Cover des Buches Herr der Diebe (ISBN: 9783841502940)
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Rezension zu Herr der Diebe von Cornelia Funke

Ein Buch über das Erwachsensein ...

von j125 vor 10 Jahren

Rezension

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j125vor 10 Jahren
... oder die Frage, ob man nicht doch besser Kind ist.

Inhalt:
Der Herr der Diebe - das ist der geheimnisvolle Anführer einer Kinderbande in Venedig, die er mit dem Verkauf der Beute aus seinen Raubzügen über Wasser hält. Keiner kennt seinen Namen, seine Herkunft. Auch nicht Prosper und Bo - zwei Ausreißer, die auf der Flucht vor ihrer Tante und dem Detektiv Victor Unterschlupf bei der Bande gefunden haben. Als Victor den Kindern tatsächlich auf die Spur kommt, bringt er dadurch alle in Gefahr. Aber endgültig scheint die Gemeinschaft der Bande aufzubrechen, als ein rätselhafter Auftrag, erteilt von dem mysteriösen "Conte", die Kinder auf eine Laguneninsel führt. Diese Insel, von außen unbewohnt und einsam scheinend, birgt ein Geheimnis, das alles verändert. (Oetinger Verlag)

Meine Meinung:
zu den Charakteren:
Ich finde die unterschiedlichen Personen sehr toll dargestellt, sie machen es einem leicht sie zu mögen oder eben nicht. Vor allem Tante und Onkel von Bo und Prosper machen es einem wirklich leicht sie unsympathisch zu finden. Sie interessieren sich eigentlich nur für Bo, weil er goldenes Engelshaar hat und mit seinen fünf Jahren noch wunderbar erzogen werden kann, so wie man es gern hätte. Für Prosper interessieren sie sich dagegen wenig, er soll in ein Internat abgeschoben werden und bitte schön noch dankbar sein, weil er seinen Bruder einmal im Monat (!) sehen darf. Durch ihr Verhalten, ihre Wortwahl und ihr demonstratives Desinteresse gegenüber Prosper und sämtlichen Gefühlsargumente, kommt die Absicht der Verwandtschaft richtig gut zur Geltung.

Prosper und Bo dagegen taten mir allein deswegen Leid, weil sie erst ihre Mutter verlieren und dann nicht mal jemand da ist der sie tröstet. Anstatt das sie gemeinsam trauern dürfen, sollen sie dann auch noch auseinander gerissen werden. Prosper ist ein toller großer Bruder, der Bo vor allem beschützen möchte und versucht so gut es eben geht, in den von den illegalen Aktivitäten fernzuhalten. Bo dagegen ist typisch der Kleine, der es hasst, dass ihm alle über die Haare streicheln und der überall dabei sein will, aber oft doch Angst hat.

Auch die anderen Mitglieder der Bande, Mosca, Riccio und Wespe sind tolle Charaktere, die ihre ganz eigene Geschichte haben, warum sie auf der Straße leben. Der Anführer, der Herr der Diebe, wirkt zunehmend geheimnisvoller, er taucht mitten in der Nacht auf, mal ist er drei Tage nicht zu sprechen. Die Auflösung seiner Herkunft ist recht simpel, aber dennoch sehr effektvoll.

zum Handlungsort:

Ich selbst war noch nie in Venedig, habe aber große Lust auf diese Stadt bekommen. Man bekommt einen tollen Eindruck von den kleinen Straßen, den Gondeln und Kanälen und auch der Lagune. Die Beschreibung der Häuser, mit den geflügelten Löwen hat etwas fantastisches, geheimnisvolles.

zum Inhalt:
Eigentlich bin ich ein Mensch der ein sehr ausgeprägtes Gewissen hat, dennoch hat mich in diesem Fall nicht gestört das die Kinder geklaut haben. Sie waren so sympathisch, dass man ihnen diese kleinen Diebstähle zugestanden hat, schließlich müssen sie auch irgendwie überleben.

Auch die Thematik, dass viele Erwachsene gern wieder Kind wären und umgekehrt Kinder so gern erwachsen wären, wurde sehr schön umgesetzt. Es kann sehr verlockend sein, bringt aber auch einige Nachteile mit sich.
„Kinder sind Raupen und Erwachsene sind Schmetterlinge. Und kein Schmetterling erinnert sich mehr daran, wie es sich anfühlte, eine Raupe zu sein.“ (S.32)

Die volle Punktzahl kann ich nicht geben, da der Einstieg ein wenig lang war und mir irgendwie dieser WOW-Moment gefehlt hat. Es ist ein tolles Buch, keine Frage, aber es stellte sich einfach keine Begeisterung für die Geschichte ein.
zur Aufmachung:
Jedes Kapitel wird mit einem kleinen Bild eingeleitet, in das der Titel integriert ist. So werden zum Beispiel die Gondeln oder auch die geflügelten Löwen noch einmal deutlich unterstrichen. Außerdem gibt es am Ende ein kleines Wörterbuch, darin aufgelistet sind alle italienischen oder lateinischen Ausdrücke die in dem Buch vorkommen, sowie bei Bedarf Aussprachehilfen. Zusätzlich gibt es noch einen Übersichtsplan über Venedig.

Fazit:

Ein bekanntes Kinderbuch, welches durchaus unterhaltsam ist. Die Geschichte wird sehr anschaulich erzählt, spannend und unterhaltsam, auch die Charaktere sind wundervoll. Sollte man auf jeden Fall kennen.
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