Madame de Pompadour

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Lebenslauf

Jeanne-Antoinette Poisson, genannt Madame de Pompadour, wurde am 29. Dezember 1721 in Paris geboren. Ab 1745 war sie bis zu ihrem Tod (15. April 1764, Versailles) die Haupt-Mätresse des französischen Königs Ludwig XV. Sie gilt als eine der mächtigsten Frauen ihrer Zeit.

Quelle: Verlag / vlb

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Cover des Buches Ich werde niemals vergessen, Sie zärtlich zu lieben (ISBN: 9783446197534)
A

Rezension zu "Ich werde niemals vergessen, Sie zärtlich zu lieben" von Madame de Pompadour

Gefährliche Briefschaften
Andreas_Oberendervor 2 Jahren

Das Buch von Hans Pleschinski ist mit äußerster Vorsicht zu benutzen.

Im Zusammenhang mit Madame de Pompadours Korrespondenz gibt es zwei Probleme. 

1. Die erhalten gebliebenen Briefe sind über zahlreiche Archive und Privatsammlungen verstreut. Eine wissenschaftlich-kritische Gesamtedition liegt bis heute nicht vor. Historikerinnen und Historiker müssen deshalb notgedrungen mit mehreren Teil-Editionen arbeiten, die an entlegenen Stellen publiziert wurden und nur in großen Staats- und Universitätsbibliotheken zu finden sind. Zu den umfangreichsten und meistbenutzten Editionen zählt das Werk des französischen Verlegers Auguste Poulet-Malassis aus dem Jahr 1878. Es enthält die Briefe der Marquise an folgende Personen: François Poisson (Vater); Abel Poisson (Bruder); Joseph Pâris-Duverney (Finanzier und Unternehmer); Herzog von Aiguillon (Offizier und Politiker); Madame de Lützelburg (eine lothringische Adlige). Briefe an die folgenden Politiker und Diplomaten liegen ebenfalls in Editionen vor (in Klammern die Jahre der Veröffentlichung): Herzog von Nivernais, Botschafter in Rom, Berlin, London (1890); Finanzminister Bertin (1908); Herzog von Choiseul, Botschafter in Rom und Wien (1917); Kriegsminister D’Argenson (1923). 

2. Im Jahr 1772 erschien in London ein mehrbändiges Werk mit Briefen der Marquise. Die Zeitgenossen erkannten sofort, dass es sich um eine Fälschung handelte (siehe unten). Bis heute ist unklar, wer diese gefälschten Briefe fabriziert hat. Es ist bestürzend, dass heutzutage immer noch einzelne Autoren auf die Fälschung hereinfallen, so Hans Pleschinski. Auch der Sachbuchautor Uwe Schultz benutzt die gefälschten Briefe für seine Pompadour-Biographie (2004). Erklären lässt sich das wohl nur mit schlampiger Recherche und fehlender Sachkenntnis. Im letzten Drittel des 18. Jahrhunderts hatten gefälschte Briefe und Memoiren Konjunktur auf dem europäischen Buchmarkt. Eine Zeitlang waren unter Madame de Pompadours Namen auch gefälschte Memoiren im Umlauf.

Die französische Historikerin Cécile Berly hat 2014 ebenfalls ein "Lesebuch" mit Briefen der Marquise herausgegeben ("Lettres de Madame de Pompadour. Portrait d’une favorite royale"). Berly weiß um die Problematik der echten und unechten Briefe. Sie hat sich entschlossen, auch unechte Briefe aus der Londoner Edition in ihr Buch aufzunehmen. Bei jedem der 140 Briefe in ihrem Buch gibt sie an, ob er authentisch (83 Stück) oder apokryph (57 Stück) ist. Das ist löblich, aber es stellt sich die Frage, welchen Sinn es hat, gefälschte Briefe abzudrucken. Berly hat ihrem Werk ein Zitat von Voltaire vorangestellt. Im Juli 1772 schrieb der Schriftsteller an die Marquise du Deffand:

"Wissen Sie, dass zwei Bändchen mit Briefen von Madame de Pompadour erschienen sind? Sie sind in einem leichten und natürlichen Stil verfasst. (…) Alle, die diese Frau nicht gekannt haben, werden denken, dass die Briefe von ihr sind. Im Ausland verschlingt man sie. Mit der Zeit wird man erkennen, dass diese Sammlung nur das Schelmenstück [friponnerie] eines geistreichen Mannes ist."

Hans Pleschinskis Buch zerfällt in zwei Teile. Vertrauenswürdig ist nur der zweite Teil (S. 354-417). Er enthält – in deutscher Übersetzung von Pleschinski – die Briefe aus der Edition von Poulet-Malassis. Von deutlich größerem Umfang ist der erste Teil (S. 5-338). Er enthält 201 durchnummerierte Briefe, ebenfalls von Pleschinski übersetzt, durch Textpassagen verbunden und mit Anmerkungen versehen. Bei keinem dieser Briefe gibt Pleschinski an, woher er stammt, d.h. aus welcher Edition. Im Literaturverzeichnis (S. 445/446) sind nur die Edition von Poulet-Malassis und die Londoner Edition angegeben. Der Verdacht liegt nahe, dass die meisten Briefe des ersten Teils, schlimmstenfalls sogar alle, aus der Londoner Edition stammen, also nicht authentisch sind. Zwei Beispiele seien angeführt, um diesen Verdacht zu untermauern:

1. Brief an den Schriftsteller und Staatstheoretiker Montesquieu von 1751, S. 116-118, Nr. 64. Der Brief scheint Madame de Pompadours kritische Einstellung gegenüber der katholischen Amtskirche zu belegen. Er ist aber nicht echt (siehe Berly S. 168).

2. Brief an Christophe de Beaumont, Erzbischof von Paris, undatiert, S. 313/314, Nr. 188. Der Brief scheint zu belegen, dass Madame de Pompadour die Ausweisung der Jesuiten aus Frankreich befürwortete. Überdies scheint er ihren anmaßenden, hochmütigen Tonfall gegenüber Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens zu illustrieren. Aber auch dieser Brief ist nicht echt (siehe Berly S. 246).

Es hätte Pleschinski stutzig und misstrauisch machen müssen, dass die Londoner Edition anonym und nur wenige Jahre nach dem Tod der Marquise erschien. Viele Empfänger lebten damals noch, beispielsweise der Herzog von Richelieu (Briefe Nr. 70, 71, 129). Pleschinski hätte sich fragen müssen, wie die Herausgeber an Briefe gelangt sind, die an Dutzende Adressaten in ganz Frankreich gerichtet sind. 

Im Literaturverzeichnis ist auch Danielle Gallets Pompadour-Biographie aus dem Jahr 1985 aufgelistet, die beste französischsprachige Biographie neueren Datums. Sofern Pleschinski das Buch tatsächlich gelesen hat, hätte es ihm zu denken geben müssen, dass Gallet all die vielen Briefe, der er im ersten Teil seines Buches zusammengestellt hat, nicht heranzieht und zitiert. Gallet und die beiden anderen Biographinnen der Marquise, Evelyne Lever (2000) und Christine Pevitt Algrant (2002), ziehen keinen einzigen der Briefe heran, die Madame de Pompadour an den französischen Botschafter in London, den Herzog von Mirepoix, geschrieben haben soll (Nr. 61, 69, 79, 81, 91, 93, 94). Den unter Nr. 79 abgedruckten Brief an Mirepoix zitiert auch Uwe Schultz; er stammt, wie die Endnoten in Schultz’ Buch zeigen, aus der Londoner Edition, ist somit unecht. Das ist besonders pikant, weil die Marquise in dem Schreiben ihren Ressentiments gegenüber den Engländern freien Lauf lässt und sich außerdem über das Vorhaben mokiert, den Juden in Großbritannien wieder Bürgerrechte zu gewähren.

Wer im Rahmen des Studiums oder gar im Rahmen wissenschaftlicher Arbeit auf Pleschinskis Buch zurückgreift, der muss vor der Verwendung von Briefen aus dem ersten Teil unbedingt recherchieren und abklären, ob sie authentisch oder gefälscht sind. Cécile Berlys Buch ist ein guter Startpunkt für solche Überprüfungen.

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