Cover des Buches Krieg der Sänger (ISBN: 9783492054515)
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Rezension zu Krieg der Sänger von Robert Löhr

Rezension zu "Krieg der Sänger" von Robert Löhr

von Gospelsinger vor 12 Jahren

Rezension

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Gospelsingervor 12 Jahren
Dass Martin Luther im Jahr 1521 nachts auf der Wartburg Besuch vom Teufel erhalten hat, wissen wir, schließlich sieht man immer noch einen Fleck an der Wand, weil Luther sein Tintenfass nach dem Teufel geworfen hat. Aber es ist völlig unbekannt, worüber die beiden geredet haben. Diese Lücke wird hier geschlossen. Der Teufel will Martin Luther davon abhalten, seine Bibelübersetzung zu veröffentlichen, die eine Spaltung zwischen den Gläubigen herbeiführen wird. Luther schließt daraufhin einen Handel mit dem Teufel ab: Er wird seine Übersetzung ins Feuer werfen, wenn der Teufel ihn von der Bosheit der Menschen überzeugt. Denn der Teufel behauptet, dass der Sängergipfel auf der Wartburg in Wirklichkeit ein Sängerkrieg war. Der Teufel fängt also an, zu erzählen, was sich damals wirklich auf der Wartburg zugetragen hat. Im Jahr 1206 versammeln sich über die Weihnachtstage auf Einladung des thüringischen Landgrafs Hermann I. die sechs bedeutendsten Dichter deutscher Sprache auf der Wartburg. Walther von der Vogelweide, Wolfram von Eschenbach, Reinmar von Hagenau, Heinrich von Weißensee, Heinrich von Ofterdingen und Biterolf von Stillaha wollen sich trotz aller Differenzen und persönlichen Streitigkeiten friedlich miteinander messen, aber es kommt anders. Plötzlich kommt die Idee auf, einen Wettstreit auf Leben und Tod abzuhalten. Der beste Dichter soll geehrt, der schlechteste dagegen geköpft werden. Allerdings geht es bei diesem Wettkampf nicht mit rechten Dingen zu. In Wirklichkeit läuft hier eine Intrige ab; schon im Vorfeld wurden Absprachen getroffen. Mit einem fairen Wettstreit hat das nichts mehr zu tun. Als dann Menschen und ein Schwert spurlos aus der eingeschneiten Burg verschwinden, machen die abergläubischen Einwohner die „Wilde Jagd“ dafür verantwortlich, Geister der Rauhnächte, wegen derer sich niemand nachts vor die Tür traut. Oder hat der Teufel doch recht, und die Vorkommnisse sind ein Zeichen für die Bosheit der Menschen? Getrieben von der Angst, als unerfahrener und damit schlechtester Dichter geköpft zu werden, versucht Biterolf von Stillaha seine Haut zu retten, und gerät damit erst recht in das Netz der Intriganten. Robert Löhr hat die historischen Fakten, zum Beispiel den Latrinensturz zu Erfurt am 26. Juli 1184, gründlich recherchiert und gekonnt mit fiktiven Elementen gemischt. Die Charaktere wirken sehr lebendig, besonders, weil auch Einzelheiten ihrer Biographien geschickt in die Handlung eingestreut werden. Der Schreibstil wird der Zeit gerecht und sorgt für einen authentischen Erzählton. Dass ich die Wartburg schon mehrmals besucht habe, machte die Lektüre für mich besonders plastisch. Das Mittelalter wird in diesem Buch so lebendig, als sei man selbst dabei gewesen und diese Geschichte hebt sich wohltuend von der üblichen Massenware historischer Romane ab.
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