Unser Mitmachkrimi Fünftes Kapitel, Teil zwei...

Erstellt von petersplitt vor 6 Jahren

Unser Mitmachkrimi Fünftes Kapitel, Teil zwei...

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petersplittvor 6 Jahren


Hallo, liebe Freunde: Hier kommt der nicht lektorierte zweite Teil des Fünften Kapitels. Viel Spaß beim Lesen!



Zunächst glaubte Bernadette, der Schilderwald würde sie verwirren, aber sie fand die Universitätsverwaltung auf Anhieb. Sie befand sich im Untergeschoß des Hauptgebäudes. Die Eingangstür eines der Büros stand weit offen. In dem Raum saßen zwei Angestellte und tippten irgendetwas in ihre Computer ein. Bernadette räusperte sich. Eine der Damen blickte zu ihr auf. Bernadette nahm all ihren Mut zusammen.

„Entschuldigen Sie bitte, dass ich hier einfach so hereinspaziert komme. Ich bin auf der Suche nach meiner Schwester und wollte mich nur erkundigen, für welches Semester sie sich eingeschrieben hat.“

Die Angestellte deutete auf die große Uhr, die über der Eingangstür hing. Bernadette, die von draußen hereingekommen war, hatte sie noch nicht gesehen. Die Zeiger standen auf 13.00 Uhr.

„Normalerweise haben wir nur an den Vormittagen geöffnet“, sagte die Dame und ihre Stimme klang missmutig. „Aber jetzt, wo Sie sich schon einmal hier sind, wie heißt denn ihre Schwester?“

„Diana Meyfarth.“

„Einen Moment bitte. Ich schau gleich nach.“ Sie bearbeitete ihren Computer, zögerte, spielte mit einer Haarsträhne und wandte sich dann wieder an Bernadette.

„Ich sehe hier tatsächlich einen Eintrag. Eine Diana Meyfarth ist bei uns registriert, allerdings ohne jemals an einer Prüfung teilgenommen zu haben. Ein wenig seltsam ist das schon. Möglicherweise hat sie ihr Studium abgebrochen...“

Bernadette war entsetzt. „Aber sie hat mir doch immer…“

„Tut mir leid. Das ist alles, was der Computer hergibt. Mehr kann ich nicht für Sie tun. Falls Sie noch weitere Auskünfte wünschen, müssen Sie zu den öffentlichen Zeiten wiederkommen.“

Sprach es und schenkte wieder ihre ganze Aufmerksamkeit ihrem Computer. Bernadette bedankte sich und verließ den Raum. Sie war ratlos und enttäuscht. Diana hat ihr Studium an den Nagel gehängt. Was zum Teufel soll das nun wieder bedeuten? In einem unserer letzten Telefonate hat sie sich noch über die schweren Klausuren beklagt. Dann macht es auch keinen Sinn, wenn ich weitere Studenten nach ihr befrage. Diana ist nicht mehr an der Uni. Aus und fertig. Damit muss ich mich wohl oder übel abfinden.“

Blieb noch Kommissar Gereon. Nach den mageren Ergebnissen, die Bernadette bisher gesammelt hatte, kam der Begegnung mit ihm eine ganz besondere Bedeutung zu. Außerdem war es an der Zeit, dass die Polizei endlich etwas tat. Diana schien wie vom Erdboden verschwunden zu sein. Handeln war angesagt, bloß wie?! Als die unerschütterliche Bernadette Meyfarth, ja genauso wollte sie auftreten. Warum bloß gelang es ihr nicht diese verdammte Nervosität in den Griff zu bekommen? Mit einem mulmigen Gefühl in der Magengegend stieg sie in ihren Wagen und fuhr in Richtung Innenstadt.


Das Polizeipräsidium in Köln sah anders aus, als wie sie es sich vorgestellt hatte. Sie hatte angenommen, dass der Polizeiapparat in einem historischen Prachtbau untergebracht sein würde. So etwas wie das alte Bankgebäude, mit seinen kunstvoll gemeißelten Pfeilern, die den Platz zweier Ladenfronten auf dem Marktplatz einnahmen, doch dem war nicht so. Die Kriminalhauptstelle befand sich in einem hypermodernen Gebäudekomplex, dessen Mittelbau über einen gläsernen Sockel mit Panoramafenster verfügte. Darüber streckten sich vier Vollgeschosse in die Höhe und mündeten in ein leicht geneigtes und deutlich über die Fassade reichendes Flachdach. Seitlich begrenzt wurde der Bau von der Barcelona-Straße und der Geschwister-Katz- Straße sowie rückwärtig vom Walter-Pauli-Ring. Der mit einer Sicherheitsschleuse versehene Eingang im erhöht liegenden Erdgeschoss war über eine Freitreppe zu erreichen. Auch wenn dieser Komplex den Charme historischer Gebäude vermissen ließ, so war er dennoch ziemlich beeindruckend. Um Schaulustige fernzuhalten und Platz für die Einsatzfahrzeuge zu schaffen, hatte man einen Bereich von gut dreißig Metern in beide Richtungen abgesperrt. Bernadette sah die Einsatzfahrzeuge der Polizei und etwa noch mal so viele Zivilfahrzeuge. Sie parkte den Fiat 500 in der zweiten Reihe und stieg die Treppenstufen zum Eingang des mit Steinplatten verkleideten Gebäudes hinauf. Der Empfang befand sich auf der rechten Seite. In dem gläsernen Kasten saß ein Mann mittleren Alters hinter einem großen Pult und begrüßte sie mit einem freundlichen Lächeln. „Kann ich etwas für Sie tun?“ fragte er. Bernadette versuchte selbstbewusst aufzutreten. Sie lächelte kurz zurück.

„Ich möchte zu Kommissar Gereon“, sagte sie bestimmt.

„Dürfte ich Ihren Namen wissen?“

„Bernadette Meyfarth.“

„Sind Sie angemeldet?“

„Nein, aber der Kommissar weiß, wer ich bin.“

„Prima, dann werde ich schnell nachfragen, ob er da ist. Wenn Sie sich in der Zwischenzeit bitte hier eintragen wollen.“ Er reichte ihr eine Liste auf der bereits mehrere Namen standen. Bernadette fügte den ihren hinzu und beobachtete, wie der Mann telefonierte. Nachdem er aufgelegt hatte, nickte er ihr freundlich zu.

„Sie können hinaufgehen. Der Kommissar erwartet Sie in seinem Büro. Kennen Sie sich aus?“

Bernadette schüttelte den Kopf. „Nein, sagte sie leise.

„Dritter Stock, zweites Büro auf der rechten Seite“, erwiderte der Mann immer noch freundlich. „Der Aufzug befindet sich gleich da vorne.“ Er deutete in die entsprechende Richtung. Bernadette bedankte sich und machte sich auf den Weg zum Aufzug. Im Gang an der Wand hing eine Pinnwand. Eine junge Polizistin war gerade dabei Fotos aufzuhängen. Bernadette sah genauer hin. Unter den Fotos standen irgendwelche Namen und Daten. Daneben hing ein Plakat mit fünf kleineren Fotos. Darüber stand ein Wort in großen, schwarzen Buchstaben geschrieben: Vermisst. Bernadette schauderte.

„Also gibt es noch mehr Personen, die vermisst werden“, dachte sie, als sie in den Aufzug stieg. Während dieser nach oben fuhr, versuchte sie ihre Nervosität unter Kontrolle zu kriegen, hatte sie doch gehört, wie Polizisten reagierten, wenn man nicht sicher genug auftrat. Sie fand das Büro des Kommissars ohne Probleme. Die Tür stand offen. Trotzdem klopfte sie vorsichtig an.

„Kommissar Gereon?“ fragte sie mit sanfter Stimme. Der Mann hinter dem großen Schreibtisch blickte zu ihr hin und lächelte. Er war etwa fünfzig. Sein dunkles Haar wurde langsam grau und sein Gesicht war fein geschnitten. Über einem wohlgeformten Mund trug er einen kleinen Oberlippenbart.

Er sieht verdammt gut aus“, entschied sie auf der Stelle, auch wenn sie den Ausdruck seiner Augen nicht richtig deuten konnte, und ihr sein Lächeln ein wenig zu professionell vorkam.

„Genau der bin ich, junge Dame. Was kann ich für Sie tun?“

„Mein Name ist Bernadette Meyfarth, ich komme wegen meiner Schwester..., Sie erinnern sich sicher...“

Sein Lächeln wurde ein Tick schmaler.

„Ah, Frau Meyfarth. Das nenne ich eine Überraschung.“

Seine Hand deutete auf einen der freien Besucherstühle, die an der Wand standen. „Bitte treten Sie ein, in mein bescheidenes Büro und nehmen Sie Platz. Möchten Sie etwas trinken?“ Er griff automatisch zum Telefon.

„Danke nein“, erwiderte Bernadette kurz angebunden. „Ich möchte lieber gleich zur Sache kommen. Sie wissen warum ich hier bin!“

Gereon schaute in ihre Augen, dann senkte er seinen Blick. „Sicher weiß ich das! Ich fürchte nur, ich kann Ihnen nicht weiterhelfen. Es gibt keine neuen Erkenntnisse bezüglich dem Verschwinden ihrer Schwester. Aber das hätte ich Ihnen auch am Telefon sagen können. Dafür mussten Sie sich nicht extra her bemühen.“

„Aber meine Schwester verschwindet doch nicht einfach so!“

„Ach nein? Und wo bitte schön steckt sie dann?“

Bernadette bemerkte, wie sie wütend wurde. „Das herauszufinden ist doch Ihre Aufgabe, oder etwa nicht?“

Gereon tat gelassen. „Hören Sie, hier bei uns gehen fast täglich Vermisstenanzeigen ein und die meisten tauchend dann später irgendwann wieder auf. Manche gönnen sich einfach eine Auszeit, wenn Sie verstehen, was ich meine.“

„Wie bitte?“ Bernadette empfand seine Antwort als blanken Hohn. Sie bemerkte wie ihre Hände zitterten. Sie legte sie in ihren Schoß und presste die Schenkel zusammen. „Und wenn ihr etwas zugestoßen ist?“

Gereon sagte erst einmal nichts, sondern sah sie nur an. Fast kam es ihr so vor, als wollte er sie mit seinem Blick durchlöchern. Ihr fröstelte.

„Naja“, sagte er schließlich. „Die Möglichkeit, dass ihre Schwester einen Unfall hatte, ziehen wir durchaus in Betracht. Ich habe einen Taucher an die Stelle geschickt, wo das Kanu zuerst gesichtet wurde, aber da war sie nicht. Danach hat ein Kollege telefonisch alle Krankenhäuser der Stadt abgeklappert. Auch nichts. Es gibt keine Leiche und keinen Hinweis darauf, wo sie abgeblieben sein könnte. Das einzige was wir haben, sind die Aussagen eines Passanten, ein Kanu, einen Mantel sowie die Handtasche ihrer Schwester mit ein paar persönlichen Gegenständen. Sehen Sie selbst, die Sachen gehören doch ihrer Schwester, nicht wahr?“

Er bückte sich und nahm etwas aus der untersten Schublade seines Schreibtischs hervor. Bernadette erkannte sofort was es war: Dianas Handtasche und ihr Ausweis mit ihrer Geldbörse. Alles war ordentlich in separaten Plastikbeuteln verpackt. Und da war auch ihr Mantel, den sie immer so gerne trug.

Mein Gott, das sind wirklich ihre Sachen“, dachte Bernadette.“

Gereon bemerkte ihren fragenden Blick und versuchte ein paar tröstende Worte zu finden. „Sehen Sie, manchmal sind es gerade die Menschen, die uns am nächsten stehen, die wir am wenigsten kennen“, sagte er.

Bernadette dachte kurz über seine Worte nach. Darin steckte eine Menge Wahrheit, das ließ sich nicht leugnen Bis vor kurzem hatte sie noch fest daran geglaubt, Diana würde in Köln studieren, doch ihr Besuch in der Universitätsverwaltung, hatte sie eines Besseren belehrt und Gereon legte noch einen drauf.

„Haben Sie einmal daran gedacht, dass ihre Schwester überhaupt nicht mit Ihnen in Kontakt treten möchte?“

Das saß! Bernadette schenkte ihm einen frustrierten Gesichtsausdruck. „Das kann und will ich mir gar nicht vorstellen. Sicher, wir waren nicht immer einer Meinung, aber…“

„Sehen Sie, genau das wollte ich sagen. Wenn ihr etwas zugestoßen wäre, wo sind dann die Blutspuren, und wo ist ihre Leiche? Wir haben keinerlei Kampfspuren gefunden. Es tut mir sehr leid, aber im Moment können wir nicht mehr tun als abwarten. Warten darauf, dass sie sich meldet oder irgendwo wieder auftaucht.“

Das war deutlich genug. Gereon wollte nichts unternehmen. Erst jetzt fielen Bernadette die Fotos wieder ein, die unten im Foyer an der Wand hingen. Sie alle zeigten Personen, die irgendjemandem als vermisst gemeldet hatte. Da war es wieder, dieses schreckliche Wort vermisst. Sie schluckte ihren Ärger hinunter.

„Herr Kommissar, ich habe unten im Foyer die Fotos gesehen. Meine Schwester ist also nicht die einzige Person, die in Köln verschwunden ist?“

Gereon zuckte mit den Achseln. „Das sagte ich doch bereits. Jeden Tag gehen bei uns Vermisstenanzeigen ein und die Personen tauchen dann irgendwann und irgendwo wieder auf. Natürlich gehen wir jeder einzelnen Sache nach und selbstverständlich legen wir auch für jede Person eine eigene Akte an.“

„Gilt das auch für meine Schwester?“

„Selbstverständlich! Wir haben ihre Daten im Computer gespeichert.“

„Aber Sie wollen nichts unternehmen?“

Gereon wurde ungeduldig. „Doch, verdammt noch mal! Liefern Sie mir Beweise dafür, dass ihrer Schwester wirklich etwas zugestoßen ist und ich schwöre Ihnen, ich setzte diesen ganzen verflixten Polizeiapparat in Bewegung, um die Angelegenheit aufzuklären.“

„Also gut“, sagte Bernadette und erhob sich von ihrem Stuhl. Sie wusste, dass sie ihre Chance vertan hatte.

„Ich werde Sie beim Wort nehmen, Herr Kommissar. Ich bin fest entschlossen, meine Schwester zu finden.“

Sein Mundwinkel verschob sich nach unten. „Na dann viel Glück. Ich bewundere ihre Ausdauer. Nur bezweifele ich, dass sie Ihnen in diesem Fall nützen wird. Schließlich arbeite ich ja nicht erst seit gestern bei der Polizei…

„Ich werde Sie auf dem laufenden halten“, erwiderte Bernadette cool. Sie versuchte sich nach außen hin emotionslos zu geben. Innerlich jedoch machte sich eine tiefe Verzweiflung in ihr breit, während sie sich von Kommissar Gereon verabschiedete und aus dem Zimmer ging. Sie war keinen Schritt weitergekommen. Missmutig stieg sie in den Aufzug und fuhr nach unten. Eigentlich wollte sie schnurstracks bis zum Ausgang marschieren, doch etwas zog sie magisch zu der Pinnwand mit den Fotos hin. Irgendetwas war ihr aufgefallen, ganz tief in ihrem Unterbewusstsein. Sie sah sich die Fotos genauer an. Bei den abgebildeten Personen handelte es sich ausschließlich um Frauen. Und die angegebenen Daten bezogen sich auf einen Zeitraum, der bereits längere Zeit zurück lag. Die Fotos auf dem Plakat jedoch zeigten Personen unterschiedlichen Alters und Geschlechts. Und die Daten darunter waren brandaktuell. Das war es, was sie stutzig gemacht hatte. Hastig nahm sie ihr Handy zur Hand und schoss schnell ein Foto. Möglicherweise konnte man damit etwas anfangen. Der Mann am Empfang plauderte mit der jungen Polizistin, die vorhin die Fotos an der Pinnwand befestigt hatte. Beide grüßten freundlich, als Bernadette an ihnen vorbeikam und durch die Ausgangstür nach draußen ging.



Frage 1: In diesem Kapitel habe ich das Polizeipräsidium recht ausführlich beschrieben. Zu ausführlich? Dann schickt mir bitte eine kürzere Fassung.


Frage 2: Der Fiat 500 von Bernadette benötigt dringend einen Kosenamen!!!

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