Cover des Buches Phantasmen (ISBN: 9783551582928)
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Rezension zu Phantasmen von Kai Meyer

Geisterhaft, spannend und voller unglaublicher Ideen

von Tintenelfe vor 10 Jahren

Kurzmeinung: Eine tolle, spannende Geschichte mit leider etwas blassen Charakteren.

Rezension

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Tintenelfevor 10 Jahren

Achtzehn Monate ist es her, dass überall auf der Welt Geister der Verstorbenen auftauchen: Regungslos leuchtend, für jedermann sichtbar, der Sonne zugewandt, an der Stelle, an der sie ihr Leben ausgehaucht haben. Und es werden täglich mehr. Die Städte werden von Geisterlicht erhellt.
Vor drei Jahren verloren die neunzehnjährige Rain und ihre zwei Jahre jüngere Schwester Emma ihre Eltern bei einem Flugzeugabsturz in der Wüste Desierto de Tabernas in Spanien. Dorthin reisen sie nun, um beim Auftauchen der Eltern als Geister dabei zu sein und endlich Abschied nehmen zu können. Doch nicht nur sie haben den Weg dorthin gefunden. An der Absturzstelle begegnen sie einem undurchsichtigen Amerikaner und dem Norweger Tyler, der seine große Liebe Flavie noch einmal sehen will. Doch als die Geister erscheinen, stellen Rain und Emma fest, dass eine unaufhaltsame Katastrophe ihren Anfang genommen hat: Die Geister beginnen zu lächeln – und es ist ein böses Lächeln.


„Phantasmen“ ist spannend von den ersten Seiten an, beklemmend und in seiner rasanten Erzählweise atemberaubend. Von Anfang an ist der Leser mittendrin, der Vorstellung der Protagonisten wird nur wenig Raum gegeben und auch später wirken die Charaktere wie Beistellwerk, als Handwerkszeug, um die gut konstruierte Geschichte voller Mysterien und übersinnlicher Phänomene zu tragen.

Die Charaktere bleiben trotz interessanter Biographie und starken Charaktereigenschaften oberflächlich und farblos. Die Ich-Erzählerin Rain wirkt nur äußerlich rebellisch und hat einen geradezu nervtötenden Drang ihre nur zwei Jahre jüngere Schwester zu beschützen, die offensichtlich stets den besseren Überblick und vor allem die Nerven behält. Tyler ist der grüblerische, gut aussehende, Motorrad fahrende Held mit dem tollen Hintern und Emma ist eben anders, wie anders, muss man sich dann schon selbst zusammen reimen.
Rains traumatische Erlebnisse in Afrika, die zunächst nur immer wieder angedeutet werden (bis man es echt nicht mehr hören will), erfahren zwar später noch einmal einen Bezug zur Handlung. Dieser ist jedoch in meinen Augen ziemlich absurd.

Wirklich interessant bleibt die Handlung: Das Auftauchen der Geister, die Gründe dafür und die fragwürdigen wissenschaftlichen Experimente, die an übernatürlich Begabten und Menschen mit Nahtoderfahrungen vorgenommen werden. Religiöse Eiferer und skrupellose Wissenschaftler gehen erbarmungslos über Leichen und lösen damit die Apokalypse aus.

Kai Meyer erzählt gewohnt spannend in seinem einfachen, jedoch sehr anschaulichen Stil. Die Seiten fliegen nur so dahin und versetzen den Leser in ruheloses Bestreben, der Wahrheit auf den Grund zu kommen und das ganze Ausmaß der apokalyptischen Ereignisse fassen zu können.

Eine gut konstruierte Geschichte, die zwar einige Fragen offen lässt, jedoch im Großen und Ganzen in sich schlüssig ist. Wie auch schon bei „Asche und Phönix“ (Rezension) fehlt mir jedoch die Seele des Buches. Die Geschichte ist toll, packend und spannend, die Figuren kann man sich gut vorstellen und sie handeln für sich logisch und konsequent. Aber wirklich mit ihnen fühlen konnte ich trotz der Ich-Erzählperspektive leider nicht.
Daher sehr knappe 4 Tintenfässchen.

© Tintenelfe

www.tintenhain.de

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