Bücher mit dem Tag "zeitzeugnis"

Hier findest du alle Bücher, die LovelyBooks-Leser*innen mit dem Tag "zeitzeugnis" gekennzeichnet haben.

50 Bücher

  1. Cover des Buches Gesamtausgabe (ISBN: 9783596710775)
    Anne Frank

    Gesamtausgabe

     (2.731)
    Aktuelle Rezension von: Ninalaetitia

    Ein unglaublich spannendes, trauriges und vielseitiges Tagebuch. 


    Anne Frank erzählt in ihrem Tagebuch über ihren Alltag in einem Versteck im Hinterhaus zu Zeiten des 2. Weltkriegs. 


    Das Buch hat unglaublich viele Facetten: Traurige Seiten, aber auch lustiges, romantisches, schreckliches. 


    Es zeigt die Grauen des 2 .Weltkriegs und die damit verbundene Realität für viele Juden, die sich damals versteckt halten mussten. 


    Ergänzt wird das Tagebuch durch interessante Fotografien aus Annes Jugend, etc. 


    Definitiv ein Buch, welches jeder wirklich unbedingt einmal gelesen haben 

  2. Cover des Buches Tschick (ISBN: 9783499013218)
    Wolfgang Herrndorf

    Tschick

     (2.918)
    Aktuelle Rezension von: TobiasAsfahl

    Was machen zwei Heranwachsende in den Sommerferien wenn sie alleine sind ? 

    Richtig sie hauen ab . Das ist der Kern der Geschichte in der es drunter und drüber , querfeldein und manchmal einfach gerade aus geht .

    Eigentlich gehört auf das Buch der Warnhinweis "Bitte nicht nachmachen " - aber der wurde wohl in der Eile vergessen .

    Nicht alle Kapitel werden beim Leser gut ankommen ( ging auch mir so ) mit seinen 49 Kapiteln zählt hier wohl auch mehr die Masse anstatt die Klasse .

    Freiheitsdrang kennen wir alle - aber muss man den wirklich so ausleben ?

    Macht euch selbst ein Bild davon indem ihr mal das eine oder andere davon im nächsten Sommer lest .

  3. Cover des Buches Jeder stirbt für sich allein (ISBN: 9783746767086)
    Hans Fallada

    Jeder stirbt für sich allein

     (315)
    Aktuelle Rezension von: Sonja_Schmitz1

    Durch Zufall bin ich auf Fallada und dieses Buch gestoßen.

    Es ist eine sehr gut erzählte, tragische Geschichte über den Krieg, Hitler, den Widerstand und die Menschen.

    Das Buch hat mir sehr gut gefallen und ich werde mit Sicherheit weitere Fallada Bücher lesen. 

  4. Cover des Buches Ansichten eines Clowns (ISBN: 9783423146067)
    Heinrich Böll

    Ansichten eines Clowns

     (461)
    Aktuelle Rezension von: Friedrich_Schoenhoff

    Immer wenn ich nicht begreife, warum ich so bin, wie ich bin, brauche ich nur das Buch zur Hand nehmen und mich an die Moral der Wirtschaftswunder-Gesellschaft erinnern. An Marie, die ihre Liebe Hans verlässt, weil er sich weigert, die Kinder, die sie bekommen könnten katholisch taufen zu lassen. Und Hans selbst, der, ohne sich hätte anstrengen müssen, in Wohlstand alt geworden wäre. 

    Statt dessen beschließt er, der Gesellschaft einen Spiegel vorzuhalten, und Clown zu werden. 

    Er verachtet seine Eltern, die überzeugte Nazis waren und zeigt dem Spießertum erfolgreich den gestreckten Mittelfinger, bis Marie ihn verlässt 

    Nun wird er der traurigste aller Komödianten, ist völlig mittellos und blickt sentimental auf sein Leben zurück.

    Das Buch reflektiert in Ansätzen eine Zeit, deren Macher mich groß gezogen haben, bis ich selbst gemerkt habe, wohin das Streben nach immer mehr führt und welchen Preis ich dafür bezahlen müsste.

    Jeder ist ein Kind seiner Zeit und die, die folgen, bleiben Zeit ihres Lebens ein Stück Zeuge der Zeit, ob sie wollen oder nicht. Berührend und damals 1963 skandalös, als jemand sich traute, das Gesicht des Katholizismusses zu entlarven. 

    Der steht heute vor ganz anderen Problemen und löst sich gerade selbst auf 


  5. Cover des Buches Leitfaden für britische Soldaten in Deutschland 1944 (ISBN: 9783462046342)
    The Bodleian Library

    Leitfaden für britische Soldaten in Deutschland 1944

     (25)
    Aktuelle Rezension von: buchjunkie
    Als sich 1944, noch vor Kriegsende, vierhunderttausend britische Soldaten auf den Weg nach Deutschland machten, steckte dieses Büchlein in ihrer Hosentasche. Eine Anleitung des britischen Außenministeriums, wie mit den Deutschen umzugehen sei.

    Dieses Büchlein enthält den Leitfaden in Deutsch und in Englisch.
    Der Leitfaden ist u.a. unterteilt in Deutsche Geschichte oder Wie die Deutschen sind.

    „ Die Deutschen essen lieber Schweine- und Kalbfleisch als Rindfleisch und Schaf und kochen es auch besser. Aber das Grundnahrungsmittel aus Fleisch ist die Wurst......
    Die Deutschen wissen nicht, wie man Tee zubereitet, aber sie verstehen durchaus etwas von Kaffee.“

    Manche Stellen liessen mich schmunzeln, andere wiederum haben mich nachdenklich gemacht.

    „Wenn Sie deutschen Zivilisten Befehle erteilen müssen, äußern sie diese in strengem militärischem Ton. Der Deutsche Zivilist ist daran gewöhnt und erwartet nichts anderes.“


    Alles in allem war dieser Leitfaden interessant zu lesen und bewahrt ein Stück Geschichte, die so nicht mehr wiederkehren darf!
  6. Cover des Buches Der Apfelbaum (ISBN: 9783548060866)
    Christian Berkel

    Der Apfelbaum

     (173)
    Aktuelle Rezension von: Anita27a

    Christian Berkel,  Schauspieler , Synchronsprecher und jetzt auch Autor, war mir vor allem aus dem TV bekannt und als Ehemann von Andrea Sawatzki.

    Durch die Lektüre dieses Romanes habe ich ein Stück weit in seine Herkunft eintauchen dürfen und solche Geschichten mag ich.

    Christian Berkel hat recherchiert, einiges über seine Eltern und Großeltern herausgefunden und in Romanform zu Papier gebracht.

    Es ist ein sehr persönlicher Roman, ein Stück Familiengeschichre, die uns in die Zeit des Nationalsozialismus zurückführt und von Vefolgung, Liebe und Anderssein in schwierigen Zeiten erzählt.

     Berkel hat bekannte Vorfahren, das wusste ich nicht.

    Der Roman war insgesamt  gut geschrieben,  wenn auch das Lesevergnügen ab und zu durch plötzliche Szenewechsel, mabchmal nur durch eine Leerzeile getrennt, unterbrochen wurde . Anfangs habe ich etwas Zeit gebraucht  um in dem Plot anzukommen. Ich empfand die Schreibart als etwas holprig. Später dann ging es mir wesentlich besser ,  wobei ich nicht sicher bin ob Christian Berkel von Seite zu Seite besser wurde oder ob ich mich einfach an seinen Stil gewöhnt hatte.

    Ich kann jedoch sagen, dass der   Roman mich  auf eine sehr persönliche Reise mitgenommen hat und ich an diese Geschichte denken werde , sobald mir Christian Berkel wieder im TV begegnen wird .

  7. Cover des Buches Evas Geschichte (ISBN: 9783765542503)
    Eva Schloss

    Evas Geschichte

     (13)
    Aktuelle Rezension von: HEIDIZ

    Ein wundervoll informatives, emotionales Buch habe ich neulich gelesen. Es erzählt autobiografisch geschrieben von Eva Schloss selbst, der Stiefschwester von Anne Frank, der Überlebenden von Auschwitz. 

    Sie flüchteten aus Wien und kamen in Amsterdam unter. Sie müssen untertauchen, als die Deutschen einmarschierten. Sie werden allerdings verraten und an ihrem 15. Geburtstag werden sie von der Gestapo deportiert. Nur Eva und ihre Mutter überleben das KZ Auschwitz. Jahrzehnte schwieg Eva - vom Schrecken des Lagers noch immer geprägt, nun erzählt sie von der Liebe zur Mutter und wie ihr Glaube ihr half, diese schreckliche Zeit zu überleben. 

    Eva Schloss erzählt aus dem Gedächtnis heraus, sehr lebendig, wie und was sie erlebt hat. Sie gliedert ihr Buch in drei Teile

    Teil 1: Von Wien nach Amsterdam

    Teil 2: Auschwitz-Birkenau

    Teil 3: Reise durch Russland 

    Abschließend gibt es noch Fotos und einen Stammbaum.

    Die Geschichte, die wir Leser präsentiert bekommen schließt praktisch dort an, wo Anne Franks Tagebuch endet. 

    Ein Muss für Interessierte an der Thematik. Extrem eindrucksvoll informativ geschrieben, flüssig zu lesen, geht ans Herz und gibt das wider, was Eva und ihre Mutter erlebten. Sehr lebendig werden die Gefühle nach außen gekehrt und man kann sich gut vorstellen, wie sie diese fürchterliche Zeit er- und überlebten. In der Ich-Schreibweise geschrieben, als würde Eva Schloss dem Leser die Geschichte auf der Couch erzählen. 

    Gut, dass dieses Buch geschrieben wurde !!! 

  8. Cover des Buches Ich will Zeugnis ablegen bis zum letzten (ISBN: 9783351036164)
    Victor Klemperer

    Ich will Zeugnis ablegen bis zum letzten

     (41)
    Aktuelle Rezension von: UWEDUIS
    Victor Klemperer

    135. Geburtstag von Victor Klemperer
    *09.Oktober 1881 † 11.Februar 1960

    Klemperer beschreibt sehr genau den Alltag in Dresden während des Nationalsozialismus. Er verlor seine Professur und musste mit seiner Frau in sogenannten Judenhäusern leben. Die tägliche Angst, von der Gestapo ins Konzentrationslager deportiert zu werden.

    Das Tagebuch beschreibt auch die Bombardierung Dresdens, am 13.Februar 1945. Die Bombardierung rettete Klemperer vor der Deportation ins Konzentrationslager, die drei Tage später erfolgen sollte.

    Diese Tagebücher sind ein wichtiges Zeitdokument, deshalb unbedingt lesen !

  9. Cover des Buches Die Nickel Boys (ISBN: 9783446262768)
    Colson Whitehead

    Die Nickel Boys

     (197)
    Aktuelle Rezension von: rkuehne

    Ein drastisches Buch. Ein schmerzhaftes Buch. Ein Buch, dass in aller Nüchternheit die Selbstverständlichkeit und Brutalität des amerikanischen Rassismus des 20. Jahrhundert erzählt, fiktional aber basierend auf wahren Begebenheiten. Wie abstoßend können Menschen sein, wieviel Menschenverachtung kann in ihnen stecken. Und wieviel davon ist über Jahrhunderte so „normalisiert“ worden, dass es auch aus den Köpfen späterer Generationen schwer zu entfernen ist. Traurig und wichtig.

  10. Cover des Buches Als Großmutter im Regen tanzte (ISBN: 9783949465123)
    Trude Teige

    Als Großmutter im Regen tanzte

     (214)
    Aktuelle Rezension von: anne_fox

    Der Roman erzählt die Liebesgeschichte der Norwegerin Tekla zu dem Deuschen Otto. Sie folgt ihm in seine Heimat, da man sie bei sich zuhause schon als die Deutschenhure ansieht. Doch auch in Deutschland ist alles viel schlimmer als die Beiden es sich gedacht hatten, das ganze Land liegt in Trümmern. Die Menschen hungern, frieren und es gibt keine Infrastruktur mehr. Das Heimatdort Demmin aus dem Otto stammt, ist im Osten von Deutschland und alles was er von dort kannte ist zerstört. Von seiner Familie lebt nur noch der Vater, der aber so krank ist, das er aber bald darauf stirbt. Ostdeutschland ist voll in der Hand der Russen und die haben kein Rezpekt. Sie vergewaltigen Frauen und töten was ihnen vor die Flinte kommt. Der Ort ist in die Geschichte eingegangen da sich dort aus diesen Gründen sehr viele Menschen umgebracht haben. Tekla und Otto wollen dort deshalb nicht mehr leben und fliehen. Es geschied hier so viel Schreckliches, das Tekla so schnell wie möglich wieder nach Norwegen zurückkehrt und für immer über das Erlebte schweigen wird. Ihre Enkelin die nach dem Tod das Haus der Großmutter erbt, stößt beim Aufräumen auf alte Dokumente die sie sprachlos macht und deshalb zur Klärung nach Deutschland reist. Hier erfährt sie so nach und nach die schreckliche Wahrheit, die ihre Oma mit ins Grab genommen hat.

    Fazit: Eine Geschichte die sehr dramatisch ist und unter die Haut geht. Man ist sehr ergriffen von der Handlung und leidet mit der Großmutter, die wirklich um sich an ihre große Liebe zu erinnern, immer wieder im Regen tanzt.

     

  11. Cover des Buches Die Königin der Orchard Street (ISBN: 9783458361428)
    Susan Jane Gilman

    Die Königin der Orchard Street

     (128)
    Aktuelle Rezension von: Joroka

    Man schreibt das Jahr 1913, als die kleine Malka mit ihren Eltern und Geschwistern, wie abertausende andere Neueinwanderer, im gelobten Land Amerika ankommt, mit dem Gepäck voller hoffnungsfroher Erwartungen und schon bald vom beschwerlichen und tristen Alltag in der New Yorker Lower East Side eingeholt wird.

    Malka verliert durch gewissen Umstände ihre komplette Familie aus den Augen und wächst bei italienischen Einwandern auf, konvertiert zum katholischen Glauben, nimmt einen neuen Namen an und lernt das Handwerk der Eisherstellung kennen. In ihrem weiteren Lebenslauf heiratet sie einen atemberaubend schönen Mann, mit dem sie zusammen nach und nach ein Eiskrem-Imperium aufbaut ..

    Ein episch angelegter Roman, der eine fiktive Frauengestalt von ihrer frühen Kindheit bis in ihr spätes Alter begleitet. „Vom Tellerwäscher um Millionär“ oder vom „Verkrüppelten kleinen Mädchen mit jüdischen Wurzeln zur Eiskönigin von Amerika“.... Das ist die große Vorgabe des Handlungsverlaufes. Doch in den hunderten Seiten steckt auch so manches historische Detail, Weisheiten über das Leben, die Liebe und Freundschaft und einfach das Eintauchen in eine anderes Dasein zu einer anderen Zeit. Die Beschwernisse der Einwanderergeneration zu Beginn des letzten Jahrhunderts in Amerika kamen schon in so manchen Büchern und Filmen zur Sprache. Hier ist aber nochmals eine andere Perspektive im Fokus, eine besondere Mischung eben mit der Kunst der Eiszubereitung.

    Die Ich-Erzählerin ist im fortschreitenden Erzählverlauf auch zunehmend skrupellos und berechnend, doch da man ihre Vergangenheit kennt, ist man bereit, doch eine gewisse Nachsicht zu üben, auch hinsichtlich ihres zunehmenden Alkoholkonsums. Die Geschichte wirkt auf mich glaubwürdig und nachvollziehbar, sie ist spannend erzählt, mit den bei über 500 Seiten Buchumfang nicht zu vermeidenden kleineren Längen. Dass trotz so mancher Schicksalsschläge letztendlich Fortuna über dem Leben von Vivian alias Malka wacht, ist dann doch ein kleines Zugeständnis an die Fiktionalität der Erzählung.

    Die Zeitsprünge in der Erzähl-Linie lockern auf, ohne zu verwirren. Gerade die Geschichte der kleinen Malka hat mich gefesselt; gegen Ende des Buches hin blieb es für mich persönlich nicht mehr auf dem Niveau spannend. Bemerkenswert bleibt dann noch, dass Vivian die Liebe in ihrem Leben beständig hinterfragt und angezweifelt hat – und das mitunter aus guten Grund und erst als es quasi zu spät ist feststellt, dass sie etwas verloren hat, was sie gar nicht in seiner Fülle zugelassen hat.

    Einige Fragen bleiben offen, vielleicht auch ganz bewusst? Was passierte zum Beispiel mit der Mutter von Malka?

    Hilfreich empfand ich das beiliegende Buchzeichen mit einem kleinen Vokabular der Lower East Side, auf dem die meisten im Buch wiederkehrenden jiddische Begriff übersetzt werden.

    Fazit: „Verklagt mich doch“, mir hat das Buch ziemlich gut gefallen.

  12. Cover des Buches Rote Kreuze (ISBN: 9783257246131)
    Sasha Filipenko

    Rote Kreuze

     (184)
    Aktuelle Rezension von: petraellen

    Autor

    Sasha Filipenko

     

    Inhalt

    Der junge Alexander ist gerade nach Minsk gezogen. Vor kurzem hat er seine Frau verloren und muss sein Leben mit seiner kleinen Tochter neu ordnen. 

    Auf dem Stockwerk seiner Wohnung lebt noch eine neunzig Jahre alte Frau, alleinstehend und an Alzheimer erkrankt. Nach einer kleinen Stadterkundung kommt er zu seiner Wohnung zurück und stellt mit Erstaunen fest, dass jemand ein rotes Kreuz auf seine Wohnungstür gemalt hat. Es stellt sich heraus, dass seine Nachbarin Tatjana Alexejewna es war. Alexander hält es zunächst für einen Scherz, doch Tatjana Alexejewna erklärt ihm, dass sie das Rote Kreuz braucht, um den Weg nach Hause zu finden. Sie erklärt Alexander, dass bei ihr kürzlich Alzheimer diagnostiziert wurde. Sie weiß, dass es nicht mehr lange dauern wird, bis die Krankheit ihr Gedächtnis zerstört und ihre Erinnerungen ausgelöscht hat. Tatjana bittet Alexander in ihre Wohnung und will ihm ihre Geschichte erzählen. Eigentlich möchte er nicht auf einen Plausch zu ihr kommen, doch dann fesselt ihn die Lebensgeschichte. 

     

    „»… Ich würde Ihnen gern eine unglaubliche Geschichte erzählen. Eigentlich keine Geschichte, sondern eine Biographie der Angst. Ich möchte Ihnen erzählen, wie das Grauen den Menschen unvermittelt packt und sein ganzes Leben verändert.«“  (S. 15)

     

    Sie erzählt von ihrer Vergangenheit, an die sie sich noch gut erinnern kann. Sie erzählt von dem Zweiten Weltkrieg, ihrer Arbeit im Außenministerium. Ihr Mann Ljoscha wurde vermisst und ihre Tochter Assja entriss man ihr, als sie wegen Volksverrat ins Lager kam.

    Sie erzählt ein schockierendes Kapitel der russischen Geschichte, wie die Sowjetunion die russischen Kriegsgefangenen im Zweiten Weltkrieg im Stich ließ, wie ihre Familien als Verräter verfolgt wurden.

     

    Sprache und Stil

    Tatjana Alexejewna wird in London geboren. Anfang 1920 zieht sie mit ihrer Familie nach Moskau. Ihr Vater Alexej Alexejewitsch Bely sieht in dem Regierungswechsel „eine Revolution des Geistes! Petersburg und Moskau sind jetzt Städte des kleinen Mannes!“ (S. 23) 

    Tatjana begeistert sich für den Kommunismus. Sie dient ihrem Land und wird doch verhaftet.

    Sie arbeitet als Fremdsprachensekretärin im Außenministerium, als sie einen Brief bekommt, den sie übersetzen soll. Es ist eine Liste mit Namen russischer Kriegsgefangener in Rumänien, auf der sie den Namen ihres Mannes entdeckt. Sie weiß, dass Kriegsgefangene und ihre Familien als Verräter verfolgt und in den Gulag geschickt werden. Sie nimmt den Namen aus der Liste und setzt einen anderen Namen, der bereits schon auf der Liste steht, dazu.

    Die gefährliche Einmischung zum Schutz ihres Mannes hat nicht die Wirkung, die sie sich vorstellt. Sie wird als Verräterin bestraft und verbringt fast zehn Jahre voller psychischer und körperlicher Misshandlungen in einem weit entfernten, entsetzlichen Lager, ohne zu wissen, was mit ihrem Mann und Kind geieht. Erst nach der Haftentlassung erfährt sie, dass beide nicht mehr leben. Zudem plagt sie das schlechte Gewissen, einen Betrug vorgenommen zu haben, von dem sie sich eine Rettung erhoffte. 

     

    Sie ist am Ende ihres Lebens angekommen. Sechzig Jahre später erzählt sie ihre Lebensgeschichte ihrem jungen Nachbarn. Ihre Geschichte beginnt in Moskau 1941, als Russland schon im Krieg gegen das Nazideutschland steht. Sie erzählt von dem Wahnsinn der wütenden, stalinistischen Säuberungen.

     

    Trotz alledem hat sie ihren Kampfgeist bewahrt und kämpft dafür, dass nichts vergessen wird. 

     

    Das Band zwischen Tatjana und Alexander

    Tatjana hat Mann und Tochter verloren.

    Alexander musste eine schwierige Entscheidung treffen. Er konnte wenigstens seine Tochter retten. 

    Beide sind verlassenen und beide werden mit dem Vergessen, Erinnern konfrontiert. Alexander hat kein Alzheimer und muss trotzdem gegen das Vergessen kämpfen.

    Die Metapher „Alzheimer“ ist im Roman „Rote Kreuze“ allgegenwärtig.

     

    Die Alzheimer-Krankheit als Schlüsselrolle 

    Tatjana hat Alzheimerkrankheit. Alzheimer beginnt mit leichten Gedächtnisstörungen und dem Betroffenen fällt es zunehmend schwer, sich in fremder Umgebung zu orientieren.

    Es folgen deutliche Ausfälle bis zum Kontrollverlust. Das weiß Tatjana und kokettiert damit. „Ihr fällt der Vatername nicht mehr ein“ (S. 12).

    Der Autor setzt die Alzheimerkrankheit als Metapher ein. Als Mahnung der Erinnerung und gegen das Vergessen. Es ist ein Aufschrei gegen das Vergessen. Hier insbesondere gegen das kollektive gesellschaftliche Vergessen, der Repressionen in den sowjetischen Republiken.

    Die „Roten Kreuze“ stehen ebenfalls für „Alzheimer.“ Sie zeigen den Weg, dieses Vergessen zu verhindern. Die zahlreichen Dokumente geben Aufschluss darüber, was geschehen ist. Menschen, die davon betroffen waren, bekommen Namen, sie werden namentlich genannt. Die Schicksale werden sichtbar.

    Denn nicht nur die Alzheimerkrankheit lässt vergessen, sondern auch eine Generation, die dies miterlebt hat, wird eines Tages nicht mehr da sein und darüber reden können. Und daher ist es wichtig, dass nichts in Vergessenheit gerät. 

     

    „Aber jetzt, wo in meinem Leben alles vorbei ist…jetzt denkt sich Gott, dieser von mir erdachte Gott, für mich Alzheimer aus, weil er Angst hat! Er hat Angst, mir in die Augen zu schauen! Er will, dass ich alles vergesse.“ (S. 197)

     

    Historische Fakten, die überprüfbar sind  

    Sasha Flilipenko verwendet in seinem Roman „Rote Kreuze“ Dokumente, die er in Genf recherchiert hat, denn in Moskau werden diese Dokumente unter Verschluss gehalten. Das alleine ist schon sehr wertvoll, die Dokumente zu lesen. Sie bilden letztendlich auch die historische Grundlage für seinen Roman. Oftmals kann man aus den Dokumenten entnehmen, dass auf Briefe oder Telegramme keine Antwort kam „unbeantwortet geblieben“.

    Jedes Dokument und jedes Telegramm stellt einen „Stolperstein" dar. Die Aussagen sind gewaltig. Wie wenig war man an Menschen interessiert, diese zurückzuholen. „Wir sind immer davon ausgegangen, dass sich in jeder Regierung und in jeder Organisation ein Mensch finden lässt, der sich zurückmeldet. Neun werden nicht antworten, aber der Zehnte wird das lesen und was unternehmen." (S. 266) 

    Jedes Dokument hat eine eigene Aussagekraft, ein anderes Schicksal. Es geht um Reden des Volkskommissars, Erklärungen des deutschen Botschafters von Schulenburg, Amnestie-Erlass aus der Prada, Einlieferungsschein in die Krankenstation des Gulag, vieles mehr. Eindrucksvoller kann man diese Zeit 1941/42 in diesem Zusammenhang nicht wiedergeben.

     

    Erzählstrategie

    Sasha Filipenko baut seinen Roman auf zwei Erzählsträngen auf. Einmal erzählt Tatjana und dann wieder Alexander. Bei beiden wechselt er zwischendurch die Perspektive mit dem Effekt, dass der Leser direkt das Geschehen verfolgen kann. Diese Strategie erzeugt einen Sog in das Geschehen, dem man sich nicht entziehen kann. 

    Der Text wird zudem durch Gedichte und Liedtexte aufgelockert.

     

    Fazit 

    Sasha Filipenko ist ein außerordentlicher Roman gegen das Vergessen der geschichtlichen Verbrechen gelungen. 

    Tatjanas Schicksal wird in einem erschütternden, mitreißenden Lebensverlauf erzählt.

    Dieser Lebenslauf steht stellvertretend für Millionen anderer Menschen, ist aber nicht fiktiv, sondern real. Genau das macht diesen Roman aus.

  13. Cover des Buches Alles, was sie hinter sich ließ (ISBN: 9783492502931)
    Ellen Marie Wiseman

    Alles, was sie hinter sich ließ

     (111)
    Aktuelle Rezension von: engineerwife

    ACHTUNG: Auch veröffentlich unter "Die dunklen Mauern von Willard State"!

    Stell dir dieses Horrorszenario vor: Du bist jung, verliebt und schmiedest Heiratspläne. Du schwebst im siebten Himmel der Liebe, doch für deinen Vater kommt der von dir erwählte Mann nicht in Frage. Du willst kämpfen, doch du hast keine Chance. Bevor du dich versiehst, wirst du abgeholt und weggesperrt. Genau dieses Schicksal ereilte die junge Clara Cartwright, die doch nur glücklich sein wollte. Als ihr aufgeht, dass der Vater ihr nicht nur eine kleine Lektion erteilen wollte, sonders sie für immer wegsperrt, bricht für sie eine Welt zusammen. 

    Auch Isabelle „Izzy“ Stone musste in ihrem kurzen Leben schon einiges ertragen. Durchgereicht von Pflegefamilie zu Pflegefamilie und Schule zu Schule, muss sie sich jedes Mal aufs Neue behaupten und hoffen, dass die Geschichte ihrer Eltern nicht ans Tageslicht kommt. Als sie während eines Volontariats in einer ehemaligen „Irrenanstalt“ über Clara und die Reste deren Lebens stolpert, verspürt sie eine seltsame Verbundenheit und beginnt tiefer zu graben …

    Im Wechsel zwischen den Schauplätzen der Gegenwart und Vergangenheit taucht man als Leser tief ein in das Leben der beiden Protagonistinnen Izzy und Clara. Immer wieder war ich erschüttert zu lesen, wie man damals mit wehrlosen Menschen mit oder ohne Beeinträchtigung umging. Wie hilflos man besonders als Frau war, der von Haus aus alle Rechte abgesprochen wurden. Der Roman macht aber auch sichtbar, dass man auch in modernen Zeiten nicht davor gefeit ist ein Mobbingopfer zu werden. Wie grausam Menschen mit ihresgleichen umgehen, ließ mir stellenweise die Haare zu Berge stehen. 

    Die Idee zu diesem Roman ist gut umgesetzt und dennoch konnte er mich nicht 100% überzeugen, wofür es einen kleinen Sterneabzug gibt. Alles in allem aber ist das Buch sehr lesenswert und ich gebe es mit einer Bewertung von vier von fünf Sternen gerne an eine Lesefreundin weiter. 

  14. Cover des Buches Das Lied der Stare nach dem Frost (ISBN: 9783492304764)
    Gisa Klönne

    Das Lied der Stare nach dem Frost

     (91)
    Aktuelle Rezension von: rose7474

    Da ich gerne Romane lese,  die ein Familiengeheimnis aufdecken griff ich zu diesem älteren Roman. 

    Er konnte mich ab der ersten Seite fesseln und berühren. Ein besonderer Roman mit Tiefgang und verschiedenen Zeitebenen. Die Gefühle von Rixa waren authentisch dargestellt und ich konnte mit ihr mitfühlen. Der Schreibstil der Autorin gefiel mir sehr gut und ich werde auf jeden Fall noch mehr von Gisa Klönne lesen. Der Roman ist ruhig erzählt und man kann ihn nicht so schnell weggelesen. Doch er ist aussergewöhnlich, hebt sich von der Masse ab und wird mein Bücherregal niemals verlassen. 

    Daher vergebe ich wohlverdiente 5 Sterne und eine Leseempfehlung. 

  15. Cover des Buches „Die Eingeborenen machten keinen besonders günstigen Eindruck“ (ISBN: 9783218008624)
    Franz Ferdinand von Österreich-Este

    „Die Eingeborenen machten keinen besonders günstigen Eindruck“

     (16)
    Aktuelle Rezension von: Hikari
    Das Buch mit dem äußerst langem, aber besonderen Titel stellt das Reisetagebuch von Franz Ferdinand von Österreich-Este dar. Der Titel ist bereits ausschlaggebend für die meisten Beobachtungen des Kronprinzen, der auf seiner Weltreise viele Länder besucht und dort nicht nur die angenehmen Seiten des Landes sucht, sondern vielmehr "ethnologische Studien" betreiben mag, sein Jagdglück versuchen und viel über Land und Leute lernen.

    Franz Ferdinand scheint ein äußerst kluger und scharf beobachtender Mensch zu sein, der aber trotzdem Kind seiner Zeit ist. So sind einige Äußerungen für uns heutzutage undenkbar und unhaltbar, doch gerade das macht den Bericht auch für mich als Zeitzeugnis so realistisch. Neben dem großen Einfluss der damaligen Zeit auf die Betrachtungsweise der indigenen Bevölkerung (die im Normalfall alles andere als charmant ist) spiegeln sich aber auch eigene Gedanken und auch Kritik an den Verhältnissen der Zeit wieder und geben ein interessantes und umfassenderes Bild des Autors wieder.

    Die Reiseroute ist interessant gewählt - ich war ein wenig enttäuscht, dass Südamerika nicht besucht wurde, aber dafür waren die anderen Stationen auch sehr interessant und ich habe einiges Neues gelernt. Zudem habe ich einige der besuchten Orte für mich nochmal nachgeschlagen, weil das Interesse dafür einfach geweckt wurde.

    Die Beschreibungen von Franz Ferdinand sind faszinierend zu lesen. Seine große Leidenschaft des Jagends stieß mir des Öfteren auf - vor allem, da er immer auf der Jagd nach den schönsten Exemplaren der Art war, und er die Natur auf andere Weise eigentlich stark bewunderte und respektierte. Das sind die Seiten, die für mich nicht ganz zusammenpassen, aber dann eben doch ein gutes Spiegelbild für die damalige und auch sicherlich auch für die heutige Welt abgeben!

    Gefallen hat mir auch, das Rechtschreibung und Grammatik des Kronprinzen (größtenteils?) beibehalten wurden und man wirklich in die tatssächlichen Tagebücher blicken kann. Ich fand diesen Aspekt auch sehr faszinierend und war erstaunt, wie viele englische Wörter sich doch bereits damals in die Sprache eingeschlichen hatten! Soviel zu Anglizismen der Neuzeit ;)
    Einige Passagen der Tagebücher wurden abgekürzt (der Original-Text soll um die 1000 Seiten gehabt haben), aber der Lesefluss bleibt meist dennoch erhalten. Frank Gerbert's Vorwort gibt einen guten Einstieg zum Buch und zu Franz Ferdinand, seine Bearbeitung des Textes ist gelungen und für den Leser gut aufbereitet.

    Insgesamt stellt das Buch ein faszinierendes Zeitzeugnis das, dass mit einigen Bildern und interessanten Fakten ergänzt wurde und ein umfangreiches Spektrum der Weltreise ablichtet.
  16. Cover des Buches Der Zug nach Pakistan (ISBN: 9783458174004)
    Khushwant Singh

    Der Zug nach Pakistan

     (5)
    Aktuelle Rezension von: HeikeG
    Das dünne Seil der Hoffnung Einer der brutalsten Abschnitte in der Geschichte der Erde, bei dem eine Million Männer, Frauen und Kinder getötet und zehn Millionen aus ihren Häusern vertrieben und ihrer Habseligkeiten beraubt wurden, war die Teilung British-Indiens im Jahre 1947, aus der der neu gegründete Staat Pakistan hervorging. Seine persönlichen Erlebnisse verarbeitete der Autor in dem 1956 in Indien und nunmehr erstmals auf Deutsch erschienen Roman "Der Zug nach Pakistan". Khushwant Singh stellt in ihm das menschliche Drama dieses schicksalhaften Sommers, das Ziehen der blutigen Trennlinie im Nordwesten Indiens, in einem kleinen Dorf und dessen ärmlicher Bewohner nach. Als die Flut von Flüchtlingen und das grauenvolle Blutvergießen auch hier ankommen, sind die einfachen Männer und Frauen überrascht, überfordert und innerlich zerrissen. Das Dorf, Mano Majra, befindet sich direkt an der Eisenbahnstrecke von Delhi nach Lahore. Die Züge bestimmen den Lebensrhythmus seiner Bewohner, hauptsächlich Sikh-Landwirte und ihre muslimischen Pächter. Religionszugehörigkeit spielt für sie (noch) keine Rolle. Egal ob Hindu, Sikh oder Muslim, sie leben unbekümmert und unberührt von der sich mehr und mehr ausbreitenden Gewalt, ihren selbstgefälligen, kooperativen und kargen Lebensstil, der trotz allem ihre täglichen Bedürfnisse abdeckt. Muslime gegen Hindus - Hindus gegen Muslime Als der Geldverleiher Ram Lal, der einzige Hindu, ermordet wird, verhaftet man als (unschuldige) Büßer den Dorfgauner Jagga, einen hünenhaften Sikh und einen jungen, erst einen Tag nach der Tat angereisten Agitator der Kommunistischen Partei aus Delhi. Beide dienen als willkommene Sünder, um die Ruhe des Alltags wieder einkehren zu lassen. Doch schon bald soll das friedliche Dorf im wahrsten Sinne des Wortes von den grauenhaften Ereignissen überrollen werden. Es gab bereits Gerüchte über sogenannte "Geisterzüge", gefüllt mit aus Pakistan kommenden, abgeschlachteten Sikh-Flüchtlingen. Als jedoch der erste Geisterzug Mano Majra erreicht, ist es mit der Dorfruhe vorbei. Die Bewohner lassen alles stehen und liegen und versammeln sich auf ihren Hausdächern, um das "Ereignis" in stiller Faszination aus der Ferne zu betrachten. Der erste Zweifel ist gesät. Vereint schafft man zwar noch Benzin und Holz zum Verbrennen der Leichen heran, aber fortan prägt nachbarschaftliches Misstrauen den Alltag. Die örtliche Polizei trägt durch eingestreute Berichte über weitere Gräueltaten von Muslimen an Sikhs zu gesteigertem Misstrauen bei. "Aber Mano Majra hat den Kelch der Bitternis noch nicht bis zur Neige geleert." Der einsetzende Monsun lässt den am Dorf vorbei fließenden Fluss anschwellen. Dieser offenbart eines Tages eine grausige Fracht, Hunderte von Toten treiben in seinen Fluten. Als der zweite "Leichenzug" im Bahnhof Halt macht, ist die brutale Realität auch in Mano Majra angekommen und schleicht sich als schiere Angst in die einfachen Herzen seiner Bewohner. Das bis dato friedliche Dorf verwandelt sich in ein Schlachtfeld der widerstreitenden Loyalitäten, die niemand mehr kontrollieren kann. Auch hier beginnt die angeordnete menschliche "Säuberung" und die Sikhs kommen nicht umhin, sich von "ihren Muslimen", ihren Freunden zu trennen. Letztendlich sind sie gar gewillt, gegen ihre eigenen Verwandten die Waffe zu erheben. Nur Jagga stellt sich um den Preis seines Lebens in einer Rettungstat dem sinnlosen Abschlachten entgegen. Ein Buch voller Mitgefühl und Menschlichkeit Khushwant Singh skizziert seine Figuren mit sicherer und ruhiger Hand. Auf reichlich zweihundert Seiten entwirft er ein ganzes Ensemble verschiedenster Einzelschicksale, die jedoch alle einen mehr oder weniger verbindenden Antagonisten haben: da ist der mächtige Friedensrichter und Polizeipräsident des Verwaltungsbezirkes Hukum Chand, ein schwermütiger, aber praktisch denkender Realist und sein Günstling der Unterinspektor der Polizei, das Dorfrauhbein Jaggat Singh "Jagga", der heimlich die Tochter des muslimischen Dorf-Mullahs trifft oder aber der westlich gebildete Besucher, mit dem mehrdeutigen Namen Iqbal (zweideutig, weil dieser nicht seine Religion verrät). Das scharfe Auge des Autors für Details und seine Liebe zu den einfachen Menschen durchzieht seinen ganzen Roman. Durch seine detaillierte und feinfühlige Beschreibung der Charaktere, ihrer Lebensweise und ihrer familiären Beziehungen, gewinnt der Leser einen tiefen Einblick in Indiens unrühmliche Vergangenheit, aber auch Verständnis für soziale, kulturelle und politische "Eigenheiten" in jener Zeit. Singh gelingt es großartig, die menschliche Dimension der Teilung zu zeigen. Dazu tragen vor allem seine liebevoll gezeichneten Protagonisten bei, mit denen sich der Leser sofort identifizieren kann und sie ins Herz schließt. Nach diesem Roman setzte Khushwant Singh seinen schriftstellerischen Werdegang als berühmter, aufsässiger, exzentrischer, aber auch humorvoller Kolumnist, Redakteur und Herausgeber fort. "Der Zug nach Pakistan" ist jedoch ein Buch voller Mitgefühl und Menschlichkeit. In ihm bewahrt der Autor die Erinnerung an eine schreckliche Tragödie; zu schrecklich, als dass man sie vergessen sollte. Fazit: Im "Zug nach Pakistan" prallen Wahrheit und Fiktion mit atemberaubender Wirkung aufeinander. Khushwant Singh erzählt durch die Episoden seiner Romanfiguren das Trauma und die Tragödie der Teilung British-Indiens; Geschichten, die er, seine Familie und Freunde selbst erlebt oder gesehen haben.
  17. Cover des Buches Neunzehn Stufen (ISBN: 9783764508760)
    Millie Bobby Brown

    Neunzehn Stufen

     (25)
    Aktuelle Rezension von: maikereadz

    >> Das Leben konnte so grausam sein, und für die Grausamkeiten des Krieges fehlten einem ohnehin alle Worte. <<

    💭 Meine Meinung:
    Auf den Debütroman von Millie Bobby Brown war ich ganz besonders gespannt und der Klappentext hat direkt meine Neugier geweckt. Die Geschichte spielt während des zweiten Weltkriegs und die Zustände, die in dieser Zeit herrschen, werden dem Leser schonungslos vor Augen geführt. Ich fand es unglaublich interessant in die Rolle einer Protagonistin zu schlüpfen, die in dieser Zeit lebt. Die Umstände haben mich sehr zum Nachdenken angeregt und mir wurde die Gefühlslage der Menschen sehr deutlich bewusst. Was mich an dieser Geschichte leider immer wieder gestört hat war der Schreibstil. Dieser war sehr einfach und plump gehalten und konnte die Emotionen leider nicht zu 100 % transportieren. Ich hatte ständig das Gefühl, dass ich die Geschichte nicht direkt mit der Protagonistin erlebe. Dadurch ist die Liebesgeschichte von Nellie und Ray auch nicht so recht zu mir durchgedrungen. Mir hat hier leider etwas Tiefe gefehlt. Vorallem im Bezug auf die Charaktere. Die Tragödie, die sich hinter diese Geschichte verbirgt, hat mich wirklich sprachlos gemacht. Ich konnte kaum glauben, dass sich dieses Schicksal wirklich ereignet hat. Hier hat die Autorin es wirklich geschafft mich an die Geschichte zu fesseln, obwohl ich mir an der ein oder anderen Stelle schon ein bisschen mehr Hintergrundinformationen gewünscht hätte. Insgesamt konnte mich die Geschichte aber sehr bewegen und ich werde bestimmt noch einmal zu einem historischen Roman greifen.

    💭 Fazit:
    „Neunzehn Stufen“ ist ein spannender und berührender Roman, der mich sehr zum Nachdenken angeregt hat. Aufgrund des sehr einfach gehaltenen Schreibstils sind die Emotionen leider nicht zu 100 % bei mir angekommen und ich hätte mir etwas mehr Tiefe gewünscht. Obwohl der Roman ein paar Schwächen aufweist, erzählt er eine wichtige Geschichte, die auf jeden Fall einen Versuch wert ist.

    3,5/5 ⭐️

  18. Cover des Buches Die Sommer der Porters (ISBN: 9783442715510)
    Elizabeth Graver

    Die Sommer der Porters

     (36)
    Aktuelle Rezension von: thursdaynext
    Die Sommer der Porters ist eine ruhige, mit Akribie und feinem Gespür erzählte Familiensaga über Generationen hinweg, deren Mittelpunkt das Meer und die Pflanzen im Sommerhaus an der Ostküste der USA ist. Der Landbesitz der im Who is Who der Ostküstengesellschaft verzeichneten Porters, vermutlich Nachfahren eines Mayflower Ahnen, wurde den Indianern abgehandelt und ist seit Generationen in Familienbesitz. Bereits zu Beginn zeichnet sich ab, dass dies keine Chick Lit, sondern ernsthaftere Literatur ist. Sprachliche Ausdrucksstärke und feiner Humor sind vorhanden, doch so zart, dass es Lebenserfahrung braucht um sie zu erspüren.

    Autorin Elizabeth Graver lässt ihren Charakteren viel Raum. Sie erzählt nicht immer stringent oder linear, lässt ihre verschiedenen Charaktere zu Wort kommen, wechselt des öfteren die Perspektive, so werden manche Protagonisten erst später, lange nach ihrer Einführung tiefergehend skizziert, alle erschließen sich nach und nach, während die Familie wächst und man sie dabei begleiten darf. Darauf muss man sich einlassen können und wollen. Mich hat Elizabeth Graver praktisch gefangen genommen mit ihrer unaufgeregten, feinen und doch so packenden Erzählweise die immer interessant blieb. Das erreicht sie auch durch die einfließenden Perspektiv – und Zeitwechsel. Ein Hauch Erinnerung an die scheinbar endlosen Sommer meiner Kindheit und gleichzeitig Anreiz dieses Gefühl wiederzufinden ihm nachzuspüren, so wie die Porters die sich samt Kindermädchen Beatrice immer wieder in Ashaunt neu finden.

    Ein Buch, um genüßlich zu schwelgen, niveauvolle, teilweise trotz oder gerade wegen der sachten Erzählweise anspruchsvolle, vereinnahmende Lektüre, die durchaus auch die Gesellschaft von 1942 bis 2003 wiederspiegelt.

    Lebensmittelpunkt und Szenerie bildet das Sommerhaus der wohlsituierten Oberschichtfamilie auf der Halbinsel Ashaunt vor Massachusetts. Ein wildes Idyll, das den Bewohnern Freiraum gibt und die Sommer, besonders für die Kinder zu einem immer wiederkehrenden Rausch der Freiheit und des Dolce far niente macht. Dabei ist es weniger das Nichtstun, sondern die Möglichkeit sich einfach treiben zu lassen und die herrliche, leicht rauhe Natur, das Meer und die Pflanzen, die sich während des Romans immer wieder verändern, zusammen mit den Bewohnern und deren Bedürfnissen. Graver lässt die Leserinnen die salzige Luft und die Natur fast schon direkt selbst verspüren. Dies und auch die schlichte, dabei ab und an geradezu poetisch anmutende Sprache und die weitumspannende Erzählart fesselt und trägt durch den gesamten Roman, den man am Ende mit Bedauern darüber, dass er nun zu Ende ist, aber auch positiv gestimmt aus der Hand legt. Diese Erzählung vieler Leben in einem Buch die Glück, Unglück, Melancholie, Leben, Tod, und immer wieder Ashaunt , das Sommerglück, das sich wie ein roter Faden durch die Familiengeschichte zieht ist eine kleine Genreperle.
  19. Cover des Buches Abgehauen (ISBN: 9783548365930)
    Manfred Krug

    Abgehauen

     (22)
    Aktuelle Rezension von: Jens65
    Zwanzig Jahre nach seiner eigenen Ausreise aus der DDR (1978) schildert Manfred Krug eindrucksvoll, welches Repressionen er sich als kritischer Künstler in der DDR ausgesetzt sah, obwohl er ein großer Star dort war. Repressionen, die an ein Berufsverbot für den gefeierten Sänger und Schauspieler grenzten und die ihm keine Wahl ließen - außer einem Ausreiseantrag. Manfred Krug, dem Unterhalter, ist ein Stück Zeitgeschichte und DDR-Vergangenheitsbewältigung gelungen, welches unbedingt lesenswert ist !
  20. Cover des Buches Zinkjungen (ISBN: 9783518466483)
    Swetlana Alexijewitsch

    Zinkjungen

     (6)
    Aktuelle Rezension von: Bellis-Perennis

    Als „Zinkjungen“ werden die russischen Soldaten, die im Afghanistan-Krieg zwischen 1979 und 1989 gefallen sind, bezeichnet. Ihre oft von Minen zerrissenen Körper oder von den Gegnern verstümmelten Überreste wurden, eben in verlöteten Zinnsärgen in die Heimat überstellt. Damit wollte man den Hinterbliebenen die Grausamkeiten ersparen. Doch neben allerlei Körperflüssigkeiten, sickerten trotzdem Brocken der grausamen Wahrheit durch und verstörten die Angehörigen.  

    Die Autorin interviewt ehemalige Afghanistan-Kämpfer, die heute als Schwerstinvalide oft ohne Arme oder Beine und vor allem ohne ernstzunehmende Versorgung ihr Leben fristen müssen. Man erfährt von unzureichender Ausbildung und Ausrüstung, von medizinischem Material, das noch aus Beständen des Zweiten Weltkriegs stammte und von Soldaten, die die eigenen Neuankömmlinge aller brauchbaren Dinge der Ausrüstung bzw. der mitgebrachten Lebensmittel berauben.  

    Sie lässt neben Soldaten, die dort gekämpft haben, auch „Umfeld“, nämlich deren Witwen, Mütter und medizinisches Personal zu Wort kommen.

    Swetlana Alexijewitsch schreibt über das falsche Bild, das die Öffentlichkeit in der Sowjetunion von den Kämpfen hat. So wird den Menschen bewusst vorgelogen, für eine gerechte Sache zu kämpfen und die „südliche Grenze der UdSSR zu verteidigen“. Die Angehörigen der Soldaten erwarten Reichtümer wie Pelzmäntel oder die neuesten Videorecorder japanischer Herkunft, erhalten haben sie traumatisierte Veteranen, die selten wieder ins Leben zurückfinden. Anstatt Hilfe seitens des Staates zu erhalten, werden die Rückkehrer geschmäht und verachtet.

    „Ich wurde entlassen und bekam dreihundert Rubel als einmalige Unterstützung. Für leichte Verwundung gibt es einhundertfünfzig, für schwere dreihundert“. 

    In ihrer unnachahmlichen Art zuzuhören, gelingt es ihr, das Vertrauen der Betroffenen zu gewinnen und die oft kaum auszuhaltenden Geschichten aufzuschreiben. Da ist z.B. diese Gedanken eines Überlebenden: 

    „Mein bester Freund…..er war wie ein Bruder….den habe ich von einem Einsatz in einem Plastiksack zurückgebracht. Gehäutet….den Kopf abgehauen….Arme und Beine abgehackt, ein ausgeschlachtetes Tier statt eines kräftigen jungen Mannes. Ich habe meine Wahrheit im Plastiksack getragen, ich habe vor nichts mehr Angst“.

    Wie schon in ihren anderen Antikriegsbüchern kommen nicht die Politiker zu Wort, sondern die einfachen Menschen. Diesen Menschen verleiht sie ihre Stimme. Sie berichtet über die grausamen Details eines erbitterten Kampfes um jeden Zentimeter staubigen Bodens, bei dem die – sagen wir es deutlich - sowjetischen Invasoren mit aller Härte bekämpft und demoralisiert wurden. Der Vergleich mit dem nicht zu gewinnenden Vietnam-Krieg drängt sich auf.
    Dieses Buch beschreibt jenen Krieg in Afghanistan, der nicht gewonnen wurde, nicht gewonnen werden konnte, der 1989 mit dem eiligen Abzug der sowjetischen Truppen endete. Ein Ereignis, das den ohnehin labilen Zustand der Region nachhaltig geprägt und verändert hat und im Kern bis heute für den Zustand Afghanistans wegweisend verantwortlich ist. Dieser Krieg hat die Taliban und deren Schreckensherrschaft erst hervorgebracht.  

    2015 erhielt Swetlana Alexijewitsch für ihre dokumentarischen Werke über Krieg und seine Folgen für Teilnehmer und Hinterbliebene den Literaturnobelpreis. 

    Meine Meinung: 

    Dieses Buch ist extra harte Kost, die penibel recherchiert und ohne Effekthascherei präsentiert wird. Die Autorin berichtet im Anhang über die Schwierigkeiten bei der Veröffentlichung dieses Buches, denn die ungeschminkte Wahrheit wollte und will niemand hören. Denn die Öffentlichkeit muss glauben, was geglaubt werden soll. Wir müssen uns bei Swetlana Alexijewitsch bedanken, dass sie dieses Buch gegen alle Widerstände von offizieller Seite veröffentlich hat und den Opfern dieses sinnlosen Krieges eine Stimme gibt.

     

  21. Cover des Buches Entrissen (ISBN: 9783426783832)
    Katrin Behr

    Entrissen

     (11)
    Aktuelle Rezension von: das_lesewesen

    #katrinbehr ist vier Jahre alt, als sie aus nicht nachvollziehbaren Gründen ihrer Mutter weggenommen und in ein Heim gesteckt wird. Ein Einzelfall? Nein! In der DDR gängige Praxis. Mehr als 75.000 Zwangsadoptionen sind dokumentarisch belegt. Bis heute.


    Katrin Behr erzählt die Geschichte eines kleinen Mädchens, das plötzlich ganz alleine ist. Ohne Großmutter. Ohne Mutter. Ohne ihren Bruder Mirko. Die Staatssicherheit holt sie ab. Bringt sie in ein Heim. Sie wird von einer Adoptivfamilie zur nächsten gereicht. Bis ein junges Ehepaar sich entschließt, sie aufzunehmen, ihr ein zu Hause zugeben. Der Leser durchläuft Katrins Leben noch einmal. Mit allen Höhen und Tiefen. Einschulung. Jugendweihe. Der erste Freund. Die Ausbildung. Bei allem ist diese junge Frau auf der Suche nach ihrer Identität. Sie will wissen wohin sie gehört. Erst nach dem Fall der Mauer kann sie sich auf die Suche nach ihrer wahren Familie machen.

    Dieser autobiographische Roman ist bewegend, ergreifend, erschütternd. Und er offenbart die perverse Vorgehensweise einer Diktatur gegen ein kleines, unschuldiges Kind, dessen Mutter einmal zu laut gedacht hat. Ein Kind von vielen. Dessen Leben nie so werden konnte, wie es für uns heute völlig normal ist. [Unbezahlte Werbung]


    Schaut doch gerne mal auf unserem Instagram-Blog vorbei 😊

    https://www.instagram.com/das_lese_wesen/

    Liebe Grüße,

    das_lese_wesen

  22. Cover des Buches Zeitreise (ISBN: 9783492070072)
    Stefan Aust

    Zeitreise

     (4)
    Aktuelle Rezension von: Patno

    Diesen Mann bringt wohl nichts und niemand aus der Ruhe. Er ist einer der bekanntesten deutschen Journalisten und behauptet von sich : „Ich bin überdurchschnittlich durchschnittlich.“ 

    Seine sachlich-nüchterne Art ist bewundernswert. Er ist immer dort, wo Geschichte geschrieben wird. 

    Dass Stefan Aust einen Riecher für gute Storys und Titel hat, stellt er mit seiner Autobiografie erneut unter Beweis. 

    Er nennt seinen 656 Seiten starken Wälzer schlicht und einfach „Zeitreise“ und trifft damit voll ins Schwarze. 

    Das Buch ist chronologisch in 4 Zeitepochen eingeteilt. Im Mittelteil befindet sich eine kleine Fotogalerie. 

    Wer glaubt, er müsse sich hier seitenweise durch schwere Lesekost kämpfen, irrt gewaltig. Es ist eine lebendige, bildgewaltige und spannend erzählte Exkursion in die Vergangenheit. 

    Dabei liegt der Fokus auf Austs beruflicher Tätigkeit, wird jedoch immer wieder von netten amüsanten Anekdoten aus dem Privatleben aufgelockert. Er bekennt sich beispielsweise dazu, als Neunjähriger seinen Grundschullehrer geohrfeigt zu haben, heiratet irgendwann das kleine Mädchen mit dem Schimmelpony und betreibt bis heute mit Leidenschaft einen Pferdezuchtbetrieb, obwohl Paul Schockemöhle eines seiner Pferde als Krücke bezeichnete.

    Der Autor berichtet von den Anfängen seiner journalistische Karriere bei der Zeitschrift „konkret“. Hier lernt er Ulrike Meinhof als Journalistin kennen und erlebt hautnah, wie sie sich radikalisiert und zur Terroristin der RAF wird. Später arbeitet er bei Panorama, gründet Spiegel TV, wird Chefredakteur des Spiegels, Mitinhaber des Nachrichtensenders N24 und Herausgeber der Welt. 

    Sein Berufsalltag liest sich stellenweise wie ein Thriller, frei nach dem Motto: „Wer nichts wagt, der nicht gewinnt.“ Erwähnenswert scheint mir in diesem Zusammenhang die Befreiung der Meinhof-Röhl-Zwillingsschwestern aus den Fängen der RAF. 

    Kein geschichtsträchtiges Ereignis und keine politische Intrige der letzten Jahrzehnte bleibt unbeachtet.

    Völlig gefesselt sauge ich die interessanten, teilweise auch abenteuerlichen  Hintergrundgeschichten auf und merke dabei gar nicht, dass es bereits weit nach Mitternacht ist, als ich die letzte Seite des Buches lese. An Schlaf ist in dieser Nacht kaum zu denken, so sehr beschäftigt mich das Gelesene. 

    Stefan Aust für mich ein cooler Typ und ein brillanter Erzähler. Ich würde ihn gern einmal persönlich bei einer Lesung kennenlernen. 


    „Zeitreise“ ist ein Meisterstück der schreibenden Zunft - prägnant, ehrlich und mitreißend-mitreisend! Lesen! 

  23. Cover des Buches Nirgendwo in Afrika (ISBN: 9783453811294)
    Stefanie Zweig

    Nirgendwo in Afrika

     (120)
    Aktuelle Rezension von: Ein LovelyBooks-Nutzer

    Inhaltsangabe:

    Walter Redlich, Jurist, wandert Ende 1937 von Deutschland nach Kenia aus, um sich und seine Familie vor den Nazis zu schützen, denn er und seine Frau Jettel sind jüdischer Abstammung, ebenso ihre kleine Tochter Regina.

    Walter findet eine Anstellung auf einer Farm, kann kaum ein Wort englisch und kann mit Hilfe der anderen jüdischen Emigranten ein einfaches Leben fristen. Jettel, in Leobschütz eine kleine Lebedame und nur Dienstboten gewohnt, findet sich nur schwer in dem Leben in Kenia zurecht, während Regina von ihrem neuen Leben auf der Farm begeistert ist. Sie baut Freunschaften zu den Einheimischen Schwarzen auf und lernt ihre Sichtweise kennen.

    Doch immer wieder holt sie die Vergangenheit ein. Als der Krieg in Europa ausbricht, beginnt eine neue bange Zeit. Nur schwer findet sich Walter damit ab, das er ein Refugee ist, ein Ausgestoßener. Er fühlt sich ohne Heimat leer und ausgebrannt und kann seine Trauer kaum überwinden. Regina wird auf eine teure Schule geschickt und sie lernt auf ihre Art und Weise, mit den Problemen zu Hause fertig zu werden.

    Als der Krieg jedoch vorbei ist, beginnt für Walter erneut die Zeit des Aufbruchs. Denn obwohl viele von ihren Freunden und Bekannten den Krieg nicht überlebt haben, möchte er nach Deutschland zurück.

    Mein Fazit:

    Ich habe mich mit diesem Roman sehr schwer getan. Es ist mein erster Afrika-Roman und ich bin mir nicht sicher, ob ich wieder einen lesen werde. Der Klappentext klang ganz vielversprechend und mit einer gewissen Erwartungshaltung habe ich dann begonnen zu lesen.

    Der Schreibstil ist sehr ungewöhnlich. Ich kam damit fast nicht zurecht, tat mich schwer mit den Erzählungen. An einigen Stellen habe ich den Sinn des Satzes auch nicht verstanden. Zwei oder drei kleine Handlungs-Stränge sind nicht abgeschlossen worden und nach meinem Geschmack wurden manchen Personen, die nur kurz auftauchten, zuviel Bedeutung beigemessen.

    Mir persönlich war es zu wenig Erzählungen von Afrika. Mir fehlten die Bilder der Landschaft, die ich beim Lesen glaubte sehen zu können. Erst im letzten drittel kam es so ein bißchen hervor und auch die Handlung wurde lebhafter und interessanter.

    Ein Buch, dem ich nicht soviel abgewinnen kann, aber auf die Verfilmung wäre ich doch sehr neugierig!

    Anmerkung: Die Rezension stammt aus Januar 2009.

  24. Cover des Buches Ehepaare, Sonderausg. (ISBN: 9783499138409)
    John Updike

    Ehepaare, Sonderausg.

     (59)
    Aktuelle Rezension von: Buecherspiegel

    Genau 50 Jahre nach der Erstveröffentlichung in deutscher Sprache habe ich den Roman Ehepaare von John Updike gelesen. Und er hat nichts an seiner Aktualität bei den politischen Randbemerkungen verloren. Spielt sich die Geschichte doch im Zeitraum 1962 bis 1964 ab. Gerade die historischen Hinweise bringen Vergessenes wieder ans Licht. Die Hauptakteure sind immer noch die selben, es kämpfen die gleichen Gruppen mit denselben Mitteln: Mönche verbrennen sich, um auf Unrecht aufmerksam zu machen, Demonstrationen, der Kampf ums Erdöl, Machtmissbrauch in Staatsämtern, die Umweltverschmutzung, schon damals ein Thema.

    Im Mittelpunkt stehen zehn Ehepaare aus Massachusetts, genauer gesagt im fiktiven Ort Tarbox am Meer. Eine Kleinstadt, die immer mehr wachsen will und doch als Rückzugsort gilt. Angeödet von der älteren Generation finden sich diese Ehepaare mehr oder weniger zusammen, um Partys zu feiern, Tennis- und Gesellschaftsspiele zu spielen, gemeinsam in Urlaub zu fahren und die Kinder um sich zu scharen. Sofern man welche hat oder gerade welche bekommt. Es ist eine Mittelschicht, die sich da gefunden hat, die das aufstrebende Amerika von Updike widerspiegeln soll.


    Dabei ist es ein, für die damalige Zeit, erotischer Roman, der sicher viel Aufmerksamkeit gebracht hat, wie man den Interneteinträgen entnehmen kann. Zwei der Ehepaare brauchen keines der heutigen Swingerclubs, sie zeigen deutlich, es geht auch ohne. Dabei bleiben allerdings trotzdem alle irgendwie auf der Strecke, wie auch bei den anderen Ehebrüchen, die vom Autor aufgezeigt werden. Piet Hannema, ein Bauunternehmer, liebt alle Frauen auf ihre Art, findet bei jeder etwas außergewöhnlich schönes und kommt so in vielen Betten herum. Alle Persönlichkeiten haben ihre Macken, keiner kommt ausschließlich positiv davon, Jeder und Jede hat Leichen im Keller. Der Alkohol fließt in Strömen, die Kinder laufen eher nebenbei mit.


    Problematisch wird es, als Piet die schöne Foxy, Ehefrau von Ken, schwängert. Und das kurz nach der Geburt ihres ersten Kindes. Der Zahnarzt soll seine Kontakte spielen lassen, das Kind ist unerwünscht. Die Folgen, die sich daraus ergeben, wirken sich auf den gesamten Freundeskreis aus. Denn Foxy ist ja nicht die einzige der Ehefrauen, die Piet zum Ehebruch verführt hat.


    Auch noch erwähnenswert sind die wunderbar beschriebenen Wetterbedingungen in Tarbox. Ich meine das Meer riechen zu können, die Gischt zu spüren, die raue See im Winter, die Abkühlung im Sommer. Die Hinweise auf Sturmfenster lassen einen erahnen, welche Kapriolen die Bewohner zu erwarten haben, selbst der Schnee fehlt nicht. Ich meine das Knirschen unter meinen Schuhsohlen zu spüren und die klirrende Kälte auf meinen Wangen.

    Ein Gesellschaftsroman, der sich immer noch lohnt beachtet zu werden, wenn man mal einen Klassiker in die Hand nehmen will. Mehr über das Buch beziehungsweise den Autor findet sich zum Beispiel unter: https://de.wikipedia.org/wiki/Ehepaare oder https://de.wikipedia.org/wiki/John_Updike

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