Spurensuche in Wien
von Bellis-Perennis
Kurzmeinung: Knapp 100 Augenzeugen berichten über jene Tage und Wochen, in denen Wien und Umgebung bombardiert wurden - beeindruckend erzählt.
Rezension
Autor Marcello LaSperanza lässt in seinem Buch rund 100 Augenzeugen jener Tage und Wochen zu Wort kommen, in denen Wien von britischen und amerikanischen Flugzeugen bombardiert wurde. Knapp 100 Berichte von Männern und Frauen, die damals Kinder bzw. Jugendliche waren.
Jeder dieser Berichte spiegelt die eigenen traumatischen Erlebnisse wieder, denen die Menschen ausgesetzt waren.
Einige berichten von beinahe unbeschwerter Kindheit, andere haben bereits Kriegsbedingte Einschränkungen und Entbehrungen kennen gelernt. Viele erzählen, dass man in der Not eng zusammengerückt ist. Doch auch die Angst vor Repressalien, wenn ein falsches Wort zur falschen Person gesprochen wurde, ist all gegenwärtig.
Es ist von Kriegsdienst an der FLAK, von der Arbeit in Munitionsfabriken als Straßenbahnfahrerin oder Krankenschwester oder ganz einfach vom Kampf ums Überleben die Rede.
Wir erfahren von Bombentreffern, verschüttet sein und dem Einmarsch der fremden Soldaten. Viele der Zeitzeugen haben jahrelang nichts von ihren Erlebnissen erzählt. Jetzt mit dem Abstand von rund 70 Jahren können manche darüber sprechen, manche können es noch immer nicht.
In einigen Erzählungen ist von der verlorenen Kindheit und Jugend zu lesen und vom Wunsch, die Vergangenheit endlich ruhen zu lassen.
Marcello LaSperanza reiht Bericht an Bericht, manchmal verbindet er die Geschichten durch erklärende Worte. Erstaunlich, wie viele private Fotos den Krieg überstanden haben. Sie ergänzen das Buch zu einem eindrucksvollen Ganzen.
Fazit:
Mit viel Fingerspitzengefühl ist dem Autor wieder ein einfühlsames und doch aufwühlendes Buch gelungen. Gerne gebe ich 5 Sterne.