Cover des Buches Götterfall (ISBN: 9783423249645)
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Rezension zu Götterfall von Sandra Lüpkes

Die Rache des nordischen Gottes

von M.Lehmann-Pape vor 11 Jahren

Rezension

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M.Lehmann-Papevor 11 Jahren


Loki ist jener der nordischen Götter, der den zwiespältigsten Eindruck hinterlässt. Einer, der hinterhältig sein kann oder einfach nur schlau, je nachdem, aus welcher Richtung man ihn betrachtet. Vor allem aber einer der Götter, der ein gutes und langes Gedächtnis hat und Kränkungen nicht so schnell ad acta legen wird.

Nicht der Gott Loki selbst, aber „einer wie Loki“, wird eine gewichtige Rolle in diesem neuen, eher unfreiwillig über sie kommenden, Fall für die Hannoversche Profilerin Wencke Tydmers spielen. Wobei zunächst der Ruf aus ferner Vergangenheit den gegenwärtigen Alltag überfällt. Als Tymers noch in der Ausbildung war, als sie mit zwei „besten Freundinnen“, das Zimmer teilte, als der Sohn eines hohen Politikers entführt und rituell getötet wurde.

Ereignisse von vor 20 Jahren, die, wie sich zeigen wird, auch für die Gegenwart eine wichtige Rolle spielen werden. Denn zwar scheint der Mord an dem Jungen damals geklärt worden zu sein, der Geliebte einer der beiden Freundinnen Tydmers wurde gefasst und verurteilt, aber nicht alles scheint so zu sein, wie es den Anschein hatte. Denkt sich zumindest Tydmers.

Andererseits, viel Zeit, Licht in das Dunkle der damaligen Gewalttat zu bringen, hat sie nicht. Auch wenn ihre Abteilung durchaus Erfolge vorzuweisen hat, der Rotstift droht. Da bietet sich eine Teilnahme an einer europäischen internationalen Konferenz an. Die Abteilung ist eingeladen und Tydmers ist bereit, zu fahren. Ihre Chefin ist zu sehr mit den Folgen eines unverhofft auftretendem Brandes im eigenen Haus beschäftigt, um selber an der Konferenz teilzunehmen.

Wie Lüpkes durch die Überschriften ihrer Kapitel und den Bezug auf die drei nordischen Nornen bereits im Lauf der Entwicklung des Falles in den Raum stellt, dass die Konferenz gerade in Island stattfindet, im Land der Feen, Sagen und nordischen Götter, das wird durchaus einen wichtigen Bezug zur Lösung des alten Mordes und der neuen Bedrohungen spielen.

Ein stückweit doch vorhersehbar ist, wie sich die Beziehungen und gegenseitigen Verstrickungen der Protagonisten am Ende darstellen werden. Andererseits bietet Lüpke auch in ihrem neuen Roman um die Profilerin Wencke Tydmers viel nordische Mentalität und Atmosphäre und bringt ihre Geschichte durchaus temporeich voran. Die kritischen Seitenbemerkungen gegen die allzu einseitigen Entwicklungen nach dem Mauerfall, die Gier des Kapitalismus und die Käuflichkeit der Politik werden ebenso realistisch in die vielen Fäden des Falles mit eingebaut, wie die sich weiter entfaltende und differenziert dargestellte Hauptfigur Tydmers. Der es hier und da gut stehen würde, wenigstens ein wenig Mehr an engeren und kontinuierlichen sozialen Beziehungen als literarische Figur „zu leben“.

Sprachlich gradlinig, durchaus unterhaltsam, hier und da überzogen (im Blick auf die „neue Frau“ an des mächtigen Politikers Seite und ihre „medizinische Behandlungsweise“) bietet auch der neue Fall um Wencke Tydmers herum „nordisch“ geprägte Unterhaltung mit vorhandener, aber nicht allzu hoher Spannung.

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