Bücher mit dem Tag "werder"
12 Bücher
- Wolfgang Herrndorf
Tschick
(2.933)Aktuelle Rezension von: bibliophilaraAls Buchbloggerin veranstalte ich gerne auch mal Gewinnspiele, bei denen ich Bücher oder Buchgutscheine mit einem Päckchen voll Tee, Kerzen, Süßigkeiten, Snacks oder kleinen Pflegeprodukten verschenke. Einmal hatte ich bisher aber sogar das Glück selbst durch ein Gewinnspiel beschenkt zu werden. In dem Päckchen: „Tschick“ von Wolfgang Herrndorf, was schon länger auf meiner Wunschliste stand. Das Jugendbuch aus dem Jahr 2010 gewann 2011 den Jugendliteraturpreis und erhielt größtenteils euphorische Kritiken. Es wurde mehr als 2 Millionen mal in 25 Ländern verkauft, sogar als moderner Klassiker angepriesen und ist schon jetzt oft gewählte Schullektüre. 2016 erschien „Tschick“ dann mit Tristan Göbel in der Hauptrolle in den deutschen Kinos. Als Wolfgang Herrndorf an dem Jugendbuch schrieb, litt er bereits an einer Krebserkrankung. 2013 nahm er sich selbst das Leben.
Kurz vor den Sommerferien im Jahr 2010 kommt ein neuer Mitschüler in die Klasse des 14-jährigen Maik Klingenberg: Andrej Tschichatschow, genannt Tschick. Dieser kommt aus schlechten sozialen Verhältnissen und trägt anstelle eines Rucksacks immer eine Plastiktüte mit seinen Schulsachen mit sich. Was Tschick an einem Berliner Gymnasium verloren hat, ist Maik schleierhaft. Entsprechend wenig ist er erfreut, dass Tschick in den Sommerferien regelmäßig uneingeladen vor seiner Haustür steht. Als Tschick dann auch noch mit einem geknackten Auto aufkreuzt und Maik auf einen Roadtrip einlädt, beginnt für beide Jungen der Sommer ihres Lebens.
Bevor es mit der eigentlichen Lektüre losgeht, findet sich eine ganze Doppelseite voll mit Zitaten aus Zeitungen, Magazinen und Radiosendungen, in denen „Tschick“ mit Lob und Huldigungen überschüttet wird. Es ist durchaus interessant, dass das Buch so viel Anklang gefunden hat, beeinflusst mich aber nicht in meinem persönlichen Urteil. Danach folgt ein Zitat aus „Welcome to the Dollhouse“, einem Low Budget Coming-of-age Film aus dem Jahr 1995. Ein Jahr später gewann der Film unerwartet den Jurypreis des Sundance Filmfestivals.
Das erste Kapitel beginnt dann mit dem Satz „Als Erstes ist da der Geruch von Blut und Kaffee.“. Maik Klingenberg, der Protagonist, erzählt seine Geschichte im Präsens und der Ich-Perspektive. Da er den Großteil der Geschichte retrospektiv erzählt, verwendet er meist das Präteritum, bricht aber den Tempus gelegentlich wie ein aufgeregter Junge, der seine Emotionen und Gedanken nicht ganz im Griff hat und sich verhaspelt oder eben den Tempus nicht beibehält. Normalerweise ein Fauxpas, hier ein gelungenes Stilmittel. Auf knapp über 250 Seiten gibt es 49 Kapitel, sodass die Kapitel im Schnitt ungefähr fünf Seiten lang sind. In den ersten vier Kapiteln schildert Maik seine aktuelle Lage, geht danach vier weitere Kapitel auf seine Vorgeschichte ein und kommt anschließend zu Tschick.
Maik kommt aus einem wohlhabenden, aber zerrütteten Elternhaus. Sein Vater ist Immobilienmakler und hat eine offensichtliche Affäre mit seiner Assistentin. Seine Mutter ist alkoholkrank und entweder betrunken oder in der Entzugsklinik. Er wohnt in einem freistehenden Einfamilienhaus mit Pool im Garten. In der Schule ist er ein Außenseiter, wird von vielen Mitschülern ignoriert oder als „Psycho“ beschimpft. Freunde hat er nicht, aber er ist heimlich in seine Klassenkameradin Tatjana verliebt, die aber auch von ihm nicht wirklich Notiz zu nehmen scheint. Maik ist kein guter Schüler, die einzigen Fächer, die ihm etwas liegen, sind Mathematik und Sport. Er beweist aber wiederholt, dass Allgemeinwissen und Intelligenz nicht wirklich zu seinen Stärken gehören und selbst wenn er mal etwas weiß, meldet er sich im Unterricht nicht, weil er nicht auffallen will. Insgesamt ist er schlicht ein verunsicherter Junge, der trotz seiner vermeintlich guten Herkunft viele Probleme mit sich trägt.
Sein neuer Mitschüler, Andrej Tschichatschow, der wegen seines komplizierten Nachnamens nur Tschick gerufen wird, hat ebenfalls seine Päckchen zu tragen. Er ist ein russischer Spätaussiedler, der mit seinem Bruder in Armut leben muss. Nicht einmal einen richtigen Schulranzen oder eine Federmappe besitzt der Junge, der in der Schule regelmäßig eine Alkoholfahne hat. Seine Schulnoten sind allgemein schlecht, seine Vorbildung katastrophal und doch beweist der verschwiegene Tschick manchmal sein Potenzial und macht Aussagen, die auf eine erstaunlich präzise Beobachtungsgabe hindeuten. Aber auch seine kleinkriminelle Ader kann er nur spärlich verbergen.
Die fast unfreiwillige Freundschaft zwischen Maik und Tschick ist eines der Leitmotive, die viele weitere Themen aufwerfen. Auf dem gemeinsamen Roadtrip geht es um Erwachsen werden, um Selbstwahrnehmung und um Rollenfindung. In der Schule spielen eher Migration und Integration oder Mobbing und Außenseitertum eine Rolle. Aber natürlich werden auch die erste Liebe und die aufkeimende Sexualität thematisiert, ohne dass sich der Plot zu sehr darin verliert.
Sprachlich bewegt sich der Roman auf einem, der Jugendsprache entsprechend, einfachen Niveau. Ellipsen und ungewöhnliche, nahezu unbeholfene Metaphern untermauern dies. Auch wenn kein Slang verwendet wird, geht es auch mal vulgär oder politisch inkorrekt zu. Worte wie „Pimmel“, „Fotze“, „Schwuchtel“ oder „Ficken“ gehören einfach in den Mund pubertärer Kinder. Trotz schwerwiegender Probleme, die die beiden Freunde haben, schwingt gerne ein spitzzüngiger Humor mit, der so durchdacht und erfrischend ist, dass er damit viele andere Werke in den Schatten stellt.
Dass Herrndorf ein begnadeter Literat war, lässt sich unter anderem in den Werken erkennen, die er geschickt in seinen Jugendroman integriert hat. Seien es „Geschichten vom Herrn Keuner“ von Bertholt Brecht oder „Der Steppenwolf“ von Hermann Hesse. Aber auch moderne und internationale Jugendliteratur wie „Harry Potter und der Halbblutprinz“ von Joanne K. Rowling findet Erwähnung. Herrndorf selbst war großer Fan von Jugendbüchern wie „Herr der Fliegen“ von William Golding oder „Die Abenteuer des Tom Sawyer“ von Mark Twain, in denen die jungen Protagonisten von den Erwachsenen distanziert leben. Dies war Motivation und Inspiration für Herrndorf ein vergleichbares Jugendbuch zu schreiben.
Das Ende war unvorhersehbar, realistisch, verrückt und ernüchternd ohne eine Enttäuschung zu sein. Zudem habe ich ein neues Lieblingszitat entdeckt, das die Geschichte ausgezeichnet abrundet: „Die Welt ist schlecht, und der Mensch ist auch schlecht. Trau keinem, geh nicht mit Fremden mit und so weiter. Das hatten mir meine Eltern erzählt, das hatten mir meine Lehrer erzählt, und das Fernsehen erzählt es auch. Wenn man Nachrichten guckte: Der Mensch ist schlecht. Wenn man Spiegel-TV guckte: Der Mensch ist schlecht. Und vielleicht stimmte das ja auch, und der Mensch war zu 99 Prozent schlecht. Aber das Seltsame war, dass Tschick und ich auf unserer Reise fast ausschließlich dem einen Prozent begegneten, das nicht schlecht war.“
„Tschick“ von Wolfgang Herrndorf hat mich so begeistern können, wie dieses Jahr noch kein anderes Buch. Es fängt die hochsommerliche Atmosphäre großartig ein, kreiert eine Geschichte, die witzig und traurig, skurril und authentisch gleichzeitig ist. Auch wenn es ein Jugendbuch ist, werden Erwachsene ihre Freude an diesem pedantisch gearbeiteten Werk finden. Ich wünschte, der Roadtrip der beiden Jungen wäre noch ein paar Seiten länger gegangen. Absolute Empfehlung meinerseits und das erste Highlight des Jahres. Glasklare fünf von fünf Federn für dieses Meisterwerk!
- Theodor Fontane
Wanderungen durch die Mark Brandenburg 3. Havelland. Die Landschaft um Spandau, Potsdam, Brandenburg
(4)Noch keine Rezension vorhanden - Martin Suter
Abschalten
(44)Aktuelle Rezension von: HoldenSuters erhellende Geschichten über aufgeblasene BWL-Fuzzis im Urlaub und im sehr stressigen Arbeitsalltag, man schwankt immer zwischen hohem Leistungslevel und Ersetzbarkeit, hinzu kommt Wirtschaftskauderwelsch im Sinne von "evidenzbasierter Optimalanalyse" usw. Am schönsten sind die "Managementtraining"-Geschichten, könnte sich wirklich so zugetragen haben. Aus meiner kurzen juristischen Karriere kann ich sagen, daß es da häufig nicht besser ist, ein Kollege berichtete mal davon, daß einer seiner Kollegen am Dienstagmorgen zur Arbeit ging und am Donnerstagabend nach Hause. Da ist auch noch derjenige am Tollsten, der am Längsten arbeiten kann und wo man in Topkanzleien auch noch den halben Sonntag im Büro verbringen muß. Dem Mann auf dem Cover wünscht man, er solle nicht den Sand in den Kopf stecken. Urlaubshölle par excellence, man weiß wie man sich nicht verhalten sollte (es fehlen nur die Socken in Sandalen für typisch deutsche Touristen).
- Britta Rath
DuMont direkt Reiseführer Bremen
(3)Aktuelle Rezension von: Kristall86Klappentext:
„Zurückhaltend, das sind sie, doch die weltoffenen Bremer gönnen Stadtmusikanten und Seebären, Ökos und Technik- Nerds, Kaufleuten und Künstlern gleichermaßen ihr Glück.
Mit den 15 »Direkt-Kapiteln« des Reiseführers von Britta Rath können Sie sich zwanglos unter die Bremer mischen, direkt in das Stadtleben eintauchen und die Highlights und Hotspots kennenlernen: einstige Dörfer und neue Trendviertel, gutbürgerlich-gediegene Kontorhäuser und hippes Wohnen in der Überseestadt, den Technologiepark und die Kulturmeile.
In eigenen Kapiteln erfahren Sie, wo es sich in fremden Betten gut schläft, wo Sie glücklich satt werden, wohin die Bremer zum Stöbern und Entdecken gehen und wohin es sie zieht, wenn die Nacht beginnt.
Mit den Übersichtskarten, genauen Stadtteilplänen und dem separaten großen Cityplan können Sie sich nach Lust und Laune durch die Stadt treiben lassen.“
Wer in Deutschland Städtehopping betreibt, kommt um Bremen gar nicht drumherum! Man muss doch einmal im Leben die Bremer Stadtmusikanten gesehen haben! Und die dürfen Sie hier erleben und die restliche Stadt gleich mit erkunden. Dieser handliche Reiseführer passt in jedes Handgepäck und bietet sehr viele Informationen mit Bilder und Fotos. Der Hauptmittelpunkt Bremens liegt in der Altstadt. Egal ob das Schnoor-Viertel, die Böttcher-Straße oder Lustwandeln an der Schlachte - Bremen wird jeden verzaubern. Die Beschreibungen und Wegweiser hier sind stimmig niedergeschrieben und lassen den Leser gut durch die Stadt führen. Sie bieten vielseitige Informationen einerseits zu Kultur oder Geschichte der Stadt aber eben auch zum aktuellen Stand an Bars, Restaurants und Co..
Fazit: ein rundum attraktiver und äußerst informativer Reiseführer der auf dem aktuellen Stand ist - 5 Sterne!
- Tim Pieper
Dunkle Havel
(75)Aktuelle Rezension von: scarlett59Meine Meinung:
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Das Cover ist vom Aufbau her typisch für den Emons-Verlag und das Bild passt hervorragend zum Titel.
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Anfangs hatte ich mit dem Schreibstil ein wenig Probleme. Er kam mir zu detailversessen vor, z.B. in der Nennung fast jedes Straßennamens in Potsdam. Vielleicht habe ich mir diese Detailverliebtheit auch nur eingebildet, da ich mit dieser Gegend und den Straßen recht vertraut bin?
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Der Story ist aufgrund der Mischung von Gegenwart, Vergangenheit und Gedankenwelt nicht ganz einfach zu folgen. Doch nach und nach bin ich in ihren Sog geraten.
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Eine zumindest unterschwellige Spannung zieht sich durch das ganze Buch.
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Da ich Bücher mag, die in meinem Lebensumfeld handeln, werde ich sicher auch den nächsten Band um Kommissar Sanftleben lesen.
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FAZIT: ein durchaus lesenswerter Krimi
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- Toni Glenn
Mappa Ordica
(7)Aktuelle Rezension von: GospelsingerUnterwasserrugby? Davon hatte nicht einmal mein Sohn etwas gehört, der in der Schule an einer Rugby-AG teilgenommen hat. Nach Lesen dieses Buches bin aber sogar ich als Nicht-Sportfan neugierig auf diesen Sport geworden, so gut wird er von Toni Glenn beschrieben. Segeln dagegen hat mich schon immer interessiert, daher habe ich die Beschreibungen des Fahrtensegelns sehr genossen (ich wäre gern mit auf dem Boot gewesen). Sehr schön ist, dass die sportlichen und maritimen Begriffe in einem umfangreichen Glossar erklärt werden. Dazu kommt dann noch die spannende Geschichte der versunkenen Stadt Vineta. Fazit: Ein besonderes Buch, das sich sehr gut liest. - Annett Gröschner
Moskauer Eis
(10)Aktuelle Rezension von: SieverEs wirkt wie eine wirre Collage aus Alltag und Erinnerungen. Teilweise belanglose Rückblicke, die wenig zum Hauptinhalt beigetragen haben, aber umsomehr groteske Beschreibungen. Streckenweise kam es zum Interessensverlust. Die Ich-Erzählerin wirkt von den Handlungen und Gedankengängen her distanziert, wer also seine Empathie gerne freilassen würde ist hier eher falsch. Es scheint, als wäre das Konzept ohne Sentimentalität - der Tod beinahe "Alltag" für die Protagonistin. Trotzallem hat es einen gewissen Charme, gibt einen guten Einblick in die politische und wirtschaftliche Lage in der DDR-Zeit und Gefriertechnik.
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