Cover des Buches Der letzte Zar (ISBN: 9783406713675)
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Rezension zu Der letzte Zar von György Dalos

Der letzte Zar

von Sikal vor 7 Jahren

Kurzmeinung: Ein oberflächliches Buch mit teilweise lapidaren Aussagen über einen historisch äußerst wichtigen Abschnitt russischer Geschichte.

Rezension

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Sikalvor 7 Jahren

Nachdem ich in letzter Zeit einige Bücher über die Romanows und das Ende der Zarenzeit gelesen hatte, wollte ich unbedingt auch dieses Werk aus dem Verlag C. H. Beck lesen. Etwas Neues konnte mir der Autor hier leider nicht erzählen.

In einzelnen Kapiteln werden wichtige Stationen des letzten Zaren genannt, wie z.B. Chodynka, wo es anlässlich der Krönungsfeierlichkeiten von Nikolaus zu einer Tragödie kam und dies wie ein böses Omen seine Regentschaft eröffnete. Des Weiteren werden der Krieg mit Japan sowie die Revolution von 1905 erwähnt. Einen großen Teil nimmt die Beziehung der Zarenfamilie zu Rasputin ein und endet – wie könnte es anders sein – mit dem Sturz des Zaren sowie der Ermordung der Familie.

Der Autor schreibt flüssig und die gerade mal 200 Seiten lesen sich auch relativ schnell. Doch was mich massiv gestört hat, ist das gerade Mal eineinhalb Seiten lange Literaturverzeichnis, in dem der Autor auch noch hinzufügt „Ich habe zahlreiche Quellen aus dem Internet verwendet“ – was versteht man nun unter „zahlreich“ und warum wurden hier nicht sämtliche Quellen angeführt, wie es in einem gut recherchierten Werk üblich ist? Ebenso hätte ich mir eine Stammtafel erwartet, wie man es von anderen personenbezogenen Sachbüchern gewohnt ist. Aber gut, darüber kann man noch hinwegsehen.

Doch inhaltlich bin ich ziemlich enttäuscht von diesem Buch. Ich vermisse hier eine gewisse Wertschätzung der Zarenfamilie und deren Freunden gegenüber. Man muss mit Nikolaus‘ Weltbild nicht übereinstimmen, aber man muss ihn respektieren. Auch Alix kommt bei Dalos ganz schlecht weg, wird als Intrigantin dargestellt, die mit hysterischen Anfällen ihren Mann zu politischen Entscheidungen erpresst. Hier fehlt mir völlig, dass Alix eine pragmatische, hilfsbereite Frau war, loyal gegenüber Russland und sich für ihre Familie aufopferte, obwohl sie es nicht leicht hatte und von der restlichen Zarenfamilie nicht anerkannt wurde. Ebenso erschreckt es mich, dass hier diverse Legenden über Rasputin als wahre Begebenheiten dargestellt werden. Ich lese parallel gerade „Und die Erde wird zittern“ von Douglas Smith und hier werden sehr wohl überlieferte Geschichten widerlegt. Ebenso erschreckend finde ich, wenn in einem historischen Werk Sachfehler oder Flüchtigkeitsfehler gemacht werden – wie z.B. die älteste Tochter des Zarenpaares mal Olga und mal Tatjana heißt (das ist nur ein Beispiel).

Fazit: Ein oberflächliches Buch mit teilweise lapidaren Aussagen über einen historisch äußerst wichtigen Abschnitt russischer Geschichte.

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