Cover des Buches Dark Wonderland - Herzkönigin (ISBN: 9783570163191)
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Rezension zu Dark Wonderland - Herzkönigin von A. G. Howard

Ein etwas anderes Wunderland

von Lucinda_im_Wunderland vor 6 Jahren

Kurzmeinung: Der Blick ins Wunderland durch ein psychedelisches Kaleidoskop.

Rezension

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Lucinda_im_Wunderlandvor 6 Jahren

Alyssa Gardner kennt ihre Zukunft.
Es ist ein verstörendes Schicksal.
Sie wird wahnsinnig werden. Wenn nicht heute, dann morgen. Wenn nicht morgen, dann irgendwann. So war es immer.
Bei allen Frauen in der Familie, auch bei ihrer geliebten Mutter.
Schuld daran ist ihre Urururgroßmutter Alice Liddell, der Welt besser bekannt als Alice im Wunderland. Lewis Carroll schrieb nichts anderes als ihre Memoiren nieder.

Seit Alices Erlebnissen liegt ein Fluch auf den Liddell-Frauen. Sie hören die Stimmen von Blumen und Insekten. Dieses Flüstern ist allgegenwärtig und treibt sie langsam aber sicher immer weiter in den Abgrund des Wahnsinns.

Alyssa versucht dies zu vergessen und ein halbwegs normales Leben zu führen. Das, was sie als normal ansieht, versteht sich. Denn Alyssa ist ein kleines bisschen seltsam. Zumindest sagen das ihre Mitschüler. Nicht nur, dass ihre Mutter in der Irrenanstalt lebt, sie zieht sich nicht „normal“ an, sie hört keine „normale“ Musik und ihre Hobbys sind auch alles andere als „normal“, denn Gemälde aus toten Insekten vermischt mit anderen Materialien werden im besten Fall eher als kurios bezeichnet.
Zum Glück ist das alles sowohl ihrem Vater als auch ihrem besten Freund Jeb ziemlich egal. Dieser ist im Übrigen nicht nur ihr Freund, zumindest für Alyssa nicht. Seit Jahren ist sie heimlich in ihn verliebt. Vielleicht ist der Abschlussball ja eine Chance ihm näher zu kommen.

Doch anstatt sich auf das perfekte Outfit für den Ball konzentrieren zu können, muss Alyssa sich mit ihren Familienproblemen herumschlagen. Der Geisteszustand ihrer Mutter verschlimmert sich rapide und die Ärzte stehen vor einem Rätsel. Alyssa möchte ihrer Mutter helfen und findet bald Hinweise auf ein Geheimnis, welches seit Alices Zeiten in der Familie gehütet wird - die Wahrheit über das Wunderland.

Denn Wunderland existiert. Zumindest behaupten das alle Puzzleteilchen, die Alyssa zusammensetzen kann. Sie begibt sich auf die Reise ihres Lebens, durch die Spiegel in das geheimnisvolle Land. Doch das absonderliche, auf verschrobene Art liebenswerte Wunderland von Lewis Carroll ist nicht das, was sie vorfindet. Das Land hinter den Spiegeln ist zwar wunderlich, aber vor allem gruselig, bizarr und komplett verstörend.

So begibt sich Alyssa auf die Suche nach Antworten. Zum Glück muss sie das nicht allein - Jeb ist ihr gefolgt. Doch nicht nur er möchte ihr zur Seite stehen. Der geheimnisvolle, verführerische und ganz und gar nicht vertrauenserweckende Morpheus möchte sie sicher durch das Wunderland führen.
Alyssa setzt alles daran, den Fluch ihrer Familie zu brechen und begegnet dabei allerlei seltsamen Gestalten. Wesen, die alle zu kennen glaubten…und doch ganz anders sind. Ist dies wirklich Alices Wunderland? Wem kann Alyssa trauen, wenn alles nicht so ist, wie es scheint? Und was für eine Rolle spielt Morpheus in der ganzen Geschichte?


Das Wunderland. Kein fiktives Land hat es mir so sehr angetan wie dieses. Seit Jahren bin ich fasziniert von Alice und ihrer Geschichte und habe eine klitzekleine Obsession für dieses Thema entwickelt. Daher musste ich Dark Wonderland einfach lesen.

Das Cover gehört auch nach Jahren zu einem meiner liebsten. Es schreit nach Alice, die Komposition des Gesichtes, der Ranken und Insekten passt perfekt zur Geschichte. Es ist wunderschön und gleichzeitig auch ein wenig düster. Zusammen mit dem Titel hat es mich magisch angezogen.

Alyssa ist zum Glück keine typische Sechzehnjährige und eine sympathische Hauptfigur. Sie kommt meiner Vorstellung von einer modernen Alice ziemlich nah. Ich bin ihr gern auf ihrer Reise durch das Wunderland gefolgt. Doch Alyssa macht für mich das Buch nicht aus, die Figuren, die sie begleiten haben mich noch mehr in ihren Bann gezogen als sie selbst. Jeb mochte ich zwar ganz gern, aber gegen Morpheus hat er keine Chance. Der komplett undurchsichtige, irgendwie zwielichtige und dennoch wirklich einnehmende Charakter ist eine der besten Interpretationen, denen ich je begegnet bin. Er zieht einen in seinen Bann und stößt gleichzeitig ab. Man möchte ihm trauen und ihm dann wieder eine Ohrfeige verpassen, weil er irgendwas angerichtet hat. Ich war selten so hin und her gerissen von einer einzigen Figur und selten so verzaubert.

Die Liebesgeschichte, die man ja aufgrund der Andeutungen rund um Jeb schon erwartet, passt sich nahtlos in den Rest der Geschichte ein und kommt auch gern mal mit einer überraschenden Wendung um die Ecke.

Das Wunderland, welches A.G. Howard geschaffen hat, ist anders als erwartet, aber nicht minder einnehmend. Sie nimmt die Vorstellungen, die der Leser haben könnte, spielt mit ihnen und verdreht sie so lange, bis man das Gefühl hat durch ein psychedelisches Kaleidoskop zu blicken. Dieser Anblick ist aber nichts für Zartbesaitete. Wer mit einer düsteren Horrorversion des Weißen Kaninchens nichts anfangen kann, sollte lieber die Finger von der Geschichte lassen. Allen anderen kann ich nur empfehlen, den Blick in dieses Kaninchenloch zu werfen. Es wird sich lohnen.


Empfehlung für:
Liebhaber des Wunderlandes. Fans von Schauergeschichten, die einen mit angenehmer Gänsehaut zurücklassen und kein Problem damit haben, dass das Kopfkino verstörende Formen annehmen kann.


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