Cover des Buches Caravaggios Geheimnis (ISBN: 9783866122437)
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Rezension zu Caravaggios Geheimnis von Tilman Röhrig

Rezension zu "Caravaggios Geheimnis" von Tilman Röhrig

von Claudia-Marina vor 14 Jahren

Rezension

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Claudia-Marinavor 14 Jahren
18. Oktober 1969. Zwei Männer dringen in eine Kirche in Palermo ein. Sie stehlen die Natività, eines von Caravaggios berühmtesten Gemälden, das bis heute nicht wieder aufgetaucht ist. Mit diesem Exkurs in die Gegenwart beginnt und endet Tilman Röhrigs Roman über einen der größten Maler des italienischen Barock; Michelangelo Merisi, genannt Caravaggio. Dazwischen lässt er den Leser eintauchen in eine völlig fremde Welt. Italien gegen Ende des 16. und zu Beginn des 17. Jahrhunderts. Caravaggio, 1577. Der sechsjährige Michele trauert um seinen Großvater. Er ist ein zorniges Kind, leidenschaftlich und getrieben. Er wird älter, und er bleibt ein Einzelgänger. Einzig die Malerei interessiert und fasziniert ihn. Er zieht nach Mailand um dort Malerei zu studieren. Er hat kein Glück, wird ausgebeutet und missbraucht, zieht weiter nach Rom und schließlich nach Neapel. Die große Karriere bleibt aus, sein Werk wird zwar von Würdenträgern geschätzt, aber mehr auch nicht. Die einzige Konstante in seinem Leben ist Paola, seine Jugendliebe, die nicht von ihm lassen kann und die ihm immer wieder begegnet. Caravaggio liebt sie zwar auch, kann aber gleichzeitig nicht von seinen jungen Liebhabern lassen. In seinem Leben gibt es kein Mittelmaß, ständig befindet er sich im Rausch – sei es im Farb-, Alkohol-, Liebes – oder Gewaltrausch. Zwar ist er ein genialer Maler, doch er ist ein schwieriger Charakter; zerrissen, aggressiv, labil. Er will alles oder nichts. Tilman Röhrig schafft es mit Caravaggios Geheimnis, Italien im späten 16. Und frühen 17. Jahrhundert wieder lebendig zu machen. Mit all seinen Farben, Geräuschen und Gerüchen entsteht vor meinem inneren Auge ein Bild und ich fühle mich teilweise selbst wie in Italien, immer an der Seite von Caravaggio und Paola. Caravaggio selbst ist ein Gemälde, schillernd und faszinierend, doch er entzieht sich mir selbst bei längerem Betrachten. Ich kann nicht mit ihm mitfühlen, verspüre keine Sympathie für ihn. Einzig Paola schafft es, mein Mitgefühl zu wecken, wenn sie wieder und wieder um Caravaggios Gunst wirbt, und ihn doch nicht an sich binden kann. Das Geheimnis um Caravaggio, auf das der Titel hindeutet, ist wohl seinen Charakter zu verstehen. Leider bleibt dieser wie auch die Natività verborgen.
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