Cover des Buches Die Rückkehrer (ISBN: 9783551736475)
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Rezension zu Die Rückkehrer von Maël

berührend

von Buchwurmchaos vor 9 Jahren

Kurzmeinung: Sehr berührendes Buch über die Entstehung des Filmes "Amerikas verletze Seelen". Soldaten nach dem Irakkrieg.

Rezension

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Buchwurmchaosvor 9 Jahren
"Die Rückkehrer", ein Graphic Novel des Hauses Carlsen, geschrieben von Olivier Morel, gezeichnet von Mael (Martin Leclerc), beschreibt die Entstehung des Filmes "Amerikas verletzte Seelen".
Olivier Morel beschäftigt sich als Assistant Professor mit dem Verhältnis von Trauma und Kreation. 2011 wurde in Deutschland sein Film "L´Ame eng Sang" auf arte gezeigt, in dem sich der Autor mit dem Posttraumatischen Belastungssyndrom der amerikanischen Soldaten nach Einsatz im Irak Krieg beschäftigt.
Dieses graphic novel zeigt die Geschichte rund um den Film. Angefangen davon, wie die Idee entstand, wie vereinzelte Soldaten sich meldeten und bereit zeigten über ihre Belastung, ihre Unfähigkeit wieder im Leben teilzunehmen, zu sprechen, und wie das Projekt angegriffen und in Frage gestellt wurde.
Lange Zeit hat man die Nöte der traumatisierten Soldaten nicht ernst genommen, nicht verstanden, auch heute gibt es Gerichtsgutachter, die eine posttraumatische Belastungsstörung als "nicht existent", als Humbug abtun, noch gibt es einen Weg, diese erworbene Psychose zu heilen. Pro Tag bringen sich über 20 Soldaten im Suizid um, weil sie nach Einsatz im Krieg keinen anderen Ausweg sehen, oft sind es Kleinigkeiten, die sich im Gehirn einbrennen und alles blockieren, eine Rückkehr in ein normales Leben für alle Zeiten unmöglich machen.
Der Untertitel "Wenn der Krieg im Kopf nicht endet" könnte es nicht besser ausdrücken.
Und es betrifft nicht nur die Soldaten selbst, es leiden die Familien, die Freunde, die oft völlig verzweifeln, weil sie dem gebrochenen Menschen nicht helfen können und sich von Politikern und Regierung im Stich gelassen fühlen.
Erstaunlich ist es auch, dass es so wenig Menschen gibt, die diesen Zustand erfassen können, es scheint unmöglich, die Leiden eines PTBS zu vermitteln und nachzuvollziehen. Dabei hat auch schon der Philosoph Sophokles etwa 442 v. Chr. in einer Tragödie die Martyrien eines betroffenen sehr treffend beschrieben.
In diesem graphic novel steht also nicht die Psychologie im Vordergrund, auch nicht die Vorkommnisse im Iran Krieg, es ist keine fiktive Action-Comic Version, sondern es geht um die Diskussionen und Begebenheiten während der Tage des Filmdrehs.
Als sich einer der interviewten Soldaten kurze Zeit später erhängt, wird das Projekt heftig attackiert. Man war sich unsicher, ob es den Soldaten hilft, über ihre Erlebnisse zu sprechen, oder ob ein "nicht erinnern", "nicht dran rühren" eher förderlich wäre.
Der film wurde beendet und hilft hoffentlich allen Menschen zu einem besseren Verständnis.
Im Anhang finden sich viele Informationen rund um den Krieg und ein Kapitel "Was ist aus ihnen geworden?"
Bildlich umgesetzt von Moel, der es verstand die "bösen Geister" in bedrohlich roter Farbe existent werden zu lassen.
Mich hat das Buch beeindruckt, berührt und nachdenklich gemacht.
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