Bücher mit dem Tag "wissenschaftsgeschichte"

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78 Bücher

  1. Cover des Buches Die Vermessung der Welt (ISBN: 9783499013225)
    Daniel Kehlmann

    Die Vermessung der Welt

     (3.417)
    Aktuelle Rezension von: Bemyberlinbaby

    Verglichen mit anderen Büchern von Daniel Kehlmann steht dieses für mich leider ziemlich am Ende der Liste. Es hat mich kaum gefesselt und dadurch dass ein Großteil des Buchs aus naturwissenschaftlichen Erkenntnissen besteht auch hin und wieder abgehangen. Die Idee, sich solch berühmte Protagonisten zu angeln ist dennoch bemerkenswert. Der Schreibstil an sich hat mir allerdings sehr gut gefallen und war der Zeit, in der der Roman spielt, wunderbar angepasst.

  2. Cover des Buches Eine kurze Geschichte von fast allem (ISBN: 9783442143061)
    Bill Bryson

    Eine kurze Geschichte von fast allem

     (405)
    Aktuelle Rezension von: Lina_Lo

    Das Universum, das Sonnensystem, unser Planet Erde; die Beschaffenheit und Geschichte der Erde, die Vorgänge in und auf ihr; die Entwicklung der Naturwissenschaften, die Geschichte der Chemie und die grossen Erkenntnisse der Physik; der Ursprung des Lebens und dessen Bausteine, Mikroorganismen und die Evolution des Lebendigen; rätselhafte Zweibeiner und unermüdliche Affen. Bill Bryson erzählt nicht nur, was wir wissen. Vor allem erzählt er, weshalb wir es wissen, wer es unter welchen Umständen - oder durch welche Zufälle - herausgefunden hat. Vor allem aber auch, wie wir es wissen können. Oder eben nicht.

    Das hört sich nach viel an. Und das ist es auch. Und nein, merken kann ich mir das nicht alles. Nicht in einem einzigen Durchgang. Deshalb lese ich das Buch auch schon seit Jahren immer mal wieder - und habe es mir letztlich als Audiobook angeschafft. Dank Brysons unterhaltsamen Stil und vieler spannender und witziger Anekdoten ist die Lektüre jedes Mal wieder sowohl interessant als auch unterhaltsam. Für mich ist es nicht nur lehrreich, sondern hält immer wieder Anhaltspunkte bereit, um mich mit Themen, die mich interessieren, weiter auseinanderzusetzen. Schon oft war dieses Buch für mich Sprungbrett in ein spezifisches Fachgebiet, auch dank der relevanten Literaturverweise.  

    In “Eine kurze Geschichte von fast allem” erzählt Bill Bryson genau das, was er mit dem Titel verspricht. Da das Buch aber bereits etwas älter ist, 2003 erschienen, schliesst es natürlich die Entdeckungen und Entwicklungen der letzten beiden Dekaden aus. Die Aktualität ist also nicht durchgehend gewährleistet und mit jedem weiteren Jahr steigt die Möglichkeit, dass gewisse Informationen nicht mehr ganz stimmen.

  3. Cover des Buches Der Mann, der seine Frau mit einem Hut verwechselte (ISBN: 9783499012464)
    Oliver Sacks

    Der Mann, der seine Frau mit einem Hut verwechselte

     (149)
    Aktuelle Rezension von: belli4charlotte

    Ich bin auf das Buch gekommen durch eine neurologische Fortbildung zur Kognition. Denn dieses Buch ist dabei einzigartig gut. Es steckt voller skurriler Fälle und dabei eben mehr als lehrreich.

    Das Gehirn als komplexes System voller Irrungen und Wirrungen und das zerbrechliche Sein.

    Zum Beispiel gibt es da ein Mann mit medizinisch gesunden Augen und überdurchschnittlicher Intelligenz, der aber nach und nach  nach seine Fähigkeit Bilder wahrzunehmen verliert. Was steckt dahinter, zudem er es selbst gar nicht wirklich wahrnimmt. Statt seinen Hut zu nehmen nimmt er den Kopf seiner Frau in die Hand. 

    So auch der Titel des Buches.


    Ein anderes Fallbeispiel legt dar, wie es ist, wenn man plötzlich sein eignes Bein als ein fremdes Bein anzieht und es lieber abgeschnitten bekommen will.

    Das Leben mit Psychosen, Paresen , Anogsien oder auch anderen hirnorganischen Schäden werden hier unter die Lupe genommen und dabei emotional und nicht nur rein medizinisch betrachtet, so dass es auch Laien möglich ist den einzelnen Geschichten zu folgen und einen Einblick in die Neurologie zu bekommen. Eine Art Fachliteratur in Romanform. Definitiv zu empfehlen.






  4. Cover des Buches Wassermusik (ISBN: 9783423146814)
    T. C. Boyle

    Wassermusik

     (383)
    Aktuelle Rezension von: dunkelbuch

    Boyle erzählt die weitgehend wahre Geschichte des schottischen Forschers Mungo Park, der im 18. Jahrhundert als erster Weißer den Verlauf des Niger erkundete. Zur Seite stellt er ihm die frei erfundene Figur des Ned Rise, einen englischen Grabräuber und Galgenstrick, der mit dem Entdecker im tiefsten Afrika die wildesten Abenteuer besteht. Außerdem dabei: ein phantastisches Panoptikum von Hexen und Schlägern, Kannibalen, Huren, Glücksrittern.

    Schräg schräger am schrägsten

  5. Cover des Buches A Short History of Nearly Everything - Interaktives Hörbuch Englisch (ISBN: 9783198925232)
  6. Cover des Buches Der Horror der frühen Medizin: Joseph Listers Kampf gegen Kurpfuscher, Quacksalber & Knochenklempner (suhrkamp taschenbuch) (ISBN: 9783518470589)
    Lindsey Fitzharris

    Der Horror der frühen Medizin: Joseph Listers Kampf gegen Kurpfuscher, Quacksalber & Knochenklempner (suhrkamp taschenbuch)

     (165)
    Aktuelle Rezension von: DoraLupin

    3.5 Sterne

    In diesem Buch dreht sich alles um die tiefsten Anfänge der Medizin, von dreckigen Operationsinstrumenten, die nicht einmal sauber gewischt wurden, über Ärzte, die blutverklebt und ohne die Hände zu waschen einfach zum nächsten gegangen sind. Es erzählt von verseuchten Flüssen in verdreckten Städten und Arbeitsunfällen grausigster Art, bei dem der Betroffene oft zum Tod verurteilt war, spätestens durch die Entzündung nach der OP...wir begleiten hier den jungen Joseph Lister, der etwas ändern möchte, er denkt um, er denkt weiter und setzt ganz neue Methoden ein, die funktionieren, wenn man sie sorgfältig durchführt. Doch im 19. Jahrhundert wollen viele Ärzte davon gar nichts wissen, halten an altem fest und so muss sich Lister in den Kampf stürzen um Sauberkeit und Desinfektion...

    Das Thema des Buchs fand ich äußerst interessant und spannend, da ich selber in einem medizinischen Beruf arbeite. Anfangs war ich jedoch erst einmal sehr ernüchtert, denn ich empfand das Buch eher als langatmig und hatte das Gefühl eine trockene Dokumentation zu lesen, die teils sehr ausschweifend und langatmig war. Möglicherweise kann es auch daran gelegen haben, dass ich mich durch meine Ausbildung, schon mit Operationen und den Zuständen der damaligen Zeit beschäftigt habe, und es deshalb nichts neues für mich dargestellt hat. Ich bin gedanklich immer wieder abgeschweift und es ist mir schwer gefallen am Ball zu bleiben und weiter zu lesen.

    Nach ungefähr einem Drittel hatte ich mich aber an den eher trockenen Schreibstil gewöhnt und es gab dann doch Abschnitte die ich sehr interessant fand, vorallem die medizinischen Beispiele damaliger Menschen, diese Unfälle und Operationen wurden dann lebendiger beschrieben und eine gewisse Spannung kam auf! Es gab immer wieder mal Abschnitte die fand ich interessanter und solche, die fand ich weniger interessant, aber dies ist ja alles auch Geschmackssache und hat sicher etwas mit gewissem Vorwissen meinerseits zu tun gehabt. 

    Fazit: Wer einmal mehr über die Zustände der damaligen Medizin wissen will, und den ein eher trockener Schreibstil nicht stört, dem kann ich das Buch wirklich weiter empfehlen. 

    Achtung: nichts für schwache Nerven und auch Tiere kommen zu schaden (letztere, wenige Handlungsstellen kann man aber überspringen, wie ich persönlich das auch getan habe, ohne zu viel von der Handlung zu verpassen)

  7. Cover des Buches Dr. Sex (ISBN: 9783446243880)
    T. C. Boyle

    Dr. Sex

     (153)
    Aktuelle Rezension von: GreenTea
    Sex sells, daran hat sich auch in unserer heutigen, aufgeklärt wirkenden Zeit nichts geändert. Welche Revolution und welches Aufsehen Dr. Alfred Kinsey mit seinen Forschungen über das sexuelle Verhalten von Mann und Frau im prüden Amerika der vierziger und fünfziger Jahre ausgelöst haben mag, das kann man sich heute wohl kaum mehr vorstellen. Boyles Erzählung ist frei erfunden, dennoch basiert sie auf einer wahren Begebenheit.


    T. C. Boyle erzählt in "Dr. Sex" (der amerikanische Titel lautet "The Inner Circle") von Professor Alfred Kinsey, genannt Prok, einem Zoologen, der sich der Erforschung des sexuellen Verhaltens des Menschen verschrieben hat. Die Geschichte wird im Rückblick von John Milk, Proks Mitarbeiter der ersten Stunde und engem Vertrauten, erzählt und entwickelt einen Sog, dem man sich nur mehr schwer entziehen kann. 

    Zum Inhalt: Professor Kinsey, erfahrener Zoologe, und seine wenigen Mitarbeiter, die er den Inneren Kreis (seiner Vertrauten) nennt, reisen durch ganz Amerika auf der Jagd nach empirischen Daten zum Sexualverhalten der Amerikaner. Durch persönliche, schematisch ablaufende Interviews mit den unterschiedlichsten Bevölkerungsgruppen will Prok größtmögliche Empirie erreichen, um Forschungsbände zum Sexualverhalten des Menschen zu veröffentlichen - ein bisher einzigartiges Unterfangen! Was im Stillen beginnt und sich relativ unbemerkt von der Öffentlichkeit abspielt, erregt mit dem Fortgang der Erzählung immer weiter das öffentliche Interesse und auch einige Empörung. 
    Kinseys verbissener Arbeitseifer, seine für die Zeit untypische sexuell liberale Einstellung, seine Überzeugungskraft und patriarchalische Art bieten viel Konfliktpotenzial in der Erzählung. Denn Proks Einstellung, alles vom Privatleben bis hin zur eigenen Gefühlswelt der Arbeit und dem Forschungsprojekt unterzuordnen sowie eine "unprüde" Einstellung zur eigenen Sexualität, verlangt er auch von seinen Mitarbeitern. Nicht zuletzt Iris, John Milks Frau, leidet sehr unter diesem Umstand und die Familienidylle wird mehr als einmal hart auf die Probe gestellt. Die Erzählung spitzt sich immer weiter zu und der Leser ahnt schon nach kurzer Zeit, dass sie nicht gut ausgehen kann ...

    Fazit: Eine sehr kluge Erzählung, die der Frage nachgeht, ob wir Menschen wirklich nur rein triebgesteuerte Lebewesen sind oder ob wir uns nicht doch durch mehr auszeichnen: durch unsere Gefühle und Empfindungen, wie Liebe, Eifersucht und Schmerz! Kann man Sex und Liebe voneinander trennen? Wie weit kann und darf man gehen? 
    Boyle versteht es sehr gut, einzigartige Figuren zu erschaffen, die er mit viel Liebe zum Detail, geschmackvoll und sehr scharfsinnig zeichnet. Ich habe "Dr. Sex" sehr gern gelesen, denn die Erzählung nimmt schnell Fahrt auf und bleibt bis zum Schluss spannend! Leseempfehlung!        
  8. Cover des Buches Alexander von Humboldt und die Erfindung der Natur (ISBN: 9783328102113)
    Andrea Wulf

    Alexander von Humboldt und die Erfindung der Natur

     (78)
    Aktuelle Rezension von: Argentumverde

    Mein Vater schenkte mir dieses Buch mit den Worten: "Wenn du über Humboldt gelesen hast und erkannt hast, wie weitreichend seine Erkenntnisse sind, kennst du einen von zwei Gründen, warum ich mich als junger Mann entschieden habe in die veterinärmedizinische Forschung zu gehen." Leider starb er nur wenige Tage später und ich mochte das Buch lange nicht ansehen, bis jetzt, fünfeinhalb Jahre später.

    Andrea Wulf gelingt es mit diesem Buch einen Ein- und Überblick in ein Leben so umfangreich wie kaum ein Anderes, immer in Bewegung, in drängendem Fortsetzen seiner Arbeit, so viel zu kurz für den Umfang und die Erkenntnisse seines Wirkens, zu geben. Dabei  noch neugierig zu machen, zu unterhalten und zusammenzufassen ist schon fast eine Lebensaufgabe, auch für die Autorin selbst, die einen Großteil von Humboldts Reisen und Wirken persönlich nachverfolgt hat. Die Bezeichnung Universalgelehrter trifft es wohl am Ehesten, wenn man das Leben Humboldts bestaunt, dass er selbst in unzähligen Werken, tausenden von Briefen und Gesprächen mit einigen der größten Köpfe seiner Zeit festgehalten und uns hinterlassen hat. Zeit seines Lebens brachte er damit zu, sich die Geheimnisse und Zusammenhänge der Natur zu erschließen und sich darüber mit Gelehrten, Wissenschaftlern, Unternehmern, Künstlern und Herrschern auf der ganzen Welt austauschte. Wie weitreichend seine Erkenntnisse sind und bis heute gültig, ja präsenter und brandaktueller denn je, versteht man, wenn man weiß, dass er in all seinem Tun stets nach jenen Zusammenhängen suchte, jenem Wechselspiel, welches die Natur im Gleichgewicht hält. Dabei stellte Alexander von Humboldt aber auch wiederholt fest, welch zerstörerische Auswüchse die menschliche Gier annehmen kann, wenn das Augenmerk nur noch auf der Ausbeutung natürlicher Ressourcen liegt. Die Autorin zeigt aber nicht nur seinen Weg vom Knaben bis hin zum reisenden Gelehrten und seine Arbeit als Naturforscher, Abenteurer, Botaniker, Geologe, Bergsteiger, Ethnologe oder Soziologe, sondern auch die Schreibtischjahre in Berlin und Paris und die enorme Leistung seine Ideen, Erkenntnisse und Entdeckungen so zu dokumentieren und zusammenzustellen, dass sie auch für eine breite Masse zugänglich und verständlich wurden. Mehr als beeindruckend sind seine unerschöpfliche Energie und sein nicht nachlassender Tatendrang, mit dem er seine Projekte und Ziele vorantreibt. Abgerundet wird das Buch mit einem mehr als 100 Seiten umfassenden Anhang mit den Nachweisen zur Recherche der Autorin, die noch mal deutlich machen, wie enorm der Umfang von Humboldts Schaffen und die daraus resultierende Herausforderung für die Biographin waren.

    Mein Fazit: Ein Buch, dass mich auch ohne die Worte meines Vaters absolut gefangen genommen hat. Alexander von Humboldt ist eine der beeindruckendsten Persönlichkeiten mit denen ich mich je beschäftigt habe. "Alles ist in Wechselwirkung.“ So kann man wohl seine Erkenntnisse zusammenfassen. Im Hinblick auf das Leben und Schaffen meines Vaters, weiß ich nun auch sein Werk besser einzuordnen und habe tatsächlich einen tieferen Zugang zu seiner Arbeit und seinem Denken, als je zuvor.  Aber auch ohne diesen sehr persönlichen Bezug, hat mich der Gelehrte, wie auch der Mensch Humboldt stark beeindruckt und ich kann nur jedem ans Herz legen, sich die Zeit für dieses Buch zu nehmen.

  9. Cover des Buches Das Wetter-Experiment (ISBN: 9783866482371)
    Peter Moore

    Das Wetter-Experiment

     (4)
    Aktuelle Rezension von: c_awards_ya_sin

    Das Leseerlebnis beginnt schon wenn man das Buch in die Hand nimmt. Der Maare Verlag hat eine sehr gute Verarbeitung und die Seiten fühlen sich samtig weich an.

    Und versteht mich nicht falsch es ist ein Sachbuch über die Anfänge der modernen Meteorologie. Aber es ist mit einer solchen atmosphärischen Intensität geschrieben, dass es sich anfühlt als stünde man direkt neben Beaufort auf dem Gipfel von Croghan Hill und würde mit FitzRoy um das Kap Hoorn segeln. Und wenn ich jemals nach Hampsted Heath komme, werde ich nicht nur nach den drei Hexen und Macbeth Ausschau halten ( Ihr wisst schon: 'where to meet apon the heath ... there to meet with Macbeth'), sondern werde auch an Constable denken, der hier lebte und seine Wolkenbilder malte.

    Definitiv ein Mustread, nicht nur für Meteorologen!

  10. Cover des Buches Daniel Kehlmann: Die Vermessung der Welt (ISBN: B00BLQFXSQ)

    Daniel Kehlmann: Die Vermessung der Welt

     (22)
    Aktuelle Rezension von: BM2TE22a

    Das Buch ist gut zu lesen, wobei anfangs die Gefahr besteht, dass man ein bisschen die Übersicht verliert. Dies ist dem Start beim Zusammentreffen der Leben der beiden Protagonisten geschuldet. Die Geschichte verläuft als Doppelbiographie, welche die Leben von Gauss und Humboldt bis zu deren zusammentreffen erzählt. Dort ist jedoch gewisse Vorsicht geboten, wenn auch der geschichtliche Rahmen passend ist, so sind einige Details und Anekdoten frei von Kehlmann erfunden oder in der Zeitachse verschoben worden, um der Botschaft der Geschichte nicht zu widersprechen. Mir gefiel, wie die beiden Leben aufgezeigt wurden und der ironische Erzählstil. Das Buch eignet sich gut als Zeitvertrieb oder um es beispielsweise in der Schule zu analysieren, da es viele gute Quellen dazu gibt. Weniger geeignet ist es jedoch, um es selbst als geschichtliche Quelle zu verwenden, da es ein Roman ist, welcher kein Wert auf geschichtliche Korrektheit legt. S.C.

  11. Cover des Buches Die Doppelhelix (ISBN: 9783499195709)
    James D. Watson

    Die Doppelhelix

     (13)
    Aktuelle Rezension von: PhilippWehrli
    Eigentlich wünschte ich mir mehr solche Bücher. Dennoch gebe ich nur drei Sterne. Das verlangt nach einer Erklärung.

    James Watson beschreibt die Entdeckung der DNA-Doppelhelix, das „wahrscheinlich grösste Ereignis in der Biologie seit Darwins Buch“. Die Protagonisten sind im Wesentlichen Maurice Wilkins, Rosalind Franklin, Linus Pauling, Francis Crick und James Watson selbst, die sich ein Wettrennen um den Nobelpreis für diese Jahrhundert-Entdeckung liefern, das Watson und Crick schliesslich gewannen.

    Es ist spannend nachzuvollziehen, wie Theorie, intuitive Eingebung und präzise Beobachtung sich gegenseitig befruchten, und zu sehen, wie sich das Bild der Doppelhelix Puzzlestück für Puzzlestück zusammensetzt.

    Der Physiker Francis Crick hatte sich bereits 1946, inspiriert von Schrödingers Buch ‚Was ist Leben?’ der Biologie zugewandt. Zusammen mit dem erst 25-jährigen James Watson, über den Crick allenfalls in einem Buch unter dem Titel „die lockere Schraube“ berichten würde, bildeten die zwei ein Aussenseiter-Team im Rennen um die Entdeckung der DNS-Struktur. Von Biologen mal als ‚geniale Dilettanten’ mal als ‚wissenschaftliche Clowns’ bezeichnet, schlugen sie einen von Biologen belächelten Weg ein: Sie versuchten ‚wie Kinder im Kindergarten’, das Riesenmolekül aus Metallbausteinen zusammen zu setzen. Diese Methode verwendete zwar auch der begnadete Chemiker Linus Pauling. Die Biologen meinten aber, Biologie sei viel zu kompliziert, als dass man mit chemischen Methoden etwas ausrichten könnte.

    Ausserordentlich überrascht hat mich, dass Watson und Crick die für mich naheliegendste Frage praktisch nicht gestellt haben: Wie muss ein Molekül aufgebaut sein, damit es sich selbst replizieren kann?

    Diese Frage hätte sich meiner Ansicht nach aufgedrängt, wie im Laufe des Buches immer deutlicher wird. Seit nahezu 30 Jahren spukte die Idee in den Kreisen der theoretisch interessierten Genetiker, die Verdoppelung der Gene beruhe auf abwechselnder Bildung komplementärer Oberflächen. Dass die DNS dabei das entscheidende Molekül war, war die Grundannahme, die Crick und Watson überhaupt in dieses Gebiet geführt hatte. Weshalb also nicht nach solchen komplementären Oberflächen suchen?

    Von Anfang an vermuteten Crick und Watson, dass die DNS aus zwei oder drei Polynukleotidketten zusammengesetzt ist, also Ketten von vielen Nukleotiden. Das Rückgrat schien eine spiralförmige Zucker-Phosphat-Kette zu sein. Ihr Fehler war, dass sie lange Zeit dachten, das Rückgrat müsse im Zentrum des Moleküls liegen. An diesem Rückgrat sollten vier Arten von Nukleotiden aufgereiht sein, denn nur diese vier Arten wurden in der DNS gefunden. 1952 erfuhr Watson dann von der Schlüssel-Entdeckung des österreichisch-stämmigen Biologen Erwin Chargaff, bei der doch alle Alarmglocken hätten läuten sollen: Bei allen DNS-Präparaten entsprach die Anzahl der Adenin-Moleküle ziemlich genau der Zahl der Thymin-Moleküle, während die Anzahl der Guanin-Moleküle der Zahl der Cytosin-Moleküle sehr nahe kam. Es scheint mir nachträglich schwer nachvollziehbar, weshalb da nicht sogleich die Idee aufkam, dass diese Moleküle die komplementären Oberflächen bilden. Weshalb sonst hätten sie immer paarweise auftreten sollen?

    Aber offensichtlich spielte die Frage nach der Replikationsfähigkeit bei der Entdeckung der DNS kaum eine Rolle. Selbst nachdem die Doppelhelix entdeckt war, zweifelte Watson noch, ob sie damit auch den Kopiermechanismus kannten. Fast gegen Watsons Willen fügte Crick dem Paper die berühmten Worte hinzu: „Es ist unserer Aufmerksamkeit nicht entgangen, dass die spezifische Paarbildung, die wir postuliert haben, unmittelbar einen möglichen Kopiermechanismus für das genetische Material nahelegt.“

    So schön der Einblick in die Gedankengänge eines Genies ist, so störend scheint mir, wie Watson über seine Mitmenschen berichtet. Stossend ist vor allem, wie er Vermutungen darüber anstellt, was andere wohl gedacht haben. Wie er verschiedenen Leuten schäbige und verwerfliche Motive zuschreibt, die wohl seiner eigenen Denkweise entsprechen. Und wie er diese Vermutungen dem Leser als Tatsachen präsentiert. Speziell unfair behandelt er dabei Rosalind Franklin, eine attraktive Frau und brillante Forscherin, die anders als die anderen Frauen in Watsons Umkreis auch ohne Make-up und tiefem Ausschnitt Respekt einforderte, nämlich als Wissenschaflterin.

    Zumindest gibt das Buch einen unschönen Einblick, wie Frauen damals wohl an vielen wissenschaftlichen Instituten behandelt wurden. Obwohl Franklin als erfahrene Kristallographin angestellt war und obwohl sie dieses Gebiet offensichtlich wesentlich besser beherrschte als Willkins, nennt Watson sie Wilkins’ ‚Assistentin’. Stets steht der Gedanke über Franklins körperlichen Vorzüge oder Mängel als Schleier vor ihrer wissenschaftlichen Leistung, etwa wenn Watson über ihren Vortrag berichtet, in dem sie für Watson und Crick entscheidende neue Fakten erklärte, während Watson sich „überlegte, wie sie wohl aussehen würde, wenn sie ihre Brille abnähme und irgend etwas Neues mit ihrem Haar versucht.“

    Als Frau musste sie in einem anderen, schäbigeren Speisesaal essen als die Männer. Vor allem aber galt gegenüber Frauen offensichtlich ein ganz anderer Fairness-Codex, als gegenüber Männern. So hielten sich Watson und Crick ‚aus Fairness’ anfangs zurück, über die DNS zu forschen, weil dies Maurice Wilkins Gebiet sei. Gegenüber der Forscherin hatten die Männer aber keinerlei Skrupel. Wilkins stahl heimlich von Rosalind Franklin angefertigte Röntgenaufnahmen der DNS und reichte diese Aufnahmen ohne ihr Wissen oder ihre Zustimmung an Watson und Crick weiter. Ohne die Entwendung dieser Aufnahmen wäre die Entdeckung der Doppelhelix wohl einiges später gelungen, womöglich auch nicht durch Watson und Crick, sondern durch Linus Pauling oder durch Rosalind Franklin.

    Immerhin ergänzt Watson seinen Bericht durch einen Epilog, in dem er einige freundliche Worte für Rosalind Franklin findet und sie auch als Forscherin würdigt. Traurigerweise schrieb er diese Worte erst, nachdem Rosalind Franklin im Alter von nur 37 Jahren an einer unheilbaren Krankheit gestorben war. Obwohl Watson in diesem Epilog eingesteht, dass sich seine „ersten (in diesem Buch festgehaltenen) Eindrücke von ihr – sowohl in persönlicher als auch in wissenschaftlicher Hinsicht – weitgehend als falsch erwiesen haben“, fiel ihm nicht ein, die Schilderungen zu korrigieren. So verdüstert Watsons negative und falsche Schilderung bis heute das Bild dieser brillanten Wissenschaftlerin.

    Das Beispiel Franklin ist keineswegs das einzige Entgleisung an Respektlosigkeit, die Watson sich leistet. Francis Crick war über die Darstellung so erzürnt, dass der universitätseigene Verlag von Harward die Publikation ablehnte, sogar, nachdem Watson seine Darstellung überarbeitete. Watson entschuldigt diese Respektlosigkeiten im Vorwort mit der Bemerkung, dies zeige, „wie ich damals – von 1951 bis 1953 – die Ideen, die Leute und mich selber gesehen habe.“ - Das ist keine vorbildliche Art, über seine Mitmenschen zu schreiben. Mehr als drei Sterne verdient das nicht.
  12. Cover des Buches Dinosaurierjäger (ISBN: 9783498009243)
  13. Cover des Buches Blitze (ISBN: 9783833309250)
    Jean Echenoz

    Blitze

     (3)
    Aktuelle Rezension von: franzzi
    Was haben wir da? Ein dünnes Büchlein mit einem Nikola Tesla auf dem Cover, Blitze schießen aus seinen Händen. Tesla. Nicht das Elektroauto, sondern der Erfinder, dem es sicherlich sehr gut gefallen würde, dass ein E-Auto-Hersteller sich mit seinem Namen schmückt. Denn Tesla war ein Pionier in Sachen Elektrizität, er war ein wichtiger Spieler im Stromkrieg, den Hollywood gerade mit Top-Besetzung verfilmt hat - und zu dem gerade aktuell die Romane wie Pilze aus den Boden sprießen. Zum Beispiel das kurzweilige "Die letzten Tage der Nacht" von Graham Moore oder das noch auf meinem Sub schlummernde "Licht" von Anthony McCarten. 


    Jean Echenoz hat sein Büchlein schon früher verfasst, vor dem Hype. "Blitze" heißt es, was ich noch nachvollziehen kann. "Roman" heißt es auch, wo es aus meiner Sicht schon schwieriger wird. Ja, diese fünf Buchstaben gelten als verkaufsfördernd bei den Verlagen. Aber ein bisschen romanig sollten entsprechend gelabelte Bücher dann auch sein. Doch Echenoz' Version von Teslas Leben wirkt eher wie jene gerafft nacherzählten Sagen des klassischen Altertums von Gustav Schwab, die viele Eltern ihren Kindern schenkten, damit sie das mit der Odyssee auch ohne Homer verstehen. 


    Denn das ist, was Echenoz macht: Er rafft zusammen, was sich raffen lässt. Aus Nikola wird Gregor, sonst hält sich Echenoz, nach allem, was ich einschätzen kann, an die tatsächliche und äußerst bemerkenswerte Lebensgeschichte des Genies, der nicht so kann, wie er will, der mit seinen übersprudelnden Ideen (Wechselstrom, kostenloser Strom für alle, Telegraphie, Internet, Roboter, Rakete) und seinen Spleens und Zwängen, seinem Basteldrang und seiner Aufschreibfaulheit, seinem Idealismus und seiner Gutgläubigkeit zwischen den Lattenrost der Geldquellensucher und Finanzhaie fällt. Nicht umsonst ringen gerade so viele gute Geschichtenerzähler aus Film und Literatur ihre Stoffe der Lebensvorlage von Tesla ab. Ein spannender Mensch, vielschichtig, unnahbar genial, und trotz allem doch gescheitert.


    Echenoz reißt das in seinem dünnen Roman an, rennt durch den Stromkrieg, die Patentstreitigkeiten, die aufsehenerregenden Experimente vor Publikum und die Suche nach immer neuen Finanziers und hält beim Erzählen kaum inne. Gregor/Nikola bekommt ein paar der Charakterzüge herausgemeißelt, die ihm auch seine Biographen zuschreiben, garniert wird das ganze mit einigen wenigen Anekdoten. Gerade in der zweiten Hälfte des Buches entwickelt der Autor darin einige Stärke, leider geht es dabei ausgerechnet um eine verkappte Romanze - und die Freundschaft mit einer Taube. (Jaja, das mit den Spleens arbeitet Echenoz in diesem Teil brillant heraus.)  Der Wissenschaftler Tesla bleibt blass.


    Wenn die letzte Seite umgeblättert ist, bleibt man ratlos. Weder die Sprache überzeugt, noch der Stil, noch die Perspektive. Es bleibt ein blasser Gregor/Nikola, dessen Leben man daumenkinoartig im Schnelldurchlauf angerissen mitgelesen hat - und von dem man jetzt nicht viel mehr weiß als vorher: Dass er ein ziemliches Genie war (oder sich zumindest so verkaufen konnte, wie Echenoz unterstellt) und dass er eine ziemliche Macke hatte. "Tesla für Eilige" würde ich gelten lassen, Porträt - okay. "Roman" ist für diese atemlose Nacherzählung einer vielschichtigen Biographie ein zu großes Wort.
  14. Cover des Buches Am Ende des Archipels - Alfred Russel Wallace (ISBN: 9783869710709)
    Matthias Glaubrecht

    Am Ende des Archipels - Alfred Russel Wallace

     (4)
    Aktuelle Rezension von: HeikeG
    "Jede Art ist sowohl räumlich als auch zeitlich aus einer vorher existierenden, nahe verwandten Art in Erscheinung getreten." Im Februar 1855 postulierte Alfred Russel Wallace diesen kurzen und knappen Satz. Ein Satz gleichsam als evolutionäres Manifest. So dynamisch und veränderlich wie die Erde selbst sind auch die Lebewesen, die sie bevölkern, alle angetrieben durch die Gesetze der Natur. Eine Formulierung, die zu dieser Zeit keineswegs selbstverständlich war. Darwins "The Origin of Species" sollte erst im Juli 1858 veröffentlicht werden, ihn damit weltweit berühmt und bekannt machen und der Evolutionstheorie ans Leben verhelfen. Alfred Russel Wallace hat dabei einen ganz entscheidenden Anteil, auch wenn dieser in heutiger Zeit eher in Vergessenheit geraten ist. Wallace, dem zu dieser Zeit zweiunddreißigjährigen Autodidakten aus Wales, gelang mit einer erstaunlichen Weit- und Klarsicht ein Meisterstück. Mit Darwin und auch Wallace änderte sich das Denken über die Natur.

    Ein überaus spannender Wettkampf brach damals zwischen den beiden großen Evolutionsverkündern aus. Ein Wissenschaftskrimi der Sonderklasse. Hat Darwin vielleicht gar zentrale Teile seiner Theorie aus dem ihm zugesandten Manuskript von Wallace abgeschrieben - "ein Plagiatsfall auf höchstem intellektuellen Niveau und verbunden mit einer konstroversen wissenschaftlichen Theorie?", wie sich der Autor fragt. Doch auch andere Biografen haben bis heute keine eindeutige Antwort gefunden. Entscheidende Dokumente fehlen, um dies endgültig aufklären zu können. Auf jeden Fall wurde Alfred Russel Wallace zum Katalysator für Darwin.
    Warum nur geriet dieser britische Naturaliensammler par excellence, dieser verwegene Naturforscher, der die Tropenwälder der Erde durchstreifte, dieser Mann, für den sich leicht Superlative finden lassen, völlig in Vergessenheit? Warum existiert in Deutschland bis dato nicht eine einzige Biografie über ihn? Dem geht Matthias Glaubrecht kompetent und informativ auf die Spur. Er holt das Versäumte nach und stellt dem Leser diese schillernde und kontroverse Persönlichkeit, diesen faszinierenden, weil facettenreichsten Forscher im viktorianischen England, diesen "Indiana Jones der Naturforschung", den "Ernest Hemingway der naturkundlichen Reisebeschreibung", in seinem Buch vor. Es bleibt zu hoffen, dass er in Zukunft nicht mehr nur als Fußnote der Wissenschaftsgeschichte fungiert.

    Der Leser begleitet den Begründer einer eigenen Wissenschaftsdisziplin, die derzeit eine Renaissance erlebt - die evolutionäre Biogeographie - auf seinen beiden großen Expeditionen in den Amazonas (1848-1852) sowie auf die andere Seite des Globus, ans Ende des (Indonesischen) Archipels (1854-1862) und damit zum Anfang der Evolutionsbiologie. Wallace ist auf Handelsschiffen unterwegs, auf Praus oder mit Auslegerbooten, in Kanus und Einbäumen. Er trotzt den Unwägbarkeiten des tropischen Wetters ebenso wie tropischen Krankheiten und der permanenten Belästigung durch Parasiten. Er lebt wie die Einheimischen. Und er sammelt. 125 660 Einzelstücke enthält allein seine Dublettensammlung - vom Käfer bis zum Krokodil, vom imposanten Orang-Utan bis zum handtellergroßen Ornithoptera-Falter, vom schillernden Paradiesvogel zur Perlmuttschnecke. Insgesamt wurde die Wallace-Expedition durch den Malayischen Inselarchipel zur erfolgreichsten Ein-Mann-Unternehmung der Naturkunde überhaupt. Und: Wallace stößt auf diese Weise in neue Regionen vor - als Reisender und als Denker. "Seine Gedanken zu Vorkommen und Verbreitung der Tiere verwandeln nicht nur ihn, sondern die Naturkunde - und schließlich unser Verständnis von uns selbst."

    Spannend, gut lesbar und mit einer Fülle an Informationen zeichnet Matthias Glaubrecht ein leidenschaftliches und informatives Bild eines in Vergessenheit geratenen, großen Wissenschaftlers. Dass im Frühjahr/Sommer 1858 nicht alles mit rechten Dingen zuging, wird dabei allzu deutlich. Sie ließen vor allem Darwin in einem weitaus besseren Licht erscheinen, als er es möglicherweise verdiente. Seitdem gilt er in der öffentlichen Wahrnehmung als alleiniger Vater der Abstammungslehre. Glaubrecht setzt mit seinem Buch dem "Verlierer" ein nachträgliches Denkmal und eine gebührende Anerkennung. Denn ohne ihn hätte Darwin sein Werk noch lange nicht publiziert und wohl auch nicht in einer straffen gut lesbaren Version abgefasst. Seine Worte in einem Brief an Wallace aus dem Jahre 1864 sind beredtes Zeugnis davon: "Was die Theorie der natürlichen Selektion selbst betrifft, so werde ich stets behaupten, dass sie tatsächlich Ihre und allein Ihre ist. Sie haben sie in derart vielen Details ausgearbeitet, die ich niemals bedacht hatte, und zwar Jahre bevor ich auch nur den ersten Lichtstrahl auf diesen Gegenstand fallen sah. Mein Aufsatz hätte niemanden überzeugt oder wäre nur mehr als eine geistreiche Spekulation wahrgenommen, während Ihr Buch die Naturforschung revolutioniert hat."
  15. Cover des Buches Die Kartenmacher (ISBN: 9783538072954)
    Paul Murdin

    Die Kartenmacher

     (5)
    Aktuelle Rezension von: PMelittaM

    Ausgerechnet ein Roman Dan Browns bringt den Astromomen Paul Murdin dazu, sich näher mit dem Pariser Meridian zu beschäftigen. In diesem Buch lässt er uns daran teilhaben.

    Ich habe das Buch im Bücherregal meines Ehemannes, Physiker und Hobbyastronom, entdeckt, und Lust bekommen, es auch einmal zu lesen. Ich selbst bin absoluter Laie des Themas, aber die Geschichte des Pariser Meridians, der schließlich gegenüber dem Greenwich-Meridian um die Rolle des Nullmeridians unterlag, obwohl er älter ist, ist spannend und interessant zu lesen. Bereits unter Louis XIV beginnt die Grundlagenarbeit zu seiner Vermessung, im späteren Verlauf ergibt sich u. a. die Frage nach der Gestalt der Erde (an den Polen oder am Äquator abgeflacht), was zu spannenden und gefährlichen Expeditionen führt. Während der französischen Revolution wird schließlich das metrische System eingeführt, und auch andere Fragen hängen eng mit dem Meridian zusammen.

    Teils anekdotenhaft, teils sehr wissenschaftlich, oft spannend und immer interessant, geht es in den zehn Kapiteln des Buches zu. Immer wieder gibt es auch kleine Exkursionen zu Personen und Orten, die mit diesem Thema eng verbunden sind, ebenso gibt es veranschaulichende Abbildungen. So lässt sich das Ganze gut auch von Laien lesen – und am Ende hat man ziemlich sicher einiges Neue erfahren.

  16. Cover des Buches Mit Magellan um die Erde (ISBN: 9783737400633)
    Antonio Pigafetta

    Mit Magellan um die Erde

     (3)
    Aktuelle Rezension von: Axel_Ifland

    Das Buch umfasst nicht nur den Reisebericht Antonio Pigafettas, sondern auch ein Vor- und ein Nachwort des Autors. Als Einleitung wird Magellans Werdegang in Diensten Portugals beschrieben, wobei er schon zu dieser Zeit unglaubliche Abenteuer erlebt hat. Dieser Teil führt den Leser gut in den historischen Kontext ein und schafft die Grundlage dafür, die Ursachen und die Problematik von Magellans Reise um die Welt zu verstehen.

    Der Hauptteil des Buches ist der Reisebericht von Pigafetta, der wie ein Logbuch geschrieben ist. Er beschreibt die Ereignisse an Bord und die Erlebnisse der Mannschaft an Land, wo diese auf immer neue unbekannte Völker, Tiere und Pflanzen stößt. Pigafetta gibt sein Eindrücke sehr anschaulich wider. Angesichts der unmenschlichen Strapazen, welche die Besatzung erleiden musste, ist es ein Wunder, dass überhaupt einige der Seefahrer lebend nach Spanien zurückgekehrt sind. Der Verdienst von Magellan wird vor allem daran deutlich, dass es erst 50 Jahre später Francis Drake gelang, noch einmal die Erde zu umrunden.

    Das Nachwort gibt Aufschluss über den weiteren Verlauf der Geschichte und die Schicksale der Matrosen, die im Laufe der Überfahrt auf diversen Inseln zurückblieben oder desertierten.

    Ein absolut mitreißendes Sachbuch, das einen in die damalige Welt eintauchen lässt und dem Leser eine völlig neue Perspektive auf unser Leben im 21. Jahrhundert eröffnet.

  17. Cover des Buches Das erschöpfte Selbst (ISBN: 9783593501109)
    Alain Ehrenberg

    Das erschöpfte Selbst

     (6)
    Aktuelle Rezension von: SandraWer
    Die Depression hat einen Aufwind, wird zur Volkskrankheit. Diese Entwicklung beginnt aber frühestens seit der Mitte des 20. Jahrhunderts. Davor gab es so etwas wie Depression noch gar nicht. Um die Jahrhundertwende zum 20. Jahrhundert war vielmehr ein Hysterie-Hype vorherrschend.

    In unserer heutigen Gesellschaft geht es oftmals darum zu funktionieren und zuerst einmal muss man natürlich wissen, was man eigentlich will. Das hört sich einfach an, aber nicht jeder kommt mit diesen Anforderungen zurecht. Außerdem beruht Zivilisation auf einer Unterdrückung der Triebe. Viele rutschen in die Depression ab.
    Die „Krankheit“ selbst ist schwer eingrenzbar. Ab wann ist ein Mensch depressiv? Die Erkrankung führt zu einer Ermüdung, die zu einer Verminderung der Spannung (=Kraft, Lebenskraft, Motivation) führt. Es kommt zu einer Erkrankung der Funktionen.

    Zur Behandlung, werden zumeist hauptsächlich die Symptome behandelt. Dazu dienen die heutzutage weit verbreiteten Antidepressiva. Doch ist es nun so wie bei anderen Krankheiten, dass ein Grundschmerz existiert, ein Leiden, das überhaupt erst zur Depression führte? Ist es so, dass das Leiden zuerst kommt und die Depression der Ausdruck des Körpers/Geistes ist mir zu sagen, da stimmt etwas nicht? Das sind Fragen, mit denen sich das Buch befasst. Selbst der Geist ist ein neuer Begriff, der immer häufiger verwendet wurde. Er hat den Begriff der Seele abgelöst.

    Der Autor des Buches Alain Ehrenberg ist keineswegs Gegner von Antidepressiva. Er erhebt zunächst einen historischen Grundriss, der Behandlungsmethoden, die gegen Depression verwendet wurden. Anfangs wurden Elektroschocks als erfolgreiche Therapie gegen Depressionen angesehen...
    (ich habe bis jetzt nur die ersten 100 Seiten des Buches gelesen und werde gegebenenfalls weiterlesen. Allerdings wird das noch einige Zeit dauern...)
  18. Cover des Buches Wunder, Beweise und Tatsachen (ISBN: 9783596147632)
  19. Cover des Buches Geschichte der Biologie (ISBN: 9783937872018)
  20. Cover des Buches Erebus (ISBN: 9783866486041)
    Michael Palin

    Erebus

     (33)
    Aktuelle Rezension von: glasratz


    Michael Palin ist im allgemeinen mehr für seine Schauspielkarriere oder als Mitglied von Monty Python bekannt, doch er hat seinen ursprünglichen Beruf als Historiker niemals aufgegeben und es darin auch zu einigen Lorbeeren gebracht. Mit „Erebus“ zeichnet er nun gekonnt und lebensnah die gesamte Lebensgeschichte eines weltbekannten Schiffes nach und beschreibt den Werdegang und das Sterben der Männer die auf ihm dienten.

    Am Anfang graute mir fast etwas davor, mich durch die vielen Kapitel hindurchbeißen zu müssen, bis es endlich unter Franklins Kommando interessant werden würde, aber hier hatte ich mir unnötig Sorgen gemacht. Ganz im Gegenteil: als es auf das Ende zuging, graute mir fast davor, von der Erforschung der Nord-West-Passage zu lesen. Zu sehr hatte ich mich mit dem Schiff, seiner ungewöhnlichen Konstruktion und mit den interessanten Persönlichkeiten angefreundet.

    Palin schöpft bei seinen Erzählungen aus einem reichen Schatz an Logbüchern, die auf jeder Reise eines königlichen Schiffes gleich mehrere Offiziere führen mussten und somit in großer Zahl in englischen Archiven verfügbar sind. Hinzu kommen persönliche Briefe der Seeleute und jener, die an Land geblieben sind. Somit ist es dem Autor möglich die Charaktere gut zu beschreiben und sie mit ihren Eigenarten und Schrullen zum Leben zu erwecken.

    Die Reise beginnt ganz am Anfang, mit der Planung der damals noch als Bombarde ausgelegten Erebus, begleitet sie dann auf ihren ersten Patrollienfahrten um dann James Clarck Ross’ Expedition in die Arktis zu verfolgen.

    Spätestens hier bekommt man ein hautnahes Gefühl dafür, wie sich das Leben auf einem Segelschiff des 19. Jahrhunderts anfühlen konnte. Man erfährt nicht nur trockene maritime Fakten, sondern auch Details, wie man es schaffte, die Mannschaft bei jahrelangen Fahrten bei Laune zu halten, beispielsweise mit welchen spontanen Einfällen auch einmal rauschende Feste zur See gefeiert wurden. Man fühlt mit, wie sehr die Männer sich bei monatelangen Zwischenstopps mit der Gesellschaft in einem Hafen angefreundet haben und diese dann aber wieder für immer verlassen müssen.

    Mit der Franklin-Expedition reißt der Strom aus Logbüchern und Briefen natürlich irgendwann ab. Durch die intensiv bearbeitete Vorgeschichte kann man sich dennoch in die Köpfe der Seeleute hineindenken und die Katastrophe wirkt um so intensiver.

    Insgesamt ist es ein sehr empfehlenswertes Buch, auch wenn man sich nicht im besonderen für die Seefahrt interessiert, denn Palin schafft es sehr gut, dieses Interesse zu wecken. Für schwache Nerven ist es dennoch nichts, denn der reale Schrecken, den das Ende der Erebus und der Terror mit sich brachte, wird durchaus schonungslos dargestellt.

  21. Cover des Buches Heinrich Weber (ISBN: 9783429019716)
    Manfred Hermanns

    Heinrich Weber

     (2)
    Aktuelle Rezension von: manfred_hermanns
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  22. Cover des Buches Newton. Wie ein Arschloch das Universum neu erfand (ISBN: 9783499633775)
    Florian Freistetter

    Newton. Wie ein Arschloch das Universum neu erfand

     (10)
    Aktuelle Rezension von: Anna_Ressler

    Inhalt: Wer war dieser Newton eigentlich und was hat es mit seinen Gravitationsgesetzen auf sich? Welche Auswirkungen haben seine Entdeckungen auf die heutige Wissenschaft? Und was war das Genie Newton eigentlich für ein Mensch? Auf all diese Fragen gibt Florian Freistetter Antworten...

    Meine Meinung: Aufmerksam wurde ich auf dieses Buch, durch den eher unkonventionellen Titel. Es ist leicht verständlich geschrieben und das benötigete "Wissenschaftswissen" wird für Laien verständlich erklärt - was wie ich hier anmerken möchte sehr gut gelungen ist. Freistetter schreibt mit viel Humor über die wichtigsten Episoden im Leben des Genies Newton, auch wenn das manchmal etwas sprunghaft wirkt. Er stellt auch immer wieder den Bezug zur modernen Wissenschaft her - hier wiederholt er sich leider einige Male. In sieben Kapiteln, abgegrenzt immer durch eine kreative Karikatur werden die verschiedenen Seiten Newtons beleuchtet und als Leser kann man feststellen - der Buchtitel ist Programm.

    Mein Fazit: Unterhaltsam geschrieben und sehr zu empfehlen. 

  23. Cover des Buches Das Weltgeheimnis (ISBN: 9783492956987)
    Thomas de Padova

    Das Weltgeheimnis

     (11)
    Aktuelle Rezension von: Gulan
    „Nun aber, erfindungsreicher Galilei, preise ich deinen unermüdlichen Fleiß, wie er es verdient. Du hast alle deine Hemmungen beiseite geschoben, bist geradewegs darauf ausgegangen, deine Augen die Probe machen zu lassen, und hast, da nun durch deine Entdeckungen die Sonne der Wahrheit aufgegangen ist, alle jene Gespenster der Ungewissheit mit ihrer Mutter, der Nacht, vertrieben und durch die Tat gezeigt, was gemacht werden konnte. Unter der Kraft deines Beweises anerkenne ich die unglaubliche Feinheit der himmlischen Substanz.“ (S.81)

    Das Jahr 1609 ist ein herausragendes Jahr für die Wissenschaft und insbesondere für die Astronomie. In Venedig verbessert Galileo Galilei das kurz zuvor in den Niederlanden entwickelte Fernrohr, beobachtet den Mond, zeichnet die Mondgebirge und entdeckt kurze Zeit später die vier großen Jupitermonde. Zur gleichen Zeit veröffentlicht Johannes Kepler seine ersten beiden Planetengesetze in der „Neuen Astronomie“. Zwei Ausnahmewissenschaftler, die sich auf den Weg machen, das Weltbild zu verändern, aber auf so manche Widerstände stoßen. Zwei Wissenschaftler, die auch in einem Austausch miteinander stehen, die aber aufgrund ihrer unterschiedlichen Charaktere nie so richtig zusammenfinden.

    Autor Thomas de Padova hat dieses Buch in drei Teile unterteilt. Er beginnt den ersten Teil mit dem Jahr 1609 und den bahnbrechenden Entdeckungen der beiden Wissenschaftler. Im zweiten Teil holt er die Lebensläufe der beiden nach und erzählt von ihrer Kindheit und Jugend und ihrem Werdegang als Wissenschaftler. Schließlich werden im letzten Teil die teilweise dramatischen Ereignisse rund um Galilei nach 1609 erzählt.

    Wenn es um eine Neubestimmung der Grundbegriffe geht, sind die Erwartungen an wissenschaftliche Gipfeltreffen hoch. […]

    So wenig Kepler zunächst einer solchen Aufforderung bedarf, so sehr geht Galilei einem wirklichen Dialog aus dem Weg. Lebt Kepler für die Wissenschaft, macht Galilei in seinen Briefen deutlich, dass er auch von der Forschung lebt und diese weniger als kooperative, denn als kompetitive Angelegenheit betrachtet. Ihre Kommunikation scheitert an ihrem unterschiedlichen Temperamenten, ihren individuellen Ambitionen und wissenschaftlichen Fragestellungen. (S.266)

    Schon 1597, nachdem Kepler sein Erstlingswerk, „Das Weltgeheimnis“, veröffentlicht hat, kommt es zu einem ersten Briefwechsel zwischen den beiden Forschern. Dort versichern sich beide ihrer Anhängerschaft zum kopernikanischen Weltbild. Doch die Korrespondenz kommt ins Stocken. 12 Jahre später kommt es zur Wiederaufnahme der Briefwechsel, aber Keplers euphorische Begeisterung über Galileis Entdeckungen werden von diesem bestenfalls höflich beantwortet. Galilei will Karriere machen, wird Hofphilosoph der Medici und ist auch in Rom beim Papst hochangesehen. Kepler will den wissenschaftlichen Austausch, Galilei sieht sich eher in einem ständigen Wettbewerb. So überreizt er schließlich sein Blatt: Zunächst ergeht ein Dekret der Kirche gegen die Lehre des Kopernikus und 1633 wird er selbst von der Inquisition angeklagt.

    Eine auch für Laien der Astronomie und Physik gut lesbare Doppelbiografie von Galilei und Kepler. Sehr interessant auch immer wieder die Einbettung in die damalige politischen Verhältnisse kurz vor und während des Dreißigjährigen Krieges.

  24. Cover des Buches Die Fahrt der Beagle (ISBN: 9783596175895)
    Charles Darwin

    Die Fahrt der Beagle

     (6)
    Aktuelle Rezension von: Stadtbuecherei_Wuerzburg
    Charles Darwin, gerade mal 22 Jahre jung, brach am 27.12.1831 zu seiner Forschungsreise an Bord der „Beagle“ auf. Die Welterkundung mit dem Vermessungsschiff unter dem Kommando von Kapitän Fritz Roy dauerte ganze fünf Jahre. In dieser Zeit legte der passionierte Käfersammler Darwin schließlich 1529 Spezies in Spiritus ein, etikettierte 3907 Häute, Knochen und andere Fundstücke. Die Reiseroute führte zu den Kapverdischen Inseln, nach Patagonien, Feuerland, Chile, über die Galapagos-Inseln, Neuseeland und Australien. In dem sehr ausführlichen Reisetagebuch hielt er all seine Beobachtungen und Entdeckungen fest. Er berichtete von der Schönheit Haitis, den atemberaubenden Korallenriffen der Südsee ebenso wie über seine geologischen Exkursionen. Hier erweist sich der junge Charles Darwin als glänzender Stilist, der keinen Hehl aus seiner Liebe für poetische Impressionen und literarische Metaphern machte. Wir lernen einen Menschen kennen, der sich stets wissbegierig über bereits vorhandene Vorurteile und festgefahrene Meinungen erhob und die Welt mit wissenschaftlicher Akribie und exakten empirischen Forschungen, aber auch mit den offenen und staunenden Augen eines Kindes betrachtete. Dabei stellte er bereits spektakuläre Theorien auf, erkannte sehr bald, dass alle Tiere und Pflanzen auf gemeinsame Vorfahren zurückzuführen sind und sich nur allmählich von einfachen zu höheren Lebewesen entwickelt haben. Somit keimte seit dieser Reise die Evolutionstheorie in ihm, die er erst viele Jahre später ausarbeiten und dank seines Kontrahenten Alfred Russel Wallace, der unabhängig von Darwin eine Evolutionstheorie entwickelte, dann auch publizieren sollte. Denn Darwin quälte sich jahrelang mit den Erkenntnissen dieser Theorie herum, ließen sie sich doch überhaupt nicht mit der biblischen Schöpfungsgeschichte unter einen Hut bringen. Selbst heute noch wird er dafür als Häretiker und Ketzer verachtet, denn mit Darwin wurde die Welt verändert und nichts sollte mehr so sein wie es einst war. Endlich nun liegt dieses Buch in einer spannend zu lesenden neuen deutschen Übersetzung vor, die dank des Marebuch Verlags in einer wunderschönen, bibliophilen, edlen Ausgabe mit Kartenmaterial, Illustrationen im Schuber zum Schmökern einlädt. So kann man sich als Leser hervorragend in die Welt des jungen Charles Darwin hineinversetzen und findet dabei eine Welt vor, die noch nicht ausgebeutet und durch des Menschen Hand verunstaltet war. Daniel Kehlmann nimmt im Vorwort den Leser bei der Hand und macht durch seinen engagierten und fundierten Text sofort neugierig auf dieses einmalige Lesevergnügen.

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