Cover des Buches Der letzte Sommer (ISBN: 9783832198268)
Rezension zu Der letzte Sommer von Helen Simonson

Ein eleganter Volltreffer

von Ein LovelyBooks-Nutzer vor 8 Jahren

Rezension

Ein LovelyBooks-Nutzervor 8 Jahren

1914, im letzten Sommer vor dem großen Krieg, in Rye, einer Kleinstadt in der Grafschaft East Sussex, im Südosten Englands: die Szenerie ist geprägt von den Sitten und sozialen Gepflogenheiten der damaligen Zeit - "very british" eben.

Beatrice Nash, Tochter eines angesehenen Wissenschaftlers, wird als Lateinlehrerin für das kommenden Schuljahr an der hiesigen Oberschule engagiert. Die Dreiundzwanzigjährige ist für ihre Zeit überdurchschnittlich gebildet und muss aufgrund dessen, ihres unverheirateten Status' und der daraus resultierenden ungewöhnlichen Selbstständigkeit einiges an Ablehnung oder zumindest Skepsis erdulden.

Gleichzeitig verbringt Hugh Grange, ein Medizinstudent, und sein Cousin Daniel Bookham, der von einem Leben als Poet träumt, ihren Sommer wie immer bei Agatha Kent, Hughs Tante und zugleich als Mitglied des Schulbeirats, Beatrice' Förderin. Die beiden Männer fühlen sich von der attraktiven Beatrice angezogen und so entsteht zwischen den jungen Leuten schon bald eine Freundschaft.

Nicht nur die Drei sind interessante Charaktere, sondern der ganze Roman ist voll davon. Allen voran die engagierte, aber auch diplomatische und liebenswerte Agatha, die reichlich fortschrittliche Gedanken hat und der allgemeinen Begeisterung rund um das Säbelrasseln nicht folgen will.
Unbestritten ist es eine Zeit der großen Veränderungen - nicht erst, als der Erste Weltkrieg ausbricht. Die Autorin Helen Simonson scheut sich nicht, die großen und wichtigen Themen aufzugreifen: die Diskussion um das Frauenwahlrecht, die Sorgen und Nöte der britischen Arbeiterklasse und die Folgen des britischen Kriegseintritts, sei es für die, die sich entschieden haben, zu kämpfen oder für die, die zuhause geblieben sind und auf andere Weise ihre Soldaten unterstützen wollen. Und schon bald wird es auch in Rye Familien geben, die einen Liebsten betrauern - auch im Hause Kent...

Helen Simonson hat mit "Der letzte Sommer" einen wundervoll eleganten Roman vorgelegt, der viel Einblick in die damalige Gesellschaft und die Themen, die sie bewegt hat, zulässt. Auch wenn diese und unsere Zeit über einhundert Jahre trennen, fand ich die Lektüre immens spannend, unterhaltsam und durchaus auch lehrreich - nicht nur was den Umgang mit belgischen Flüchtlingen angeht.
Die Charaktere sind gestochen scharf und mit einem tollen Tiefgang, so dass ich meinte, sie schon bald zu kennen und nicht wenige davon habe ich während des Lesens sehr zu schätzen gelernt. Sicher, "Der letzte Sommer" liest sich nicht eben mal so - aber jede einzelne Seite, jede einzelne Minute mit dem Buch lohnt sich in meinen Augen!

Die Autorin hat mit der dem Inhalt angemessenen Sprache, dem Blick für ihre Figuren und deren Zeit einen Volltreffer gelandet.
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