Cover des Buches Die meerblauen Schuhe meines Onkels Cash Daddy (ISBN: 9783423248617)
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Rezension zu Die meerblauen Schuhe meines Onkels Cash Daddy von Adaobi Tricia Nwaubani

Rezension zu "Die meerblauen Schuhe meines Onkels Cash Daddy" von Adaobi Tricia Nwaubani

von Gospelsinger vor 13 Jahren

Rezension

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Gospelsingervor 13 Jahren
Es ist nicht einfach, anständig zu bleiben, wenn man arm ist, und eine Familie zu ernähren hat. Das bekommt auch Kingsley zu spüren, der so gern seine Pflicht als Erstgeborener erfüllen möchte. Er ist zwar begabt und kann einen guten Abschluss als Chemieingenieur vorweisen, trotzdem scheitert er aber bei der Jobsuche. In Nigeria werden Stellen eben nach ganz anderen Kriterien vergeben. Dann wird auch noch der Vater krank, und damit sinkt das Familieneinkommen. Zu allem Überfluss verliert Kingsleys Verlobte die Geduld mit ihm, weil er ihr nichts bieten kann, und sucht sich einen finanzkräftigeren Mann. Schließlich bleibt Kingsley nichts anderes mehr übrig, als bei seinem reichen Onkel anzuheuern, der sein Geld mit Internetbetrug verdient, und Spam-Briefe nach Europa zu schreiben. Und das lässt sich erst einmal gut an. Kingsley trifft gut den Ton, der nötig ist, um immer mehr „Gebühren“ von den Opfern überwiesen zu bekommen. Er schwimmt plötzlich in Geld und kann sich alles leisten. Nur seine Mutter weigert sich, seine Unterstützung anzunehmen. Sie will nicht vom schmutzigen Geld profitieren. Sein sich leise meldendes Gewissen beruhigt Kingsley erst einmal damit, dass der Betrug ja keine Armen trifft, sondern gierige Europäer, und damit einfach eine andere Art von Entwicklungshilfe darstellt. Oder sind auf der anderen Seite doch auch Menschen, denen der Verlust weh tut? Was ist nötig, um glücklich zu werden? Ist Geld wirklich das Wichtigste im Leben? Die Nigerianerin Nwaubani stellt die moderne afrikanische Gesellschaft realistisch dar, dabei aber auch mit Humor und viel Wärme. Ihr Schreibstil gefiel mir sehr gut, ich fühlte mich geradezu nach Nigeria versetzt. Und die Geschichte selbst ist witzig und liest sich gut, regt aber auch zum Nachdenken an. Mein einziger Kritikpunkt ist ein Übersetzungsfehler: In der deutschen Ausgabe wird immer wieder „Plantane“ gegessen, als Übersetzung von „Plantain“. Das bedeutet aber Kochbanane – die übrigens sehr, sehr lecker ist.
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