Rezension zu Ich gehöre keinem von Åsa Linderborg
Rezension zu "Ich gehöre keinem" von Åsa Linderborg
von sabatayn76
Rezension
sabatayn76vor 12 Jahren
'Ich gehöre keinem, nicht einmal mir selbst.' Inhalt: Noch vor Åsas 4. Geburtstag verlässt ihre Mutter Åsas Vater und zieht aus der gemeinsamen Wohnung aus. Åsa bleibt bei ihrem Vater, einem Alkoholiker, der seinen Lohn meistens direkt in Alkohol umsetzt. Warmes Essen gibt es bei Åsas Großeltern. Åsas Kindheit ist geprägt von unkonventioneller Erziehung: Regeln und Verbote gibt es nicht, Grundzüge von Hygiene oder gesunder Ernährung werden vom Vater nicht vermittelt. Mein Eindruck: Åsa Linderborg erzählt in 'Ich gehöre keinem' von ihrer eigenen Kindheit, vom Leben mit ihrem und ohne ihren Vater, von Liebe, Scham und Traurigkeit. Dabei berichtet sie sachlich und nüchtern von den schlimmen Zuständen, in denen sie aufwuchs. Als Leser wird man bisweilen wütend ob des Verhaltens des Vaters, doch man ist auch berührt von seinem Bemühen, das Leben irgendwie zu meistern und für seine Tochter da zu sein. So entsteht ein komplexes Bild einer Beziehung und keine simple Schwarz-Weiß-Malerei der Kindheit und des Vaters. Durch die kurzen Kapitel, die einfache Sprache und den flüssigen Schreibstil Linderborgs lässt sich 'Ich gehöre keinem' schnell lesen und bietet zudem tiefe Einblicke in die Gefühls- und Gedankenwelt sowie das Verhalten von (alkohol-)abhängigen Personen. Mein Resümee: Mich hat das Buch sehr berührt, und ich kann es vorbehaltlos empfehlen. Meine Empfehlung: Für Leser von 'Schloss aus Glas' (Jeannette Walls), 'Die Asche meiner Mutter' (Frank McCourt) und 'Als der Tag begann' (Liz Murray).