Fülle an Informationen
von Bouggo
Kurzmeinung: Kafka - harte Kost. Stach - härtere Kost. Aber lesenswert.
Rezension
Uff geschafft! Ich habe wieder fast ein Jahr für dieses Buch gebraucht, genau wie „Die frühen Jahre“. Dass ich durch war, ist jetzt auch schon wieder zwei Monate her. Doch ich denke, gerade dieser Abstand ist gut für eine Rückbesinnung.
Was also ist geblieben von Stachs Biografie? Das erste Gefühl: Der Kopf schwirrt wie einen Mückenschwarm. Stach übergießt mich als Leser mit Informationen, wie auch im vorhergehenden Band. Einzelheiten lassen sich nicht merken. Es bleibt die Einschätzung: Kafka war schon ein eigenartiger Mensch. Er stellte sich gerne als zerbrechlich dar, war aber ein guter Schwimmer und ein Mensch der äußerst gesundheitsbewusst lebte. Er stellte sein Licht ständig unter den Scheffel, hielt jedoch beharrlich an seinen Vorstellungen vom Schreiben fest und ließ sich auf keine Strömungen ein, auch wenn sie ihm den Erfolg erleichtert hätten. Zum Glück, kann man nur sagen.
Einen großen Teil des Buches nimmt die Beziehung zu Felice Bauer ein, und der wiederum wird gespeist durch Kafkas Briefe an sie. Ihre Antworten allerdings hatte er vernichtet. In dieser Verbindung spiegelt sich die ganze Zwiespältigkeit und Kompliziertheit Kafkas, und gleichzeitig stellt sich mir die Frage, wie konnte eine Frau so mit sich umspringen lassen. Doch das ist aus heutiger Sicht vielleicht leicht gesagt.
Viel mehr will ich gar nicht von mir geben. Mit dieser Rezension werde ich dem Werk Stachs in keiner Weise gerecht. Darin steckt unendlich viel Mühe – und dazu hat er es noch geschafft, die Atmosphäre aufleben zu lassen, in der sich alles zugetragen hat. Oder zugetragen haben könnte. Dafür gebührt Stach große Dankbarkeit.
Weniger Dankbarkeit gibt es für die Langatmigkeit. Über weite Strecken schweift der Autor zu sehr aus, seine Betrachtungen ufern aus ins Spekulative oder auch ins Nebensächliche. Das trug sicherlich deutlich mit zu der langen Lesedauer bei.
Trotzdem hat Stach mir Kafka ein Stück weit erklärt. Als Mensch näher gebracht hat er ihn mir nicht. Doch wurde mir verständlich, wieso Kafka derart unnahbar war. Zumindest für die meisten Menschen in seiner Umgebung.