Bücher mit dem Tag "willkommenskultur"
9 Bücher
- Livia Klingl
Der Lügenpresser
(21)Aktuelle Rezension von: BiestInhalt:
Der Herr Karl im Jahr 2018: Ein Zeit- und Sittenbild
EU, Migranten, Flüchtlinge, Roboterisierung, Social Media, die Krise der Politik und der Zeitungen: Boulevardjournalist Karl Schmied sieht schwarz für die Zukunft, auch wenn er sich in seinem kleinen Kosmos durchaus wohlfühlt. Doch zwei unerwartete Nachrichten bringen sein sorgfältig zurechtgezimmertes Selbstbild krachend zum Einsturz – und der vermeintlich Besonnene greift zu einem drastischen Mittel.
Dr. Karl Schmied, 62, ist verliebt. In Sonja aus Moldawien. Weil die Zukunft verheißungsvoll ist, schaut der Journalist und studierte Historiker auch in die Vergangenheit zurück. Aus kleinen Verhältnissen stammend, hat er etwas aus sich und seinem Leben gemacht. Mit vielen Veränderungen im Land ist er zwar durchaus zufrieden, aber das man keinen "Mohr im Hemd" mehr bestellen darf und gleichgeschlechtliche Paare jetzt auch noch heiraten wollen, geht ihm dann doch zu weit.
Mit spitzer Feder und hintersinnigem Witz taucht Livia Klingl in ihrem ersten Roman tief in die österreichische Seele ein. Sie schickt Karl Schmied auf eine Reise durch das Gestern, das Heute und das zu erwartende Morgen und blickt hinter die Fassade eines Menschen, der, wie so viele andere auch, das Gefühl hat, aus dieser unberechenbaren Zeit gefallen zu sein.
Meine Meinung:
Karl erzählt hier aus seinem Leben, seinem bevorstehenden und dem vergangenen, über seine Sorgen, Ängste und Befürchtungen und über die Pläne für seine Zukunft.
Beim Lesen kam es mir so vor, als würde er mich direkt ansprechen, was wie ich finde, ein tolles Gefühl ist und man ist sofort mittendrin.
Ich habe mir während dem Lesen sehr viele Gedanken über das Geschriebene gemacht und ich muss sagen, es steckt doch sehr viel Wahrheit in diesem Buch.
Karl hat mir als Protagonist sehr gut gefallen. Er hatte Ecken und Kanten und seine Gedanken und Beweggründe ließen sich super nachvollziehen, weil er sie bis ins kleinste Detail mit seinen Lesern teilt.
Ein überraschendes und absolut gelungenes Ende runden den Roman perfekt ab.
Der Schreibstil hat mir sehr gut gefallen und ließ sich trotz des Dialekts sehr flüssig und flott lesen.
Auch das Cover gefällt mir unheimlich gut. Es passt perfekt zur Story.
Fazit:
Eine ganz klare Leseempfehlung für diesen tollen Debütroman, der so voller Wahrheit steckt. - Mart Schreiber
Es muss brennen: Geschichten zu den Themen Asyl und Culture Clash
(19)Aktuelle Rezension von: WaschbaerinBei diesem Buch handelt es sich um ein recht dünnes Exemplar, welches auch noch zwei Kurzgeschichten zum Thema Flüchtlinge enthält. Dass diese Kurzgeschichten nur an der Oberfläche kratzen, ergibt sich durch die Kürze von selbst.
Bei der ersten Story geht es um Gewalt, genauer gesagt um eine versuchte Vergewaltigung durch Flüchtlinge an einem jungen Mädchen, die neue, noch schlimmere Gewalt nach sich zieht. Am Ende gibt es nur Verlierer.
Das Thema ist brisant und ganz sicher von Interesse. Leider vermisse ich bei dieser Kurzgeschichte etwas den Tiefgang. Mir bleibt das alles zu sehr an der Oberfläche. Jemand, der sich der rechten Szene zuwendet, wird sicherlich nicht morgens wach und sagt: "Ich tue meinem Freund einen Gefallen und werfe einen Brandsatz". Woher stammt diese kriminelle Energie? Alles im Leben hat eine Vorgeschichte, die hier nicht erzählt wird. Es wäre in meinen Augen wünschenswert, wenn der Autor die jungen Männer - in ihrer Persönlichkeit - dem Leser näher bringen würde.
Schwierigkeiten bereiteten mir mehrere Ausdrücke, bzw. Sätze, die für mich keinen Sinn ergaben. Nach der Anfrage beim Autor wurde mir erklärt, diese seien aus der Umgangssprache (in Österreich) entnommen. Mein Vorschlag wäre, kurze Erklärungen für diese Wörter am Ende des Buches zu geben. Der Verständlichkeit wegen.
Die zweite Kurzgeschichte ist etwas fürs Herz - ganz so, wie man es liebt, damit man am Ende des Buches den Deckel schließen kann und zufrieden ist.
Ein junger Mann verliert einen größeren Geldbetrag auf der Straße. Ein Flüchtlingsjunge sieht es, hebt die Scheine auf und gibt sie dem jungen Mann zurück. Anstatt des Finderlohns bekommt der Junge eine Visitenkarte und steht kurze Zeit später mit seiner ganzen Familie bei der angegebenen Adresse vor der Haustür. Diese Menschen bekommen kein Asyl in Österreich, wollen aber nicht mehr zurück und wissen nun nicht wie es weiter geht.
Der junge Mann, der zuvor wohl mehr mit sich und seiner Freundin, einer unterkühlten Anwältin, beschäftig war und nicht sonderlich über Flüchtlinge nachgedacht hatte, wird nun gefordert und muss sich entscheiden, wie er sich verhält. Welchen Weg geht er? Das will ich hier nicht verraten.
Auch diese Geschichte ist mir für das, was darin steckt, etwas zu kurz geraten, wodurch sie plakativ bleibt. Wie gesagt, es ist im Grunde etwas fürs Herz.
Beide Kurzgeschichten haben Potential, was aber in keinster Weise ausgeschöpft wurde. Vieles verharrt im Klischeehaften.
Insgesamt entsprechen die Kurzgeschichten nicht so meinem Lesegeschmack. Mit 2,5 Sternchen wäre das Büchlein für mein Dafürhalten richtig bewertet. Doch da dies nicht möglich ist, will ich positiv entscheiden und gebe 3 Sternchen.
- Abbas Khider
Ohrfeige
(90)Aktuelle Rezension von: TokallVon Abbas Khider kenne ich den Roman „Der Erinnerungsfälscher“, der mir sehr gut gefallen hat. Und der Roman „Ohrfeige“ kann durchaus mit diesem Werk mithalten und als eine Art Ergänzung dazu gelesen werden, allerdings ist der Erzählton etwas drastischer und deutlich schonungsloser, darauf muss man im Vorfeld gefasst sein. Und anders als in dem Roman „Der Erinnerungsfälscher“ geht es weniger um die Erinnerungen eines irakischen Flüchtlings an sein Heimatland, sondern mehr um die Beschreibung der schweren Anfangszeit in der neuen Heimat. Die Handlung spielt um die Jahrtausendwende herum.
Karim Mensy ist die Hauptfigur in diesem Roman und durch ihn erhalten wir als Leser einen Einblick in die „Parallelgesellschaft“. Er informiert uns darüber, wie man einen Schlepper oder Schwarzarbeit findet, wie die Heiratsvermittlung in der Fremde abläuft oder wie man Geld in ein instabiles Land wie dem Irak transferiert. Er beschreibt eindringlich, was für Polizeischikanen er erlebt hat und welchen immer gleichen Vorurteilen er als irakischer Flüchtling in Gesprächen mit Einheimischen begegnet ist. Mit schonungsloser Offenheit berichtet uns Karim, dass er immer wieder auf Leute trifft, die aus der Not eines Flüchtlings Profit schlagen. Und wir leiden mit ihm mit, als er durch den Widerruf seines Asylantrags einen Schock erlebt. Er fühlt sich ohnmächtig, als ihm die Aufenthaltserlaubnis entzogen wird, er weiß nicht, was er tun soll, und als Leser empfindet man Mitgefühl. Mit sehr viel Ehrlichkeit beschreibt Karim darüber hinaus im Rückblick, wie er in Deutschland ankommt, verhaftet wird, eine erniedrigende Behandlung über sich ergehen lassen muss und wie sich sein Leben im Asylheim gestaltet, wo er keiner sinnvollen Beschäftigung nachgehen kann, wo er von Mitbewohnern eine Anleitung dafür erhält, wie man richtig Asyl beantragt, und wo er mit Kriminalität, Prostitution sowie mit anderen menschlichen Abgründen in Berührung kommt. Wir erfahren auch, warum Karim sein Heimatland verlassen hat und verstehen auf diese Weise, wie intolerant die Gesellschaft war, in der Karim zuvor lebte. Der Autor macht am Beispiel von Karim gut nachvollziehbar deutlich, welcher psychische Druck auf Flüchtlingen lastet, weil sie sich bürokratisch schwer verständlichen Verfahren zur Asylbeantragung ausgeliefert fühlen. Folge davon ist ein konfliktreicher Alltag im Asylheim. Der Umgangston in dieser Umgebung ist barsch und direkt. Erschwerend kommt hinzu, dass Karim außer zu einigen wenigen Mitarbeitern der Caritas keinen Kontakt zu Einheimischen pflegen kann, was das Erlernen der fremden Sprache enorm erschwert. Dennoch kämpft er sich durch, lässt sich trotz aller widrigen Umstände nicht unterkriegen. Er nimmt einen Integrationsjob als Müllsortierer an, schlägt sich mit Gelegenheitsjobs durch und wohnt, weil er keine eigene Mietwohnung findet, in einem Obdachlosenheim, als er vorübergehend Asyl und eine Aufenthaltsgenehmigung erhält. Auch die Auswirkungen der Ereignisse des 11. September 2001 auf sein persönliches Leben schildert Karim. Plötzlich wird er argwöhnisch beäugt und fühlt sich unter Generalverdacht, sogar ein Verhör muss er über sich ergehen lassen. Dabei wird auch einmal eine andere Sichtweise auf den Irakkrieg deutlich, und zwar die Sicht von jemandem, der Familie in Bagdad hat. Mit Betroffenheit liest man Passagen, in denen Karim von einem Freund berichtet, der aufgrund der politischen Ereignisse durchdreht, Wahnvorstellungen entwickelt und in die Psychiatrie eingewiesen wird. Stellenweise erzählt Karim auch von skurrilen Figuren und Begebenheiten, dann wird der Erzählton auch einmal ironisch und bissig-humorvoll, sonst empfand ich ihn meist als sehr eindringlich.
Die Gefühle Wut und Verzweiflung sind bei Karim allgegenwärtig, was auch die Rahmenhandlung erklärt. So gibt sich Karim der Gewaltfantasie hin, sich an einer Sachbearbeiterin zu rächen, die ihm stets ohne Verständnis begegnet ist. Das fand ich ehrlich gesagt schon grenzwertig in der Darstellung, es verleiht den Emotionen von Karim aber auch eine gewisse Drastik. Auch hätte ich mir etwas mehr Differenziertheit bei der Darstellung der Aufnahmegesellschaft gewünscht, v.a. was die deutsche Polizei betrifft. Was ich aber an diesem Werk schätze ist die schonungslose Offenheit und Ehrlichkeit, es wird nichts schön geredet. Wohl kaum jemand traut sich so offen über den Alltag in einem Asylheim zu sprechen wie Karim. Und wie schon bei dem Roman „Der Erinnerungsfälscher“, wo die Hauptfigur Said im Mittelpunkt stand, kann das Schicksal von Karim ebenfalls exemplarisch für das anderer Flüchtling in Deutschland stehen. Das macht auch diesen Roman für mich so interessant. Man erhält einen Einblick in die Lebenswelt und in die Erfahrungen eines Flüchtlings aus dem Irak, und das aus der Feder eines Autors, der ebenfalls eine Fluchtgeschichte erlebt hat. Einige biographische Überschneidungen zwischen der fiktiven Figur Karim und Abbas Khider gibt es nämlich (wie schon bei „Der Erinnerungsfälscher“). Und hier stellt sich schon die Frage, wie autobiographisch geprägt auch das Buch „Ohrfeige“ eigentlich ist. Das kann nur der Autor beantworten. Auf jeden Fall leistet der Roman einen Beitrag dazu, Empathie gegenüber Flüchtlingen entwickeln und beibehalten zu können.
Fazit: Ich wiederhole das, was ich schon bei „Der Erinnerungsfälscher“ geschrieben habe. Ein Roman, der dem Leser/ der Leserin einen interessanten Einblick in die Biographie und in die Gefühls- sowie Erlebniswelt eines irakischen Flüchtlings gibt, der zum Nachdenken anregen kann und der einen Beitrag dazu leistet, Empathie gegenüber Flüchtlingen zu entwickeln bzw. beizubehalten. Vom Erzählton deutlich drastischer als „Der Erinnerungsfälscher“.
- JoussenKarliczek
New York to go
(2)Aktuelle Rezension von: Dr_MWenn man über Weihnachten oder Silvester nach New York fliegt, dann denkt man über die üblichen Sehenswürdigkeiten nach, wie etwa den Jahreswechsel am Time Square zu erleben. Oder Schlittschuh auf einer durch Hollywood-Filme berühmt gewordenen Eisfläche zu fahren. Wenn man sich New York jedoch wirklich kennenlernen möchte, jedenfalls so wie es für einen kurzen Urlaub überhaupt möglich ist, dann sollte man sich einen Big Apple Greeter mieten. Das sind in moderner Sprache "Insider-City-Guides", also Leute, die in den Vierteln wohnen oder sich dort gut auskennen und so Touristen Orte zeigen können, die sie nicht so einfach finden und erst recht nicht gut erklärt bekommen, wenn sie nur auf Bücher zurückgreifen.
Man muss sich dazu nur auf der Website der Big Apple Greeter anmelden und wird dann in der Regel zur vereinbarten Zeit im Hotel abgeholt. Die anschließende drei- bis vierstündige Tour bleibt einem dann für immer im Gedächtnis. Neben dem Erlebnis dieser Tour bleibt dann vielleicht auch noch der Mensch im Gedächtnis, der einem sein Viertel gezeigt hat.
In diesem Buch findet man 20 Beispiele für solche Touren. Mit Erklärungen, Bildern und einer Übersichtskarte. Und mit dem Menschen, der diese Tour macht. Die Idee ist großartig. Besser kann man eine fremde Stadt wohl nicht kennenlernen. - Robin Alexander
Die Getriebenen
(14)Aktuelle Rezension von: HoldenDie Durchtriebenen, die Umtriebigen, die Herumtreibenden, die Angetriebenen: Hinter Merkels Flüchtlingspolitik mit dem Catch phrase "Wir schaffen das" herrschte erstaunlich viel Planlosigkeit, Belauern des politischen Gegners auf ganz hohem Niveau und erstaunlich viel Improvisation. Unglaublich, wie viele Zugeständnisse man dem Autokraten Recep Tayyip Erdogan für den EU-Türkei-Deal machen wollte, daß dieser sich zunächst prowestlich verhalten wollte und sogar den Ausgleich mit Israel anstrebte, spielt insofern keine Rolle. Getrieben und häufig rachsüchtig agiert hier fast jeder, ständig versucht einer, den anderen über den Tisch zu ziehen, und mit der Einführung des Sebastian Kurz macht bereits hier ein "Fähnlein im Wind" auf sich aufmerksam. Oder sind mit den "Getriebenen" vielleicht die flüchtenden Menschen gemeint, auf deren Rücken sich hier alles abspielt?
- Steve Perry
MIB, Men in Black
(10)Aktuelle Rezension von: Holden"Fleischsäcke! Fleischgesichter!" Die Verachtung von Kerb in seiner Menschenverkleidung gegenüber der Erde und ihren Bewohnern ist wirklich gelungen, zB das Unverständnis über die Fortbewegung in Bodenvehikeln, die mit fossilen Energieträgern betrieben werden. Und die New Yorker Bevölkerung wird schön durch den Kakao gezogen, v.a. die Taxifahrer. Meine damaligen Taxikollegen waren genauso! Ein gelungenes Buch zu einer tollen Sci.Fi-Komödie, "Galaxy defenders lalala", aber der Original-Man in black ist natürlich Johnny Cash.
- Max Brym
Politisch Inkorrekt
(1)Aktuelle Rezension von: gazetaproSehr spannend und faktenreich. Das Buch spricht Klartext gegen den neoliberalen Einheitsbrei von links her - Anja Reschke
Und das ist erst der Anfang
(5)Aktuelle Rezension von: Holden"Reschke lesen" würde Gauland wahrscheinlich sagen. ScholzWeilRhein sprechen schon wieder von der Begrenzung der "illegalen Migration", als könnte ein Mensch illegal sein, als ob sog. "Armuts-" bzw. "Wirtschaftsflüchtlinge" nicht auch verständlicherweise alles tun würden, um ihrer elendigen Lage zu entkommen, als könnte man zwischen "guten" und "Schlechten" Flüchtlingen unterscheiden. Ursula von der Leiden will sich erneut zur Kommissionspräsidentin wählen lassen und will verstärkt gegen "Schleuserkriminalität" vorgehen, wo man doch legale Wege in die EU (Stichwort "Botschaftsasyl") gar nicht zuläßt. Wie in diesem Fall Ursache und Wirkung verdreht werden, läßt sich dem Buch auch sehr gut entnehmen, besonders klarstellend durch die Verdrehung des Strafrechts, die mir als (ehemaligem) Juristen natürlich besonders übel aufstößt. The same old story.
- 8
- 12