Cover des Buches Das verbotene Buch (ISBN: 9783868830095)
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Rezension zu Das verbotene Buch von riva Verlag

Netter Versuch, der nur manchmal überzeugt

von Dr_M vor 9 Jahren

Rezension

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Dr_Mvor 9 Jahren
Ein verbotenes Buch, das niemand geschrieben haben will, erscheint nun schon in der fünften Auflage. Deshalb muss es einerseits insgesamt harmlos sein, aber andererseits genug Interessenten anziehen.

Und tatsächlich erfährt der Leser je nach Motivation entweder, wie er sich vor allerlei Betrug schützen sollte oder wie er andere eventuell übers Ohr hauen kann. Zu den anderen gehört übrigens auch der Staat. Natürlich bleiben die Strafen für die beschriebenen üblen Taten nicht unerwähnt. Doch Betrüger sind komplette Menschen, die sich deshalb gerne auch selbst betrügen und in diesem Zusammenhang vermuten, sie wären genial und unangreifbar.

Kann man nun mit diesem Buch als Betrüger wirklich etwas anfangen? Im Grunde fast nicht, denn entweder stimmt das Aufwand-Nutzen-Verhältnis nicht oder die Tricks sind so oberflächlich beschrieben, dass man sie nicht wirklich nutzen kann. Manche sind einfach nur lustig, wie zum Beispiel der Tipp, sich illegal eine Zugangskarte zu den Metro-Großmärkten zu besorgen. Die anonymen Autoren unterstellen, dass es bei Metro billiger sei als anderswo. Vielleicht haben sie einfach übersehen, dass die am Regal ausgewiesenen Preise keine Mehrwertsteuer enthalten. Sie wird aber an der Kasse zugeschlagen. Meine Erfahrung: Discounter aller Art sind billiger.

Wer sich gerne etwas Laub mit Alleskleber an das Nummernschild seines Autos kleben will, um nicht erkannt zu werden, oder lernen möchte bei 200 Sachen jedem Blitzer durch das Betätigen der Scheibenwischanlage zu entkommen, der wird genau so seine Freude beim Lesen des Textes haben, wie die Leute, die gerne ihre privaten Verkehrsschilder in der Hosentasche mit sich führen, damit ihnen auch immer ein Parkplatz zur Verfügung steht.

Falls jemand einen Doktortitel braucht, obwohl es intellektuell nicht ganz dazu reicht, dann kann er sich ja dank der Tipps dieses Buches eine entsprechende Arbeit schreiben lassen. Leider vergessen die Verfasser hier zu erwähnen, dass man diese auch irgendwo einreichen und verteidigen muss. Ich wäre zu gerne bei einer solchen Veranstaltung anwesend. Wer es entspannter mag, der sollte sich ohne den gerade erwähnten risikoreichen Aufwand einfach gleich den Titel kaufen. Adressen findet man im Buch. Doch bevor einige ihrem Größenwahn unvorsichtigerweise nachgeben, sollten sie wissen, dass man mit wenigen Klicks herausbekommen kann, ob solche Titel echt sind. Ist man gar anschließend mit dem Titel und ähnlichen Fälschungen an eine gut bezahlte Stelle gelangt, dann droht bei Entlarvung dieser Hochstapelei nicht nur Knast, sondern auch mehr als die komplette Rückzahlung des Gehalts. Vielleicht kann man nach einem solchen Karriereknick dann wenigsten ein Buch darüber schreiben.

Andererseits enthält unser angeblich verbotener Text, der übrigens auch einen gewissen Unterhaltungswert besitzt, zahlreiche Tricks mit denen man selbst ausgenommen werden kann und auf die man als halbwegs ehrlicher Mensch im Traum nicht kommt. Hier ist besonders das Kapitel über ebay interessant. Auch wer nicht nur Spaß mit seinem Partner haben will, sondern nebenbei den Reiz des Fremden sucht, findet zahlreiche Verschleierungstricks dafür und auch Hinweise darauf, wie er dabei selbst in die Falle gehen kann.

Vergleichsweise realitätsnah sind die Hinweise, wie man sich eine ordentliche Krankschreibung besorgt, falls man sich dringend erholen muss oder Zeit für das Ausprobieren einiger anderer Tricks aus diesem Buch braucht. Doch der Text warnt gleichsam vor der heimtückischen Rachsucht der Arbeitgeber.

Neben zahlreichen anderen miesen Methoden lernt man auch, wie man seinem Vermieter oder Reiseveranstalter die Knete wieder aus dem Kreuz leiert. Besonders beliebt ist seitdem bei mir das Mitnehmen ganzer Ameisenhaufen in mein südländisches Hotelzimmer. Wem das nicht genug ist, der kann sich auch aus der nächsten Zoohandlung ein paar Riesenschaben besorgen, die er dann in seine Urlaubssuppe schmeißt.

Fazit.
Man muss nicht Hellsehen können, um zu ahnen, dass hier geschickt mit der Geheimnismasche gespielt wird. Deshalb ist dieses Buch auch eine offenbar erfolgreiche Methode, wie man zu Geld kommt. Manche seiner Tipps werden allerdings tatsächlich funktionieren, andere sind lehrreich, wieder andere einfach nur so blöd, dass man darüber nur lachen kann. Das Buch hat deshalb einen gewissen Unterhaltungswert und warnt den gutgläubiger Leser an einigen Stellen vor bösartigen Mitmenschen. Wahrscheinlich ist es für wirkliche Betrüger am Ende nicht sehr nützlich. Wer es dennoch praktisch ausprobieren möchte, wird das garantiert früher oder später einsehen müssen.
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