Cover des Buches Das Herz des Menschen (ISBN: 9783492304740)
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Rezension zu Das Herz des Menschen von Jón Kalman Stefánsson

Grandios!

von VampirFionn vor 8 Jahren

Rezension

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VampirFionnvor 8 Jahren
Diese Lesermeinung bezieht sich auf die Trilogie Himmel und Hölle, Der Schmerz der Engel, Das Herz des Menschen von Jón Kalman Stefánsson.
Nach einem Besuch im Seefahrtmuseum zwecks Recherche für ein eigenes Buchprojekt, war mir die in Himmel und Hölle beschriebene Leinenfischerei vertraut und ich konnte mich ganz auf das tragische Schicksal von Bárður einlassen. Der junge Fischer vergaß über einem Gedicht seinen warmen Anorak und erfror deshalb draußen auf dem Meer.
Ein namenloser Junge, Bárðurs bester Freund und Kamerad auf See, verlässt nach dessen Tod die Fischerhütte und findet Unterschlupf bei der wohlhabenden Witwe Geirþrúður. Eine faszinierende, starke Frau, die sich über die vor hundert Jahren herrschenden Konventionen hinwegsetzt und selbstbestimmt lebt. Bei ihr wohnt auch der alte blinde Kapitän Kolbeinn, der eine umfassende Bibliothek besitzt. Das Gedicht, welches Bárður den Tod brachte, steht in einem von Kolbeinns Büchern.
Der namenlose Junge wird Kolbeinns Vorleser und findet ein Zuhause. Er sinniert über den Tod und das Leben und über die Liebe.
Jón Stefán Kalmansson lässt die Leser auch an den Gedanken seiner anderen Figuren teilhaben. Wenn sie sprechen, tun sie das meist ohne Anführungs- und Schlusszeichen. Mitunter hüpft er von einem Gedanken zum nächsten – gerade so, wie es in den Köpfen seiner Protagonisten vorgehen muss. Typisch für isländische Literatur, wechselt er zwischen den Zeitformen hin und her, wie es bereits in den Isländersagas üblich war. Seine klare Sprache ist auch in der deutschen Übersetzung von Karl-Ludwig Wetzig von einer Kraft und Poesie, die mich tief beeindruckte.
Im zweiten Buch Der Schmerz der Engel schickt er den Jungen mit dem Postboten Jens über die Berge. Tapfer trotzen sie dem Schneesturm und kämpfen sich, begleitet von einer grauen Stute, durch hohe Schneewehen, der gähnende, unsichtbare Abgrund eine stete tödliche Gefahr. Auch wer selbst noch nie bei dichtem Schneetreiben durch Schneewehen stapfte, wird sich diesen Kampf vorstellen können, so eindrücklich wird er beschrieben. Der Tod begegnet dem Jungen immer wieder, ist allgegenwärtig auf dieser rauen Insel im Nordmeer.
Das Herz des Menschen widmet sich schließlich verstärkt der Liebe. Der Autor führt Menschen zusammen, doch bleibt der Tod ein steter Begleiter, hält die Melancholie in dieser berührenden Geschichte aufrecht.
Leben, Tod und Liebe – drei starke Begriffe, vereint in drei wunderbaren Büchern!
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