Bücher mit dem Tag "wien-krimi"
147 Bücher
- Britta Hasler
Bilder des Bösen
(16)Aktuelle Rezension von: Angeliques_Leseecke*Inhalt*
Wien 1906, ein Serienmörder treibt in der Stadt sein Unwesen. Er tötet Prostituierte und hackt anschließend eine Hand ab. Leutnant Tscherba bittet die beiden Privatdetektive Rudolph Lischka und Julius Pawalet um Mithilfe. Kurze Zeit später wird Julius Pawalet dabei beobachtet, wie er einen neuen Tatort verlässt, er wird zum Hauptverdächtigen.
Parallel ermittelt die beiden in einem Fall von Erpressung. Eine Dame der Gesellschaft wird mit pikanten Bildern ihres Ehemanns erpresst.
Nach und nach decken die beide die dunklen Machenschaften der sogenannten gehobenen Gesellschaft auf. Dabei kommen sie dem Mörder gefährlich nahe…
*Meine Meinung*
"Bilder des Bösen" von Britta Hasler ist der Nachfolgeband zu "Das Sterben der Bilder". Die Kriminalfälle sind spannend und sehr interessant.
Mit ihren bildhaften und fesselnden Schreibstil schafft es die Autorin mich in die Geschichte hineinzuziehen. Und auch wenn mich die erotischen Szenen etwas stören, möchte ich wissen, wer der Mörder ist.
Nach und nach offenbart sich dem Leser die Moral und die Abgründe dieser Zeit. Die Polizei schaut bei der Prostitution und bei dem Mädchenhandel weg, hält vielleicht sogar die Hand auf. Der Blick in die menschlichen Abgründe ist der Autorin gut gelungen.
Die Charaktere sind facettenreich und entwickeln sich im Laufe des Buches.
*Fazit*
Ein gut recherchierter Krimi aus vergangener Zeit, spannend und mit einigen erotischen Szenen. Von mir gibt es 4 Sterne. - Edith Kneifl
Todesreigen in der Hofreitschule
(17)Aktuelle Rezension von: EmiliAnaDer Titel des Romans führt ein wenig in die Irre, und diejenigen, die als Schauplatz des historischen Wien-Krimis die berühmte Hofreitschule mit ihren eleganten und akrobatischen Lipizzanern erwartet haben, mögen enttäuscht sein, denn erst ganz zum Schluss, zum großen Finale, finden sich die Protagonisten tatsächlich in der Hofreitschule ein, ohne jedoch die weißen Hengste bei ihren Kunststücken bewundern zu können...
Enttäuscht werden auch die Leser, die einen spannenden und mitreißenden Krimi erwartet haben. Vielmehr schleicht die Handlung über weite Strecken dahin - obwohl alles mit einem Knalleffekt begann: einem Sprengstoffattentat auf eine Kutsche, bei dem die beiden Insassen und die Pferde getötet wurden und das alsbald Anarchisten in die Schuhe geschoben wird.Sofort auch ist der Held des Romans, der Privatdetektiv Gustav von Karoly, zur Stelle, der hier in seinem fünften Fall ermittelt und den einige Leser daher bereits kennen dürften. Und die sind klar im Vorteil, möchte ich hinzufügen, denn Gustav hat natürlich eine Vorgeschichte, die sich denjenigen, denen er hier zum ersten Mal begegnet, erst nach und nach erschließt.
Man braucht Zeit, um sich mit Herrn von Karoly anzufreunden, lernt man ihn doch als Müßiggänger kennen, der seine Tage vorzugsweise in Kaffeehäusern und flanierend verbringt, auf neue Fälle wartet, über den Sprengstoffanschlag grübelt und ansonstem seinem unglückseligen Faible für hübsche junge Frauen frönt, das ihm in dieser Geschichte gleich zweimal beinahe zum Verhängnis wird.
Da ist zum einen die leider verheiratete und nicht mit erwähnenswerten Geistesgaben gesegnete, aber bildschöne Ada, deren Mann der Affäre mit Gustav auf die Schliche gekommen ist und den Privatdetektiv ohne Arbeit wutentbrannt zur Rede stellt und kurz danach tot aufgefunden wird - ermordet! Und natürlich ist der Charmeur Gustav einer der Hauptverdächtigen...
Während er gemeinsam mit seinem Freund, dem Polizisten Rudi, versucht - auf recht betuliche und nicht eben effektive Art, so scheint es dem Leser -, die Hintergründe des Attentats zu ergründen, verstrickt sich Karoly bereits in ein neues Techtelmechtel - mit Emma, einer unbekannten Schönen, die ihm Rätsel aufgibt und von der allmählich klar wird, dass sie in die inzwischen schon zwei Anschläge verwickelt ist. Dass die Dame eher unkonventionell mit der Wahrheit umgeht, ist ihm dabei durchaus bewusst, doch kann er sich ihren Reizen nicht entziehen - ein eindeutiger Schwachpunkt des adligen Genießers, der nebenbei weiterhin in die Pathologin Dorothea verliebt ist, die mit Gustav und dessen Tante eine Hausgemeinschaft teilt.
Ja, über das Liebesleben des jungen Herrn von Karoly erfährt man allerlei - und zum Glück auch über das Wien des Jahres 1900!Da ist die Autorin sehr akribisch. Sie kennt ihr Wien, sie kennt seine Geschichte bis ins kleinste Detail, und sie weiß sie ihren Lesern auf angenehm-unaufdringliche Weise nicht nur nahezubringen, sondern es gelingt ihr auch, eine Atmosphäre zu schaffen, die sich überträgt und die das Gefühl vermittelt, dabeizusein.Egal, ob es um geschichtliche, politische, gesellschaftliche oder soziale Hintergründe geht - die Autorin kennt sich aus und setzt langsam ein Gesamtbild zusammen, das weit spannender und authentischer ist als der doch sehr verworrene Fall, der nicht zu fesseln vermag und dessen Auflösung mich mit mehr Fragen als Antworten zurückgelassen hat.
Ist mir die Hauptperson Gustav von Karoly nähergekommen im Laufe der Lektüre? Ich hätte es mir gewünscht, und das eine oder andere Mal bekam ich durchaus den Hauch eines Gespürs für ihn - das sich im nächsten Moment aber wieder in Rauch auflöste.Er ist mir nicht fassbar, entzieht sich buchstäblich immer wieder aus Neue meinem Zugriff - und so bleibt am Ende des Romans, den ich nur zögernd als Krimi bezeichnen kann, eher eine gewisse Enttäuschung als Befriedigung zurück.
- Constanze Dennig
Abgetaucht
(7)Aktuelle Rezension von: HansPeterVertacnikEine Psychiaterin mit einem Liebhaber namens Michael, den sie "Michelangelo" nennt und mit einer Mutter, von der sie auf die köstlichste Art und Weise unterdrückt wird, gerät in einen Mordfall, den sie schlussendlich löst. Ein Lesevergnügen. - Edith Kneifl
Schön tot
(21)Aktuelle Rezension von: Christin87Katharina Kafka, Enddreißigerin, Kellnerin mit fast abgeschlossenem Geschichtsstudium und Dauersingle mit Roma-Wurzeln, wird Zeugin einer Hausexplosion, bei der eine junge Frau stirbt. Im selben Stadtteil Wiens geschehen drei weitere Morde. Kafkas Hobby-Detektiv-Ader ist geweckt und so geht sie mit Ihrem Mitbewohner Orlando auf Mördersuche.
"Schön tot" war mein drittes Buch von Edith Kneifl und es war für mich das Schwächste. Ich fand die gesamte Handlung sprunghaft und, obwohl, wie ich dank Google herausgefunden habe, die gesamten Schauplätze tatsächlich existieren, die Abläufe absolut unrealistisch. Ich bekam die Handlung einfach nicht zu greifen. Warum?
1.) Ich hatte ein Problem mit dem sprunghaften Geschehen in ihren zwischenmenschlichen Beziehungen. Orlando ist erst nur ein Bekannter, von dem Sie im Grunde nichts weiß, noch nicht mal von seinem Transvestie-Ich, und wird dann von jetzt auf gleich zum Dauer-Mitbewohner, dem Sie extra eine neue Schlafcouch spendiert, obwohl er gern zeitnah wieder in seine eigenen vier Wände ziehen soll. Dann trifft sie bei einem Einkauf einen dubiosen Typen, der kurze Zeit später seine Finger schon überall an ihr als auch in ihr hat und obwohl er zwischenzeitlich ins Feld der Verdächtigen gerät, lässt sie ihn weiter in Ihrem Leben ein und ausgehen.
In welchem Zeitrahmen wir uns hier überhaupt bewegen, in denen sich die Beziehungen entwickeln konnten, hat sich mir bis zum Ende nicht erschlossen.
2.) Folgendes Geschehen fand ich außerdem komplett an der Realität vorbei. Frau Kafka erörtert mit einem ihr bis dato unbekannten Psychhiater, bei dem sie von jetzt auf gleich einen Termin erhält, die Psyche des potentiellen Serienmörders. Zum einen fand ich es verwunderlich, dass ein Mann dieser Berufsgruppe, von der es immer heißt sie seien auf Monate ausgebucht, spontan Zeit für neue Patienten hat. Zum anderen machen die geführten Gespräche für mich teils garkeinen Sinn, da Katharina keinerlei Position inne hat, die diese rechtfertigen, denn zur Klärung der Taten kann sie in ihrer rein privaten Position mit nichten beitragen.
3.) Mir stand die Figur Kafka zu viel im Fokus, sodass die eigentliche „Kriminalhandlung“ auf mich eigentlich nur wie ein um sie herum gestrickter Nebenschauplatz wirkte.
Der Schreibstil ließ sich wieder flüssig lesen, aber Spannung ist hier nicht aufgekommen.
Für Wien-Kenner sind sicher die Beschreibungen der Schauplätze reizvoll, ich war leider noch nie da.
Kurz um, bin ich mit den Protagonisten und der Handlung nicht warm geworden und kann deshalb nur 2 Sterne vergeben.
Wegen unschlagbarer Kindle-Angebote habe ich auch die drei Folge-Bände noch auf dem Kindle-Reader. Vielleicht entwickelt sich das Ganze im nächsten Teil ja weiter, sodass der Funke noch überspringt. - Andreas P Pittler
Tacheles
(8)Aktuelle Rezension von: Bellis-PerennisWien, im Frühsommer 1934: In seinem Wohnhaus am Judenplatz wird ein jüdischer Fabrikant erschlagen aufgefunden. Oberstleutnant Bronstein wird mit der Aufklärung betraut. Der Verdächtigen gibt es viele: Die Roten, weil der Tote ein Fabrikant war? Die Braunen, weil er aus einer jüdischen Familie stammte? Die frühere oder die neue Ehefrau - oder gar beide zusammen?
Die Ermittlungen gestalten sich vor dem Hintergrund des aufkeimenden Nationalsozialismus als schwierig. In einem Geflecht politischer Zusammenhänge und persönlicher Verstrickungen muss Bronstein erkennen, dass der jüdischen Bevölkerung zunehmend Misstrauen und Missgunst entgegenschlagen. Sogar jenen, die sich - so wie der Oberstleutnant - selbst nicht für Juden halten („Ich bin Protestant.“).
Andreas Pittler, gelernter Historiker, weiß worüber er schreibt. Er gelingt ihm die Stimmung im Wien des Ständestaates einzufangen. Wir Leser sind mittendrin: Zwischen Heimwehraufmarsch und illegalen Nazis; zwischen Vaterländischer Front und verbotenen Gewerkschaften.
Pittler hat dem Volk aus Maul geschaut und schreibt fesselnde Dialoge im Wiener Dialekt, die mit tschechischen und jiddischen Ausdrücken durchsetzt sind. Das Glossar im Anhang bietet Aufklärung.
Fazit:
Eine packende Geschichte, spannend erzählt, hervorragend recherchiert. Gerne vergebe ich 5 Sterne.
- Ursula Heinrich
Melange ohne
(6)Aktuelle Rezension von: tinstampEin historischer Roman mit Krimielementen, der am Ende des großen Krieges und in Wien spielt. Einfach perfekt, denn ich liebe die Reihe um August Emmerich von Alex Beer, die zur selben Zeit und am selben Ort spielen.
Ursula Heinrich ist hingegen eine neue Autorin für mich und ich war sehr gespannt auf diese Geschichte.
Max Freiherr von Riedenfels befindet sich nach einer Schussverletzung im Militärspital Bozen. Das Ende der Großmacht Österreich-Ungarn ist nicht mehr abzuwenden und eigentlich warten alle nur mehr darauf, dass sie endlich nach Hause dürfen und der Krieg endet. Max und sein Freund, der Miliärarzt Stefan von Brühl, sollen beide in den kommenden Tagen Urlaub bekommen. Doch Stefan möchte ein paar Tage früher nach Hause, denn seine Schwester feiert demnächst Hochzeit. Er überredet Max die Urlaubsscheine zu tauschen. Ein sehr riskantes Unternehmen! Doch Max stimmt zu und es gelingt auch beiden Männern mit den getauschten Urlaubsscheinen Max möchte Stefan im Urlaubsdomizil der von Brühls im niederösterreichischen Eichgraben besuchen, doch bei seiner Ankunft wartet auf ihm eine Schreckensmeldung. Stefan wurde wegen Mordes am Bräutigam seiner Schwester festgenommen. Das macht den Tausch des Urlaubsscheines zu einem großen Problem, denn damit hat er seinen Freund ein Alibi verschafft und gerät selbst in Verdacht. Die Polizei schie0t sich richtiggehend auf Stefan von Brühl ein. Max versucht während seines Genesungsurlaubes zuhause in Wien selbst Nachforschungen anzustellen, denn er ist von Stefans Unschuld überzeugt.
Zusätzlich soll er noch in Wien der Verlobten von Militärarzt Dr. Wegscheid einen Brief überbringen, der sozialistisches Gedankengut beinhaltet. Bei der Übergabe verliebt er sich Hals über Kopf in die Empfängerin, Eveline Kratky, Medizinstudentin und engagierte Sozialistin.
Gemeinsam mit seinem Freund Emil versucht er mehr über Edgar Maienbach, den toten Fast-Schwager von Stefan, herauszufinden. Der reiche Fabrikantensohn war kein unbeschriebenes Blatt. Er konnte die Finger nicht von den Fabriksarbeiterinnen und Haushaltshilfen lassen. Max findet heraus, dass eine dieser jungen Frauen durch einer Abtreibung gestorben ist. Steckt möglicher Weise hier der Grund des Mordes dahinter? Wer zieht Vorteile aus dem Tod des Fabrikssohnes? Max hat 14 Tage Zeit seinem Freund zu helfen, bevor er wieder zurück an die Front muss....
Max ist außerhalb seiner Kriegserlebnisse ein junger und noch unbedarfter Mann, der Krimis liebt und sich mit Feuereifer in die Nachforschungen stürzt. Er will die Unschuld seines Freundes Stefan bezeugen können und den wahren Täter überführen. Freundschaft und Loyalität wird in diesem Roman großgeschrieben.
"Melange ohne" ist jedoch kein wirklicher Krimi, sondern ein historischer Roman mit politischen Hintergrund zum Ende der Monarchie und Krimielementen. Zusätzlich zum Zeitgeist, dem Ende der Kaiserzeit und dem spürbaren Umschwang lebt der Roman vom Wiener Lokalkolorit. Eveline öffnet Max die Augen und zeigt ihm die Armenviertel von Wien. Kriegswitwen, Kriegszitterer und Waisen prägen das Straßenbild. Max und Eveline sind mitten drinnen, als die neue Republik ausgerufen wird. Die Mischung macht diesen Roman von Ursula Heinrich zu einem tollen Zeitzeugnis, den sie mit dem Kriminalfall, den Max zu lösen versucht, verbindet.
Der Schreibstil ist angenehm und liest sich sehr gut. Das eingefärbte Wienerische zu dieser Zeit bringt viel Lokalkolorit mit sich, ist aber nicht beherrschend. Die Charaktere sind bis hin zu den Nebenfiguren facettenreich und authentisch.
Mich hat die erste Hälfte der Geschichte richtiggehend an die Seiten gefesselt. Danach hatte ich einen kleinen Hänger und fand erst am Ende wieder so richtig ins Buch. Ich vergebe sehr gerne gute vier Sterne für diesen historischen Roman mit Krimitouch.
Fazit:
Ursula Heinrich erzählt mit "Melange ohne" eine faszinierende Zeitgeschichte, die den spürbaren Zerfall der Monarchie auferstehen lässt. Verwoben mit einer Kriminalgeschichte bekommt der Leser wunderbare Unterhaltung mit Lokalkolorit. - Rupert Schöttle
Hausmaestro
(4)Aktuelle Rezension von: Bellis-PerennisBei diesem, nunmehr dritten, Krimi mit Kajetan Vogel und Alfons Walz ist der Autor Rupert Schöttle in seinem Element: selbst Musiker eines renommierten Orchesters, kennt er die Grabenkämpfe im und abseits des Orchestergrabens.
Magnus Maurer, der aufstrebende Star am Wiener Dirigentenhimmel wird ermordet aufgefunden. Doppelt ärgerlich für Alfons Walz: zum einem ist er um vier Uhr morgens aufgestanden, um Karten für die Vorstellung mit Maurer zu ergattern und zum zweiten müssen er und Kollege Vogel im LKA aushelfen, weil denen ob der Grippewelle und eines Staatsbesuches das Personal ausgeht. Nichts ist mehr mit gemütlichen Ermittlungen und gemeinsamen Gasthausbesuchen. Diesmal hat der Mord Vorrang. Doch als sich herausstellt, dass der Tote zwar ein begnadeter Musiker, aber sonst ein ziemlich mieses Subjekt war, erlahmt der Enthusiasmus ein wenig.
Wir erhalten Einblicke in die Musikszene, lernen mittelmäßige Künstler kennen und solche, die echte Koryphäen sind.
Wieder führt uns der Autor durch die Wiener Beisl-Szene, so dass der auswärtige Wienbesucher, diesen Krimi durchaus als kulinarischen Reiseführer benutzen kann.
Humor und Satire begleiten den Leser bis zur letzten Seite. - Renate Lehnort
Ich muss töten
(5)Aktuelle Rezension von: Ein LovelyBooks-NutzerDa mich der Schreibstil von Renate Lehnort schon bei anderen Büchern sehr fesseln konnte, war ich auch auf *Ich muss töten: Horst Rabe ermittelt* sehr gespannt.
Erneut wurde ich nicht enttäuscht, denn von Anfang bis zum Ende war ich an das Buch gefesselt.
Egal ob es sich um die Ermittlungen, Privatleben der Ermittler und Täter oder das Auffinden der Opfer handelte, empfand ich alles sehr gut abgestimmt.
Sympathische Charaktere, Einblick in die Psyche von Tätern, österreichischer Handlungsort und interessante Themen wurden mir geboten.
Von mir gibt es 🌟🌟🌟🌟🌟 Sterne für fesselnde Lesestunden. Absolut lesenswert - Ulrike Ladnar
Wiener Herzblut
(4)Aktuelle Rezension von: Grandville
Ich bin zufällig auf diesen Roman in einem Verlagsprospekt gestoßen. Da ich gerade die Nechyba-Bücher von Gerhard Loibelsberger gelesen hatte, habe ich hier gleich weitergelesen. Denn dieser Roman spielt ebenso in Wien und auch kurz vor dem Ausbruch des ersten Weltkrieges.
"Wiener Herzblut" ist der erste Roman von Ulrike Ladnar und für einen Erstling hat er mich sehr überrascht, da er so gut war. Zu Anfang hatte ich ein wenig Probleme in das Buch hereinzukommen, da es auf zwei Ebenen spielt. Mir persönlich hat die "Gegenwarts-Ebene" besser gefallen, als die Rückblicke von Sophia. Die Figuren sind sympathisch und gut gezeichnet. Sophie scheint mir aber ein klein wenig zu perfekt geraten zu sein. Ihr gelingt alles und hat sozusagen immer Glück. Der Fall ist gut konstruiert, obwohl es nicht wirklich überraschend ist, wer der Täter ist. Was allerdings von der Autorin wohl so gewollt ist. Man soll wissen, wer es war und wie es dazu gekommen ist. Aber es macht trotzdem sehr viel Spaß der Auflösung näher zu kommen. Das Buch lies sich sehr flüssig und gut runter lesen, ein schöner Schmöker. Man kann in das alte Wien eintauchen und ist bei den Ermittlungen dabei. Das Buch hat definitiv Lust auf den zweiten Roman "Wiener Vorfrühling" gemacht. Ich bin neugierig wie es Sophie, ihrem Vater und Sachtl ergehen wird.
Mir hat dieser Roman im alten Wien sehr gut gefallen. Es war ein toller, gut zu lesender Schmöker. Man konnte in die Stadt eintauchen, ein wenig vom Lebensgefühl mitnehmen und hat einen interessanten Krimi. - Andreas P. Pittler
Ezzes
(5)Aktuelle Rezension von: Bellis-PerennisWien im Jahre 1927, die politischen Spannungen nehmen zu. Dazu trägt auch der Prozess um die Geschehnisse in Schattendorf (Burgenland) bei. Im Streit zwischen Heimwehr und Schutzbund sterben zwei völlig unbeteiligte Menschen.
Oberstleutnant David Bronstein muss sich mit dem Mord an einem Gemischtwarenhändler herumschlagen. Das Opfer wird mit heruntergelassener Hose und sexuell erregt aufgefunden. Bronstein und sein Mitarbeiter Pokorny machen sich auf die Tätersuche. Der Tote hat einen denkbar schlechten Ruf. Er gilt als Miethai und Frauen sind für ihn Freiwild.
Recht bald hat Bronstein eine Spur, die ihn nach Wels führt und ihn kurz vom Tagesgeschehen in Wien ablenkt.
Er kommt mit mehreren Verdächtigen zurück, die er im Justizpalast einsperrt. Die Stimmung in der Stadt ist aufgeheizt. Das ungerechte Urteil im Prozess von Schattendorf (die Täter erhalten nur geringe Strafen) lässt die Massen vor dem Justizpalast aufmarschieren. Als Polizeipräsident Schober Schießbefehl auf die Demonstranten erteilt, brennt nicht nur der Justizpalast. Es gibt Tote auf beiden Seiten und Bronstein verliert den Glauben an die Gerechtigkeit. Als Ausgleich dafür nimmt er die Justiz in seine eigenen Hände und lässt die Verdächtigen im Mordfall des Gemischtwarenhändlers mit Hilfe seiner kommunistischen Freundin über die Grenze bringen.
Als einer der wenigen im Justizpalast verbliebenen Polizisten wird er von den eindringenden Demonstranten schwer verletzt. An seiner Seite, der Justizwachebeamte Andreas Cerny, der dem in Pension gehenden Pokorny, nachfolgen wird.
Noch am Krankenbett wird Bronstein vom Polizeipräsidenten Schober für seinen Einsatz öffentlich ausgezeichnet. Für David ist dieses Verhalten Schobers befremdlich, da der Präsident für gewöhnlich über Bronsteins jüdische Herkunft lästert.
Meine Meinung:
Andreas Pittler ist ein genialer Erzähler. Er vermittelt Geschichtsunterricht, ohne dass die Leser dies merken. Seine „Unterrichtseinheiten“ sind in den fesselnden Krimi eingebettet. Er bringt uns die explosive Stimmung in Wien näher, ohne zu werten.
Wir erleben die antisemitischen Andeutungen von Polizeipräsident Schober. Geschickt verknüpft der Autor Historie mit Fiktion. Große Teile des Buches sind im Wiener Dialekt geschrieben. Doch keine Angst, es gibt am Ende ein ausführliches Glossar.
Mit dem ersten Auftritt von Andreas Cerny führt Pittler eine neue Figur ein, die auf der Wellenlänge von David Bronstein liegt.
Ein Wort noch zum Titel: "Ezzes" ist jiddisch und beutet soviel wie "Rat", "Hinweis" oder "Tipp". Alles ganz brauchbar für einen Kriminalbeamten.
Fazit:
Ein genialer Krimi vor dem explosiven Hintergrund der sozialen Unruhen in Wien, die 1934 in den Bürgerkrieg münden werden. Fünf Sterne und eine absolute Leseempfehlung. - Erika Urban
Emma Roth & die schöne Leich
(3)Aktuelle Rezension von: twentytwoEine Frauenleiche mit falscher Brust und ein Serienmörder, der seinen Opfern die Hände abtrennt. Emma Roth brummt der Schädel. Als ob sie mit den beiden Fällen nicht schon genug zu tun hätte, läuft es in ihrer Abteilung alles andere als rund, ihr Privatleben ist in absoluter Schieflage und verkatert ist sie sowieso. Als sich bei der Obduktion der Frauenleiche eine erste Spur, die zu einer Schönheitsklinik führt, ergibt, scheint sich der Fall schneller zu lösen als es zunächst ausgesehen hat. Das ist auch gut so, denn nach einem Jahr Pause entschließt sich der ominöse Handkiller sein Machwerk fortzusetzen. Erschwert, durch die im Team beinahe schon kindisch wirkenden Rangeleien, setzt Emma sich kurzerhand über die ohnehin unmöglichen Anweisungen ihres Chefs hinweg und es gelingt ihr tatsächlich beide Fälle erfolgreich abzuschließen.
Fazit
Zwischen spannendem Kriminalfall und Krimikomödie – eine unterhaltsame Lektüre mit Wiener Flair, die man schnell gelesen hat. - Sabina Naber
Eine Melange für den Schah
(7)Aktuelle Rezension von: Bellis-PerennisDer Kriminalbeamte Wilhelm Fodor und seine Kollegen Fischer und Lukaschek müssen sich mit einer Serie von Morden im studentischen Umfeld herumplagen. 5 Tote in nur 4 Tagen? Sind die Morde politisch motiviert oder doch eine private Fehde? Und wie passt dann der Mann mit dem grünen Schal, den einige Zeugen beschrieben haben ins Bild? Die Geheimdienste sind nervös, wir sind ja mitten im Kalten Krieg, in dem Wien so etwas wie die Informationsdrehscheibe ist. Immerhin steht der Besuch von Schah Reza Pahlavi und seiner Gemahlin Farah Diba ins Haus. Es gehen Gerüchte um Attentatspläne auf den Schah herum.
Schritt für Schritt, befragen die Beamten frierend (es ist ein saukalter Februar) Zeugen und treffen mehr als einmal auf eine Mauer des Schweigens. Und die, die reden, geben braunes Gewäsch à la „wir holen uns die Macht und das Öl“ von sich ....
Meine Meinung:
Dieser Krimi von Sabina Naber katapultiert mich in meine Kindheit von 1965 in Wien. Es ist fast unglaublich, dass die knapp 4,5km lange Prater-Hauptallee von Privatautos, von denen es allerdings recht wenig gab, befahren werden durfte. Kaum jemand hatte einen Fernseher, wenn ja, so konnte nur in schwarz/weiß empfangen werden und man teilte sich zu viert eine Telefonleitung. Das heißt, wenn ein Teilnehmer telefoniert, konnten es die drei anderen nicht. Daran, dass die Ermittler mit einem Puch 500 unterwegs gewesen sein sollen, kann ich mich nicht erinnern, an den legendären dunkelgrünen VW Käfer schon.
Bunte Kleidung sah man auf den Straßen wenig. Vieles war grau und braun - womit wir nun schon wieder fast mitten im Krimi wären. Nach wie vor ist nationalsozialistisches Gedankengut tief in den Köpfen der Menschen eingebrannt. Davon sind weder Polizisten noch Hochschulprofessoren oder altjüngferliche Damen ausgenommen. Es ist die Zeit eines Taras Borodajkewycz, der als Professor der Hochschule für Welthandel (heute WU Wien) antisemitische Tiraden von sich gibt, die dummerweise vom jungen Studenten Ferdinand Lacina, dem späteren Finanzminister, mitprotokolliert werden. Auch Heinz Fischer, der zweimalige Bundespräsident, kennt diese Hetzreden aus erster Hand.
Die Mörderjagd ist spannend und mühsam zugleich. Mehrfach werden die Leser an der Nase herumgeführt. Es dauert einige Zeit, bis ich den roten Faden zu fassen bekommen habe, um die geschickt eingefädelte Story zu entwirren.
Als Wienerin habe ich mich sofort heimisch gefühlt. Ich bin mit Fodor & Co. durch Wien gerast (Wobei, wie rast man mit einem Puch 500? Der hatte gerade einmal 15 PS.) und habe Kaffeehäuser wie das Prückl besucht.
Die Figuren sind allesamt sehr gut gezeichnet, sei es die Guten oder die Bösen. Auch Fodor & Co. haben alle so ihre Stärken und Schwächen. Der Ewiggestrige Fischer, der mit seiner Meinung nicht hinter den Berg halten kann, ist manchmal schwer auszuhalten, verkörpert aber einen bestimmt Typus. Herrlich sind auch die Dialoge, die im breiten Wiener Dialekt abgefasst, für manche Leser exotisch klingen.
Fazit:
Dieser Krimi mit Tiefgang hat mich bestens amüsiert. Die historischen Detail sind penibel recherchiert. Gerne gebe ich für diesen fesselnden Krimi 5 Sterne und eine Leseempfehlung.
- Andreas P. Pittler
Zores
(6)Aktuelle Rezension von: Bellis-Perennis„Zores (= Schwierigkeiten) dieser Titel ist für David Bronstein und alle anderen jüdisch-stämmigen Menschen Programm.
Wir schreiben inzwischen März 1938. Die Mitglieder der verbotenen Nationalsozialistischen Partei scheren sich wenig um das Verbot, erwarten sie doch jederzeit den Anschluss Österreich an Nazi-Deutschland. Mit Billigung des Innenministers Arthur Seyß-Inquart üben sie Terror in Wiens Straßen aus, um für die am 13. März 1938 geplante Volksabstimmung Stimmung zu machen.
Just in diesen Tagen wird eine Nazi-Größe in seiner Wohnung ermordet und nackt aufgefunden. Ausgerechnet David Bronstein muss, gemeinsam mit Paul Cerny, den Fall aufklären. Schon bald finden sich Hinweise, dass der Ermordete mit dem tschechischen Namen Suchy seine Finger in allerlei dreckigen Geschäften stecken hatte. Kurz darauf wird ein weiterer Parteigänger und Bewohner des Hauses ebenfalls mit durchschnittener Kehle aufgefunden.
Was verbindet die beiden Mordopfer? Die Neigung zu jungen Knaben oder ist deren Tod eine politische Angelegenheit?
Bronstein und Cerny stochern in allerlei unappetitlichen Geschäften, treffen auf einen Verdächtigen aus einem früheren Fall und müssen mit Schaudern die Veränderung in der Wiener Bevölkerung zur Kenntnis nehmen. Noch immer kann er es nicht glauben, was Andersdenkenden droht.
Erst als er Bundeskanzler Kurt Schuschniggs Rede, die mit den Worten „ich beuge mich der Gewalt. Gott schütze Österreich!“ endet, hört, begreift er, was sich zukünftig in der nunmehrigen Ostmark abspielen wird.
Dass er gerade noch rechtzeitig Österreich verlassen kann, verdankt er Cerny und Jelka, der Kommunistin.
Meine Meinung:
Dem Autor und Historiker Andreas Pittler gelingt es hervorragend die beklemmende Situation in Wien darzustellen. Anfangs ist Bronstein wegen des latenten Antisemitismus und der ewigen Anspielung auf seine jüdische Herkunft nur genervt. Er verweigert in den Vorgängerbüchern ein wenig die Realität. Nun, da er den Terror selbst hautnah erlebt, schwant ihm, dass die Naziparolen nicht nur leere Worte sind. Für mich persönlich ist es erschütternd, wie aus dem standhaften Polizisten ein ängstlicher Mann wird.
Fazit:
Mehr als jeder andere Fall dieser Serie geht vorliegendes Buch unter die Haut. Ich vergebe fünf Sterne und eine Leseempfehlung.
- Günther Thömmes
Ein Rindvieh für Gaddafi
(2)Aktuelle Rezension von: SikalDer Autor Günther Thönnes lässt uns um Jahrzehnte zurückschauen in die Zeit der 70er Jahre als die Ölpreiskrise kreative Ideen förderte. In diesem Fall werden Rinder und Whisky unter dem österreichischen Bundeskanzler Kreisky gegen Öl getauscht, welches im Gegengeschäft vom Muammar al-Gaddafi zugesichert wurde. Ein heikler Deal mit etlichen unsicheren Faktoren. Als eine Leiche mit abgehackten Händen und ohne Zunge gefunden wird, scheint dieser Fall direkt mit diesem Tauschhandel in Verbindung zu stehen.
Ein eifriges Ermittlerduo wird vorgestellt und so treffen wir einerseits auf Chefinspektor Erwin Wimmer, genannt Sterz und die Reporterin Elisabeth Körner, genannt Stummel. Die beiden dürfen nicht nur recherchieren und sich auf glattes politisches Parkett begeben, sondern zu so manchem Walzerklang einige Runden drehen.
Der Autor lässt uns in diese gelungene Satire eintauchen und auf Fortsetzung hoffen. Denn nur zu gerne würde ich einen neuen Fall mit diesem Duo verfolgen. Umrahmt von Wiener Lokalkolorit, einigem an Hin und Her zwischen den beiden Staaten und deren Vermittlern sowie so mancher Amtsschimmel bietet Lesegenuss.
Auf jeden Fall 5 Sterne und die Hoffnung auf eine Fortsetzung.
- Maria Stern
Acetat
(3)Aktuelle Rezension von: Bellis-Perennis„Clara scrollte weiter, las, dass der gefährlichste Platz für Frauen zu Hause war und wunderte sich, warum Eltern sich sorgten, wenn ihre Töchter am Abend lange unterwegs waren.“
Nachdem Clara Coban, Kriminalbeamtin in Wien, zum wiederholten Mal zu einem Frauenmord im häuslichen Umfeld gerufen wird, reicht es ihr, wie die Medien mit diesen Gewalttaten an Frauen umgehen. Häusliche Gewalt wird nach wie vor kleingeredet und als „Familienstreit“ abgetan. Sie gründet eine Facebookgruppe in der sie ihren Unmut kundtut und sich mit den Medienmogulen Österreichs anlegt. Das Blöde ist nur, dass ausgerechnet ihr Ehemann David Journalist bei einer großen Zeitung arbeitet. Mit ihrem Engagement gegen prügelnde Ehemänner setzt sie ihre eigene Ehe aufs Spiel.
Als dann ihre Nachbarin, deren Ehestreitigkeiten Clara und David nahezu täglich hautnah miterleben, plötzlich verschwindet, läuten bei Clara die Alarmglocken. Sie beginnt auf eigene Faust zu recherchieren und gefährdet ihren Job, da sie mit unerlaubten Mitteln das Verschwinden ihrer Nachbarin aufklären will.
Über allen ihren Bemühungen gegen Gewalttäter vorzugehen, übersieht sie, dass ihr persönlich große Gefahr droht.
Meine Meinung:
Dieser Krimi ist aus dem Leben gegriffen. Gewalt an Frauen innerhalb der Familie hat leider einen vorderen Platz in der Kriminalstatistik. Im Jahr 2021 sind rund 30 Frauen ermordet worden. Die mutmaßlichen Täter: Ehemänner und Ex-Partner.
Warum?
Die Geschichten der ermordeten Frauen zeugen von Besitzdenken und Hass. Viele Opfer haben sich getrennt oder waren gerade im Begriff sich zu trennen. Einige haben den mutmaßlichen Täter vor ihrem Tod angezeigt. Manche haben sich in Frauenhäuser geflüchtet und sind - wie hier im Buch dargestellt - auf offener Straße ermordet worden.
Maria Stern beleuchtet durch Clara Coban sowohl die Medien als auch den gesellschaftlichen Background der Täter. Denn Gewalt in der Ehe ist nicht nur ein Phänomen von armen Zuwanderern, sondern kommt auch in alteingesessenen, finanziell gut gestellten Familien vor. Solange die „g’sunde Watschn“ toleriert wird und Männer Frauen als ihr Eigentum ansehen, wird sich an der Kriminalstatistik wenig ändern.
Einzig der Titel "Acetat" irritiert ein wenig, denn das Acetat ist das Salz der Essigsäure und wird in der Textilwirtschaft verwendet.
Fazit:
Ein Krimi, der unter die Haut geht und 5 Sterne verdient.
- Heinrich Steinfest
Cheng
(50)Aktuelle Rezension von: BellamiMarkus Cheng ist Privatdetektiv in Wien. Er ist ein in Wien geborener Chinese, der nicht nur chinesich nicht kann, sondern auch ein Dilettant in beruflichen und privaten Sachen ist.
Schon bei seinem letzten Fall brauchte er für die Entschlüsserung eines Hinweises auf einem am Zettel die Hilfe eines Sonderschülers, die laut Steinfest, das beste Allgemeinwissen haben.
(Warum? - das muss man einfach selber lesen? )
Die Zettelwirtschaft geht weiter, als dieser besagte Klient tot , ebenfalls mit einem Zettel im Einschussloch, aufgefunden wird. Cheng ist involviert ob er nun will oder nicht.
Seine besondere Gabe hilft ihm. Er ist unter nicht wieder gut zu machenden Verlusten ein Überlebenskünstler ;-)
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Heinrich Steinfest`s "Cheng" ist eine Köstlichkeit, die phasenweise mit Thomas Bernhard genialer Schreibkunst zu vegleichen ist, nur das Steinfest noch direkter und damit verständlicher und unterhaltsamer schreibt. Nicht, dass man nicht ein bisschen um die Ecke denken muss.
Nichts ist Steinfest heilig. Sein Schandmaul ;-) nimmt alle auf`s Korn. Als die Wiener ihr Fett abgekommen haben, begibt er sich in die Provinz und lästert über ehemalige Skiweltmeister oder teilt uns seine bizarren Gedanken über Flugzeugabstürze mit.Dieser rabenschwarze Humor, dazu dieser eher nebensächliche, aber doch interessante "Fall", dieser fett triefende Sarkasmus und alles wohl dosiert und in die passende Form gebracht, ist ein Leckerbissen.
Fazit: Steinfest ist ein grandioser Wortkünstler, der mit dem sympathischen Loser Cheng niveauvolle Unterhaltung der besonderen Art bietet.
Dazu hat mir das gottlose Mundwerk Heinrich Steinfest`s noch einen Heidenspaß bereitet.
5 dicke fette tief dunkelrote Sterne !!!!
- Günter Neuwirth
Die Frau im roten Mantel
(4)Aktuelle Rezension von: Bellis-PerennisIn diesem vierten Krimi rund um den Wiener Polizisten bekommen wir es mit einem sehr komplexen Kriminalfall zu tun. Mehrere Erzählstränge werden zu einem dicken Zopf verknüpft.
Da haben wir einmal Wolfgang Hoffmann, der nach Krebsoperation und Chemo noch nicht wieder im Dienst ist. Doch die Weisheit „einmal Kieberer immer Kieberer“ ist ihm auf den Leib geschrieben. So fällt ihm bei einer abendlichen Straßenbahnfahrt eine Frau im roten Mantel mit Sonnenbrille auf, die augenscheinlich von einem Jugendlichen verfolgt wird. Er heftet sich auf die Spuren der beiden und flugs befinden sie sich am Ufer der Donaukanals. Plötzlich hält die Frau eine Waffe in der Hand. Noch bevor sie schießen oder die Waffe ins Wasser werfen kann, entwindet ihr Hoffmann die Pistole. Der Junge verschwindet und auf Grund ihres psychisch labilen Zustandes, liefert Hoffmann die Frau in der psychiatrischen Abteilung des Wilhelminenspitals ab.
Diese geheimnisvolle Frau ist Alice Berg und wenig später steht sie mit einem Koffer vor Hoffmanns Türe und bittet um Hilfe, denn ihr Ehemann Jürgen sowie die Kinder Corinne und Oscar seien spurlos verschwunden. Hoffmann ist von der seltsamen Frau fasziniert und beginnt auf eigene Faust Erkundigungen einzuziehen.
Ein weiterer Erzählstrang beschäftigt sich mit Lukas, dem Jugendlichen aus der Straßenbahn, der sich Sorgen um die verschwundene Corinne Berg macht.
Als dann eine Leiche mit Kopfschuss und abgetrennten Händen aufgefunden wird, schwenkt die Handlung zu Hoffmanns ehemaligen Kollegen und mühsame Polizei.
Noch laufen die Handlungsstränge teilweise parallel, doch nähern sie sich asymptotisch aneinander. Den Durchbruch gibt es, als die Leiche als ehemaliger Mitarbeiter von Jürgen Berg und Geliebter von Alice identifiziert wird. Das ist auch der Moment, in der Hoffmann wieder in den Kriminaldienst zurückkehrt.
Er will wissen, welches Geheimnis die Familie Berg verbirgt.
Meine Meinung:
Hier haben wir es mit einem eher unkonventionellen Krimi zu tun. Kaum hat der Leser (und Wolfgang Hoffmann) eine Idee, was hinter dem seltsamen Verhalten von Alice stecken könnte, ist die auch schon wieder abgetaucht. Nicht verschwunden hingegen ist ihre bettlägerige Schwiegermutter, die Hoffmann dehydriert und verwahrlost in ihrer Villa findet. Doch auch die überrascht den Polizisten als sie nach kurzer Zeit forschen Schrittes aus dem Krankenhaus verschwindet.
Günter Neuwirth führt, neben den bislang bekannten Charakteren ein neue Figur ein: Lukas, jenen Jugendlichen, der auf der Straße bzw. in der Autonomen Szene lebt, durchaus „lebensklug“ erscheint und nach anfänglichem Misstrauen, dem Kieberer sein Herz ausschüttet. Ich hoffe, der Autor findet ein Plätzchen in einem der nächsten Krimis für diesen emphatischen Burschen, dem das Leben bisher nur übel mitgespielt hat.
Erst als Hoffmann mit seinen quasi privaten Ermittlungen nicht mehr weiterkommt, es fehlt ihm natürlich der Polizei-Apparat, sucht er seine ehemaligen Kollegen auf und - ist gleich wieder mitten drin.
Die Auflösung schockiert, denn damit war nicht wirklich zu rechnen. Trotzdem ist sie schlüssig. Man muss beinahe den Atem anhalten, so fesselnd sind die letzten Seiten. Auch gutbürgerliche Kreise haben ihre bröckelnden Fassaden.
Fazit:
Günter Neuwirth ist hier ein Krimi der Spitzenklasse gelungen. Vielschichtig und hintergründig stellt er die sogenannte „bessere Gesellschaft“ Außenseitern gegenüber. Dabei haben eher die Erstgenannten die Leichen im sprichwörtlichen Keller. Gerne gebe ich hier wohlverdiente 5 Sterne.
- Anna Fuchs
Das gelbe Hurentuch
(6)Aktuelle Rezension von: Bellis-PerennisWien im Spätmittelalter: Die Stadt fiebert der herzöglichen Hochzeit entgegen zu der auch Bernhard von Randegg, der Patriarch von Aquileia, und sein sechzehnjähriger Neffe Alexander „Sander“, der seit dem Tod seiner Eltern bei ihm lebt, eingeladen sind. Im Gewühl der Schaulustigen finden die beiden eine ermordete Hübschlerin und ein verstörtes Mädchen, das ebenfalls das gelbe Tuch, das Kennzeichen der käuflichen Frauen trägt.
Die Stadtwache bringt sie zu Johanna Maiperl ins Büßerkloster St. Hieronymus, das gefallene Mädchen aufnimmt. Johanna arbeitet als Köchin im Kloster St. Hieronymus und gerät immer wieder mit ihrer Oberin aneinander. Doch dank ihrer Essigrezepte ist sie für das Kloster unentbehrlich, denn die Erlöse aus den Verkäufen sichern den Fortbestand des Klosters.
Auf den ersten Blick wirkt Johanna, die in früheren Jahren selbst zu den Hübschlerinnen gehörte, abweisend und schroff. Doch, dass das verstörte Mädchen, Gretlin, zu den Dirnen gehören soll, kann sie nicht glauben. Als dann ein weiteres Mord passiert, scheint Gretlin in Gefahr zu sein und Johanna beginnt ihre eigenen Nachforschungen anzustellen.
Meine Meinung:
Das Buch wird als „historischer Krimi“ beschrieben, historischer Roman trifft es besser. Die Krimi-Handlung tritt zugunsten einer detailliert recherchierten Welt des Mittelalters zurück. Die Beschreibung des mittelalterlichen Wiens samt Bräuchen, Gassen und Plätzen ist sehr gut gelungen. Die ein oder andere historische Ungenauigkeit fällt nicht wirklich ins Gewicht. So sind die, dem Schottenstift ihren Namen gebenden irisch-schottischen Mönche zu dieser Zeit schon passé. Sie wurden durch die Benediktiner ersetzt.
Sehr genau ist die beschwerliche Reise der Hochzeitsgäste aus Lucca (Oberitalien) nach Wien geschildert. Hier hätte man das ständige Geraunze des verzogenen Bengels Alexander ein wenig straffen können. Das Gejammere bringt die Handlung nicht wirklich weiter.
Die handelnden Personen sind detailliert beschrieben und haben alle so ihre Ecken und Kanten. Johanna „Hannerl“ Maiperl, besticht durch ihre resolute Art, die auch vor ihrer Oberin nicht Halt macht. Johanna steht stellvertretende für die „Wiener Seele“ - eine Mischung aus Grant und Herzensgüte.
Dieser historische Roman ist das Debüt der Autorin. Deshalb muss man über ihre Intension, alles was sie zu diesem Thema weiß bzw. recherchiert hat, dem Leser detailgetreu näherzubringen, wohlwollend hinwegsehen. Hier wäre es die Aufgabe des Verlages gewesen, die Autorin darauf hinzuweisen und steuernd einzugreifen. Deswegen empfinde ich den Roman stellenweise als langatmig.
Fazit:
Die Krimihandlung fällt hier kleiner aus als erwartet, deshalb erhält das Buch nur 3 Sterne, was aber eher dem Verlag als der Autorin anzulasten ist.
- Iris Strohschein
Das Bild vom Tod
(2)Aktuelle Rezension von: Bellis-PerennisDieser Krimi ist der erste der Autorin Iris Strohschein.
Zum Inhalt:
Ausgerechnet vor dem Kunsthistorischen Museum wird ein Frauenkopf gefunden. Wie schon, in dem einige Zeit zuvor gefundenen Männerkopf, steckt auch im Mund der Frau ein Stück Leinwand. Nachdem der ermittelnde Beamte mit Kunstgeschichte wenig am Hut hat, bittet er seine Schulkollegin und Kunsthistorikerin Rosa um Hilfe.
Als sie entdecken, dass die beiden Toten Bruder und Schwester sind, nehmen die Polizisten die Familie der beiden ebenso unter die Lupe wie Rosa die Leinwandstücke. Rosa entdeckt unter dem Bild ein weiteres, was an sich nichts Ungewöhnliches wäre, da es sich um Malgrund aus dem 17. Jahrhundert handelt, eben aus einer Zeit, in der die meisten Künstler arm und Leinwand teuer.
Dass sie dabei einem schrecklichen Familiengeheimnis auf die Spur kommen, bringt Rosa in akute Lebensgefahr.
Meine Meinung:
Die Geschichte ist dramatisch und der Leser braucht länger als gewöhnlich, einen Verdächtigen auszumachen, obwohl dieser gleich mehrmals seinen unscheinbaren Auftritt hat.
Gemeinsam mit den Ermittlern Liebhart und Schurrauer betritt der Leser eine dunkle Familiengeschichte, die sich erst nach und nach gänzlich offenbart.
Die Autorin lässt Ermittler und Leser mehrmals in eine Sackgasse laufen, zermürbende Detailarbeit machen und Klinken putzen. Normale Polizeiarbeit eben – keine Superwuzzis, die im Handumdrehen einen so komplexen Fall, wie diesen hier lösen.
Die Figuren haben alle ihre Ecken und Kanten. Herrlich finde ich Yvonne. Auch Frau Grand habe ich ins Herz geschlossen, obwohl sie es einem nicht wirklich leichtmacht. Aber ihr Geplänkel mit Rosa über „Blausäure“ har mich herzhaft lachen lassen.
Wer ein an Kunst interessiert ist, gerne in Wiener Kaffeehäuser geht, ist mit diesem Krimi zufrieden gestellt. Lokalkolorit und dazu passende Sprache, die die Abgründe, die sich in der Familie Weninger auftun, nicht sensationslüstern darstellt, machen diesen Krimi zu einem fesselnden Leseerlebnis.
Fazit:
Ein komplexer Kriminalfall, dem ich gerne 5 Sterne gebe. - Sabina Naber
Leopoldstadt
(10)Aktuelle Rezension von: odenwaldcolliesWien im Sommer 1966: während die Menschen unter der Hitze leiden, wird ein ehemaliger Besatzungssoldat aufgefunden. Seltsamerweise will die US-Botschaft ihn aber nicht kennen – warum? Wurde er wegen seiner Hautfarbe umgebracht oder wegen der Recherchen, die er in Wien betrieben hat? Oder sind Liebe und Eifersucht das Motiv?
Nach „Eine Melange für den Schah“ habe ich mich auf das Wiedersehen mit Wilhelm Fodor und die 60er Jahre sehr gefreut. Diesmal bekommt er es mit einem besonders delikaten und kniffligen Fall zu tun, der auch seine Abteilung zu spalten droht, da das Mordopfer ein US-Afroamerikaner ist, was Fodors Kollegen Fischer immer wieder zu rassistischen Kommentaren verleitet, die zunehmend für Unfrieden unter den Kollegen sorgen.
Fischer ist einer der widersprüchlichsten Figuren in dieser Reihe, da er einerseits keinen Hehl aus seinem Rassismus macht, andererseits aber einen ausgeprägten Gerechtigkeitssinn hat, der wiederum keinen Rassismus kennt. Dazu kommt, dass er ein ausgezeichneter Ermittler ist.
Die Ermittlungen zu dem Mordfall kommen nur schleppend voran, da anfangs noch nicht mal die Identität des Opfers bekannt ist. Allerdings bekommen nicht nur Fodor und seine Kollegen immer mehr das Gefühl, dass diejenigen, die sie zu dem Fall befragen, mehr wissen, als sie aussagen.
Aber allmählich kristallisieren sich mehrere Spuren heraus, die zum Spanischen Bürgerkrieg, deutschen Nazis und Südtirol-Aktivisten sowie vergangene Liebesbeziehungen führen.
An den Büchern von Sabina Naber gefallen mir immer besonders gut die lebendigen Beschreibungen der Charaktere mit ihren Gesten und Schrullen, die mich mühelos in die damalige Zeit und Handlung versetzen. Aber auch die interessanten Hintergrundinformationen zur gesellschaftlichen und politischen Lage Wiens zu der Zeit, die für mich absolutes Neuland sind. Schockiert war ich über den Einfluss und die Bedeutung der Neo-Nazis auch in Verbindung mit der Südtirol-Frage, die mir so gar nicht bekannt war.
Und dann haben wir noch eine raffiniert aufgebaute Handlung, die mich auf verschiedene falsche Fährten geführt hat und ich bis zum Schluss keine Ahnung hatte, wo denn nun das Motiv konkret liegt. Die Auflösung und das Buchende waren daher ziemlich überraschend für mich. Ich hoffe sehr, bald wieder in das Wien der 60er Jahre reisen zu dürfen, um Fodor und Kollegen bei ihren Ermittlungen begleiten zu dürfen.
- Martin Mucha
Das Diamantcollier
(2)Aktuelle Rezension von: SikalArno Linder, Professor für klassische Philologie an der Uni Wien freut sich auf die Sommerferien mit seiner Frau Laura und den beiden Kindern. Als Lauras Freundin Irene auftaucht, seine Frau ihn bittet, Irenes verschwundenes Diamantcollier zu suchen, ahnt Arno nicht, dass auch seine Ehe auf unsicheren Gewässern schippert.
Arno Lindner, ehemaliger Kleinganove, taucht in die Wiener Unterwelt ein, kurbelt seine früheren Kontakte an, um die Klunker Irenes zu finden. Doch nicht nur ein verschwundenes Diamantcollier (existiert es nun oder doch nicht?) und seine untreue Frau beschäftigen Arno, auch eine verschollene Leiche und alte Familiengeschichten ziehen Arno in den Bann.
Für mich war es der erste Fall, den ich mit Arno Linder gelesen habe, somit konnte ich auch seine Entwicklung vom Kleinganoven zum braven Ehemann und Vater nicht miterleben. Doch durch Rückblicke und den Einblick in die Wiener Unterwelt, tappt man nicht so ganz im Dunkeln, welche Vorgeschichte Arno Linder bereits hat.
Der Schreibstil Martin Muchas ist etwas gewöhnungsbedürftig. Wem der Wiener Dialekt nicht ganz so vertraut ist, dürfte sich teilweise etwas schwer tun beim Lesen.
Bei der Jagd Arnos quer durch Wien bekommt man noch eine Stadtführung zusätzlich, die von prunkvollen bis hin zu verfallenen Gebäuden alles herzeigt.
Ein unterhaltsamer, lesenswerter Krimi, den ich ganz gerne gelesen habe. 4 Sterne
- Gerhard Loibelsberger
Wiener Seele
(3)Aktuelle Rezension von: Bellis-PerennisBei dem Begriff "Wiener Seele" fallen einem natürlich sofort Siegmund Freud und/oder Viktor Frankl oder Erwin Ringel ein.
13 (Krimi)Autoren lassen uns Leser einen Blick auf die kriminalistische Wiener Seele werfen.
Am besten haben mir ""Wenn Muliar böhmakelt" (Zdenka Becker), "Wiener Wurzeln" (Gerhard Loibelsberger), "Zwei Damen im Herbst" (Hermann Bauer). "Freunderlwirtschaft" (Emily Walton) und "Der Wiener und seine Seele" (Andreas Pittler) gefallen.
Doch jede einzelne Kurzgeschichte setzt sich mit der Wiener auseinander. Jeweils auf ihre eigene Art. Der Rap von Ekaterina Heider ist witzig und ungewöhnlich.
Fazit:
Ein nettes Buch für Zwischendurch und als Mitbringsel sicherlich ein Hit. Gerne gebe ich hier 5 Sterne. - Alex Beer
Der zweite Reiter
(155)Aktuelle Rezension von: Ramona_HIch bin immer wieder überrascht wie gut die Recherchearbeit von Alex Beer ist. Einfach Wahnsinn wieviel Mühe und Zeit sie da rein investiert.
Wir lernen August Emmerich als vom Krieg angeschlagenen Ermittler kennen. Ihm wird ein Assistent Herr Winter zur Seite gestellt. Eigentlich sollen die beiden in der Wiener Unterwelt ermitteln. Doch zu denen hat Emmerich auf Grund seiner Vergangenheit im Waisenhaus einen guten Draht. Hier kommt es ihm besonders entgegen, dass plötzlich Menschen sterben. Alles sieht nach Selbstmord aus, doch für Emmerich sind das einfach zu viele Zufälle. Doch wie hängen die Toten zusammen? Welche Verbindung gibt es hier?
Weiterhin begleiten wir Emmerich auch in seinem privaten Umfeld. Er hat in Luise und ihren drei Kindern eine Familie gefunden. Bis plötzlich der tot geglaubte Ehemann wieder auf der Türschwelle erscheint.
Ein toller Auftakt zu einer Krimireihe um Augut Emmerich. Wunderbar recherchiert und mit Wiener Schmäh gewürzt.
- Anni Bürkl
Häusermord
(10)Aktuelle Rezension von: Ein LovelyBooks-NutzerRevierinspektor Nowak führt sein aktueller Fall nicht nur in die Gegend seiner Jugend, die er in weiten Teilen lieber vergessen würde, sondern auch zu seiner ehemals großen Liebe Antonia. Bevor er sich jedoch mit ihr und seiner Vergangenheit auseinandersetzen kann, muss er das Rätsel um die abgetrennten Körperteile, die nach und nach auftauchen, lösen. Allem voran: Zu wem gehören die Gliedmaßen? Ein Fall, der mehr Fragen aufwirft, als dass er sie beantwortet und eine immer bedrückendere Wendung nimmt...
Die Autorin schickt mit Revierinspektor Nowak einen Ermittler ins Rennen, der mit einigen seiner Dämonen der Vergangenheit noch nicht abgeschlossen hat. Aber vielleicht erhält er nun, zumindest teilweise, die Möglichkeit dazu. Die Gegend, in der seine Nachforschungen hauptsächlich angesiedelt sind, ist Nowak wohlbekannt, und doch entdeckt er Aspekte, die auch an ihm nicht spurlos vorbei gehen.
Ein abgetrenntes Körperteil, ohne den geringsten Hinweis, von wem es stammt, und eine mehr als grobe Richtung, mehr steht Nowak für seine Ermittlungen nicht zur Verfügung. Kein Wunder, dass er sich an jeden Strohhalm klammert, Befragungen durchführt und doch kaum Hinweise zutage fördern kann. So authentisch das Szenario auch ist, wirkt der Beginn somit dennoch etwas zäh, auch wenn natürlich durchaus etwas geschieht. Der Fortgang der Kriminalhandlung erscheint allerdings zu holprig, zeitweise sogar unmotiviert, was auf Grund der Spurenlage wiederum absolut nachvollziehbar ist.
Nach dem ersten Drittel kippt die Stimmung, die Atmosphäre verdüstert sich und die Spannung nimmt zu. Nowak hat eine Fährte aufgenommen, von der er nicht bereit ist abzuweichen, wenn ihm hin und wieder auch Steine in den Weg gelegt werden. Er lässt sich selten beirren und macht sich dabei nicht nur Freunde. Spätestens zu diesem Zeitpunkt ist auch der Leser glücklicherweise in der Geschichte angekommen, die unterschwellig viel mehr birgt als es zunächst den Anschein macht. Dann kann nämlich auch der Leser nicht mehr an sich halten, um eigene Nachforschungen anzustellen, nicht nur was den aktuellen Fall angeht, sondern auch zu Nowaks Vergangenheit. Durch Antonias Einschübe, die man zusätzlich zu Nowaks Beobachtungen erhält, ergibt sich ein recht gutes Bild des Revierinspektors und seiner Umgebung.
„Häusermord“ beginnt zu zaghaft, mausert sich aber nach und nach zu einem waschechten Kriminalroman, der neugierig auf mehr von Revierinspektor Nowak macht.