Rezension zu Der Tag, an dem die Sonne verschwand von Jürgen Domian
Rezension zu "Der Tag, an dem die Sonne verschwand" von Jürgen Domian
von Ameise
Rezension
Ameisevor 15 Jahren
Lorenz erlebt in einer deutschen Großstadt gerade den heißesten Sommer seit Jahren, als urplötzlich ein gewaltiger Wetterumschwung stattfindet: Die Temperatur fällt rapide, es hört gar nicht mehr auf zu schneien, und eine monatelange Dunkelheit bricht herein. Was aber das Schlimmste ist: Alle Menschen sind wie vom Erdboden verschluckt! Lorenz findet auch nach langem Suchen keinen einzigen Menschen, nicht einmal ein Tier. Die Katastrophe beschränkt sich nicht nur auf diese Stadt, nein, die ganze Welt scheint menschenleer zu sein, es gibt weder Fernsehen noch Radio, auch keine Internetverbindung. Irgendwann findet sich Lorenz damit ab, der wohl einzige Mensch auf der Welt zu sein. Er versucht, so gut es geht, sein Leben weiterzuführen, aber Dunkelheit, Einsamkeit und Kälte setzen ihm immer mehr zu... "Der Tag, an dem die Sonne verschwand" ist ein ziemlich eigenartiger Roman. Das apokalyptische Szenario ist sehr interessant, und mich hat die unterschwellige, bedrohliche Atmosphäre sehr fasziniert. Auch wenn gar nicht viel passiert, sorgen schon geringste Veränderungen, wie zum Beispiel das Aufziehen eines dichten Nebels, für Gänsehaut. Zwischendurch erinnert sich Lorenz immer wieder an seine große Liebe Marie, die vor einigen Jahren ums Leben kam. Diese Erinnerungen sind definitiv ein Manko dieses Buches, weil Lorenz´ gegenwärtige Situation in Schnee und Einsamkeit ungleich interessanter ist als das Marie-Gejammer. Der Roman lässt sich leicht und schnell lesen und vermag durchaus zu fesseln, leider war für mich das Ende eine große Enttäuschung: lch hätte nur zu gern erfahren, wie es überhaupt zu der Katastrophe kam. Eigentlich war es sogar das, was mich am meisten interessierte. Was verursachte den fatalen Wintereinbruch? Wohin sind all die Menschen verschwunden? Was war die Ursache für den unheimlichen Lärm, der Lorenz tagelang fast zum Wahnsinn trieb? Viele Fragen, aber leider keine Antworten. Nennt mich altmodisch oder konservativ, aber ich mag es nun einmal, wenn am Ende des Buches eine geniale Auflösung auf mich wartet. Dieser Roman hört jedoch einfach ganz plötzlich auf und lässt den Leser ein wenig ratlos zurück. Wer offene Enden nicht ausstehen kann, sollte um dieses Buch lieber einen Bogen machen. Auf der anderen Seite gibt es so interessante und tiefgründige Auseinandersetzungen mit den Themen Freundschaft, Liebe und Hoffnung, dass ich den Roman dennoch als recht gelungen einstufen würde. Und meiner Meinung nach schreit er geradezu nach einem 2. Teil!