Cover des Buches Hier und jetzt und Himbeerkuchen (ISBN: 9783547711882)
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Rezension zu Hier und jetzt und Himbeerkuchen von Agnes Nelle

Rezension zu "Hier und jetzt und Himbeerkuchen" von Agnes Nelle

von Cappuccino-Mama vor 11 Jahren

Rezension

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Cappuccino-Mamavor 11 Jahren
Zwischen Thrillern und Krimis darf es bei mir gerne auch einmal ein heiteres, beschwingtes Buch für Frauen sein. Und wenn das Buch dann auch noch gleich mit seinem tollen Aussehen zum Lesen verführt – umso besser! Das Cover: Wow – dieses Cover hat es mir wirklich angetan – es war sozusagen die Liebe auf den ersten Blick! Verschiedene, zerbrechlich wirkende Porzellantassen, die etwas altmodisch wirken (mich erinnern sie an die guten, alten Sammeltassen)gestapelt auf einer rustikalen Tischplatte – oder auf was auch immer, inmitten prasselnden Regens – so wirkt das Bild auf mich. Und ich muss sagen, ich liebe es und auch der Titel selbst spricht mich an, da er einfach humorvoll klingt und Lust aufs Lesen macht. Handlung: Jörg und Iris, beide Ende Dreißig, sind schon seit vielen Jahren ein Paar. Da denkt Iris daran, endlich zu heiraten und eine Familie zu gründen. Doch dann kommt alles ganz anders, als von Iris gewünscht. Eines Tages, für Iris völlig unvorhersehbar, rückt Jörg mit der Wahrheit heraus. Er ist genervt vom ewig gleichen Trott und das Leben mit Iris ist ihm einfach viel zu langweilig. Kurzerhand macht er mit seiner Lebensgefährtin Schluss und teilt ihr auch gleich mit, dass er eine wesentlich jüngere, aufregendere Partnerin gefunden hat und Iris sich nun schnellstens eine neue Bleibe suchen müsse. Zumindest ihre selbstbewusste Freundin Emma, die das krasse Gegenteil von Iris ist, wäre begeistert, würde sie von der Trennung, des ihr so sehr verhassten Jörg, erfahren. Doch die ist gerade unglücklicherweise in Urlaub, so dass Iris nicht bei ihr in ihrer Luxuswohnung wohnen kann. Und mitten im ganzen Chaos bittet Bruno, der Vorgesetzter und Freund von Iris, sie auch noch, seinen erwachsenen Sohn Felix zur Magenspiegelung zu begleiten. Von der Betäubung nicht ganz bei Sinnen, gesteht der so viel jüngere Felix Iris seine Liebe. Iris schiebt das Liebesgeständnis auf die Nachwirkungen der Narkose, schließlich ist Felix ja erst fünfundzwanzig Jahre alt! Doch dann lernt Iris in einem Kochkurs, den sie gemeinsam mit Freundin Emma besucht, den smarten Niklas kennen, der sehr zuvorkommend ist – ein echter Gentleman und Frauenversteher – wie es scheint. Doch leider bringt die Beziehung mit Niklas so einige Probleme mit sich – seine Familie, die nicht den allerbesten Eindruck bei Iris hinterlässt. Und plötzlich, aus heiterem Himmel, interessiert sich auch noch Bruno, der langjährige Freund für Iris. Für welchen Mann wird Iris sich letztendlich entscheiden? Den jugendlichen Felix, seinen Vater Bruno oder den gestandenen Niklas. Oder gibt sie gar Jörg eine zweite Chance und findet bei ihm ihr Glück? Und welches Geheimnis hat Karrierefrau Emma? Meine Meinung: Als Iris Jörg zu Beginn des Buches nach einem Blick auf den Kalender zurief, es wäre wieder so weit, habe ich mir sonst etwas gedacht, aber nicht, dass sie ihm, wieder einmal, Nasen- und Ohrenhaare entfernt – vielmehr dachte ich an ein, naja, sagen wir mal – Befruchtungsritual. Und als alles aufgeklärt wurde, musste ich schon breit grinsen – und das alles bereits zu Beginn des Buches. Was für ein gutes Zeichen und welch ein gelungener Einstieg. Willkommen im spießigen und eintönigen Leben von Jörg und Iris. Sehr amüsiert habe ich mich an der Stelle, als Iris Felix nach seiner Magenspiegelung wieder in Empfang nimmt und der aufgrund seiner Betäubung ein sehr ungewöhnliches Verhalten an den Tag legt. Aber auch die Stelle, als Iris Niklas unter die Lupe nimmt und ihn nach seinem Alter fragt, fand ich sehr erheiternd – bislang dachte ich immer, nur Frauen würden bei einer solchen Frage schwindeln, doch nun wurde ich eines Besseren belehrt. Einfach zum Schmunzeln, als Niklas behauptet, er wäre neununddreißig Jahre alt, und es Iris daraufhin wie Schuppen von den Augen fällt, dass Niklas bei genauer Betrachtung doch nicht so gutaussehend und attraktiv ist, wie sie ihn bisher sah. Niklas ist also sozusagen eine „Mogelpackung“, zumal er es mit der Wahrheit nicht ganz so genau nimmt! Die gutmütige Iris fand ich mit ihren erst achtunddreißig Jahren sehr bieder und man wünscht sich, dass sie im Laufe des Buches nicht mehr ganz so spießig herüberkommt und Jörgs Trennung sich positiv auf Iris auswirkt. Jörg dagegen fand ich gleich unsympathisch und so hoffte ich, dass Iris nicht zu ihm zurückkehren würde, falls die neue Freundin ihn verlassen würde und er dann Iris „zurückbeordern“ würde. Etwas erstaunt hatte es mich, wie schnell und wie kampflos Iris „ihren Jörg“ der Nachfolgerin überließ – aber wie gesagt: Iris war eben die Gutmütigkeit in Person, die sich viel zu viel bieten ließ. Iris und Emma sind ein ungleiches Paar, wie es gegensätzlicher kaum sein kann. Auf der einen Seite ist da die bodenständige, graue Maus Iris, die ihre Tage damit verbringt, im Ordnungsamt, Verkehrsdelikte zu bearbeiten und abends mit ihrem Freund im rustikal eingerichteten Wohnzimmer, das im Übrigen noch von seinen Eltern stammt, vor der Flimmerkiste zu sitzen. Auf der Anderen Seite ist da die moderne und selbstbewusste Singlefrau Emma, ihres Zeichens gut verdienende Immobilienmaklerin mit durchgestylter Luxuswohnung, für die das Beste gerade gut genug ist und die Partys liebt – ein echtes Luxusweibchen eben! Und doch pflegen die beiden Frauen ihre langjährige Freundschaft. Emma fand ich anfangs viel zu dominant mit ihrem Verhalten Iris gegenüber. Ich hatte da den Eindruck, dass sie Iris völlig „unterbuttert“ und alles nach ihrem Kopf gehen muss. Niklas empfand ich zu keinem Zeitpunkt als DEN Traummann, sondern meinte stets, Iris würde durch ihn vom Regen in die Traufe geraten. Zudem überrumpelte er Iris regelrecht mit der Planung der gemeinsamen Zukunft – kurz nach dem Kennenlernen bereits ein gemeinsames Haus zu kaufen, ist in meinen Augen doch ein sehr tollkühner Plan. Zudem hatte Niklas eine sehr penetrante und aufdringliche Art an sich. Dass er beim Besuch eines Cafés gleich ungefragt für Iris mitbestellte, obwohl diese gerne etwas anderes bestellt hätte, fand ich nicht gerade prickelnd. Jörgs neue Freundin Pia, die „dauerkaugummikauende“ „junge Wilde“ erweist sich als all das, was Iris nicht ist – modisch, schwungvoll, aufregend und unternehmenslustig. Gesine, die Ex-Freundin von Niklas mochte ich dagegen sofort, war sie doch sympathisch und überaus freundlich – auch ihrer Nachfolgerin Iris gegenüber, die sie als eine Art Seelenverwandte empfand. Aber man gönnt der so sehr vom Schicksal gebeutelten Iris den ungewohnten Ansturm männlicher Verehrer, denn das ist doch gut für das Selbstbewusstsein der eher unscheinbaren Protagonistin. Leider hat diese Tatsache, so begehrt zu sein, auch einen entscheidenden Nachteil: Iris muss sich für DEN richtigen „Bewerber“ entscheiden... Sehr gut gefallen hat mir übrigens der Schluss des Buches, den ich hier natürlich nicht verraten werde – es soll ja spannend bleiben. Aber in meinen Augen ist das Ende des Buches einfach genial – auf so eine Idee muss man erst einmal kommen! Eine kleine, und nicht ganz ernst gemeinte, „Kritik“ hätte ich dennoch anzubringen: das Buch war viel zu kurz! - Gerne hätte ich noch mehr von dieser amüsanten Handlung genossen. Und auch wenn im Buch lediglich der Kaffee, nicht aber der im Titel erwähnte Himbeerkuchen zum Einsatz kam – der Leser hat ja die Möglichkeit, diesen bei den vergnüglichen Lesestunden zu genießen. Fazit: Ein rundum gut gelungenes Erstlingswerk über eine Frau in den besten Jahren, deren innere Uhr jedoch bereits ziemlich laut tickt und die sich aufgrund einer Trennung neu orientieren muss. Der frische, humorvolle Schreibstil lässt sich flüssig lesen und die Handlung überrascht durch so manche unvorhersehbare Wendung. Zwar ist das Buch mit 14,99 Euro nicht unbedingt günstig, besticht aber durch seine großformatige und hochwertige Ausführung (Innenklappen und Vorsatzpapier). Für das unterhaltsame, und äußerst kurzweilige Lesevergnügen auf ca. 330 Seiten gibt es für mich die verdiente Bestnote von 5 Sternen.
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