Rezension zu Psyche. Welten. von Lucas Edel
Rezension zu "Psyche. Welten." von Lucas Edel
von WolfgangB
Rezension
WolfgangBvor 12 Jahren
Psyche. Welten. Was erwartet man sich anhand eines Titels wie diesem? Einen packenden Thriller über einen geisteskranken Serienmörder? Einen kunstvollen Plot, der mehrere Wirklichkeitsebenen ineinander verschachtelt? Wer nach Derartigem sucht, sei an andere Titel verwiesen. Der engagierte Jungautor Lucas Edel bietet in seiner verstörenden Kurzgeschichtensammlung alles andere als einen transkribierten Fernsehabend. Vielmehr handelt es sich bei dem vorliegenden Werk um ein kantiges Mosaik aus Alltagsbegegnungen und Gedankensplittern. Einem Soldaten, der mühsam um seine Erinnerung ringt, begegnet der Leser, erlebt ein Weihnachtsfest, das vom Schrecken des Krieges pervertiert wird, nimmt teil an einer Gesangsrunde, die sich gegen erstickende Strukturen aufbäumt. Der Mensch an sich wird in einem weiteren Stück auf seine bloße Existenz entkleidet, ein Altenpfleger sucht seine verlorengegangene Identität. Wenn man nach der abschließenden olfaktorischen Reise im Supermarkt aus der Lektüre entlassen wird, fühlt man sich gereift, an der Sprache gewachsen, erfahrener. Gerade diese ist es, die der Anthologie ihren grau-melancholischen Glanz verleiht. Stilistisch sicher, die Worte ins Experimentelle verbiegend, zu vielschichtigen Symbolen verbiegend, beeindruckt Edel mit einer erzählerischen Reife, die an den Kärntner Büchner-Preisträger Josef Winkler erinnert. "Psyche. Welten." ist gewiß keine leichte Lektüre, aber läuternd, lohnend, lesenswert.