Bücher mit dem Tag "willy brandt"

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31 Bücher

  1. Cover des Buches Erinnerungen (ISBN: 9783548611662)
    Willy Brandt

    Erinnerungen

     (15)
    Aktuelle Rezension von: Jens65
    Fast vierzig Jahre bestimmte Willy Brandt die Bundespolitik an entscheidenden Stellen mit. 1969 wurde er Bundeskanzler, der Erste, der frei von Schuld während des NS-Regimes geblieben war. In seinen Erinnerungen blickt Willy Brandt zurück auf sein Leben, vor allem natürlich auf das Politische. 1913 in Lübeck geboren kam er schon als Schüler mit Sozialisten und Sozialdemokraten in Kontakt. Schon zum Beginn der Nazizeit emigrierte Brandt nach Norwegen und arbeitete dort vor allem auf journalistischem Feld und versuchte, die Hitlergegner aus dem Exil zu unterstützen. Nach dem zweiten Weltkrieg kam er zurück nach Deutschland und fand seine politische Heimat in der Berliner SPD. Hier wurde er später Bürgermeister, 1961 erstmals Kanzlerkandidat, 1966 Außenminister, dann Kanzler. Brandt erinnert sich seiner Anfänge und der großen positiven und negativen Momente seiner Amtszeit (Ostpolitik und Wiedervereinigung, Kniefall vom Warschau, Friedensnobelpreis, Guilleaume-Affäre und Rücktritt als SPD-Chef 1987). Entstanden ist ein fesselndes Lesebuch der deutschen Geschichte, geschrieben von einem politischen Vorbild einer (oder mehrerer) ganzen Generation junger Deutscher.
  2. Cover des Buches Rheinblick (ISBN: 9783548062495)
    Brigitte Glaser

    Rheinblick

     (98)
    Aktuelle Rezension von: EmmaWinter

    Die SPD hat mit großer Mehrheit die vorgezogenen Bundestagswahlen 1972 gewonnen, der beliebte Willy Brandt tritt seine zweite Amtszeit an. In Bonn brodelt es auf dem politischen Parkett. Es geht um Posten und Pöstchen, um Intrigen, kleine und große Geheimnisse. Vor diesem Hintergrund agiert Hilde Kessel, die das Restaurant Rheinblick gegenüber vom Bundestag betreibt und die tägliche Politik hautnah miterlebt. In einer Bonner WG lebt die Krankenschwester Sonja, die unversehens ebenfalls mit dem aktuellen politischen Geschehen in Kontakt kommt - und zwar mit dem Kanzler selbst. Die wichtigen Koalitionsverhandlungen stehen an und Willy Brandt kann nicht daran teilnehmen. Wer steht auf seiner Seite und wer denkt nur an das eigene Vorankommen in Bonn?

    "Bühlerhöhe" von Brigitte Glaser habe ich sehr gern gelesen. Mit "Rheinblick" habe ich mich schwerer getan. Die Gegensätzlichkeit der Schauplätze von Politiker-Restaurant und Studenten-WG (inklusive Taxi fahrendem Mitbewohner) ist geschickt gewählt, so können viele damals aktuelle Themen angesprochen werden. Das ist durchaus interessant, allerdings waren mir insgesamt die politischen Rangeleien an Hildes Tresen zu viel. Es gab dadurch durchaus Längen im Roman. Da half auch der eingestreute Mord nicht, um eine durchgehende Spannung zu erzeugen.

    Der Schreibstil von Glaser hat mir gut gefallen und die Fakten sind wunderbar in die fiktive Geschichte um Hilde und Sonja eingeflochten. Die Figuren und ihre Probleme sind glaubhaft, allerdings bleiben Sonja und Hilde für mich etwas blass. Die Verbindung zwischen Sonja und Willy Brandt erschien mir zudem etwas konstruiert. Max und Konrad aus der WG haben mir besser gefallen und waren mir irgendwie näher.

    Überzeugend der Anhang: Soundtrack, Literaturverzeichnis und Glossar.

    Insgesamt ein Einblick in die interessante Politikgeschichte von 1972, gut recherchiert und geschrieben, allerdings mit Längen. Wer sich vor dem Geklüngel zwischen SPD und CDU an Hildes Tresen nicht fürchtet, den erwartet eine durchaus unterhaltsame Zeitreise.








  3. Cover des Buches Raumpatrouille (ISBN: 9783462053739)
    Matthias Brandt

    Raumpatrouille

     (119)
    Aktuelle Rezension von: rose7474

    Der Schreibstil ist recht nett und die Geschichten um Matthias Brandt unterhaltsam. Jedoch nichts besonderes. Ich hätte gerne mehr über Willy Brandt erfahren. Kann man lesen muss man aber nicht. Es ist kein Buch was mir lange in Erinnerung bleiben wird. Daher 3 Sterne. 

  4. Cover des Buches Die Tote im Wannsee (Wolf Heller ermittelt 1) (ISBN: 9783548061139)
    Lutz Wilhelm Kellerhoff

    Die Tote im Wannsee (Wolf Heller ermittelt 1)

     (87)
    Aktuelle Rezension von: Caro_Lesemaus

    Die politischen Umstände in Berlin 1968 insbesondere mit wechselseitiger Spionage, Protesten und Auflehnung werden gut dargestellt. Auch das Privatleben des Ermittlers gewährt hier gute Einblicke in den Alltag vieler Menschen. Im Zuge der Ermittlungen erfährt man mehr über verschiedenste gesellschaftliche Gruppen. Insgesamt konnte ich mich dadurch sehr gut in die damalige Atmosphäre einfühlen. Den Fall an sich fand ich allerdings eher mäßig spannend. So richtig gepackt hatte es mich nicht, aber insgesamt ist es als Kriminalroman dennoch lesenswert, was vor allem am Schreibstil liegt. Bei drei Autoren kann man hinsichtlich einer kongruenten ja skeptisch sein, aber es passte wunderbar und las sich sehr gut. 

    Fazit:

    Mich hielten hier vor allem das Privatleben des Ermittlers und die gut beschriebenen Einblicke in den damaligen gesellschaftlichen Alltag bei Laune. Der Fall selbst war eher nur mäßig spannend. Ich runde 3,5 Sterne auf, weil mir außerdem der Schreibstil gut gefallen hat.

  5. Cover des Buches Raumpatrouille (ISBN: 9783864846694)
    Matthias Brandt

    Raumpatrouille

     (10)
    Aktuelle Rezension von: Claudia107

    Dieses Hörbuch besteht aus 3 CD's, hat eine Lauflänge von 3 Stunden, 16 Minuten (ungekürzte Lesung) und wird von dem Autor Matthias Brandt höchstpersönlich vorgetragen. Das hat er auch wirklich richtig gut gemacht, denn er weiß auch am allerbesten was er wann besonders betonen muss.

    Matthias Brandt erzählt hier von seiner Kindheit als jüngster Sohn des damaligen Bundeskanzlers Willy Brandt, die auch oder trotzdem relativ normal abgelaufen ist. Wir werden hier zurückversetzt in die 70er Jahre von Matthias Gedankenspiele, Phantasie und Erlebnisse. Sein Vater schneidet bei diesen Erzählungen nicht wirklich gut ab, bei mir kommt er eher unsympathisch rüber.

    Für alle die in den 70er Jahren großgeworden sind kann ich es wirklich empfehlen, ich habe mich auf jeden Fall zurückversetzt gefühlt und war viel am Schmunzeln, aber Matthias Brandt Erzählungen und Ausschmückungen sind einfach manchmal zu köstlich!

  6. Cover des Buches Helmut Schmidt (ISBN: 9783871348402)
    Hans-Joachim Noack

    Helmut Schmidt

     (10)
    Aktuelle Rezension von: Masau
    Das Buch bildet einen guten, kompakten Überblick über das Leben des ehemaligen Bundeskanzlers. Für jeden Laien und Interessierten ein guter Einstieg. Ich persönlich wäre sogar gern noch tiefer in das Thema vorgedrungen. Man begleitet Helmut Schmidt von seiner Kindheit über die Zeit als Wehrmachtsoffizier bis hin zu seiner Amtszeit als Bundeskanzler. Man bekommt ein besseres Verständnis zu seinen damaligen Handlungen und deren Hintergründe zur jeweiligen Zeit.
  7. Cover des Buches Zug um Zug (ISBN: 9783548374345)
    Helmut Schmidt

    Zug um Zug

     (22)
    Aktuelle Rezension von: HubertM

    Auf dem Bild ist das Brett um 90° verdreht und beide Spieler ziehen gleichzeitig.???

    Warum hat das niemand bemerkt.

  8. Cover des Buches Mutige Menschen 2: Widerstand im Dritten Reich (ISBN: 9783522302135)
    Christian Nürnberger

    Mutige Menschen 2: Widerstand im Dritten Reich

     (7)
    Aktuelle Rezension von: Mari04

    Meine Meinung zum Inhalt

    Das Buch war mega spannend. Pro Kapitel wird eine Person vorgestellt. Zu Beginn der Kapitels geht es um Kindheit und Jugend und somit, wie u.a. die Grundlagen für das Widerstandsdenken gelegt wurden. Außerdem natürlich, was genau sie an Widerstand unternommen haben und mit wem sie hierbei zusammen arbeiteten. Besonders an dem Buch ist allgemein, dass es um den Widerstand während der NS-Zeit geht und das am Angang jedes Kapitels ein kurzer, stichpunktartiger Lebenslauf


    Meine Meinung zum Schreibstil & co

    Die Sprache ist sehr sachlich und leicht verständlich. Die einzige Schwierigkeit sind die vielen Namen, die stellenweise genannt werden. Die einzelnen Kapitel sind circa zwischen 13 und 25 Seiten lang. Größere Abstände sind relativ wenige enthalten. Die Kapitelüberschriften bestehen aus dem Namen der vorgestellten Person und einem Halbsatz, in dem deren Leben zusammengefasst wird. Dies finde ich sehr passend, da man so bereits einen groben Einblick hat, was die einzelnen Menschen gemacht haben. Auch den Titel finde ich sehr passend gewählt.


    Meine Meinung zu Cover & Illustrationen

    Ich finde die farbliche Gestaltung sehr passend. Die Schrift ist ebenfalls sehr gut zu lesen und passend zu dem Thema schlicht gehalten. Also keine besondere Schriftart. Außerdem finde ich die Idee, des kaputten Harken kreuzes sehr gut. Der Löwenzahn steht meines Erachtens mit seinen einzelnen Samen für jede einzelne Person, welche Widerstand leistete und den Versuch damit auf fruchtbaren Boden zu fallen.

    Im Buch selbst sind am Anfang jedes Kapitels eine Zeichnung (in schwarz auf weiß) von der jeweiligen Person. Das macht zum Einen das Buch etwas „bunter“ und zum Anderen gewinnt man so eine Vorstellung vom Aussehen der Menschen.

  9. Cover des Buches Willy Brandt (ISBN: 9783570551417)
    Peter Merseburger

    Willy Brandt

     (9)
    Aktuelle Rezension von: Ein LovelyBooks-Nutzer
    Eine umfangreiche Biografie, bei deren Lektüre man wahnsinnig viel lernen kann. Liest sich bis auf einige wenige Stellen sehr spannend und ist einfach interessant. Wer sich für deutsche Geschichte oder für den Menschen und Politiker Willy Brandt interessiert, dem sei dieses Buch empfohlen!
  10. Cover des Buches Willy Brandt in Erfurt (ISBN: 9783861535683)
    Jan Schönfelder

    Willy Brandt in Erfurt

     (1)
    Aktuelle Rezension von: Viv29
    Es gibt Momente in der deutschen Nachkriegsgeschichte, die sofort Emotionen hervorrufen, bei denen ein Bild reicht, um sie zu vermitteln. So Brandts Kniefall in Warschau oder Genscher in der Prager Botschaft. Oder eben Willy Brandts Besuch in Erfurt, die jubelnden Menschen, sein Erscheinen am Fenster. Ich war zu der Zeit noch nicht einmal geboren, denke daran aber mit der gleichen Bewegung wie bei Genschers Rede in der Prager Botschaft. Immer, wenn ich in einem Zug sitze, der in Erfurt hält, betrachte ich den „Erfurter Hof“ direkt gegenüber vom Bahnhof, mit dem legendären Fenster. Über Jahre verfolgte ich traurig, wie das Gebäude vor sich hin verfiel. Nun ist es wieder schön hergerichtet und eine große Schrift „Willy Brandt ans Fenster“ erinnert an jenen denkwürdigen 19. März 1970.

    Dieses Buch berichtet die Vorgeschichte, den Verlauf und die Nachwirkung des Treffens zwischen Willy Brandt und Willi Stoph, welches selbst keine konkreten Ergebnisse erbrachte, aber den Beginn der deutsch-deutschen Gespräche markiert. Die Vorgeschichte, erste Kontaktaufnahmen und Verhandlungen, nimmt hier mit 180 Seiten einen wesentlich größeren Raum ein als das eigentliche Treffen. Minutiös wird hier berichtet, wer wann mit wem sprach und welche Punkte diskutiert und verhandelt wurden. Dies ist mir manchmal etwas zu ausführlich, mit genauen Zeitangaben, Fahrtrouten, Mittagsmenüs, Arten der Begrüßung und anderem. Dadurch wird einerseits gut aufgezeigt, in welch vorsichtig-angespannter Art diese Vorbereitungen verliefen, welch große Folgen eine kleine Nebenbemerkung haben konnte, manchmal wird es aber inmitten der ganzen Detailverliebtheit ein wenig zäh zu lesen. Dies ist allerdings der einzige kleine Kritikpunkt, den ich an diesem Buch habe. Die gegensätzlichen Erwartungen und Vorgehensweisen der Bundesrepublik und der DDR werden hier hervorragend aufgezeigt (und es scheint fast erstaunlich, daß dieses Treffen überhaupt zustande kam), ebenso wie die Einflußnahme der Sowjetunion und auch die außenpolitische Bedeutung des Treffens. Das ist alles klar und gut erklärt.

    Der Abschnitt über das Treffen ist naturgemäß der intensivste, emotionalste. Ich kann bis heute den Ortsnamen „Gerstungen“ nicht ohne Erinnerungen und Emotionen lesen und so war die Beschreibung der Zugreise Brandts, des Grenzübergangs auch aus persönlichen Gründen für mich sehr bewegend. Sehr schön fand ich es, daß das Buch auch auf die emotionalen Aspekte hinter der großen Politik eingeht, Brandts Rührung und auch die Gefühle der begleitenden Mitarbeiter beschreibt. Es hat mich beeindruckt und erfreut, daß auch diese gestandenen Politiker den Anlaß mit großen Emotionen erlebten. Die Atmosphäre während des Treffens ist gut dargestellt, man spürt die Befangenheit und kann förmlich mitfühlen, wie vorsichtig Brandt sich verhielt, wie er jede Bewegung, jede Reaktion genau überlegen mußte. Man sieht die Bilder des Jubels, von Brandt am Fenster und ist sich oft nicht bewußt, was alles dahintersteckt. Interessant und erschreckend auch der Bericht über den Besuch in Buchenwald, als die DDR ausgerechnet diesen Moment des Gedenkens nutzte, um Brandt genau dem Zeremoniell, der „Anerkennungspropaganda“ zu unterwerfen, das er vorher ausdrücklich abgelehnt hatte.

    „Mit Repressalien wird gerechnet“

    Sehr gut wird beschrieben, welches Nachspiel die Sympathiekundgebungen der Bevölkerung in Erfurt für Willy Brandt hatten. Zuerst beordert das Regime instruierte Staatsjubler zum Bahnhofsvorplatz, so viel Angst hatte es vor der Meinung seiner unterdrückten Bürger, dann wird umgehend damit begonnen, diejenigen, die Brandt zujubelten, zu identifizieren, zu verhaften. Wie gründlich vorgegangen wurde, kann man hier anschaulich lesen, wie überhaupt die Atmosphäre der ständigen Überwachung, der Abhörung und der nervösen Bestrebungen, freie Meinungsäußerung zu verhindern, sehr gut geschildert wird.

    So liefert dieses Buch sehr gut geschilderte Hintergrundinformationen; zeigt auf, welche Widerstände und Gegensätze überwunden werden mußten, um diesen ersten Schritt der Annäherung zu machen. Willy Brandt wurde mir hier nicht nur als Politiker, sondern auch als Mensch nähergebracht, wie überhaupt das Buch die sachlichen und menschlichen Aspekte gelungen verbindet. Das propagandistische und starre Vorgehen der DDR, die Angst vor den eigenen Bürgern, um die eigene Macht, ersteht ebenfalls deutlich von den Buchseiten auf. Angesichts all dieser so gut dargebrachten Hintergrundinformationen kann ich die Bilder von Willy Brandt in Erfurt nun auch mit einer ganz neuen Würdigung jener betrachten, die sich für diese Annäherung engagierten.
  11. Cover des Buches Die Machtmaschine (ISBN: 9783453200180)
    Sascha Adamek

    Die Machtmaschine

     (2)
    Aktuelle Rezension von: M.Lehmann-Pape


     

    Entweder ist es in der Hand von Journalisten (und häufig fällt im Buch der Name der „Bild“ Zeitung), oder in der politischer Gegner (dazu zählen auch die berühmten „Parteifreunde“ aus den eigenen Reihen) oder gar in der Hand eines sehr, sehr hintergründig arbeitenden Rechercheteams (eine Art Geheimdienst neben dem BND, der zumindest für das Zeit Ende der 60er und Anfang der 70er Jahre in den Reihen der CDU/CSU belegt ist). Irgendeine Kraft besitzt (fast) immer ein Dossier. Über so ziemlich jede und jeden, die unter Umständen in die oberen Regionen der Macht einmal anlangen könnten.

     

    Informationen, Intimitäten, Fehltritte, Laster, Neigungen oder anderes Kompromittierendes, dass dann „zur rechten Zeit“ in die Öffentlichkeit hinein kolportiert wird, nachdem es lange als Information in verschlossen Schubladen „gewartet“ hat. In diesem System geht es nicht um zeitnahe „Aufklärung der Öffentlichkeit“, sondern um Machtmittel, die erst zur rechten Zeit ausgespielt ihre Wirkung entfalten werden.

     

    Solche „Erpressbarkeit“ tritt im Blick auf politisch Handelnde noch hinzu. Zu den vielfachen Verflechtungen, Lobbyisten und Vorteilsnahmen, die nicht nur „verbreitet“ zu sein scheinen, sondern die zum alttäglichen, politischen Leben untrennbar dazugehören. Folgt man der durchaus sachlichen und detaillierten, kleinteiligen und gründlichen Recherche des Journalisten Sascha Adamek, der auch in seinem „täglichen Leben“ für belastbare Recherchen und aufdeckende Reportagen steht.

     

    Dossiers, die bei Willy Brandt viel eher Gründe für den Rücktritt lieferten (die „Zuführung von weiblichen Wesen in Wahlkampfzeiten“ wurde als Hebel benutzt mit der Drohung, diese öffentlich zu machen zur Unzeit) als die reine Affäre um einen Spion. Informationen, die bei Wulff und seiner Frau Jahre, bevor er in hohe und höchste Ämter gewählt wurde, „schlummerten“. Und die dann, wie zufällig, diskreditierendes Thema werden.

    Ähnlich, wie die New Yorker Geschichte um Strauss-Kahn. Die strafrechtlich ob der offenkundigen Lügen des Zimmermädchens nicht aufrecht erhalten werden konnten, die in den Indizien starke Zweifel an einem tatsächlich gewaltsamen Akt zumindest aufkommen lassen. Was nachher nicht weiter interessierte, denn die politische Karriere war Geschichte.

     

    Genau da, wo er als aussichtsreicher Präsidentschaftskandidat antreten wollte.

     

    Natürlich entschuldigt Adamek die „andere Seite“, Politiker und andere Mächtige, nicht per se durch diese offengelegten Strategien.

    Um erpressbar und kompromittierbar zu sein, muss man als Person ja zunächst einmal „Fehlgetreten“ sein oder, ganz allgemein, eine sich entblößende, Vorteils nehmende Persönlichkeit besitzen. Durchaus ausführlich nimmt sich Adamek so z.B. der „Rotlichtgerüchte“ um Bettina Wulff an. Nicht sensationsheischend, nicht mit der „heißen Nadel“ gestrickt, sondern vor allem seinem Ziel dienend. Klarzustellen, welche Prozesse und Abläufe das politische Handeln und die politischen Entscheidungen im Land tatsächlich massiv lenken und beeinflussen.

     

    Das an jenem Ort, wo „politische Weichenstellungen“ geschehen, dann auf einmal der Hammer fällt. So wundert es nach der Lektüre des Buches nicht mehr, dass just in dem Augenblick, in dem Steinbrück zum Kandidaten ausgerufen wurde, sein privater Kontostand umgehend mit vielen Einzelheiten den Weg über die Presse in die Öffentlichkeit fand.

    „Rein informativ“? Aus dem journalistischen Auftrag heraus, umgehend zu informieren über „Wahrheiten“? Oder doch eher, weil genau da Chancen minimiert werden sollten, Personen „aus dem Spiel“ herausgenommen werden sollen und erst dann Informationen kolportiert wurden?

     

    Von Brandt über Strauss-Kahn, Köhler und das Ehepaar Wulff, von Rot nach Schwarz nach Grün reichen dabei die vielen kleinen Hintergründe, die Adamek liefert. Ob Sigmar Gabriel, für ein Jahr Beratungsfirmeninhaber mit dem Hauptkunden VW (in dessen Aufsichtsrat er saß), vielleicht deshalb auf die Kandidatur verzichtet hat, weil unliebsame Informationen über geflossene Beraterhonorare sehr breit in den Zeitungen verfolgt worden wären?

     

    Wer weiß? Behauptungen stellt Adamek klugerweise nicht auf, wohl aber stellt er ein dichtes Netz von recherchierten Informationen im Buch dar, in denen das „filigrane Geflecht von Sex, Lügen und Politik“ Seite für Seite benannt und offengelegt werden. So dass im Rahmend er Lektüre ein klares Bild besteht aus der „Dressierbarkeit“ von Politikern oder eben deren jähes Karriereende, so Unbill von ihnen befürchtet wird.

     

    Auch wenn er im Stil hier und da zu assoziativ wirkt, auch wenn er von einer Geschichte zur nächsten übergeht und zwischendurch im Buch angekündigte Themenbereiche (der „Werdegang“ Wulffs kommt chronologisch „richtig“ einfach nicht zum Zug in all den Geschichten um Frauen, Männerabende, Amigos und vielem mehr), in den vielen Erkenntnissen und seinen Betrachtungen durch Zeiten und Parteiungen hinweg und hindurch legt Adamak eine sehr lesenwerte Analyse des „homo polticus“ und der, auch diesem gegenüber stehenden, „wahren Mächte“ vor.

  12. Cover des Buches "Das musst du erzählen" (ISBN: 9783844908893)
    Egon Bahr

    "Das musst du erzählen"

     (1)
    Aktuelle Rezension von: Wedma

    Das Buch von Egon Bahr „Das Musst du erzählen. Erinnerungen an Willy Brandt“ habe ich gern gehört und empfehle es auch gern an politisch Interessierte weiter.

    Egon Bahr, enger Vertrauter und Freund von Willy Brandt, der anfangs oft seine Reden geschrieben hat und später selbst zu einer politischen Figur hohen Ragens wurde, schildert seine Sicht der Dinge, was die Person Brandts und die damalige Ostpolitik angeht. Sehr interessant und aufschlussreich.

    Die Politik „Wandel durch Annäherung“, die Gabriele Krone Schmalz in ihrem neuesten Buch „Eiszeit“ (2017) erwähnt hat, kam hier gut zu Geltung. Egon Bahr verdeutlichte anhand von mehreren Beispielen, wie diese Annäherung in den 60-70-80ger Jahren betrieben wurde und erwähnte dabei paarmal, dass sie nie von den Verhandlungspartnern auf russischer Seite angelogen wurden. Bahr meinte, manches wussten sie selbst nicht, über manches durfte man nicht reden, aber vorsätzlich getäuscht wurden sie nie. Solche hohen Politiker der russischen Seite wie Breschnew, Kossygin, später Gorbatschow, einige Diplomaten, uvm kamen auch zur Sprache und es wurde klar, was sie für die Annäherung getan haben, z.T. auch wie sie persönlich waren, z.B. dass Breschnew und Brandt sich sehr gut verstanden und dem Weib, Wein und Gesang gern frönten. Auf die Warnung der Ärzte, man müsse einen gemäßigten Lebensstil an den Tag legen, würden die beiden höchstens erwägen, den Gesang etwas herunterzuschrauben, so Bahr.

    Auch wie Willy Brandt als Person war, ein mutiger, sensibler Mann, der nie Befehle erteilen konnte, und u.a. deshalb als schwache Führungsperson von manchen verstanden wurde, kommt deutlich zur Geltung. Auch sein Verhältnis zu Helmut Schmidt und anderen, Brandts Bekenntnis, wenn er gewollt hätte, wäre Schmidt schnell weg vom Fenster, uvm ist diesem Buch zu entnehmen. Bahr spricht auch von einigen Äußerungen Brandts, die sich später als prophetisch erwiesen haben.

    Bei allem Spannenden, was das Buch bietet, war mir manches zu glatt dargestellt worden, viele wichtigen Dinge, manche Ereignisse, die eigentlich auf die damalige Ost-West Politik großen Einfluss hatten, wurden nur am Rande sehr politisch korrekt erwähnt. Dadurch entstand ein seltsamer Eindruck, dass nur ein Teil der Geschichte erzählt wurde. Aber auch dieser Teil ist sehr gut.

    Zudem war die Art der Stoffdarbietung etwas gewöhnungsbedürftig. Bahr sprang in Zeiten und Ereignissen hin und her, mal vorauseilend, wie das eine oder andere zu Ende ging, mal wieder zurückkehrend und von den Anfängen erzählend.

    So oder so ist das Buch sehr lesens- bzw. hörenswert, denn es gibt die Meinung eines großen Politikers des 20 Jh wieder, der die Entspannung zw. Ost und West maßgeblich beeinflusst und den Boden für die dt Vereinigung über Jahrzehnte seines Dienstes in der hohen Politik vorbereitet hat.

    Zum Schluss sagt Bahr seine kritischen Worte über die Entwicklung der EU, dass sich dies doch von dem unterscheidet, was sie damals angedacht haben. Er unterstreicht auch die Wichtigkeit des Kampfes gegen den dritten Weltkrieg. Nach dem Ausscheiden aus der Politik auf der vordersten Front hat sich Bahr der Abrüstung verschrieben, dazu meinte Brandt, Bahr würde damit bis zum Ende des Lebens ausgelastet sein. Er behielt recht.

    Es gibt noch viele Dinge, die man diesem relativ kurzen Buch entnehmen kann. Lieber selbst hören/lesen und zu eigener Meinung kommen.

    Egon Bar hat gut, klar und deutlich gelesen, Authentizität war dabei der große Vorteil, da er den eigenen Text las. Etwas langsam vllt, aber dafür hatte man genug Zeit und Raum, über das Gesagte nachzudenken. Zu der Aussprache von ch wie z.B. in „ungewöhnliche“ als gehauchtes h wie in „vehement“ konnte ich mich schnell gewöhnen.

    Fazit: Ein sehr interessantes Buch über die dt Ost-/West Politik der Nachkriegszeit, das Lust auf mehr macht.

    Hörbuch, Spieldauer: 4 Stunden und 36 Minuten, 2013, gelesen von Egon Bahr.

  13. Cover des Buches »Das musst du erzählen« (ISBN: 9783548612201)
    Egon Bahr

    »Das musst du erzählen«

     (5)
    Aktuelle Rezension von: GernotUhl

    Aus: https://www.eulengezwitscher.com/single-post/rezension/bahr

    Er war der wichtigste Mann von Bundeskanzler Willy Brandt: Egon Bahr. Als Pressechef, Chefdenker und Vertrauter hat Bahr den übergroßen Sozialdemokraten vom Berliner Rathaus bis ins Bonner Bundeskanzleramt begleitet. Mehr noch: Seine Erinnerungen an den Freund (wie er immer wieder sagt) sind eigentlich autobiografische Notizen zum Fall B. - einem politischen Doppelleben: Denn Egon Bahr und Willy Brandt verschmelzen in dieser Erzählung zu einem einzigen Protagonisten, dessen Bühne die Neue Ostpolitik war.

     

    An Unstimmigkeiten oder auch nur an zwei Meinungen kann sich Egon Bahr nicht erinnern: Ist der Kanzler einmal nicht erreichbar, verhandelt Egon Bahr in seinem Namen; er überbringt seinen Gesprächspartnern im Osten Botschaften von Brandt, die der erst im Nachhinein erfährt und mit einem zufriedenen Schmunzeln abnickt. Anekdoten wie diese machen Bahrs Erinnerungen, die bei Hörbuch Hamburg erschienen sind, zum unterhaltsamen Ohrenschmaus. Sie zeigen aber auch, dass Egon Bahr eine erfrischende Brise Nüchternheit in den allmählich ermüdenden Personenkult um Willy Brandt streut - selbstverständlich ohne dessen historische Größe anzuzweifeln: Ihm geht es nicht um die Familien-, Frauen- und Frustgeschichten seines mittlerweile mystifizierten Chefs. Bahr beschränkt sich diesbezüglich auf humorvolle Sticheleien, wenn er etwa Brandt mit dem Sowjetführer Leonid Breschnew vergleicht: Die beiden haben sich auf Anhieb verstanden.

     

    Wein, Weib und Gesang hätten sie beide nicht abgelehnt. Und wenn der Arzt gesagt hätte. ihr müsst vorsichtiger sein, hätten beide sofort beschlossen: "Wir hören auf zu singen!"

     

    Egon Bahr hat anderes im Sinn: Ihm geht es um die diplomatische Kärrnerarbeit hinter den Parolen "Wandel durch Annäherung" und "Mehr Demokratie wagen". Diese Kärrnerarbeit hat zu großen Teilen er selbst geleistet. Deshalb sind seine Erinnerungen an Brandt eher die Erinnerungen an die gemeinsame Politik, die Brandts Namen und Bahrs Handschrift trägt. Der Hörer pendelt mit dem Chefunterhändler der sozial-liberalen Koalition zwischen Bonn und New York, Berlin und Moskau hin und her: Immer auf der Suche nach einem neuen Miteinander im Kalten Krieg und immer bestrebt, den Deutschen in Ost und West die politische Teilung menschlich zu erleichtern. Detailgetreu (teilweise im Wortlaut) geschilderte Verhandlungssituationen vermitteln das Gefühl, mit am Tisch zu sitzen, wenn der Architekt der Neuen Ostpolitik um Grenzen, Transitabkommen oder auch nur um die richtigen Vokabeln ringt. Darüber scheint der Baumeister Brandt, der an diesen Arbeitsgesprächen nicht teilnimmt, manchmal aus dem Sinn zu geraten. Aber dieser Eindruck trügt, denn Brandt und Bahr sind zunehmend ein Herz und eine Seele. Die Memoiren des Einen schließen den Anderen stets mit ein. Immer wieder gewährt Bahr Einblicke in sein nahezu symbiotisches Verhältnis zu Brandt: Es rührt ihn, dass Brandt ihn auf dem Sterbebett als Freund benennt; er rechnet mit dem gemeinsamen Parteifeind Herbert Wehner ab; er ist stolz darauf, dass Brandt ihm sagt, er habe Anteil am Nobelpreis. Selbst die auf den ersten Blick oberflächliche Deutung, wonach Brandt ein Träumer mit Bodenhaftung gewesen sei erklärt sich besser, wenn man den bodenständigen Bahr erzählen hört.


    Zwar fällt der Name des ersten sozialdemokratischen Bundeskanzlers nicht so oft, wie es der Untertitel erwarten lässt ("Erinnerungen an Willy Brandt"). Allerdings erzählt Egon Bahr die Biografie der Marke Brandt und seiner Neuen Ostpolitik unterhaltsam und lehrreich. Dass Egon Bahr selbst liest, machen das (gekürzte) Hörbuch zu einem zeitgeschichtlichen Zeugnis ersten Ranges.

      

    Eulengezwitscher. Bücher, Biografien und Blog von Gernot Uhl

  14. Cover des Buches SPIEGEL Biografie 4/2018: Willy Brandt (ISBN: 4016140008840)
    Uwe Klußmann

    SPIEGEL Biografie 4/2018: Willy Brandt

     (1)
    Aktuelle Rezension von: mistellor
    Eine gut recherchierte Biografie von dem großen Politiker Willy Brandt.
    Ich bin mit ihm aufgewachsen, habe die meisten politischen Krisen mitbekommen und er war für meine Generation ein Hoffnungsträger.
    Daher war seine Biografie für mich hochinteressant. Wie in den meisten Spiegelbüchern oder Spiegelzeitschriften sind die Beiträge sehr gut recherchiert, bebildert und thematisch gut ausgesucht. Zudem werden zu historischen Ereignissen Parallelen gezogen, Ereignisse werden sachkompetent hinterfragt oder auf ihre Wirkung untersucht.
    Ich gebe dieser ausgezeichneten Biografie 5 Sterne.
  15. Cover des Buches Heimlich im Kalten Krieg. Die Geschichte von Christina Ohlsen und Bill Heimlich (ISBN: 9783351025076)
  16. Cover des Buches Der Kanzler hat die Stirn gerunzelt (ISBN: 9783404107964)
    Walter Henkels

    Der Kanzler hat die Stirn gerunzelt

     (1)
    Aktuelle Rezension von: Holden
    Der Untertitel lautet "35 Jahre Bonner Szene", und genau das bekommt man auch: einen guten Überblick über die ersten Jahrzehnte der jungen Bundesrepublik von den Kanzlern Adenauer bis Kohl anhand von Zeitungsartikeln, die überwiegend in der FAZ erschienen sind.
  17. Cover des Buches Das Schloss der Schriftsteller: Nürnberg ´46. Treffen am Abgrund (ISBN: B0BTJB15S1)
  18. Cover des Buches Troika wider Willen (ISBN: 9783549071977)
  19. Cover des Buches Schwarzbuch Waffenhandel (ISBN: 9783453602373)
  20. Cover des Buches Nachkriegsland. Eine Spurensuche (ISBN: 9783831906130)
    Michael Brenner

    Nachkriegsland. Eine Spurensuche

     (1)
    Aktuelle Rezension von: Viv29
    ...der einem dem ganzen Abend im Brustton der Überzeugung erzählt, warum "das System" falsch ist, nur er es durchschaut und er überhaupt genau weiß, wie das alles so läuft, den kennen wir wahrscheinlich alle. Beim Lesen dieses Buches fühlte ich mich ein wenig wie auf solch einer Party.

    Ich gebe zu, daß ich mir von dem Buch an sich etwas anderes erwartet hatte: mehr Informationen, weniger Politisiererei. Es interessiert mich, wie die Nachkriegsgeneration jene Zeit erlebt hat, wie der Umgang mit den Eltern war, wie diese Eltern mit ihren Erlebnissen, Traumata und auch ihrer Schuld umgegangen sind. Ich habe mehrere Bücher gelesen, in der die Nachkriegsgeneration auf die Suche geht und das Gespräch mit oder wenigstens Informationen über die Eltern sucht. "Was haben meine Eltern im Krieg gemacht?" - eine sehr wichtige Frage für diese Generation.

    Ein wenig davon gibt es in diesem Buch auch. Die fünf Kapitel von Buch 1 ("Unsere Mütter und Väter") beschreiben die Familiengeschichte, die manchmal ein wenig zu sehr in allgemeine Banalitäten abgleitet, aber im Ganzen doch recht interessant zu lesen ist. Michael Brenner berichtet hier gut, wie wichtig es ihm war, herauszufinden, welche Rolle der Vater im Krieg gespielt hat, ob und wie er sich schuldig machte. Er recherchiert hier gründlich und auch das ist interessant zu lesen, insbesondere, wenn man selbst Ahnenforschung betreibt und sich für die Möglichkeiten, an Informationen zu kommen, interessiert. Schön ist auch, wie der Autor hier differenziert. Er kennt den Vater nur von einer sehr unangenehmen, lieblosen Seite, aber er betrachtet hier - und auch später im Buch - das ganze Bild, überlegt, warum der Vater so ist, was ihn seelisch derart verkrüppelt hat (dies tut er auch bei vielen anderen aus jener Generation). Angesichts der schlimmen Kindheit, die Michael Brenner durch diesen Vater erlebte, ist das bemerkenswert und war sicher auch schwer.
    In diesem ersten Abschnitt beginnt aber leider auch schon eines der Dinge, die mich am Buch leider zunehmend genervt haben: die Wiederholungen.

    Es gibt zahlreiche Wiederholungen im Buch, fast alles wird mehrfach erwähnt. Das fällt zB gerade sehr in den Kapiteln über die Schule auf. So wird im Kapitel über die Lehrer letztlich immer wieder das Gleiche erzählt - keiner war offen Altnazi, aber die meisten ließen durch ihre Geschichten und Aussprüche erkennen, welches Geistes Kind sie waren. Die deutsche Schuld, die Naziverbrechen werden nicht thematisiert. Das sind relevante Punkte und auch ein wichtiges Merkmal der 50er und frühen 60er, aber der Leser hat diese Aussage schon nach den ersten drei Erwähnungen mehr als verstanden.
    Im Kapitel "Auslese und Unterwerfung" geht es um das elitäre Selbstverständnis des Gymnasiums, das der Autor besucht. Auf Seite 129: "sollten unsere Eltern, besonders diejenigen aus dem ärmeren Stadteilen, doch so einsichtig sein, ihre Kinder schnell wieder von der höheren Lehranstalt zu nehmen."
    Seite 136: "Schnell hatten die Lehrer uns vermittelt, daß es besser sei, in den bürgerlichen Stadtteilen (...) zu wohnen. Wer in ärmlicheren Stadtteilen lebte, erhielt am Kirchenpauer-Gymnasium weniger Chancen und wurde schlechter behandelt."
    Seite 138: "In den Klassenbüchern stand hinter unseren Namen immer auch der Beruf unserer Eltern, damit die Lehrer uns schneller einordnen konnten."
    Seite 138: "Hauptaufgabe meiner Schule war die soziale Selektion." leitet einen ganzen Absatz ein, in dem dies erneut ausführlich erklärt wird.
    Seite 139: "Wenn Eltern aus der Mittelschicht stammten, (...) wurden ihre Kinder besser behandelt."
    Diese Neigung, bereits Gesagtes immer auf's Neue zu wiederholen, zieht sich leider durch das ganze Buch.

    In der zweiten Hälfte des Buches begleiten wir den Autor durch seine Jugend- und Erwachsenenzeit. Dies geschieht durch eine etwas ungeordnete Mischung von Liedzitaten (die auch mal einen ganzen Absatz einnehmen können), historischen Informationen, ein paar eigenen Erlebnissen und eigener Meinung. Die historischen Informationen waren recht sprunghaft und meines Erachtens nicht gut dargebracht, da sie oft bekannte Ereignisse wie zB den Mauerfall so berichteten, als ob man noch nie davon gehört hätte. Vielleicht wären hier Fußnoten hilfreicher gewesen, so daß der historisch nicht so informierte Leser bei Bedarf nähere Informationen dort hätte einsehen können. Manche Kapitel lasen sich so nämlich wie ein halbherziger geschichtlicher Überblick. Warum dann ein nach eigener Darstellung so kritisch Hinterfragender hier auch noch behauptet, in der DDR wären die Nazis konsequent bestraft worden und hätten keine hohen Posten erreicht, wundert mich doch sehr. Daß diese Behauptung der DDR nicht stimmt, ist mittlerweile hinreichend bekannt.

    Mit seiner Meinung hält der Autor nicht hinter den Berg, was in einem Buch über das auch politische Erwachen und eine Zeit gesellschaftlicher Umbrüche durchaus seinen Sinn hat. Leider geschieht die Meinungsäußerung fast durchweg polemisch. Im Nachwort weist der Autor noch darauf hin, daß er mit Absicht die politisch korrekte Sprache vermieden hat, was ja auch in Ordnung ist, aber zwischen (Zitat aus dem Nachwort) "ritualartigen Sprachübungen" und platter Polemik liegt noch sehr viel Spielraum. Da hätte man sich vielleicht eher ein Beispiel an Willy Brandt nehmen können, der direkt und ehrlich sprach, anstatt sich auf das Niveau der im Buch so oft - zu Recht - kritisierten Bild-Zeitung zu begeben (Polemik anderer zu kritisieren und sich ihrer dann selbst zu befleißigen wirkt nicht sehr ehrlich). So gehen leider viele Ansichten in dieser Polemik unter und werden zudem nicht erklärt, sondern auf Art des oben erwähnten Typen auf der Party mit der "ich schlau, alle anderen blöd"-Methode in den Raum geworfen. Schade. Ein "Gschmäckle" bekommt das Ganze, wenn die RAF mit einem lapidaren "Einerseits soll man nie töten, aber irgendwie..." verharmlost wird.
    Und wenn dann - wieder mE zu Recht - die heuschreckenartige Ausweidung des Ostens nach der Wiedervereinigung kritisiert wird, kommt plötzlich ein "Für ein anderes Unternehmen gehörte ich zu denjenigen, die (...) das Ostland nach Beute durchkämmten. Glücklicherweise war ich nur ein kleines Licht und muss mich für nichts schämen."
    Diese "ich war ja eigentlich nur am Rande dabei, ich habe mir nichts vorzuwerfen"-Entschuldigung also.... Im Rahmen des sonstigen Buchtextes durchaus interessant, ein wenig entlarvend.

    Am Buch interessant war die Familiengeschichte und der Umgang des Autors damit, ebenso wie die Aussagen seiner Altergenossen zu ihrer Kindheit. Auch das erwachende politische Bewußtsein, die gesellschaftlichen Umwälzungen und die Erklärungen, warum dies alles Ende der 60er / Anfang der 70er aus den jungen Leuten so herausbrach, war lesenswert und informativ. Davon hätte ich mir mehr gewünscht. Das war aber leider nur ein sehr kleiner Teil des Buches.
  21. Cover des Buches Lachen hilft (ISBN: 9783492236980)
    Willy Brandt

    Lachen hilft

     (4)
    Aktuelle Rezension von: Buecherbote
    Willy Brandt war ein genialer - und fast schon zwanghafter - Witzeerzähler. In diesem kleinen Büchlein trug Brandts Ehefrau Brigitte Seebacher-Brandt seine besten zusammen. Für politisch interessierte Menschen mit Humor ein absolutes Muss!
  22. Cover des Buches Herr Präsident, der lügt! (ISBN: 9783492259118)
  23. Cover des Buches Die Familie Willy Brandt (ISBN: 9783100404077)
    Torsten Körner

    Die Familie Willy Brandt

     (2)
    Aktuelle Rezension von: Pongokater
    Nach einer Reihe "sachlicher" Biografien und dem Hören der eindrucksvollen Audio-Ausgabe mit Reden und Interviews (DHV) habe ich dieses Buch gelesen. Es war für mich der beindruckendste Beitrag zum Willy-Brandt-Jahr. Einfühlsam, unaufdringlich, aber mit genauer Wahrnehmung nähert sich der Autor dem Phänomen Willy Brandt sowie seinen Familienangehörigen. Besonders gelungen sind die Passagen mit den Schilderungen von Gesprächen mit den Söhnen oder anderen Zeitzeugen. Wohltuend ist auch, dass die schreckliche Witwe , Brigitte Seebacher, so wie sie es verdient hat, weitgehd ignoriert wird. Manchmal überhebt der Autor sich aber mit Ausflügen ins Literarische oder Philosophische.
  24. Cover des Buches History. Geheimnisse des 20. Jahrhunderts (ISBN: 9783570006658)
    Guido Knopp

    History. Geheimnisse des 20. Jahrhunderts

     (3)
    Aktuelle Rezension von: Jens65
    In diesem Band sind nun abgesehen von den üblichen ganz großen Themen auch viele packende "Histörchen" aufbereitet. Vieles war mir nicht neu. Etwa die Love Story von Queen Viktoria mit ihrem schottischen Hochland-Diener John Brown. Oder die Tatsache, dass Magda Goebbels einen jüdischen Stiefvater hatte, den sie im KZ verrecken ließ. Manches hat mich aber total überrascht. Hat etwa jemand gewußt, wie und warum die Limonadenmarke "Fanta" unter den Nazis erfunden wurde? Oder dass Hitler einen irischen Neffen namens William Patrick Hitler hatte, der später in der US-Armee diente? Oder - für mich der Highlight - was Musik-Superstar Billy Joel mit Josef Neckermann zu tun hat? Hier wird Zeitgeschichte erfahrbar, manchmal amüsant, meist erschütternd. Ein uneingeschränkt empfehlenswertes Buch.

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