Cover des Buches Der Schnee, das Feuer, die Schuld und der Tod (ISBN: 9783837136005)
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Rezension zu Der Schnee, das Feuer, die Schuld und der Tod von Gerhard Jäger

Zu nüchtern und langatmig für meinen Geschmack

von Svenjas_BookChallenges vor 8 Jahren

Kurzmeinung: Die Geschichte klang vielversprechend, war mir dann aber zu nüchtern erzählt und zu langatmig.

Rezension

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Svenjas_BookChallengesvor 8 Jahren

Geschichte und Erzählstil:

In Der Schnee, das Feuer, die Schuld und der Tod erzählt Gerhard Jäger die Geschichte eines jungen Wiener Historikers, für den sich mit einer Reise in ein winziges Bergdorf in Tirol alles ändert. In der Rahmenhandlung trifft der Leser jedoch erst einmal auf einen alten Amerikaner, der mehr als 50 Jahre nach den Ereignissen im Winter 1950/1951 nach Österreich reist, um nachzuforschen, was damals wirklich passiert ist. Denn Max Schreiber ist John Millers Cousin und verschwand an einem kalten Januartag spurlos, nachdem er des Mordes bezichtigt wurde. In den Archiven wühlt sich der alte Mann durch die Aufzeichnungen und stößt dabei auf Max Schreibers Manuskript, in dem er schildert, was damals wirklich passiert ist. Gleichzeitig erinnert sich Miller an sein eigenes Leben und seine Frau Rosalind, die vor 12 Jahren in einem Feuer ums Leben kam.

All das hat das Potenzial für eine spannende, vielleicht etwas düstere Geschichte. Tatsächlich aber bin ich beim Hören immer wieder abgeschweift, weil mich Jägers Erzählungen einfach nicht wirklich packen konnten. Da wären zum einen die Rahmenhandlung, bei der mir bis zum Ende nicht ganz klar war, was sie eigentlich sollte, und die abschweifenden Ausführungen John Millers zu dem Leben mit seiner Frau. Am Ende leuchtet zwar ein, wieso er hier dermaßen ins Detail geht, während des Lesens bzw. Hörens ist das aber leider doch recht ermüdend. Zum anderen werden die Ereignisse des Winters 1950/51 auf eine sehr nüchterne, eher emotionslose Art geschildert und sind so nicht ganz zu mir durchgedrungen.

Im Großen und Ganzen ist Jägers Roman das Porträt einer eingeschworenen Dorfgemeinschaft, für welche die Zeit irgendwie stehen geblieben ist und die sich nur innerhalb ihrer beschränkten Welt bewegt. Alles Fremde ist für die Bewohner des kleinen Bergdorfs mitten in den Österreichischen Alpen grundsätzlich schlecht und sie sind misstrauisch und wenig aufgeschlossen. Diese Atmosphäre ist durchgängig spürbar: Man spürt Schreibers Unbehagen und die Düsternis, die vor allem während der Wintermonate den kleinen Ort beherrscht. Jägers Sprache ist sehr eindringlich, allerdings für meinen Geschmack mit zu vielen Schnörkeln versehen - man merkt, dass der Autor versucht, künstlerisch zu schreiben, was mir persönlich nicht sehr gut gefällt. Da es sich jedoch um das Manuskript seines Protagonisten Max Schreiber handelt, könnte das auch tatsächlich ein Kunstgriff sein, um den vielleicht zu bemühten und ambitionierten Schreibstil eines 25-jährigen Historikers zu simulieren. In dem Fall muss ich korrekterweise sagen, dass sich Max Schreibers Manuskript nicht sehr flüssig, sondern eher stockend und langatmig liest/hört und einen einfach nicht mitreißt.

Was mir wiederum sehr gut gefallen hat, ist das Setting. Ich liebe die Österreichischen Alpen und dieses kleine Bergdorf in Tirol stelle ich mir so abgelegen und doch so idyllisch vor, dass ich nur zu gern wirklich dort gewesen wäre. Darüber hinaus wartet Jäger am Ende doch noch mit einer großen Überraschung auf, die die gesamte Handlung über den Haufen wirft und damit hatte ich einfach nicht mehr gerechnet. Generell finde ich das Grundgerüst des Romans wirklich überzeugend: Ein alter Mann, der sich auf die Spuren seines Cousins begibt und dabei auf eine schockierende Geschichte voll Zwietracht, Schuld und dramatischer Ereignisse stößt. Übrigens basiert Jägers Geschichte zumindest lose auf historischen Ereignissen, denn den verheerenden Lawinenwinter von 1951 gab es tatsächlich. Leider konnte mich das, was Jäger aus der Geschichte gemacht hat, allerdings nicht ganz überzeugen. Als Leser/Hörer war ich einfach zu weit weg von seinem Protagonisten Max Schreiber und von den Geschehnissen an sich.

Sprecher:

Der Schnee, das Feuer, die Schuld und der Tod hat zwei Sprecher - Peter Matic liest John Miller und Manuel Rubey den Max Schreiber. Peter Matic ist die deutsche Synchronstimme von Ben Kingsley und es ist ein absoluter Hochgenuss, ihm zu lauschen. Seine Passagen habe ich jedenfalls besonders genossen. Mit Manuel Rubey bin ich allerdings nicht hundertprozentig zufrieden. Einerseits stammt Rubey wie Jägers Protagonist aus Wien und spricht in einem leichten, aber hörbaren Österreichischen Akzent, was natürlich perfekt passt. Andererseits hat er für meinen Geschmack zu tonlos und nüchtern gelesen, weshalb Schreibers Gefühle nicht ganz so gut zum Ausdruck kamen. Das war möglicherweise auch ein Grund dafür, dass mich die Geschichte nicht packen konnte.

Fazit:

Was mir an Gerhard Jägers Roman gefällt, sind die außergewöhnliche Ausgangssituation und das fantastische Setting. Die Geschichte hat grundsätzlich Potenzial, war mir insgesamt aber zu nüchtern und langatmig erzählt und gelesen, als dass sie mich hätte packen können. Ein Pluspunkt war für mich allerdings noch Peter Matic, der zumindest einige Passagen des Hörbuchs gelesen und mich damit absolut begeistert hat. Ansonsten war Der Schnee, das Feuer, die Schuld und der Tod eher so lala.
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