Unser Mitmachkrimi "Abwege" Kapitel 14

Erstellt von petersplitt vor 6 Jahren

Unser Mitmachkrimi "Abwege" Kapitel 14

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petersplittvor 6 Jahren

Liebe Fb-Freunde: Hier kommt das 14. Kapitel unseres Mitmachkrimis. Viel Spaß beim Lesen.



VIERZEHNTES KAPITEL

Bernadette rückte sich voller Tatendrang die Sonnenbrille zurecht und ließ ihren Blick über das Universitätsgelände schweifen. Ein Blick auf ihre Armbanduhr, bestätigte ihr, dass sie diesmal pünktlich war. Es war halb zwölf, früh genug um noch einmal das Studentensekretariat aufzusuchen. Entschlossen ging Sie ins Erdgeschoss und betrat das Büro. Die Angestellte saß an ihrem Computer und schrieb. Als Bernadette den Raum betrat, schaute sie auf und lächelte. „Na, haben Sie ihre Schwester gefunden?“, fragte sie. „Wegen der waren Sie doch erst neulich hier.“

„G…guten Tag“, stammelte Bernadette. „Dass Sie sich daran noch erinnern können?“

„Nun ja. Wenn Sie zu den üblichen Arbeitszeiten gekommen wären, dann wären Sie mir sicher nicht sonderlich aufgefallen, aber so. Kann ich noch etwas für Sie tun?“

Bernadette war sehr erleichtert, dass sie diesmal so freundlich empfangen wurde.

„Ich bin nochmals wegen meiner Schwester hier“, begann sie vorsichtig. „Sie haben mir doch bestätigt, dass sie hier an der Uni eingeschrieben war, nur seit längerer Zeit keine Prüfung mehr absolviert hat?“

„Hm, das ist gut möglich. Ich erinnere mich nicht mehr genau. Wie war noch gleich der Name ihrer Schwester?“

„Diana Meyfarth.“

„Einen Moment bitte, ich sehe nochmal nach.“

Sie tippte den Namen in ihren Computer und nickte mit dem Kopf.

„Ja, das stimmt ganz genau. Sehen Sie selbst…“

Sie drehte den Monitor so, dass Bernadette nun direkt auf den Bildschirm schauen konnte. Hinter dem Namen Diana Meyfarth standen ein Nummerncode und die Zahl 2013, gefolgt von mehreren Strichen.

„Das bedeutet, dass ihre Schwester für das Wintersemester im Fach Psychologie eingeschrieben war, sie aber keine Klausuren absolviert hat“, erklärte ihr die Angestellte geduldig. Bernadette überlegte. Plötzlich fiel ihr etwas ein.

„Und was ist mit ihren Kommilitonen? Meine Schwester muss doch Kontakt zu ihren Studienkollegen gehabt haben?“

„Darüber steht hier leider nichts“, erwiderte die Angestellte. „Aber falls es Ihnen weiterhilft, ich drucke jetzt einfach die Anwesenheitsliste des Erstsemesters aus und lege sie auf den Tisch. Sollte sie dann später verschwunden sein, so weiß ich von nichts.“ Sie drückte ein Auge zu. Bernadette begriff sofort, was sie meinte. Es ging um Datenschutz. Daran hatte sie überhaupt nicht gedacht, im Augenblick ging es ihr einzig und allein um Diana und der Computerauszug war genau das, was sie wollte. Sie bedankte sich, griff nach dem Blatt und verließ das Sekretariat. Ihr fiel nichts Besseres ein, als hinüber in die Mensa zu gehen und sich einen Kaffee zu ziehen. Mit dem setzte sie sich an einen freien Tisch und überflog die Liste. Der Name ihrer Schwester stand an zehnter Stelle.

Also muss sie zumindest die erste Vorlesung besucht haben!“

Auf einmal stach ihr ein zweiter Name ins Auge - Sabine Hartmann. Bernadette nippte an ihrem Becher und überflog die Liste ein zweites Mal. Sabine Hartmann stand an achtzehnter Stelle. Das war vielleicht ein Ding. Der Beweis lag jetzt schwarz auf weiß vor ihr - Diana und Sabine Hartmann haben beide die gleichen Lesungen besucht. „Aber es müsste doch noch weitere Kommilitonen geben?“

Plötzlich hatte sie es sehr eilig, war mit einem Satz auf den Beinen, griff ihre Handtasche, eilte von der Mensa zurück in das Sekretariat. Die Angestellte von eben wollte gerade zuschließen. Überrascht nahm sie zur Kenntnis, wie Bernadette auf sie zugeschossen kam.

„Sie schon wieder?“ fragte sie ungläubig. Bernadette keuchte. „Ich bitte vielmals um Entschuldigung, aber mir ist gerade noch etwas Wichtiges eingefallen. Können Sie herausfinden, welche Studienkollegen meiner Schwester hier auf dem Campo wohnen?“ Die Angestellte sah sie an und war genervt.

„Sie mit ihren Spezialaufträgen. Möglich wäre es schon, aber…“, sie blickte auf ihre Armbanduhr.

„Ich weiß, es ist bereits nach zwölf“, sagte Bernadette schnell und versuchte möglichst unschuldig dreinzuschauen. „Bitte, bitte...nur diese klitzekleine Ausnahme noch! Das ist das letzte Mal, ich bin extra aus der Eifel hergekommen.“

Die Angestellte murrte, schloss die Tür allerdings wieder auf. „Also gut, weil Sie es sind. Nun kommen Sie schon herein!“

Der Computer benötigte zwei Minuten um hochzufahren. Die Angestellte loggte sich in das Semester der Psychologie ein und checkte die Personalien.

„Ja in der Tat. Es gibt einige, die noch hier auf dem Campo wohnen. Notieren Sie sich meinetwegen die Namen. Eine weitere Liste kann ich Ihnen beim besten Willen nicht mehr ausdrucken.“

Bernadette notierte sich die Namen. Na das hatte sich doch gelohnt. Keine fünf Minuten später verließ sie die Universität. Zuvor hatte sie sich mehrfach bei der Angestellten bedankt und sich von ihr verabschiedet. Endlich war sie einen Schritt vorangekommen. Auf der Universitätsstraße fuhr sie zurück zum Wohnheim der Studenten. Schon von weitem sah sie einen Mann im Vorgarten herum mengen. Er trug einen grauen Kittel und drehte sich um, als er den roten Fiat 500 kommen sah. Bernadette parkte direkt auf dem Gehweg, stieg aus dem Auto und plapperte gleich drauf los.

„Guten Tag Herr Kowalski“, grüßte sie freundlich. „Ich möchte gerne wissen, ob Sie diese jungen Leutchen hier kennen?“

Sie reichte ihm den Zettel mit den Namen.

„Ach Sie sind das wieder!“ Er sah sich den Zettel an und deutete auf einen Namen. „Die da, die kenne ich!“ sagte er. „Das ist Tanja Gutenberg aus dem dritten Stock, Zimmer 62.“

„Oh vielen Dank“, sagte Bernadette erfreut. „Wenn ich noch schnell vorbei dürfte?“

„Ich habe nichts dagegen“, brummte Kowalski, also marschierte sie an ihm vorbei. Der Aufzug befand sich auf der rechten Seite. Sie drückte auf den Knopf, doch nichts tat sich.

„Der ist kaputt“, rief ihr Kowalski zu.

Wofür gibt es denn hier einen Hausmeister“, dachte Bernadette, bevor sie sich daran machte, die Treppen zum dritten Stock hinaufzuklettern. Oben angekommen atmete sie tief durch, betrat einen langestreckten Korridor und suchte nach dem Zimmer mit der Nummer 62. Leises Stimmengewirr drang aus den anderen Zimmern hinter verschlossenen Türen zu ihr hinaus. Sie konnte nicht verstehen worüber geredet wurde, es interessierte sie auch nicht. An den gleichmäßigen weißen Wänden wiederholten sich in regelmäßigen Abständen geometrische Formen. Bernadette beschleunigte ihre Schritte und lenkte sie zu einer weißen Tür mit einer schwarzen Aufschrift. Die Zahl 62 war deutlich sichtbar. Wieder atmete sie tief durch, dann klopfte sie an die Tür. Es kam keine Antwort. Sie klopfte noch einmal.

„Moment“, rief jemand zu ihr hinaus auf den Flur. „Ich stehe gerade unter der Dusche.“ Die Stimme war weiblich.

Hoffentlich habe ich Glück“, dachte Bernadette. Sie wartete zwei Minuten, dann öffnete sich die Tür. Vor ihr stand eine junge Dame, die nur ein großes Badetuch um sich gewickelt hatte. „Entschuldigen Sie bitte die Störung“, sagte Bernadette ein wenig verlegen. „Sind Sie Tanja Gutenberg?“

„Live und in Farbe“, scherzte die Angesprochene. „Worum geht’s?“

„Wenn Sie ein wenig Zeit hätten, ich…“

„Tut mir leid, aber ich kaufe grundsätzlich nichts an der Tür!“

Bernadette lächelte sie freundlich an. „Ich will ihnen doch gar nichts verkaufen. Es geht um meine Schwester. Sie heißt Diana Meyfarth. Sie war, sie ist…“, Bernadette schluchzte. „Sie hat mit Ihnen den gleichen Psychologie-Kurs besucht, aber ich habe lange nichts mehr von ihr gehört. Vielleicht können Sie mir sagen wo sie ist?“

Tanja Gutenberg sah sie eine Weile an. Dann gab sie die Tür frei. Ihr Gesichtsausdruck hatte sich verändert. „Komm doch rein, such dir einen freien Platz, ich mache uns einen Tee.“

Drinnen sah es genauso aus, wie man es sich in einer Studentenbude vorstellte. Bernadette fand einen freien Korbsessel und setzte sich. Überall lagen Bücher und Zeitschriften herum. Dazu Kleidungsstücke, Schuhe und die ein oder andere leere Rotweinflasche. Minuten später kam Tanja Gutenberg zurück. Sie hatte sich umgezogen und trug ein Tablett in der Hand, auf dem zwei gefüllte Teetassen standen. Eine davon stellte sie vor Bernadette auf ein kleines Tischchen. Danach warf sie ein paar Klamotten in die Ecke und pflanzte sich auf ihr ungemachtes Bett.

„Diana Meyfarth“, sagtest Du? Da muss ich erst gar nicht lange überlegen. „Die kenne ich. Hat mal hier im Haus gewohnt und anfänglich die Vorlesungen besucht. Sie war mir sympathisch und schien auch intelligent zu sein, vielleicht ein bisschen extrovertiert? Hat viel mit den älteren Studenten herumgehangen.“

„Erinnerst du dich daran, wann und wo Du Diana zuletzt gesehen hast?

Tanja überlegte. „Vor zwei, drei Monaten vielleicht. Ich bin mir nicht sicher. Schade eigentlich, sie war sehr sympathisch, ist aber nicht regelmäßig zur Uni gegangen und dann habe ich sie überhaupt nicht mehr gesehen. Ich glaube sie hatte einfach keinen Bock mehr auf´s studieren.

„Bist du...seid ihr miteinander befreundet gewesen?“

„Befreundet? Na ja, ich weiß nicht so recht. Am Anfang sind wir öfters zusammen ausgegangen. In die Altstadt, auf Studentenpartys oder in die Disco. Übrigens sind wir meistens zu dritt losgezogen. Sabine, Diana und ich.“

Bernadette wurde hellhörig. „Sabine Hartmann?“

„Genau die! War irgendwie ein ähnlicher Fall. Am Anfang war sie Feuer und Flamme wegen des Studiums, wollte einfach dazugehören, aber dann hat sich ihr Interesse in eine andere Richtung entwickelt. Genauso wie bei Diana. Ich habe die beiden nicht mehr gesehen.“

„Sabine Hartmann ist die zweite Frau, die vermisst wird“, sagte Bernadette leise.

„Tanja sah sie erstaunt an. „Wieso denn vermisst?“, fragte sie.

„Das ist eine längere Geschichte“, antwortete Bernadette. „Damit will ich dich erst gar nicht belästigen.“

„Geschenkt! Wenn ich helfen kann, tu ich es gerne. Irgendwann sind die beiden dann alleine losgezogen. Danach haben sie immer so geheimnisvoll getan. Der Höhepunkt war erreicht, als sie leicht bekleidet und angetrunken in die Vorlesung kamen. Der Prof war sauer und hat die beiden wieder heim geschickt.“

Bernadette sah sie an, sagte aber kein Wort. Tanja atmete tief aus.

„Ich weiß ja nicht ob da was dran ist? Vielleicht sollte ich es dir auch gar nicht erzählen, aber an der Uni macht ein Gerücht die Runde. Dabei geht es um ganz spezielle Partys.“ Sie machte eine Pause und sah Bernadette an.

„Erzähl weiter“, forderte Bernadette sie ungeduldig auf.

„Manchmal suchen sich windige Typen unter den Studentinnen willige Sexhäschen aus.“

„Und was soll das sein?“

„Ganz einfach. Du gehst auf eine dieser privaten Partys, verkleidest dich als Playboy-Häschen, legst einen Striptease hin, bekommst `nen Haufen Kohle dafür, gehst wieder nach Hause und machst dir ein schönes Leben. Manche Studentinnen bessern sich so ihr Taschengeld auf.“

Bernadette war überrascht. Das war zumindest eine Erklärung dafür, woher das viele Geld stammte, das Diana in letzter Zeit besessen hatte und von dem auch bei dem Treffen mit den Hartmanns die Rede gewesen war.

„Raus mit der Sprache. Was weißt du noch über diese Partys?“ fragte sie.

„Nicht viel, es wird gemunkelt, dass es dort sehr geheimnisvoll zugeht. Diskret, verstehst du? Ohne Maske und einem Codewort hast du keinen Zutritt.“

„Ach du Scheiße, Diana, wo bist du da nur hineingerutscht?“

„Und es soll sogar noch eine verschärfte Version geben“, fügte Tanja hinzu. Jetzt war sie in Fahrt und wollte alles loswerden, was sie wusste.

„Es soll auch Studentinnen geben, die nicht nur strippen, sondern auch mit den Männern mitgehen…“

„Du meinst so etwas wie einen Begleit-Service?“ fragte Bernadette.

„Wohl eher einen Beischlaf-Service“, ergänzte Tanja mit ernster Miene.

„Aber genaueres ist dir nicht bekannt? Ich meine wo und wann diese Partys stattfinden?“

„Leider nein. Der Veranstaltungsort soll immer variieren. Allerdings finden die Partys ausnahmslos bei Angehörigen der „gehobenen Klasse“ statt.“

„Hm, das überrascht mich nicht“, erwiderte Bernadette „Hinter sauberen Fassaden befinden sich Dreck und Schmutz in rauen Mengen. Das gibt es auch bei uns in der Eifel. Mein Freund schreibt sogar darüber.“

„Er ist Journalist?“ wollte Tanja wissen.

„Schriftsteller“, antwortete Bernadette

„Dann halt bloß deine Klappe. Die Infos stammen nicht von mir. Wir haben uns niemals gesehen! Ich möchte nicht auch noch eines Tages als vermisst gelten!“

Bernadette horchte auf. „Du glaubst…?“

„Ich glaube gar nichts. Ich bin mir nur sicher, dass die Veranstalter dieser Partys wahrscheinlich alles dafür tun würden, um auch weiterhin anonym zu bleiben.“

„Denkst du an kriminelle Machenschaften?“

Wieder blickte Tanja ihre Besucherin an. „Könnte doch gut möglich sein. Dort wo Geld, Sex und reiche Drecksäcke zusammenkommen, brodelt es immer im Untergrund.“

„Aber konkrete Anhaltspunkte hast du nicht?“

„Leider nein.“

„Dann bedanke ich mich sehr für deine Auskunft. Ich glaube du hast mir sehr geholfen.“

„Das freut mich, aber bitte halte dich daran. Mein Name erscheint in keiner Zeitung!“

„Das ist doch selbstverständlich.“ Bernadette erhob sich. Den Tee hatte sie kalt werden lassen.

„Nochmals vielen Dank. Vielleicht besuche ich dich später noch einmal.“

„Gerne, Du weißt ja jetzt, wo Du mich finden kannst, auf Wiedersehen.“

„Auf Wiedersehen.“

Bernadette lief über den Flur und konnte keinen klaren Gedanken fassen. War es möglich, dass Diana in illegale Machenschaften verwickelt war? „Diana und Sexpartys Das passte nicht zusammen?“

Doch wieder musste sie an die Worte des Kommissars denken. „Manchmal sind es die Personen, die uns am nächsten stehen, die wir am wenigsten kennen.“

Traf das auch auf Diana zu? Zumindest hatte sie etwas in Erfahrung bringen können. Julia würde sich ganz schön wundern, wenn sie ihr von den Partys erzählte. Sie fuhr zurück nach Dünnwald. Auf dem Weg zum Hotel kam sie an der Kirche mit der anliegenden Grünfläche vorbei. Das Gebäude mit seinem Gelände zog sie magisch an. Sie parkte ihren Fiat auf dem Besucherparkplatz und ging auf das große Holzportal zu. „Ist schon lange her, dass ich eine Kirche besucht habe?“ sagte sie sich. Sie war nicht gläubig. Langsam stieg sie die beiden Stufen zum Portal hinauf. Dabei widerstand sie dem Drang hinüber auf das Nachbargrundstück zu schauen. Willis leblose Augen waren ihr noch zu gut in Erinnerung. Sie drückte gegen den Türknauf. Die großen Türen waren nicht verschlossen. Sie betrat die Kirche. Drinnen war es dunkel und kühl. Ein Mann in einer schwarzen Robe stand vor dem Altar und sortierte die Kerzenleuchter. Als er bemerkte, dass jemand gekommen war, drehte er sich um Er hatte volles dunkles Haar und sah verdammt gut aus. Viel zu gut für einen Pfarrer, dachte Bernadette. Sie spürte, wie sie verlegen wurde.

„Ich bitte vielmals um Entschuldigung, ich wollte Sie nicht stören, mir nur diese Kirche von innen ansehen“, sagte sie leise.

„Treten Sie nur ein, junge Dame. Das Haus Gottes steht jedem offen.“, sagte der Mann in der schwarzen Robe. Ihr Blick wanderte hinüber zum Altar, zu der Kanzel des Pfarrers, zu den Kerzen und zum Jesusbild. Alles war da, und doch beschlich sie ein unangenehmes Gefühl. Gibt es hier ein Geheimnis von dem niemand weiß? Ein geheimer Bund, oder eine Sekte, die ausschweifende Orgien feiern? Seltsam, dass ich gerade an diesem heiligen Ort an so etwas denken muss...

Der Pfarrer beobachtete sie dabei, wie sie dastand und auf den Altar starrte, ohne ihn wirklich zu betrachten.

„Kann ich Ihnen irgendwie behilflich sein, junge Dame?“ fragte er. Bernadette fühlte sich ertappt. „I...ich weiß nicht“, stotterte sie. „Glauben Sie an…seltsame Dinge?“

Der Pfarrer starrte sie an. Bernadette fiel seine leicht gekrümmte Nase auf.

„Seltsame Dinge?“ fragte er. „Ich glaube, ich verstehe nicht ganz…“

„Nun ja, ich dachte, Sie als Geistlicher haben vielleicht eine Erklärung für Dinge die über das Vorstellbare hinaus gehen. Ich meine, die wir Normalbürger vielleicht merkwürdig finden?“

Jetzt lachte er „Aber sicher, junge Dame. Wenn Sie wüssten, was ich nicht alles erklären kann.“

„Auch das es so viele Grausamkeiten auf dieser Welt gibt?“

„Gottes Pfade sind manchmal unergründlich“, sagte der Mann in schwarz. „Wir müssen mit aller Macht die Dinge beschützen, die uns heilig sind. Wenn erst der Teufel seine ekelhaften Greifarme danach ausstreckt, dann ist es meistens schon zu spät. Möchten Sie mir vielleicht etwas erzählen?“

Bernadette erschrak anhand so viel geballter religiöser Weisheit.

„Nein, nein“, sagte sie schnell. „Ich hatte einen anstrengenden Tag heute, das ist alles. Ich muss auch jetzt gehen. War nett mich mit Ihnen zu plaudern, Herr Pfarrer.“

„Jeder Zeit gern. Vielleicht beehren Sie mich bald wieder?“

„Warum nicht.“

Sie wandte sich zum gehen, als ihr noch etwas einfiel. „Sie, kennen nicht zufällig den Besitzer des Hotels Petit-Colonia?“

„Meinen Sie den Willi? Den kennt doch hier jeder. Ist noch ein echtes Dünnwalder Uhrgestein. Hat das Hotel von seinem Vater übernommen, damals Ende der Siebziger Jahre. Allerdings soll dort nicht mehr viel los sein. Er hat das Hotel wohl ziemlich heruntergewirtschaftet.“

Bernadette nickte nachdenklich. Dann fragte sie: „Aber haben Sie ihn in der letzten Zeit gesehen?“

Der Pfarrer überlegte. „Nein, in letzter Zeit nicht. Früher ist er manchmal hergekommen, aber das ist schon lange her. Warum fragen Sie?“

„Ach nur so. Mir war so, als hätte ich ihn erst kürzlich hier in der Nähe gesehen.“

Der Pfarrer machte eine abwertende Handbewegung. „Das mag schon sein. Wahrscheinlich ist er zum Campingplatz gegangen. Er ist mit dem Pächter befreundet.“

Bernadette gab sich mit der Antwort zufrieden. „Ja, das wird es wohl gewesen sein. Vielen Dank Herr Pfarrer, auf Wiedersehen.“

„Auf Wiedersehen, junge Dame. Möge Sie der Herrgott beschützen.“

Sie verließ die Kirche und ging wieder zurück zu ihrem Wagen. Obwohl ihr irgendwie mulmig zumute war, fuhr sie schnurstracks zu ihrem Hotel. Vor wem oder vor was sie Angst hatte, konnte sie nicht wirklich sagen. Es war ein Gefühl, dass ihr langsam den Rücken hinauf gekrochen kam.


Frage 1: Sollen Diana und Sabine Psychologie oder Lehramt studieren?


Frage 2: Habt Ihr schon eine Vermutung, ob der Bösewicht männlich oder weiblich ist?

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