Cover des Buches Ein Fall für drei Detektive. Ein klassischer Kriminalroman aus dem Jahre 1936. (ISBN: 9783453107175)
Rezension zu Ein Fall für drei Detektive. Ein klassischer Kriminalroman aus dem Jahre 1936. von Leo Bruce

Etwas angestaubte Krimiparodie

von Ein LovelyBooks-Nutzer vor 7 Jahren

Rezension

Ein LovelyBooks-Nutzervor 7 Jahren

„Ich kann nicht behaupten, dass etwas Besonderes, Unheimliches an diesem Abend in der Luft gelegen hätte. Nichts von alledem, was einem Verbrechen vorausgehen, es andeuten könnte. Niemand ging finsteren Blickes umher, keine geflüsterten Streitigkeiten, die plötzlich abbrachen, kein sonderbarer Fremder, der ums Haus geschlichen wäre. Im Nachhinein ließ ich mir die Ereignisse dieses Tages, wie Sie sich denken können, wieder und wieder durch den Kopf gehen, aber auch dabei stieß ich auf nichts, was als Warnung hätte dienen können, nicht die geringste Ungewöhnlichkeit im Verhalten aller. Wohl daher war das Ganze ein so abscheulicher Schock für mich.“

Ein Mord in einem verschlossenen Raum: Die gutmütige Mary Thurston, Gastgeberin einer Abendgesellschaft, wird mit durchgeschnittener Kehle in ihrem Schlafzimmer gefunden. Fenster und Türen waren von innen verriegelt, vom Täter fehlt jede Spur.

Der herbeigerufene Dorfpolizist Sergeant Beef, "ein großer, rotgesichtiger Mann von achtundvierzig oder fünfzig Jahren mit einem stacheligen rotblonden Schnurrbart, der eine wohlwollende Bierruhe ausstrahlt“ agiert zwar äußerst kompetent, wird aber von den Anwesenden recht herablassend behandelt. Dies ist ein Fall für Scotland Yard, - da scheint man sich einig, und selbst da bleiben Zweifel, ob jene ihn überhaupt werden lösen können.

Aber Hilfe kommt von unerwarteter Seite: Bald erscheinen drei illustre Herren, jeder von ihnen ein berühmter Detektiv, der als offensichtliche Parodie eines bekannten Vorgängers angelegt ist.

„Schon sehr früh am nächsten Morgen trafen einer nach dem anderen diese unfehlbaren, brillanten Privatdetektive ein, die anscheinend immer auftauchten, wenn es einen Mordfall aufzuklären gilt. Ich kannte mich recht gut mit ihren Besonderheiten aus und konnte mir gleich denken, was passiert war, dass sie hier erschienen. …

Lord Simon Plimsoll war der erste von ihnen. Er entstieg dem ersten einer Kolonne von drei Rolls- Royces, in dem zweiten befand sich sein Diener, dessen Name Butterfield war, wie ich später erfuhr, und in dem dritten Wagen wurde eine fotografische Ausrüstung von respektablem Umfang transportiert.“

Als nächstes folgte Amer Picon: „Sein Körperbau wirkte schmal und zerbrechlich, wurde jedoch gekrönt von einem großen, eiförmigen Kopf, so eiförmig, dass ich überrascht war, an ihm überhaupt eine Nase und einen Mund zu entdecken. Eher hätte ich erwartet, dass die Eierschale zerspringt und ein Küken ausschlüpft.“

Schließlich findet sich auch der Geistliche Monsignore Smith: ein kleiner menschlicher Pudding mit einem grünen Regenschirm, am Tatort ein.

Die Art wie Leo Bruce die berühmten Ermittler seiner Autorenkollegen hier durch den Kakao zieht ist anfangs durchaus amüsant. Lord Simon ist freundlich und unbekümmert, ein lustiges Liedchen summend untersucht er den Tatort, Amer Picon spickt seine Rede mit französischen Ausdrücken und der kleine Priester schwadroniert alles mögliche seltsame Zeug. Aber 205 Seiten lassen sich damit nicht ausfüllen. Vielmehr quält sich …Drei Detektive mit Mühe und Not über die Ziellinie und das Ende kommt einer Erlösung gleich. Für die Leser der 1930-er Jahre mag die derartige Veralberung ihrer geliebten Krimihelden noch mit dem Reiz des Neuartigen gewirkt haben, heute wirkt die Satire wenig subtil und nutzt sich schnell ab.

Im Finale darf dann jede der berühmten Spürnasen ihre eigene Auflösung des Falles präsentieren, welche sich selbstredend allesamt als falsch erweisen; während es dem unscheinbaren Dorfbullen Sergeant Beef als einzigem gelingt, den wahren Täter zu entlarven.

Die Auflösung bietet jedoch keine besonderen Überraschungen, vielmehr wird hier einer der ältesten Tricks des Genres variiert.

Ein Fall für drei Detektive ist weder als Komödie noch als klassischer Rätselkrimi wirklich überzeugend.

Der britische Autor Leo Bruce schrieb noch weitere Romane mit Sergeant Beef, ob sie besser gelungen sind als diese langatmige Persiflage vermag ich allerdings nicht zu sagen.

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