Unser Mitmachkrimi" Abgründe" Kapitel 20

Erstellt von petersplitt vor 6 Jahren

Unser Mitmachkrimi" Abgründe" Kapitel 20

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petersplittvor 6 Jahren

Hallo, Ihr Lieben: Hier kommt Kapitel 20 . Mit dabei ist ein Pfarrer, der sich etwas seltsam verhält...Viel Spaß beim Lesen...



ZWANZIGSTES KAPITEL

Klaus Behringer war sauer. Schließlich war er es gewesen, der den abgesäbelten Arm aus dem Einkaufswagen gefischt hatte, und jetzt wollten sie ihn nicht mehr dabei haben. Gereon und die Brück teilten diesen aufregenden Fall unter sich auf. Er schob es auf die gemeinsamen Dienstjahre, die sie mit einander verbracht hatten, während er erst seit gut einem Jahr dabei war. Jetzt war er also wieder auf der Straße und kurvte herum wie ein einfacher Streifenpolizist. Vor einem Hauseingang stand eine alte Dame und sah zu, wie ihr kleiner Hund mitten auf den Gehweg kackte. Klaus überlegte, ob er anhalten und sie verwarnen sollte, entschied sich jedoch fürs Weiterfahren und ließ den Hund in Ruhe sein Geschäft verrichten. Schließlich gab es weit aus Wichtigeres für ihn zu tun. Was hatte Gereon noch bei dem Meeting gesagt? „Der Verrückte will, dass die Teile gefunden werden.“ Das wollte er sich merken. Er wollte versuchen, sich für Gereon unverzichtbar zu machen. „An solch einem wichtigen Mordfall beteiligt zu sein, könnte einen Sprung auf der Karriereleiter bedeuten, auch wenn manchmal Mitarbeiter übergangen werden“, dachte er. Aber trotzdem, wann hatte man schon die Chance bei solch einem fetten Fall dabei zu sein. Er beschloss, die Augen offen zu halten, fuhr am Zoo vorbei in Richtung Norden und bog dann auf den Hansaring ein. Die Straße wurde breiter, die Wohnblocks größer. Er mochte diese Gegend.

„Colonia drei bitte kommen.“

Er drehte an dem Lautsprecherregler. Die Zentrale versuchte ihn zu erreichen.

„Hier Colonia drei“, antwortete er.

„Bitte geben Sie ihre Position durch.“

„Ich befahre gerade den Hansaring“, sagte er wahrheitsgemäß.

„Befehl von Kommissar Gereon. Sie sollen in die Siebengebirgsstraße fahren und die Aussage des Ehepaars Ludwig aufnehmen. Es geht um irgendwelche Plastiktüten in einem Aufzug, Sie wüssten schon Bescheid.“

„Bin schon unterwegs“, erwiderte Klaus. Sie hatten ihn also doch noch nicht abgeschrieben.

Der Mann, der auf sein Klingeln öffnete, war derselbe, der die Plastiktüten mit dem blutigen Inhalt im Aufzug gefunden hatte. Er lugte durch den Türspäher in seiner Haustür und sah den Mann in Polizeiuniform draußen stehen. Er öffnete die Tür und ließ ihn herein.

„Guten Tag Herr Ludwig“, sagte Klaus.

„Gut, dass Sie kommen, meine Frau steht noch immer unter Schock“, sagte der Mann. Er war Ende dreißig, schlank, dunkelblondes Haar, Oberlippenbart, ausdrucksvolle Augen. Er trug ein kariertes Westernhemd zu einer blauen Jeans.

„Es geht doch um die…um diese grauenhaften Leichenteile?“ fragte er.

„Das ist richtig“, erwiderte Klaus und rückte seine Polizeikappe grade. „Ich möchte ihre Aussage aufnehmen und bei dieser Gelegenheit nachfragen, ob Ihnen vielleicht etwas aufgefallen ist?“

„Darüber denke ich auch schon die ganze Zeit nach. Das war vielleicht ein Anblick, das kann ich Ihnen sagen. Zuerst habe ich noch gedacht, da hätte jemand seinen Müll abgestellt, aber dann…“

„Und Sie haben niemanden bemerkt, der aus dem Aufzug kam oder das Haus verlassen hat?“

„Nicht wirklich. Da war ein Mann... aber meine Frau und ich haben uns mal wieder gestritten, wissen Sie. Es ging...“ Klaus winkte ab. Das interessierte ihn nicht die Bohne. Er wollte mit Fakten bei Gereon glänzen.

„ Können Sie den Mann beschreiben?“, fragte er deshalb.

„Kaum! Der Streit mit meiner Frau....“

„Ich verstehe, aber Sie werden mir doch wenigstens sagen können, ob der Mann groß oder klein, schlank oder dick, blond oder dunkelhaarig war?“

„Ich versuch`s ja. Eher groß und dunkelhaarig, würde ich sagen.“

Klaus notierte die Angaben. „Kann ihre Frau vielleicht…“

„Meine Frau wollen Sie bitte aus dem Spiel lassen, sie will von der ganzen Sache nichts mehr wissen. Hat sie ganz schön mitgenommen, die Ärmste.“

„Ich werde sie aber zu einem später Zeitpunkt befragen müssen! Haben Sie vielleicht ein Auto gesehen, das nicht hier hingehört?“

„Schwer zu sagen. Die Nachbarn bekommen ja öfters Besuch und dann parkt auch manchmal jemand auf dem Bürgersteig, der nicht hier wohnt, auch wenn die Parkplätze nur für Anwohner gedacht sind. Sie könnten ruhig mal öfters vorbeikommen und Strafzettel schreiben.““

„Das fehlt mir gerade noch“, dachte Klaus, fragte aber: „War das an jenem Abend auch der Fall?“

„Ich kann mich nicht mehr genau erinnern. Da war ein Geländewagen, warten Sie mal. Doch, das stimmt. Ich musste noch drum herum gehen, weil er nicht ganz sauber in der Parklücke stand. Ist das denn wichtig?“

„Vielleicht. Können Sie sich an die Marke des Fahrzeugs oder wenigstens an die Farbe erinnern?“

„Die Marke weiß ich wirklich nicht, aber ich tippe mal auf einen Japaner und die Farbe war grau, ein dunkles grau.“

„Na sehen Sie, da haben wir doch schon etwas. Können Sie sich an noch etwas erinnern? Ist der Mann, der Ihnen entgegenkam vielleicht mit dem grauen Wagen davongefahren?“

„Nein, tut mir leid, das kann ich wirklich nicht mit Sicherheit sagen. Wir haben ja dann auch die Plastiktüten gefunden und an Gott weiß was anderes gedacht. War`s das?“ fragte er. Klaus nickte mit dem Kopf.“

„Gut, dann gehe ich eben mit Ihnen nach unten. Ich muss sowieso noch an den Briefkasten. Er schnappte sich seinen Schlüssel und zog die Tür hinter sich zu.


Woanders wurde Bernadette durch das Plärren ihres Handys aus einem unruhigen Traum gerissen. Schweißtropfen perlten auf ihrer Stirn, als sie nach dem kleinen Apparat griff.

„Hallo Stefan, sprach sie in das kleine Ding.

„Schön, dass du auch noch lebst“, antworte eine ihr wohlbekannte Stimme. „Wie heißt es doch so schön, wenn der Berg nicht zum Propheten kommt…“

„…kommt der Prophet zum Berg! Ich weiß Stefan“ Sofort vielen ihr alle Sünden ein. „Es tut mir wirklich unendlich leid, aber jedes Mal wenn ich mir vornehme dich anzurufen, kommt mir irgendetwas dazwischen.“

„So? Das merkt man! Ich habe dir gestern Abend mehrmals auf die Mailbox gesprochen, aber die hörst du ja niemals ab!“

„Ich war gestern mit Julia in einem Jazzclub“, gab sie kleinlaut zu.

„Und das soll eine Entschuldigung sein? Außerdem dachte ich, du würdest dich vielleicht über Neuigkeiten freuen?“

„Neuigkeiten? Schieß los!“

„Nein den männlichen Vermissten tut sich tatsächlich so etwas wie eine rote Linie auf. Die Herren gehören alle der Kölner Oberschicht an und haben mächtig Dreck am Stecken.“

Gespannt wartete er auf ihre Reaktion.

„Das weiß ich bereits, aber trotzdem vielen Dank mein Lieber“, kam es aus ihrem Mund geschossen. Stefan sagte zunächst einmal gar nichts mehr.

„Hallo Stefan, bist du noch da?“ fragte sie ihn. „Ich muss nämlich noch…“

„Ach ja, ich hab ja ganz vergessen, dass deine neue Freundin bei der Polizei arbeitet“, gab er ihr beleidigt zu verstehen.

„Ja und wenn schon, hast du etwas dagegen? Julia tu alles um mir zu helfen!

„Und ich, helfe ich dir etwa nicht?“

Sie stellte sich sein Gesicht vor, wie er jetzt einen gewaltigen Schmollmund zog.

„So habe ich das doch gar nicht gemeint“, sagte sie schnell.

„Nicht? Also gut, hör zu, ich habe auch noch etwas über die Sex-Partys herausbekommen.“

Bernadette war jetzt ganz Ohr. „Spann mich doch nicht so auf die Folter!“

„Es gibt sie in der Tat, genauso wie wir es bereits vermutet haben, diese Partnertauschbuden für den gewöhnlichen Konsumenten und schärfere Veranstaltungen für Hardcore Fans.“

„Was weißt du über letzteres?“

„Nicht viel, nur das sie in einer Grauzone stattfinden. Immer an unterschiedlichen Orten und verschiedenen Tagen. Dabei ist dann alles Mögliche im Spiel, von Drogen über schwarze Messen, bis hin zu Sado Maso. Diese Treffen sind absolut anonym und man benötigt ein aktuelles Losungswort um Zutritt zu erlangen. Aber jetzt kommt`s, angeblich zahlen die Teilnehmer einen sehr hohe Aufnahmegebühr, und wer kann sich die leisten? Die oberen zehntausend natürlich. Wobei wir wieder bei unseren Vermissten sind.“

„Aber es sind es eben nur Vermissten Stefan. Bisher hat man nur die Leiche von dem Anwalt gefunden, beziehungsweise seine Einzelteile.“ Sie schluckte, weil sie gerade an Diana denken musste.

„Ein Schmankerl habe ich trotzdem noch für dich, Bernie.“

„Noch etwas?“

„Ja, demnächst soll wieder solch eine Party im belgischen Viertel stattfinden.“

„Was? Sag das noch mal! Weißt du vielleicht wo oder wann genau?“

„Leider nein, damit wollte mein Informant nicht herausrücken.“

„Mensch Stefan! Das ist doch mal was Handfestes. Ich kann förmlich spüren, dass wir auf dem richtigen Weg sind. Und Julia hat auch noch etwas ausgegraben.“

Sie erzählte ihm von dem verschwundenen Vernehmungsprotokoll. Stefan pfiff durch die Zähne. „Das ist ein echter Hammer, Bernadette Außerdem ergibt sich dadurch eine ganz neue Sichtweise. Ich möchte nicht wissen, wer am Ende alles in den Fall verwickelt ist.“

„Ich schon Stefan. Und vor allem möchte ich Diana finden.“

„Und dabei werde ich dich so gut es geht unterstützen. Bist du dir sicher, dass ich nicht doch nach Köln kommen soll?“

„Das ist lieb von dir gemeint Stefan aber ich komme hier schon allein zurecht.“

„Und du hast ja auch noch die Julia, ich weiß schon. Aber du könntest wirklich von Zeit zu Zeit mal anrufen!“

„Ich werde mich bessern, Stefan, versprochen! Das nächste Mal rufe ich dich an. Und vielen Dank für die Infos, du bist ein Schatz.“

„Gern geschehen Bernadette. Pass auf dich auf, hörst du.“

Der Kümmerer“, dachte sie und seufzte. Gut, dass er in der Eifel ist!

Sie wollte gerade ins Bad gehen, da plärrte ihr Handy schon wieder.

„Das gibt es doch gar nicht“, dachte sie. „Bei mir geht`s zu wie in einem Call-Center. Hallo?“

„Spreche ich mit Frau Meyfarth? Bernadette Meyfarth?“ Die Stimme klang angenehm männlich aber sie konnte nicht auf Anhieb sagen, zu wem sie gehörte.

„Ja, die bin ich. Wer spricht da bitte?“

„Pfarrer Vödisch von der Hermann-Joseph Kirche in Dünnwald. Sie erinnern sich an mich?“

„Herr Pfarrer, welch eine Überraschung! Selbstverständlich erinnere ich mich an Sie. Was kann ich für Sie tun?“

„Ich rufe an, weil ich etwas gefunden habe, was Ihnen gehört?“

„Mir?“

„Zumindest ist es an Sie adressiert.“

„An mich adressiert?“ wiederholte Bernadette ungläubig. „Aber ich habe doch gar nichts mit der Kirche zu tun.“ Prompt bereute sie diesen Satz ausgesprochen zu haben.

„Es handelt sich um einen Briefumschlag der an Sie adressiert ist. Wenn Sie möchten, können Sie ihn gleich abholen kommen“, sagte der Pfarrer pampig.

„Einen Briefumschlag? Das ist wirklich seltsam. Also gut, Herr Pfarrer. Ich komme sofort zu Ihnen raus.“

„Fein, dann werde ich auf Sie warten. Sie finden mich in der Kirche, falls Sie noch wissen, was das ist.“

„Eins zu Null für ihn?“, dachte Bernadette und rätselte, wer ihr geschrieben haben könnte, und warum dieser jemand den Brief ausgerechnet beim Pfarrer abgegeben hatte. In weniger als einer halben Stunde war sie in Dünnwald. Pfarrer Vödisch stand vor dem Altar und blätterte in irgendwelchen Notizen. Wahrscheinlich bereitete er gerade eine Rede vor. Er begrüßte sie förmlich kühl, als sie die Kirche betrat.

„Der Umschlag liegt dahinten auf der Bank“, sagte er und deutete auf die Sitzgelegenheit in der letzten Reihe. Bernadette ging hinüber und holte sich den Umschlag. Auf der Vorderseite stand ihr Name. Er war mit einem Filsschreiber geschrieben worden. Sie kannte den Umschlag. In seinem Inneren lag der Zettel mit der Warnung: „Sie sind in großer Gefahr. Er weiß Bescheid. Verlassen Sie Köln auf der Stelle.

Sie war kreidebleich im Gesicht, ihr wurde schwindelig. Vorsichtig setzte sie sich auf die Bank, benötigte einen Moment, um den Schreck zu verdauen. Pfarrer Vödisch gesellte sich zu ihr und bemerkte ihr Befinden.

„Schlechte Nachrichten?“ fragte er.

„Das nicht gerade, aber Überraschende“, sagte Bernadette im Flüsterton. „Wollen Sie mir nicht erzählen, wo Sie den Umschlag gefunden haben?“

„Ich wollte mir nebenan auf der Grünfläche etwas Erde für meine Pflanzen holen“, erzählte er. Da hat der Umschlag im Gras gelegen. Nicht gerade auf dem Präsentierteller, aber doch so, dass ich ihn sehen konnte. Ich habe ihn aufgehoben und Sie angerufen, als ich sah, an wen er adressiert war.“

Bernadette wunderte sich. Woher hat der eigentlich meine Handynummer? Der Pfarrer streifte sie mit einem seltsamen Blick. Er sah jetzt beinahe so aus wie Gereon, wenn der sie straffend ansah.

„Gibt es etwas worüber Sie mit sprechen möchten, Frau Meyfarth?“

Komisch, genau diese Frage hat er mir doch schon mal gestellt?“

Für einen Moment lag ihr etwas auf der Zunge. Fast hätte sie zu ihm gesagt: „Dieser Umschlag stammt wahrscheinlich von dem Mann, der meine Schwester entführt hat.“ Jedoch schluckte sie die Worte im letzten Moment hinunter und verneinte seine Frage. Pfarrer Vödisch schien irgendwie enttäuscht zu sein.

„Können Sie mir die Stelle zeigen, wo der Umschlag gelegen hat?“ fragte sie vorsichtig.“

Er bemerkte ihren Sinneswandel sofort. „Gehen Sie einfach rüber auf das Nachbar Grundstück. Der Umschlag lag ziemlich hinten bei den Büschen, Gott sei mit Ihnen.“

Es war offensichtlich, dass er nicht mehr weiter mit ihr sprechen wollte.

„Was wusste er?“ Sie blickte auf den Umschlag, der auf ihrem Schoß lag und war mehr denn je entschlossen, die Wahrheit heraus zu finden.

„Wenn Sie mich jetzt bitte entschuldigen wollen, aber ich habe noch zu tun“, sagte der Pfarrer. Für sie klang es wie ein Rausschmiss. Zögernd stand sie auf und bewegte sich auf das große Holzportal zu. „Der Mörder muss den Umschlag verloren haben!“ Das war die einzig mögliche Erklärung, die sie hatte. „Vielleicht ist er ihm aus der Tasche gefallen, als er Willi abtransportiert hat?“

Ihr Herz fing wild an zu schlagen, als sie die Kirche verließ. Sie bekam keinen Gruß zum Abschied. Der Pfarrer ging seiner Arbeit nach. „Und wenn er doch etwas beobachtet hat?“, fragte sie sich. „Ich bin mir sicher, dass er die Nachricht gelesen hat. Vielleicht weiß er mehr als er zugeben will.

Sie verzichtete darauf, die Grünfläche erneut zu betreten. Stattdessen stieg sie mit einem seltsamen Gefühl im Bauch in ihren kleinen Flitzer und fuhr los. Wieder einmal hatte sie mehr neue Fragen als Antworten bekommen.


Frage: Der Pfarrer heißt hier noch Vödisch. Gefällt Euch der Name oder habt Ihr einen Besseren?



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