Cover des Buches Die Hirnforschung auf Buddhas Spuren (ISBN: 9783407864444)
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Rezension zu Die Hirnforschung auf Buddhas Spuren von James Kingsland

Der Zerstreuungsmodus und seine Folgen

von janett_marposnel vor 5 Jahren

Kurzmeinung: Die Entwicklung unseres Gehirns - Fluch und Segen zugleich.

Rezension

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janett_marposnelvor 5 Jahren
James Kingsland stellt die Theorie auf, dass sich in unserem Gehirn, im Gyrus cinguli, ein Zerstreuungsmodus evolutionstechnisch entwickelt hat, der gleichermaßen Fluch und Segen für uns Menschen ist.

Um überleben zu können, haben wir uns als Primaten zu größeren Gruppen zusammengeschlossen. Dadurch entwickelten wir zum einen die Fähigkeit, uns in andere Artgenossen einzufühlen und zum anderen eine Sprache zur Verständigung. Das ist der Segen des Zerstreuungsmodus. Doch das genügte uns nicht.

Wir fingen an, uns mit Gruppenmitgliedern zu vergleichen und um besser zu werden, begann unser Gehirn sich der Vergangenheit zu erinnern und vergangene Erlebnisse auf die Zukunft zu konstruieren. Das haben wir soweit perfektioniert, dass sich unsere Gedanken heute NUR noch in der Vergangenheit oder in der Zukunft befinden.

Zeitgleich entwickelte sich aus einfachen Gesten unsere Sprache, bis letztendlich unsere Sprache zu dem Stoff wurde, aus dem unsere Gedanken sind. Seitdem sprechen wir gedanklich mit uns selbst und sinnieren über das was war oder was sein wird. Der Fluch ist nun, dass wir das nicht abstellen können. Wir können uns nicht mehr auf das, was im Moment geschieht, konzentrieren. Daraus erwachsen Krankheiten wie beispielsweise Depressionen, Schizophrenie oder Alzheimer.

Hier setzt die Wissenschaft an und fand heraus, was Buddha seinerzeit gelehrt hat. Wenn wir unseren affenartigen Geist unter Kontrolle bringen, indem wir uns in Achtsamkeit üben, werden wir weniger krank. Im Grunde genommen brauchen wir nur bewusst leben, um ein gesundes und erfülltes Dasein führen zu können.

Wenn da nicht die herangezüchtete dominante falsche Vorstellung von uns selbst wäre: Unser Ego, welches durch unsere einmalige Fähigkeit uns in andere Menschen hineinzuversetzen, emporstieg. Erst begannen wir alles und jeden mit uns zu vergleichen, um besser zu werden, woraus sich später Besitzrechte über alle möglichen Menschen, Dinge und Erfahrungen entwickelten, die zu einem großen ICH heranwuchsen. Die zweite Kehrseite unseres Einfühlungsvermögens ist die Täuschung. Wir sind perfekt darin geworden, andere und sogar uns selbst zu täuschen, weil wir es können.

Nun stehen wir da mit einem riesigen ICH, das ständig vergleicht, bewertet und urteilt, das alles besser weiß, nie die Klappe hält und mittlerweile mit nichts und niemandem mehr im Einklang ist. Am wenigsten mit sich selbst. Aus diesem Grund fällt es uns schwer, Achtsamkeitsmeditation zu praktizieren, weil unser Ego uns im Griff hat.

Einleuchtend und strukturiert deckt James Kingsland mit seinem Buch diesen Teufelskreis an Hand seiner evolutionären Entwicklung auf und zeigt gleichzeitig einen Ausweg, um dabei festzustellen, dass sich Buddhas tiefe Einsichten mit den Ergebnissen der heutigen Hirnforschung decken.
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