Rezension zu Skin von Veit Etzold
Unter der Haut...
von Patno
Kurzmeinung: Spannender Thriller ganz in Etzold Manier, leider zu konstruiert mit vielen losen Fäden. Etwas enttäuschend für mich!
Rezension
Patnovor 8 Jahren
"Skin" ist das englische Wort für Haut und Titel des neuen Thrillers von Veit Etzold, erschienen im Juli 2016 bei Bastei-Lübbe. Christian, jung, dynamisch und aufstrebend, arbeitet beinahe rund um die Uhr für die Unternehmensberatung ECC. Daher ist er oft gestresst und überarbeitet und es liegt nahe, auch einmal zur "Muntermacherpille" zu greifen. So ist Christian manchmal ziemlich durch den Wind. Als ihn dann diese seltsamen Nachrichten erreichen, gerät Christians bisheriges Leben komplett aus den Fugen. Jemand schickt ihm dann auch noch ein furchtbares Video über sein Mail-Account und lockt ihn zu einem Schließfach mit gruseligem Inhalt. Christian geht zwar zur Polizei, verschweigt aber wichtige Informationen und somit macht er sich selbst tatverdächtig. Das Grauen nimmt kein Ende. Wer steckt wohl hinter diesen schrecklichen Taten? Bislang habe ich alle vier Thriller aus der Clara Vidalis-Reihe gelesen und bin seither fasziniert von Etzolds intelligentem und spannungsgeladenem Schreibstil. Da wollte ich natürlich auch sein neustes Werk unbedingt lesen. "Skin" beginnt mit einem Prolog, der es in sich hat. Wow, so kennt man Veit Etzold. Er beherrscht es perfekt, den Leser von Anfang an in seine Story zu integrieren, indem er ihn das Gruseln lehrt. Dann folgt ein Exkurs in die Unternehmensberatung. Die Thematik fand ich sehr interessant, doch grenzwertig in der Tiefe der Ausführungen, was fast schon eine Spur zu langatmig wirkte. Die Auswahl der Protagonisten dürfte wohl die Leserschaft spalten, keine wirklichen Sympathieträger dabei. Christian z.B. wird naiv dargestellt, ist oft überfordert und handelt dabei unüberlegt. Jedoch fand ich dies unter der Berücksichtigung seiner Rolle durchaus passend. Farblos, mit wenig Charisma hingegen schien mir Hauptkommissar Frank Deckhard inszeniert. Er konnte mich leider nicht wirklich überzeugen. Die Handlung selbst ist durchzogen von vielen Erzählsträngen, wobei der eine oder andere hierbei als loser Faden im Nirgendwo verschwindet. Da wäre z.B. die Story rund um die Firma ECC zu nennen, die den ersten Teil des Buches stark dominierte und plötzlich abrupt endete. Genauso ging es mir mit der Handlung um Deckhards Bruder Lukas. Ich wartete darauf, dass sich die Stränge miteinander verweben, aber da kam nichts. Vermutlich will der Autor hier Raum für eine mögliche Fortsetzung des Thrillers lassen. Nun ja, dann gibt es auch einige Szenen im Buch, die mir unglaubwürdig und auch ziemlich weit hergeholt erschienen. Doch möchte ich hierauf nicht näher eingehen, um nicht zu viel zu verraten. Im letzten Teil des Buches steigt die Spannung nochmal rasant und endet in einem wirklich überraschenden Finale. Das traf mich unerwartet, jedoch war der Cliffhanger am Ende auch nicht so ganz nach meinem Geschmack. Trotz der durchaus spannenden Inszenierung mit den typischen Etzoldschen Gruselszenen hat mich "Skin" leider insgesamt enttäuscht. Vielleicht waren meine Erwartungen an das Buch einfach zu hoch. Solide- ja, lesenswert-auch, aber für mich kein wirkliches Highlight! Schade!