Rezension zu Ist Shakespeare tot? von Mark Twain
Erst begeistert, dann enttäuscht, dann verärgert
von fuxli
Kurzmeinung: Eine Blamage für diesen hervorragenden Autor!
Rezension
fuxlivor 8 Jahren
William Shakespeares Todestag jährt sich zum 400. Mal. PIPER nahm das zum Anlass, Mark Twains Satire "Ist Shakespeare tot?" noch einmal aufzulegen. Ich hatte mich so auf dieses Buch gefreut. Denn ich mag sie beide – Twain und Shakespeare. Der Anfang war auch wirklich genial! Die Szenen auf dem Mississippi Dampfer waren sehr gelungen und ich hab mich gekringelt vor Lachen, als ich las, wie der Dampferkapitän die Shakespearetexte mit nautischen Befehlen würzte. Ja, der Anfang war gut. Aber dann …
Ich hatte nicht wirklich erwartet, dass Twain sich objektiv mit der Frage „Hat Shakespeare die ihm zugeschriebenen Werke tatsächlich gelesen?“ beschäftigt. Es ist bekannt, dass er auf der Seite der Partei steht, die glaubt, Sir Francis Bacon wäre der wahre Autor gewesen. Mir war auch von Anfang an klar, dass Twain mit seinem riesengroßen Selbstbewusstsein nicht würde widerstehen können, sich selbst mit dem großen Dichter zu vergleichen. Aber mit einer so plumpen Dreistigkeit hätte ich wahrhaftig nicht gerechnet.
Argumente, die Twain nicht passen, werden ins Lächerliche gezogen, mal schnell in einem halben Satz abgehandelt oder ganz verschwiegen. Beweisgründe für seine Meinung dagegen werden breitgewalzt. So lässt er sich mit Spott und Häme darüber aus, dass in Shakespeares Umgebung niemand Schreiben und Lesen konnte und deswegen auch Schriftstücke nicht unterschrieb, sondern sein Zeichen daruntersetzte. Shakespeare, so der Umkehrschluss, kann also nicht anders gewesen sein. Dass es dann aber doch erstaunlich ist, dass Shakespeare mit seinem vollen Namen unterschrieb, also anscheinend schon schreiben konnte, lässt er schnell unter den Tisch fallen. Dass Shakespeare mit absoluter Sicherheit nur ein Gedicht geschrieben hat, nämlich den Vierzeiler auf seinem Grab, findet Twain höchst amüsant und wundert sich gar nicht, dass ein einfacher Handwerkerssohn überhaupt Wert darauf legt, dass ein Gedicht auf seinem Grabstein steht. Vor allem aber mokiert sich Twain darüber, dass niemand beweisen kann, dass Shakespeare Jurist war. War er wahrscheinlich auch nicht. Aber vielleicht hatte er einen Freund, den er fragen konnte. Einen, der ihm die Texte dahingehend Korrektur las. Das lässt sich nicht beweisen, macht aber genügend klar, dass es da Möglichkeiten gab und dass die Tatsache, dass man es nicht beweisen kann kein Beweis für das Gegenteil ist.
Und dann die vielen, vielen Stellen, die sich eigentlich nur um Mark Twain drehen. Mark Twain, der schon im Alter von sieben eine Biografie des Satans schrieb. Mark Twain, der aus einfachen Verhältnissen stammte und aufgrund seiner Genialität so viel aus sich machte. Er schafft es nicht nur, sich auf eine Stufe mit Shakespeare zu stellen, nein, er dreht das Ganze um und stellt Shakespeare auf eine Stufe mit sich selbst. Er stellt die These auf, dass, wenn ihm etwas gelungen ist, das auch Shakespeare hätte schaffen müssen! Dass die Verhältnisse und Möglichkeiten zu Zeiten des großen englischen Dichters völlig andere waren, passt nicht ins Bild, wird also auch nicht berücksichtigt. Für wie dämlich hält Twain eigentlich seine Leser?
Von Satire konnte ich, abgesehen von den ersten paar Seiten, ehrlich gesagt auch nicht viel finden.
Ich war am Anfang begeistert von dem kleinen Text, dann enttäuscht und am Ende richtig verärgert. Dieses Buch ist nicht nur keine Meisterleistung des eigentlich großartigen amerikanischen Schriftstellers, es ist eine Blamage für ihn.
Ich hatte nicht wirklich erwartet, dass Twain sich objektiv mit der Frage „Hat Shakespeare die ihm zugeschriebenen Werke tatsächlich gelesen?“ beschäftigt. Es ist bekannt, dass er auf der Seite der Partei steht, die glaubt, Sir Francis Bacon wäre der wahre Autor gewesen. Mir war auch von Anfang an klar, dass Twain mit seinem riesengroßen Selbstbewusstsein nicht würde widerstehen können, sich selbst mit dem großen Dichter zu vergleichen. Aber mit einer so plumpen Dreistigkeit hätte ich wahrhaftig nicht gerechnet.
Argumente, die Twain nicht passen, werden ins Lächerliche gezogen, mal schnell in einem halben Satz abgehandelt oder ganz verschwiegen. Beweisgründe für seine Meinung dagegen werden breitgewalzt. So lässt er sich mit Spott und Häme darüber aus, dass in Shakespeares Umgebung niemand Schreiben und Lesen konnte und deswegen auch Schriftstücke nicht unterschrieb, sondern sein Zeichen daruntersetzte. Shakespeare, so der Umkehrschluss, kann also nicht anders gewesen sein. Dass es dann aber doch erstaunlich ist, dass Shakespeare mit seinem vollen Namen unterschrieb, also anscheinend schon schreiben konnte, lässt er schnell unter den Tisch fallen. Dass Shakespeare mit absoluter Sicherheit nur ein Gedicht geschrieben hat, nämlich den Vierzeiler auf seinem Grab, findet Twain höchst amüsant und wundert sich gar nicht, dass ein einfacher Handwerkerssohn überhaupt Wert darauf legt, dass ein Gedicht auf seinem Grabstein steht. Vor allem aber mokiert sich Twain darüber, dass niemand beweisen kann, dass Shakespeare Jurist war. War er wahrscheinlich auch nicht. Aber vielleicht hatte er einen Freund, den er fragen konnte. Einen, der ihm die Texte dahingehend Korrektur las. Das lässt sich nicht beweisen, macht aber genügend klar, dass es da Möglichkeiten gab und dass die Tatsache, dass man es nicht beweisen kann kein Beweis für das Gegenteil ist.
Und dann die vielen, vielen Stellen, die sich eigentlich nur um Mark Twain drehen. Mark Twain, der schon im Alter von sieben eine Biografie des Satans schrieb. Mark Twain, der aus einfachen Verhältnissen stammte und aufgrund seiner Genialität so viel aus sich machte. Er schafft es nicht nur, sich auf eine Stufe mit Shakespeare zu stellen, nein, er dreht das Ganze um und stellt Shakespeare auf eine Stufe mit sich selbst. Er stellt die These auf, dass, wenn ihm etwas gelungen ist, das auch Shakespeare hätte schaffen müssen! Dass die Verhältnisse und Möglichkeiten zu Zeiten des großen englischen Dichters völlig andere waren, passt nicht ins Bild, wird also auch nicht berücksichtigt. Für wie dämlich hält Twain eigentlich seine Leser?
Von Satire konnte ich, abgesehen von den ersten paar Seiten, ehrlich gesagt auch nicht viel finden.
Ich war am Anfang begeistert von dem kleinen Text, dann enttäuscht und am Ende richtig verärgert. Dieses Buch ist nicht nur keine Meisterleistung des eigentlich großartigen amerikanischen Schriftstellers, es ist eine Blamage für ihn.