Cover des Buches Johnny und Jean (ISBN: 9783835315563)
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Rezension zu Johnny und Jean von Teresa Präauer

Kunst im Doppelpack

von ChiefC vor 9 Jahren

Rezension

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ChiefCvor 9 Jahren
Johnny und Jean: In Teresa Präauers Roman über zwei Jungen, die aus dem gleichen Dorf stammen und dann beide in der zweitgrößten Stadt des Landes Kunst studieren, sind die Rollen von der ersten Seite an klar verteilt: Johnny verliert als Bub im Schwimmbad beim ungelenken Köpfler schier die Badehose. Doch das merkt eh keiner, weil alle einem zujubeln, der einen Salto vom Dreimeterbrett macht: Jean.
Mit ihrem zweiten Roman schaffte es Präauer 2015 als eine von fünf Nominierten auf die Shortlist für den Preis der Leipziger Buchmesse. Letzteren gewann sie zwar nicht, aber eine weitere Auszeichnung ist ihr bereits sicher: Am 17. Mai erhält sie den Droste-Literaturförderpreis der Stadt Meersburg. Bereits für ihr Debüt „Für den Herrscher aus Übersee“ hatte Präauer 2012 den aspekte-Literaturpreis bekommen.
Für einen Künstlerroman wie „Johnny und Jean“ hat Präauer, geboren 1979 in Linz, allein schon ideale Voraussetzungen: Sie studierte Germanistik und Malerei und arbeitet heute als Autorin und bildende Künstlerin in Wien. So stammen auch die Bilder auf den Umschlagseiten ihres neuen Romans aus ihrer Hand.
Jean der Überflieger, dem alle Herzen zufliegen, der aus Sperrmüll und Nichts umjubelte Performances macht und Johnny, der beharrlich seine Fischbilder malt und von einer Freundschaft mit Jean träumt, deren schillernde Details er sich anfangs nur in seiner Phantasie ausmalt. Doch selbst als sie konkrete Formen anzunehmen scheint, sich die beiden Jung-Künstler auch noch in dieselbe Frau verlieben und sich prügeln, ist der Leser nicht ganz sicher, ob es sich bei Jean und Johnny wirklich um zwei verschiedene Personen handelt, oder ob Johnny/Jean, „eins und doppelt“ ist: zwei widersprüchliche Seiten in einer Person vereint.
Diese Frage lässt Präauer bewusst offen, wie sie auch vor kurzem in einem Interview einräumte. Sie jedenfalls interessierten beide Typen, die Angeber und die Zweifler und sie glaube, dass es auch beide für die Kunst brauche. So wie manche Maler bereits mit einigen Pinselstrichen eine Leinwand aufteilen und ein Bild entstehen lassen können, braucht Präauer nur wenige Seiten, um Johnny und Jean zu schaffen und zu schattieren. Nebenbei entwirft sie mit leichter Hand einen Exkurs durch die Kunstgeschichte von Cranach bis in die Gegenwart und lässt Dalì sogar mit Johnny sprechen. Damit nicht genug: Dank ihres Humors gelingen Präauer zudem wunderbare Satiren auf den Kunstbetrieb, so über eine Möchtegern-Galeristin, die ihre Künstler schurigelt, über die chronisch unterbezahlten Studentenjobs in solchen Galerien und den „Faktor“, mit dem der Marktwert eines Künstlers berechnet wird. Viele dieser Dinge kennt Präauer aus eigenen Erfahrungen. Sie hat sie in „Johnny und Jean“ in Kunst verwandelt – doppelt und dreifach.
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