Cover des Buches Die Liebenden von Cabourg (ISBN: 9783596030293)
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Rezension zu Die Liebenden von Cabourg von Amélie Breton

Eine zauberhafte Liebesgeschichte in der Normandie

von Die-wein vor 10 Jahren

Rezension

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Die-weinvor 10 Jahren
Die raue Landschaft und der weite Blick über das zurückgezogene Meer nahmen ihr für einen Moment den Atem. Hier, inmitten von hohem Seegras und aufgewehten Sandbergen, meinte man, eine andere Welt zu betreten. Eine stille, urtümliche Welt, in der nichts zählte als der Lauf der Natur. (Seite 279)

Die Geschichte beginnt im Jahre 1993. Emma reist, gemeinsam mit der jungen Krankenschwester Claire von New York nach Cabourg, auf einem Schiff. Während der Reise erzählt Emma zurückblickend ins Jahr 1928. Damals lebte sie noch in Berlin und nach dem Tod ihrer Mutter findet sie Briefe von einem gewissen Gustave Ricard aus Cabourg. Da sie den Namen nie zuvor gehört hatte, beginnt sie Briefe an Gustave Ricard zu schreiben. Dieser ist jedoch ebenfalls verstorben und so antwortet ihr schließlich sein Sohn Paul. Beide beginnen Nachforschungen anzustellen über die Beziehung der Eltern und kommen sich durch den Briefkontakt nach und nach näher. Emma steht jedoch kurz vor der Hochzeit mit Alexander, einem erfolgreichen Ingenieur.

Emma stammt aus einer wohlhabenden Berliner Familie und trauert sehr um ihre Mutter, die sich das Leben nahm. Sie hat das Gefühl, mit ihrer Trauer ganz alleine zu sein. Der Vater widmet sich seiner Arbeit im Strassbergschen Unternehmen, der Bruder Johann lebt nach einem Streit mit dem Vater nicht mehr im Elternhaus und ihr Verlobter Alexander ist mit seiner Karriere beschäftigt und nur um sein Ansehen bemüht. Währenddessen breitet sich in Berlin, kurz vor der Weltwirtschaftskrise, immer mehr Armut aus und Emma beginnt immer mehr ihren Wohlstand in Frage zu stellen. Ich mochte Emma sofort und finde, dass sie in der Geschichte eine großartige Entwicklung durchmacht.

Paul Ricard lebt zurückgezogen auf einem Gestüt in der Nähe von Cabourg. Er hält die Briefe zuerst für einen schlechten Scherz und erst nachdem Emma ihm einen Brief seines Vaters mitsendet, ändert er seine Einstellung und beginnt ebenfalls Nachforschungen anzustellen. Dadurch ändert sich sein Leben grundlegend und er geht endlich wieder mehr unter Menschen. Paul war mir auf Anhieb sympathisch mit seiner ruhigen und lässigen Art.

Die Geschichte wird hauptsächlich aus der Sicht von Emma und Paul, aber auch aus der Sicht der anderen Charaktere beschrieben. Die Briefe sind sehr liebevoll formuliert und man kann gut nachvollziehen, wie die beiden immer mehr Vertrauen zueinander empfinden. Besonders gefallen haben mir die bildlichen Beschreibungen der Normandie und da hat auch mich die Sehnsucht nach der Atlantikküste sofort wieder gepackt.

Der Schreibstil ist leicht und flüssig lesbar und die Verbindung von Vergangenheit und Gegenwart sind hier gut gelungen. Das sich wandelnde Bild der Frauen in den Zwanzigerjahren und die aufkeimende Armut wurden gut dargestellt.

Insgesamt ist es eine tolle Liebes- und Familiengeschichte mit 480 Seiten Spannung und Dramatik, die mich bis zum Ende sehr gut unterhalten hat.

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