Rezension zu Wie der Soldat das Grammofon repariert von Saša Stanišić
Rezension zu "Wie der Soldat das Grammofon repariert" von Sasa Stanisic
von pape
Rezension
papevor 14 Jahren
Der 1. Dezember 2009 war ein besonderer Tag. Es war der Tag, an dem ich Saša Stanišić bei einer Lesung erleben durfte und noch nie habe ich so gelacht auf einer Lesung. Eines stand danach für mich fest, ich muss den Roman dieses Mannes lesen. In „Wie der Soldat das Grammofon repariert“ erzählt Aleksandar von seiner Kindheit in Višegrad, Geschichten seiner Familie und seines Flusses, der Drina. Dies tut er mit unglaublicher Erzähllust, denn „die wertvollste Gabe ist die Erfindung, der größte Reichtum die Fantasie“ hat ihm sein Opa Slavko mit auf den Weg gegeben. Den 1992 ausbrechenden Bürgerkrieg schildert er ohne Hintergründe zu benennen oder Interpretationen, eben aus der Sicht eines Kindes beobachtet. Die Flucht mit seinen Eltern nach Deutschland lässt den Jungen Aleksandar erwachsener und seine Sprache nüchterner werden, seinen Humor verliert er dadurch allerdings nicht. Am Ende kehrt Aleksandar nach 10 Jahren wieder in seine vom Krieg zerstörte Heimat zurück, auf der Suche nach Freunden und Erinnerungen und ein wenig auch auf der Suche nach seiner kindlichen Sprache und Fantasie. „Wie der Soldat das Grammofon repariert“ ist kein Roman, den man in einem Rutsch verschlingt, es ist ein Buch, bei dem man jeden Tag ein kleines Stück wunderbare Sprache und Erzählkunst genießt, was erklärt, warum ich ungewöhnlich lange zum Lesen gebraucht habe. Leider hat Saša Stanišić im Moment kaum Zeit, seinen zweiten Roman zu schreiben. Die Zeit bis dahin werde ich mir mit seinen Kolumnen in der Zeitschrift U-Mag und dem von ihm gesprochenen Hörbuch verkürzen.