Rezension zu "Finn: Im Reich der unruhigen Krieger" von Julia Jawhari
In diesem Buch geht es um Finn, der wegen seiner Unruhe und Unkonzentriertheit wohl vor allem in der Schule Probleme hat und aus diesem Grund Tabletten nehmen soll. Das Buch besteht aus zwei Teilen, die sich abwechseln: der Realität von Finn und seiner Fantasiewelt. Denn in seinem Kopf gibt es noch die "Bandarinwelt", wo es unruhige Krieger gibt und allerhand los ist.
Den Teil aus der Sicht von Finn (in der Ich-Form) fand ich gut zu lesen und kindgerecht erzählt. Kinder mit ähnlichen Problemen können sich hier leicht wiederfinden. Wenn es ein Kinderbuch ist, fand ich allerdings die Mutter nicht sehr pädagogisch wertvoll geschildert. Sie steht nicht hinter der Tabletten-Entscheidung und weint sogar deshalb vor dem Sohn, welcher wiederum sehr mitfühlend ist, viel reflektieren kann und gerne alle Anforderungen erfüllen würde - wenn er nur könnte. Mit der "Bandarinwelt" hatte ich als Nicht-Fantasyfan Probleme, da sie sehr detaillreich ist. Meinem Sohn fehlte dafür wiederum die Geduld zuzuhören, wahrscheinlich würde er diesen Teil als Film mögen. Aus diesen Gründen hatte der Realitätsteil für uns gerne noch länger sein können.
Was den Inhalt angeht, ist es schwierig eine Meinung zu finden bzw. das Ziel des Buches zu sehen, da "unruhige Kinder" genauso unterschiedlich sind wie ihr Umfeld, die Ansichten darüber und getätigte Diagnosen (oder auch ausbleibende). Deshalb ist es sehr positiv, dass hier nicht für "alle ADHS-Kinder" gesprochen wird, sondern eben über Finn. Das Buch kann sicher niemandem die Entscheidung gegen oder für Medikation abnehmen. Es zeigt nur (bzw. aber), dass Finn ohne Medikament eine ausufernde Fantasie hat, die er mit Medikament verliert. Am Ende sieht es so aus, als hätte er einen anderen Umgang mit Fantasie sowie Realität gefunden, so dass er gestärkt aus der "Tablettenphase" hervorgeht und auch die Mutter wieder sie selbst sein kann. Wie es dann weitergeht und wie Finn sein Leben konkret meistert, hätte mich sehr interessiert, aber darüber erfährt man dann leider nichts mehr.