur in Richtung Osten kann es für die drei Berliner Jungs gehen. Als sie durch Ungarn trampen, im Sommer 89, ist auf einmal die Grenze zum Westen durchlässig. Sie treffen Entscheidungen, die ihr Leben aus den vorgezeichneten Bahnen werfen und ihre Jugend jäh enden lassen. Ihre Wege trennen sich. Während Wolle in Amerika sein Glück versucht und sich Angelos Spur zu verlieren scheint, kehrt Pascal zurück. Das alte Leben gibt es nicht mehr, doch auf das aufregende, erstehnte neue fallen die Schatten der Vergangenheit.

    Ein Wenderoman, eine Coming-of-Age-Erzählung - mein Zwei-Jahres-Projekt. Vor ungefähr zehn Monaten gehörte ich zu den Gewinnern der Verlosung dieses Buches. Selbst im Westen aufgewachsen, interessiert mir doch die Zeit vor und während der Wende in der ehemaligen DDR, einfach auch weil sie Teil der jüngeren deutschen Geschichte ist. Dies war der Grund, weshalb ich mich bei der Verlosung beworben hatte. Der Autor, geboren 1970 in Ostberlin, lässt hier offenkundig seine eigenen Erlebnisse der 80er und 90er Jahre sowie die seines Freundeskreises in die Erzählung einfließen, was in meinen Augen für Authentizität bürgt.

    Die Idee hinter dem Buch fand ich wirklich interessant, und auch den Aufbau der Erzählung empfand ich als positiv. Erzählt wird hier aus wechselnden Perspektiven - meist aus denen von Wolle, Pascal und anfangs auch von Angelo, gelegentlich aber auch aus der Perspektive einer Nebenfigur, was verdeutlicht, wie die Hauptfiguren von außen wahrgenommen werden. So schält sich allmählich ein Bild der zu Beginn Jugendlichen, später der jungen Erwachsenen heraus und lässt den Leser teilhaben an deren Entwicklung.

    Die Wahl der doch sehr verschiedenen Charaktere ermöglicht dem Leser nachzuvollziehen, auf welch unterschiedliche Arten seinerzeit mit den politischen Beschränkungen in der ehemaligen DDR umgegangen werden konnte, aber auch wie verschieden die neu gewonnene Freiheit nach der Wende genutzt wurde. Die Verwendung typischer Begriffe im damaligen Ostdeutschland (z.B. 'schauestes Mädchen', 'Kraxe' oder 'urst') verstärken hier noch das Gefühl der Authentizität des Geschilderten.

    Leider konnte die Geschichte der drei befreundeten Teenager, die justament zum Mauerfall ins Erwachsenenleben starten, mich dann letztlich aber nicht wirklich überzeugen. Die Möglichkeiten der zahlreichen Perspektivwechsel bergen auf der anderen Seite auch Gefahren, denen der Autor leider aufgesessen ist. So hat er sich oftmals in Details und Nebenhandlungen verloren, und die gesamte Erzählung weist so teilweise unglaubliche Längen auf, die den Lesefluss wirklich erschweren. Dies ist auch der Grund, weshalb ich das Buch immer wieder einmal weggelegt und 'vertagt' habe, wodurch sich die Lesedauer auf 10 Monate hinauszog. Kein übliches Vorgehen bei mir.

    Die Schilderung der Charaktere ist neben der Langatmigkeit des Romans mein Hauptkritikpunkt. Obwohl sich durch die langsame Erzählweise allmählich ein deutliches Bild der drei Hauptfiguren herausschälte, fehlte mir persönlich hier der Zugang zu den Personen. Die Gefühle derjenigen, aus deren Perspektive jeweils erzählt wird, bleiben hier weitestgehend außen vor, so dass mir die Möglichkeit genommen wurde, empathisch zu sein. Manchen Leser mag diese eher nüchterne Erzählweise ansprechen - ich gehöre jedoch nicht unbedingt dazu.

    Insgesamt halten sich hier für mich die Stärken des Romans und seine Schwachpunkte in etwa die Waage, so dass ich mich für eine Bewertung im mittleren Bereich entschieden habe. Einen interessanten Einblick in das Leben vor, während und nach der Wende in der ehemaligen DDR habe ich durchaus erhalten, doch hatte ich oftmals Mühe, mein Interesse an dem Roman noch wachzuhalten. Das Gefühl der Authentizität der Erzählung ging jedoch zu keinem Zeitpunkt verloren.


    © Parden


    Der Titel des Buches ist übrigens angelehnt an den Titel eines Songs der Gruppe 'City', die 1972 in Ost-Berlin gegründet wurde:

  7. Cover des Buches Hoffmans Hunger (ISBN: 9783257610277)
    Leon de Winter

    Hoffmans Hunger

     (65)
    Aktuelle Rezension von: Ruby Summer

    In Hoffmans Hunger verknüpft Leon de Winter die Schicksale der drei Herren Felix Hoffman, Freddy Mancini und John Marks miteinander. Während wir die beiden letzteren nur teilweise kennen lernen, ist uns Hoffman (inklusive seiner diversen Ausscheidungen) bald näher als wir uns selbst.

    Der niederländische Diplomat, der seine Zwillingstöchter verloren hat und seitdem seines eigenen Lebens nicht mehr froh wird, von Schlaflosigkeit und Fressgier getrieben, ist auf der Suche nach Sättigung und wie es scheint, kann ihm einzig die göttliche Philosophie des Spinoza hier weiter helfen.

    Es sind weniger die Paraphrasen des philosophischen Textes als vielmehr Hoffmans Hunger danach, die mich beeindruckt haben. Neben der Tatsache des spannenden Settings (Prag 1989) ist es der Protagonist selbst, der mich dazu gebracht hat, das Buch zu verschlingen.

    Einzig die sidestory mit Miriams Auftreten in einem Pornofilm empfinde ich als nicht ganz stimmig. Ich denke die ganze Zeit, dass das symbolisch für irgendetwas steht, finde da im Texts jedoch nur Oberfläche.

    Und Spinoza kommt tatsächlich als sehr schwer zu durchdringen rüber. Da muss man in der Stimmung sein und das Buch auch einmal einen Moment zur Seite legen. Ist mir nicht immer gelungen, ändert aber nichts am Verständnis oder Lesegenuss.

    Wieder einmal gelingt es dem Autor, dass ich mich mit einem Menschen identifizieren kann, der mir ferner nicht sein könnte. Eine Leistung, die de Winter spannend, kenntnisreich und sogar mit einem gewissen Witz vollbringt.


  8. Cover des Buches Das ist eine Geschichte (ISBN: 9783351035631)
    Kathrin Gerlof

    Das ist eine Geschichte

     (4)
    Aktuelle Rezension von: Lilli33
    Gebundene Ausgabe: 396 Seiten
    Verlag: Aufbau Verlag; Auflage: 1 (17. Februar 2014)
    ISBN-13: 978-3351035631
    Preis: 19,99€
    auch als E-Book erhältlich


    Ein Puzzle deutscher Geschichte

    Inhalt:

    Warenberg, ein kleiner Ort in der ehemaligen DDR nach der Wende. Viele Einwohner hatten ihr kleines Häuschen gekauft. Doch nun heißt es von oben: Rückgabe vor Entschädigung. Damit erhalten die ursprünglichen Eigentümer das Recht, ihre Immobilien zurückzuverlangen. Im Fall der Bewohner der Salomon-Weinreb-Straße ist das die Erbengemeinschaft Weinreb/Weizmann. Der Jude will Gerechtigkeit. Und die kann man ihm eigentlich nicht verwehren, denn der Jude ist ein Opfer, oder doch nicht?

    Meine Meinung:
    Kathrin Gerlof pickt sich ein paar Bewohner der Salomon-Weinreb-Straße heraus und lässt sie zu Wort kommen, des Weiteren eine Anwältin aus der Stadt und den längst verstorbenen Salomon Weinreb sowie seinen Bruder Hermann. Sie alle versuchen, mit der Situation klarzukommen und in gewisser Weise die Geschichte ihrer Familien und die Geschichte der Deutschen aufzuarbeiten.

    Die derzeitigen Bewohner der Straße wollen doch nichts weiter, als ihr Leben in Ruhe weiterzuleben. Im Nachbarort haben es die Leute besser. Sie müssen ihr Eigentum gegen den Wessi verteidigen, den man getrost als Feind ansehen kann. Aber der Jude ist kein Feind, sondern selbst ein Opfer. Und man will ja auch nicht als antisemitisch angesehen werden. Aber die heutigen Bewohner der Häuser tragen doch gar keine Schuld an der damaligen Geschichte. So stochert jeder in der Vergangenheit nach einem Beweis, dass die Weinrebs „damals“ freiwillig verkauften und daher nun keine Ansprüche mehr haben. Wirklich wohl fühlt sich keiner dabei.

    Mit jedem Kapitel lernt man die Charaktere besser kennen. Jeder hat eine eigene Art, mit dem Problem umzugehen. Und jeder hat auch noch ganz andere Probleme - es sind eben ganz normale Menschen. Hier zeigt Kathrin Gerlof viel Einfühlungsvermögen. Sie bringt einem die Figuren nahe, sie wirken sehr plastisch, man hat fast das Gefühl, sie als Nachbarn zu kennen.

    Eigentlich ist auch Gerlofs Schreibstil sehr schön und eindringlich. Lediglich das Fehlen von Anführungszeichen bei der seltenen wörtlichen Rede macht das Lesen etwas mühsam, außerdem auch seltsame Satzeinschübe, denen Gedankenstriche besser gestanden hätten.

    Das Ende der Geschichte bleibt offen. Es geht ja auch nicht darum, wer recht hat und wer nachgeben muss. Es geht darum, wie man mit dem Dilemma umgeht, wie man mit den Menschen umgeht.

    ★★★★☆

  9. Cover des Buches Sitzen vier Polen im Auto (ISBN: 9783548283746)
    Alexandra Tobor

    Sitzen vier Polen im Auto

     (59)
    Aktuelle Rezension von: Nini61
    Alexandra wächst in Polen Anfang der 80er Jahre auf. Durch Zufall findet sie im Keller der Großmutter einen alten QUELLE-Katalog. Total fasziniert sieht sie sich die Bilder an, von Frauen in unglaublichen Kleidern, Männern und Kindern, die Sachen tragen, die sie noch nie gesehen hat und Spielsachen in unvorstellbarem Ausmaß und Farben. Seit diesem Tag will sie auch „rausfahren“. Der Insider-Begriff für das Auswandern in die gelobte BRD, wo angeblich die Straßen mit weißer Schokolade gepflastert sind und es alles gibt, was man sich nur wünscht. Nachdem ihr Onkel schon seit 2 Jahren drüben ist, beschließen die Eltern von Alexandra, ebenfalls mit ihrem Fiat Polska den Schritt zu wagen. Eine Odyssee über Durchgangslager und Behördengänge beginnt. Aus der Sicht von einem 8-10 Jährigen Mädchen erlebt man hier die Schwierigkeiten und die teilweise unfreiwillige Komik des Aussiedlerdaseins. Auch die Ablehnung der BRD Bürger wird angesprochen. Alexandra Tobor beschreibt die Zeit bis zur Kommunion des kleinen polnischen Mädchens, das Buch ist durchweg schön zu lesen und man sieht die Probleme der Aussiedler mit einem lachenden und weinenden Auge…
  10. Cover des Buches Kranichland (ISBN: 9783499274015)
    Anja Baumheier

    Kranichland

     (110)
    Aktuelle Rezension von: EmmaWinter

    Kranichland ist ein Sehnsuchtsland; dorthin ziehen die Kraniche im Herbst und Marlene beneidet sie um diese Freiheit. Sie hat 1968 in Ost-Berlin nicht die Möglichkeit zu reisen, wohin sie möchte. Gemeinsam mit ihrem Freund Wieland plant sie die Flucht über Prag, dort werden sie jedoch von der Stasi abgefangen. 

    Die Autorin öffnet ein Nähkästchen voller Geheimnisse und Schweigen in einer Familie, die an den sozialistischen Arbeiter- und Bauernstaat glauben möchte, jedoch letztlich daran zerbricht. Erst mit der Enkelgeneration wird das Schweigen gebrochen und nun müssen alle mit den Scherben leben. Dem Genre wird der Roman gerecht, er unterhält und hat durchaus spannende Momente. Leider hatte er für mich aber auch einige Schwächen. Die Charaktere sind recht platt und klischeehaft. Ich konnte mit keiner Figur richtig mitfiebern, sie blieben mir fremd. Es passiert viel, was ohne Bezug zur Handlung bleibt und dann einfach im Sande verläuft. Außerdem waren einige Szenen und Charaktere einfach nicht glaubhaft, da wird der gute Wille schon sehr strapaziert.

    Interessant sind die Bezüge zur Geschichte der DDR, Fluchtversuch, Austausch politischer Gefangener etc. Das wird gut vermittelt. Von einer Bekannten habe ich mir sagen lassen, dass auch die häufig erwähnten Einrichtungsgegenstände absolut typisch gewesen seien, die hätten ihre Eltern auch gehabt, u. a. das Pastellgemälde des Wiener Schokoladenmädchens oder eine Vase aus Meißner Porzellan. Diese Objekte spielen im Roman eine wichtige Rolle und gerade die Symbolik der Vase ist wirklich gut gemacht.

    Alles in allem ein Unterhaltungsroman, der mir etwas zu "leicht" in der Sprache war, stellenweise einfach unglaubwürdig und mit Geheimnissen und Verschwiegenheit überfrachtet. Geschmäcker sind bekanntlich verschieden und dieser Roman hat eine große Fangemeinde. Mir hat "Die Erfindung der Sprache" von der Autorin wesentlich besser gefallen, das Buch kann ich sehr empfehlen, es ist völlig anders geschrieben. 

  11. Cover des Buches Irgendwann werden wir uns alles erzählen (ISBN: 9783257072198)
    Daniela Krien

    Irgendwann werden wir uns alles erzählen

     (191)
    Aktuelle Rezension von: Tilman_Schneider

    Marie wird bald siebzehn und das Leben verändert sich nicht nur in dem kleinen Dorf in Thüringen. Die DDR ist in den letzten Zügen und ein Land, ein Leben wird sich für immer verändern und Marie mitten drin. Sie verliebt sich und er ist mehr als doppelt so alt. Die Liebe ist rau, hart und körperlich anstrengend, aber Marie findet auf dem Hof ihrer Geliebten einen Platz, ein zu Hause und es kann doch nur alles anders werden.

    Daniela Krien kann ganz großartig schreiben, aber dieses raue Buch fordert einem viel ab. Die Deutsch Deutsche Geschichte ist toll und intensiv und sie nimmt uns mit, auf eine tolle Reise. Aber Maries Geschichte ist einfach hart und an manchen Stellen echt brutal. Es als Familiengeschichte oder gar als Liebesgeschichte zu betiteln ist echt heftig, denn Beides ist hier in meinen Augen nicht im klassischen Sinne zu finden. Sprachlich einfach genial, vom Inhalt ist es mir zu düster und Marie geht ja dann auch endlich eine Therapie ein, denn das wird ihr helfen. 

  12. Cover des Buches Russendisko (ISBN: 9783442477838)
    Wladimir Kaminer

    Russendisko

     (531)
    Aktuelle Rezension von: secretworldofbooks

    Wladimir Kaminer erzählt in seinem Buch "Russendisko " kurzweilige Anekdoten über die Einwanderung von Russland nach Deutschland. Schön übersichtlich in kurzen Kapitel gehalten sind sie einmal mehr und einmal weniger unterhaltsam. Interessantes habe ich auch nicht im Buch gefunden. Wer es nicht liest,verpasst nix.

  13. Cover des Buches Der Schneeleopard (ISBN: 9783293407497)
    Tschingis Aitmatow

    Der Schneeleopard

     (24)
    Aktuelle Rezension von: MartinA

    DER SCHNEELEOPARD ist ein spannender Roman, in dem kirgisische Mythen mit dem Schicksal von Mensch und Tier verknüpft werden. Philosophisch hintergründig, manchmal melancholisch und zum Nachdenken anregend, stellt er Parallelen zu Jäger und Gejagten dar und verwebt diese zu einem ergreifenden Plädoyer für den Schutz der Natur und seiner Lebewesen. Kein Wunder dass er auf Bitten des Naturschutzbundes Deutschland die Schirmherrschaft der Vereinigung zum Schutz der Schneeleoparden übernommen hatte. Sprachlich auch in der Übersetzung überzeugend, darf als einziger Kritikpunkt die Darstellung des Schneeleoparden gelten, der vor allem in seinen Gefühlen doch sehr menschlich wirkt. Aber vielleichtmuss das in dieser Geschichte auch so sein, damit der Leser den Zugang zu diesen schönen Tieren bekommt und dadurch auch die Beweggründe der Menschen (vielleicht) nachvollziehen (oder verurteilen) kann.
    Aitmanow folgt den beiden Erzählsträngen seiner Protagonisten bis er diese am Ende zu einem (durchaus als merkwürdig und etwas konstruiert wirkenden) einzigen verbunden werden. Aber … wer sich für die kirgisische Lebensweise und die Natur der Berge interessiert wird Gefallen an Aitmanows letztem Buch haben.

  14. Cover des Buches Ich bin kein Berliner (ISBN: 9783894804121)
    Wladimir Kaminer

    Ich bin kein Berliner

     (100)
    Aktuelle Rezension von: Holden
    Wladi berichtet uns nunmehr von seiner neuen Heimatstadt ("Rodina"), bei der er gar nicht so genau weiß, warum er mit Olga eigentlich dort klebengeblieben ist. Sein heimlicher Leitspruch "Wurst und Theater" für Berlin trifft es schon ganz gut, um die Seele der Stadt zu beschreiben, wie er sie sieht. Kaminer porträtiert ein gelassenes, weltoffenes Berlin, manche Sätze erschließen sich in ihrem Hintersinn erst beim zweiten oder dritten Mal lesen, und man möchte mit Wladimir gern mal einen Pfefferwodka auf der nächsten Grünen Woche süffeln. Daß die Auswahl der Berlintips von ihm natürlich nicht jeden begeistern kann (Wo ist das Ramones-Museum? Das Sparkassenpferd mit "Meppen" am Hintern?), liegt ja in der Natur der Sache. "Völker der Welt, schaut auf diese Stadt." hihi.
  15. Cover des Buches Bitte rechts ranfahren (ISBN: 9783872031716)
    Dieter Zimmer

    Bitte rechts ranfahren

     (5)
    Noch keine Rezension vorhanden
  16. Cover des Buches Die Schattenboxerin (ISBN: 9783895619809)
    Inka Parei

    Die Schattenboxerin

     (16)
    Aktuelle Rezension von: Ein LovelyBooks-Nutzer

    „Die Schattenboxerin“ von Inka Parei aus dem Jahr 1999 habe ich aus einer Grabbelkiste gefischt. Der Klappentext verspricht eine „glänzend erzählte Geschichte einer jungen Frau, deren Leben nach einer Vergewaltigung aus den Fugen gerät“ – eine Thematik, die mich sehr interessiert und ja, was soll ich sagen: Das Buch hat mich verwirrt, aufgewühlt, berührt – und genau das ist es, was für mich gute Literatur ausmacht. 

    Ab dem ersten Satz fühlte ich mich gefangen im Dschungel der Symbole, Metaphern und tieferen Bedeutungen – angefangen beim Namen der Portagonistin, der Schattenboxerin: Hell. Hells Nachbarin heißt Dunkel. Alles, was sie teilen ist eine Toilette auf der Hälfte der Treppe. Tür an Tür wohnen sie, wissen gegenseitig jedoch kaum etwas übereinander und grüßen sich nur selten. Dennoch nehmen sie sich wahr: Und so bemerkt Hell auch, dass Dunkel verschwunden ist und sie macht sich aus persönlicher Neugier auf die Suche nach ihr. Sie lernt daraufhin März kennen, eine durch und durch skurrile Figur: Bankräuber, Liebhaber und Kontaktperson zu Hells Vergewaltiger. 

    Die Handlung spielt sich im Berlin der 90er-Jahre ab: In der Zeit des „Zwischendeutschlands“, in der die Mauer offiziell gefallen ist, die Hauptstadt aber immer noch durch eine unsichtbare, stets omnipräsente Linie geteilt war. Hell ist eine von unglaublicher Sensibilität und Zerbrechlichkeit geprägte Figur: Nach ihrer Vergewaltigung zieht sie sich in ihre heruntergekommene Berliner Wohnung zurück, isoliert sich, versteckt sich, hat ein Trauma zu bewältigen und hadert mit kleinen alltäglichen Dingen. Sie nimmt die Welt um sich herum sehr intensiv wahr, was sich in der Detailfülle und der künstlerisch, metapherbeladenen Sprache niederschlägt; die war mir allerdings teils zu wirr, zu absurd, zu überladen, wodurch super anstrengende Romanpassagen zustande kamen. 

    Alles in allem ist „Die Schattenboxerin“ zwar keine leichte, dafür aber eine starke Lektüre. Schwankend zwischen spannend und langatmig, zwischen verständlich und absurd, zwischen Normalität und Krankheit. Gekonnt und zielstrebig wird von einem schrecklichen Trauma erzählt, von dem sich die Protagonistin Hell verzweifelt körperlich und geistig zu befreien versucht. Ein toller Roman, allerdings sicher nicht für jede*n etwas! 

     

     

  17. Cover des Buches Die letzte Instanz (ISBN: 9783442487400)
    Elisabeth Herrmann

    Die letzte Instanz

     (86)
    Aktuelle Rezension von: abuelita

    …ist das Thema dieses Buches. Erst fand ich es etwas verwirrend und dann, als das Kernthema plötzlich ganz klar war, zu langatmig .

    Sicher, es war dann ganz nett zu verfolgen, wie Joachim Vernau so nach und nach die Zusammenhänge herstellte – und wie er immer wieder auf die schöne Staatsanwältin reinfiel…. Männer halt… 😊

     

     

  18. Cover des Buches ZwischenLand (ISBN: 9783946086284)
    Kathrin Wildenberger

    ZwischenLand

     (14)
    Aktuelle Rezension von: Corsicana
    In "Montagsnächte" hatte Kathrin Wildenberger von der Zeit der Montagsdemonstrationen in Leipzig erzählt.

    Den Protagonisten aus Montagsnächte begegnet man in "Zwischenland" wieder.
    Da ist Ania, die am Anfang dieses Buches eine schwierige Trennung von ihrer großen Liebe verkraften muss - und sich auch sonst neu zurechtfinden muss. Denn Ania wollte eine neue DDR - und keinen Anschluss an die Bundesrepublik.

    Ihre Freundin Suse dagegen ist schon vor der Wende in den Westen ausgereist. Eigentlich ist sie zufrieden im Westen - aber eigentlich ist ihr auch vieles zu spießig. Sie träumt von einem eigenen Laden - ihr Freund von Hausbau und Kindern.

    Und Brit, die jüngere Schwester von Ania, trifft die Wende besonders. Denn sie ist in der Pubertät - hat also sowieso viele neue Dinge zu verkraften. Und ihre Eltern sind mit der neuen Situation sowieso überfordert bzw. gefordert. Sie müssen alte Denkmuster überdenken, engagieren sich und entfernen sich -  und Brit verliert ein wenig den Halt.

    Dieser Roman lässt die Zeit zwischen Wende und Wiedervereinigung lebendig werden. In ganz alltäglichen, privaten Dingen.
    Erzählt wird abwechselnd über die drei Frauen - dies macht die Lektüre abwechslungsreich. Und der Autorin gelingt es, die Atmosphäre damals sehr gut einzufangen.

    Für mich - im äußersten Westen der Bundesrepublik aufgewachsen - war dies sehr interessant zu lesen. Denn ich hatte wenig Einblick in das Leben in der DDR. Und daher hatte ich auch wenig Einblick, wie sich eine Systemänderung auf das tägliche Leben auswirkt.


  19. Cover des Buches Die Offenbarung (ISBN: 9783746624815)
    Robert Schneider

    Die Offenbarung

     (25)
    Aktuelle Rezension von: Tilman_Schneider

    In seinem neuen Roman führt uns Robert Schneider nach Naumburg ins Jahr 1992. Jakob Kemper ist der Organist des Ortes und entdeckt am Heiligabend etwas unvorstellbar kostbares. Ein nie veröffentlichtes Oratorium von Johann Sebastian Bach. Für den scheuen und schüchternen Kemper ist dies der komplette Wahnsinn und als er die ersten Noten spielt, taucht er in sein innerstes Seelenleben ein. Es ist mehr als nur Musik. Aufgeregt, verunsichert und unheimlich bewegt nimmt er die Noten mit nach Hause und will erst einmal in Ruhe nachdenken. Dies bleibt aber nicht die einzige Aufregung in seinem Leben, denn plötzlich scheint seine komplette Umgebung verrückt zu spielen.

    Ich finde dies Robert Schneiders bestes Buch seit Schlafes Bruder. Das Buch ist wie Musik und Schneider schildert in wunderbarer Sprache eine Geschichte die klingt und nachhallt.

  20. Cover des Buches Der multidimensionale Kosmos / Machtwechsel auf der Erde (ISBN: 9783906347813)
  21. Cover des Buches Sommerdreieck (ISBN: 9783499269202)
  22. Cover des Buches Wie es leuchtet (ISBN: 9783104037622)
    Thomas Brussig

    Wie es leuchtet

     (62)
    Aktuelle Rezension von: porte-bonheur

    Ich muss hier keine weitere Inhaltsbeschreibung liefern, das haben viele andere längst sehr gründlich gemacht und auch hier abgeliefert. Da sind so viele lesenswerte Stimmen darunter: Kompliment!

    Das Buch fiel mir anläßlich meines Umzugs wieder in die Hände. Angesichts der Vielzahl meiner Bücher und einer jetzt so viel kleineren Wohnung war ich am Überlegen, auf welchen Stapel ich das Buch legen sollte. Es landete dann doch auf dem Turm "noch einmal lesen - vielleicht". Und ich bin richtiggehend glücklich, dass ich mir auch wirklich die Zeit genommen habe, noch einmal in das Buch einzutauchen. 

    Fast zwanzig Jahre nach Erstveröffentlichung kann ich Brussigs Roman am ehesten mit gutem Wein vergleichen: er ist für mich noch trink-, äh, lesbarer geworden und hat in seiner Wirkung auf mich stark zugenommen. Wird heute mal wieder von einer Zeitenwende gesprochen, bei der sich alle fragen, wie diese am Ende aussieht, kann hier einer in ihrem Ablauf zusehen und ihr nachspüren, auch in der Wirkung, die ein solcher Bruch auf die Beteiligten hat. Alles, wirklich alles - vielleicht bis auf die beginnende Vergilbung der Seiten meiner Taschenbuchausgabe - hat bei diesem Roman an Qualität zugenommen. Er bleibt auf jeden Fall unbedingt lesenwert!

  23. Cover des Buches Die Zeitreisende (ISBN: 9783833889172)
    Ute Lemper

    Die Zeitreisende

     (38)
    Aktuelle Rezension von: Liebes_Buch

    Das Buch beschreibt den harten Alltag am Theater. Ute Lemper hat körperlich alles gegeben und viele Schmerzen erlebt. 

    Obwohl ich ihre Art sehr mag, Kunst und Leben in Bezug zu setzen zur Politik, hätte ich mir manchmal mehr Persönliches gewünscht, aber das ist ja auch schwierig heutzutage. Als sie einmal das Opfer von Gewalt wird, kann sie natürlich allein aus rechtlichen Grünen nichts Genaues erzählen und ausserdem muss jeder Künstler selbst entscheiden, wieviel er preisgeben möchte. Die Schilderungen vom Theaterleben sind sehr schön. Lempers Distanz zur Familie und zu ihrem bürgerlichen Hintergrund wirkt manchmal traurig. Sie hatte von Kindheit an eine merkwürdige Verachtung für alles Normale. Die Furcht vor dem Normalen wird immer wieder thematisiert. Es hat nich sehr berührt zu lesen, wie ihre Mutter starb. Sehr begabt, sehr intelligent, etwas kühl. Auf jeden Fall ein bewegtes Leben und eine ehrliche Auseinandersetzung mit Deutschland.

  24. Cover des Buches Hartz IV - Eine Abrechnung (ISBN: 9783499620447)
    Gabriele Gillen

    Hartz IV - Eine Abrechnung

     (1)
    Aktuelle Rezension von: Jens65
    Dieses Buch ist ein Muss für jeden Bürger, der noch Interesse daran hat, dass unser Land nicht dem neoliberalen Geist und seinen zwielichtigen Gesellen zum Essen vorgeworfen wird, sondern der auch in unseren Tagen noch für ein solidarisches Miteinander in einer humanistisch-demokratischen Gesellschaft eintritt. Neben einer Vielzahl von Grund- und Hintergrundinformationen zum Thema "Hart(z) IV, liefert die Autorin in kurzweiliger Form und mit einer oft gehörigen Portion schwarzen Humors ein Werk, dass in keiner kritischen Bibliothek fehlen sollte. Ich wünsche diesem Buch viele Leser. Auch solche, die nach der Lektüre tobend durch die Wohnung turnen oder aus Wut in die Tischkante beißen, da sie einen Rückfall in vermeintlich sozialistisches Fahrwassser diagnostizieren.

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