ROMY PARKER »Die Magie die in mir lebt « von Bonnie Hill

Erstellt von Ein LovelyBooks-Nutzer vor 6 Jahren

ROMY PARKER »Die Magie die in mir lebt « von Bonnie Hill

Ein LovelyBooks-Nutzervor 6 Jahren
Eine kurze Vorstellung der Fantasy - Reihe »ROMY PARKER«


Kapitel 1


Ich erinnere mich noch ganz genau an diesen einen Montag - der 29. Geburtstag meiner Mutter Elizabeth. Ich war gerade einmal 8 Jahre alt und hatte schon viel - zu viel in meinem jungen Leben mitmachen müssen. Ich war klein und litt schon unter Angstzuständen, was ja auch kein Wunder war, bei dem Ganzen was meine Mutter mir seitdem mein Vater nicht mehr lebte, zumutete.

Um zurück auf diesen Montag zu kommen: Es war ein sehr sonniger Tag. Ich verspürte seit längerem mal wieder Lust dazu, mich mit gleichaltrigen auf dem Spielplatz zu treffen. Normalerweise war ich meist in mich gekehrt, verbrachte meine Zeit lieber alleine auf meinem Zimmer und lenkte mich mit Playstation spielen oder Fernsehen gucken ab. Essen tat ich ebenfalls für mein Leben gerne. Aber mit anderen Kindern draußen spielen, toben und lachen? Ein No Go!

Aber nicht an diesem Tag. Irgendetwas in mir wollte heute mal nach draußen, nicht alleine sein und vor allem: raus aus dieser zugequalmten, dreckigen Wohnung. Ich rannte aus meinem Zimmer durch unseren Flur, doch bevor ich die Wohnungstür öffnen konnte, packte sie mich am Arm und sagte: „Du kannst machen, was du willst, doch heute ist für mich ein besonderer Tag: Erstens habe ich Geburtstag und zweitens möchte ich dir meinen neuen Freund vorstellen!" „Schon wieder?", dachte ich mir nur, aber außer ein genervtes „Jaaa Mama" kam mir nichts über die Lippen. Schließlich war es nicht das erste Mal, dass meine Mutter mir einen neuen Kerl vorstellen wollte. Und ich wusste schon, bevor ich ihn überhaupt sah: wieder einer, der mir mein Leben noch schwerer machen wird, als es bereits ist. Denn dafür hatte Mama ein Händchen, seitdem Papa gestorben war - immer an die falschen Männer zu geraten. Entweder sie waren verbal aggressiv, schlugen, waren drogen- oder alkoholabhängig, oder aber sie waren einfach nur eklig.

Ich hatte Angst - Angst vor diesen Männern und was mich da nun wieder erwarten würde. Am frühen Abend kamen dann die ersten Gäste: Esther, eine gute Freundin meiner Mutter, schon mit ihrem Wein in der Hand, betrat sie unsere Wohnung. Als dann auch noch Arnold, bei dem man schon von Weitem die Alkoholfahne riechen konnte, hereinkam, reichte es mir bereits. Mir wurde einfach nur schlecht: tagtäglich diese für mich ekelhaften Leute, die zu Besuch kamen. Wie es mir zwischen den ganzen alkoholisierten Menschen, dem Zigarettenqualm, der Lautstärke und der Unordnung ging, schien allen egal zu sein. Noch nicht mal meine Mutter interessierte es, wie ich tagtäglich darunter zu leiden hatte.

Und als ob das nicht schon zumutbar genug für ein kleines Mädchen wie mich gewesen wäre, schleppte sie auch noch regelmäßig einen neuen Kerl mit an. Nachdem sich mittlerweile noch mehr dieser Gäste bei uns versammelt hatten, kam der große Moment meiner Mutter: Ein Mann, eher stabil gebaut mit braunen Augen und dunkelblondem kurzem, aber zersaustem Haar, stand mit einem Strauß roter Rosen in der Türe.

Aber statt dass er schick gekleidet dort stand, wie man es normalerweise von einem Mann, der vorhat sich um eine Frau (in diesem Fall meine Mutter) zu bemühen, trug er eine abgetragene, mit Löchern versehene Jeans, ein mottenzerfressenes graues Shirt und kaputte blaue Sportschuhe. Ich dachte mir nur „Na, wo die Liebe hinfällt" und schließlich hatte ich nach den bisherigen Freunden meiner Mutter auch nichts anderes erwartet. „Das hier ist meine Tochter Romy, darf ich vorstellen? Und das ist mein Freund Lothar", sagte meine Mum und machte uns miteinander bekannt.

Ich reichte ihm die Hand und er lächelte mich an und sagte: „Genauso schön wie die Mutter." Erstens sah ich ganz und gar nicht wie meine Mum aus – sie war breiter gebaut als ich, hatte braune Augen und braunes Haar, eine viel breitere Nase und auch sonst konnte ich keinerlei Ähnlichkeit zwischen uns erkennen. Zweitens durchfuhr mich allein bei dem Anblick dieses Mannes ein Gefühl von Ekel und ich wusste gleich, als ich ihm in die Augen schaute: Dieser Mann hat etwas Bösartiges an sich, strahlt etwas Negatives aus, was ich mir zu der Zeit noch nicht genauer erklären konnte ...

Und mit meinem ersten Eindruck, was ihn betrifft, sollte ich recht behalten: Lothar entlarvte sich als wahrhaftiger Psychopath. Als ich 9 war, zeigte er zum ersten Mal sein wahres Gesicht. Wie jeden Morgen trank er seinen billigen Wein und schaute Fernsehen. Meine Mutter saß neben ihm und trank mit. Er saß nur in einer Jogginghose und freiem Oberkörper dort. Meine Mutter in ihrem lilanem Nachthemd, was sie fast immer trug, wenn sie zu Hause war.

Da ich die Nacht sehr schlecht geschlafen hatte, weil es mal wieder so laut gewesen war, wollte ich mich noch etwas hinlegen. Ich setzte mich neben meine Mutter auf die Couch und lehnte mich mit meinem Kopf an ihrer Schulter an. Und dann geschah es: Lothar stand auf, packte mich am Arm und schrie: „Merkst du nicht, dass du störst, du Rotzgöre? Geh auf dein Zimmer!" Daraufhin schubste er mich mit voller Wucht, so betrunken, wie er war, aus der Türe, sodass ich zu Boden fiel.

Ich weinte und wartete auf eine Reaktion meiner Mutter - aber nichts - sie saß dort mit ihrem Wein und stammelte nur vor sich hin, ob man denn hier nicht einfach mal seine Ruhe haben könnte.

Daraufhin lief ich weinend auf mein Zimmer. Wie gerne hätte ich wie andere Kinder eine schöne Kindheit mit liebevollen Eltern gehabt. Doch ich saß dort, mit gerade einmal 9 Jahren, alleine und hilflos auf meinem Zimmer und wusste nicht, wie ich dieser Situation entkommen konnte. Ich hatte ja niemanden - außer sie und ihn. Also musste ich mich wohl oder übel damit abfinden - so schwer es auch war.

Wochen darauf wurde Lothar von Tag zu Tag aggressiver. Er schlug mich und neuerdings auch meine Mutter, die dann einfach reglos dort lag und sich nicht einmal versuchte zu wehren. In mir stieg bei diesem Anblick jedes Mal panische Angst hoch, die sich mit der Zeit allerdings in puren Hass umwandelte.

Als ich 10 Jahre alt war und mal wieder Lothar schreien und mit Gegenständen nach meiner Mutter werfen hörte, ging ich langsam aus meinem Zimmer, blieb in der Wohnzimmertür stehen und ließ den Hass in mir aufkommen - so stark wie noch nie zuvor.. Bis mich Lothar sah: „Du hast hier nichts verloren! Ab auf dein Zimmer! Hörst du schlecht?"

Als ich immer noch nicht ging, wie er es befahl, wurde er noch wütender, nahm ein Feuerzeug und schmiss es nach mir und dann geschah es ... Das erste Mal ... Anstatt dass das Feuerzeug mich berührte, stoppte es vor meinen Augen und flog zurück dorthin, wo es hergekommen war - zu Lothar - mitten in sein Gesicht. Seine Nase fing an zu bluten, er hielt sich diese fest und blickte mich verblüfft ohne auch nur ein Wort zu sagen an und lief dann Richtung Badezimmer, schloss sich dort ein und kam erst Stunden später wieder raus.

Meine Mutter, der mittlerweile auf gut Deutsch alles am Arsch vorbei ging, legte sich auf die Couch, guckte fern und genoss die Zeit, in der Lothar mal nicht austickte. Und ich ging wie meistens auf mein Zimmer und dachte, bis ich einschlief darüber nach - darüber was da heute geschah - was da mit mir geschah ...

Seit diesem Vorfall rührte mich Lothar in keinster Weise mehr an, ließ dafür aber seine Launen allein an meiner Mutter aus. Bis zu dem Tag, als ich 12 Jahre alt wurde. An diesem Tag erwachte ich von Lothars lautem Gebrüll.

Ich stand auf, ging ins Wohnzimmer und sah, wie Lothar meine Mutter würgte und einfach nicht mehr losließ. Ein gemischtes Gefühl von Panik und Hass durchfuhr meinen ganzen Körper. Egal was meine Mutter mir mein ganzes Leben bis dahin zumutete - ich hatte Angst um sie - wahnsinnige Angst. Lothar, der meine Anwesenheit mittlerweile bemerkt hatte, drehte sein Gesicht in meine Richtung, schaute mich an, begann am ganzen Körper zu zittern, ließ von meiner Mutter ab und rannte panisch nach draußen.

Ich wusste nicht, ob es an mir lag, oder ihm einfach nur klar wurde, was er da in dem Moment eigentlich getan hatte und wie es hätte im schlimmsten Fall enden können. Als ich abends auf meinem Zimmer war, hörte ich nur, wie er zu meiner Mutter sagte: „Hast du deiner Tochter eigentlich schon mal richtig in die Augen geschaut? Sie ist verrückt, nicht mehr normal ... So langsam glaube ich, du hast eine Hexe auf die Welt gebracht!" Meine Mutter antwortete daraufhin in einem gelangweiltem Ton: „Ach du hast doch gar keine Ahnung Lothar - nichts weißt du." Danach wurde es auch schon still.

Doch was meinte meine Mutter mit ihrer Aussage, dass Lothar gar keine Ahnung hätte und von nichts wüsste? Ich machte mir an diesem Abend allerdings keine weiteren Gedanken mehr darüber, denn sicher redete sie einfach mal wieder nur Quatsch - wie so oft im alkoholisiertem Zustand.

Seit dem Tag rührte Lothar auch meine Mutter nicht mehr an. Doch verzeihen, was er ihr und vor allem mir bisher angetan hatte, konnte ich nicht. Und immer wieder schwirrten die Bilder in meinem Kopf herum, wer mir was angetan hatte, seit mein Vater nicht mehr lebte. Es ließ mich einfach nicht los - der Hass in mir staute sich immer wieder aufs Neue an.

So auch an diesem Tag, als Lothar in der Küche stand, in seiner mittlerweile abgetragen, schmutzigen Jogginghose und einer Tasse Glühwein in der Hand. Ich stand dort wie gefesselt, schaute ihm einfach nur in die Augen und mir schossen diese Bilder in den Kopf, wie er mich damals mit seinem Gürtel grün und blau schlug.

Ich blickte ihm weiter in die Augen, der Hass in mir wurde immer stärker - es schien, als konnte er mir einfach nicht ausweichen, denn auch er blieb auf der ein und derselben Stelle stehen und starrte mich nur so an. Ein paar Sekunden später führte er die Tasse, die er in der Hand hielt, zu seinem Munde. Aber anstatt diese anzusetzen und daraus zu trinken, goss er sich den heißen Glühwein über sein ganzes Gesicht, schrie und lief zu meiner Mutter ins Wohnzimmer: „Ich habe es dir doch gesagt: Sie ist eine Hexe! Eine Hexe!"

Lothar ging mir von Tag zu Tag immer mehr aus dem Weg. Das Schlimmste für ihn allerdings, sollte erst noch kommen.

An jenem Morgen wachte ich schweißgebadet aus einem mir sehr real vorkommendem Traum auf. Und da lag sie - neben meinem Bett auf der Heizung und starrte mich mit ihren Augen an: eine wunderschöne Katze mit pechschwarzem Fell und wunderschönen grünen Augen. Und ich war mir gleich bewusst, dass diese Katze von nun an Estrella heißen sollte.

Zwar war mir selber unklar woher, und vor allem wie sie hier hinkam, aber Angst hatte ich keine. Sie strahlte auf mich eine unglaubliche Vertrautheit aus - so als wenn ich sie schon immer kannte und doch konnte ich sie in keinster Weise jemandem zuordnen.

Dann hörte ich vom Wohnzimmer aus meine Mutter nach mir rufen. Ich nahm Estrella auf meinen Arm und ging mit ihr ins Wohnzimmer. Meine Mutter sah mich fragend an und wollte wissen, wer denn diese Katze wäre, die ich da im Arm hielt. Ich antwortete ihr daraufhin, dass ich es selber nicht wüsste und bat sie darum Estrella trotzdem behalten zu dürfen. „Ist mir egal, solange du dich allein um den Dreck, den sie macht kümmerst", sagte sie desinteressiert dazu.

Und dann kam Lothar ins Wohnzimmer. Als Estrella ihn sah, sprang sie von meinem Arm, stellte sich vor ihn und starrte ihn mit einem unheimlichen, gar bösem Blick an. Das war das erste Mal, dass ich sah, wie sich Estrellas Augen von einem auf den nächsten Moment von Grün in Gelb umwandelten.

Ich sah die Angst in Lothars Augen aufkommen und keine paar Sekunden später lief er aus der Wohnungstür. Erst am nächsten Tag kam er wieder nach Hause und da hörte ich von meinem Zimmer aus, wie er zu meiner Mutter sagte: „Entweder die Hexe mit ihrer Katze geht oder ich verlasse dich!"

Leider konnte ich die Antwort meiner Mutter akustisch nicht verstehen - ihre Stimme klang einfach zu leise. Allerdings wurde es mir am nächsten Morgen schnell klar. Ich ging wie immer, nachdem ich aufgestanden war ins Wohnzimmer - da dort keiner war, schaute ich im Schlafzimmer, im Badezimmer sowie in der Küche nach.

Doch keiner war mehr da. Im Schlafzimmer war der große Kleiderschrank geräumt. Sie schienen einfach gegangen zu sein - meine Mutter hatte sich für Lothar entschieden ... Und ich war von dem Tag an erst mal alleine - mit meiner vom ersten Augenblick an geliebten Katze Estrella.




KAPITEL 2

Ein paar Monate lang konnte ich das Ganze ziemlich gut vor der Außenwelt verbergen. Bis an einem Tag das Jugendamt vor unserer Türe stand und sich informieren wollte, weswegen meine Mutter zu keinem einzigen Elternsprechtag mehr erschienen ist und auch sonst nicht zu erreichen war. Mir blieben dann doch die Erklärungen aus und ich rückte mit der ganzen Wahrheit heraus.

Kurze Zeit später wurde ich in einem Jugendheim untergebracht - konnte aber von Glück sagen, dass ich meine geliebte Katze Estrella mitnehmen durfte. Die anderen Mädchen, sowie Jungs mochten mich irgendwie nicht. Ich hatte des Öfteren mitbekommen, dass sie mich seltsam fänden, ich nicht dorthin passen würde und warum ich nicht einfach wieder verschwinden könnte. Das machte mich schon jedesmal ziemlich traurig. Aber ich hatte Estrella - wenigstens ein Lebewesen, das mir Kraft gab. Auch wenn sie für andere nur eine Katze war - für mich war sie weit mehr als das ...

Ich ging dort jeden Tag zur Schule, lebte wie die anderen Jugendlichen auch - wie ein ganz normaler Teenager eben. Nur dass ich eben die Einzelgängerin war - die seltsame Einzelgängerin mit der schwarzen Katze, mit der niemand was zutun haben wollte.


Dies war eine Leseprobe. Band 1 ist hier erhältlich: https://www.amazon.de/ROMY-PARKER-Die-Magie-lebt-ebook/dp/B07B3FVGMT/ref=sr_1_1?ie=UTF8&qid=1524333236&sr=8-1&keywords=romy+parker

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