Kolumne: ChickLit ist keine Literatur und das lesen auch nur anspruchslose, tussige Frauen!

Erstellt von muchobooklove vor 11 Jahren

Kolumne: ChickLit ist keine Literatur und das lesen auch nur anspruchslose, tussige Frauen!

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muchobooklovevor 11 Jahren

Liebesroman-Kolumne August 2013 von Jessica:

Wieso haben Liebesromane so einen schlechten Ruf?

Liebe Leser,

Kennt ihr das auch? Jemand fragt mich, welche Bücher ich gerne lese und sobald ich antworte, dass ich gerne Liebesromane lese, verzieht dieser abschätzig das Gesicht.

Doch kurz vorab: was sind Liebesromane? Unter Liebesromane ordne ich hauptsächlich typische ChickLit ein. „Chick“ hat im Englischen viele Bedeutungen: u.a. „Mädchen“, aber auch „Tussi“, „Puppe“ oder „Braut“. Generell hat der Ausdruck „ChickLit“ aber doch etwas Negatives an sich, vor allem da es von vielen leider mit „Tussi-Literatur“ übersetzt wird. Dabei ist ChickLit belletristische Literatur, die sich an junge Frauen und Mädchen wendet.

Die Meinungen sind im Grunde immer dieselben: ChickLit-Romane sind keine Literatur, die Handlung vieler ChickLit-Romane ist zu vorhersehbar, zu seicht, voller Klischees, die Charaktere zu stereotypisch und alle Bücher dieser Art sind schlichtweg austauschbar. Ich möchte niemanden dazu zwingen, diese Art von Literatur zu lesen oder gar zu mögen. Aber ich ärgere mich jedes Mal, wenn man mir sagt, dass Liebesromane lediglich diejenigen lesen, die sonst nichts lesen oder die etwas Anspruchsloses benötigen. Auch wird mein Lesegeschmack leider zu oft auf dieses eine Genre reduziert, obwohl ich neben ChickLit genauso gerne blutige Krimis, nervenzerreißende Psychothriller, Jugendbücher, Fantasy, belletristische Romane und auch anspruchsvolle Klassiker lese.

Was ich mich seitdem immer frage – wieso haben Liebesromane auch bei begeisterten Lesern einen so schlechten Ruf? Und weshalb verurteilen viele die ChickLit-Leserinnen dafür? Selbstverständlich dienen ChickLit-Romane hauptsächlich der Unterhaltung. Ich halte das auch für vollkommen legitim, denn ab und an benötigt man einfach eine leichtere und unterhaltsame Lektüre. Dafür sind Bücher da: durch das Lesen können wir für wenige Stunden dem Alltagsstress entfliehen. Dies gilt aber auch für Romane, Krimis oder Thriller. Man taucht in eine andere Welt ein. Andere Leser schreckt insbesondere die Liebesgeschichte in den Handlungen ab, die auch zugegebenermaßen der Hauptbestandteil ist. Jane Austens Romane beispielsweise sind typische Liebesgeschichten, die, versetzt in die heutige Zeit, als ChickLit gelten würden, und gelten trotzdem als berühmte englische Klassiker. Neben der Liebesgeschichte behandeln viele Liebesromane aber auch andere Themen rund um das Alltagsleben der Protagonistinnen. So muss die Protagonistin in „Goldstück“ lernen, mit ihrer Trauer umzugehen und sich ihr Leben wieder aufzubauen. Keinesfalls stehen immer Reichtum, Shopping und die Suche nach Mr. Perfect im Zentrum eines ChickLit-Romans, wie oft angenommen wird. Eine Leserin meinte auch, dass die Geschichten oft einfach austauschbar und einfallslos wären. Natürlich gibt es ähnliche Handlungen, das lässt sich nicht vermeiden. Erst vor Kurzem sagte ich, dass Sophie Kinsellas "Kein Kuss unter dieser Nummer" sehr "Kein Anschluss unter dieser Nummer" von Lucy Hepburn ähnelt. Aber schaut man sich die anderen Genres an: wie viele Krimihandlungen ähneln sich genauso sehr? Das ist bei der Masse an ständig neuen Büchern unvermeidbar. Auch Krimi- oder Fantasyhandlungen ähneln sich mit der Zeit immer mehr. Mittlerweile gibt es unzählige skandinavische Ermittler oder Polizeikommissare mit einer dunklen Vergangenheit. Genauso kennt man nach einigen Krimis das Ermittler- oder Verbrecherschema so gut, dass man von Vorneherein weiß, wie das Buch endet.

Viel wichtiger ist es eben dann, sich durch interessante Charaktere oder unvorhersehbare Wendungen hervorzuheben. Ich glaube nicht, dass die vielen, gern gelesenen ChickLit-Romane durch eine immer gleiche Handlung begeistern könnten. Vielmehr sind es die unterschiedlichen Charakteren und die Umstände, die letztendlich zur Liebesgeschichte führen sowie die nicht vorhersehbaren Wendungen. So muss die Protagonistin eines Liebesromans keinesfalls wunderhübsch, tollpatschig oder einkaufssüchtig sein. Entgegen vieler Vorurteile können sich ChickLit-Leserinnen immer öfter in den Charakteren einer Geschichte wiedererkennen. Sie finden auch nicht jeden Liebesroman gut, nur weil es ChickLit ist. Den Leserinnen dieses Genres ist es, so denke ich, genauso wichtig, dass die Autorinnen neue Ideen in ihre Bücher einbringen, ihre Charaktere ausarbeiten und ihre Leserinnen zu überraschen wissen. Nur weil wir ChickLit lesen, heißt das nicht, dass wir keine Ansprüche haben. Die bekanntesten der Liebesromanautorinnen, allen voran Susan Elizabeth Phillips oder Sophie Kinsella, zählen schon lange zu den Bestsellerautorinnen dieses Genres und haben sich ihren Erfolg dadurch erarbeitet, da sie es immer wieder schaffen, ihre Leser zu überraschen und zu begeistern.

Autorinnen wie Sophie Kinsella, SEP, Sarah Harvey, Anne Hertz, Meg Cabot und viele andere haben mehrere Liebesromane veröffentlicht, die allesamt abwechslungsreich sind und die Leserinnen immer wieder mit netten und ausgearbeiteten Charakteren sowie einer fesselnden und abwechslungsreichen Handlung begeistern können. Leser sollten nicht aufgrund des Genres, das sie lesen, beurteilt werden. Jeder hat seine Vorlieben, ich beispielsweise auch mehrere, und die Hauptsache ist doch, dass wir gerne lesen.

Ob Krimis, Jugendbücher, Romane oder ChickLit – ist das nicht vollkommen unbedeutend?

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